Wenn das Schicksal zum Verräter wird von ManamiSaitou ================================================================================ Kapitel 20: Ein Plan mit weitreichenden Folgen ---------------------------------------------- Nur wenige Minuten später saß Manami in der Küche der Akanishis und schlürfte eine heiße Schokolade. Takehito saß ihr gegenüber und schien völlig in Gedanken versunken zu sein. Das junge Mädchen unterbrach schließlich die Stille: „Und ich sollte jetzt warum so eilig hier her kommen? Nur damit wir uns anschweigen und darauf warten, dass die schwarze Organisation hier auftaucht und uns zum Schweigen bringt? Klasse! Auf mein sicheres Ende kann ich auch auf meinem Bett warten." Er unterbrach sie mit ernster Miene: „Schwachsinn! Hör sofort auf so einen Schwachsinn von dir zu geben! Hörst du! Solange ich lebe, werde ich auf gar keinen Fall zulassen, dass dir etwas zustößt. Das verspreche ich dir, Manami. Ich werde dich bis zum bitteren Ende mit meinem Leben beschützen." Mit großen Augen sah sie ihren gegenüber an. Niemals hätte sie mit einer solchen Reaktion von ihm gerechnet. Und sein Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er es durchaus ernst meinte. Allerdings hatte sie keine Zeit weiter darüber nach zu denken, denn er hatte längst schon wieder das Wort ergriffen: „Hör zu Manami... Ich habe mir etwas überlegt. Etwas, womit ich uns zumindest etwas Zeit verschaffen kann. Die Frage ist nur... Fühlst du dich stark genug um das gemeinsam mit mir durch zu ziehen?" Sie schluckte. Sie hatte keinen blassen Schimmer, was sie erwarten würde. Dennoch versuchte sie stark und überzeugend zu wirken. „Dafür müsstest du mir erst einmal sagen, was du dir überlegt hast." Sein Blick wich ihr nicht mehr aus. Sein Blick lag starr auf ihr. So ernst, dass man die Anspannung, die auf seinen Schulter ruhte, förmlich spüren konnte. Es schien ein unglaublicher Druck auf ihm zu lasten. Dann endlich begann er von seinem Plan zu berichten: „Du und ich... wir müssen Tokio für eine Weile verlassen. Hier wären wir nicht sicher. Jeder hier in Tokio kennt mein Gesicht. Schließlich bin ich hier ein bekannter Schülerdetektiv. Hier zu bleiben ist demnach keine Option. Es würde nicht lange dauern bis sie uns gefunden haben. Außerdem scheinen sie ja schon zu vermuten, dass Sherry sich in Tokio aufhält. Sonst würden sie ja nicht hier nach Sherry suchen. Wenn ich mit meinen Schlussfolgerungen richtig liege und du tatsächlich Sherry bist, dann bist du hier einfach nicht sicher. Ich habe bereits alle nötigen Schritte in die Wege geleitet, damit wir beide in einer anderen Stadt untertauchen können. Nach langem Überlegen, habe ich mich dazu entschlossen, dass wir beide in Kyoto untertauchen werden." Entsetzt unterbrach Manami ihn: „Kyoto? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Du selbst hast mir doch erzählt, dass die schwarze Organisation fast ausschließlich in Kyoto agiert. Warum also ausgerechnet Kyoto? Ich glaube wirklich, dass du langsam spinnst." Sein Blick hatte sich keineswegs geändert. Er schien keine Witze zu machen. Er schien das gerade wirklich ernst zu meinen. In selber Tonlage fuhr er fort: „Du solltest mich auch mal ausreden lassen, Manami. Ich denke nicht, dass ich spinne. Ich denke eher, dass du mich ziemlich unterschätzt. So langsam solltest du wissen, dass ich ganz genau weiß, was ich tue. Natürlich mag diese Idee erst einmal völlig verrückt klingen, vorerst in Kyoto Schutz zu suchen. Je länger ich allerdings darüber nachdenke, desto genialer finde ich diese Idee. Denk doch ganz einfach mal darüber nach, Manami. Wer würde schon damit rechnen, dass wir ausgerechnet in ihrem Territorium Schutz suchen. Wer, Manami? Nur ein Vollidiot wäre auf eine eigentlich so absurde Idee gekommen. Aber ganz genau das können wir uns zum Vorteil machen. Ein Vorteil, den wir uns durchaus zu Nutze machen können." Takehito hielt kurz inne, um seine Worte kurz auf Manami wirken zu lassen. Allerdings war es schwierig für ihn wirklich zu interpretieren wie sie über diesen Plan dachte, denn sie zeigte bisher