Der Teufelsgeiger von DragomirPrincess ================================================================================ Kapitel 2: Scouts und gehaltene Versprechen ------------------------------------------- "Als Gruppe könnt ihr das vergessen. Aber ich will dich noch einmal hören… und dich, allein." Der Scout sprach mit einer routinierten Kälte in der Stimme und ich war erstaunt, als sich sein Finger auf mich richtete. Noch erstaunter war ich jedoch, als sich der Finger auf Kira richtete, und er selber schien noch um einiges überraschter. "W…was?", stotterte er. Beinahe panisch sah er sich um und wie erwartet landeten die türkisenen Augen alsbald auf Gin. Manchmal war es wirklich niedlich ihn zu beobachten. Der Weißhaarige kam zu dem Kleineren nach vorn und grinste dann ein wenig. "Na los, Kleiner, ab mit dir." Die Hand des Silberhaarigen an seinem Hintern ließ den Blonden aufquietschen, aber er folgte trotzdem nicht sofort der Aufforderung. Das war überraschend. Normaler Weise genügte ein kleiner Schubs in die richtige Richtung von seinem -inzwischen war wohl Lover der angemessene Ausdruck- und Izuru würde augenblicklich folgen. Diesmal jedoch klammerte er sich an ihm fest. "A…aber, Gin…!" "Ab mit dir, das ist deine Chance." Er schob ihn von sich. Sein Blick undeutbar wie eh und je. Manchmal fragte ich mich, ob wenigstens Kira seine Augenfarbe kannte… Als dieser immer noch keine Anstalten machte sich zu bewegen, ging ich zu ihm und warf einen Arm um seine Schultern. "Na los, Wunderkind. Oder willst du, dass ich anfange?" "N…nein", stotterte er wieder und sah mich aus großen Augen an. Anscheinend hatte er wirklich Angst nach mir zu spielen. "Dann ab mit dir. Der Herr hat nicht ewig Zeit. Außerdem macht dir doch niemand etwas auf der Querflöte vor. Begeistere ihn, damit Gin stolz auf seinen kleinen Schützling sein kann." "Wie alt bist du, Junge?", fragte der Scout dann, der das Schauspiel anscheinend gelangweilt beobachtet hatte. "Se…sechzehn. Bald siebzehn", antwortete der Junge zögerlich, während er nach vorn trat, die Querflöte fest in der Hand haltend, vielleicht etwas fester als nötig. Der Scout hob eine Augenbraue: "Das ist sehr jung. Wie kommt es, dass du bereits einen Abschluss hast?" "Mhh… also… ich …ich habe zwei Jahre übersprungen… aber…. Musik war immer meine große Leidenschaft… also…" "Ich verstehe. Spiel was immer du magst." Nachdenklich betrachtete er den Blonden vor sich, der zögernd die Flöte an die Lippen setzte. Kira war extrem gut auf allen Instrumenten, die er spielte, ob es nun die Trompete, die Klarinette oder das Saxophon war, aber ich hatte selten jemanden so wie ihn Querflöte spielen sehen. Das Instrument schien mit seinem Körper zu verschmelzen und die Töne, die er ihm entlockte, waren glasklar und so zart wie er selbst. Nur war er leider ebenso schüchtern wie er begabt war. Ich trat ein Stück zurück, um ihn nicht noch mehr zu verunsichern, konnte jedoch sehen, dass seine Finger zitterten. Hinter mir flüsterte Grimmjow Gin etwas zu. "Hey, sag mal, ist er mit seinem Mund auch so gut, wenn's zur Sache geht oder ziert er sich da?" Gin trat ihm auf den Fuß und Grimmjow stieß einen schmerzverzerrten Laut aus, mit dem er Kira so sehr erschreckte, dass er stockte, bevor er überhaupt begonnen hatte. "Er ist minderjährig, Grimmjow!" "Ist ja gut, ist ja gut, musst ja nicht gleich nach mir treten." Ich sah die beiden mahnend an. "Ihr verunsichert ihn nur, seid endlich still!" Dann begann Izuru zu spielen und alle wurden automatisch still. Ich schloss die Augen, während er spielte und malte mir die Bilder im Geiste aus. Es war enorm beruhigend ihn zu hören, doch dann unterbrach der Scout ihn plötzlich: "Von deinem Spiel her würde ich dich jeder Zeit zu der Show schicken, aber dein Selbstvertrauen ist das Problem. Wenn du jedes Mal zu zittern anfängst, weil hinter dir jemand steht, kann dich niemand brauchen. Änder etwas daran." Er wandte sich kurzer Hand ab und sah mich an. "Jetzt du." Ich fand es etwas harsch, wie er mit Kira umging und wollte mich gerade für ihn einsetzen, als der Kleine selbst mir zulächelte und ein leises Viel Glück aussprach. Anscheinend war er weniger empfindlich als ich erwartet hatte und so ließ ich es bleiben, hob Geige und Bogen und trat etwas vor. Da er mir ebenso wenig ein Genre nannte, setzte ich einfach an ohne mich für ein Stück zu entscheiden. Es ging um junge Talente, also warum Stücke von Männern spielen, die seit Jahrhunderten tot waren? Es war mein eigenes Stück, dem ich mich mit jedem Ton mehr hingab. Ich stieg mit ihm in seine Höhe, fiel über die Dissonanzen und hob sie in sanften Bewegungen wieder an. Es war wie ein Tanz für mich. Wie der Tanz eines Raubvogels auf der Jagd nach Beute. Er unterbrach mich nicht, ebenso wenig sprach er, als ich geendet hatte. "Mann, Renji, was war das?!", brach Grimmjow dann die eiserne