Dunkle Legenden von Kylie (Band 1) ================================================================================ Kapitel 8: Vergebung -------------------- James Potter war wirklich wütend auf ihn. Seit dem Zwischenfall mit Severus Snape sprach er nur distanziert mit ihm. Er mied Sirius zwar nicht, aber er ließ ihn spüren, dass sein Fehlverhalten etwas verändert hatte. Trotzdem sprachen sie nicht mehr wirklich über die Geschehnisse. Auch keiner der anderen beiden Rumtreiber wurde mit eingeweiht. Dennoch fielen Wurmschwanz und auch Moony natürlich auf, dass irgendwas nicht stimmte. Immer wenn sie Krone danach fragten, meinte er immer bloß, dass alles in bester Ordnung sei. Tatze hingegen bekam kaum ein Wort heraus und wusste einfach nicht, was er sagen sollte. Ihre Prüfungen standen kurz bevor. Inzwischen waren sie alle sechszehn Jahre alt geworden, doch durch den kalten Krieg zwischen ihm und seinem besten Freund waren die Feiern nicht so ausgelassen gewesen wie sonst. Auch die Osterferien waren ihm kalt vorgekommen. Sie waren alle in der Bibliothek, um für die kommenden Prüfungen zu büffeln. Auch wenn James sich um Unauffälligkeit bemühte, war es offensichtlich, dass er ihm auswich. Immer wieder musste er angeblich andere Bücher suchen gehen und setzte sich jedes Mal etwas weiter von Tatze weg. Es tat weh, doch er nahm es ihm nicht übel. Auch Snape ging ihnen weitgehend aus dem weg. Nur seine hasserfüllten Blicke trafen immer mal wieder die Clique. Obwohl er genau wusste, dass er zu weit gegangen war, hasste er Schniefelus immer noch. Er wollte ihn weiterhin fertigmachen und hielt sich nur für seinen besten Freund zurück. Seufzend beugte er sich über das Zaubertrank-Buch. Jedes Jahr fragte er sich wieder, ob er dieses Mal durch die Prüfungen fallen würde. Professor Pride war wirklich streng! Und er in Zaubertränke nicht der Beste... Professor Slughorn war da ganz anders. Er unterrichtete nur noch den Leistungskurs für Zaubertränke, weil er ein paar seiner „wichtigen Schüler“ noch zu Ende ausbilden wollte, dann würde er sich endgültig zur Ruhe setzen. Von Lily wusste er, dass er sehr humorvoll war und es ihm wichtig war, dass seine Schüler ihn mochten. Trotzdem waren ihm die Fähigkeiten seiner Schüler überaus wichtig. Wer Leistungen brachte, gewann viel Zuneigung. Mit seiner Gunst kamen Privilegien einher, die zu zahlreichen Festen einluden. Dann war da noch die Wand des Ruhms... Lily meinte, dass er dort Fotos von seinen erfolgreichsten Schüler aufhing. Jene, die nach ihrer Ausbildung in Hogwarts großartige Karrieren anstrebte. Professor Slughorn verkaufte ihre Erfolge als seine eigenen, weil er sie einst so gut gefördert hatte. Damit war er das genaue Gegenteil von Professor Pride. Auch er wusste Disziplin, Intelligenz und Konzentration zu schätzen. Wer sich gut anstellte, konnte gelegentlich auch ein dezentes Lob von ihm gewinnen, doch er lud keinen zu Feiern ein und schmückte sich auch nicht mit ihren Erfolgen. Er schien froh zu sein, wenn er Einzelne erreichen konnte. Sirius Black kam es vor, als hätten ihn bisher nicht besonders viele Lehrer erreichen können. Hauptsächlich wohl Professor Callum. Verteidigung gegen die Dunklen Künste lag ihm einfach. Dafür musste er theoretisch nicht mal büffeln! Trotzdem machte er es. Professor Callum war einer der wenigen Lehrer, die er nicht enttäuschen wollte. Ihm war es wichtig, dass er mit Bestnoten aus der Prüfung herauskam und er einen dummen Spruch von seinem Lehrer gedrückt bekam. Zauberkunde lag ihm an sich auch und er mochte auch Professor Ashworth, doch es gab vereinzelnd Zauber, die er nicht verstand. Er wusste, dass er sie mit etwas Zeit aber alle hinbekommen würde. Auch wenn die besagte Zeit gerade wegen der Prüfungen knapp wurde und Krone ihm nicht wirklich beim Üben helfen würde... Der Streit zwischen ihnen warf ihn wirklich zurück. Zumal es ihn ablenkte! Tatze wurde schmerzhaft bewusst, dass er zwar die Seiten umgeblättert, aber den Inhalt nicht gelesen hatte. Kein Inhalt der Tränke war also sitzen geblieben. „Wollt ihr nicht endlich abhaken, was zwischen euch schiefgelaufen ist?“, fragte ihn plötzlich eine Frauenstimme. Tatze sah auf und erkannte Lily Evans sofort, die ihn mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtete. Es überraschte ihn nicht, dass ihr die Spannung aufgefallen war. „Leicht gesagt...“, murrte er als Antwort. „Was immer passiert ist, es lässt sich doch bestimmt darüber reden.“ Ohne um Erlaubnis zu fragen, setzte sich die Rothaarige einfach neben ihn. Ein paar Bücher zum Lernen legte sie vor sich ab, während ihre grünen Augen ihn interessiert ansahen. „Oh bitte, setz‘ dich doch, Lily.“, sagte Sirius sarkastisch. „Möchtest du vielleicht auch etwas von meiner Tinte oder meinen Süßigkeiten haben? Oder direkt mein Leben?“ Seinen Sarkasmus nahm das Gryffindor-Mädchen nicht persönlich, denn sie belächelte es amüsiert: „Willst du nun meine Hilfe oder nicht?“ „Solange du nicht mit James in die Kiste hüpfst, wirst du mir wohl kaum helfen können. Nichts für ungut...“ „Ich wüsste nicht, wieso das irgendwas zwischen euch ändern würde.“ „Er hätte bessere Laune...“ „An seiner Laune scheint es nicht zu hapern.“ Sie deutete langsam in die Richtung von Krone, der gerade lautstark über etwas lachte, was Peter Pettigrew offenbar gesagt hatte. Wurmschwanz war hingegen vollkommen verlegen. Was immer seinen besten Freund so amüsierte, es war kein Scherz des Kleinsten ihrer Gruppe gewesen. Ja, es liegt nicht an seiner Stimmung..., gestand sich der Black-Erbe ein. Es liegt daran, dass ich Schniefelus fast umgebracht habe. Diese Handlung hatte James‘ Blickwinkel auf ihn verändert. Es hatte absolut alles verändert! Auch wie sich Sirius selbst sah. Immerhin hatte er bewiesen, dass er durchaus zu einem Mord fähig war, auch wenn er es nicht selbst getan hätte. „Ihr müsst euch auf das besinnen, was euch einst verbunden hat.“, erinnerte Lily ihn zärtlich und riss ihn damit aus seinen Gedanken. „Unabhängig von dem, worüber ihr gestritten habt... Ihr müsst über andere Dinge wieder zueinander finden. Ist das geschafft, könnt ihr sicherlich über das sprechen, was geschehen ist.“ „Du sagst das so leicht.“, seufzte Tatze unglücklich. „Es ist einfacher als du denkst. Ihr wart stets beste Freunde.“ „Ja, das waren wir. Und nun will er nicht mal mit mir in einem Raum sein.“ „Du weißt, dass das nicht stimmt. Er ist doch hier.“ „Jupp, und mindestens fünf Tische stehen zwischen uns...“ „Wenn er all das nicht klären wollen würde und du ihm egal wärst, hätte er dich längst aus dem Quidditch-Team geworfen.“, erinnerte Lily ihn lächelnd. „Er ist Kapitän und könnte dich für den Ersatz-Hüter ersetzen und in aller Ruhe einen neuen suchen. Aber das macht er nicht. Stattdessen sagt er dir, wann Training ist und schließt dich nicht aus.“ Der Punkt ging definitiv an sie. Wenn Krone es wollte, konnte er ihn aus der Mannschaft werfen, aber er behielt ihn. Redete im Training zwar nicht herzlich mit ihm, trotzdem wich er ihm auch nicht aus. Auch jetzt konnte er sich die Bücher ausleihen, die er brauchte und in den Gemeinschaftsraum gehen. Er könnte überall lernen! Stattdessen blieb er in seiner Nähe... Irgendwas war also an Lilys Theorie dran, die seltsamerweise an sie zu glauben schien. „Mal angenommen, ich würde dir glauben...“, setzte Sirius nachdenklich an. „Du glaubst mir.“, schlussfolgerte sie mit hochgezogener Augenbraue. „Ja, gut, ich glaube dir... Was genau muss ich dann machen?“ „Findet einen gemeinsamen Nenner, der euch beiden Freude bereitet und amüsiert euch nach Black-Potter-Manier. Wenn ihr richtig Stimmung habt, entschuldigst du dich.“ „Aber ich habe mich doch bereits entschuldigt. Mehrmals...“ „Wie ich dich kenne, warst du dabei nicht sehr überzeugen.“, meinte die Rothaarige amüsiert. „Du musst es schon so meinen.“ „Also gut... Eine aufrichtige Entschuldigung und was dann?“ „Wenn er soweit ist, werdet ihr über alles sprechen.“ „Und wenn er nicht soweit ist?“, hakte Tatze unsicher nach. Er glaubte nicht, dass er die Antwort wissen wollte. „Dann wird es unschön.“ „Ich hatte befürchtet, dass du das sagst...“ „Lass‘ dich nicht abschrecken.“, ermutigte sie ihn zärtlich. „Er will darüber sprechen, sonst wäre er nicht ständig in deiner Nähe. Er weiß bestimmt selbst nicht, wie er es anfangen soll. Sobald einer den Anfang macht, wird es von selbst laufen.“ „Aber was soll ich denn bitte sagen? Wie schaffe ich es, dass er mir auch glaubt?“ „Das kann dir keiner beantworten, Sirius. Sag‘ einfach das, was du fühlst. Sei einfach nur ehrlich. Wenn du bei der Wahrheit bleibst, sind deine Worte nicht mehr wichtig – nur ihr Inhalt.“ Bleiern nickte er, während sein Mund ihm ganz trocken wurde: „Okay, danke sehr.“ „Kein Thema. Ihr schafft das schon.