REQUIEM - 4. Akt: Der Ruf des Bösen von CyberneticNemesi ================================================================================ Kapitel 2: Mad-Eye Moody ------------------------ Die Woche bis zum erneuten Schulbeginn überschüttete Dumbledore seine Lehrer quasi mit Arbeit, während er selbst mit dem Ministerium weitere Vorbereitungen für das Turnier traf. Jeder Hauslehrer bekam im Voraus Listen in denen alles stand, was sie für das Turnier vorzubereiten und zu besorgen hatten. Im Fall von Severus war es eine exorbitante Menge an Heiltränken, die er bis zum Start des Turniers im Oktober bereitstellen sollte. Allein die Zutaten dafür kosteten ein Vermögen. Auf seine Frage, ob sie das Zeug nicht von Außerhalb einkaufen konnten reagierte Dumbledore nur mit einem Kopfschütteln. Es wäre in der Tat einfacher gewesen einen externen Alchemisten zu beauftragen – oder das Ministerium. Warum er das machen musste ging ihm nicht in den Kopf. Interessanter Weise hatte der Schulleiter noch niemanden offiziell für die Stelle von Verteidigung gegen die Dunklen Künste bestimmt. Normalerweise gab es in der Woche vor der Eröffnungsfeier in der Großen Halle immer ein Vorstellungstreffen. Dieses Jahr schien ohnehin alles viel chaotischer zu werden. Es war am Abend der jährlichen Einführungsfeierlichkeiten, nachdem Minerva die Erstklässler auf ihre Häuser verteilt hatte, da flogen die Flügel des großen Eichenportal der Großen Halle auf und ein vom Regen durchnässter Mann trat ein. Er trug einen braunen Ledermantel und auf seinem Kopf ein Hut. Darunter hervor trat das rotbraune Haar, dass mit vielen, grauen Strähnen gezeichnet war. Er hinkte durch die Halle und bei jedem Auftreten erhallte ein lautes Klonk durch sein Holzbein. Severus hätte vor Schreck fast die Gabel fallen lassen als er erkannte, wer da gerade hereinspaziert kam: Alastor „Mad-Eye“ Moody. Der Auror, der auch ihn damals festgesetzt hatte als es mit dem Dunklen Lord aus war. Er wusste gar nicht, dass der alte Kauz noch lebte. Moody stampfte vor den Lehrertisch, nahm den Hut ab und entblößte sein zerfurchtes, von zahlreichen Kämpfen gezeichnetes Gesicht. Sein magisches Glasauge musterte sie einer nach dem anderen und blieb kurz an Severus hängen. Er nickte kurz angebunden. „Es ist verdammt nass da draußen, Dumbledore.“, sagte Moody und hinkte zu dem leeren Platz neben Severus. Severus saß da, immer noch die Gabel halb erhoben, wie als sei er erstarrt. Dumbledore hatte DEN Mad-Eye Moody für die Stelle von Verteidigung gegen die Dunklen Künste engagiert? Das war selbst für Severus, der Dumbledores nicht vorhandene Informationspolitik kannte, ein starkes Stück. Er hätte ihn wenigstens vorwarnen können. Albus Dumbledore erhob sich und gab Moody, genau an Severus' Gesicht vorüber, die Hand. „Schön, dass Sie es einrichten konnten.“, sagte der Schulleiter und räusperte sich. „Nun, da wir alle vollzählig sind können wir endlich ein neues Jahr in Hogwarts feiern. Zunächst muss ich aber einmal mehr darauf aufmerksam machen, dass der Verbotene Wald natürlich verboten ist. Zudem möchte ich unseren neuen Kollegen, Professor Moody, herzlich willkommen heißen. Er wird ab jetzt den Unterricht für Verteidigung gegen die Dunklen Künste übernehmen.“ Niemand applaudierte, so wie es sonst immer der Fall war, sondern alle Schüler starrten nur Moody an. Der beachtete sie jedoch nicht, sondern zog ein Messer aus der Innentasche seines Mantel und überprüfte das Essen als ob es vergiftet sei. „Des weiteren muss ich euch mitteilen, dass die Quidditsch-Saison dieses Jahr ausfällt.“, sagte Dumbledore. Plötzlich wurde es laut als die Schüler empört ihren Unmut kund taten. Albus hob gebieterisch die Hände. „Anstelle von Quidditsch erwartet euch ein ganzes Jahr eine aufregende Veranstaltung, denn das Trimagische Turnier kommt nach Hogwarts.