Er ist kein Mann von Via-chan (Sie wird niemals eine Frau) ================================================================================ Kapitel 4: Tag 4: Der Klabautermann ----------------------------------- Sie wusste, dass sie sich dafür später hassen würde aber was sollte sie tun? Sie konnte nicht mehr schlafen. Alpträume hatten sie geweckt und stumm weinend im Bett zurück gelassen. Sie hatte sich Stück für Stück beruhigen können als sie den anderen beim Schnarchen zugehört hatte aber einschlafen hatte sie nicht mehr können. Leise hatte sie sich aus dem Zimmer geschlichen und eine lange Dusche genommen. Halbherzig zog sie danach den Anzug an, der für sie schon zur Berufskleidung geworden war und schlich leise im Schlafraum umher. Die Klamotten auf dem Boden wurden immer weniger, so wie der Unrat der Männer. Scheinbar half das tägliche Säubern tatsächlich was sie als Erfolg verbuchte. In der Waschküche hing sie die fertige Wäsche von gestern ab und hing die Neue dafür auf. Die Waschtrommel schmiss sie leicht gähnend an ehe sie weiter ihre langen Haare mit dem Handtuch, das noch um ihre Schultern lag, abtrocknete. „Kura?“ Sie wäre beinahe an die Decke gesprungen und sah zur Tür mit Herzrasen. „Scheiße, Shachi!“ zischte sie und hielt sich an der rüttelnden Waschtrommel fest um wieder Luft zu bekommen. „T-tut mir leid!“ entschuldigte sich der Andere und hielt die Hände abwehrend hoch. „Ich wollte dich nicht erschrecken!“ meinte das langjährige Crewmitglied und fing dann an sie zu begutachten. Sie fluchte innerlich, weil sie ihre Mütze nicht trug. Ihr Gesicht sah relativ Geschlechtsneutral aus, ohne ihre Haare ging sie locker als Mann durch, doch mit ihren langen Haaren kamen die weiblichen Züge hervor. Sie hätte sie doch abschneiden sollen! „Du machst also immer unsere Wäsche“ kam Shachis Erkenntnis und sie sah ihn überrascht an. „..Ja“ konnte sie in dem Augenblick nur monoton sagen. „Und du hast voll langes Haar!“ Sie schlug sich innerlich gegen die Stirn und kramte aus der Hosentasche die Mütze hervor. „Ja. Hatte nie die Geduld mich beim Friseur hinzusetzten“ log sie und beugte sich vorne über und warf die Haare mit nach vorne. Sie sammelte die Haare in der Mütze ehe sie diese aufsetzte und sie sich wieder gerade hinstellte. Sie rückte noch mal den Schirm der Mütze zurecht und blickte Shachi gelassen an. Sie wünschte er würde einfach etwas dummer sein aber so schätzte sie den anderen nicht ein. Sie spürte die Schweißperlen auf ihrem Rücken als der andere sie einfach nur anstarrte, so vermutete sie da sie seine Augen nicht sehen konnte unter dessen Sonnenbrille. „Warum“ begann er langsam und sie glaubte alles war vorbei, dabei war die Reise gerade erst angefangen. Noch hatte sie nichts erlebt, nichts gesehen und nichts erreicht. „Warum versteckst du sie immer? Sie sind voll cool!“ „Was? Die Haare?“ fragte sie verwirrt und glaubte Sterne hinter Shachis Brille zu sehen. „Die Tattoos!“ „Oh“ Sie besah sich ihren hochgekrempelten Ärmel und den linke Arm. Die feinen Linien ihres Tattoos kringelten sich nach ihrem linken Handgelenk nach oben. „Was sind das für Symbole?