“, säuselte Lily Evans und erhob sich mit ihren Büchern wieder. Durchaus zufrieden warf sie ihr langes Haar zurück und stolzierten aus der Bibliothek heraus. Er sah ihr nach. Verstand zunehmend besser, was Krone an ihr fand. Sie hatte ein seltsam gutes Herz. Glaubte an Menschen, auch wenn sie nicht an sich selbst zu glauben schienen. Plötzlich setzte sich James neben ihn: „Was wollte sie?“ „Hat mir nur ein paar Ratschläge erteilt.“, antwortete Sirius unsicher. Er wusste nicht, was er sagen sollte. „Achso, okay.“ Der Jäger sah ihn zwar aus den Augenwinkeln an, baute aber keinen direkten Blickkontakt auf. Nicht mal, als er sich erhob und wieder zu Peter schlenderte. Es fühlte sich so an, als habe er gerade eine Chance zur Versöhnung vertan. Jedoch war das hier wohl kaum Zeit und Ort dafür. „Ihr Ratschlag war gut.“ Erschrocken fuhr Sirius Black in sich zusammen, ehe er zur Seite blickte. Remus ließ sich auf dem freien Platz nieder, den Lily eben noch genutzt hatte. Auch er brachte ein Stapel Bücher mit. „Lauschen ist unhöflich.“, tadelte Tatze ihn nicht wirklich ernsthaft. „Mag sein, aber ich muss doch auf dich aufpassen.“ „Ich kann ganz gut auf mich selbst aufpassen.“ „Ach ja?“, hakte der Werwolf skeptisch nach. „Deshalb redest du auch seit Wochen nur noch sporadisch mit Krone? Und dann diese kühlen Blicke... Scheinst mir echt gut auf dich achten zu können.“ „Ja, ja... Hab‘ verstanden! Ich bin kacke.“ „Schön, dass du es einsiehst. Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.“ „Ich bin mir sicher, dass ich dir schon mal sagte, dass du ein schrecklicher Freund bist, Moony.“, seufzte Sirius und senkte seinen Blick wieder auf das Zaubertrank-Buch. Da er zuvor nicht auf dessen Inhalt konzentriert war, blätterte er zurück zum Anfang. Es kam ihm wie eine Endlosschleife der Hölle vor! Obwohl er sich zwingen wollte, dieses Mal den Inhalt genau zu studieren, kam ihm jedes Wort verschwommen vor. Er wusste, dass jeder Buchstabe deutlich war und es nur an seiner mangelnden Konzentration lag, doch das half herzlich wenig. Genervt nahm sich der Black-Erbe eine Lakritzstange und verbiss sich wütend darauf. Es musste von außen so aussehen, als habe einen unbändigen Zorn auf die Süßigkeit. „Kann ich dir irgendwie helfen?“, fragte Remus ihn skeptisch. „Soll ich dir das Buch vielleicht vorlesen?“ „Ich bezweifle, dass mir das helfen würde...“, nuschelte er kauend zurück. „Vielleicht brauchst du einfach nur ein bisschen Zerstreuung.“, meinte Moony nachdenklich. „Eigentlich wollte ich damit warten, bis du dich wieder mit Krone vertragen hast, aber das dauert wohl noch ein bisschen...“ „Was meinst du?“ „Wir hatten uns doch vor ein paar Monaten über die anderen Schulen unterhalten und das Trimagische Turnier. Erinnerst du dich?“ „Natürlich erinnere ich mich. Worauf willst du hinaus?“ „Na ja... Ein Trimagisches Turnier wird es wohl in den nächsten Jahren kaum geben und da wir von unseren Freunden nicht wegwollen, kommt ein Austauschjahr auch nicht infrage... Ganz zu schweigen davon, dass ich mir das nicht leisten könnte.“, erklärte Remus ausschweifend. „Stattdessen habe ich mich also nach ein paar Brieffreunden umgehört. War gar nicht so einfach... Aber ich habe ein paar Schüler finden können, die Interesse haben würden.“ „Tatsächlich?“, fragte Sirius überrascht. Damit hatte er nun wirklich nicht gerechnet. Eigentlich hatte er sogar nicht mehr großartig an diese Unterhaltungen gedacht, nachdem er über Durmstrang gelesen hatte. Diese Akademie unterrichtete nämlich sogar dunkle Künste... Dieses Wissen hatte ihn abgeschreckt, mehr von den anderen Schulen zu erfahren. „Für mich habe ich mich für eine Schülerin von Beauxbatons entschieden. Sie ist eine der wenigen Schülerinnen dort, die nicht nur Englisch sprechen, sondern auch schreiben kann.“, berichtete Moony aufgeregt. „Sie ist echt intelligent, witzig und hat mir schon viele interessante Fakten über ihre Schule geschrieben. Wir schreiben uns inzwischen mehrmals die Woche – je nach Eulengeschwindigkeit.“ „Wenn ich es nicht besser wüsste, dann würde ich meinen, dass du dich verliebt hast.“, kicherte Sirius amüsiert. Eigentlich freute es ihn aber, dass Remus mal so ausgelassen von einem Mädchen sprach. Ich dachte schon, dass du eventuell schwul bist... Hätte ich dich das gefragt, wäre es echt peinlich geworden!, dachte er erleichtert darüber, dass er nicht gefragt hatte. Remus hingegen errötete verlegen und schüttelte dann vehement den Kopf: „Quatsch! Nein... Ich bin nicht verliebt. Ich finde sie einfach nur geistreich... Kennen uns doch kaum.“ „Alles gut. Ich freue mich, dass du ein so liebes Mädchen gefunden hast.“ „Machst du dich gerade über mich lustig?“ „Ausnahmsweise nicht. Aber ich kann es gerne machen, wenn dir das lieber ist?“, schlug Tatze belustigt vor. „Nein... Nein, danke.“ „Lange Rede, kurzer Sinn... Was willst du mir sagen, Moony?“ „Ich hätte für dich vielleicht auch einen passenden Brieffreund gefunden.“ Brieffreundschaft... Er wusste nicht, ob ihm das wirklich lag. Immer auf Distanz, niemals Blickkontakt und vielleicht auch nie die Stimme des anderen hören. Konnte daraus wirklich Freundschaft werden? Anderseits konnte ihn das vielleicht echt auf andere Gedanken bringen. Er konnte mehr über ausländische Schulen lernen und fand vielleicht einen neuen Freund. Es musste keine so enge Bindung sein, wie er sie mit Krone hatte, doch vielleicht war er eine gute Alternative zu dem Quidditch-Kapitän. Niemand konnte James ersetzen, doch Sirius wünschte sich wirklich mal andere Gedanke als ihren Streit. Wollte mal nicht das Gefühl haben, dass er sich für irgendwas zu rechtfertigen hatte. Mal keine Entschuldigungen... Kein schlechtes Gewissen. „Okay... Du hast mich.“, gab Sirius also doch nach. „Wen hast du für mich?“ Remus‘ Brust schwoll an vor Stolz, als er die Zustimmung vernahm: „Er heißt Logan Jenkins und ist von Ilvermorny. Sogar aus dem Haus Wampus, das dich doch so sehr interessiert hat.“ „Ehrlich jetzt?“ „Japp, ist echt so. Logan ist wohl selbst an Hogwarts interessiert. Haben uns auch ein paar Mal geschrieben.“ „Und eine heiße Schnecke hast du nicht als Brieffreundin für mich finden können?“ „Ich dachte mir, dass du genug Weibchen hast, die in deinem Universum kreisen.“, seufzte Moony, der wohl mit diesem Einwand gerechnet hatte. „Ein paar Männerkontakte schaden dir nicht.“ „War nur ’n Scherz! Ich bin begeistert. Danke dir.“ „Gerne.“, lächelte Moony glücklich. Egal, ob Tatze sich mit seinem neuen Brieffreund verstehen würde, Remus hatte sowieso sein Ziel erreicht. Für einige Minuten hatte er all seine Sorgen vergessen und mal an ganz andere Dinge gedacht. Stattdessen dachte er an Ilvermorny und was er alles für Fragen zu dieser Schule hatte. Was er über das Haus Wampus wissen wollte... Darüber sprach er auch mit dem Werwolf, der ihm nebenbei beim Lernen für Zaubertränke half. Seltsamerweise schaffte er es, ihm die Zutatenlisten in den Kopf zu hämmern und ebenfalls die Anwendungsgebiete. Man konnte über Moony sicherlich viel sagen, aber nicht, dass er ein schlechter Freund sei. Eigentlich war er einer der besten Menschen, die Sirius Black jemals getroffen hatte. Über ihm stand eigentlich nur James Potter. Sie amüsierten sich auch nach dem Lernen herrlich miteinander. Setzten für Logan Jenkins im Gemeinschaftsraum auch zusammen den ersten Brief auf. Remus fing an und schrieb ihm, dass Sirius gerne die Brieffreundschaft eingehen würde, dann fuhr Tatze fort. Er stellte ein paar Fragen zu Logans Person und berichtete dann von sich selbst. Erst am Ende kamen ein paar Fragen zu Ilvermorny. Remus meinte, dass der Aufbau des Briefes so genau richtig war. Es war sehr höflich, wenn er sich zu Anfang erstmal nach Logan erkundigte, statt sich direkt selbst in den Mittelpunkt zu drängen. Da der Werwolf einen guten Draht zu Menschen hatte, glaubte er ihm das einfach.   Schon nach ein paar Tagen bekam er eine Antwort von Logan Jenkins, der ganz verzückt davon war, dass Sirius zukünftig regelmäßig mit ihm schreiben wollte. Er beantwortete ihm auch alle seine zahlreichen Fragen und berichtete ihm gerne von seiner Schule. Besonders interessant fand Tatze die Schilderungen über die Duell-Turniere von Ilvermorny. Es war ihm egal, dass Logan selbst im Ranking wohl nicht besonders weit oben war, solange er nur alles ausführlich beschrieb. Logan hingegen zeigte eher Interesse an einer ehemaligen Schülerin namens Sarah Kaiser. Er wollte gerne wissen, ob sie vielleicht zu ihrer Schulzeit Auszeichnungen bekommen habe oder ob jemand sie vielleicht persönlich kannte. Es kam ihm etwas eigenartig vor, trotzdem informierte er sich über dieses Mädchen. Recht schnell erfuhr Sirius, dass sie vor einigen Jahren an einer unheilbaren Krankheit verstorben war. Zuvor war sie spurlos verschwunden... Es gab Gerüchte darüber, dass sie vom Ministerium selbst versteckt worden war. Diese Fakten kannte Logan offenbar schon. Deshalb teilte er ihm mit, was er selbst schon herausgefunden hatte, damit Sirius sich keine unnötige Arbeit machte. Im Laufe dieser Mitteilung erklärte er ihm, dass er die Tochter von Sarah kannte. Offenbar wollte er für sie gerne mehr herausfinden. Mehr brauchte Sirius nicht zu wissen, um sich noch mehr Mühe zu geben. Jedoch konnte er nur in Erfahrung bringen, dass Sarah einst im Haus Ravenclaw gewesen war. Sie war sowohl Vertrauensschülerin als auch Schulsprecherin geworden. Den Abschluss machte sie mit Bestnoten. Danach gab es kaum noch Informationen. Leider schienen auch die Lehrer alle noch zu jung zu sein, um sie unterrichtet zu haben. Trotzdem sprach er diejenigen an, denen er vertraute. Erst bei Professor Callum hatte er Erfolg. „Wir sind damals zusammen zur Schule gegangen.