Wenn das Schicksal zum Verräter wird von ManamiSaitou ================================================================================ Kapitel 36: Die Okiya Geschwister --------------------------------- „Wer ist das?", platze es schließlich aus Manami heraus. Sie hatte diese Frage gestellt ohne groß darüber nachzudenken. Es war ihr gleichgültig was die anderen von ihr denken würden. Sie wollte einfach nur wissen wer diese Schüler waren. Die Worte waren ohnehin bereits über ihre Lippen gerutscht, noch bevor sie darüber nachgedacht hatte. Aoko, Akako, Kaito und Saguru wandten zeitgleich ihren Blick zur großen Fensterfront. Natürlich waren diese fünf Schüler keine Unbekannten für sie. Sie wussten direkt, wer diese Schüler waren. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen erwiderte Aoko: „Das sind die Okiyas." Akako fügte mit einem genauso breitem Grinsen hinzu: „Das sind die Pflegekinder von Dr. Okiya, unserem Schularzt. Eine ziemlich abgefahrene Geschichte. Die Familie Okiya ist unter den Schülern hier das Gesprächsthema Nummer eins. Ursprünglich stammen sie wohl alle aus Amerika, aber wenn man sich die fünf Mal anschaut und ihre Namen hört, müssen sie zwangsläufig japanische Wurzeln haben. Selbst wenn sie in Amerika geboren sind, muss zumindest ein leibliches Elternteil Japaner gewesen sein. Dr. Okiya lebte wohl nach eigener Aussage lange in den USA und hat dort in einer renommierten Klinik gearbeitet. Dort hat er dann seine Pflegekinder bei sich aufgenommen. Als er dann den Entschluss gefasst hatte zurück nach Japan zu kommen, hat er seine Pflegekinder kurzerhand mitgebracht. Bereits in den USA müssen sie unsere Sprache gelernt haben. Sie sprechen fließend japanisch. Selbst das finde ich schon ziemlich merkwürdig. Bei niemandem von ihnen hört man einen Akzent. Naja, wie auch immer... sie leben jetzt seit einem knappen halben Jahr hier im Stadtteil Nishikyo und besuchen unsere Schule." Aoko und Akako tauschten ein Grinsen miteinander, bevor Aoko noch einmal das Wort ergriff: „Die Okiyas sind wirklich merkwürdig. Und wenn ich sage merkwürdig, dann meine ich auch merkwürdig. Mit niemandem an dieser Schule habe sie je großartig ein Wort gewechselt. Sie bleiben immer unter sich... Versuchen stets den Kontakt zu anderen Schülern zu meiden. Ziemliche Einzelgänger wenn du mich fragst." Manamis Blick war noch immer fixiert auf diese fünf Schüler. Und je mehr Aoko und Akako von ihnen erzählte, desto größer wurde ihr Interesse an ihnen. Auch Takehitos Blick war mittlerweile auf die Fünfer Gruppe gerichtet. Unter ihnen waren sowohl Subaru als auch der Junge und das Mädchen, welche ihn bereits am Morgen begleitet hatten. Dennoch wunderte Takehito sich durchaus darüber welches Interesse Manami an ihnen hatte. Seit die beiden Teenager in Kyoto angekommen waren, tat dieses Mädchen nichts ohne Hintergedanken. Es musste also einen tieferen Grund haben, weshalb sie so sehr an ihnen interessiert war. Im Nächsten Moment öffnete sich die Tür zur Kantine, die fünf Schüler betraten nacheinander den Raum und begaben sich zielstrebig zu dem noch freien Tisch im Raum. Deshalb war der Tisch also frei gewesen. Anscheinend war das ihr „Stammtisch" gewesen. Und es wurde klar, welche Stellung diese fünf Schüler an der Schule hatten. Kein anderer Schüler hatte es nämlich gewagt, sich an diesen Tisch zu setzen. Anscheinend wussten alle, dass es ihr Tisch war. In diesem Moment war Manami