E(V)mily and her first and a half dates von Fandalite ================================================================================ Kapitel 7: The first and last letter ------------------------------------ Tess sagte nichts, gab mir keine Erklärung, aber sier tat etwas anderes. Statt vieler Worte erschien plötzlich ein Bild von einem großen grauen Alien  in meinem Kopf. Es hatte cirka acht tentakelartige Gliedmaßen und stand auf sechs davon mehr ode weniger aufrecht. Zwei der Tentakel gliederten sich in drei fingerartige Fortsätze auf und es hatte einen merkwürdig oval geformten kopf mit vier schwarzglänzenden großen Augen, von denen zwei auf seiner Stirn saßen, falls das die stirn war- und auch  wesentlich kleiner waren. Es sah schön und irgendwie anmutig aus, wenn es sich bewegte. Na ja zumindest, wenn man sich erst mal an die ganzen Tentakel gewöhnt hatte.   Tess lachte über meinen Vergleich, stimmte mir gleichzeitig aber auch zu. Tess lachte ein bisschen, eindeutig verwirrt über die Frage. Ein Schaudern ging durch Tess´ Verstand. Ich wusste, woran sie dachte: An Krieg. An wirbelnde Klingen, Schreie, Gedärme und Blut. Oft genug war ich unfreiwillig Zeuge von Tess´ Erinnerungsfetzen an diese Zeit geworden und konnte gut darauf verzichten, es wieder zu werden. Wut kam in Tess hoch. Scham . Ich konnte es spüren als  wären es meine eigenen Emotionen. Vorsichtig tastete ich mental nach sier. Legte alle positiven Gedanken und Gefühle in dieses Tasten die ich aufbringen konnte. Dieses Mal...das erste Mal, wieß sier es nicht zurück während ich redete.   Tess atmete mit meinem Körper tief durch als wolle sie damit ihre inneren Dämonen abschütteln. Kurz ließ sier meinen Blick durch den Raum schweifen und blieb an der Sillhouette meines Laptops hängen. Ohne zu zögern richtete Tess sich auf und ging zum Schreibtisch hinüber. Vorsichtig klappte sie den Monitor hoch und schaltete den PC ein. Mit einem leisen Surren erschien erst  der bekannte schwarze Bildschirm und danach das Windowssymbol. Es tauchte den gesamtem Raum in ein merkwürdiges blaues Licht. Ziestrebig fuhr sier mit dem Zeigefinger über das Touchpad und öffnete ein Word Dokument in sierem privaten Ordner. Ich kannte den Inhalt dieses Dokuments genauso gut wie Tess. Hatte die Worte hinter dem blinkenden Cursor mindestens so oft gelesen wie mein Yirk. Wieder wie schon sooft, saß sier da und wusste nicht, welche Worte sier finden sollte für das was sier getan hatte. Wie immer würde dieser Brief an Rita und auch seine anderen fünf Versionen, unvollendet bleiben. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich zwischen Tess und mir aus und langsam aber sicher wollte ich wirklich wissen, was zwischen meinem Yirk und diesem Mädchen tatsächlich passiert war. Tess lachte und darunter mischte sich wieder die altbekannten Schuldgefühle. bot ich an. Erschöpft wischte Tess sich über das Gesicht und tippte ein paar Alibi-Wörter, um sich von den eigenen Gedanken abzulenken. Gleichzeitig fühlte ich wie erleichtert sier war, es mir endlich gesagt zu haben, aber auch wie beschämt. Trotzdem sprach sier weiter: Frustriert löscht Tess den gerade geschriebenen Absatz und ich musste leider irgendwo auch zugeben, dass sier recht hatte. Ich meine wie sollte man sich für sowas entschuldigen? Sorrry, tut mir  echt leid dass ich deinen Körper geklaut habe, aber ich hatte meine Befehle? Tess seufzte wieder . Ein schmerzhafter Klos bildete sich in meiner Kehle. Wieder bewegte mein Yirk den Mauszeiger. Diesmal Richtung X . Sier wollte das Dokument unvollendet schließen. Mal wieder. Aber dieses Mal ließ ich sier das nicht tun. Ich meine klar, eine Entschuldigung würde nichts von dem was Tess zu Invasionszeiten mit Rita gemacht hatte, wieder gut machen. Wahrscheinlich würde das Mädchen meiner Yirk niemals verzeihen können. Vergangenheit war Vergangenheit, vorbei und passiert. Aber vielleicht gab es eine Möglichkeit für das was gerade passierte, Für die Gegenwart. Eine zumindest winzig kleine Chance für Rita zu begreifen, dass Tess noch zu ganz anderen Dingen fähig war als nur zu Gewalt und Hass. Vielleicht könnte sie sier auch mit anderen Augen sehen, durch mich. Tess griff meinen Gedanken und die Idee dahinter auf so als wäre es siere eigene in dem Moment wo ich sie hatte. Unsicherheit machte sich in sier breit. Ablehnung. Wieder bewegte sich der kleine weiße Pfeil und für einen Moment war ich mir sicher sier würde das Dokument trotzdem schließen, weil sier nichts davonhielt, doch weit gefehlt. Anstelle der Schließen-Taste wählte sie "neues Dokument" und eine weiße Fläche erschien Siere Finger entspannten sich und sier