Fate or Destiny? von Tokiya-Ichinose ================================================================================ Kapitel 1: Abschied ------------------- Ein lautes, wiederkehrendes und schrilles Summen, riss mich mitten in der Nacht aus den Schlaf. Es wurde von einer kurzen Erschütterung gefolgt. „Achtung! Achtung! Code Red wurde ausrufen. Bitte folgen Sie unverzüglich den Sicherheitsvorschriften.“ Ich wurde hellhörig. //Code Red?...// Sofort streckte ich mich in die Höhe und beförderte meinen Körper aus dem Bett. Hastig griff ich nach meiner Uniform, in der anderen Ecke des Raumes und zog sie mir über. Ich legte keinen Wert auf Ordentlichkeit. Im Moment war das einfach nicht wichtig. Wichtig war nur, herauszufinden warum der Alarm ausgelöst wurde. So schlüpfte ich rasch in meine Schuhe und verließ mein Zimmer. Mit schnellen Schritten lief ich über den Flur. Crew-Mitglieder kamen mir entgegen. Hustend und hastig. Kadett Klaine blieb kurz neben mir stehen und hielt sich an meiner Schulter fest. Ich kannte ihn von der Brücke. Ein netter, wenn auch noch sehr junger Anwärter von siebzehn Jahren. Dennoch war er immer sehr munter und zielstrebig. So, wie er jetzt vor mir stand, kannte ich ihn gar nicht. „Schnell Leutnant... bringen sie sich in Sicherheit!...“, begann er hustend und erschöpft. „D-das Schiff... ist verloren!“ Ohne ein weiteres Wort zu sagen, wollte er weiter rennen, doch ihn hielt ihn mehr oder minder grob am Oberarm fest. „Das Schiff ist verloren?... Was soll das heißen? Was ist passiert und wo ist Emmerson!?“, hakte ich scharf nach. „Der Captain... ist noch auf der Brücke. Er wollte unverzüglich nach kommen...“ Klaine begann stärker zu husten. Es schien so, als würde er jeden Moment zusammen brechen. Deshalb stützte ich ihn und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Ganz ruhig Klaine. Du musst sofort zum Transporter-Raum, hörst du?“, erklärte ich ihm und versuchte ihn zu ermutigen. „Komm, du schaffst das Nimm alle Crew-Mitglieder mit, die du auf den Weg dorthin triffst. Wir sehen und auf der Erde.“ Ich half dem Teenager hoch und schubste ihn fordern in die richtige Richtung. So leid es mir auch tat, ihn jetzt zurück lassen zu müssen, doch ich hatte keine Zeit für ihn. Anscheinend steckte mein Captain nämlich in sehr großen Schwierigkeiten. Warum sollte er denn sonst noch nicht auf den Weg zum Teleporter-Raum sein? So richtete ich mich wieder auf und lief hastig durch den langen gang des Schiffes. Der Weg zur Brücke kam mir so unendlich lang vor. War er schon immer so lang gewesen, oder bildete ich mir das gerade nur ein? In Gedanken war ich bereits dort. Was erwartete mich? Was war mit Emmerson? War er ok? Ich hoffte es. Er musste einfach! Dieses Schiff brauchte ihn. Die Crew brauchte ihn und ich?... Ja, ich brauchte ihn irgendwie auch. Er war einfach die Person, welcher ich mein Leben blind anvertrauen würde. Zugegeben, das war nicht immer so gewesen. Am Anfang lief es zwischen uns alles andere als gut. Wir stritten uns immer wieder über Kleinigkeiten und gerieten auch auf Missionen oftmals aneinander. Doch Emmerson war in der Zeit, seitdem ich in dieser Crew agierte, zu einem engen Vertrauten geworden. Ein Freund, welchen ich nicht verlieren wollte und auch nicht verlieren konnte! Meine Schritte wurden immer größer. Nur noch ein paar Meter, dann war ich da. Plötzlich gab es eine weitere Erschütterung. Ich verlor