Augen wie Bernstein von Eshek (Der Neuanfang) ================================================================================ Kapitel 5: Der erste Vollmond ----------------------------- Kapitel 5 - Der erste Vollmond Fenrir hatte ihren Blickkontakt als erster gelöst. Der Alpha hatte kurz seinen Kopf geschüttelt, als würde er eine Fliege vertreiben und Harry dann darum gebeten, über das Problem nachzudenken, was Harry auch versprochen hatte. In Versprechen war er gut, aber die Lösung zu finden war deutlich schwieriger. Er grübelte nun schon seit drei Tagen über das Problem nach und bisher war ihm keine Lösung gekommen. Da seine Magie nun so stark war, schafften sie es gemeinsam innerhalb dieser drei Tage fast alle Häuser fertig zu stellen, sodass die Familien und die devoten schon alle ein festes Dach über dem Kopf hatten. Auch Severus war vorgezogen worden, da dieser mehr Platz für die medizinische Versorgung des Rudels benötigte. Die dominanten Werwölfe ohne Familie oder Partner schliefen alle in dem großen Vorraum von Fenrirs Langhaus. Dort war mehr als genug Platz, um alle aufzunehmen. Fenrir sah sich zufrieden um. Sie kamen sehr gut voran, besonders dank Harry. Er hatte eine Liste erstellt und die einzelnen Devoten vorerst in Häuser zusammengesteckt. Immer zwei teilten sich nun ein Haus und schon einige hatten ihm versichert, dass es sogar noch besser war, als alleine zu wohnen. Fenrir freute sich darüber, denn das bedeutete, dass sie weniger Häuser bauen mussten und die Devoten noch sicherer waren. Niemand aus seinem Rudel würde einen Devoten aus dem Rudel bedrängen, aber er war sich nicht sicher, ob sich alle ungebundenen Dominanten aus den anderen Rudeln daran halten würden. Trotz seiner Liste hatte er aber das Gefühl, jemanden vergessen zu haben, doch er kam nicht drauf. Erst, als die Tür zu seinem Haus langsam aufging und ein junger Mann zusammen mit einem zweiten Mann eintrat, fiel es ihm ein. Der Dominante war aus seinem Rudel und er hatte seinen Gefährten in Ambers Rudel gefunden. Der Mann hatte ihm erzählt, dass er seinen Gefährten zu sich holen würde, aber er hatte es vergessen. Jetzt gab es ein Problem. Sie hatten ein Haus zu wenig. Normalerweise machte es nichts, wenn sie im Zelt schlafen müssten, aber der Schutzschild war immernoch sehr durchlässig und die Häuser boten etwas mehr Schutz. Fenrir wollte nicht, dass auch nur eines seiner Rudelmitglider eventuell gefährdet sein könnte. Nicht, nachdem sie bei dem Überfall einige verloren hatten. Und im Langhaus mit den ungebundenen Dominanten konnte er sie auch nicht unterbringen. Sein Zimmer war ihm heilig und der Gefährte des Neuankömmling würde durchdrehen, wenn so viele Dominante Werwölfe in direkter Nähe zu seinem frisch gebundenen Gefährten schlafen würden. Sie unterhielten sich gerade über das Problem, als Harry herein kam. Der Zauberer wollte gerade loslegen, als er die zwei Werwölfe bemerkte. „Oh…entschuldigung.“ sagte er und lächelte die beiden Fremden verlegen an. „Harry, gut, dass du da bist.“ sagte Fenrir und bei diesen Worten wurde es in Harry warm. „Kannst du heute noch ein Haus fertig stellen?“ fragte der Alpha und sah ihn aufmerksam, aber distanziert an. Harrys gute Laune war wie weggeblasen. Er schüttelte traurig den Kopf. „Nein, tut mir leid. Meine Reserven sind aufgebraucht. Ich habe das Problem mit dem Schutzschild gelöst.