Love until the death von Schwabbelpuk (Liebe bis zum Tod) ================================================================================ Kapitel 9: closeness (Verbundenheit) ------------------------------------ Vor Ichiro blieb Seiji stehen und packte ihn unsanft am Kragen. Mit einer unvorstellbaren Mordlust sah er ihm direkt in die Augen. "Was hast du ihr angetan...", seine Worte waren weniger eine Frage, als ein verzweifelter Fluch, mit dem er Ichiro wohl am liebsten sofort tot umfallen lassen wollte. "Ich?", überrascht hob Ichiro seine Augenbrauen und musterte seinen Bruder sichtlich verwirrt. Dann zog er Seijis Hand mit Leichtigkeit von sich weg, als sei er ein kleines Kind und zeigte abschätzig Richtung Kazuya: "Ich habe sie vor dem da beschützt. Ich kann doch wohl ein wenig Dankbarkeit erwarten, oder nicht?" Einen kurzen Moment sah Seiji ungläubig zwischen Ichiro und Kazuya hinterher. Dann wanderte sein Blick zu Natsuko und zum ersten Mal sah er die restlichen Blutspuren an ihrem Hals. Sofort war Ichiro uninteressant für ihn geworden und er eilte zu ihr. "Natsuko!", hastig strich er ihre Haare beiseite und begutachtete besorgt ihren Hals, merkte aber schnell, dass dort bereits keine Wunde mehr war. "Es war nicht Ichiro", gab Natsuko plötzlich unvermittelt von sich und ließ Seiji so scharf die Luft einziehen, ehe er erleichtert aufatmete, als sei ihm eine große Last von den Schultern genommen. Dann nahm er Natsuko behutsam in den Arm. Fast meinte sie, er würde leicht zittern, redete sich dann aber ein, dass sie sich das nur einbildete. Da sie nun wusste, wer Ichiro war und was sein Biss bedeuten würde für sie, konnte sie Seijis Gefühle durchaus nachvollziehen. Und doch spukte ihr eine Frage im Kopf, die sie zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wagte auszusprechen. Viel zu schnell ließ Seiji sie wieder los und stürmte regelrecht auf Kazuya zu. Bevor er ihn allerdings erreichen konnte, hatte sich schon Ichiro zwischen die Beiden gestellt. Ausdruckslos musterte er seinen Bruder, der ihn zunächst verwirrt und dann wütend anfunkelte. "Aus dem Weg!", knurrte er bedrohlich, doch Ichiro machte keine Anstalten, auch nur einen Millimeter beiseite zu rücken. Kazuya hingegen hatte nun wieder schwach den Kopf gehoben, seine Augen immer noch rot leuchtend und sah Ichiro ungläubig an: "Fürst Ichiro..." "Du wirst diesem Mann nichts tun, Seiji", sagte Ichiro schließlich mit gefährlich ruhiger Stimme. Seijis Augen flammten rot auf und er schien Ichiro am liebsten sofort in Stücke reißen zu wollen. Gebannt beobachtete Natsuko die Szene. Sie wollte nicht, dass Seiji Kazuya etwas antat. Er war trotz allem ihr Freund und zudem schien er nicht er selbst zu sein. Zittrig stand sie auf und ihr wurde für einen Moment schwarz vor Augen. Sie hatte zu viel Blut in letzter Zeit verloren. Dennoch schaffte sie es irgendwie zu Seiji zu gehen und ihn sanft von hinten zu umarmen: "Seiji...bitte...lass uns nach Hause gehen..." Ihr Stimme war brüchig und sie spürte, wie sich bereits wieder Tränen in ihren Augen sammelten. Sie konnte es nicht ertragen, Seiji weiterhin so wütend zu sehen. Könnte es nicht ertragen, wenn er sich seine Hände ihretwegen beflecken würde. Seiji warf ihr einen vernichtenden Blick aus seinen roten Augen zu, ehe er sich wieder zu fassen schien und sie im gewohnten schwarz erstarben. Auch Ichiro seufzte kaum merkbar erleichtert auf und lächelte seinen Bruder wieder provozierend an. "Um