keine wirkliche Reaktion darauf. „Und weiter?", fragte sie schneller nach als er es erwartet hatte. Ihrer Bitte folge leistend fuhr er fort: „Naja, denk doch mal etwas weiter... In Kyoto würden sie uns doch als aller letztes vermuten. Ehe sie auf die Idee kommen, dass wir uns dort aufhalten könnten, habe ich sie überführt und wir sind wieder in Sicherheit. Am wichtigsten ist es jetzt für uns, dass wir uns etwas Zeit verschaffen. Und genau damit würde uns das gelingen. Da bin ich mir eigentlich ziemlich sicher." Dann schwieg er wieder. „Und wie hast du dir das Ganze vorgestellt, wenn ich fragen darf. Was sollen wir bitte unseren Eltern erzählen? Willst du dich etwa klammheimlich aus dem Staub machen? Sie werden umkommen vor Soge! Hast du in deinem ach so tollen Plan darüber mal nachgedacht?", ermahnte sie ihn. Ein verschmitztes Lächeln stahl sich auf seine Lippen. „Aber, aber! Für wen hältst du mich denn, Manami. Du scheinst zu vergessen, wer hier vor dir sitzt. Ich habe alles gründlich und bis ins kleinste Detail durchdacht. Diese Typen wissen ganz genau wer ich bin. Sie wissen sowohl wie ich aussehe und vor allem kennen sie meine Namen. Dann könnte ich genauso gut hier in Tokio bleiben. Das würde absolut nichts ändern. Selbst in Kyoto würde es keinen Tag dauern bis sie Takehito Akanishi ausfindig gemacht haben. Und früher oder später werden sie auch herausfinden, dass Manami Saitou Sherry ist. Die Person nach der sie eigentlich suchen. Und das würde unweigerlich das Ende für uns beide bedeuten. Sie würden uns ohne mit der Wimper zu zucken aus dem Weg räumen, um ihr Geheimnis zu wahren. Und es gäbe absolut nichts, was wir beide dagegen tun könnten. Was aber, wenn sich Manami Saitou und Takehito Akanishi gar nicht mehr in Japan befinden würden?" Manami hakte überrascht aber auch verwirrt nach: „Jetzt versteh ich gar nichts mehr. Kannst du mir mal verraten wie du das machen willst? Wie willst du bitte an zwei Orten gleichzeitig sein?" Das verschmitzte Lächeln auf seinem Gesicht wurde noch breiter. Er schien sich mit seinem Plan wirklich sicher zu sein. Überzeugt setzte er seine Ausführungen fort: „Manami, jetzt sei doch nicht so naiv! Du denkst viel zu stur. Denk doch mal etwas gerissener. Manami Saitou und Takehito Akanishi werden sich für unbestimmte Zeit aufgrund eines Schüleraustausches in New York aufhalten. So werden sich zumindest unsere Familien keine Sorgen um uns machen. Für sie befinden wir uns offiziell in New York. Wie zwei ganz normale Austauschschüler. Und selbst wenn die Organisation uns anhand unserer Namen ausfindig machen sollte, müssen sie schlussendlich feststellen, dass wir uns leider gar nicht mehr im Land befinden. Ich bezweifle, dass sie uns einfach nur aufgrund eines Verdachtes nach New York folgen würden. In Wirklichkeit werden wir beide uns allerding unter falschem Namen in Kyoto aufhalten." „Falsche Namen?", hakte das junge Mädchen erneut nach. Der gewiefte Detektiv nickte. „Ja ganz recht. Du hast richtig gehört, Manami. Mithilfe meines Großvaters werde ich dafür sorgen, dass alle Spuren von Manami Saitou und Takehito Akanishi nach New York führen. Zeitgleich werden wir beide eine andere Identität annehmen und das Leben eines anderen führen. Wir werden komplett andere Menschen sein. Manami und Takehito wird es für längere Zeit nicht mehr geben. Das bedeutet vor allem unser bisheriges Leben ausnahmslos hinter uns zu lassen. Kein Kontakt zu Freunden oder Familie. Und am aller wichtigsten... wir dürfen niemandem außer uns selbst vertrauen. Niemandem unsere wahre Identität preisgeben. Kannst du das Manami?" Er hielt inne und ließ seine Worte auf sie wirken. Er musterte ihr Gesicht, um irgendetwas aus ihren Gesichtszügen abzulesen. Doch nichts. Ihr Gesicht war frei von jeglichen Emotionen. Sie machte auch nicht den Anschein, als würde sie so schnell etwas sagen wollen. In diesem Moment schob er ihr einen Personalausweis zu, auf dem ein Bild von ihr haftete und fügte hinzu: „Ich habe bereits mithilfe meines Großvaters einen Ausweis für unsere neuen Identitäten anfertigen lassen. Sieh