Eisblumen von _Supernaturalist_ (Und diese seltsame Angewohnheit) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Eisblumen   Da gab es eigentlich schon immer diese seltsame Angewohnheit zwischen ihnen – eigentlich, seitdem sie damals zu fünft unter einer Flagge über die Weltmeere gereist sind. Kurz nachdem sie ihre Heimatinsel von der Tyrannei der üblen Fischmenschen befreit hatten. Ja, damals, da hatte er einen kleinen Zettel an ihr Fenster geheftet und damit gefragt, ob er denn nicht etwas für sie tun k;nne, damit sie sich besser fühlte. Schließlich hatte sie ja gerade erst diese besagte Heimat hinter sich gelassen, um auf eigenen Beinen die Welt zu erforschen. Um ihren Traum zu erfüllen, so wie all die anderen. Und er wollte sie einfach nur ein wenig lächeln sehen.   Naja, und damals hatte sie über diese seltsame Eigenart gelacht, bevor sie ihn fragte, ob er ihr denn nicht einen Saft aus ein paar ihrer reifen Orangen machen würde. Das war für ihn natürlich ein riesiger Erfolg gewesen – schließlich hatte sie für ihn gelacht. Nur für ihn und das erste Mal, seitdem sie unterwegs waren. Und es hatte vollkommen sein Herz eingenommen. Nun ja...ebenso, wie sie damals lachte, als er sie das erste Mal am Bord des Baraties sah.   Und sie? Sie schrieb auch ihm später solch einen kleinen Zettel, klemmte ihn ins Bullauge der Kombüse mit der simplen Frage nach der Marke seiner Zigaretten. Schließlich wollte sie doch für ihn ein Päckchen kaufen, sobald sie im nächsten Hafen waren, um es für ihn aufzubewahren, damit er immer ein paar Notfallzigaretten hätte. Wer wusste denn schließlich schon, wie lange sie auf hoher See unterwegs waren und er dann ohne auskommen musste? Und irgendwie hatte es ein warmes Gefühl in ihre Magengegend getrieben, als er ihr sagte, dass er die gleichen Glimmstängel rauchte, wie auch einst ihre Ziehmutter. Schließlich gab ihr dies seitdem immer ein kleines Stück Heimat zurück, wenn er eine Zigarette in ihrer Nähe rauchte. Manchmal gesellte sie sich extra deswegen in die Küche und das war ihr kleines Geheimnis, von dem nie jemand etwas wissen sollte.   Aber seitdem war ebendiese Angewohnheit zwischen ihnen entstanden. Ob die anderen der Crew davon wussten, das konnten beide nur erahnen. Vielleicht ignorierten sie diese Eigenart zwischen den beiden einfach, ließen sie machen, weil sie das irgendwie glücklich machte. Außerdem mochte keiner so wirklich den Zorn der Navigatorin auf sich ziehen oder den Smutje verstimmen, da Kartoffeln zu schälen dann doch eine furchtbare Aufgabe war. Und für die hungrigen Mäuler mussten stets sehr viele Kartoffeln geschält werden. Doch egal ob die anderen davon wussten oder nicht – die Zettel hingen oft für den anderen sichtbar am Fenster oder Bullauge. Fein leserlich geschrieben und später von beiden im Geheimen aufbewahrt. Ja, Sanji versteckte all diese kleinen Notizen, die er von ihr bekam in einem Schuhkarton in einem kleinen Eckschränkchen seiner Kombüse auf. Gut getarnt hinter einem Turm aus Schüsseln. Nami hingegen hatte sich extra für die kleinen Zettel – die stets irgendwo ein kleines gekritzeltes Herzchen verbargen – eine Schmuckschatulle gekauft. Schließlich waren diese Notizen etwas ganz Besonderes für sie.   Wie viele sie von diesen Zetteln bereits gesammelt hatten, wusste wohl keiner von ihnen und zählen kam ihnen beiden dann doch ein wenig absurd vor. Und dass sie beide auch Lieblingsnotizen des anderen hatten, dass durfte ja nun niemand wissen!   Die Lieblingsnotiz des Smutjes war wohl ein kleiner, rosa Zettel, den sie ihm nach den Abenteuern auf der Himmelsinsel Sykpia geschrieben hatte. Sie begann mit einem riesengroßen 'Idiot!', aber endete mit einem liebevollen 'Danke...'