Tour de Japan von Hotepneith (Zwei Hundebrüder, drei Schutzherren und jede Menge Zoff) ================================================================================ Kapitel 2: Nach Norden ---------------------- Als sie allein zuhause im Bett lagen, meinte Inu Yasha: „Glaubst du wirklich, Kagome, dass ich mit soll?“ „Ja. Ich meine, er ist dein Bruder… Halbbruder und du bist nun mal sein einziger Verwandter,“ erklärte das Mädchen aus der Zukunft prompt. „Ich weiß, dass ihr euch nie besonders verstanden habt ... naja, er hat oft genug versucht dich und uns umzubringen, aber ….Er hat niemanden anders, der ihn zu so einer wichtigen Prüfung begleiten kann. Aber das wird er kaum zugeben. Immerhin hat er doch auch Rin hier gelassen.“ „Bei Kaede, nicht bei mir,“ sagte der Halbdämon bitter. „Inu Yasha!“ Kagome drehte sich auf die Seite zu ihm. „Bitte, denk doch mal nach. Welcher verantwortungsvolle Vater … Hör auf zu lachen, er sieht sich doch so!“ „Ich habe nur meine Zweifel, ja, schon gut.“ Er holte tief Luft, um sich zu beruhigen. „Aber nennen wir es Wachhund. Verantwortungsvoll, Vater und das in Bezug auf Sesshoumaru … Kagome, wir wissen beide, dass der Kerl jeden umbringt, der ihm auch nur im Weg steht.“ Mit gewissem Stolz ergänzte er dann doch: „Anwesende natürlich ausgeschlossen.“ „Kann ich jetzt weiter reden? - Schön, also auch als Wachhund hätte er doch nie Rin allein mit dir in einem Haus leben lassen können. Denk doch mal an ihren Ruf. Übrigens auch an deinen. ICH bezweifle ja nicht, dass du sie behütet hättest, aber...“ Sie legte die Hand automatisch an die Kette aus heiligen Perlen und Fangzähnen, die auf seiner bloßen Brust lag. „Es war die richtige Entscheidung für Rin. Und nur darauf kam es ihm an. Jetzt ist es die richtige Entscheidung, dass du mitgehen sollst. Aber er kann dich ja kaum bitten.“ „Stimmt. Herr Ich-bin so-toll kann nicht. Und schon gar nicht bei mir.“ Wenn dieser Hundeidiot doch nur mal die Fangzähne auseinander bekommen würde. „War er eigentlich schon immer so ...stolz?“ „Arrogant? Ja. Ich kenne ihn nicht anders als arrogant und mich umbringen wollend. Naja, in den letzten Jahren nicht mehr,“ gab er mit gewisser Ehrlichkeit zu. Seitdem er den Höllenpfad gemeistert hatte, hatte ihn Sesshoumaru als Träger Tessaigas anerkannt. Mehr nicht, aber das war doch schon mal was. „Dann hat er den Stock im Rücken schon als Baby verschluckt?“ Er musste nachdenken, was sie meinte, ehe er grinste. „Ja, vermutlich. Wie gesagt, ich kenne ihn nicht anders.“ „Dann schlafen wir jetzt. Wenn er bei Sonnenaufgang aufbrechen will, solltest du vorher noch schön gefrühstückt haben. Es ist noch Essen von gestern da, das mache ich dir rasch warm.“ „Klingt nach einem Plan.“ Er legte den Arm um sie und genoss ihren Duft. „Das kann Wochen dauern, Kagome.“ „Schon klar. Ich werde warten. Und sei ehrlich, den Schutzherrn des Westens als Bruder, Halbbruder, zu haben, klingt doch gar nicht so schlecht.