das Gleichgewicht und wurde gegen die Wand des Ganges geschleudert. Eine Schramme am Arm und eine kleine Platzwunde am Kopf, war das Ausmaß dieses Zwischenfalls. Ich knurrte kurz, doch ich riss mich zusammen, zeigte keinen Schmerz, denn dafür war keine Zeit. Schnell richtete ich mich wieder auf und rannte weiter. Endlich! Da vorn war es! Ich konnte schon die Brücke, mit der Glastür sehen. Kaum hatte ich mein Ziel erreicht, war ich umso verwirrter, warum sich die Tür nicht automatisch öffnete, als ich mich ihr näherte. Ich schlug dumpf gegen die Scheibe und machte so meinen Captain auf mich aufmerksam. „Captain schnell! Wir müssen sofort hier raus! Hier fliegt gleich alles in die Luft!“, rief ich ihm zu und schlug noch einmal gegen das Glas vor mir. Emmerson schien erleichtert zu sein, mich zu sehen. „Anne! Welch Freude dich zu sehen.“ Er drehte sich mit einem warmen Lächeln zu mir um und gestikulierte mit den Armen. „Tja, das würde ich ja liebend gerne, aber ich fürchte, daraus wird nichts. Die Tür lässt sich nicht entriegeln“, erklärte mir der ältere Mann und trat näher an die Glastür heran. Ich war nun umso verwirrter. Dass die Tür nicht automatisch öffnete, hatte ich mitbekommen, aber gerade jetzt wo Code Red ausgerufen wurde und jeder die Sicherheitsmaßnahmen befolgen sollte, war das alles andere als OK. „Ich versuche sie manuell zu öffnen. Sekunde.“, gab ich zurück und wollte zu Schaltpult an der Seite gehen, doch ich wurde unterbrochen. „Nein... es dauert viel zu lange die Sicherheitscodes zu überschreiben. Gib dir keine Mühe und verschwinde solange es noch möglich ist.“ Ich blieb stehen und drehte mich wieder zu meinem Captain um. Ich sollte gehen? Ohne ihn? Ihn zurück lassen? Nein, das kam gar nicht in Frage. „Ich gehe ganz sicher nicht ohne Sie Captain!“, gab ich streng zurück. Emmerson folgte meinen Schritten hinter der Glastür und warf mir dann einen bestimmten Blick zu. „Das war keine Bitte, sondern ein Befehl!“ „Aber Captain!...“ „Anne du musst sofort von hier verschwinden!“, meinte er noch einmal. Ich sah kurz zu Boden und dachte über seine Worte nach. „...“ Irgendetwas in mir sagte mir, dass ich diesen Befehl einfach nicht ausführen konnte. Es fühlte sich so falsch an, Emmerson zurück zu lassen. Noch jemanden zu verlieren, der mir wichtig geworden war. Nein, das... konnte ich einfach nicht. So blickte ich ihn nach einer Weile wieder gefasst an. „Es tut mir Leid Captain, aber ich kann ihren Befehl nicht ausführen. Ich werde dieses Schiff nicht ohne Sie verlassen!“ „Verdammt Anne! Jetzt hör mir mal zu!“, schrie er mich an. Ich zuckte kurz zusammen, da ich ihn so aufbrausend selten erlebte. Eigentlich, hat er mich noch nie angeschrien. „Wenn du nicht sofort verschwindest, dann war alles was wir bisher aufgebaut haben völlig umsonst! Wir würden beide sterben und die Föderation würde ein wichtiges Mitglied des Militärs verlieren! Und nicht nur das. Schon mal dran gedacht, dass wir so knapp vor dem Frieden mit Kronos stehen?“, hakte er nach und sah mir dabei fesselnd in die Augen. Ich konnte meinen Blick nicht von ihm abwenden. Seine meerblauen Augen zogen mich in den Bann. „Anne ich bitte dich! Schmeiß das nicht alles für mich hin. Ich meine... was ist ein Leben im Gegenzug für Millionen Leben dieses Universums wert!?“ „Captain... Ich...