“, antwortete er ihm überrascht. „Na ja... Mehr oder minder... Bin vier Jahre jünger als sie gewesen.“ „Haben Sie denn vielleicht mal mit ihr gesprochen?“, hakte Sirius begeistert nach. Endlich hatte er jemanden gefunden, der sie nicht nur kannte, sondern auch darüber sprach! Einige schienen sie zu kennen, aber nicht über sie sprechen zu wollen. „Ein paar Mal... Nicht so oft. Wir waren im gleichen Haus.“ „Sie waren in Ravenclaw?“ „Klar, wieso nicht? Was hast du erwartet?“ „Gryffindor...“, gestand Tatze aufrichtig.“ „Awww, du bist so süß! Ich muss dich enttäuschen... Ich war ein Ravenclaw.“ „Wie war sie denn so?“ „Weshalb interessierst du dich für Sarah Kaiser? Sie ist schon eine Weile tot.“ „Ich weiß, aber ich interessiere mich für die ehemaligen Schulsprecher. Sie alle haben große Leistungen vollbracht, um diesen Titel zu erhalten.“, log Sirius durchaus überzeugend. „Mich interessiert, wie sie gelebt haben. Jedoch habe ich über Sarah Kaiser nicht viel in Erfahrung bringen können. Als wären alle Aufzeichnungen vernichtet worden...“ „So ist es vermutlich auch...“ „Wie meinen Sie das?“ „Ich kann Ihnen dazu nichts Genaues sagen, aber Sarah musste untertauchen, weil sie sich auf die falschen Leute eingelassen hat. Das Ministerium ist bei so etwas sehr gründlich... Was für Ihre Recherche aber wohl kaum relevant ist.“ „Nein, ist es vermutlich nicht...“ Aber es klingt interessant!, fluchte er innerlich. Doch wenn er noch mehr in dieser Richtung bohrte, würde Professor Callum das verdächtig finden. Noch verdächtiger... „Jedenfalls war Sarah während ihrer Schulzeit ein wirklich freundliches, hilfsbereites und intelligentes Mädchen. Sehr beliebt bei ihren Mitschülern.“, berichtete der Lehrer in Erinnerungen schwelgend. „Hat jedem geholfen, der die Hilfe brauchte und war wahnsinnig strebsam. War immer viel am Lernen. Hat sich auch bezahlt gemacht...“ „Sie war damals Jahrgangsbeste, oder?“ „Ja, zusammen mit Tom Riddle.“, schauderte Marcus Callum und schien eine Gänsehaut zu bekommen. „War das nicht der männliche Schülersprecher damals?“ „Japp, und sie sind im... Ähm-... Ich glaube sie kamen im fünften oder sechsten Schuljahr auch zusammen.“ „Ehrlich?“, fragte Sirius überrascht. So etwas hatte er bisher nicht in Erfahrung gebracht. Vielleicht war dieser Tom Riddle ja sogar der Vater von Logans Freundin! „So ist es. War ein echt ungleiches Pärchen...“ „Warum?“ „Sarah war ein überaus gütiges Mädchen mit sehr viel Toleranz für ihre Mitmenschen. Riddle war eher... sadistisch. Bösartig...“, brummte Professor Callum und Unwohlsein verzerrte sein Gesicht. „Er umgab sich gerne mit recht... willensschwachen Mitschülern. Hauptsächlich Slytherins, aber auch aus einigen anderen Häusern. Aus allen Jahrgängen... Hatte echt schnell einen riesigen Fan-Club zusammen.“ „Waren Sie auch ein Fan?“ „Ganz und gar nicht. Habe meine Zeit eher mit Josh vertrieben.“ „Josh?“, hinterfragte Sirius verwirrt. „Professor Pride.“, korrigierte sich Marcus Callum rasch. „Er ging zur selben Zeit wie Sie und Sarah Kaiser auf Hogwarts?“ „Hmm, ja, aber sprich‘ ihn besser nicht darauf an.“, bat der Lehrer ihn ernst. „Er ist nicht besonders gut auf Riddle zu sprechen und wenn du Sarah ansprichst, muss man auch über ihn sprechen.“ „Mochten sich wohl nicht besonders?“ „Viel mehr als das...“ „Hass? So wie bei uns und Schnief-... Snape?“ „Noch viel, viel schlimmer.“, seufzte er. „Sprich‘ ihn einfach nicht darauf an, in Ordnung? Stell‘ dir das Schlimmste vor, was man dir antun könnte und rechne es Mal Zehn. Noch schlimmer war es, was Riddle Josh angetan hat.“ Er wusste beim besten Willen nicht, was dieser Tom so Schlimmes getan haben konnte, dass Professor Pride ihn derartig verabscheute, doch er vertraute Professor Callum und würde den Zaubertranklehrer nicht darauf ansprechen. Obwohl es ihn schon reizte. Doch vielleicht würden seine Recherchen ihm dazu irgendwann von selbst Antworten liefern. „Jedenfalls war Sarah nicht mit Riddles Aktivitäten einverstanden. Sie wollte ihn bekehren... Wollte ihm klarmachen, dass er auf dem falschen Weg war.“, fuhr Professor Callum fort. „Liebe macht blind. Sie erkannte nicht, dass sie ihn nicht bekehren konnte. Riddle baute sich eine richtige Schreckensherrschaft auf.“ „Inwieweit?“ „Niemand, der nicht seinem Fan-Club angehörte, hatte viel zu lachen. Vor allem Muggelgeborene... Halbblüter.“ „Weshalb hat Tom Riddle dann eine Auszeichnung bekommen? Die bekommt man doch nur, wenn man der Schule einen sehr großen Dienst erweist.“ „Das stimmt, aber Riddle verstand sich darauf, sich zu verstellen. Er war wahnsinnig... verlockend. Er gab den Menschen das Gefühl, dass sie etwas Besonderes seien. Also logen sie für ihn. Behaupteten, dass er nichts mit den Bösartigkeiten zu tun hatte.“ „Klingt etwas nach dem dunklen Lord...“ Darauf sagte der Lehrer nichts. Kaum einer wusste, dass Voldemort einst ein Schüler Hogwarts gewesen war und noch weniger kannten seine wahre Identität. Man würde ihn auch nicht mehr erkennen. Die dunklen Künste hatten ihren Tribut gefordert und sein Aussehen verunstaltet. Jene, die all das wussten, durften ihr Wissen nur teilen, wenn das Ministerium es erlaubte. Sirius Black war kein Eingeweihter und würde vorerst auch keiner sein, weshalb Marcus Callum nicht darüber sprach. Was nicht bedeutete, dass er ihn nicht selbst daraufkommen lassen durfte. Noch kam Tatze jedoch nicht darauf, dass er mit seiner Äußerung tatsächlich voll ins Schwarze getroffen hatte. Aber ihm ging Tom Riddle nicht aus dem Kopf und die Wirkung, die er auf sein Umfeld hatte. „Sarah veränderte sich am Ende des sechsten Jahres ziemlich.“, erzählte Professor Callum plötzlich. „Sie wurde stiller und mischte sich nicht mehr so in die Angelegenheiten von Riddle ein. Ich dachte eine Weile, dass sie sich nun endgültig getrennt hätten, doch sie hingen immer noch aufeinander herum. Ihre Einstellung zu ihm musste sich aber verändert haben.“ „Sie klingen ein bisschen verknallt.“ „Vielleicht war ich das auch... Sie war hübsch, klug und freundlich. Ein Traummädchen! Aber sie hat ihr Herz an Riddle verloren.“ „Aber sie starb doch wirklich eines natürlichen Todes, oder?“ „Oh ja, das ist bewiesen. Dafür wurden echt viele Untersuchungen gestartet, um sich dabei sicher zu sein.“ „Sie kam doch aus Deutschland, oder?“ „Korrekt. Ihr Vater musste wohl ins Ausland fliehen, jedoch weiß ich nicht, weshalb. Aber da sie nicht von ihm sprach, war es sicherlich nichts Gutes...“, meinte Professor Callum nachdenklich. „Ihre Geschwister schienen auch nicht besonders angetan von ihm zu sein. Die Beerdigung von ihm war nicht sehr herzlich...“ „Sie hat Geschwister?“, fragte Sirius wissbegierig. „Ja, eine ältere Schwester und einen älteren Bruder. Hatten nicht so das engste Verhältnis... Trotzdem gab ihre Schwester ihren Job als Auror auf, als sie verstarb.“ „Muss ja auch schrecklich sein, wenn die jüngere Schwester so jung stirbt...“ „Noch schlimmer waren die Untersuchungen bezüglich ihres Todes. Man benutzte viel schwarze Magie, um auszuschließen, dass keine dunklen Künste ihren Tod verursachten.“, spottete der Lehrer halbherzig. „Stell‘ dir das mal vor! Deine Schwester stirbt und die benutzen dunkle Magie, um einen natürlichen Tod zu bestätigen... Und du bist Auror und hast geschworen, dass du alle schwarzen Magier einsperrst. Hat ihre ganze Einstellung infrage gestellt und ebenfalls ihren Job. Da hat sie hingeschmissen und sich für eine ruhigere Karriere entschieden. Ich glaube, sie überwacht inzwischen Hauselfen...“ „Wow... Vom Auror zur Babysitterin...“ „So ist das Leben.“ „Was wurde denn aus ihrem Bruder?“, hakte er neugierig nach. „Keine Ahnung. Ist angeblich ein Anhänger der dunklen Künste, hat aber angeblich England verlassen. War schon immer ein eigenartiger Kauz.“ „Danke, dass Sie mir all das erzählt haben.“, sagte der Black-Erbe aufrichtig. „War total interessant.“ „Kein Ding, aber keine Fragen an Professor Pride!“ „Versprochen.“ „Gut... Sonst bringt der mich um.