“ fragte Shachi interessiert und kam näher um sie zu betrachten. „Keine Ahnung“ lachte sie stumm und etwas erleichtert. Ihr fiel ein schwerer Stein von der Seele. „Ich.. hatte die Idee und hab sie dann selbst tätowiert“ Sie ließ Shachi einen ihrer Arme nehmen und hin und her drehen. Sie hörte ihn leise murmel wie ungewöhnlich die Linien aussahen, da die meisten wohl dicke schwarze Linien kannten ehe er inne hielt. „Warte, meintest du grad du hast dich selbst gestochen oder hab ichs falsch verstanden?“ Auf diesen überraschten Blick, den sie nun eindeutig durch die abgedunkelten Gläser hat sehen können, lachte sie stumm auf. „Ja? Hat mir kein anderer machen wollen“ meinte sie und zog ihren Arm zurück. „Und falls es interessiert: Ich empfehle es nicht zum Nachmachen. Tat dreifach mehr weh als es machen zu lassen“ gab sie noch den Tipp ehe sie den Raum verließ. „Ah! Kura!“ rief Shachi hinter ihr hinterher als sie bereits im Hauptgang verschwunden war. „Kann ich erzählen, dass du der Klabautermann bis?“ Erwartungsvoll sah er sie an und sie zuckte mit den Schultern. „Hab nie behauptet einer zu sein. Keiner hat mich zuvor gefragt, ob ich weiß wer es ist. Mach wie du willst“ gab sie an ehe sie sich auf den Weg zum Maschinenraum machte. Der Zwischenfall mit Shachi hatte geschlaucht. Sie hatte ihn nicht erwartet und merkte dann erst unter welchem Stress sie eigentlich litt. Sie wusste nicht mal warum Frauen hier nicht erwünscht waren noch was geschehen würde, wenn Law herausfand, dass sie eine war. Wenn er es nicht schon wusste, dachte sie als sie müde die Zange zur Seite legte. Sie betrachtete ihre Notizen und ihr Werk an der Maschine. Sie war fertig und zufrieden mit ihrer Arbeit. Sie schielte kurz auf die von Passi ausgeliehene Uhr in ihrer Tasche, die ihr sagte, dass sich alle langsam zum Frühstück versammelten. Sie biss sich auf die Unterlippe. Sie wollte bleiben, sie wollte sich als nützlich erweisen so, dass man sie nicht rauswerfen konnte. Ihr war dennoch klar, dass sie nicht für immer verheimlichen konnte was sie war. Das war einfach nicht möglich aber.. Sie wollte bleiben auf diesem U-Boot. Außerdem, so dachte sie als sie das Werkzeug zusammen räumte, so sollte Bepo endlich etwas kühlere Luft bekommen. Sie atmete noch einmal durch ehe sie den Schalter für ihre neue Belüftungsanlage betätigte. Sie hörte das Surren und leise Brummen. Es klang gut und sie ging die Funktionen alle im einzelnen durch. Sie nickte sich selber zu als alles funktionierte und lief, wie es sein sollte. Grinsend betrachtete sie ihr Werk ehe sie sich auf den Weg zum Frühstück machte. Sie musste Bepos Gesicht sehen! Sie gab zu, außer Bepo keinen einzigen anderen Bären zu kennen aber dennoch konnte sie erkennen, dass dies ein liebevoller Bär war, der etwas kühle Luft verdient hatte. Sie war gerade die Stufen zur Küche hochgekommen, als sie Bepo am Geländer lehnend stehen sah, da dort eine der Belüftungskanäle an der Wand heraus kam. Es schien ihm zu gefallen und sie ließ ihn dort stehen als sie an ihm lächelnd vorbei ging um einen Platz an dem langen Tisch zu finden. Sie erkannte ihr Zuspätkommen an dem fast leeren Essenstisch und sie beschloss aus der Küche sich etwas zu nehmen. Die veränderte Luftzufuhr hatte scheinbar nur Bepo so richtig gemerkt. Es würde auch noch eine Weile dauern bis sich die Temperaturen veränderten. Nach einem kurzen Kontrollblick, entdeckte sie Shachi neben Pengu sitzend und daneben natürlich Law. Einen festen Sitzplatz hatte dieser scheinbar auch nie. „Hey, hey!