“   Jaken wäre fast in Tränen ausgebrochen, als er den Befehl erhielt in diesem Menschendorf zu bleiben und auf Rin aufzupassen. Wieso durfte er nicht mit, stattdessen dieser törichte Halbdämon, der doch nie seinem Herrn gegenüber die Loyalität aufbringen würde wie er selbst. Natürlich sagte er nichts, aber sein vorwurfsvoller Blick sollte wissen lassen, dass er in seinen Gefühlen zutiefst gekränkt war. Dass das Sesshoumaru gleich war, wusste er allerdings auch. „Ich werde auf Rin aufpassen,“ brachte er daher nur hervor. Und immerhin, erkannte er nach einem Moment der Überlegung, würde diese Aufgabe einfacher werden als manches Mal zuvor. In diesem Dorf waren mit Inu Yashas Bande und dieser alten Priesterin ganz fähige Leute unterwegs, die sicher auch ein Auge auf das Mädchen haben würden. Und er wäre nicht allein schuld, an was auch immer. Wenn der Kleinen etwas zustieß, würde Sesshoumaru nicht nur traurig sein, nein, dazu wohl auch mordlüstern in jeder Richtung. Dann wäre es für einen armen Kröterich wie ihn das Beste, sein Grab schon geschaufelt zu haben – in der Hoffnung, dass es noch irgendetwas geben würde, was man hineinlegen konnte. „Äh, und Ah-Un, Sesshoumaru-sama?“ Der Hundedämon wandte ihm einen langen Blick zu, der sich Jaken eilig schweißgebadet zu Boden werfen ließ, zumal, als er das leichte Lächeln bemerkte. Wenn Sesshoumaru lächelte, musste jemand sterben, das war doch allgemein bekannt. Nur, welchen fatalen Fehler hatte er denn jetzt schon wieder begangen? Und leider war außer ihm und dem zweiköpfigen Drachen niemand da. „Der Drache kommt mit.“ Puh, es ging also nicht gegen ihn. Der kleine Krötendämon raffte sich hastig erleichtert auf. Nur, wieso sollte der Drache mit? Wenn der Herr auf ihm reiste, müsste der Halbdämon ziemlich unelegant auf dem Boden rennen. War es das etwa? Sehr subtiler Hinweis auf dessen minderes Wesen? Aber, warum sollte der dann überhaupt mit? Manchmal war Sesshoumaru-sama wirklich schwer zu verstehen.   Pünktlich bei Sonnenaufgang kam Inu Yasha aus dem Dorf. Er hatte alles gegessen, was Kagome ihm von gestern Abend noch aufgetischt hatte, da er schwer annahm, dass der Herr Halbbruder keine Pause machen würde damit seine Familienschande sich was zu essen besorgen konnte. Sesshoumaru erwartet ihn schweigend, ließ jedoch einen Blick über die kleine Gruppe an Menschen schweifen, die sich am Rand des Dorfes versammelt hatten. Rin lächelte ihn an und er wusste, dass sie sich schon darauf freute, wenn er wiederkam. Noch immer war sie einfach glücklich, wenn sie ihn sah, und er war sicher, dass sie das einzige Lebewesen war. „Na, dann,“ meinte Inu Yasha, um überhaupt etwas zu sagen. „Dann gehen wir mal zu diesem Yuki.“ Jaken war auch da, wie er jetzt erst bemerkte, wenn auch neben Rin, also offenkundig zum Abschied, aber wo war denn der Drache hin? Nun, das sollte ihm gleich sein.   Der ältere Halbbruder wandte sich um und ging los. Diese Redseligkeit des Bastards würde auf der Reise noch lästig werden. Bedauerlicherweise konnte er ihm kaum den Mund verbieten, wie er es bei Jaken machte, nicht, ohne ein nutzloses Duell schlagen zu müssen. Natürlich würde er selbst gewinnen, aber es war wichtiger diese Rundreise rasch hinter sich zu bringen und zu verhindern, dass der Drachenkönig den Halbdämon als Schutzherrn des Westens förderte. Aus eben diesem Grund war es auch misslich, aber sonst nichts, dass Inu Yasha an seine rechte Seite kam. Er würde froh sein, wenn diese Reise im Süden abgeschlossen war und dieser … wie hieß er doch nur? … ebenfalls