“ Ich wusste nicht recht was ich sagen sollte. Er hatte ja recht, aber es fühlte sich dennoch falsch an. Mein ganzes Leben lang, wurde ich dazu ausgebildet, Befehle auszuführen, egal worum es sich auch handelte. Unzählige Male, habe ich mir dabei die Hände dreckig gemacht. Doch ich hatte mich nie darüber beschwert. Es war normal für mich, und jetzt?... Millionen Leben retten, für das eines einzelnen? Das war ein guter Schachzug, aber was, wenn man dabei einen wichtigen Menschen aus seinem Leben verlor? Ich erkannte mich selbst gerade nicht wieder. So unsicher habe ich mich noch nie gefühlt. „Die Pangalaktische Förderation braucht dich Anne~“ Seine Tonlage wurde weicher, einfühlsamer. „Nein. Das siehst du völlig falsch Emmerson T. Kenny“, fing ich nach wenigen Minuten gefasst an. „Endlich sprichst du mich persönlich an und nicht deinen Vorgesetzten“, ein schmales, warmes Lächeln zierte seine Lippen. Mein Blick war nun wieder auf den älteren Mann hinter der Glasscheibe gerichtet. Er sah für einen Moment lang glücklich aus. Glücklich darüber, dass ich ihn persönlich ansprach? „Die Föderation braucht uns beide! Besonders die Crew braucht einen Anführer wie dich!“ Ohne länger zu zögern, begab ich mich nun zum Schaltpult und hob die Schutzklappe ab. Ich kannte die gängigen Codes alle und einer musste für das entriegeln der Tür geeignet sein. Und wenn nicht, dann musste ich sie doch überschreiben. Das würde schon irgendwie funktionieren. Ich brauchte nur ein wenig Zeit. Als ich die Tasten drückte, piepte es schrill auf. Aus irgendeinem Grund, wurden die Tasten nicht akzeptiert. Es sah so aus, als hätte die Elektronik durch die Erschütterung einen Schaden bekommen. „Verdammt!“, fluchte ich hörbar und schlug auf den Pult mit der Faust. „Anne!... Verschwinde jetzt bitte“, drang es erneut an mein Ohr. Ich seufzte und stützte mich kurz an dem Pult ab. Warum?... Warum sollte ich aufgeben? Sollte ich IHN aufgeben? „Es ist zu spät für mich... Die Tür lässt sich einfach nicht öffnen, mein Kommunikator ist tot und ein Teleport ist von diesem Raum aus nicht möglich. Das war's“ Ich drehte mich ihm entgegen und schüttelte den Kopf. „Hör auf das zu sagen! Es muss einen Weg geben!“ Ich sah mich um, doch mir fiel einfach nichts logisches ein. Zum ersten Mal, war mein Kopf so voll, dass ich kaum noch klar denken konnte. Die Glasscheibe zu zerschlagen, wäre wohl das leichteste gewesen, wenn es sich hierbei nicht um Sicherheitsglas handelte. Selbst das härtste Eisen, würde das Glas nicht zum brechen bringen. Es war also aussichtslos, sie zu durchschlagen. Plötzlich gab es eine weitere Erschütterung und ich fiel direkt gegen die Glasscheibe. Meine Hand traf sich mit der von Emmerson hinter dem kalten Glas. Ich war wie gelähmt, als ich das bemerkte und ihm erneut in die Augen sah. „Emmerson...“, flüsterte ich leise seinen Namen. Ich wollte nicht ohne ihn gehen. Nein, ich konnte es nicht! „Oh hey! Kein Grund jetzt sentimental zu werden, ok?“, er lachte etwas und behielt seine Hand ebenfalls an der Glasscheibe. Natürlich berührten sich unsere Hände nicht wirklich, doch es fühlte sich so an. Ich war ihm in diesem Moment sehr verbunden und irgendwie, war da ein Gefühl, welches ich noch nie gespürt hatte. Tief in mir fühlte ich mich zum ersten mal unbeschwert glücklich. „Anne? In meinem ganzen Leben habe ich keine Person getroffen, die mich mehr fasziniert und in den Bann gezogen hat, als du.“, gab er ruhig wieder und schenkte mir ein weiteres Lächeln. „Versprich mir, dass du gut auf dich aufpassen wirst.