“ Dumbledore ließ gerade den Glücksspiel-Moderator raus hängen. So überschwänglich wie er das sagte hätte man wetten können, dass es sich bei diesem Turnier um echten Spaß handelte und nicht um ein potentiell tödliches Ereignis an dessen Ende die Teilnehmer in ihre Einzelteile zerstreut wurden. „Hogwarts wird Schauplatz eines der größten Ereignisse der Zaubererschaften. Allerdings hat das Ministerium einige Auflagen verfasst. Etwa dass keine Person unter siebzehn Jahre daran teilnehmen darf.“ Wieder ging das wütende Getöse der Schüler durch die Reihen und dieses Mal konnte Dumbledore den Tumult nicht durch ein paar mildernde Gesten einfach ersticken. Severus lehnte sich zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Zur Abwechslung genoss er es, dass Dumbledore mal etwas pubertären Gegenwind bekam. Der ignorierte das wütende Gezeter seiner Schüler jedoch geflissentlich. „Das Trimagische Turnier ist ein friedlicher Wettstreit zwischen den drei größten, europäischer Zaubererschulen: Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang, die jeweils eine Delegation entsenden werden.. Und wie ich euch einschätze werden wir gute Gastgeber sein. Zudem wird einen unabhängigen Richter des Ministeriums geben. Kurzum: Es wird ein großartiges, gesellschaftliches Ereignis! Doch vergesst über all den wunderbaren Trubel nicht, dass ihr immer noch Schüler seid.“ Während Albus sprach beruhigten sich die Gemüter etwas. Severus die rebellischen Gesichter seiner Schüler, die allesamt mit Ihrer Unzufriedenheit kämpften. Erwachsene waren halt blöd und stellten sinnlose Verbote auf. Die Frage war, ob man sich dran hielt oder nicht. Nach dem Essen zerstreuten sich die Schüler auf ihre vier Gemeinschaftsräume. Dumbledore rief die Lehrer ebenfalls noch einmal zusammen. Im Lehrerzimmer saßen sie um den großen Versammlungstisch. Severus genehmigte sich dabei noch ein Glas Whiskey und erntete ungehaltene Blicke von Minerva. Moody saß ihm schräg gegenüber. Ihre Blickte trafen sich hin und wieder und er fragte sich den ganzen Abend warum Dumbledore ausgerechnet ihn zum Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste berufen hatte. Severus hatte vor vielen Jahren bereits mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Das hier war jedoch als säße er wieder auf der Anklagebank, auch wenn Moody kein Wort über ihn verlor. Der Abend verging ohne irgendwelche Zwischenfälle, auch wenn Dumbledore keine Erklärungen abgab warum und weshalb Moody eigentlich hier war. Die meisten Lehrer nahmen es einfach hin und diejenigen, denen es gegen den Strich ging schwiegen einfach und beschwerten sich später. Severus hingegen war unentschieden wie er das finden sollte. ---------------------------------------- Am Montagmorgen gab Severus Zaubertränke bei den Viertklässlern – Potters Klasse. Neben all dem Trubel für das Trimagische Turnier mussten sie ja gleichzeitig noch so tun als würden sie Unterricht geben. Severus stand an der Tafel und schrieb mit der Kreide gerade ein alchemistisches Schema für einen Herbizidtrank an. Anders als einige seiner Kollegen hatte er noch nie Zauberei dafür benutzt. Er versuchte seinen Schülern einzuprägen, dass sie in seinem Unterricht gefälligst ihre Zauberstäbe sonstwo zu lassen hatten. Dazu gehörte auch, dass er ganz altmodisch alles mit der Hand schrieb. Entgegen der allgemeinen Auffassung sein Unterricht sei nur dazu da das Labor in die Luft zu sprengen, verlangte er viel Theorie von seinen Schülern. Eine Aufgabe, der nicht jeder gewachsen war. Severus legte die Kreide weg und blickte in die Klasse. Verzweifelte bis ahnungslose Gesichter versuchten sich zu erinnern wo sie letztes geendet hatten. Nur Ms Granger hob mal wieder den Arm. „Ms Granger, ich habe noch nicht einmal eine Frage dazu gestellt. Sie können den Arm also unten lassen.