“ Jetzt stand Fenrir auf. „Wie?“ wollte er wissen. Seine Laune besserte sich gerade. Harry erklärte ihm, dass er an dem Schutzschild nichts ändern konnte, aber er hatte die Häuser mit einzelnen Schutzschilden belegt, sodass nur ihre Rudelmitglieder sie betreten konnten. Jeder andere musste von den Hausbesitzern erst hineingebeten werden. „Perfekte Lösung. Ich danke dir, Harry. Jetzt müssen wir nur noch sehen, wie wir euch unterbringen.“ sagte Fenrir und musterte das junge Paar. „Sie können doch vorerst mein Haus haben.“ schlug Harry sofort vor. Er hatte alleine ein Haus bekommen, da die gesamte untere Etage nur aus einem Zimmer bestand, das zum Unterrichten genutzt werden sollte. „Und wo schläfst du dann?“ fragte nun der Dominante Werwolf. „Bei Severus.“ sagte Harry lächelnd. Sein Lächeln erstarb aber, als Fenrir den Kopf schüttelte. „Du kannst nicht bei der Fledermaus schlafen. Er hat ein Kind mit Wolfspocken in Behandlung. Die sind sehr ansteckend und da du kein geborener Werwolf bist und dich so als Kind nicht angesteckt hast, sind sie für dich sogar gefährlich.“ Harry senke bedrückt den Kopf. Er wollte nicht bei den anderen Rudelmitgliedern schlafen. Er würde sich wie ein Eindringling in deren neu gewonnener Sicherheit fühlen. „Kann ich nicht bei den Anderen hier im Vorraum schla…“ Fenrir schlug mit der Faus auf den Tisch. Es tat ihm sofort leid, als er bemerkte, wie Harry zusammenzuckte und ihn mit Angstgeweiteten Augen ansah. „Schlägst du gerade wirklich vor, dass ich dich, einen ungebundenen Devoten Werwolf, mit einem Haufen ungebundener Dominanter Werwölfe in einem Raum schlafen lasse?“ Harry rang mit den Händen. „Ich vertraue ihnen…“ murmelte er. Fenrir seufzte. Er gab den beiden Werwölfen einen Wink. Sie sollten sich nach Harrys Haus erkundigen und erst mal da bleiben. Er hatte einen Plan. Als die beiden gegangen waren ging er auf Harry zu. „Ich traue ihnen auch, aber sie werden die ganze Nacht daran denken, dass du direkt neben ihnen liegst. Zum Greifen nah. Sie werden die ganze Nacht kein Auge zu tun.“ Harry sah zu ihm auf. „Und wo soll ich dann hin?“ fragte er und seine Stimme war nicht mehr, als ein Flüstern, denn Fenrir stand so dicht bei ihm, dass er dessen berauschenden Duft wahrnahm. „Du kannst bei mir schlafen.“ Harrys Herz machte einen Satz. Die Kreatur in ihm brüllte zufrieden und bei Fenrir sah es nicht anders aus. „Hol deine Sachen. Es ist schon spät und die Anderen werden nach und nach alle herkommen.“ brummte Fenrir leise. Harry fiel es schwer sich von Fenrir zu entfernen, aber er lief los, um seine Sachen zu holen. Als er zurückkam richteten sich mehrere dutzend Augenpaare auf ihn. Harry schluckte. Die Anspannung im Raum war beinahe greifbar. Dann fingen sie alle an zu jubeln. Mehrere Hände griffen nach Harry und zogen ihn auf eine der Bänke. Ein Becher wurde ihm in die Hand gedrückt und man prostete ihm zu. Er trank einen Schluck und hustete dann, als das Getränk brennend seine Kehle hinunterlief. Einer der Männer klopfte ihm auf den Rücken und lachte. „Wo ist…Fenrir?“ fragte Harry keuchend, als er wieder Luft bekam. Seine Augen tränten. „Der kommt gleich. Es gab ein Problem mit einem Jungwolf.“ erklärte der Werwolf, der links neben Harry saß und schenkte ihm nach. „Solange können wir ja auf dich trinken.