Ein süßer Groupie von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 26: vom Rausch und berauscht sein -----------------------------------------       Mein Herz schlug schneller, je bewusster ich mir machte, dass ich gleich auf der Bühne stehen würde. Ja, auf einer richtigen Bühne, nicht auf so einer kleinen popligen Empore, wie in Takashis Bar. Auch dort ereilte mich hin und wieder das Lampenfieber, aber das hier war definitiv eine größere Nummer. Ich rannte zum gefühlt hundertsten Mal auf die Toilette, weil es ziemlich blöd kam, wenn ich mitten im Konzert müsste. Probleme, die ich vorher wirklich nicht bedacht hatte. Miniprobleme wohl eher. Ich warf noch einen Blick in den Spiegel und auf einmal tauchte Karyus Gesicht neben mir auf. „Hey, sexy Boy…ich steh echt nicht auf Kerle Kazu-chan, aber bei dir könnte selbst ich schwach werden“, witzelte mein Gitarrist und grinste mir schelmisch über die Schulter. „Alles klar. Kommt deine Freundin eigentlich auch?“, fragte ich, um mich gezielt abzulenken. Er nickte stolz. „Klaro. Ich hoffe nur, sie überlebt in der ersten Reihe.“ Ich schüttelte belustigt mit dem Kopf. „Jetzt übertreib Mal nicht…“ „Jungs, jetzt ohne Scheiß…ist unser kleiner Sänger nicht ein Sahneschnittchen?“, holte er die anderen drei jetzt mit ins Boot. Zero legte freundschaftlich seine Hand auf meine Schulter. „Tja, ich hab‘s ja schon immer gesagt…“, erklärte er stolz und mein Gesicht heizte sich auf und nahm vermutlich die Farbe einer sehr sehr reifen Tomate an. „Jetzt reicht es aber, mit soviel Lob kann ich echt nicht umgehen. Also, spielen wir jetzt eigentlich ein geiles Konzert oder was?“ Meine Jungs nickten und schon fast automatisch ergriff ich Zeros Hand. Er drückte meine zaghaft und lächelte mich aufmunternd an. Meine Lippen formten ein stummes „Danke“. Hui. Das Intro erklang und mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen. Mein Magen zog sich zusammen, wie eine vertrocknete Pflaume und ich wollte einerseits am liebsten wegrennen und andererseits sofort auf die Bühne springen. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe umher, trat von einem auf den anderen Fuß und bekam gar nicht mit, dass das Intro verstummte. Panisch schob mich einer der Crewleute in Richtung Bühne. Das fing ja super an. Mit Beinen, die plötzlich aus Wackelpudding zu bestehen schienen, begab ich mich zum Mikro. Erschrocken riss ich die Augen auf, als mir einer der Strahler direkt ins Gesicht schien. Puh, war das heiß. Wie hielt das Kyo nur im Anzug aus? Tief durchatmen, Arsch zusammenkneifen. Bauch raus. Äh nein, falsch. Brust raus, Bauch rein. Fuuuuckk. Mein Gehirn versagte mir doch jetzt hoffentlich nicht gänzlich seinen Dienst? Ich schloss die Augen, konzentrierte mich auf die Musik. Infection war der erste Song auf unserer Liste. Richtig, die Setlist. Gott sei Dank, die war vor mir auf die Bühne geklebt. Oh, Töne verließen meinen Mund. Schöne Töne. Melodie und glücklicherweise der richtige Text. Dieser erschien so selbstverständlich vor meinem inneren Auge und plötzlich fühlte sich alles leicht an. Die Aufregung war wie weggeblasen und ein neues Gefühl ergriff Besitz von mir. Ich sang und bewegte mich dazu. Bei den Parts, die geschrien oder gegrowlt wurden, senkte ich meinen Oberkörper eher nach vorne und ließ alles raus. Tosender Applaus empfing mich und zum ersten Mal an diesem Abend warf ich einen Blick ins Publikum. Der Club war nicht besonders groß und dennoch überraschte mich die Menschenmasse, die uns zu feiern schien. Ich verbeugte mich und winkte den Fans zu. Wow. Einfach wow. Und schon stimmte Tsukasa den nächsten Song an. „Hallo Osaka! Schön, dass ihr hier seid…ich bin überwältigt…habt ihr Spaß?