den da", er nickte kurz mit dem Kopf Richtung Kazuya, "werde ich mich kümmern." Grade in diesem Moment stürmte Beniko in den Raum, ihr Atem gehetzt und sah sich schnell im Raum um. Als ihr Blick Ichiros traf, strahlte ihr Gesicht für den Bruchteil einer Sekunde und sie lief hastig auf ihn zu, die anderen ignorierte sie völlig. "Mein Herr", kam es leise, etwas abgehetzt von ihr, "endlich habe ich sie gefunden." Ichiro lag leicht verwirrt den Kopf schief und musterte Beniko: "Mit deinen Fähigkeiten dürfte es doch ein Leichtes sein, mich ausfindig zu machen." Beniko wurde etwas rot und sah beschämt zu Boden. "Ja, schon, aber die Luft ist voll von...seiner...Präsenz...", nervös nestelte sie an ihren Händen rum und sah weiterhin zu Boden. Fast schon liebevoll strich Ichiro Beniko über den Kopf und sein Blick wurde weich. "Alles gut, Beniko", er schenkte ihr ein leichtes Lächeln, ehe er sich zu Kazuya umdrehte. "Geht jetzt!", herrschte er, den Rücken Natsuko und Seiji zugewandt, die Beiden an. "Nur, weil du Natsuko gerettet hast, bin ich dir noch lange nicht zu Dank verpflichtet, elendes Monster", mit diesen Worten drehte Seiji sich auf dem Absatz um, hob Natsuko erneut auf seine Arme und verließ eilig das Gebäude. "Das weiß ich doch...", kam es nur traurig von Ichiro und seine Haare wirbelten im Wind, als hätte Seijis Kälte ihn erreicht. Innerlich hoffte Seiji, Ichiro so schnell nicht wiederzusehen, konnte aber noch nicht ahnen, dass ihm dieser Wunsch verwehrt blieb. Er lief schweigend die Straße entlang. Natsuko hatte die Arme um seinen Hals gelegt und kuschelte sich geborgen an ihn. Sie war unendlich müde und hatte alle Mühe, ihre Augen offenzuhalten. Sie sah aus den Augenwinkeln zu Seiji hoch, der eine ausdruckslose Miene aufgelegt hatte und sog den vertrauten Duft von ihm ein. Sofort fühlte sie sich an Ichiros betörenden Duft erinnert und wurde rot. Ein unerklärliches Zittern durchflutete ihren Körper und sie drückte sich fester an Seiji. Dieser nahm diese Reaktion wohl als Kälteschauer Natsukos wahr und beschleunigte seine Schritte. Endlich waren sie angekommen und standen vor ihrem Haus. Nun gab es keine Flucht mehr, keine Ausreden. Seiji öffnete die Tür, trat ein und schloss die Tür wieder hinter sich. Ohne ein Wort ging er Richtung Schlafzimmer und setzte Natsuko schließlich auf dem Bett ab. Einen Moment schien er mit sich zu hadern, setzte sich dann aber neben sie. Geistesabwesend fixierte er seine Hände, als seien sie im Moment das Wichtigste auf der Welt. Natsuko, verwirrt von seinem Schweigen, rutsche ein Stück zu ihm ran und drehte ihn an seiner Schulter leicht zu sich. Sein Blick fing den ihren und er sah sie auf einmal traurig an. Mit dieser Reaktion hatte sie nicht gerechnet und sie legte kurzerhand die Arme um ihn. Wieso kam ihr Seiji auf einmal so zerbrechlich vor? Seiji zögerte einen Moment, erwiderte dann aber ihre Umarmung. "Natsuko...", seine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Innerlich wusste er längst, wovor er so viel Angst hatte. Natsuko hätte niemals auf Ichiro treffen dürfen. Er wusste, wie mächtig er war, besonders welche Macht er auf Menschen haben konnte. Plötzlich hatte er das Gefühl, dass Natsuko ihm entgleiten könnte. "Was hast du mit ihm so lange besprochen?", kam ihm schließlich die Frage über die Lippen, die ihn auf der Seele brannte. Natsuko sah Seiji in die Augen. Offensichtlich hatte nicht nur sie die Begegnung mit Ichiro tief erschüttert, sondern