“ rief ein weiterer. Harry sah ihn überrascht an. „Auf mich?“ Die Werwölfe lachten. „Natürlich auf dich. Du hast unsere Welpen gerettet und die Häuser fast alleine errichtet. Einer der Welpen ist mein kleiner Bruder. Danke, Harry.“ Harry sah den Werwolf zu seiner Rechten an, der gesprochen hatte. Der junge Mann sah gut aus. Er hatte haselnussbraune Haut, schwarze Schulterlange Haare, die zu einem Zopf gebunden waren und einen Kinnbart. Unter dichten schwarzen Wimpern blitzten ihm zwei goldene Augen entgegen. Der junge Mann lächelte und hob sein Glas. „Auf dich.“ flüsterte er mit tiefer Stimme und nahm einen Schluck. Harry trank auch, obwohl es wieder brannte. Diesmal musste er nicht husten. Als man ihm erneut einschenkte wollte er ablehnen, aber davon wollten die Anderen nichts hören. Der hübsche junge Mann legte ihm irgendwann einen Arm um die Schultern. Harry versteifte sich etwas und hoffte, dass Fenrir bald zurück kam. Nach mehreren Bechern von diesem Getränk wurde er aber immer entspannter. Seine Sicht wurde leicht verschwommen und er sank gegen den Mann, der ihn im Arm hielt. Er kicherte, als der ihn fragte, ob er schon wüsste, wer sein Gefährte war. Fenrir! schrie es in ihm, aber Harry schüttelte nur den Kopf. Er musste sich irren. Schließlich müsste der Andere auch etwas fühlen, wenn sie tatsächlich Gefährten waren und Fenrir schien für ihn nichts zu empfinden, was über den Zusammenhalt im Rudel hinausging. „Erlaubst du mir dann, um dich zu werben?“ fragte der Werwolf mit einem verführerischen Lächeln auf den Lippen. Harry sah ihn verständnislos an. Er fühlte nichts für den jungen Mann. Ja, er sah gut aus und er war nett und wirklich anziehend, aber sonst? Es war nicht, wie das, was er in Fenrirs Nähe spürte. Der Alkohol machte ihn aber träge und das verstand der Mann wohl als Zustimmung. Er strich über Harrys Wange. Eine große raue Hand schob sich in Harrys Gesichtsfeld und umfasste das Handgelenk des Casanovas mit Leichtigkeit. Der junge Werwolf keuchte, als Fenrir ihn abrupt von Harry weg riss. „A-Alpha?“ fragte der Mann verwirrt. Fenrir mischte sich nie ein, wenn die ungebundenen Dominanten anfingen, einen Devoten zu umwerben. Wenn es den Devoten nicht passte, konnten sie sich gut genug wehren. „Was soll das werden, Colin?“ knurrte der Alpha wütend. Colin. So hieß er also, dachte Harrys träges Hirn. Der Angesprochene sah seinen Alpha kurz wütend an, wandte dann aber den Blick ab. „Warum mischt sich mein Alpha ein, wenn ich einen ungebundenen Devoten darum bitte, um ihn werben zu dürfen?“ knurrte Colin. Der Unterton in seiner Stimme war aber unterwürfig. Er sprach immerhin zu seinem Alpha. Fenrir knurrte zurück und fixierte ihn. „Normalerweise wäre es mir egal, aber Harry ist noch keinen Vollmond alt. Er kennt unsere Sitten und Gebräuche noch nicht. Er wüsste nicht, was hinter dieser Frage steht. Weil er noch sehr menschlich ist, ist er wie ein Welpe. Er braucht Schutz. Keinen Verehrer. Außerdem ist er sturzbetrunken.“ bellte Fenrir. Harry versuchte, der Unterhaltung zu folgen, aber es dauerte lange, bis er begriff, dass es um ihn ging. Wegen dieser Verzögerung, war es umso komischer, als er irgendwann aufstand und lallend behauptete, nicht betrunken zu sein. Fenrir zog eine Braue hoch, was Harry so sehr an Severus erinnerte, dass er anfing zu kichern. Er konnte gar nicht mehr aufhören. „Was ist so komisch?