“ Lautes Jubelgeschrei empfing mich und ich lächelte. Ergriffen von diesem Rausch, anders konnte ich es nicht bezeichnen, sang ich weiter. Verausgabte mich und der Schweiß rann mir am Körper hinab. Doch das interessierte mich nicht. Mein Oberteil klebte an meiner Brust und schließlich trennte ich mich von diesem Kleidungsstück. Warf es hinter mich und hoffte insgeheim, dass sich an meiner Wurftechnik oder Zielsicherheit in den Jahren nichts geändert hatte und diese noch immer grottig war, denn sonst kam das meinem Drummer teuer zu stehen. Oder wohl eher dann mir, wenn mein schweißdurchtränktes Shirt in seinem Schlagzeug oder sonst wo landete. Vorsichtig spickelte ich hinter mich und da lag das Stück Stoff nicht weit entfernt von mir. Und zu meinem Glück hatte es beschlossen, niemanden zu treffen. Ein Hoch auf meine missratene Treffsicherheit. Meine Hand glitt eher unbewusst an meinem Oberkörper entlang, während ich mich völlig in der Musik verlor. Nach knappen zwei Stunden kündigte ich unseren letzten Song an und sehnte mich nach einer abkühlenden Dusche. Eine letzte Verbeugung zu meinen Fans. Letzte Jubelrufe und dann verschwanden wir von der Bühne. Ein Handtuch traf mich mitten im Gesicht und finster blinzelte ich in die Richtung, aus der es vermutlich geflogen kam. Tsukasa kicherte dämlich und versteckte sich hinter Karyu. Solche Spielkinder. Ich trocknete mich grob ab und umarmte die Jungs anschließend. „Maaaaan! Das war der absolute Wahnsinn!“, lobte ich uns. „Du hast die Bude wahrhaftig zum Kochen gebracht Kazuschatz…fühlt sich übrigens gut an, wieder mit euch auf der Bühne zu stehen. Gehen wir noch was trinken?“, fragte unser gut gelaunter Bassist und wir alle waren dem Gedanken nicht abgeneigt, da unser nächstes Konzert erst in zwei Tagen stattfand. Wir duschten noch, zogen uns um und waren bereit, die Stadt unsicher zu machen. Für einen kurzen Moment dachte ich sogar nicht an Kyo, weil ich die Momente mit meiner Band genoss. Und zum ersten Mal verstand ich meinen schönen Sänger, weshalb er es liebte auf der Bühne zu stehen. Denn auch ich hatte definitiv Blut geleckt. Wir beschlossen in einem Club feiern zu gehen, der sich in der Nähe befand. Neben der Bar gab es Stehtische, von denen wir uns einen ergatterten. Auch wir handhabten es so, dass jeder Mal eine Runde ausgab. Ich begann und holte die erste Runde Tequila und Cocktails. Wenn schon, dann richtig. „Auf uns und unseren neuen Sänger…Kazu, das ist dein Abend“, prostete Tsukasa uns zu und wieder stieg mir eine leichte Röte ins Gesicht. Deshalb versuchte ich dieses hinter meinen Haaren zu verstecken, was mir allerdings nicht so ganz gelang. „Danke, dass ihr mich aufgenommen habt…“, antwortete ich. Und was soll ich noch sagen, der Alkohol floss an diesem Abend zur Genüge und vermutlich würde es die eine oder andere Erinnerungslücke geben. Irgendwann tanzten wir und eher unbewusst scharrte sich eine Traube Mädels um mich. Da umfingen mich plötzlich zwei Arme von hinten und etwas erschrocken drehte ich