ihn als Schutzherrn anerkannt hatte. Schuld an dieser ganzen Situation war eigentlich Ryujin mit seinem Rundbrief, dass der Westen unbedingt einen Schutzherrn benötigte und wenn schon nicht er, Sesshoumaru, dann der Bastard. Irgendwie müsste er dem Drachenkönig die Meinung sagen. Was, zugegeben, nicht ganz einfach war. Schutzherren durften einander nicht umbringen. Abgesehen davon befand sich die Residenz des Drachen im Schloss unter dem Ozean – bei gut zwei Kilometern Wasser über sich und einem Schloss voller Drachenkrieger würde ihm auch Bakusaiga und seine eigene, berühmte, Stärke kaum weiterhelfen. Misslich, diese ganze Lage. Hm. Ihm kam da eine Idee. Wenn Inu Yasha neugierig war, und, das musste er zugeben, nicht ganz zu Unrecht, wäre es doch am Besten gar nichts zu sagen, um nicht doch noch etwas über Ryujins törichten Plan zu verraten. Genau. Wozu war er ein magisch hochtalentiertes, allen anderen überlegenes, Wesen? Er hob leicht eine Hand und konzentrierte sich, ohne im Schritt inne zu halten.   Inu Yasha bemerkte die Geste seines Nachbarn. Was war denn jetzt schon wieder los? Immerhin konnte er sicher sein, dass das nicht gegen ihn gehen würde. Er hatte die Giftklaue im Bauch zwar überlebt, aber das war dennoch keine besonders prickelnde Erfahrung gewesen. Zu seiner gewissen Verwunderung erkannte er einen nur zu bekannten, kleinen, Flohgeist, der sich plötzlich sichtlich verwirrt zwischen Sesshoumarus Fingern befand. Als Myouga bemerkte, wo er gelandet war, brach ihm der Schweiß aus. Mit einer Sicherheit, die nur aus langjähriger Übung stammen konnte, schnippte der Hundedämon den Flohgeist seitwärts. Inu Yasha fing den Kleinen prompt auf und starrte den an. „Hallo, Onkelchen, was treibt dich denn her?“ „Ich weiß nicht so recht,“ murmelte Myouga und richtete sich in der Handfläche etwas auf. Immerhin war der jüngere der beiden Idiotenbrüder nicht ganz so mörderisch wie der ältere. „Sesshoumaru-sama hat mich hergeholt.“ Warum auch immer. „Aha.“ Inu Yasha blickte seitwärts. Sesshoumaru machte manchmal idiotische Sachen, wie aus relativ nichtigem Anlass Leute zu killen, aber für diese Aktion gab es sicher einen Grund. Er wusste schon lange, dass sein Halbbruder Dämonen und Seelen aus dem Jenseits holen konnte, warum also nicht kleine Leuchten wie Myouga aus der jetzigen Umgebung. „Und, was soll ich mit ihm machen?“ Der zukünftige Schutzherr des Westens erkannte, dass er deutlicher werden musste. „Myouga, erkläre ihm, warum eine Reise zu allen anderen drei Schutzherrn notwendig ist und was da kommt.“ Der Flohgeist holte einmal tief Luft. „Das bedeutet, Ihr nehmt endlich Euer Geburtsrecht wahr? Oh, dass ist wunderschön für den Westen,“ entfuhr es ihm, ehe er bemerkte, dass sich der Kopf des Hundedämons sehr langsam und betont zu ihm drehte. „Äh, ja, natürlich. Inu Yasha-sama, was wisst Ihr denn über diese Schutzherren?“ „Äh ...“ Der Halbdämon suchte eilig, was Miroku und Kaede gestern gesagt hatten. „Es gibt vier von der Sorte, irgendwelche uralten Verträge mit den Göttern. Sie schützen Japan, im Notfall auch zusammen. Und Sesshoumaru hat den Westen irgendwie geerbt.“ „Man kann solch ein Amt nicht erben, in dem Sinn,“ korrigierte Myouga prompt. „Es ist das Recht, das im Blut liegt. Und sein Großvater mütterlicherseits war der letzte anerkannte Schutzherr.