“ fragte Fenrir nur ruhig. Er musste sich zusammenreißen, um nicht zu lächeln. Obwohl diese Situation ziemlich angespannt war, war Harrys Lachen so mitreißend und ansteckend. Die ersten Werwölfe um ihn herum begannen schon zu lächeln. „Du…Augenbraue…wie…wie Severus….“ prustete Harry erstickt und hielt sich den Bauch. Jetzt johlten die Werwölfe auch los, aber ein Blick von Fenrir genügte, dass sie sich wenigstens bemühten ernst zu bleiben. Fenrir konnte gut damit leben, wenn man Späße auf seine Kosten machte, wenn es nicht übers Ziel hinaus schoss. Er war immerhin ein Werwolf. Nicht so verklemmt und ernst, wie die Vampire. Er wusste, dass er den Respekt eines jeden Werwolfes in seinem Rudel sicher hatte, deshalb ließ er sie auch mal über ihn lachen. „Alles klar, du bist doch betrunken. Ab Marsch. Schlafen!“ befahl Fenrir und Harry schmollte. Unter Fenrirs Unnachgiebigem Blick verschwand er aber torkelnd im Bad und dann zu Fenrirs Zimmer. Bevor er reinging drehte er sich noch mal zu den versammelten Werwölfen um und lächelte strahlend. „Danke für den…**hicks**…schönen Abend…machen wir…wieder.“ und damit verschwand er. Die Werwölfe prusteten erstickt und Fenrir schmunzelte. Er griff nach Harrys Becher und schnupperte daran. Er kannte diesen Schnaps. Das fiese Zeug hatte nicht mal einen Namen. „Kein wunder, dass er so betrunken ist. Der Becher ist fast leer.“ stellte Fenrir fest und sah die ungebundenen der Reihe nach vorwurfsvoll an, lächelte aber dabei. „Der Becher ist fast leer? Das ist bestimmt sein siebter, oder?“ die anderen nickten zustimmend. „Sein siebter?“ rief Fenrir aus. Er selber konnte nach zehn Bechern nicht mehr stehen. Er starrte auf seine Zimmertür. „Der läuft noch nach sieben Bechern…“ komischerweise machte ihn das Stolz. Als Fenrir sein Zimmer betrat und sein Blick auf das leere zweite Lager fiel, das er für Harry aufgebaut hatte, klopfte sein Herz kurz besorgt, dann witterte er den Jüngeren aber und folgte der Spur zu seinem eigenen viel größeren Lager. Mitten auf dem Haufen aus Fellen, decken und Matratzen machte er eine kleine Erhebung aus. Er schob mehrere Schichten dünner Decken zur Seite, bis er schließlich Harrys schmales Gesicht freilegte. Der junge Werwolf musste sofort eingeschlafen sein und weil er so betrunken war, hatte er das kleinere Lager nicht bemerkt und war Fenrirs Geruch bis hier hin gefolgt. Seufzend schälte Fenrir sich aus seiner Kleidung, behielt aber in Rücksichtnahme auf Harry seine Boxershorts an. Er setzte sich an den Rand des Lagers und streichelte über Harrys Wange. Harry schmiegte sein Gesicht im Schlaf gegen seine Hand und seufzte leise. Ein gequälter Ausdruck legte sich auf Fenrirs Gesicht. „Was mache ich nur mit dir?“ flüsterte er und betrachtete das Gesicht des Schlafenden. „Der Gefährte eines Alphas zu sein ist gefährlich. Ich kann meinen Gefährten nicht noch einmal verlieren. Wenn ich dich an meine Seite hole werde ich dich irgendwann verlieren. Aber wenn ich dich wegstoße werde ich dich auch verlieren.