“ Ich nickte leicht und fühlte, wie die Traurigkeit in mir aufkeimte. Es waren seine Worte, die mich so berührten. „Ja...“ „Danke für die wunderschönen Momente, für Zeit die wir zusammen hatten. Du warst mir immer sehr verbunden und wichtig. Wenn ich könnte und mehr Zeit hätte, (Ich weiß, dass du mich dafür gleich hassen wirst...), würde ich gern mit dir ausgehen und dich zum Essen einladen. Leider wird mir diese Ehre nicht zu Teil. Sorry Anne...“ Ich riss die Augen auf. Er würde gern mal mit mir ausgehen? Seine Flirtversuche kannte ich mittlerweile schon sehr gut, allerdings wurde ich noch nie Opfer davon. Das hier, klang schon fast ehrlich gemeint und wie eine Liebeserklärung. Konnte es sein, dass...? Es schockte mich jedoch nicht. Ganz im Gegenteil, ein Date mit ihm war bestimmt ziemlich nett und mal davon abgesehen, wir wären zum ersten Mal privat und vor allem nicht beruflich unterwegs. „Nein. Ich sollte dir danken Emmerson. Durch dich habe ich begriffen, was wirklich wichtig ist im Leben. Du hast mir damals eine Chance gegeben und mich hervorragend ausgebildet. Also Danke.“, höflich verbeugte ich mich vor ihm und legte meine Hand zurück an die Glasscheibe. Die Zeit wurde knapp. Hier explodierte gleich wirklich alles, also hieß es jetzt wohl Abschied nehmen. „Emmerson?... Ich verspreche dir, gut auf mich aufzupassen. Ich werden den Frieden wahren und alles dafür tun, dass es auch so bleibt.“ „Dann bin ich ja beruhigt, denn wenn jemand das schaffen kann, dann du. Und jetzt geh endlich ich hasse langwierige Abschiede!...“ Er lächelte warm und fing dann an zu lachen. „Leb wohl Anne.“, gab er ruhig wieder. „Leb wohl... Emmerson T. Kenny“ Langsam zog ich meine Hand von der Glasscheibe weg. Ich drehte mich um und blickte nicht mehr zu ihm zurück. Es würde mich nur noch mehr kränken. Schließlich begann ich zu rennen, so schnell wie ich konnte. Ich musste zum Teleporter. Die Sicht vor mir verschwamm, da sich kleine Tränen direkt in meinen Augen sammelten. Ich verlor die kleinen Tröpfchen auf dem Weg. Es war das erste Mal, dass ich weinte. Ich hatte nicht vermutet, dass ich überhaupt Weinen konnte. //Es tut mir leid Emmerson!// Nach wenigen Minuten erreichte ich den vorgesehenen Raum und beamte mich in letzter Sekunde nach unten, auf die Erde. Dort warteten schon die Sanitäter, doch ich schlug sie weg. Es ging mir 'gut' und die kleine Platzwunde am Kopf, war nicht der Rede wert. Mein Blick glitt hoch in den Himmel. Zu sehen war von hier unten nichts, außer das es kurz aufleuchtete, wie eine Explosion. Ich schloss meine Augen daraufhin. Klaine, welcher es durch meine Hilfe auch nach unten geschafft hatte, kam zu mir gerannt und wurde panisch. Er sah sich um, als ob er nach jemanden suchte. „Anne! Wo ist der Captain? Hast du ihn getroffen!? Ich dachte er wäre bei dir???“ Ich hörte seine Stimme zwar, doch es war so, als würde er Meter weit von mir weg stehen. //Emmerson...// Schließlich schüttelte ich leicht den Kopf, worauf hin der Teenager zu begreifen schien. Er schrie mit einem Mal und brach in Tränen aus. Ich riss mich zusammen. Sah stumm in den Himmel und versuchte zu verstehen. Emmerson hätte nicht gewollt, dass irgendjemand um ihn trauerte. Also tat ich es auch nicht, zumindest versuchte ich stark zu bleiben. „Danke für alles. Ruhe in Frieden mein Freund...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)