“ „Ja, und was war mit Vater?“ entfuhr es Inu Yasha augenblicklich. „Der hatte nicht das Blutrecht, stimmt. Aber er war in Vertretung seines noch zu jungen Sohnes sozusagen der amtierende Schutzherr, zumal als Träger des Höllenschwertes. Warum habt Ihr denn gedacht, dass der Herr den Titel eines Taishou, eines Heerführers, trug.“ Inu Yasha hatte bislang, zugegeben, sich dabei gar nichts gedacht, wollte das aber auch nicht ein bekennen. „Schutzherr – ach, deswegen hat er auch gegen diesen dämlichen Schmetterling gekämpft, dessen Sohn MIR dann lästig fiel? Menomaru?“ „Hyouga hieß der Vater, ja. Und er war eine Gefahr für den Westen. Auch andere solche Gefahren beseitigte der Herr für seinen Sohn. Sesshoumaru-sama ist mit seiner Geburt praktisch eigentlich schon der Schutzherr gewesen.“ Myouga wusste, dass das an Tollkühnheit grenzte dem einen Fehler oder gar Faulheit zu unterstellen, aber er saß in der ausgestreckten Klaue des Halbdämons, und er hoffte, dass würde selbst den Hundedämon von allzu impulsiven Handlungen abhalten. Überdies vermutete er doch schwer, dass der lange Kampf, der gemeinsame Kampf, gegen Naraku irgendwas sogar bei den beiden Sturköpfen gebracht hatte. „Eben für solche Einfälle von außen wurde die Position des Schutzherrn erschaffen.“ Inu Yasha hatte kurz nachgedacht. „Sekunde, das heißt, als ich diesen Menomaru umbrachte, und das war eine Menge Arbeit, habe ich eigentlich nur den Job gemacht, den Sesshoumaru hätte machen sollen?“ Das stimmte irgendwie, dachte der so Angesprochene etwas verdrießlich, auch, wenn das natürlich die Ansicht Inu Yashas war und schon daher falsch sein musste. Hatte sich das etwa bis zu Ryujin herumgesprochen und den auf diese verrückte Idee mit dem Bastard als Schutzherrn gebracht, zumal sich der Drachenkönig ja jeden Tag praktisch vor seiner Haustür mit Tessaiga versichern konnte? Myouga suchte hektisch nach einer diplomatischen Antwort, die keinen der beiden Hitzköpfe bewegen würden, auf ihn loszugehen - oder auf sich gegenseitig - und beschloss abzulenken. „Nun ja, Menomaru wollte Euch und Kagome umbringen, das war ja wohl Notwehr. - Also, wenn ich das hier so richtig sehe, wandert Ihr gen Norden. Das heißt zu Yuki. Er ist ein Gott und lebt in den Gebirgen im Norden, auf der Nordinsel. Die einzigen, größeren, menschlichen Ansiedlung da sind Sapporo oder Nagano, glaube ich. In einem weiten Hochtal steht sein Turm … naja, eigentlich ist es eine Felsnadel, die aus der Hochfläche ragt. Wenn man diesen Turm emporsteigt, kommt man zu ihm. Wenn man zu ihm kommt, erkennt er einen an. So, ungefähr.“ „Aber es gibt Hindernisse?“ „Äh, ja, das vermute ich, Inu Yasha-sama, schließlich soll das eine Prüfung sein. Aber ich glaube keine tödliche, denn Schutzherrn dürfen einander nichts tun.“ „Na schön, weiter.“ „Ich vermute, dass Sesshoumaru-sama dann den Schutzherrn des Ostens aufsuchen wird. Das ist der Drachenkönig Ryujin. Er lebt mit Kriegern in Ryuku, dem Schloss auf dem Boden des Ozeans. Da dürfte die Prüfung schon sein bis zu ihm zu gelangen.“ „Ein Drache, na, das kann ja lustig werden. Bislang wollten alle, die ich traf, mich umbringen. Immerhin, schön zu wissen, dass der das wohl nicht darf.