Stille. "Wo lernst du sowas?" "Du bist wirklich ein Teufelsgeiger, Mann." Ich lachte. "So ein Unsinn, Jungs." "Hier", durchbrach der Scout mein herzliches Lachen und hielt mir einen Zettel hin. Sei pünktlich zum Soundcheck." Er griff seinen Aktenkoffer und verließ den Raum. Ich starrte das Papier in meiner Hand nur an. Ichigo hatte vorgeschlagen mit der Band an dem Scouting teilzunehmen, das einem einen Platz bei der öffentlichen Show zum Semesterende besorgen konnte. An diesen Shows nahmen normaler Weise die Besten der Abschlussklassen teil. Es war ein Versuch dort Manager zu finden, die eine weitere Karriere möglich machen würden. Gin hatte von Anfang an angemerkt, dass wir keine Chance hatten, aber wir hatten mehr aus Spaß an der Freude trotzdem teilgenommen und jetzt hielt ich eines der so viel umkämpften Teilnehmerformulare in der Hand. Auch wenn es noch nur um die Vorstellung zum Halbjahresende ging, war das doch der erste Schritt für die eigentliche Aufführung im Sommer. Im Raum war es still geworden. "Renji, du hast es geschafft!", rief Ichigo dann plötzlich. "Das müssen wir feiern! Auf unsern Teufelsgeiger!" "Und das als Erstsemestler, unglaublich." Plötzlich waren sie alle wieder da. Kira warf sich vor Freude sogar um meinen Hals. Grimmjow brach mir beinahe die Schulter als er zuschlug und ich? Ich hatte es noch nicht so wirklich realisiert. "Byakuya-nii-sama, ich möchte dir jemanden vorstellen." Der Angesprochene drehte sich nur langsam um und ich hätte beinahe gelacht, als ich den unterschwelligen Hass in seinem Blick wahrnahm. "Rukia, du bist wieder da, wie schön." "Das ist-" Ich unterbrach sie: "Na, ist mein Name bekannt genug? Hast du ihn oft genug gehört, um ihn dir zu merken?" "Abarai Renji", antwortete er langsam und noch immer so hochmütig wie bei unserem ersten Treffen. "Man nennt dich auch den Teufelsgeiger." Zwischen uns baute sich eine Art Anspannung aus, die ich selber nicht genau erklären konnte, aber sie weckte ein Bedürfnis in mir, ihn zu besitzen. "Rukia, Großvater hat mich gebeten, dich zu ihm zu schicken, wenn du wieder da bist." Er nahm die Augen nicht von mir, während er mit seiner Schwester sprach und noch bevor diese ihre Zweifel, die mit einem Aber begonnen hatten, aussprechen konnte, fügte er hinzu: "Ich werde mich solange um deinen Gast kümmern." "Du willst also etwas von meiner Schwester? War das der Grund, warum du mich angesprochen hast?" Sein Blick hatte sich verändert. Der Hass, der eben noch so unterschwellig gewesen war, brannte sich jetzt in mich und ich konnte nicht an mich halten vor Lachen. "Das ist also der Byakuya, vor dem sich alle so fürchten? Ich hab ihn mir bedrohlicher vorgestellt." Urplötzlich lag eine Hand an meinem Kragen und er zog mich, obwohl er kleiner war, daran nach oben. Seine Kraft war beeindruckend und mein Grinsen verschwand von meinen Lippen. "Beruhig dich, Mann, ich bin schwul." Beschwichtigend hob ich die Hände. "Sie hat mich nach der Show angesprochen und mir erzählt, dass du ihr Bruder bist und so etwas. Wir haben gemeinsam angestoßen. Als ich ihr gesagt habe, dass ich gerne mit dir sprechen würde, man dich ja aber nie erwischt, hat sie angeboten, mich mit hier her zu bringen." Die Skepsis in seinen Augen, wandelte sich langsam wieder zu Zorn und der Stoff meines Hemdes ächzte etwas unter seinem Griff. Was war denn jetzt wieder los? "Sie mag dich! Wehe du tust ihr weh!" "Eben hast du mich noch dafür umbringen wollen, dass ich etwas von ihr wollen könnte und jetzt willst du, dass ich ihr nicht wehtue? Entscheide dich mal!" "Ich will, dass es meiner Schwester gut geht. Wenn du sie berührst, werde ich dich erledigen, wenn du sie zum Weinen bringst, ebenso." Seine Drohung zischte er beinahe, bevor er mich losließ. Ich nahm es locker. "Also um das Anfassen brauchst du dir echt keine Sorgen zu machen. Auch wenn ich blasse Haut und schwarze Haare in letzter Zeit extrem attraktiv finde." Ob er die Anspielung verstehen- "Kein Interesse." Wow, das war harsch. Ich erholte mich schnell von dem Korb - eigentlich hatte ich ihn sowieso erwartet - und lächelte dann wieder. "Da wir das jetzt geklärt haben. Du konntest dir meinen Namen merken." Ich musste gar nicht weitersprechen. "Wir treffen uns am Dienstag, nach der 4. Stunde in Probenraum 3. Willst du etwas Bestimmtes?" Er sah mich ziemlich genervt und eher unwillig an. Ich war ein wenig überrascht. Anscheinend stand er zu seinem Wort. Ich griff eilends in meine Tasche und zog die Notenblätter heraus. "Schau es dir mal an." Ich gab ihm die Blätter. "Sonst bleibt uns ja immer noch die Königin der Nacht." Ich lachte. Er nicht. Völlig ernsthaft betrachtete er die Noten, die ich auf dem Papier festgehalten hatte, doch bevor er etwas sagen konnte, kehrte Rukia zurück und beanspruchte meine Aufmerksamkeit für sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)