“ Fenrir sprach ganz leise. Er sah aus dem Fenster und beobachtete den fallenden Schnee, der von den Fackeln im Lager angestrahlt wurde. Im Zimmer selber war es dunkel, doch dank seiner Werwolfsinne konnte er alles sehen. Die kühle Luft machte ihm nichts. Eine windböhe verwirbelte sein langes Haar. Er betrachtete die grauen Strähnen, die mit den letzten Jahren zugenommen hatten. Er hielt die Strähne zwischen seinen Fingern und sah dann wieder auf Harrys pechschwarzes Haar, das sich in wilden Strähnen über das Kissen ergoss. Es war mittlerweile etwas über Schulterlang und Lisa und einige andere devote hatten es mit winzigen Flechtezöpfen verziert. „Du bist viel zu jung für mich…“ seufzte der Alpha. „Ich muss dich freigeben. Ich werde dich verlieren, aber wenigstens wirst du leben.“ Unwillkürlich flackerte Colins Gesicht vor seinem inneren Auge auf. Der Gedanke, dass Harry einem Anderen gehören würde zerriss etwas in ihm, aber er wusste, dass es früher oder später dazu kommen würde. Harry sah gut aus, er war stark und mächtig. Das würden die jungen Dominanten an ihm bewundern. Ein starker Gefährte war etwas, was sie alle wollten. Zusätzlich war Harry ausgesprochen sanft, besonders für einen Werwolf und so lieb. Er würde seinen Gefährten niemals hintergehen und sich immer kümmern. Besonders um Kinder, die er vielleicht haben würde. Harry liebte die Kinder aus dem Rudel. Er war der perfekte Partner. Die jungen Männer aus seinem Rudel würden sich gegenseitig zerfleischen, wenn klar würde, dass er keine Ansprüche auf Harry erheben würde. Bisher waren seine Intentionen, was Harry anging, zu unklar, als dass die ungebundenen etwas versuchen würden. Colin war ganz schön mutig. Fenrir hatte sich zu Harry gelegt und ihn in seinen Armen gehalten. Es würde das letzte Mal sein, dass er Harry so halten würde. Dieser Gedanke ließ ihn nicht schlafen. Er lag die halbe Nacht wach und versuchte sich jede Einzelheit von Harrys schlafendem Gesicht einzuprägen. In der nächsten Nacht würde es Vollmond sein. Er würde Harry durch die Verwandlung helfen und die letzte Nacht mit ihm verbringen. Dann würde er ihn freigeben. Sie schliefen sehr lange. Das ganze Rudel war still. Die Werwölfe würden an diesem und am nächsten Tag nicht arbeiten, denn sie würden die ganze Nacht wach sein. Viele konnten sich auch ohne den Vollmond verwandeln, aber an Vollmond war es doch noch etwas besonderes. Das ganze Rudel würde verwandelt sein und alle würden die Kraft in sich deutlich spüren. Fenrir war vor Harry wach und lief zu Gryffins Haus. Die Sonne stand schon sehr tief und Gryffin war offenbar auch gerade erst aufgestanden. „Fenrir…was machst du denn hier?“ fragte Gryffin überrascht. Er hatte seinen Alpha nicht erwartet und normalerweise ließ der ihn rufen, wenn er etwas wollte. „Gryffin, ich möchte, dass du dich heute Nacht um die Ordnung kümmerst.“ sagte Fenrir. Normalerweise war es seine Aufgabe bei Vollmond streitende Jungwölfe zu trennen und ein Auge auf die ungebundenen Devoten zu werfen. Wenn sie in menschengestalt auch gesittet waren, so übernahmen an Vollmond die animalischen Triebe gerne mal die Führung und er wollte keine Verletzten. Sie konnten nichts dafür, aber die jungen Werwölfe konnten sich noch nicht so gut kontrollieren. Diese Fähigkeit erhielten sie erst vollständig, wenn sie die Ruhe der Bindung spürten. Fenrirs Bindung war mit dem Tod von Tobias zwar zerrissen, aber er war kein junger Wolf mehr. Er hatte die absolute Kontrolle. „Natürlich, aber warum?