“ Sirius verabschiedete sich freundlich und eilte dann zurück in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors. Sofort zückte er seinen Federkiel und schrieb eifrig auf sein Pergament. Er war so entflammt, dass er nicht mal die verzauberte selbstschreibende Feder nahm, die ihm Peter zu seinem Geburtstag geschenkt hatte. Alles, was er von Professor Callum erfahren hatte, schrieb er für Logan nieder. Auch seine Vermutung, dass er den leiblichen Vater identifiziert haben könnte. Er beschrieb ihm die beiden und berichtete auch von der Veränderung Sarahs in ihrem vorletzten Jahr. Sehr zufrieden las er nochmals den wirklich langen Brief, ehe er sich zur Eulerei aufmachte, um ihn direkt loszuschicken. Er benutzte dafür Regulus Eule Amy. Es störte seinen kleinen Bruder nicht, wenn er sie losschickte, solange er sie nicht selbst brauchte. Amy war ein großer Uhu mit einer beeindruckend großen Flügelspannweite. Zudem noch hochintelligent. Sirius kannte keine Eule, die Post schneller an den Empfänger brachte als sie. „Bring‘ das bitte Logan Jenkins in Ilvermorny.“, sagte er und streichelte die Eule liebevoll. „Und flieg‘ vorsichtig.“ Amy bekam noch einen Eulenkeks von ihm, dann flog sie direkt los. Es würde sicherlich ein paar Tage dauern, bis sie mit einer Antwort wieder zurückkehrte. Er freute sich schon sehr darauf, nachdem er so viel in Erfahrung gebracht hatte!   Auch wenn es lächerlich klingen mochte, fühlte sich der Black-Erbe schon viel besser, seit er all diese Dinge über Sarah Kaiser herausgefunden hatte. Logan war wirklich sehr dankbar für die Informationen gewesen und hatte ihm sogar ein paar amerikanische Zauberböller geschickt. Er schwor ihm, dass es keine stärkeren gab. Etwas so Gutes getan zu haben, ließ seine Brust vor Stolz anschwellen. Und es nahm ihm endlich die Ängste vor der Unterhaltung mit seinem besten Freund. Er war bereit, sich seiner Verantwortung zu stellen. Wie von selbst hatte Sirius sogar eine Idee bekommen. Das gemeinsame Jungenzimmer war immer noch voll mit den ganzen Süßigkeiten ihrer Geburtstage. Dazu kamen diverse Scherzartikel, Butterbier und Zaubertränke. Der Stoff aus dem ein legendärer Abend gemacht wurde. Es war Freitagabend, also konnten sie am nächsten Tag ausschlafen. Außerdem würde Remus nicht allzu früh darauf pochen, dass sie weiterlernen mussten. Jeder brauchte mal eine Pause, auch wenn nächste Woche die ersten Prüfungen losgingen. Seine Freunde waren gerade noch einige Bücher zurückbringen, um für das Wochenende neue Lektüren auszuleihen. Gerade vor den Prüfungen wurde großen Wert auf pünktliche Rückgabe jedes Werkes gelegt und sie wollten sich lieber nicht mit der Bibliothekarin anlegen. Zeit genug für Tatze, um die ganzen Geschenke zu verteilen, rockige Muggel-Musik anzuwerfen und für angenehme Dämmerbeleuchtung zu sorgen. Außerdem legte er einige Scherzartikel bereit, die nicht das ganze Zimmer in die Luft jagten, wenn sie unvorsichtig worden. Alles sollte dazu einladen, Spaß haben zu wollen. Er wurde keine Minute zu früh fertig, als der Rest der Rumtreiber das Zimmer betrat. Überrascht sahen sie sich um und lauschten der Musik, die lange nicht mehr lief. Es musste an einen Junggesellenabschied erinnern. „Haben... wir was zu feiern...?“, fragte Krone vollkommen perplex. In diesem Augenblick schien jeglicher Ärger verflogen zu sein. „Ich denke, wir haben uns einen freien Abend verdient.“, sagte Tatze feierlich. „Wir haben seit Wochen richtig hart gebüffelt und uns eigentlich echt gut benommen! Wir mussten nur ein paar Mal nachsitzen...“ „Stimmt...“, bestätigte Moony und lächelte etwas. „Ein freier Abend täte uns bestimmt allen gut.“ Peter, James und auch Sirius sahen den Werwolf mit offenen Mündern an. Sie fragten sich wohl, ob er vielleicht unheilbar krank war, denn solche Worte hatten sie von ihm wohl noch niemals zuvor gehört. Innerlich dankte Tatze ihm. Es kam ihm so vor, als wollte Remus ihm bei seinem Anliegen helfen, die Wogen wieder zu glätten. Egal, ob dem so war, sein Einwand half auf jeden Fall dabei es zu ermöglichen. „Wir haben noch so viel Scheiß von unseren Geburtstagen... Damit können wir richtig viel Spaß haben!“ „Oh man, das ist zu genial!“, freute sich Krone breit grinsend und machte keine Anstalten sich zu sträuben. „Lasst uns feiern bis wir uns übergeben müssen, Leute!“ „Hört, hört!“ Wie Lily es prophezeit hatte, lief alles von ganz alleine. Sie hatten alle einfach nur Spaß zusammen und vergaßen alle Sorgen. Sie schlugen sich nicht nur die Bäuche voll und tranken dabei viel zu viel Butterbier, sondern sie schossen auch ein paar magische Raketen aus den Fenstern. Kichernd lauschten sie dann Filch, wie er über das Gelände raste und fluchend nach den Urhebern suchte. Nur würde er sie anhand der Flugbahnen nicht finden können. Der Zauber dieser bunten Lichtexplosionen sorgte dafür, dass die Raketen ständig die Richtungen änderten und unvorhersehbar in die Luft flogen. Dann hinterließen sie eine wunderschöne Pracht aus Farben, die teilweise sogar Bilder ergaben. Sirius entdeckte einen Löwenkopf in den bunten Lichtern, während Remus sie auf das Bildnis eines Hippogreifs aufmerksam machte. Eine besonders große Rakete ließ sogar einen chinesischen Drachen durch die Lüfte tänzeln! Irgendwann mussten sie ihr Feuerwerk allerdings einstellen, weil sie hören konnten, dass Filch die Vermutung anstellte, dass jemand sie aus einem Fenster schoss. Also schlossen sie ihre wieder und warfen sich anschließend lautstark lachend auf ihre Betten. Sogar ihr fünfter Zimmergenosse hatte sich zeitweilig ihrer Feier angeschlossen, war aber inzwischen in den Gemeinschaftsraum verschwunden, um dort weiter zu lernen. Er hatte mit den Rumtreibern einfach nicht mehr mithalten können und hatte wohl auch etwas Angst, dass Filch sie doch noch erwischte. Da sie vorerst keinen Krach veranstalten durften, entschieden sie sich ohnehin eher für eine Art Mutprobe. Sie hatten noch zahlreiche Packungen von Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung. Also musste immer einer nach dem anderen blind hineingreifen und eine probieren. Im Anschluss musste er ihnen den erwischten Geschmack mitteilen. Meistens hatten sie Glück und erwischten so etwas wie Erdbeere, Schokolade, Steak oder Pommes, jedoch gerieten sie auch an Erbrochenes – zumindest schwor Wurmschwanz, dass es so schmeckte – Zahnpasta oder undefinierbaren Schleim. Letztendlich spielte der Geschmack aber keine Rolle. Sie lachten herzlich bei jeder Bohne und amüsierten sich, wenn etwas Ekliges dazwischen war. Irgendwann waren Moony und Wurmschwanz jedoch vollkommen erledigt. Sie kuschelten sich mit Bauchschmerzen in ihre Betten und schliefen recht schnell ein. Ihre Gesichter strahlten sogar noch im Schlaf! Da waren keine Sorgen um den Ausgang ihrer Prüfungen. Kein Nachdenken übers Lernen. Sirius schmunzelte bei dem Anblick und machte die Muggel-Musik lieber aus. Dann hockte er sich zu Krone auf den Boden, der gerade einige Süßigkeiten auflas. Im Gelächter waren ihnen vor allem die Bohnen runtergefallen und keiner sollte darüber ausrutschten. Er half ihm dabei sie aufzusammeln und in eine leere Verpackung zu stecken. Da die Bohnen recht klein waren, war das nicht immer so einfach sie aufzulesen, doch in Gesellschaft war es angenehm. „Es tut mir ehrlich leid, was da passiert ist.“, sagte Sirius aufrichtig. Es gab keinen besseren Moment für dieses Gespräch als jetzt. Sie waren sozusagen alleine, waren beide entspannt und hatten zuvor sehr viel Spaß zusammen gehabt. „Schon okay.“, erwiderte Krone aufrichtig. „Bin dir eigentlich schon seit Wochen nicht mehr böse. Ich wusste nur nicht, wie ich es anfangen soll...“ Das waren die absolut schönsten Worte, die Sirius seit Jahren gehört hatte! Ein Stein fiel ihm vom Herzen und er war wirklich froh, dass Lily ihn angesprochen hatte. Nun würde er sie mehr würdigen. „Ich bin froh, dass du das so siehst. Ich hatte echt Schiss, dass unsere Freundschaft daran zerbricht...“ „Nein, niemals!“, widersprach James empört. „Ist doch nur ein Streit zwischen Freunden gewesen. Das gehört dazu.“ „War aber auch echt dämlich, was ich angestellt habe. Gott sei Dank ist niemanden was passiert...“ „Abgesehen von mega vielen Strafarbeiten. Gerade für dich.“ „Ja, abgesehen davon.