. Nami hatte sogar selbst ein klitzekleines Herz in die Ecke gezeichnet und es hatte ihn einige Monate gebraucht, um zu fragen, was sie denn damit gemeint hatte. Unter Drucksen hatte sie ihm schließlich erzählt, dass sie sich damit für die heldenhafte Rettung von des selbsternannten Gottes Flugschiff bedanken wollte. Er solle es aber nie mehr erwähnen, sonst müsse er dafür eine hohe Strafe zahlen. Mit Zinsen. Dass der kleine Kuss auf seine Wange, bevor sie dann leise zeternd abdampfte, wohl zu dieser Favoritenbestimmung beigetragen hatte, konnte er nur erahnen. Aber natürlich hatte er nie wieder etwas darüber erwähnt!   Und Namis Lieblingsnotiz? Nun...eigentlich fiel es ihr schwer, genau eine herauszupicken. Je nach Gemüt und Stimmungslage wechselte diese. Oftmals war sie der Meinung, dass sie gern die aufmunternde Nachricht las, die er ihr schrieb, nachdem Vivi bei ihrem Volk geblieben ist und sie seither ohne sie segelten. An anderen Tagen war es das Zettelchen, welches sie von ihm nach den Ereignissen auf der Thriller Bark erhielt. Nun gut...'Zettelchen' war wohl untertrieben, schließlich war dies ein mehrseitiger Brief, indem er wieder und wieder beteuerte, wie leid es ihm doch tat, dass er sie nicht aus den Fängen von Absalom befreien konnte. Und dass sie wirklich göttlich in diesem schneeweißen Brautkleid ausgesehen hatte - ein kleines Kompliment, was ihr immer irgendwie eine gewisse Röte und Wärme in die Wangen trieb, jedes Mal, wenn sie diese las. Vielleicht war dann aber doch eine Andere ihr liebste - die Notiz, die sie dann nach zwei Jahren der Trennung und des Alleinseins von ihm bekam. Er hatte sie direkt in ihre Hand gedrückt, gerade als sie nach dem ersten gemeinsamen Abendessen mit versammelter Mannschaft gehen wollte – sie sich ihren Seekarten zuwendend und er bereit, das dreckige Geschirr zu reinigen. Viel hatte auch nicht darauf gestanden.   Gerade einmal fünf kleine Worte: „Ich habe dich sehr vermisst.“   Ja...dieser musste wohl ihre liebste Notiz sein. Schließlich hatte er nicht wie üblich ein Herz in die Ecke gekritzelt. Und er hatte auch nicht wie sonst diesen Zettel irgendwo an ein Fenster geklemmt, sodass sie ihn gut sehen konnte. Nein...er hatte diesen ihr persönlich überreicht, sanft lächelnd und ohne große Worte. Auch hatte es ihn nicht gestört, dass die anderen direkt fragten, was das denn war, da sie diese kleine Geste alle mitbekommen hatten. Und noch viel wichtiger: Er hatte diese seltsame Eigenart wieder begonnen, nach zwei Jahren, die sie doch von einander getrennt waren. Machte einfach weiter, als wären sie immer beisammen gewesen – als hätten sie in diesen zwei Jahren einfach weiter die Welt umsegelt.   Und vielleicht war es ja genau diese kleine Notiz gewesen, die von da an alles verändert hatte. Schließlich hatten sie von da an wesentlich mehr Zeit miteinander verbracht – egal ob er sich einfach zu ihr gesellte, während sie ihre Karten in der Bibliothek anfertigte und einfach stumm hinter sie saß und sie beobachtete. Oder ob sie sich in die Kombüse setzte, ihm beim Kochen zusah, mit ihm sprach über dies und jenes, oder sogar anbot ihm zu helfen. Und dass diese Zweisamkeit dann schnell neue Gefühle in ihnen aufrührten, hätten sie zu Beginn wohl nur erahnen können.   Denn schließlich wurden bald die kleinen Zettel durch geflüsterte Worte ausgetauscht. Kleine, gekritzelte Herzchen wurden bald zu Umarmungen und Küssen. Und aus dieser seltsamen Angewohnheit zwischen den beiden war schließlich Glückseligkeit und Liebe herangewachsen.   