“ Zögernd ließ Hermine Granger ihren Arm sinken. Aus Richtung der Slytherins gab es gekicher. Severus lehnte sich an sein Pult und verschränkte die Arme. „Herbizidtränke, oder einfacher ausgedrückt: Unkrautvernichtungsmittel. Hier eine einfache Variante und damit werden schon die meisten von euch gnadenlos überfordert sein.“ Wieder hob Granger den Arm. Severus verdrehte genervt die Augen. Kein normaler Mensch lernte die Schulbücher vor Beginn des Jahres auswendig. Die Kleine brauchte unbedingt ein Hobby. „Ja, Ms Granger?“ „Entschuldigen Sie, Professor, aber ich habe ein ganzes Kapitel darüber gelesen und da steht nichts von den von Ihnen verwendeten Zutaten.“ „Ms Granger, wenn wir einmal vergessen, dass sie schon wieder neunmalklug versuchen meinen Unterricht zu stören, wollen Sie wirklich hier und jetzt meine Fachexpertise anzweifeln?“ „Aber bei Hubert & Smith heißt es ...“ „Hubert & Smith sind auch gnadenlos veraltet. Dass die beiden in jeder Literatur aufgeführt werden haben sie auch nur dem glücklichen Zufall zu verdanken, dass sie die ersten Waren, die sich mit dem Thema beschäftigt haben. Wollen Sie mich also weiterhin unterbrechen?“ „Nein, Sir.“, entgegnete Ms Granger und sah demütig auf ihr Buch. „Wenn das also geklärt ist … was hält sie eigentlich davon ab mit der Arbeit zu beginnen?“ Sofort begann ein beschäftigtes Geraschel und die Schüler versuchten mehr oder weniger Erfolgreich die Anleitung an der Tafel in die Praxis umzusetzen. Severus ging durch die Reihen und überprüfte, dass niemand sein Labor sprengte während er versuchte einen Trank zu brauen. Der Trank von Draco war gerade so mittelmäßig. Potter war noch mit Schweiß auf der Stirn dabei etwas zusammenzurühren, was sie nicht augenblicklich töten würde. Ms Granger las schon wieder in ihren Buch und runzelte angestrengt die Stirn. Schließlich kam Severus bei Longbottom an, seinem wohl traurigsten Fall. Der war in ganz offener Panik dabei zuzusehen wie der seltsame, grün leuchtenden Schleim, den er fabriziert hatte, sich durch seinen Kessel fraß und dann noch einen Teil des Tisches zum Schmelzen brachte. Als er Severus bemerkte sah er ihn nur völlig verängstigt an. „Longbottom.“, sagte Severus und atmete tief. „Können Sie mir sagen der wievielte Kessel in vier Jahren das ist?“ Longbottom brachte kein Wort Wort heraus. „Ich verrate es Ihnen; der Sechste! Der Sechste! Was verstehen Sie eigentlich nicht daran?“ Severus deutete auf die Tafel. „Fünfzehn Punkte Abzug für Gryffindor.“ „Boah!“, hörte er es aus Richtung der Gryffindors raunen. „Zwanzig Punkte ...“, begann Severus und die Gryffindors verstummten sofort. „Nachsitzen Longbottom. Wieder und wieder bis Sie es begreifen, verdammt nochmal!“ Den Rest der Stunde verbrachte Longbottom damit die geschmolzenen Reste seines Kessels und des Tisches aufzukratzen. Zudem verdonnerte Severus ihn zu Strafarbeiten. Als es schließlich läutete räumten die Schüler schweigend zusammen und gingen hinaus. Nachdem alle raus waren holte Severus ein Päckchen Zigaretten aus dem Fach in seinem Schreibtisch. Rauchen war eigentlich ein schlechte Angewohnheit für einen Alchemisten, aber nach jeder Stunde war im Grunde froh, wenn der Kerker noch stand. In Ruhe rauchte Severus auf. In den Fluren durfte er ja nicht, weil das angeblich nicht pädagogisch wertvoll war – wie es Minerva ausdrückte. Hier fiel der Geruch auch nicht weiter auf. Immerhin gab es im Zaubertrankunterricht wesentlich schlimmere Gerüche zu bestaunen als Tabak. Severus drückte den Zigarettenstummel in einer Metallschüssel aus und ging nach oben. Das Mittagessen stand auf dem Plan. Als Severus die Kerkertreppe in die große Vorhalle hinauf kam traute er zunächst seinen Augen nicht. Eine Traube hatte sich um Mad-Eye Moody und einige Schüler gebildet. Als Severus im vorbeigehen sah, was da vor sich ging entglitten ihm die Gesichtszüge. Der alte Auror schleuderte ein weißes Frettchen mit seinem Zauberstab in die Höhe, ließ es auf den Boden klatschen, um es dann wieder hoch zu werfen. Potter und seine Clique standen ganz vorn mit dabei und sahen mit strahlenden Augen zu. Plötzlich dämmerte es Severus. „Mad-E... ähm … Professor Moody!