mich um, wo ich in das grinsende Gesicht von Zero schaute. „Süßer, nichts für ungut, aber wenn du weiter so sexy tanzt, bespringt dich gleich eine der Damen…das kann ich leider nicht zulassen…ich hab da was versprochen…“, flüsterte er in mein Ohr und ich zog die Stirn in Falten. „Wem hasdu was versprochen“, lallte ich ein bisschen und schaute meinen Freund fragend an. „Deinem Verlobten…dass ich auf dich aufpasse…“ Etwas genervt riss ich mich los und torkelte gefährlich in Richtung der Mädchen. Doch schon war mein liebster Bassist zur Stelle und bewahrte mich vermutlich vor einem unschönen Sturz auf die Tanzfläche. „Ich kann selbs auf mich aufpassen“, murrte ich und Zero lachte nur. „Im Normalfall würde ich das sofort unterschreiben, aber nicht heute. Hör zu Kazu, ich hänge sehr an meinem Leben und ich hab wirklich keine Lust auf Ärger mit dem kleinen Giftzwerg. Also…keine Wiederrede.“ Ich streckte ihm die Zunge raus und ließ mich gegen seine Brust sinken. „Dann sagich Kyo, dass du ihn Giftszwerg nennsd.“ Zeros Brust vibrierte vor Lachen. „Falls du dich daran erinnerst...“ „Fick dich doch…“ „Mhh, das überlasse ich dann doch lieber Kao“, konterte er. Ich befreite mich aus der Umarmung und torkelte zu unserem Stehtisch. „Tsu…Zero is gemein su mir…“, beschwerte ich mich und der Drummer wuschelte mir liebevoll durch die Haare. „Lass dich nicht ärgern Kleiner…ich glaub wir sollten ins Bett gehen“, schlug er vor und wahrscheinlich war das nicht die schlechteste Idee. Aus Budgetgründen hatten wir beschlossen uns alle ein Zimmer zu teilen, was ich jetzt jedoch bereute, da ich mir definitiv mit jemanden das Bett teilen musste. Und ich hatte auch schon eine Vermutung, wer dieser jemand sein würde.   Ich verschwand als erster im Bad und alles drehte sich, was das ausziehen sowie das Zähneputzen nicht gerade einfacher machte. Nach einer gefühlten Ewigkeit fiel ich erschöpft ins Bett und zog die Decke bis zum Kinn hoch. Karyu schlief mit Tsukasa in einem Bett. Scheinbar waren es die beiden gewohnt, denn auch früher hatte es wohl Zeiten gegeben, wo sie sich einen Schlafplatz teilten. Die Matratze gab unter Zeros Gewicht etwas nach, als er unter seine Decke schlüpfte. Wie in jeder Nacht sehnte ich mich schmerzlich nach meinem schönen Sänger. Immerhin hatte ich einen Monat fast überstanden. Ich schluckte und war kaum imstande die Worte, die gerade durch meinen Kopf schwirrten, auszusprechen. Doch schien mein betrunkenes Hirn irgendwann zu beschließen, dass es wohl okay wäre. „Zero…“ „Mhh, was denn?“ „Nimmst du mich in den Arm?“ Ich hörte das Rascheln der Decke und wie mein Freund ein bisschen näher zu mir heran rutschte. Dann seine warme Hand, die sich um mich legte. Und ich fragte mich, weshalb ich auch bei Zero diese körperliche Nähe zulassen konnte? Bei Sota war das ein Tabu. Lag es daran, dass wir uns zuvor noch nie körperlich nahe waren oder eben keine Affäre miteinander gehabt haben? Zero war mit Kaoru zusammen und bei ihm würde ich niemals auf den Gedanken kommen, dass er mich irgendwie anfasste. Vielleicht war das der Grund? Im Rausch meiner Gedanken schlief ich ein.   