Ein wenig musste Nami da schmunzeln, als sie so auf der gemütlichen Couch in der Küche saß, mit einer dicken Decke um sie geschlungen, während sie auf den blonden Koch wartete, damit er sich endlich zu ihr gesellte. Ihr Blick war dabei schon lange auf das Bullauge der Tür hängen geblieben, endlos fasziniert von der Schönheit der Eisblumen, die sie da sah. Schließlich überzogen sie das Glas wie kleine Kunstwerke und die Navigatorin konnte nur erahnen, welche kalten Temperaturen außerhalb des Raumes herrschen mussten. Nun gut...sie waren ja auch gerade in der Nähe einer Winterinsel. Dass sie diese unheimlich schön fand, konnte sie dennoch nicht bestreiten und ein wenig nostalgisch war ihr da schon zumute. Schließlich hatte sie schon lange nicht mehr auf ein Fenster mit solch einer Sehnsucht geschaut, da ja ihre Notizen füreinander mittlerweile rar geworden waren. Gern gesehen und erwünscht, aber durch die gemeinsame Zeit dennoch selten.   „Ich komme gleich, Nami-Maus!“, rief er da zu ihr hinüber und goss schon die heiße Schokolade, die nur für sie beide bestimmt war in die Tassen und gab der frisch zubereiteten Schlagsahne noch den letzten Schwung, bevor er auch diese dekorativ auf den Porzellangefäßen verteilte.   Namis Augenbrauen kletterten dabei ein wenig nach oben, denn schließlich bemerkte sie sein leichtes, nervöses Auftreten – wie auch er ab und an zum Fenster blickte und manchmal ziellos in der Küche hin und her lief, Schränke öffnete und schloss, bis er die gesuchte Zutat fand. Das war schließlich sehr unüblich für ihn, da er sich doch auch blind in seiner Küche auskannte.   Doch bevor sie sein seltsames Verhalten erfragen konnte, klopfte es auch schon an der Tür. Und eigentlich hätte sie erwartet, dass es irgendjemand von der Crew wagte, ihre Zweisamkeit zu stören. Dass jemand hineinstürmte, Essen verlangte, oder doch einfach nur einen kleinen Snack.   Doch im Gegenteil – die Tür blieb geschlossen und irgendjemand hatte nur einen Zettel gegen das Bullauge geklemmt und die gut leserliche Schrift war nun umrahmt von den schönen, weißen Eisblumen, die sie eben noch bewundert hatte.   Ein wenig irritiert darüber stand sie auf und ging and die Tür heran, keuchte dann mit geweiteten Augen, als sie die Worte endlich entziffern konnte. Denn dort, auf diesem kleinen, rosa Zettelchen, in fein leserlicher Handschrift – die ganz klar die des Smutjes war und mit vielen kleinen, gekritzelten Herzchen stand eine, ganz gewisse Frage.   Und als sie sich umdrehte um sich danach zu erkunden, war er auch schon an sie herangetreten, kniete vor ihr. Ein zartes, sanftes Lächeln auf den Lippen, ein kleines, schwarzes Kästchen in der Hand und ein Funken Hoffnung in den Augen.   Dass die dicke Decke ihr dabei von den Schultern rutschte, dass man draußen lauschte und kicherte und dass sie beinahe eine Minute vergehen ließ, bevor sie endlich antwortete, merkte sie kaum. Irgendwie hatte diese ganze Geste ein gewaltiges Rauschen in ihr Gehirn beginnen lassen und auch wenn sie instinktiv wusste, was sie darauf antworten sollte und wollte, so konnte sie irgendwie ihre Lippen einfach nicht in Bewegung versetzen.   Und so war er es, der aufstand, sich versicherte, ob mit ihr denn alles in Ordnung sei, ob er denn irgendetwas falsch gemachte hatte, oder ob sie doch nicht wollte. Doch nein – stattdessen schlang sie schleunigst ihre Arme um seinen Hals, zog ihn an sich heran und küsste ihn lautstark auf die Lippen – überglücklich, dass er endlich – endlich – genau diese eine Frage gestellt hatte.   Und irgendwie schaffte sie es dann doch, ein kleines, verheißungsvolles 'Ja' zu hauchen.   Und der kleine, verheißungsvolle Zettel? Der hing noch lange zwischen den eisigen Ranken der natürlichen, kunstvollen Gebilde, als stille Erinnerung an diese sonderbare Angewohnheit zwischen den Beiden und hatte dann, als das Eis bei heißem Wetter wieder schmolz, schnell seinen Platz in ihrer geheimen Schatulle gefunden und gehörte fortan wirklich zu ihren ganz persönlichen Favoriten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)