“ fragte Gryffin. Er wusste, Lisa würde ihm helfen und auf die ungebundenen achten, wenn er losging, um Streithähne zu trennen. Es war aber sehr unüblich, dass er diese Aufgabe übernehmen sollte. Das letzte mal hatte er es getan, während Fenrir in den Diensten dieses dunklen Zauberers stand und versuchte, ihnen mehr Freiheiten zu erkämpfen. „Ich helfe Harry durch die Umwandlung und bleibe in der Nacht bei ihm. Ich habe ihn erschaffen. Es ist meine Verantwortung, dass er sich zurecht findet.“ erklärte Fenrir und bemühte sich etwas zu sehr um einen neutralen und ruhigen Tonfall. Gryffin war klug genug, um Fenrir nicht auf diese offensichtliche Lüge anzusprechen. Eine Lüge war es ja nicht einmal. Es war tatsächlich seine Aufgabe, aber die Sorge, die der Alpha für den Neuankömmling hatte wog mehr. Alle, die Fenrir gut kannten wussten um die problematischen Gefühle ihres Alphas, aber sie würden ihm keine Ratschläge geben. Fenrir musste sie von selbst darum bitten. Es stand ihnen einfach nicht zu, ihren Alpha zu kritisieren, oder sich gar in dessen Privatleben einzumischen. Das würden höchstens die Anführer der anderen Rudel oder einer der Ältesten aus ihrem Rudel tun. Vielleicht noch Severus, aber der hielt sich meistens zurück. „Natürlich, Fenrir. Ich verstehe.“ nickte Gryffin und sah Fenrir dann nach, der zurück zu seinem Langhaus lief. „Harry? Du musst aufwachen. Der Mond geht gleich auf.“ Fenrir rüttelte leicht an Harrys Schulter. Harry murrte und setzte sich dann gehorsam auf, hielt die Augen aber geschlossen. „Der Mond? Meinst du nicht die Sonne?“ fragte er verschlafen und gähnte. Fenrir schmunzelte, machte aber sofort eine steife Mine, als Harry die Augen öffnete. Er sah hinreißend aus, mit dem verwuschelten Haar und den vor Müdigkeit kleinen Augen. „Nein, der Mond. Der Vollmond.“ sagte Fenrir ruhig und zog Harry die Decke langsam weg. Es dauerte einen Moment, bis die Information in Harrys Hirn ankam, dann war die Müdigkeit aber vergessen und seine Augen weiteten sich vor Angst. Er begann zu zittern, was Fenrir absolut nicht verstehen konnte. „Was hast du denn?“ fragte er verwirrt. Harry sah ihn panisch an und der Wolf in Fenrir fauchte. Der Werwolf ertrug es nicht, Harrys panisches Gesicht zu sehen und seine Angst zu riechen. Fenrir legte seine Hände auf Harrys nackte Schultern und zog ihn sacht zu sich. „Remus…er hatte furchtbare Schmerzen…er konnte sich nicht mehr kontrollieren…“ sagte Harry mit zittriger Stimme. Fenrir tat das sehr leid. Es gab einige Werwölfe, die versuchten, ihr Wesen zu verleugnen. Dumbledore war daran Schuld, dass gebissene Werwölfe mit ihrem neuen Wesen nicht zurecht kamen und es als Krankheit ansahen. Sie hatten keinerlei Kontakt zu ihrem inneren Wesen und versuchten es, mit dem Wolfsbanntrank zu betäuben, was den Werwolf so sehr verstümmelte, dass er nur noch eine Triebgesteuerte Bestie war, wenn er mal entfesselt wurde. Er hatte schon viele dieser Werwölfe getötet. Sie waren nicht wie die Werwölfe in den Rudeln. Sie waren eine ganz eigene Spezies. Monster ohne Sinn und Verstand. Es tat ihm Leid, dass Harry die Verwandlung eines dieser Wesen beobachten musste. Natürlich hatte er nun Angst. Er hob Harrys Kinn sanft an und streichelte ihm eine Träne weg. „Du musst dich nicht fürchten. Remus hat seinen Werwolf mit dem Banntrank verstümmelt. Er hatte nie Kontakt zu ihm und deshalb konnte er sich nicht mehr kontrollieren. Er hat sich gegen die Verwandlung gewehrt, deshalb hatte er Schmerzen.