“ „Nun ja, er darf keinen Schutzherrn umbringen,“ korrigierte Myouga mehr ehrlich als taktisch geschickt. „Aber so oder so: es handelt sich bei allen Schutzherrn um sehr mächtige Männer. Es wäre daher gut, wenn Ihr … nun, Eurer Mutter Ehre macht und Euch höfisch verhalten würdet.“ „Keh!“ Der Halbdämon hatte die Kritik an seinem manchmal doch etwas ungestümen Benehmen durchaus verstanden. „Ja, ich passe schon auf. Immerhin bin ich ja hier bloß der Begleiter – und weiß nicht einmal warum.“ Das wusste Myouga auch nicht, aber nach einem Blick auf den schweigsamen Hundedämon riet er: „Wahrscheinlich, weil Ihr der einzige Verwandte seid.“ „Vermutlich.“ Immerhin hatte er noch nie gerade viel von dieser Verwandtschaft gehabt. „Und dann bleibt noch der Kerl im Süden. Gott und Drache hatten wir schon, der Dämon läuft hier neben mir – wer ist das?“ „Äh, das weiß ich nicht. Außer den anderen Schutzherrn hat ihn noch niemand gesehen. Er lebt unter der Erde, in einer labyrinthartigen Höhle. Er scheint eine Art Dämon zu sein. Sein Name ist Amalo. Auch hier dürfte die Prüfung darin bestehen zu ihm vorzudringen.“ „Naja, das sollte zu packen sein.“ Inu Yasha dachte kurz nach, ehe er sich doch erkundigte: „Dieser Yuki wohnt also hoch im Norden? Ist das nicht eine andere Insel?“ „Ja, genau.“ Myouga war begeistert, dass sich sein Schützling doch etwas gemerkt hatte. „Sehr schön. Dann erklärt mir einer, wie ich dahin kommen soll? Schwimmen?“ Er starrte zuerst vorwurfsvoll auf seine Handfläche. Als er bemerkte, wie dem so genannten Berater seines Vaters Schweißperlen auf die Stirn traten, sah er nach links, wo sein Halbbruder mit scheinbar ungerührtem Gesicht schritt, nun jedoch nach oben blickte. „Ach, ja, natürlich, Sesshoumaru-sama.“ Myouga atmete tief durch, als er den Schatten des zweiköpfigen Drachen über ihnen erblickte. „Hm?“ Der Halbdämon guckte erst nun ebenfalls in den Himmel. „Moment mal, du lässt deinen Drachen hier über uns fliegen? Wieso setzen wir uns nicht drauf und sparen uns Zeit und diese ganze Latscherei quer durch Japan?“ Er fand das eine sehr berechtigte Frage und sah ein wenig verwundert den Blick, mit dem sein Halbbruder zunächst ihn und dann Myouga musterte – ein einziger Vorwurf an den Flohgeist. „Was ist denn jetzt schon wieder?“ Das würde eine mühsame Reise werden, in der Tat, dachte Sesshoumaru nur. Von vornehmem Benehmen oder Benehmen im Allgemeinen hatte dieser Bastard wohl noch immer keine Ahnung? Der kleine Flohgeist seufzte, als er erkannte, dass er schon wieder erklären musste. „Ich vermute, Inu Yasha-sama, Ihr stellt Euch das so vor, dass Ihr zu zweit hintereinander in dem Sattel sitzen würdet. Das wäre natürlich unmöglich. Kein vornehmer Herr sitzt so auf einem Drachen, immer nur seitwärts. Und da hat nur einer Platz.“ „Ich vermute mal mit vornehmer Herr meinst du, Onkelchen, den ach so tollen Hund hier neben mir und nicht mich.