Er ist so gar nicht wie mein Ex von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 16: Distanzen --------------------- Als der Wecker am nächsten Morgen sehr früh klingelte, war Makoto bereits wach. Ihr Rücken tat noch immer weh, aber sie ignorierte es, auch, als sie die Kleidung überstreifte. Sie biss sich auf die Lippen, schloss die Augen, atmete tief durch und beschloss, sich von dem Schmerz nicht unterkriegen zu lassen. Sie verließ ihr Schlafzimmer und ging ins Bad, um Zähne zu putzen, ihre Haare zu kämmen und ihre Rosenohrringe anzulegen. Sie lächelte ihrem Spiegelbild kurz zu und begann den Tag wie immer. Sie ging hinunter in ihre große Backstube und begann das zu tun, was sie liebte. Bis zur Öffnung des Ladens hatte sie noch eine Menge Zeit und so ging Makoto vollkommen ihrer Tätigkeit nach. Sie dachte weder an Schmerzen noch an die Dinge, die ihr Leben die letzten Tage vollkommen durcheinander gebracht hatten. Sie konzentrierte sich einfach nur noch auf den Moment und als sich die Ergebnisse ihrer Bemühungen in den Auslagen befanden und der vertraute Geruch von Backwaren den Laden erfüllte, fühlte Makoto sich endlich vollkommen im Reinen mit sich selbst. Die junge Frau machte ein bisschen sauber, weil das nun mal dazu gehörte, doch noch immer blieb ihr eine Menge Zeit. Nach und nach wurde sie nachdenklicher, das Lächeln schwand und die Schmerzen kehrten eindrücklicher zurück, so dass sie automatisch an die gestrigen Ereignisse dachte. Kunzite war nun wieder bei ihr, sie hatten es mit einer noch unbekannten Gegnerin zu tun, Zoisite war zu einem Monster geworden und der Ausgang dieser drei Problemlagen war noch ungewiss. Makoto ließ sich auf einen Stuhl sinken, als ihr all das klar wurde und sie starrte nachdenklich vor sich hin, weil ihr all das keine Ruhe ließ. Sie war sich mittlerweile sicher, dass es einen triftigen Grund hatte, dass sie ihre Kräfte wieder hatte und sie schwor sich, dass sie ihre Freundinnen beschützen würde. Doch um genau diesen Schutz zu gewährleisten, musste sie an die Informationen kommen, die nur Kunzite besaß. Makoto atmete tief durch und stand auf. Noch hatte sie Zeit, bis sie den Laden öffnen musste, also konnte sie genauso gut nach oben gehen und nachsehen, ob Kunzite endlich aufgewacht war. Also erklomm sie die Stufen der Treppe nach oben, um wieder in den Wohnbereich zu kommen. Auf dem Treppenabsatz angekommen zögerte sie das erste Mal, doch sie überwand sich und ging weiter. Die Tüte mit der Kleidung, die ihr Minako überlassen hatte, stand nicht mehr vor der Tür, da Makoto sie gestern noch ins Zimmer gestellt hatte. Sie war froh, dass dieses Mahnmal verschwunden war, obwohl es ihr gleichermaßen bewusst machte, dass Kunzite wieder bei ihr war und irgendwie auch nicht. Kunzite war jetzt wieder sein ursprüngliches Selbst und ihr und den anderen eigentlich feindlich gesonnen. Doch so sicher konnte man sich da auch nicht sein, schließlich hatte er sie gerettet, sie verschont und sich nicht einmal bei seiner Gefangennahme gewehrt. Das waren schon drei Indizien, dass noch Gutes in dem General vorhanden war und Makoto wusste selbst, dass da von ihrer Seite her auch sehr viel Wunschdenken dabei war. Sie wünschte sich einfach, dass Kunzite zu den Guten gehörte und noch dazu an ihre Seite, aber sie wusste selbst, wie illusorisch das war. //Reiß dich zusammen, Makoto Kino!