“, seufzte Tatze. Er hatte in seinem Leben noch nicht so viel Metall poliert wie in den letzten Wochen! Pokale, Kessel, Bilderrahmen, Türknaufe... Absolut alles was sich finden ließ, wurde ihm aufgetragen. Geschweige denn von den ganzen Aufsätzen von Professor Ashworth, die wirklich lang geworden waren. Am schlimmsten war aber sein Ausflug in den verbotenen Wald gewesen. Er hatte Hagrid bei einigen Pflichten helfen sollen und wäre dabei beinahe von irgendeinem magischen Geschöpf gefressen worden! Natürlich hatte der Wildhüter den Vorfall heruntergespielt und gemeint, dass das Geschöpf nur Angst vor dem Eindringling gehabt hatte – also vor ihm. Trotzdem hatte Hagrid ganz schön viel Ärger für den Vorfall bekommen. An sich war auch gefordert worden, dass das Tier hingerichtet werden sollte, doch man hatte es im Wald nicht finden können. Darüber war Sirius wirklich froh! Auch wenn er nicht glücklich über den Zwischenfall war, hatte er das Tier nicht tot sehen wollen. James hatte für seinen nächtlichen Ausflug Professor Callum helfen müssen. Das bedeutete, dass er sich um die Verpflegung einiger magischer Geschöpfe kümmern musste, die er für seinen Unterricht brauchte. War wohl auch nicht immer angenehm gewesen. Vor allem als es um Wichtel für die Erstklässler ging, die ihm aus dem Käfig entkommen waren. Sie einzufangen hatte Stunden gedauert! Schniefelus‘ Strafe war stärker ausgefallen als von Krone. Bei ihm wog noch schwer, dass er sich auf ein unautorisiertes Duell eingelassen hatte. Dann kam der nächtliche Ausflug hinzu... Auch Snape hatte mit Hagrid einen Ausflug in den verbotenen Wald machen müssen. Anders als Sirius aber mitten in der Nacht. Tatze hatte ihn gesehen nachdem er zurückkehrte. Seine Sachen waren verschmutzt und vollkommen zerpflückt gewesen! Also war er vermutlich auch von irgendwelchen Geschöpfen angefallen worden. Da der Wald etwas zu gefährlich war, hatte er in den nächsten Tagen dann Professor Pride bei dem Auffüllen der Zutaten für den Unterricht helfen müssen. Das waren so viele, dass er mehrere Tage ständig nach dem Unterricht in die Kerker musste. Danach war er stets voll mit Spinnenweben, dennoch wirkte er zufrieden. Vermutlich, weil es um Zaubertränke ging... An sich waren sie alle noch gut weggekommen! Für das Ausmaß dieser ganzen Geschichte hätte man sie alle von der Schule werfen können – selbst Severus Snape. Immerhin hatte er sich in geheime Schulangelegenheiten eingemischt und einige gefährliche Flüche auf Sirius losgelassen, als sie sich duellierten. Flüche, die er nicht kennen dürfte... „Eine Sache würde mich noch interessieren.“, murmelte James, während er sich erhob, um die Bohnen-Packung wegzustellen. „Wie hast du Schniefelus dazu gekriegt, dir zu glauben und tatsächlich in der Nacht Moony zu folgen? Er hätte doch wissen müssen, dass das eine Falle ist.“ „Wir haben uns duelliert. Die Offenbarung des Geheimnisses war der Preis für seinen Sieg.“ „Du hast absichtlich verloren, damit du ihn in die Pfanne hauen kannst?“, hakte Krone überrascht nach. Er wusste, dass sein bester Freund ein wirklich schlechter Verlierer war. Außer James gewann! „Kann man so nicht sagen...“ „Er hat dich tatsächlich besiegt? So ohne Tricks und doppelten Boden?!“ „Leider... Ja.“, murrte Sirius sehr unglücklich. Er erinnerte sich nicht gerne an seine Niederlage, auch wenn er sich einreden wollte, dass er dennoch gewonnen hatte. Nur war der Streich nach hinten losgegangen und vollkommen idiotisch gewesen. „Was hättest du bekommen, wenn du gewonnen hättest?“ „Er hätte sich dann aus unseren Angelegenheiten heraushalten müssen.“ „Clever... Eine Win-Win-Situation.“ „An sich schon, wenn es nicht so bescheuert gewesen wäre.“ „Abgesehen davon.“, winkte Krone ab. „Na ja, vergessen wir die Geschichte einfach. Lass‘ uns nach vorne gucken.“ „Einverstanden.“ Sie unterhielten sich noch bis spät in die Nacht hinein, bis die Müdigkeit sie dazu zwang, sich auch in ihre Decken zu mummeln. Trotzdem redeten sie noch weiter bis sie schließlich einfach einschliefen. Sie wussten am nächsten Tag nicht mal mehr, wer eigentlich zuerst eingeschlafen war. Die Rumtreiber waren glücklich, dass sie nun wieder vereint waren. Die Vergebung von James tat Sirius zudem wahnsinnig gut. Sie alle waren nun wieder viel entspannter miteinander und konnten sich wunderbar auf das Lernen konzentrieren. So blieb auch der Stoff von Zaubertränke endlich hängen, woran Tatze wirklich schon gezweifelt hatte. Moony hatte jedoch allerhand mit ihnen zu tun. Jeder hatte seine eigenen Schwächen und brauchte seine Hilfe, um diese auszubügeln. Er verteilte ihnen hauptsächlich Aufgaben, die sie alleine zu lösen hatten. Keiner beschwerte sich darüber. Immerhin blieb es am Ende an Remus hängen, jede dieser Extraaufgaben zu kontrollieren. Dank ihrer Anstrengungen schafften sie ihre Prüfungen ohne größere Schwierigkeiten. Zumindest alle, außer Peter. Der fürchtete – wie jedes Jahr – dass er in jedem Fach durchgefallen war und es sein letztes Jahr auf Hogwarts war. Sie versuchten ihm zwar Mut zu machen, doch es war hoffnungslos. Statt sich also um die Ergebnisse Gedanken zu machen, wollten sie die letzten Tage in der Schule lieber genießen. Sie spielten diverse Streiche und probierten dabei auch den amerikanischen Böller von Logan aus. Er jagte tatsächlich eine komplette Jungentoilette in die Luft! Filch fluchte immer noch über diesen Streich, obwohl das Klo inzwischen ersetzt worden war und auch die Überschwemmung schnell im Griff war. Er schwor jedoch, dass wenn er die Idioten erwischte, die das getan hatten, würde er sie an seinen Fesseln aufhängen und Tage lang hungern lassen. Zu ihrer Freude erwischte er sie aber nicht. Sie hatten auch keine Beweise hinterlassen, auch wenn der Hausmeister natürlich vermutete, dass die Rumtreiber es gewesen waren. Abgesehen von Moony schlichen sie sich sogar in den Mädchensaal ein. Natürlich unter dem Tarnumhang von Krone! So konnten sie ein paar Mädchen belauschen und sie beobachten, jedoch wollte James dann doch nicht zu viel nackte Haut sehen, weshalb sie diesen Ausflug frühzeitig abbrachen. Vor allem schien Wurmschwanz deshalb enttäuscht zu sein. Umso mehr Spaß hatte der Jäger dann aber, aus der Küche regelmäßig Küchlein, Muffins oder andere Leckereien zu stehlen, damit sie diese gemeinsam genießen konnten. Auch das unter seinem Mantel. Das sorgte für viel Aufregung, weil das Personal zeitweilig vermutete, dass sich irgendwelche Ratten eingeschlichen hatten. Irgendwann wurde ihnen aber bewusst, dass hauptsächlich Gebäck verschwand, weshalb sie nach dem verantwortlichen Schüler zu suchen begannen. Auch hier erfolglos. Nur ein Streich ging wirklich schief. Sie ließen Feuerwerk inmitten vom Verwandlungsunterricht los und Professor McGonagall erwischte sie dabei. Sie schrie sie an und gab diesen Unfug anschließend noch an Professor Ashworth weiter. Es sorgte für einige unangenehme Strafarbeiten. Ansonsten hatten sie wirklich lustige Tage ohne Prüfungsstress. Es war wirklich alles vergeben und vergessen.   Endlich wussten sie, dass sie ihre Prüfungen bestanden hatten! Peter Pettigrew natürlich mehr schlecht als recht, doch der war einfach nur glücklich, dass er Hogwarts nicht verlassen musste. Natürlich freuten sie sich darüber auch. Als wollte die Sonne ihnen gratulieren, stand sie heute hoch am Himmel und schenkte ihnen ein wirklich angenehmes Klima. Es zog die Rumtreiber nach draußen, um ein gelungenes Jahr zu feiern. Nicht nur sie zog es nach draußen. Zahlreiche Mitschüler nutzten das schöne Wetter und erfreuten sich an ihren Ergebnissen. Es herrschte ein wirres, aber größtenteils glückliches Getuschel. Einige hatten es wohl auch nur knapp geschafft, doch ihnen reichte es, dass es funktioniert hatte. Ähnlich wie bei Wurmschwanz. James Potter interessierte sich aber nicht für all die anderen Schüler, sondern nur für einen. Er saß abseits von allen anderen an einen Baum gelehnt und las gerade mal wieder in einem Buch. Vermutlich wieder das Buch über Zaubertränke, in dem er sich zahlreiche Notizen machte. Obwohl es Sirius überraschte, folgte er seinem besten Freund natürlich, ebenso wie Moony und Wurmschwanz. Sie hatten seit dem Zwischenfall eine Art Waffenstillstand gehabt ohne es abzusprechen. Keiner der Rumtreiber hatte sich überhaupt für Snape interessiert. „Seht mal einer an, da ist ja unser liebster Schniefelus.“, gluckste James als wäre niemals etwas gewesen. Noch beim Gehen zückte er seinen Zauberstab und richtete ihn auf den Zaubertrankfreak. Ihre Mitschüler guckten sofort auf, ebenso wie Snape, doch er konnte gar nicht schnell genug reagieren. „Levicorpus.“ Der Fluch traf Severus Snape hart und riss ihn direkt in die Lüfte. Es sah ein bisschen so aus, als wäre ein unsichtbares Seil um seinen Fuß gewickelt, welches an einem Ast am Baum befestigt worden war und nun von jemanden hochgerissen wurde. Deshalb hang er auch recht schnell kopfüber. Der größte Teil der Zuschauer lachte schadenfroh. Sie deuteten auf den wehrlosen Schniefelus, der wild zappelnd sich aus dem Zauber zu befreien versuchte. Zwecklos. Sein Zauberstab lag neben seinem Buch auf der Erde, also konnte er auch den Gegenfluch nicht anwenden. „Wollen wir mal gucken, was Schniefelus für Unterwäsche trägt?