“ Inu Yasha war etwas gekränkt, schließlich war er so schon auf Kiara oder einem Tanuki oder sonst wem mit Kagome geflogen und Miroku samt Sango gleich dazu. Schön, vielleicht galt niemand von ihnen als vornehm, aber praktisch war das doch möglich. Vermutlich würde sich allerdings der hochwohlgeborene Herr Hund neben ihm dabei den Stock im Kreuz brechen. „Äh, nein, natürlich Euch beide,“ beteuerte Myouga eilig, auch, wenn ihm das der potentielle Schutzherr des Westens übel nehmen könnte. Immerhin saß er gerade in der Klaue des Halbdämons. Wenn Inu Yasha nicht endlich lernte einigermaßen höfisches Benehmen an den Tag zu legen, würde es sein großer Bruder noch bedauern ihn mitgenommen zu haben. Wobei allein das ja schon eigenartig genug war. Sesshoumaru neigte nicht gerade zu innigen Freundschaften, nicht einmal innerhalb der Familie. Da lief doch irgendetwas, von dem ein armer, kleiner Flohgeist natürlich keine Ahnung haben sollte. Er war ja nur der Berater … Die Alarmklingel in seinem Hinterkopf schrillte und er war schon versucht weit weg zu springen, ehe sich die Finger des Halbdämons um ihn schlossen und davon keine Rede mehr sein konnte. Was war nur los? Die beiden Hundejungen waren stehen geblieben und der Flohgeist hörte das Brechen von Holz. Irgendwer kam auf die Beiden zugerast und nahm keinerlei Rücksicht auf die Vegetation. Ach du je. Nicht, dass Myouga gezweifelt hätte, wie ein Kampf ausgehen würde – aber leider saß er in der Schwerthand Inu Yashas. Was mussten sich denn alle lebensmüden Kreaturen Japans ausgerechnet diese Zwei als Gegner suchen? Nun ja, da steckte die Antwort schon in der Frage. Wie Lemminge folgten sie ihnen in den Tod. Jedenfalls da raste jemand wie eine besessenes Wildschwein auf sie zu und ….ach du je. Er hörte nur, wie der Halbdämon schlicht fragte: „Du oder ich?“ Angenehm berührt, dass sich da doch jemand an die höfische Rangfolge halten konnte – und unerwartet irgendwo im Hinterkopf stolz darauf endlich als großer Bruder anerkannt zu werden, erwiderte Sesshoumaru: „Mach. Ich werde zusehen.“ „Keh!“ Aber Inu Yasha öffnete seine Rechte und ließ den alten Flohgeist damit entkommen, ehe er sie an sein Schwert legte. „Immer muss ich den Müll wegräumen.“ Der Gestank nach verwesendem Fleisch wurde deutlicher. Was auch immer da kam war nicht mehr am Leben, nur noch besessen, und es war besser, das von seinem Leid zu erlösen. Nur kurz darauf raste etwas durch den Wald auf sie zu, das man kaum noch als ehemaligen Oni wiedererkennen konnte. Das Wesen sah, dass dort tatsächlich etwas wie Beute stand, und rannte weiter, bereit zu töten. „Windnarbe!“ Inu Yasha schob Tessaiga bereits zurück in die Scheide. „Sag mal, sollte ein Schutzherr so was nicht verhindern?“ Da er keine Antwort bekam: „Myouga? Onkelchen?“ „Er ist weg.“ Sesshoumaru ging weiter. „Du kannst ihn nicht wieder herbringen? Nein?“ Seufzend sprang der Halbdämon an die Seite des Älteren. Nein, natürlich nicht. Es war eine Sache, jemanden herbeizuzwingen, der stand und nichts Böses ahnte, und eine andere jemanden, der wie von Furien verfolgt durch halb Japan hetzte. Vermutlich würde Myouga erst durchatmen, wenn er in dem Dorf Musashino angekommen war. Unter dem Bann, den diese wahrlich nicht unfähigen Menschen gelegt hatten – und unter dem Rin sicher war – war der Floh selbst für ihn nahezu unerreichbar. Was leider bedeutete, dass er auf alle noch so törichten Fragen des Bastards selbst antworten musste, um den ruhig zu stellen. Und damit eben auch den Drachenkönig.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)