“ erklärte Fenrir mit ruhiger Stimme. „Der Werwolf ist kein eigenständiges Wesen, das in dir lebt. Du bist der Werwolf. Er ist nicht wie eine Krankheit, die dich befällt. Sieh ihn, wie eine Animagusgestalt. Nach der Verwandlung wirst du dich ein wenig verändern, aber du wirst immernoch du sein. Wenn du es schaffst, mit dem Werwolf komplett zu verschmelzen, wird er dich stärken und deine Schwächen etwas ausgleichen. Du wirst ruhiger und ausgeglichener sein. Es wird nicht weh tun, wenn du dich nicht wehrst.“ Harry glaubte ihm. Er spürte, wie ehrlich Fenrir war. Dass er sich verändern würde gefiel ihm nicht sonderlich, aber er würde immernoch erselbst sein. Das hatte Fenrir ihm versprochen. Er nickte und klammerte sich an Fenrirs Oberarme. Er wollte nicht alleine sein, dafür war die Furcht noch zu groß. Fenrir verstand ihn, ohne dass er etwas sagen musste. Der Ältere nahm seine Hand und half ihm auf. „Zieh dich aus.“ sagte er ruhig und begann damit, sich sein Hemd auszuziehen und dann seine Hose abzustreifen. Harry schluckte schwer. Fenrirs Körper war perfekt. Die Muskeln unter der Haut waren geschmeidig, er war gebräunt und seine Narben standen ihm gut. Er selber war, trotz der Fürsorge der älteren Frauen im Rudel noch ziemlich dünn und blass. Mit zittrigen Fingern machte er sich an seiner Hose zu schaffen, bekam den Knopf aber nicht auf. Fenrir war mittlerweile nackt und kam auf ihn zu. Als er dicht vor ihm stand stockte Harry der Atem. Fenrir schob seine Hände sanft zur Seite und öffnete seine Hose für ihn und schob sie mitsamt der Unterwäsche hinunter. Dann griff er nach dem Saum von harrys Shirt und zog es ihm über den Kopf. Harry nahm Fenrirs Hand und stieg aus seiner Hose. Seine Wangen brannten und er drehte sich von Fenrir weg. Die Scham war für Fenrir nichts neues. Er hatte lange unter Menschen gelebt und kannte ihre Probleme. Er griff nach einer der dünnen Decken und warf sie Harry über die Schultern, dann setzte er sich im Schneidersitz auf den Boden und winkte Harry zu sich. Normalerweise saß er neben einem neuen Wolf, aber Harry zog er auf seinen Schoß. Er zog ihn an sich und drückte Harrys Kopf an seine Brust. Harry versteifte sich kurz, wurde aber immer ruhiger, während er Fenrirs Herzschlag lauschte. Sie saßen unter dem Fenster und es würde nicht mehr lange dauern, bis der Mondschein sie erreichte. Als Fenrir spürte, wie Harry eine Hand auf seine nackte Brust legte hob er seine eigene und legte sie auf Harrys. Das hier fühlte sich so richtig an. Er wollte ewig hier sitzen bleiben und Harry so halten. Der Schmerz schnürte ihm die Kehle zu. „Bist du bereit?“ hauchte er und Harry flüsterte zurück: „Ja.“ Er spürte das Wolfsherz in seiner Brust pulsieren und eine neue Kraft, die ihn durchströmte. Er hatte sich lange nicht mehr so lebendig gefühlt. Sein gesamter Körper war ihm bewusst. Er schloss die Augen und tastete nach der Kreatur in sich. Ein glühendes Pulsieren war die Antwort. Erst zögerlich, dann erfreut öffnete die Kreatur sich ihm und begann mit ihm zu verschmelzen. Harry keuchte, als das Wesen ihn vollständig ausfüllte. Seine Augen glühten golden auf und seine Muskeln spannten sich an, bis sie zu zerreissen drohten. Es tat nicht weh, als sich sein Körper veränderte. Er