“, fragte Krone die Meute amüsiert. Fast alle schrien, dass sie es sehen wollten. Wenn es um das Leid anderer ging, waren sich alle Häuser absolut einig. Keiner schritt ein, als James den Umhang des Schwarzhaarigen lüftete und die Hose einfach entfernt wurde. Die Demütigung und Pein standen Severus ins Gesicht geschrieben, der immer noch wild strampelte. Das Gelächter wurde lauter, als sie auf die gräuliche Boxershorts deuteten. Obwohl Sirius wohl Mitleid haben sollte, fing auch er an zu lachen. „Schon mal etwas von waschen gehört, Schniefelus?“, erkundigte sich der Jäger weiter. „Die war doch bestimmt irgendwann mal Weiß!“ Wutentbrannt sah der Gepeinigte zu ihnen, doch es half ihm nicht. Die Schüler lachten sogar lauter. Einige hatten sogar Kameras dabei und schossen Fotos, die bei richtiger Entwicklung sich bewegen würden. Tatze schwor sich, dass er sich die besten Abzüge von seinen Kollegen sichern würde, damit Schniefelus das niemals vergaß. „Liberacorpus!“, rief plötzlich eine Frauenstimme, als James Potter gerade weitermachen wollte. Der Aufprall von Snape war nicht sanft, der mit dem Gesicht zuerst im Gras landete. Sofort zog er sich schamerfüllt seine Hose hoch und raffte sich auf. Sein unverhohlener Hass war in den perlenschwarzen Augen wirklich deutlich zu erkennen. Die Rumtreiber scherten sich nicht darum, sondern suchten nach dem Ursprung der Rettung. Es überraschte keinen, als sie eine wütend dreinblickende Lily Evas entdeckten, die ihren Zauberstab noch in den schlanken Fingern hielt. „Findet ihr es etwa lustig, wenn ihr in einer Überzahl einfach auf einen Einzelnen losgeht?!“, schrie sie zornig. „Ist doch nichts Witziges dran!“ „Ach, komm‘ schon, Lil, ist doch nur Spaß.“, erwiderte Krone lässig. Er wollte sich vor ihre keine Blöße geben, würde aber auch nicht zu Kreuze kriechen. Es war immerhin seine Idee gewesen. „Nur Spaß? Sah mir aber nicht so aus, als hätte Severus Spaß gehabt!“ „Na ja... Er vielleicht nicht, aber alle anderen schon.“ Ungläubig starrte Lily ihn an, als habe er sich plötzlich in einen Pinguin verwandelt. Sie schien einfach nicht begreifen zu können, was in dem Kopf des Quidditch-Kapitäns vor sich ging. Das gibt aber viele Minuspunkte bei Lily..., dachte Sirius für sich. In den letzten Wochen hattest du bestimmt geplust, weil keiner von uns Schniefelus angerührt hat. Und nun das... Sie wird dich hassen, Bro. Zumindest ließen ihre wütenden Augen darauf schließen. Sie waren schon fast so hasserfüllt wie von Snape. „Halt dich da raus!“, mischte sich Severus plötzlich zischend ein. „Was...?“, hinterfragte Lily überrascht. Offenbar verwirrte es sie, dass er so barsch mit ihr umsprang, nachdem sie ihm geholfen hatte. „Ich brauche keine Hilfe von einem elendigem Schlammblut!“, schrie er zornig. Mit einem Schlag wurde es absolut still. Einigen Schülern stand fassungslos der Mund offen. Andere fragten leise, was genau dieses Wort denn bedeuten sollte. Tatze konnte Lily Evans Gesicht ansehen, dass sie die Bedeutung dieser Beleidigung durchaus kannte. Sie war mit einem Schlag leichenblass geworden und ihre grünen Augen glänzten, als würde sie gleich anfangen zu weinen. Ihr Arm sank sogar herunter. Einen Moment lang glaubte er, sie würde ihren Zauberstab fallen lassen, doch stattdessen umklammerte sie ihn zittrig. In den Augen von Severus blitzte kurzzeitig Reue auf, doch er war zu stolz, um sich zu entschuldigen. Stattdessen stand er wütend da. Zum ersten Mal während seiner ganzen Schulzeit war er wirklich alleine. Aus eigener Schuld... „Du elendiger Bastard!“, schrie plötzlich James und warf sich auf seinen Erzfeind. Es wurde ein richtiges Handgemenge und der Black-Erbe konnte wirklich nicht sagen, wer eigentlich am meisten austeilte oder abbekam. Sie versuchten die beiden sogar zu trennen, doch das erwies sich als sehr schmerzhaft. Moony bekam einen Schlag ins Gesicht und fiel auf seinen Hintern, während Peter ein Fuß im Magen traf. Sirius hätte sich beinahe übergeben, weil James‘ Ellenbogen sich brutal in seinen Magen rammte. Alles keine beabsichtigten Treffer, aber dadurch waren sie nicht weniger unangenehm. „Auseinander!“, schrie plötzlich eine Männerstimme. Nur kurze Zeit später wurden die Streithähne durch unsichtbare Hände einfach auseinandergerissen und durch ebenfalls nicht sichtbare Wände voneinander ferngehalten. Trotzdem warfen sie sich weiterhin wüste Beschimpfungen zu und schworen sich gegenseitig den Tod. Sirius war einfach nur froh, dass Krone nicht schwer verletzt zu sein schien. Eine blutende Nase, die Brille war demoliert und er würde bestimmt zahlreiche Hämatome bekommen, doch gegen Severus Snape sah er unversehrt aus. Seine riesige Nase sah hässlich verformt aus, als wäre sie gebrochen. Sein Auge war blutunterlaufen. Hier und da gab es kleinere oder größere Platzwunden. Körperlich war Schniefelus dem Jäger einfach nicht gewachsen. Bei einem magischen Duell hätten die Karten eventuell anders gelegen, aber da war Tatze sich nicht sicher. So wütend hatte er James noch nie gesehen. „Was ist hier los?!“ Endlich blickten die Schüler zu dem Ursprung der Stimme. Es war Marcus Callum in Begleitung von Professor Pride. Sie hatten sicherlich ihre Pause gemeinsam nutzen wollen, aber stattdessen mussten sie nun Streit schlichten. Keiner von beiden wirkte glücklich. „Er hat Lily Evans Schlammblut genannt!“, schrie James wutentbrannt. Alle Zuschauer bestätigten diese Anschuldigung und wirkten größtenteils fast genauso sauer. Niemand schien zu merken, dass das Mädchen gar nicht mehr da war. Sie war wohl irgendwann während der Schlägerei einfach abgehauen, um sich der Situation zu entziehen. „Warum um alles in der Welt sagen Sie so etwas?!“, schimpfte Professor Pride sofort. Er schien mit einem Schlag der wütendste hier zu sein. „I-Ich... Ich...“, stammelte Schniefelus um Worte ringend. Doch er wusste genau, dass es für diese Beleidigung keinen wirklich guten Grund gab. Statt also eine Ausrede zu liefern, senkte der Zaubertrankfreak seinen Blick zum Boden. Er verbiss sich so doll auf seiner Unterlippe, dass sie zu bluten begann. Oder James hatte sie ihm eh aufgeschlagen... Tatze konnte es bei all den Verletzungen nicht mit Bestimmtheit sagen. „Wissen Sie was? Ich will es gar nicht wissen!“, schimpfte der Zaubertranklehrer weiter. „Ich schwöre Ihnen allen, dass Sie bis zum Ende Ihrer Schulzeit Strafarbeiten aufbekommen, wenn Sie Ihre Kindereien nicht endlich mal abstellen!“ „Aber-...“ „Ich rede jetzt!“ „Entschuldigung...“, nuschelte James kleinlaut und senkte nun auch seinen Blick. „Fünfzig Punkte Abzug für Slytherin für diese schandhafte Beleidigung einer Muggelgeborenen.“, zischte Professor Pride streng. Die anwesenden Slytherins stöhnten empört. Einige warfen sogar ein, dass das doch gar keine Beleidigung sei, sondern Tatsache. Der Zaubertranklehrer wollte eigentlich fortfahren, doch Professor Callum legte ihm seine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. Es reichte, damit der Lehrer mehrmals Luft holte und sich zur Ruhe zwang. Sirius nahm sich fest vor, niemals „Schlammblut“ in seiner Gegenwart zu sagen! „Zwanzig Punkte Abzug für Gryffindor, weil ihr sicherlich mal wieder als Gruppe auf ihn los seid.“, sagte Professor Callum streng. „Und weitere zehn Punkte, weil Mister Potter handgreiflich geworden ist.“ Die Anwesenden Gryffindors empörten sich beinahe schon lauter als die Slytherins. Fanden es unfair, dass auch sie Punkte verloren. „Schlammblut ist eine furchtbare, unverzeihliche Beleidigung für Muggelabstämmige.“, erklärte Marcus Callum sachlich. „Dennoch ist es kein Grund zu Gewalt zu greifen. Wenn ihr jemanden erwischt, der dieses Wort benutzt oder es gegen euch richtet, könnt ihr immer noch zu einem Lehrer gehen. Es ist niemals richtig, wenn ihr Selbstjustiz verüben wollt, wie edel Mister Potters Absichten auch gewesen sein mögen. Und weil ich mich so gerne mit Mister Potter, Mister Black, Mister Lupin und Mister Pettigrew unterhalte... Kommen Sie bitte mit. Sie auch, Mister Snape. Der Rest kann von mir aus hier weiter chillen.“ Er winkte das Grüppchen an Jungs mit sich. Auch Professor Pride begleitete sie, doch er sagte nichts mehr. Selbst für seine Verhältnisse war er seltsam blass. Sah beinahe etwas krank aus... „Geht... Geht es Ihnen gut...?“, hörte sich Sirius fragen und geriet innerlich deshalb in Panik. Der Zaubertranklehrer war immerhin auch der Hauslehrer von Slytherin und mochte ihn nicht besonders. Erstaunlicherweise sah der Blondhaarige ihn an und zwang sich tatsächlich zu einem freudlosen Lächeln: „Ja, es geht schon, Mister Black. Danke.“ „Kein Ding.“ Oh Gott, er ist ein richtiger Junge!, dachte Tatze nicht ganz ohne Spott. Es war das erste Lächeln, welches er bei dem Lehrer sah – auch wenn es kein ehrliches war. Professor Callum führte sie alle in den Unterrichtsraum von Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Sein Büro wäre gewiss zu klein für die Menge an Leuten. „Kann mir mal einer von euch erklären, weshalb ihr euch stets bekriegt, als würden eure Leben davon abhängen?