auch Seiji, der unwissend warten musste, schien durch die Hölle gegangen zu sein. "Es war nicht viel", sie schüttelte leicht den Kopf, "er hat mir von eurer Familie erzählt." Das 'eure' ihn ihrem Satz ließ ihn erahnen, dass sie also bereits wusste, in welchen Verhältnis Ichiro zu ihm stand. "Meine Familie?", sein Blick verfinsterte sich schlagartig, "eigentlich hatte ich gehofft, du würdest es nie erfahren." Natsukos Stirn legte sich in Falten. Seiji hatte vor mit ihr die Ewigkeit zu verbringen, aber es war ihm nie in den Sinn gekommen, ihr von seiner Familie zu erzählen? "Aber-", setzte sie an, wurde aber von Seiji unterbrochen: "Aber ich freue mich, dass du offensichtlich so großes Interesse an mir hegst, dass du sogar in Kauf nimmst, mit Ichiro alleine zu sein." Ein Lächeln erhellte plötzlich sein Gesicht und er sah sie fast schon schüchtern an. "Ich möchte alles von dir wissen, also muss ich wohl einsehen, dass ich dir das im Gegenzug auch von mir bieten muss", er seufzte leicht, ehe er fortfuhr, "aber ich wünschte, du hättest mich gefragt und nicht Ichiro." Nun wand er den Blick ab und sah verletzt zur Seite. Natsuko wusste kurz nicht, was sie erwidern sollte. Natürlich war es nicht richtig, Ichiro anstelle von ihm solche Sachen zu fragen, aber sie hatte das Gefühl, dass sie ihn das nicht fragen durfte und er hatte ja auch soeben zugegeben, dass er ihr es eigentlich nie sagen wollte. "Seiji", etwas energischer als beabsichtigt drehte sie seinen Kopf zu ihr, sodass er sie wieder ansehen musste, "ich hatte das Gefühl, dich so etwas nicht fragen zu dürfen und von selbst kamst du auch nie an. Ich möchte die Ewigkeit mit dir Verbringen und dafür muss ich dich kennen und dazu gehört nun mal auch deine Familie. Ich wollte dir nur nicht zur Last fallen..." Seiji sah sie überrascht an und lachte dann leise: "Du könntest mir nie eine Last werden, Dummkopf." Er schüttelte lachend den Kopf und strich ihr über das Gesicht: "Frag mich von jetzt an bitte alles, ich möchte dir nichts verschweigen. Egal, was es ist, scheue dich nicht davor." Gerührt sah Natsuko ihm tief in die Augen, ehe sie sich fest an ihn drückte und in sein Ohr wisperte: "Ich liebe dich, Seiji..." Dieser drückte sie nun fest an sich und vergrub seine Nase in ihr Haar. Sie roch berauschend gut. Er liebte ihren Geruch, ihre Wärme, ihren Körper, der fest an seinen gepresst war. Er erwiderte nichts, sondern fing ihre Lippen zu einem Kuss. Diese Momente, die ihn ihr näher brachten, waren so unglaublich wichtig, von so unschätzbaren Wert. Er wollte jede Sekunde nutzen mit ihr, grade, weil er wusste, was für ein vergängliches Wesen sie war. Auch wenn er Ichiro diesen Umstand zu verdanken hatte, so genoss er diesen Moment der Zweisamkeit. Sein Herz begann zu rasen und er drückte sie auf das Bett, erst dann löste er den Kuss und sah ihr in ihre großen, blauen Augen. Ihr Gesicht war leicht gerötet und sie sah liebevoll zu ihm auf. Er weidete sich an ihrem Anblick, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und flüsterte schließlich leise: "Ich liebe dich, Natsuko." Seine Stimme war voller Wärme und er legte sämtliche Gefühle für das Menschenmädchen in diese Worte. Er konnte sich nicht erklären, woher diese tiefen Gefühle kamen, aber sie überwältigten ihn. Was würde er tun, um in diesem Moment kein Vampir zu sein, sondern ein ganz normaler Mensch. Ihr diesen ganzen Kummer zu ersparen und mit ihr alt und grau zu werden. Plötzlich sammelten