//, rief die Braunhaarige sich nun zur Ordnung und ging weiter, bis sie ein weiteres Mal stehen blieb, dieses Mal vor der Gästezimmertür. Sie legte eine Hand auf die kühle Klinke, dann drückte sie sie herunter und öffnete die Tür. Sie hatte mit allem gerechnet, aber nicht mit dem Anblick von Kunzites nacktem Oberkörper. Er saß auf dem Bett und war augenscheinlich dabei, seine Kleidung zu wechseln. Eigentlich gebot es der Anstand, dass Makoto sofort das Zimmer verließ, doch ihr Blick klebte wie magisch angezogen auf seiner bloßen Haut. „D-du bist wach?“, fragte sie, während sie sich einfach nicht von dem Anblick lösen konnte. „Geht es dir auch gut?“ Es war so falsch, ihn so anzuschauen, als hätte sie das Recht dazu, aber Makoto konnte es nicht ändern. Hitze stieg in ihre Wangen, während ihre Augen weiter an ihm hafteten und so langsam drang die Peinlichkeit der Situation zu ihr durch. Hektisch überlegte sie, wie sie das Ganze noch retten konnte, ohne, dass er sie für eine Perverse hielt, doch ihr Gehirn war wie leer gefegt, während ihr Gedanken durch den Kopf schossen, die sie nie hätte denken dürfen, solange diese Kluft zwischen ihnen existierte. „Wie du siehst, bin ich wach und es geht mir gut“, entgegnete Kunzite nun ruhig und ließ sich von ihrem Verhalten nicht stören Seine kühle Art war wie eine eiskalte Dusche für Makoto und sie riss ihren Blick von ihm los. „Entschuldige. Ich- wir können später reden“, sagte sie hastig und verließ nun doch den Raum, um den Hellhaarigen in Ruhe zu lassen. Mit hochrotem Gesicht flüchtete sich Makoto wieder nach unten in ihre Backstube und fragte sich, was zum Teufel sie dazu getrieben hatte, ihn derart anzustarren. Sie gab einen unglücklichen Laut von sich und vergrub ihr Gesicht kurz in ihren Händen. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?! Makoto arrangierte ihre Auslagen neu, um etwas zu tun zu haben, doch schon Kleinigkeiten ließen sie an den vorigen Anblick denken und warfen sie in ihrer Bodenständigkeit sehr zurück. Sie sah keine andere Lösung als den Laden früher zu öffnen. Sie brauchte einfach Ablenkung und eine bessere Ablenkung als Arbeit gab es gerade einfach nicht. Makoto hatte kaum das Schild mit der „geöffnet“-Seite nach vorn gedreht und den Schlüssel herumgedreht, als Mamoru vor dem Laden auftauchte. Makoto riss alarmiert die Tür auf, in der Annahme, dass wieder eine Notsituation eingetreten war, doch Mamoru lächelte sie wie immer an und wünschte einen guten Morgen, so dass sich Makotos flatternde Nerven wieder ein wenig beruhigten. Sie ließ Bunnys Mann herein und wünschte ebenfalls einen guten Morgen, ehe sie das Schild sicherheitshalber wieder auf die „geschlossen“-Seite drehte. Wenn Mamoru hier war, dann ging es garantiert um die gestrigen Ereignisse und das besprach man lieber in einem sicheren Rahmen. „Geht es Bunny und Chibiusa gut?“, wollte Makoto wissen und Mamoru lächelte sanft. „Ja, es geht ihnen gut. Sie sind beide hart im Nehmen, wie du sicher weißt“, meinte er und Makoto stimmte ihm nickend zu. Es entstand eine kurze einvernehmliche Pause, in welcher sie beide an die beiden dachten. Makoto dachte gerade an die mutige, ältere Version von Chibiusa aus der Zukunft, die für einige Überraschungen gut gewesen war, als Mamorus Stimme sie aus diesen Erinnerungen riss. „Kunzite...“, sagte er. Makoto sah auf und sah ihn überrascht an. „Kunzite... ich weiß, dass zwischen euch beiden etwas ist, weil Bunny es mir gesagt hat. Aber deshalb bin ich nicht hier, denn es geht mich nichts an. Das ist deine und seine Angelegenheit und ich werde mich keinesfalls einmischen.