ließ seine Gedanken los und glitt mühelos durch die Verwandlung. Harry spürte, wie ihm jemand über die Schnautze leckte und öffnete die Augen. Vor ihm stand ein riesiger dunkelgrauer Werwolf. Riesig war gar kein Ausdruck. Er blickte auf seine Pfoten herunter und bemerkte, dass sie schwarz waren. Er versuchte, aufzustehen, hatte aber nicht mit dem paar zusätzliche Füße gerechnet, das ihm in die Quere kam. Er fiel unsanft wieder hin, was den großen Wolf dazu brachte, die Lefzen zu fletschen. Lachte der ihn etwa aus? Harry knurrte leise, was aber in einem Wimmern endete, weil er es nicht schaffte, aufzustehen. Fenrir trabte zu ihm herüber und drückte sich gegen ihn, um Harry zu stützen. Als Harry endlich stand, japste er zufrieden und Fenrir leckte über seine Schnautze. Harry versuchte, ein paar Schritte zu gehen und Fenrir ging mit, um ihn weiter zu stützen. Dann hatte Harry den Bogen raus und lief vor. Fenrir ging richtung Tür und forderte Harry auf, ihm zu folgen. Harry sprang durch den Schnee und versuchte Fenrir zum Spielen aufzufordern. Der Ältere knurrte ihn einige Male an, aber Harry ließ sich nicht entmuten und sprang ihn immer wieder an, bis Fenrir irgendwann nachgab und mit ihm durch den Schnee jagte. Sie jagten einander durch den Wald und versuchten sich gegenseitig zum Fallen zu bringen. Harry landete ständig im Schnee und Fenrir nicht ein Mal. Sie tobten die ganze Nacht und heulten mit den Anderen. Fenrir vertrieb einige junge Werwölfe, als diese sich Harry nähern wollten, ansonsten blieben sie ungestört. Als der Mond langsam sank legten sie sich unter einen Baum, ganz in der Nähe vom Langhaus und schliefen ein. Harry war dicht an Fenrirs Bauch gekuschelt und hatte seinen Kopf auf eine seiner Vorderpfoten gelegt. Fenrir legte seinen Kopf auf Harrys und schloss ebenfalls die Augen. Als sie erwachten stand die Sonne schon hoch am Himmel. Harry gähnte und streckte sich. Er spürte Fenrir neben sich und schmiegte sich an ihn. Fenrir wurde auch langsam wach und verstärkte seinen Griff um den Jüngeren. Im Halbschlaf kam er über ihn und beugte sich runter, um ihn zu küssen. Harry lag ganz ruhig unter ihm, aber sein Herz klopfte heftig gegen seine Brust, als er merkte, was Fenrir vor hatte. Er wollte das so sehr. Er legte die Arme um Fenrirs Hals und öffnete seine Beine, damit Fenrir dazwischen liegen konnte. Als er Fenrirs Geschlecht an seinem Spürte, keuchte er auf. Er spürte Fenrirs Atem auf seinem Gesicht und dann die hauchzarte Berührung an seinen Lippen. Er hatte die Augen geschlossen, aber bevor er den Kuss richtig spürte, war Fenrir vor ihm zurückgewichen. Der Alpha war gerade rechtzeitig zu sich gekommen. Er sprang auf und sah Harry nicht an. „Ich bin heute Nacht fort. Ich weiß nicht, wann ich zurück bin. Du kannst in meinem Zimmer bleiben, bis das neue Haus fertig ist. Gryffin wird vor der Tür schlafen und aufpassen, dass dich keiner stört.“ sagte er und wollte schon gehen, als er spürte, wie schmale Arme sich von hinten um seine Tallie legten. Er spürte Harrys Stirn an seinem Rücken und schloss kurz gequält die Augen. Dann griff er nach Harrys Händen löste sie von sich und ging. Harry sank auf den Boden und Tränen füllten seine Augen. Fenrir wollte ihn nicht. Fenrir war nicht sein Gefährte. Fenrir…. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)