Unsere Minitour war der reinste Wahnsinn gewesen und ich war froh, Kyo nun ein bisschen besser verstehen zu können. Dieses atemberaubende Gefühl auf der Bühne zu stehen hing mir noch immer nach und ich fieberte schon unserer nächsten Tour entgegen. Dabei konnte ich sogar manchmal vergessen, dass es jetzt mittlerweile nur noch einen Monat war, bis ich meinen schönen Sänger endlich wiedersah. Mein Herz schlug wilde, unkontrollierte Saltos, als ich daran dachte. Wir probten sehr kontinuierlich und ich feilte schon an dem einen oder anderen neuen Song. Sota hing auch ab und an bei uns im Proberaum rum, weil er sich ein bisschen vernachlässigt fühlte und ich ihn deshalb eingeladen hatte. Nach unserer Jamsession fläzte ich mich zu meinem besten Freund auf die Couch und zündete mir eine Zigarette an. Verschwörerisch grinste er zu mir herüber. „Willst du was Schönes sehen?“ Ich zog die Augenbrauen hoch und nickte. Auch die anderen Jungs gesellten sich zu uns. Sota klappte sein Ipad auf und klickte auf ein Video. Sofort schoss mein Puls in die Höhe, als ich erkannte, um was es sich da handelte. Ich warf dem kleinen Kyo dort auf dem Bildschirm schmachtende Blicke zu. „Oh Mann, ihr seid solche Groupies“, amüsierte sich Karyu und ich hob meinen Mittelfinger, ohne mein Blick von der Flimmerkiste zu wenden. Auch Zero schielte hin und wieder zu dem kleinen Diru Konzert. Sein Kopf sank gegen meine Schulter und ein leises Seufzen verließ seine Lippen. „Wie kann man nur so schön sein…ich beneide Die und Toshi echt“, sagte er und ich grinste ihn an. „Schon klar…und wehe du ziehst mich noch einmal auf, weil ich Kyo verliebt anschaue…du bist doch auch völlig vernarrt in deinen Gitarristen…tust nur immer so cool.“ „Mhh, erwischt…“, grummelte mein Bassist. „Schon okay…danke Sota, das hat mir echt den Abend versüßt“, wendete ich mich an meinen liebsten Freund und gab ihm einen Kuss auf die Wange.   An diesem Abend war es soweit. Sota wollte am nächsten morgen zu seiner Familie fahren. Zero ebenso und die anderen beiden trafen sich mit ihren Freundinnen. Ich war also mit mir allein. Na schön. Der eigentliche Plan war, früh schlafen zu gehen, doch meine Gedanken hielten mich, wie so oft wach. Deshalb stand ich auf, um mir noch einen Tee zu kochen. Meinen Nikotinkonsum hatte ich tatsächlich etwas dezimiert, seit mir wirklich klar wurde, wie wertvoll meine Stimme ist. Als der Tee fertig war, nahm ich die Kanne mit ins Schlafzimmer, ließ den Morgenmantel zu Boden fallen und wollte mich gerade ins Bett kuscheln. Doch mein Blick blieb an meinem Spiegelbild hängen. Und ich schaffte es tatsächlich hin zu sehen, ohne, dass ich mich abstoßend fand. Ich lächelte. Vielleicht war ja doch etwas Wahres dran, wenn mich meine Band immer als toll, süß oder sogar sexy bezeichnete. Irgendwie gefiel ich mir sogar ein bisschen. Ich legte mich mit der Intention ins Bett, noch ein bisschen Dir en Grey zu stalken. Naja, nicht so ganz. Ich wollte nur schauen, ob noch mehr Videos von den aktuellen Konzerten online waren und, ob es sich qualitativ lohnte, diese anzuschauen. Tatsächlich wurde ich fündig und schaute mir noch ein paar Konzertausschnitte an. Was ich jedoch echt unterschätzt hatte war, dass ich mittlerweile zwei Monate enthaltsam lebte und mein Körper das, was er da sah, auch mehr als reizend empfand. Verflucht! Und jetzt? Ich drehte mich auf den Bauch und presste mein Gesicht ins Kissen, welches noch schwach Kyos Geruch verströmte. Ich tastete nach meinem Handy und scrollte durch unsere letzte Unterhaltung, die allerdings recht dürftig ausfiel, weil der Herr viel zu tun hatte. Sollte ich ihm schreiben? Und wenn ja, was? Irgendwie verzweifelt rollte ich zurück auf den Rücken. Ich tippte etwas, doch löschte den Text sogleich wieder, weil mir das alles viel zu banal vorkam. Da kam mir auf einmal eine Idee.   