“, wollte Professor Callum seufzend wissen. „Keine Ahnung...“, antwortete Krone nicht unbedingt überzeugend. „Keine Ahnung? Ernsthaft? Ihr wisst nicht, warum ihr euch laufend versucht umzubringen?“ „Wir können uns einfach nicht leiden...“, mischte sich Tatze ein. Er wollte James nicht alleine den Wölfen überlassen. „Es muss doch irgendeinen Auslöser geben, Jungs. Man hasst sich doch nicht einfach so.“ „Vielleicht, dass Snape ein Arschloch ist?“, schlug James unverblümt vor. „Und er steht auf die dunklen Künste.“, ergänzte Sirius rasch. „Ganz zu schweigen davon, dass er noch nie eine Dusche von innen gesehen hat.“ „Und dann diese Nase! Prof, die Nase!“ „Okay, okay, ich habe verstanden!“, sagte Marcus Callum mit erhobenen Händen. „Sie Vier sind absolute Idioten.“ „Das ist auch eine mögliche Antwort...“, gestand Moony beschämt. „Und was ist mit Ihnen, Mister Snape? Warum lassen Sie sich jedes Mal provozieren?“ „Weiß nicht...“, nuschelte Severus Snape leise. „Offenkundig haben Sie ja keine Angst vor den Vieren. Und eigentlich haben Sie es auch nicht nötig, sich immer wieder aus der Reserve locken zu lassen.“ „Ist aber so.“ „Ja, das merken wir. Immer wieder...“ „Ich bin wirklich schwer enttäuscht von Ihnen, Mister Snape.“, mischte sich dann Professor Pride ein. Seine Stimme klang nun wieder ruhig und er bekam auch wieder etwas Farbe im Gesicht. „Wieso sind Sie von mir enttäuscht und nicht von denen? Die fangen doch immer an.“ „Weil ich von Ihnen mehr erwartet habe.“, antwortete der Zaubertranklehrer enttäuscht. „Von den Vieren weiß ich, dass sie sich für die weltgrößten Scherzkekse halten. Ich bin nicht mehr überrascht, wenn sie Grenzen überschreiten... Aber Sie sind anders. Zumindest hatte ich das geglaubt.“ Erst jetzt wirkte Schniefelus bestürzt. Er erkannte, dass er den Lehrer enttäuscht hatte, der wirklich die größten Stücke auf ihn gehalten hatte. Zaubertränke war seine Passion! Es gab für ihn kein Fach, das er besser fand – außer vielleicht Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Diesen Vertrauensbruch wiedergutzumachen würde ihn viel Zeit und Arbeit kosten. Vielleicht würde Professor Pride es sogar niemals wieder vergessen können. Ihn schien die Beleidigung wirklich zu ärgern. Noch mehr ärgerte ihn wohl nur, dass es gerade Severus Snape gewesen war, der sie benutzt hatte. „Und warum um alles in der Welt haben Sie das auch noch zu Miss Evans gesagt?“ „Ich war... wütend... So wütend.“, versuchte sich Snape zu erklären. Er sah vollkommen hilflos aus. „Ihnen allen blühen natürlich noch Strafarbeiten.“, seufzte Professor Callum, damit sich die Gemüter beruhigen konnten. „Sie werden Sie aber erst im nächsten Jahr absolvieren. In diesem haben wir dafür keine Zeit mehr.“ „Ja, Professor.“, seufzte James unzufrieden. Ihr sechstes Jahr hatte noch nicht mal angefangen und sie hatten schon die ersten Strafarbeiten dafür gesichert. Das musste ein neuer Rekord sein! Die Professoren entließen die Gruppe schließlich wieder und baten sie inständig darum, nicht nochmals so auszuflippen. Sie waren wirklich wütend. Alles sprach dafür, dass auch Professor Dumbledore über diese Sache informiert werden würde.   Sirius hatte James lange nicht mehr so fluchen hören. Auf dem gesamten Rückweg schimpfte er über Schniefelus und wie er es hatte wagen können, solch eine schreckliche Beleidigung gerade an Lily Evans zu richten. Dabei benutzte auch er sehr unschickliche Wörter, um den Charakter oder das Aussehen des Slytherins zu beschreiben. Manchmal versuchte Moony in zur Ruhe zu bringen. Immerhin gingen sie auch an Erstklässlern vorbei, die sofort ihre Ohren bei den wüsten Beschimpfungen spitzten. Jedoch ließ sich der Jugendliche partout nicht bremsen. Er war sogar so wütend, dass er im Gemeinschaftsraum fluchend an Lily vorbeizischte, um sich in das Jungenzimmer zu verdrücken. Moony und Wurmschwanz folgten ihm besorgt. Tatze aber wanderte langsam zu Lily, die einsam in einer Ecke hockte. Niemand traute sich an sie heran. „Jo, Lil.“, sagte Sirius lässig. Die Abkürzung gefiel ihm, weshalb er sie Krone direkt stahl. Die Rothaarige sah langsam auf. Der Rötung ihrer Augen zu schließen, hatte sie bis eben noch geweint. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie sich gefühlt haben musste... Sie hatte Severus vertraut und ihm helfen wollen und er hatte sie beleidigt und gedemütigt. Auch er hatte einst seine Eltern geliebt. Wie jedes Kind! Und er hatte sie eine Zeit lang vielleicht sogar vergöttert. Doch sie hatten ihn nicht so respektieren können wie er war und als er dann ein Gryffindor geworden war, hatten auch sie ihn nur noch beleidigt. Schlugen ihn... Demütigten ihn. Sein Rücken war übersät von Narben, die sein eigener Vater ihm zugefügt hatte. Ja, er wusste was Verrat mit einem Menschen machte, wenn er aus den eigenen Reihen kam. Tatze wusste genau, dass es einen veränderte. Aber sie hatte ihm geholfen wieder einen Draht zu James aufzubauen und er wollte ihr diese Geste einfach gerne erwidern. Vielleicht würde sie dann diese qualvolle Erfahrung besser verkraften als er. „Ist alles ziemlich aus dem Ruder gelaufen...“, seufzte Sirius einfühlsam, während er sich langsam neben sie setzte. „James ist zu weit gegangen... Aber das was Snape gesagt hat... Es tut mir leid. Du hattest das nicht verdient.“ „Hatte ich auch nicht!“, schnaubte sie verächtlich. „Ich bin mir sicher, dass er es schon bereut. Er war einfach pissig, weil James ihn vor aller Augen gedemütigt hat.“ „Und dann demütigt er stattdessen mich vor allen Augen? Nachdem ich helfen wollte?“ „Menschen tun und sagen echt bescheuerte Sachen, wenn sie wütend sind.“, säuselte er mit einem schwachen Lächeln. „Auch ich habe durch blinden Zorn beinahe James vertrieben.“ „Du hast ihn bestimmt nicht so beleidigt...“ „Nein, das habe ich tatsächlich nicht. Ich habe etwas viel Schlimmeres getan...“ „Was hast du getan?“, fragte Lily kratzig nach und endlich hatte er ihre volle Aufmerksamkeit. Sie wollte sich nicht an seinem Leid laben, sondern wohl abwiegen, ob sie Snape seinen Fehltritt verzeihen konnte. „Ich habe beinahe jemanden getötet und das ohne Reue zu empfinden. Ich habe es erst bereut, nachdem er es verhindert und mir einen Vortrag gehalten hat.“ Überrascht sah sie ihn an, als suchte sie eine Lüge: „Weshalb wolltest du jemanden umbringen?“ „Ich wollte es an sich gar nicht. Jedenfalls nicht wirklich... Aber ich war blind vor Zorn. So frustriert... Da wollte ich einen Streich spielen, der alles wiedergutmacht. Nur war der Streich total daneben.“ „Aber er hat dir doch inzwischen verziehen, oder?“ „Ja, hat er.“, antwortete Tatze lächelnd. „Weil er ein besserer Mensch ist als ich. Und ein wesentlich besserer Freund...“ „Ich weiß nicht, inwieweit mir das helfen soll...“ „In eurer Freundschaft bist du der bessere Mensch, Lil. Du bist die bessere Freundin von euch beiden...“, sagte er aufrichtig. „Du machst die schwere Arbeit und du machst sie verdammt gut. Ich denke schon, dass du Snape positiv beeinflusst... Trotzdem ist es dein gutes Recht sauer auf ihn zu sein. Ihm vielleicht eine Weile aus dem Weg zu gehen, damit du dich beruhigen kannst. Du darfst dir die Wunden lecken... Aber weißt du was? Du wirst ihm verzeihen.“ „Wieso bist du dir da so sicher?“, fragte Lily heiser. Ihr schossen heiße Tränen in die Augen. Entweder berührten seine Worte sie oder sie erinnerte sich wieder an den Vorfall. „Weil du neben James der beste Mensch bist, den ich kenne. Du siehst immer in allen etwas Gutes, selbst wenn derjenige es selbst nicht mehr sehen kann. Und weil du an die Leute glaubst, fangen sie auch an, an sich selbst zu glauben.“ „Warum sagst du all das? Wir kennen uns doch kaum...“ „Du hast mich gerettet, Lil. Hast an mich geglaubt. An die Freundschaft von James und mir... Dadurch glaubte ich auch wieder daran.“, sagte Sirius aufrichtig. Vorsichtig tätschelte er dem Mädchen die Schulter, die zu schluchzen begann. Dann aber überwand er sich und zog sie sogar an sich heran, um sie behutsam zu trösten. Seine große Hand strich dabei über ihren schlanken, zitternden Rücken. Armes Ding..., dachte er mitfühlend. Snape hat deine Freundschaft gar nicht verdient... Aber das ändert nichts daran, dass du ihn gern hast. Und du wirst immer für ihn da sein. So wie Krone für mich... Er gönnte ihnen ihre Freundschaft, auch wenn er sie nicht verstand. Wenn er eines in den Jahren mit seinen Freunden gelernt hatte, dann dass man Gefühle nicht beeinflussen konnte, wenn sie aufrichtig waren. Lilys Gefühle für Schniefelus waren aufrichtig. Echt. Tiefgründig... Und er wusste, dass auch die Gefühle von Severus Snape für sie echt waren. Nur schien er noch etwas stärker für das Mädchen zu empfinden als umgekehrt. Er zeigte es nur auf eine seltsame Art und Weise... Jedoch verstand der Black-Erbe auch, weshalb der Slytherin heute derartig die Beherrschung verloren hatte. Er war nicht einfach nur bloßgestellt, sondern auch noch von seiner Herzdame gerettet worden. Seine Hilflosigkeit und sein Frust hatten die falsche Person getroffen. Ihm wäre es vermutlich genauso ergangen... Wir sind uns gar nicht so unähnlich... Abgesehen von der Hygiene und den dunklen Künsten. Und er sieht viel schlechter aus! Und viele andere Sachen., spottete er in sich hinein. Er musste sogar aufpassen, dass er nicht tatsächlich zu lachen begann. „Meinst du echt, dass er es bereut...?