sich in Natsukos Augen Tränen und liefen still ihr Gesicht runter. Erschrocken sah Seiji sie an, beugte sich tiefer zu ihr runter und wischte sie mit seinem Finger weg. "Natsuko, was hast du?", etwas überfordert versuchte er ihren Blick zu fangen, doch Natsuko drehte sich weg und versuchte hastig die Tränen wegzuwischen. "E..es ist...nichts...", kam es brüchig von ihr und sie begann nun leise zu schluchzen. "Das ist nicht wahr, Natsuko!", er versuchte ihren Kopf zu drehen, aber sie hielt ihn eisern zur Seite, "bitte, sieh mich an, Natsuko!" Langsam wurde seine Stimme verzweifelt und endlich drehte sie sich zu ihm um, sah ihn mit tränennassen Augen an. "Ich bin nur so unfassbar glücklich...", gab sie schließlich leise zu, "deine Liebe raubt mir den Atem und ich weiß nicht, womit ich das verdient habe." Seiji stutzte, die Gefühlsregung wegen Glück zu weinen, war ihm fremd. Also beugte er sich schweigend runter und umarmte sie. "Natsuko...", leise flüsterte er ihren Namen in ihr Ohr und Natsuko kuschelte sich an ihn. Dann beugte er sich runter und hauchte federleichte Küsse auf ihren Hals, der erneut von einem anderen geschändet wurde. Er küsste und liebkoste sie immer weiter, glitt immer tiefer und Natsuko seufzte wohlig auf. Sie ließ ihn machen, belohnte ihn mit leisen Seufzern. Die Welt um sie herum kam zum Stehen. Diese Nacht festigte ihren Bund, ihre Liebe und innerlich dankte Natsuko Ichiro dafür, ihr solch eine Chance offenbart zu haben. Als Natsuko am nächsten Morgen wach wurde, fühlte sich ihr Körper unglaublich schwer an. Sie hatte das Gefühl, kaum geschlafen zu haben und drehte sich wieder um, bis sie merkte, dass Seiji nicht mehr neben ihr lag. Auf einmal war sie hellwach und sah sich verwirrt um. Etwas irritiert suchte sie nach einer Uhr, um zu erfahren, wie sehr sie wohl verschlafen hatte. Auf dem Nachtschränkchen, auf Seijis Seite, erkannte sie eine alte Taschenuhr. Verwirrt runzelte sie die Stirn und griff danach. Sie hatte sie noch nie gesehen und auch noch nie bemerkt, dass Seiji sie je benutzt hätte. Woher kam sie also? War sie vielleicht in der Nacht aus Seijis Tasche gefallen und er hatte sie hastig auf das Nachtschränkchen gelegt? Denkbar war es. Sie drehte das Schmuckstück in ihren Händen und erkannte sofort, wie alt diese Uhr sein musste. Trotzdem war sie unglaublich gut in Schuss. Seiji schien sie sehr zu pflegen. Sie drückte auf den Knopf an der Unterseite und die Uhr sprang mit einem Schnippen auf. Die Innenseite war aus einem rötlichen Metall und die schwarzen Ziffernblätter waren alt, verschnörkelt und wunderschön. Fasziniert lauschte sie dem leisen 'tic-tic', welches die Uhr stetig von sich gab. Sie fragte sich, wem diese Uhr wohl mal gehört hatte. Natsuko war sofort klar, dass sie älter sein musste als Seiji. Wahrscheinlich war sie sogar ein Vermögen wert, so alt und vor allem so gut erhalten wie sie war. Sie drehte das Schmuckstück noch eine Weile in ihren Händen, bis schließlich Seiji zur Tür reinkam. Auf seinen Schultern lag ein Handtuch, offensichtlich hatte er geduscht. Als er sah, was Natsuko in den Händen hielt, entgleiste ihm das Gesicht und er stürmte regelrecht auf sie zu. Grob riss er ihr die Uhr aus den Händen und die lange Kette, die daran baumelte, riss Natsukos Haut auf. Feine Bluttropfen fielen auf die weißen Lacken des Bettes. "Seiji?", zutiefst erschrocken sah Natsuko ihren Freund entgeistert an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)