“, rief Severus über die Köpfe der Schüler hinweg. Moody ließ sich nicht stören und Severus bahnte sich einen Weg durch die Schüler. „Was tun Sie da?“ „Unterrichten.“, sagte Moody seltsam gut gelaunt. „Ist das ein Schüler?“, wollte Severus wissen. „Nun genau genommen ist es ein Frettchen!“ Severus hielt Moodys Arm fest und drückte die Hand mit dem Zauberstab zur Seite weg. Das Frettchen schlug ein letztes Mal auf den Boden auf und lief quiekend davon. Mit einem Wink seines eigenen Zauberstabs beendete Severus den Zauber, der auf dem Frettchen lag und verwandelte es zurück. Ausgerechnet Draco kam zum Vorschein. „Wen das mein Vater erfährt, dann …!“, begann Draco großspurig wie immer. Moody machte einen Satz auf ihn zu und schrie wütend: „Ich kenn Geschichten über deinen Vater, da würden selbst dir die fettigen Haare zu Berge stehen!“ Draco rannte wie von der Tarantel gestochen davon, ehe Moody ihm nachsetzen konnte, und verschwand die Treppen hinunter in die Kerker. Severus wusste zwar, dass man ihn „Mad-Eye“ nannte wegen seines Glasauges, doch so einen Auftritt hätte er nicht erwartet. „Professor Moody“, sagte Severus „ich glaube, Sie sollten noch einmal unsere Richtlinien zur Bestrafung von Schülern durchlesen.“ „Pfff.“, machte Moody bloß und hinkte davon. ------------------------------------------ Wenig später saß Draco auf der Couch in Severus' Räumlichkeiten. Er hielt sich ein Eispaket auf sein Auge, das rot und lila angeschwollen war. Moodys Lektion hatte deutliche Spuren hinterlassen. „Der ist doch völlig übergeschnappt!“, meinte Draco schmerzverzerrt. „Moody ist halt noch ein Auror vom alten Schlag. Die sind alle etwas … nun ja … eigen.“, sagte Severus. „Allerdings war das selbst für den Auror Mad-Eye Moody schon etwas extrem.“ „Woher kennt ihr euch?“, fragte Draco. „Er hat mich nach dem Krieg festgesetzt. War schon damals kein besonders angenehmer Zeitgenosse.“, antwortete Severus. „Na wenn du das schon sagst.“ Draco legte den Kopf nach hinten auf die Lehne und schloss kurz die Augen. „Es hätte schlimmer kommen können.“, sagte Severus. „Moody ist ein alter Cowboy der erst schießt und dann fragt. Meiner Meinung nach hattest du noch Glück.“ Draco rollte nur genervt mit den Augen. „Ich will gar nicht wissen, was du angestellt hast damit er so außer Rand und Band war.“, erklärte Severus. „Lucius muss allerdings nichts davon wissen. Das ist Angelegenheit der Schule.“ „Du verteidigst den Typen noch?“, fragte Draco sichtlich verärgert. „Ich will nur, dass du endlich aufhörst dich wie ein Baby zu benehmen, dass ständig nach seiner Mama ruft.“ Draco blieb kurz der Mund offen stehen. „Und hör auf dich wegen jeden Schwachsinn mit Potter anzulegen.“, fügte Severus noch hinzu. „Das? Von dir?“, fragte Draco ungläubig. „Ich war auch mal in der Pubertät.“, antwortete Severus. „Ich weiß wie sich das hochschaukelt. Lass es nicht eskalieren. Das ist es nämlich nie wert.“ Draco brummte etwas unverständliches in sich hinein. „Wenn du schon nicht auf mich als Lehrer hörst, dann hör wenigstens auf deinen Patenonkel.“ Draco schwieg. Severus hoffte ihm etwas zum Denken zu geben, aber er wusste ja wie er in dem Alter war – unausstehlich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)