kurzzeitig froh darüber, dass sie sich nicht ausgerechnet an diesen Tisch gesetzt hatte. „Also um ehrlich zu sein, Yumi... Wenn du mich fragst, sind die irgendwie freaky. Eine total schräge Familienkonstellation. Sie gehören irgendwie alle zusammen. Du weißt schon was ich meine... so richtig zusammen. Ähm... siehst du das Mädchen dort mit dem langen dunklen Haar? Sie ist wirklich außergewöhnlich schön für ihr Alter. Viele Jungs an dieser Schule sind hinter ihr her... Das ist Ran... Ran Okiya. Sie ist eine Klassenstufe über uns. Und der große dunkelhaarige, der da neben ihr läuft, ist Shinichi... Shinichi Okiya. Ein ziemlich pfiffiges Köpfchen und ein absolutes Fußballgenie. Unser Fußballclub wollte ihn unbedingt in ihrer Mannschaft haben, um bei den Schulmeisterschaften endlich mal eine reelle Chance zu haben. Shinichi allerdings hat dankend abgelehnt. Offensichtlich hatte er kein Interesse mit anderen Schülern dieser Schule in einem Club zu sein. Ran und Shinichi sind sozusagen ein Paar. Mich würde ja wirklich mal interessieren ob so etwas überhaupt erlaubt ist.", sprach Aoko, wurde allerdings direkt von Akako unterbrochen: „Aoko! Hör auf so zu reden! Was soll daran bitte nicht erlaubt sein? Sie sind ja eigentlich nicht verwandt." „Ja, aber sie leben ja schließlich zusammen. So wie Bruder und Schwester. Das ist schon ziemlich merkwürdig. Das wäre dasselbe, wie wenn Yumi und Junichiro irgendwie was am Laufen hätten. Das ist doch ekelhaft... Und..." Noch ehe Aoko ihren Satz beenden konnte, betraten die nächsten beide die Kantine. Aufgebracht fuhr Aoko fort: „Okay... Die kleine da mit dem dunklen Haar, welches mit der Schleife zu einem Zopf zusammen gebunden ist, das ist Kazuha... Kazuha Okiya. Sie ist ziemlich schräg drauf. Wahrscheinlich von den fünfen die Schrägste. Sie gehört zu Heiji... Heiji Okiya, dem Jungen mit dem schwarzen Haar, der dunkleren Hautfarbe und dem leidenden Gesichtsausdruck. Die beiden sind auch irgendwie so eine Art Paar. Naja, kein Wunder, dass Dr. Okiya diesen Ruf bei uns an der Schule hat." „Was denn für einen Ruf?", hakte Manami nach. „Ähm... Dr. Okiya ist bei uns so etwas wie ein Pflege - Schrägstrich - Kuppelvater. Außerdem geht schon eine Weile das Gerücht an der Schule herum, dass Dr. Okiya und Miss Saintemillion ein Techtelmechtel miteinander haben, wenn du verstehst was ich meine. Also wenn ihr mich fragt eine ziemlich schräge Familie. Da treibt es anscheinend jeder mit jedem. Die sind alles andere als normal." Aoko und Akako sahen sich an und begannen zu kichern. „Vielleicht hab ich ja eines Tages ein wenig Glück und Dr. Okiya adoptiert mich auch...", zischte Akako in einem nicht deutbaren Unterton in ihrer Stimme und hatte dabei ein schelmisches Grinsen auf ihren Lippen. Doch nur kurz darauf widmete Manami wieder direkt ihre Aufmerksamkeit etwas bzw. jemand anderem. Der letzte von den fünfen betrat den Raum. Es war Subaru. Während er durch die Tür schritt, schob er seine Brille mit dem Mittel- und Zeigefinger der rechten Hand die Nase lang hoch. Sofort legte sich eine wohlige Gänsehaut auf Manamis Körper. Dieser Junge hatte etwas Faszinierendes an sich. Selbst mit dem lautlosen Betreten der Kantine, zog er die Aufmerksamkeit aller auf sich. Mit seiner bloßen Anwesenheit zog er alle Blicke auf sich. Doch niemand wagte es ihn länger als ein paar Sekunden anzusehen. Manami war die einzige, die ihren Blick nicht von ihm abwendete. Von