es einfach als eine Art Zeugenschutzprogramm." Er zwinkerte. Manami hingegen war eher fassungslos. Wie konnte er das alles nur so auf die leichte Schulter nehmen? Schließlich ging es hier um beider Leben, welches sich nun von Grund auf ändern würde. Er tat ja fast so, als wäre das Annehmen einer anderen Identität fast so, als würde man sich ein neues Paar Schuhe zulegen. Sie warf einen Blick auf den gefälschten Ausweis in ihren Händen. „Hirofumi, Yumi" stand darauf geschrieben. Das sollte also in Zukunft ihr neuer Name sein? Unter diesem Namen sollte sie in Kyoto leben? Würde ein anderer Name auch einen anderen Menschen aus ihr machen? Sie war sich unschlüssig wie sie reagieren sollte. Sie wusste einfach nicht was sie tun sollte. Doch dann riss Takehito sie auch schon aus ihren Gedanken: „Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht. Yumi ist doch gar kein so schlechter Name, oder? Ich werde die Identität von Junichiro Hirofumi annehmen. Du wunderst dich jetzt sicher warum ich mich für denselben Familiennamen entschieden habe... Nun ja, ganz einfach... Irgendwie musste es ja plausibel wirken, dass Yumi und Junichiro zur selben Zeit in Kyoto auftauchen. Und vor allem musste es erklärbar sein, aus welchem Grund wir beide uns kennen. Da war es das einfachste, was mir einfiel, uns zu Geschwistern zu machen. Deshalb habe ich mich dazu entschieden, dass Yumi und Junichiro Zwillingsgeschwister sind. Des Weiteren habe ich beschlossen, uns beide etwas älter zu machen. Von unserer geistigen Reife her wird das auch kaum auffallen. Sowohl du, als auch ich, sind für unser Alter unheimlich reif. Außerdem... Dein Geburtsjahr beizubehalten, würde zwangsläufig Rückschlüsse auf deine wahre Identität zulassen. Was sagst du dazu, Manami?" Noch immer war sie ganz still. Yumi und Junichiro Hirofumi... Zwillingsgeschwister... Geburtsjahr 1981... Wie konnte sie da noch sie selbst sein? Sie hatte Angst sich selbst zu verlieren. Doch hatte sie überhaupt eine andere Wahl? In Wirklichkeit hatte sie doch gar keine andere Option... Dennoch plagten sie Zweifel. Noch immer konnte sie nichts antworten. War sprachlos. Prinzipiell klang dieser Plan durchaus gut. Takehito machte seinem Ruf wirklich Ehre. Er hatte wirklich an alles gedacht. Lückenlos hatte er alle Eventualitäten in Betracht gezogen. Es war absolut nichts daran auszusetzen. Dennoch war seine Frage durchaus berechtigt. Konnte sie das? Konnte sie ihr bisheriges Leben hinter sich lassen? Was war mit Akiharu und Kazuhiro? Ein Leben ohne die beiden konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Niemand konnte ihr garantieren, dass sie die beiden jemals wieder sehen wird. Niemand konnte ihr sagen wie lange sie im Schutz ihrer neuen Identität leben müsste. Was war, wenn es für immer war? Sie stieß einen tiefen Seufzer aus. Noch immer wartete Takehito auf eine Antwort, wobei ihr Schweigen schon längst Bände sprach. Doch wie sollte sie ihm ihr Zweifel klar machen? Er war so überzeugt von seinem Plan. Und er selbst hatte doch schon längst seine Entscheidung getroffen. Doch was war mit ihr? Zumindest wäre sie in ihrem neuen Leben nicht ganz allein. Sie hatte immer noch Takehito an ihrer Seite. Doch würde ihr das reichen? Sie wusste es nicht. Takehito ergriff die Initiative und unterbrach die Stille zwischen den beiden: „Dass du mir nicht sofort antworten kannst, verstehe ich, Manami. Es ist tatsächlich ein großer Schritt. Ich weiß, dass ich dir damit viel abverlange. Wohlmöglich gar zu viel. Aber es ist die einzige Möglichkeit um uns etwas Zeit zu verschaffen und unsere Familien in Sicherheit zu wissen. Nimm dir etwas Zeit um darüber nachzudenken. Morgen früh werde ich meinen Plan in die Tat umsetzen und werde nach Kyoto aufbrechen. Um 10 Uhr hält das Taxi vor meiner Haustür und bringt mich zum Bahnhof... Wenn du mit all den Umständen, die ich dir eben genannt habe, leben kannst dann komm. Solltest du nicht erscheinen, weiß ich, dass du dich dagegen entschieden hast. Es ist einzig und allein deine Entscheidung..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)