Ich: Hey mein Hübscher…hast du Lust und Zeit zum Telefonieren?   Schnell, bevor ich es mir anders überlegen konnte, drückte ich auf senden. Die Antwort kam schneller als erwartet.   Kyo: Bei dir ist es mitten in der Nacht…entweder bist du betrunken oder…?                                                                                                           Ich grinste. Das könnte sogar funktionieren.   Ich: Oder was?   Kyo: Ziemlich untervögelt?   Ich: Also betrunken isses definitiv nicht und ja, es ist mitten in der Nacht…deshalb liege ich nackt im Bett…verflucht…ich hätte jetzt echt gern Sex mit dir…“   Der Chat zeigte mir an, dass Kyo lange irgendwas tippte, doch es kam eine halbe Ewigkeit keine Nachricht und ich bekam schon Zweifel. Bis der Text endlich erschien. Und nicht nur das, ich las ihn zweimal, um darauf klar zu kommen.   Kyo: Oh mein süßer Schatz, dein Versuch mich zum Telefonsex zu verführen hätte fast geklappt. Aber das gestaltet sich gerade etwas schwierig, weil wir beim Frühstück sitzen und bald in die nächste Stadt aufbrechen. Außerdem bin ich nicht der Typ für sowas…das hab ich dir wohl verschwiegen. Ich will dich anfassen, wenn ich dir verruchte Sachen zuflüstere, sonst fühlt sich das irgendwie falsch an…und jetzt ist es ja nicht mehr lang. Falls du es dennoch nicht mehr aushältst, amüsiere dich doch mit dir selbst, anders überlebe ich die Zeit ohne dich gerade auch nicht. Und jetzt schlaf.   Kyo machte es sich also selbst, während er an mich dachte? Diese Idee war mir auch schon gekommen, doch irgendwie fand ich das komisch. Das hatte ich noch nie gekonnt. Keine Frage, ich liebte Sex, aber an mir selbst herumspielen, wenn mein schöner Sänger nicht da war? Irgendwie seltsam, auch wenn das andere sicher anders beurteilten. Und allmählich klang meine Lust auch ab und die Müdigkeit gewann.   „Hey, schön dich schon wieder hier zu haben…ich habe den Entwurf noch ein bisschen geändert.“ „Ja, ich hab es gesehen und find es echt super. Dann lass die Schmerzen beginnen“, witzelte ich und folgte Kimi zu dem mir mittlerweile vertrauten Platz. „Das auf dem Rücken ist schon echt gut verheilt. Ich glaub, vorerst müssen wir da nichts nachstechen.“ „Sehr gut…Kimi…kannst du Narben vielleicht irgendwie übertätowieren?“, fragte ich ein wenig unsicher, weil mir das echt unangenehm war. Doch sie lächelte und nickte. „Ich geb mein Bestes.“ „Dank dir.“ Wie fast immer schloss ich meine Augen und ließ dieses kleine verrückte Huhn seine Arbeit machen. Ich mochte sie mittlerweile sehr und wenn ich darüber nachdachte, hatten unsere Sitzungen etwas sehr intimes, wenn man bedachte, dass ich es nicht duldete, wenn sich jemand an mir vergriff. Doch beim Tätowieren entstand ja etwas Schönes. Ein kleines Kunstwerk, welches mich vollkommener werden ließ. „Kazuki…wie ist das eigentlich passiert? Ich meine…die Narben…“, fragte die junge Frau vorsichtig, weil sie mir nicht zu nahe treten wollte. Ich schluckte und doch überkam mich das Gefühl, ihr diese Antwort schuldig zu sein, wenn sie schon meine Dummheiten versuchte zu kaschieren. „Naja…wie sowas eben passiert…meist musste eine Rasierklinge dafür herhalten…war ne beschissene Zeit. Wenn es dir unangenehm ist, musst du das auch nicht tun…“ „Nein, nein, schon in Ordnung. Weißt du, ich habe schon ganz andere Menschen mit heftigeren Narben tätowiert. Viele, die sich die Schnitte selbst zufügten, reden kaum darüber. Andere, die ihre Male durch Unfälle bekamen, sprechen wiederum sehr frei darüber.