“ Makotos Herz flatterte wieder nervös, vor allem als Mamoru nun tief durchatmete und sie bittend ansah. „Aber?“, würgte sie irgendwie hervor. „Aber... ich muss dich bitten, nicht mit ihm über die Vergangenheit zu reden. Das ist meine Aufgabe, Makoto. Kunzite liegt in meiner Verantwortung“, sagte er und Makoto verstand erst nicht, was er damit meinte. „Ich soll mit ihm nicht darüber reden, was er getan hat?“ Mamoru schüttelte den Kopf. „Das meine ich nicht. Ich meine sozusagen die Vergangenheit der Vergangenheit“, half er ihr auf die Sprünge und nun verstand Makoto. Mamoru spielte auf jene Vergangenheit an, die alles in Gang gesetzt hatte, als sie noch Prinzessin des Jupiters gewesen war und er der Erdenprinz. Jene Vergangenheit, in welcher Kunzite mit Minako, oder besser gesagt mit Prinzessin Venus, liiert gewesen war. „Ich würde diesen Konflikt zwischen den Generälen und den Sailorkriegerinnen gerne beenden und wenn ich Kunzite alles erzähle, dann erinnert er sich vielleicht ebenfalls und es werden keine Kämpfe mehr nötig sein“, erklärte Mamoru indessen weiter, was dafür sorgte, dass Makoto ihm wieder aufmerksam zuhörte. Wenn er als Erdenprinz sie darum bat, konnte sie nicht anders als ihm diese Bitte zuzugestehen. Es war sowieso nicht so, dass sie Kunzites erste Wahl war, wenn es darum ging, um die Dinge der Vergangenheit anzusprechen. Alles, was Makoto eigentlich wollte, war, nach vorne zu schauen und die Bedrohung, die auf dieser Welt lastete, zu beseitigen, damit Bunny, Chibiusa, Mamoru, Ami, Rei, Minako und all die anderen Menschen auf dieser Welt kein Leid mehr geschah. Und Mamoru hatte als Erdenprinz das alleinige Recht, mit seinen ehemaligen Generälen so zu verfahren, wie er es wollte. //Es ist nicht meine Aufgabe, ihm zu helfen//, dachte Makoto betrübt, obwohl sie gerne diejenige gewesen wäre, der Kunzite am meisten vertrauen konnte. Doch anscheinend sollte es auch jetzt so sein, dass die Umstände Makoto erneut auf Abstand zu ihm hielten, obwohl ihr Herz in ihrem Inneren ziemlich lautstark seinen Namen wiedergab. Wahrscheinlich musste sie sich doch langsam an den Gedanken gewöhnen, dass all die kleinen Zeichen und Widerstände lauter kleine Indizien waren, die ihr sagen sollten, dass das mit ihr und ihm einfach nicht sein sollte. Kunzite lauschte mit angehaltenem Atem und während er sich in der Kurve der Treppe versteckt hielt, was Makoto und dieser Mamoru miteinander sprachen. Sein Gefühl hatte ihn also nicht getäuscht, dieser Mann hatte ebenfalls mit den Sailorkriegerinnen und der Vergangenheit zu tun, aber Kunzite wollte einfach der Zusammenhang nicht einfallen. Der Name Mamoru rief in ihm keinerlei Reaktion vor und das frustrierte ihn, da dieser Mann doch eine nicht unbedeutende Rolle zu spielen schien. //Dieser Mann kennt mich und weiß von meiner Vergangenheit... er kennt die Antworten, die ich suche//, dachte Kunzite aufgewühlt und lauschte weiter, obwohl gerade nicht gesprochen wurde. Aber der General wollte keinesfalls etwas verpassen, schließlich ging es hier um wesentliche Informationen zu seiner Person, das hier ging ihn also sehr viel an. „Ich verstehe... ich werde ihm nichts sagen. Ich überlasse es dir, Mamoru“, hörte er nun Makoto sagen und Enttäuschung und Wut wallten in ihm auf. Es fühlte sich an wie leibhaftiger Verrat und dieses Gefühl mutete sehr vertraut an. Die Stärke dieser Empfindung verwirrte Kunzite, doch dann verstand er. Er hatte Makoto innerlich vertraut, doch gerade verriet sie ihn und legte sein Schicksal in die Hände eines Mannes, den er weder kannte noch einschätzen konnte. „Wann... wann wirst du mit ihm reden?