Anfang an wurde sie von diesem Jungen angezogen. Irgendwie schien er auf sie wie ein Magnet zu wirken. Doch warum nur? Weshalb hatte dieser Junge eine solche Anziehungskraft auf sie? Sie konnte es beim besten Willen nicht verstehen. Zumal sie seit der Begegnung auf dem Schulflur das beängstigende Gefühl nicht loswurde, dass die Aura der schwarzen Organisation von ihm ausgegangen war. Allerdings war sie sich bisher noch nicht ganz sicher. „Und wer genau ist das?", fragte sie wissbegierig, wobei sie hoffte, dass Aoko oder Akako ihr mehr über diesen geheimnisvollen Jungen erzählen könnten. Um heraus zu finden ob er der schwarzen Organisation angehörte, brauchte sie mehr Informationen. Auf Aokos Lippen breitete sich ein breites Grinsen aus. „Das ist Subaru Okiya. Was soll ich dir groß über ihn sagen? Er sieht einfach wahnsinnig gut aus. Ganz offensichtlich... Fast alle Mädchen an dieser Schule stehen auf ihn. Sobald er einen Raum betritt kann man genau sehen, wie ihn alle Mädchen hinter her schmachten. Allein wie er sich bewegt, wie er spricht... Er ist nicht so ein kindischer Idiot wie die ganzen anderen Jungs hier an dieser Schule. Das finden die Mädchen wahrscheinlich auch so faszinierend an ihm. Er ist sozusagen der Senpai schlechthin hier an unserer Schule. Aber scheinbar... ist hier niemand gut genug für ihn. Er hat bisher jedes Mädchen abblitzen lassen und damit unzählige Herzen gebrochen. Wobei mir persönlich das völlig egal ist... Ich bin nämlich eines der wenigen Mädchen hier, die nicht auf ihn fliegt. Also... Tja... Ganz im Ernst, Yumi. Ich sage dir jetzt mal was. Verschwende deine Zeit nicht an diesem Jungen. Dieser Kerl ist unerreichbar für jede von uns.", sprach Aoko leise, um sicher zu gehen, dass die Okiyas sie nicht hören konnten. Auf Manamis Gesicht bildete sich zum ersten Mal an diesem Tag ein Lächeln. „Keine Sorge, Aoko. Das hatte ich auch nicht vor. Als ich vorhin zu Ryusuke sagte, dass ich momentan kein Interesse an einem Freund hätte, war das nicht gelogen.", murmelte sie. War ja klar gewesen, dass Aoko direkt dachte, dass sie aus diesem Grund Interesse an Subaru hatte. Theoretisch gesehen wäre das in ihrem Alter auch völlig normal gewesen sich zu verlieben. Aoko konnte ja nicht ahnen, dass dieses Mädchen in ihrem Alter bereits ganz andere Sorgen hatte und ihr Interesse an Subaru einen völlig anderen Grund hatte. Das konnte sie ihr ja schlecht sagen. Erneut wandte Manami sich um und musterte Subaru aufmerksam. Alles um sie herum verstummte. Sie bekam nicht mehr von dem mit, was um sie herum geschah. Sie konzentrierte sich einzig und allein auf Subaru. Doch die Aura der schwarzen Organisation war nicht zu spüren. Nicht einmal ein winziger Funke. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Und obwohl sie schon längst hätte weg schauen können, konnte sie es einfach nicht. Subaru hatte sie bereits völlig in seinen Bann gezogen. Und das obwohl er nicht einmal etwas getan hatte. Er saß einfach nur auf seinem Stuhl und starrte ins Leere. Doch dann trafen sich ihre Blicke. Sein jadegrünes Augenpaar, das ihren Körper schier zu durchbohren schien, ließ ihr einen Schauer über den Rücken laufen. Und im selben Moment spendeten seine Augen so unheimlich viel Wärme. Keiner der beiden wandte seinen Blick von den jeweils anderen ab. Auch sie schien aus irgendeinem Grund sein Interesse geweckt zu haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)