“ rief Shachi plötzlich in die Runde als sie sich gerade Brote in der Küche mit den Rühreiresten aus der Pfanne belegte. „Ich hab Neuigkeiten zum Klabautermann“ Sie zuckte leicht und spürte leichte Scham in sich hochsteigen, die sie auf keinen Fall zeigen wollte. Ignorieren, sprach sie sich zu und schnitt sich einen Apfel auf. „Ich hab ihn gesehen!“ beschwörte Shachi geheimnisvoll und auch wenn sie nicht hinsah, konnte sie sein Grinsen spüren. „Ach komm, laber keinen Scheiß“ kam es augenblicklich zurück und Shachi wurde als kleiner Lügner und Tagträumer abgestempelt. Bei dem Ganzen hörte sie auch raus, warum Shachi überhaupt so früh im Schiff unterwegs gewesen war: Er hatte mit Pengu die Nachtwache geschoben. Das hatte sie wohl irgendwie verdrängt, glaubte sie und biss in eines ihrer Apfelstücke abwesend. „Ich lüg nicht! Ich weiß wer es ist!“ hämmerte Shachi mit der Faust auf den Tisch was ihn zum Klirren brachte. „Es ist Kura!“ Sie dachte kurz an die Fabelgeschichte, in der sich das Mädchen am Apfelstück verschluckte. Sie schaffte es gerade so den Kloß runter zu schlucken ehe sie sich zu den anderen umdrehte. So viele neugierige, fragende Gesichter wollte sie gar nicht auf sich gerichtet sehen. „Stimmt das?!“ „Warum?“ kamen die Fragen und ihr Blick mied extra den von Law, der sich scheinbar bei allem raushielt aber dennoch Interesse am Geschehen hatte. Sie machte das was sie am besten konnte, genervt die Augen rollen und abwehrend mit den Achseln zucken. „Ihr seid solche Schweine. In dem Dreck will ich nicht leben. Seit froh, dass es einer macht“ meinte sie nur kalt und drehte sich zurück zu ihrem Essen. Sie hörte als erstes Dante prusten und dann mit seiner unverkennbaren Lache die Stimmung auflockern. Für den Rest des Frühstücks durfte sie sich ein paar neue Spitznamen anhören, wie: Hausfrauchen, Putzteufel und gute Fee. Jeder der ihr dabei Spaßeshalber auf die Schulter oder Kopf klopfen wollte, da sie ja nun mal die Kleinste im Team war, wurde von ihr geschubst und getreten. Nicht mit viel Kraft, gerade so um zu zeigen, dass man mit ihr nicht alles machen konnte. Dadurch wurde das Lachen lauter und ihr Gesicht genervter auch wenn die Erleichterung sie durchströmte. Ein Stückchen so sein wie sie war, fühlte sich gut an. Sie waren noch nicht lange unterwegs aber sie spürte die aufbauende Verbundenheit mit den Jungs. Sie hoffte Law auch irgendwann davon zu überzeugen, dass sie dazugehören kann. Dieser hatte sie nach einer Weile verlassen, weil er scheinbar bei den Albernheiten der Männer nicht mehr anwesend sein wollte. Als er fort war, fiel die Anspannung etwas von ihr und sie lächelte leicht als Passi neben dem sie saß, sie freundlich anstieß und ihr anerkennend zu nickte. Das höchste Lob, das sie sich hätte wünschen können. Sie hoffte, dass auch Law weniger Angriffspunkte finden konnte und sie sich als nützlich für ihn erwies. Die neuen Aufgabenbereiche wurden verteilt und sie war heilfroh nicht die Nachtschichten bekommen zu haben. Putzen stand an was, wie die anderen meinten, sowieso ihr Spezialgebiet sei. Sie ließ die Männer lachen und fragte nach, ob sie dennoch weiter im Maschinenraum arbeiten konnte. Scheinbar hatte dagegen keiner etwas und ihr Ruheplatz war ihr sicher. Die nächsten Stunden verbrachte sie damit Mamat und den beiden anderen Spielkindern, Bossi und Jute, zu zeigen wie man Wäsche wusch. Es ließ sie vom nicht vorhandenen Glauben abfallen, weil die Männer vom Wäsche waschen wenig bis gar nichts wussten. „Wozu braucht man so etwas? Das sind Aufgaben für eine Frau!