ließ locker. War bereit meine sier diktierten Worte auf virtuelles Papier zu bringen wie sonst auch wenn wir zum Beispiel in der Schule waren oder an meinem Tagebuch arbeiteten und Freude machte der Unsicherheit Platz. Dankbarkeit Sier sagte zwar nichts, aber das war auch gar nicht nötig. Wenn einer im Kopf vom anderen lebt, braucht es meistens nicht wirklich  viele Worte. Ich wusste auch so was sier meinte, während meine Finger unter Tess´ Kommando  zögernd begannen zu tippen:     Sehr geehrte Frau Marita Flores,     Ich weiß Sie kennen mich nicht und das müßen Sie auch gar nicht. Eigentlich müssen Sie nicht mal diesen Brief lesen. Sie können ihn nehmen und einfach so in den Müll schmeißen. Sie können aber auch weiterlesen und ihn erst wegschmeißen, nach dem Sie wissen, weswegen ich Ihnen überhaupt schreibe. Also erst mal will ich mich vorstellen, das sollte man nämlich tun, wenn man schon so verrückt ist und irgendwelchen Leuten Briefe schreibt, die man eigentlich gar nicht kennt, also: Mein Name ist Emily und ich bin siebzehn Jahre alt. Seit fünf Jahren leide ich unter dem PEVM-Syndrom. Das heißt ich kann meinen gesamten Körper nicht mehr steuern. Nicht selbständig gehen, laufen, essen, reden oder mich waschen. Na ja eigentlich könnte ich Ihnen nicht einmal schreiben. Okay, kleine Verbesserung, weil ich das ja ganz offensichtlich trotzdem getan habe: Ich k ö n n t e  das alles nicht, wenn ich niemanden hätte, der mir ein bisschen dabei hilft. Vielleicht wissen Sie  ja, dass man bei PEVM zwar eingesperrt ist in seinem eigenen Körper und quasi nichts machen kann, aber ein Yirk schon. Deswegen habe ich auch  einen von ihnen in meinem Kopf. Ich bin aber nicht einfach  nur irgendeine verrückte EVMlerin die Ihnen schreibt obwohl sie Sie nie im Leben getroffen hat. Ich bin auch der Wirt von Teshken Sieben-Acht-Vier. Sie kennen ihn wahrscheinlich nur unter seiner Rangnummer: Teshken Acht-Acht-Acht. Meistens sage ich aber einfach nur Tess, erstens weil das kürzer ist und zweitens weil diese ganzen Nummern heute fünf Jahre nach der Invasion sowieso noch unwichtiger sind, als der berühmte Sack Reis in China.   Vielleicht lesen Sie ja immer noch, vielleicht haben Sie den Brief aber auch gleich weggeschmissen, nachdem Sie Tess´Namen gelesen haben. Ich weiß es nicht und will es ehrlich gesagt auch gar nicht wissen. Ich will Ihnen nicht sagen, was Sie tun sollen und ich will Tess auch nichts abnehmen, was er selbst tun muss. Alles was ich tun w i l l  , ist helfen. Tess helfen, weil er seit über eineinhalb diesen Brief schreiben will und nicht den Mut dazu findet. Aber vielleicht auch Ihnen. Vielleicht hilft es Ihnen ja  zumindest ein ganz klein wenig zu wissen, dass es meinem Yirk nicht egal ist, was Sie erlebt  haben. Wie wahrscheinlich Sie hat nämlich auch er viel Zeit zum Nachdenken gehabt. Er will sich allerdings nicht dafür entschuldigen, was er getan hat. Nicht aus Arroganz, oder weil er denkt es wäre nicht nötig, sondern einfach nur weil um Entschuldigung zu bitten in diesem Fall bedeuten würde, dass Tess von Ihnen verlangt oder zumindest in irgendeiner Weise h o f f t , dass Sie ihn von seiner Schulld  freisprechen und genau  das ist, sogar dann wenn Sie es wirklich wollen würden,  leider absolut unmöglich. Tess hat Ihnen viele  schlimme Dinge angetan. Schlimmer, als es sich die meisten Leute wahscheinlich vorstellen können und das wird sich auch niemals ändern. ganz egal was er tut und was nicht. Ganz egal ob er irgendeinem Mädchen dabei hilft zu leben, Teshken wird immer schuldig sein. Aber er kann es  zumindest bereuen und Ihnen zeigen, dass er sich geändert hat, einfach schon dadurch w e i l  er mir hilft diesen Brief an Sie zu schreiben und vor allem kann er Ihnen alles Gute wünschen.   Er kann hoffen, dass Sie im Moment wenigstens  Ihr Leben so leben, wie Sie es sich immer gewünscht haben. Dass Sie gesund  und glücklich sind, trotzallem was passiert ist und er  kann sich darüber freuen ,dass Sie jetzt frei sind und  selbst über Ihr Leben bestimmen können .   Der letzte Absatz grade eben kam übrigens von Tess und ich kann eigentlich gar nicht mehr tun,  als dem Ganzen einfach nur zuzustimmen, auch wenn ich das ein bisschen anders ausgedrückt hätte.   Wie auch immer, danke jedenfalls dass Sie den Brief gelesen haben Und  auch danke, falls Sie es nicht getan haben. Allein schon zu wissen, dass Sie zumindestens  die Möglichkeit bekommen werden ihn zu lesen, ist  genug für mich und viel mehr als Tess sich in den letzten Jahren  jemals erhofft hat .     Mit freundlichen Grüßen   Ihre Emily S.       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)