“, fragte Makoto nun und Kunzite fragte sich das ebenfalls. Es ging um seine Erinnerungen, seine Vergangenheit und er hatte ein sofortiges Anrecht darauf, alles zu erfahren. Doch stattdessen behandelten sie ihn wie ein Kind, bevormundeten ihn und versuchten, ihn zu kontrollieren, indem sie ihm dieses Wissen vorenthielten. Kunzite ballte die Fäuste, während er Mamorus Antwort hörte. „Er muss sich erst wohlfühlen und sich an uns gewöhnen. Sobald er uns nicht mehr feindlich gesonnen ist, werde ich mit ihm reden. Ich muss zuallererst an Bunny und Chibiusa denken“, sagte dieser und Kunzite wandte sich ab, weil er genug gehört hatte. Er musste sehr an sich halten, um nicht in den Laden zu rennen und sowohl Mamoru als auch Makoto wehzutun, bis sie ihm die Informationen gaben, die er so dringend benötigte. Aber das wäre dumm, denn noch wusste er nicht, wozu dieser Mamoru fähig war. Kunzite stürzte sich nicht in einen Kampf, der unberechenbar erschien, dazu hing er mittlerweile zu sehr am Leben. Er musste überleben, um Zoisite zurückzuholen und dazu musste er am Leben bleiben, egal, wie sehr er sich dafür verstellen musste. //Genau... ich muss einfach so tun, als wäre ich auf ihrer Seite. Und dann erfahre ich alles über mich und die Vergangenheit. Dann weiß ich wieder vollständig, wer ich bin//, dachte Kunzite, während er sich zurück ins Gästezimmer schlich und sich dort aufs Bett setzte. Noch vor ein paar Minuten war alles in Ordnung gewesen. Er war ursprünglich aus dem Zimmer gekommen, um Makoto im Laden zu helfen und sie vielleicht ein wenig aufgrund ihrer mädchenhaften Reaktion zu ärgern. Nun fragte er sich, wie er auf sie hatte hereinfallen können. Von wegen, sie würde alles tun, dass er Zoisite wiederbekommen konnte. Von wegen, sie wollte, dass er ihr vertraute. //Alles Lügen!// Kunzite presste wütend die Zähne zusammen und versetzte der Wand einen Schlag mit seiner Faust. Der Schmerz ließ ihn nicht einmal zusammenzucken, aber immerhin wurde er etwas klarer und ruhiger. Er durfte sich nicht anmerken lassen, dass er das Gespräch mitbekommen hatte, sonst konnte er vergessen, dass er an Informationen bekam. Kunzite atmete tief durch, atmete gegen das Gefühl des Verrats an, welches ein hässliches Stechen in seinem Inneren verursachte. Er schloss die Augen und Kopfschmerzen meldeten sich, als er plötzlich kurze Bilder vor seinem Inneren vorbeiziehen sah. Er hatte dieses Gefühl schon einmal gespürt, schon einmal Verrat erlebt und er wusste instinktiv, dass dieser Verrat noch nicht einmal die Spitze des Eisbergs gewesen war. Wieder war Kunzite kurz davor, sich zu erheben, um sich die Antworten zu holen, die er benötigte, doch er hielt sich eisern zurück. Es würde seine Chancen erheblich schmälern, einen Vorteil zu haben und er brauchte diesen Vorteil unbedingt, egal, für welche Seite er sich entschied. Sein Blick fiel nach draußen und er dachte an Zoisite, der irgendwo da draußen war und nicht er selbst war. Kunzite seufzte frustriert. Wie gerne hätte er jetzt die Unterstützung von Neflite oder Jedyte gehabt, doch die beiden gab es nicht mehr, also war er allein und in der Unterzahl, umgeben von Feinden, die sich als vermeintliche Freunde ausgaben... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)