“ Ich seufzte, da ich wohl eher zu dem Typ gehörte, der nicht darüber sprach, gehörte. „Jeder baut mal Mist, was…“, bemerkte ich deshalb nur und schloss meine Augen wieder. Auf den Knochen auf meiner Brust merkte ich Nadel ganz schön, doch es war auszuhalten.   Eigentlich war unsere Tour vorbei, doch Karyus Einfluss in der J-Rock Szene war nicht gerade klein. Und so kam es dazu, dass uns Sugizo, der früher Gitarre bei X Japan spielte und auch schon mit Dir en Grey oder Miyavi zusammenarbeitete, uns für seine Weihnachtsfeier buchen wollte. Irgendwie fühlte ich mich geehrt, aber das Konzert kollidierte auch genau mit der Rückkehr meines schönen Sängers und den Jungs. Außerdem hatten sie nach einer solchen Tour sicherlich keinen Elan auf die nächstbeste Party zu gehen. Leicht angefressen begann ich ins Mikro zu singen. Die Liste der Songs, die wir spielen wollten, unterschied sich minimal von der unserer Tour. Prasselnder Regen weckte mich und ich hatte wenig Lust und Motivation aufzustehen, deshalb blieb ich noch liegen. Ich musste ja erst am Abend irgendwo sein. Als mein Magen dann jedoch zum dritten Mal knurrte und mir verdeutlichte, dass er jetzt endlich nach etwas Essbarem verlangte, quälte ich mich grummelnd aus dem warmen Bett. Wie fast jeden früh zog ich mir den Morgenmantel über und schlurfte in die Küche, kochte Kaffee, der es hoffentlich schaffte, meine Lebensgeister wieder zum Leben zu erwecken. Während ich darauf, dass die Kaffeemaschine warm lief, fielen mir immer wieder Augen zu. Was war nur los mit mir? Die letzten Tage hatte ich doch gar nicht großartig gefeiert. Blieb nur zu hoffen, dass ich keine Erkältung ausbrütete. Schnell schob ich diesen Gedanken beiseite. Mit der gefüllten Tasse und einer Müslischale schlurfte ich ins Wohnzimmer, schaltete den Fernseher ein und ließ mich von der Flimmerkiste und morgendlichen Nachrichten berieseln. Tatsächlich kam Leben in meinen Körper und die Dusche tat dann ihr Übriges.   Meine Band traf ich am Proberaum und von dort aus fuhren wir zu Sugizos Villa. So viel wusste ich zumindest schon, dass er wohl in einer ziemlich geilen Villa lebte und auch nicht ganz so beschissene Partys organisierte. Die Jungs begrüßte er sehr freundschaftlich und mich musterte er kurz, lächelte dann aber. „Du bist Kazuki nicht wahr?“, fragte er mit einer angenehmen Stimme, von der ich jedoch irgendwie gedacht hatte, dass sie tiefer klingen würde. „Genau. Freut mich dich kennenzulernen“, erwiderte ich ehrlich gemeint. Er führte uns durch einen Flur, der über und über mit Bildern behangen war. Vermutlich aus früheren Leben des Musikers. Die weinrote Tapete an den Wänden wirkte sehr samtig und ich ließ es mir nicht nehmen, kurz darüber zu streichen. Meine Schritte hallten ein wenig auf den schwarzen Marmorfließen des Fußbodens. Im Wohnzimmer war eine kleine Bühne aufgebaut, wo wir unsere Instrumente anschlossen. Der schon fast monströse Kronenleuchter inmitten des Zimmers spendete angenehm