“, fragte Lily, nachdem sie sich ein bisschen beruhigt hatte. Trotzdem lehnte sie noch an ihm. Um ihr weiterhin Trost zu spenden, hielt er sie weiterhin an sich und streichelte ihren Rücken, während er nachdenklich an die Decke starrte: „Ja, das denke ich durchaus.“ „Wie kommt es, dass du ihn verteidigst?“ „Das tue ich nicht.“ „Irgendwie schon... Du versuchst die Wogen zwischen uns zu glätten. Ihr hasst euch doch.“ „Klar, ich kann ihn nicht leiden, aber das hat auch nichts mit ihm zu tun.“ „Hä? Hat es nicht?“, fragte die Rothaarige irritiert. „Nicht wirklich. Ich will nur dir helfen. Mir ist egal, ob ihr euch wieder vertragt, solange es dir einfach nur besser geht.“ „Du hast doch nicht die ganze Zeit gelogen, damit ich mich besser fühle, oder?“ „Nein, es ist alle wahr.“ „Du bist ein wirklich eigenartiger Junge, Sirius Black.“ „Das bin ich.“, erwiderte er breit grinsend. „Geht es dir denn besser?“ „Erstaunlicherweise geht es mir tatsächlich besser.“, seufzte das Gryffindor-Mädchen überrascht. „Wunderbar, dann kann ich dich ja loslassen.“ Sofort lösten sich seine Arme von ihr, während er sich etwas lässiger zurücksinken ließ. Es hatte sich seltsam befremdlich angefühlt sie zu halten! Nicht, weil sie ein Mädchen war und er ein Junge, sondern weil Krone auf sie stand. Es würde sowieso Gerüchte geben, weil er sie gehalten hatte, aber es wurde nur schlimmer, wenn er das noch in die Länge ziehen musste. „Ich dachte, du eroberst laufend Mädchen?“ „Mach‘ ich auch.“ „Und du ekelst dich dennoch vor Umarmungen?“, gluckste Lily, während sie sich mit einem Taschentuch die Augen abtupfte. Ihr Make-Up war kaum zerlaufen, weil sie offenkundig wasserfestes benutzte. „Tu‘ ich nicht, aber ich umarme Mädchen sonst anders.“ „Inwieweit anders?“ „Nackt. Eng umschlungen. Stöhnend.“, kicherte Tatze pervers und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Zwei Körper, die zu einem werden.“ „Okay, okay! Zu viele Informationen!“ „Du hast doch gefragt!“ „Das nächste Mal darfst du mir eine Antwort schuldig bleiben.“, lachte sie heiter. Von ihrem Herzschmerz war nichts mehr zu erkennen. Also hatte er sein Ziel erreicht. Durchaus zufrieden mit sich erhob sich Sirius Black. Er sah sich kurz um und stellte fest, dass viele der Gryffindors sie wirklich beobachtet hatten. Einige von ihnen drehten sich sofort weg und tuschelten miteinander, als sie seinen Blick bemerkten. Andere starrten mit offenen Mündern weiter. Das wird mächtig viele Gerüchte geben..., sinnierte er seufzend. „Warte.“, hielt ihn plötzlich Lily Evans auf. Ihre Finger glitten behutsam an seinen Ärmel, damit er nicht doch einfach fortging. „Kann ich noch etwas für dich tun?“, fragte er mit einem Blick über die Schulter. „Kannst du vielleicht... Würdest du James danke von mir sagen?“ „Weshalb?“ „Er hat versucht meine Ehre zu verteidigen... Etwas schroff vielleicht, aber er hat es gut gemeint.“ „Schon klar, das meinte ich nicht.“, spottete der Hüter amüsiert. „Weshalb dankst du ihm nicht einfach selbst?“ „Weil... Weil... Argh! Du weißt, wie er ist!“ „Du bist doch schon ein großes Mädchen. Ich bin mir sicher, dass du das schaffen wirst.“ Empört starrte sie ihn an, ließ aber seine Kleidung wieder los. Nun war er sogar noch zufriedener mit sich! Durchaus selbstbewusst schritt er durch die Reihen seiner Mitschüler, um sich nun selbst in das gemeinsame Schlafzimmer aufzumachen. Immerhin wartete da noch ein Lämmchen auf Rettung.   Die gesamte Große Halle war in Rot-Gold geschmückt. Ganz im Sinne des Hauses Gryffindors. Es war ein wirklich schöner Anblick, den auch die fünfzig Punkte Abzug für Slytherin in den letzten Tagen ermöglicht hatten. Vorher waren sie gleichauf gewesen. Durchaus glücklich aßen alle Gryffindors munter und zählten auf, wie viele Hauspunkte sie jeweils bekommen hatten, um den Sieg über den Hauspokal zu ermöglichen. Natürlich erwähnte hierbei keiner, wie viele Punkte sie im Einzelnen verloren hatten. Das Endergebnis war entscheidend. Auch die Lehrer schienen guter Dinge zu sein. Sie unterhielten sich munter miteinander und immer mal wieder hallte das herbe Lachen von Professor Callum über die Halle. Obwohl er sich mit dem Zaubertranklehrer lebhaft unterhielt, schien der nie zu lachen. Ab und an schmunzelte Professor Pride vielleicht, aber wirkliche Fröhlichkeit war da nicht. Dafür schien er sich aber von dem Schlammblut-Zwischenfall erholt zu haben. Sirius blickte langsam herüber zu Lily Evans, die ebenfalls wie immer aussah. Sie lachte mit ihren Freundinnen und ließ sich nicht von ihren Mitschülern beirren. Viele wollten über den Vorfall sprechen, doch sie wies jeden Neugierigen barsch ab. Ebenso heftig hatte sie auf die ganzen Gerüchte um ihre angebliche Liebschaft mit Sirius reagiert. So erstickte sich jedes Wort im Keim. „Sie hat sich echt bei mir bedankt!“, hörte er James überglücklich berichten. „Bevor wir in die Halle sind, hat sie mich angesprochen. Meinte, ich hätte ihre Ehre verteidigt!“ „Das ist cool!“, quiekte Peter etwas eifersüchtig. Es zeigte immer noch kein Mädchen Interesse an ihm. „Ich denke, dass der Falke bald landen kann.“ „Ernsthaft, Bro? Das hast du gerade nicht ernsthaft gesagt?!“ „Wieso? Ist doch voll cool!“, widersprach Krone eifrig. „Ja, klar, wenn du aus dem letzten Jahrtausend stammst.“, kicherte Tatze amüsiert. „Außerdem wollte sie bestimmt nur nett sein.“, warf Moony skeptisch ein. „Sie hat dir ja keinen Antrag gemacht.“ „Wisst ihr, dass ihr beide beschissene Freunde seid? Da halte ich mich lieber an Wurmschwanz!“ „Komisch, Tatze sagt auch ständig, dass ich ein mieser Freund sei.“ „Weil es stimmt.“, spottete Sirius. „Nun bist du aber auch ein schlechter Freund, Tatze.“ „Das war ich schon vorher, Moony.“ Sie lachten und hoben ihre Becher, um anzustoßen. Sie beglückwünschten sich für den Sieg von Gryffindor, ihre Noten und freuten sich auf ihre Sommerferien. James berichtete, was er mit seinen Eltern alles unternehmen wollte. Moony würde die meiste Zeit wohl bei seinem Vater sein und sich um ihn kümmern. Nur Peter und Sirius hatten keine aufregenden Pläne. Bei ihm war klar, dass er die Ferien durch seine Familie nicht genießen würde. Wurmschwanz hingegen war einfach ein langweiliger Junge, der sich gerne schützend hinter Stärkeren versteckte. Was sollte er also schon alleine anstellen? „Wir müssen uns wieder täglich schreiben!“, sagte James begeistert. „Ich will alles hören, was ihr so macht. Und ich will natürlich selbst mit dem angeben, was ich so treibe.“ „Solange du mir schreibst, schreibe ich dir auch.“, gluckste Sirius Black glücklich. So war es jedes Jahr. Ihre Eulen mussten wahnsinnig viel fliegen, um die ganzen Briefe an die Rumtreiber zu verteilen. Doch so wussten sie stets, wie es dem anderen ging, auch wenn sie nicht gerade zusammen waren. Es klappte nämlich nicht allzu oft, dass sie sich in den Ferien gegenseitig besuchen konnten. Remus mangelte es oft an Geld, genauso wie Peter. James‘ Eltern luden sie stets alle ein, doch die Blacks hatten etwas dagegen. Zwar waren sie beide reinblütige Familien, doch sie fanden die Potters widerlich. Schimpften sie Blutsverräter. Manchmal stahl sich Tatze jedoch davon, damit er die Potters besuchen konnte. Es war immer witzig! Die Eltern von Krone waren witzige, freundliche Menschen, die ihn immer herzlich empfingen. Innerlich hoffte er, dass er sich auch dieses Jahr davonstehlen konnte, um wenigstens ein paar Tage bei seinem besten Freund zu sein. Jede Stunde ohne Schläge, Beleidigungen und Angst waren gute Stunden. Ansonsten hatte sie immer noch den Zwei-Wege-Spiegel, um miteinander zu sprechen und sich zu sehen. Das konnte schon viel helfen und viel Frust nehmen. Nachdem die Feier beendet war, wurden die Schüler zum Hogwarts-Express gebracht. Ihr Gepäck war bereits sicher verstaut worden. Einige ihrer Mitschüler verabschiedeten sich herzlich von ihren favorisierten Lehrkräften. Die herzlichen unter ihnen erwiderten das. Andere – wie Professor Pride – winkte nur ab und scheuchten die Kinder davon. Sirius warf einen letzten Blick zu dem großen Schloss in der Ferne. Er lächelte und freute sich darauf, es nach den Sommerferien wiederzusehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)