“ Irgendwann, so versprach sie sich, würde sie diesen Macho eines Mannes, der sich selbst Bossi nannte über Bord werfen. Mit oder ohne Zustimmung der Mannschaft. Die Quälerei fand erst gegen Abend ein Ende. Sie hätten dreimal so schnell sein können das Bad und den Schlafraum zu säubern, wenn zwei ihrer Gruppenmitglieder nicht im Bad einen Wischmopp Kampf angezettelt hätten. Genervt hatte sie mit Mamat, der tatsächlich auch langsam genervt aussah die letzten Klamotten zusammen gelegt und Bossi und Jute ziehen lassen. Sie kamen schneller voran ohne sie. Geschlaucht ließ sie sich neben ihren Leidensgenossen fallen und beobachtete mit ansteigenden Kopfschmerzen die zwei Verursacher ihres Leids, die bereits seit einiger Zeit schon beim Abendessen gewesen waren und nur sie mit Mamat fast schon zu spät gekommen wären. Doch Shachi mit Pengu bildeten das Schlusslicht bevor Dante mit Anders das Essen verteilte. Sie konnte sich nie entscheiden, wenn sie Anders sah, ob er jung oder alt war. Sein Aussehen, mit dem schwarz-grün gestreiften Hut und den strubbeligen blonden Haaren, die darunter hervorblitzten, ließen ihn jünger wirken. Jedoch seine Lachfalten am Mundwinkel und die Stoppeln am Kinn passten nicht dazu. Sie sah kurz zu Law, der sich von Bepo scheinbar etwas wichtiges erzählen ließ, wenn man von den Armwuchteleien des Bären aus ging. Dem Arzt schien es eigentlich nicht zu interessieren wer genau in seine Crew beitrat. Egal, ob jung oder alt. Hauptsache sie trugen zum Zweck des Zieles bei. Welches Ziel Law hatte.. sie war sich nicht sicher. Aber sie vermutete das Ende der Grand Line. Zumindest munkelte man dies unter den Crewmitgliedern. Erstaunlicher war, dass alle ihm folgten. Ihr Blick traf den von Bossi, der ihr kurz lange in die Augen sah, bevor er grinsend ihren vorgesehenden Teller mit dem Essen unter der Nase weg schnappte. Ihr unteres Augenlied zuckte gefährlich und sie knackte ungewollt mit einem ihrer Fingerknöchel ehe sie den nächsten Teller nahm. „Irgendwann“ murmelte sie leise und bekam einen beruhigenden Klopfer auf den Rücken von Mamat, der ihre Wut nachvollzog. Durch den Kampf mit Bossi und seinem Gefolgsmann Jute, hatte sie heute keine Zeit mehr für die Maschinen gefunden und seufzte als sie nach dem Essen frühzeitig auf dem Weg ins Bett war. Sie hörte noch die Männer feiern im Hintergrund bevor Bepo sie aufhielt. „Kura. Die Luft!“ begann der Bär und ihre Mundwinkel schossen hinauf. „Hast du es bemerkt?“ stellte sie die unnötige Frage, worauf sie bereits die Antwort wusste. „Ja! Danke! Oh! Es tut so gut“ seufzte der Bär ergeben. „Damit könnten wir von mir aus noch länger unter Wasser bleiben“ meinte er bevor er erschrocken zusammenzuckte. „Ich meine ich liebe noch lieber frische Luft! Noch länger müssen wir nicht unter Wasser stecken“ Erneut erschrak er sich und entschuldigte sich sofort. Sie lächelte breit und machte sich mit dem Eisbären auf dem Weg zum Zimmer. „Schon gut“ verstand sie Bepos Unsicherheit und hörte sich noch ein wenig dessen Danksagungen und Entschuldigungen an bis sie schließlich schlafen gingen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)