warmes Licht. Auch sonst sprach mich die Inneneinrichtung der Villa sehr an. Hier und dort schafften Sitzmöglichkeiten eine gemütliche Atmosphäre. Die mit schwarzen Leder überzogenen Sessel und Sofas passten sehr zu dem Rockstar. Eine Schiebetür, die in den nächsten Raum führte, gab den Blick auf eine Bar frei. Eine Wendeltreppe im Flur führte in die zweite Etage, wo sich vermutlich Bade-und Schlafzimmer befanden. Mit meinem neuen Lackoberteil betraten wir dann unser Reich und sofort ergriff mich die Musik, wie auch die Male davor. Die Gäste zollten uns Beifall und es war noch Mal etwas komplett anderes, vor so angesehenen Musikern zu performen, deshalb gab ich mir besonders Mühe. Auch der Gastgeber schien mehr als zufrieden mit uns zu sein. Nach dem Auftritt versorgte er uns sogleich mit Essen und Drinks, doch sehnte ich mich mehr nach einer Dusche. Zero folgte mir in die heiligen Hallen des Wassers, da es für uns mittlerweile mehr als zur Gewohnheit geworden war,  mit den anderen im gleichen Raum zu sein, während dieser sich frisch machte. Das Dauergrinsen meines Bassisten irritierte mich irgendwie schon den ganzen Abend. Irgendwas führte dieser Kerl doch schon wieder im Schilde. Auch hing er dauernd an seinem Handy, aber vielleicht textete er auch nur mit Kaoru. „Was heckst du eigentlich schon wieder aus?“, fragte ich und verschwand unter der Dusche, die sich hinter einer marmorierten Steinwand befand. „Ich weiß nicht, was du meinst“, gab er viel zu unschuldig zurück. „Warum nur glaub ich dir das nicht.“ „Vertrau mir nur einmal Süßer…“, amüsierte sich Zero und ich hörte nur, wie er die Badezimmertür, aufschloss, öffnete und diese sich wieder schloss. Shit, was trieb dieser Verrückte. „Zero? Bist du noch da?“, fragte ich etwas panisch, weil ich mich nicht traute, um die Ecke zu schauen. Irgendwer schien auf jeden Fall im Raum zu sein, denn ich vernahm ein Rascheln, als würde sich jemand umziehen. Verflucht! Das Schloss der Tür schnappte erneut zu, doch noch immer antwortete mir mein Freund nicht. Mit dem Rücken zur Öffnung der Dusche stand ich unter dem warmen Strahl und schloss die Augen. „Was auch immer du treibst, das bekommst du sowas von zurück.“ Ein leises Kichern hinter mir ließ mich erschaudern. Hände, die unmöglich meinem verrückten Bassisten gehören konnten, strichen meinen Seiten entlang. Diese Lippen, die meinen Nacken liebkosten, lösten trotz der Wärme eine Gänsehaut bei mir aus. „Hey Baby…hab ich dir gefehlt?“, hauchten seine Worte ganz nah an meinem Ohr und ich grinste wie ein Honigkuchenpferd. Genoss noch einen kurzen Moment seine Hände auf meinem Körper, bis ich es nicht mehr aushielt und mich umdrehte. Mein Puls raste in Rekordgeschwindigkeit und auch mein schöner Sänger begrüßte mich mit einem atemberaubenden Lächeln, welches seine Zähne etwas entblößte. „Und wie“, antwortete ich endlich und musste Kyo einfach küssen. Das hatte allerdings zur Folge, dass er mich noch näher an sich zog und ich seine Erregung mehr als deutlich an meiner eigenen spürte. Mein Versuch, seine Zunge zu erobern, scheiterte kläglich. Stattdessen wurde ich unsanft gegen die kalten Fließen gedrückt. „Vergiss es Liebling…heute überlasse ich dir keinesfalls das Feld…“, raunte mein schöner Mann und ich stöhnte in den Kuss, weil mich diese Worte nur noch mehr an machten. Seine Finger an meinem Eingang verstärkten dieses Gefühl nur und ich wollte nichts mehr als das Kyo mich ausfüllte. „Meinst du, du kannst deine Finger durch etwas schöneres ersetzen?“, fragte ich etwas liebestrunken und riskierte einen Blick in seine nun fast schwarzen, leicht verklärten Augen. „Durch was denn?“, fragte er und stieß noch einmal in mich, dass mir ein Lustschrei entfuhr. „Deinen wunderschönen Schwanz…bitte…ich will dich fühlen…“, bettelte ich ein bisschen und wieder zierte sein Gesicht dieses wunderschöne verruchte Lächeln. „Etwas anderes wollte ich doch gar nicht hören.“ Wieder trafen sich unsere Lippen und der Kuss raubte mir beinahe den Verstand. Vor meinen Augen tanzten Funken, die explodierten, als Kyo in mich stieß. Zum Glück versiegelte sein Kuss rechtzeitig meine Lippen, die den Aufschrei etwas dämpften. Er nahm mich hart und sehr besitzergreifend, was mich allerdings viel zu schnell zum Höhepunkt trieb. Ebenso ihn. Schon fast dämlich grinsend sank ich sehr sehr glücklich in seine Arme. „Aber so leicht kommst du mir nicht davon…das schreit auf jeden Fall nach einer zweiten Runde“, sagte ich. „Na das will ich doch hoffen…“, antwortete Kyo und begann mich einzuseifen. Ich tat es ihm gleich. Sein Blick blieb an meinem Körper haften. Behutsam fuhren seine tätowierten Finger über meine Kunstwerke. „Jetzt kann ich das endlich auch mal machen…du bist so schön Kazuki…so wunderschön…“ Wieder musste ich ihn küssen. „Selber“, entgegnete ich. Langsam säuberten wir uns vom Duschschaum und trockneten uns ab. Meine Konzertklamotten packte ich in den Rucksack und schlüpfte in meine Hose. „Übrigens war dein Konzert vorhin grandios…und du da auf der Bühne…da musste ich mich echt sehr in Selbstbeherrschung üben…“ „Da warst du schon da? Solange du nicht wie die Groupiemädels in Ohnmacht fällst“, witzelte ich und stahl mir einen Kuss von seinen weichen Lippen. „Davon hätte ich ja nichts…jetzt fragt sich, wer wessen Groupie ist…du heißer Kerl…“ Ich kicherte. „Dein heißer Kerl.“ „Gehen wir noch ein bisschen feiern?“ „Bist du nicht geschafft von der Tour?“ Kyo zuckte mit den Schultern und zog sich sein ärmelloses schwarzes Hemd mit den weißen Punkten an. „Geht schon. Hab im Flugzeug ein wenig schlafen können.“ Mein schöner Sänger bewunderte mein Oberteil und zog das Bändchen auf Bauchhöhe etwas zu. Etwas belustigt schüttelte er mit dem Kopf. „Du immer mit deinen transparenten, bauchfreien Oberteilen…ein bisschen stehst du auch drauf, dass dich andere Leute anschauen oder?“ Ich unterbrach meine Schminksession kurz und wand mich meinem Liebsten zu. „Nicht andere Leute…nur von dir will ich angeschaut werden…die anderen sind mir egal.“ Kyo küsste mich im Nacken. „Das will ich den anderen auch raten…“, sprach er seine Worte schon fast bedrohlich, doch mich erfüllten sie mit Glück. Noch ein bisschen gold an den Innenseiten meiner Augen und fertig war mein Look. „Hat was von einem ägyptischen Gott“, witzelte Kyo und nahm meine Hand. Doch ich hielt einen Moment inne. „Kyo…können wir uns eigentlich zeigen…als Paar meine ich?“ Sein Lächeln erreichte mein Herz und ließ dieses vor Freude hüpfen. „Süßer, das sind alles mehr oder weniger enge Freude oder Bekannte…die meisten wissen, dass ich verlobt bin…also keine falsche Scheu.“ Erleichtert folgte ich meinem schönen Sänger zur Party. 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