Ein süßer Groupie von MarryDeLioncourt ================================================================================ Kapitel 4: ein düsterer Geburtstag ---------------------------------- So sehr ich mich auch anstrengte, ich bekam den Sänger nicht mehr aus meinem Kopf. Ich spielte wieder in der Bar, jedoch ohne wirklich Freude daran zu haben. Das einzige, was ich fühlte war Schmerz. Warum auch hatte ich mich verlieben müssen? In den Sänger von Dir en Grey. Bescheuerter ging es ja wohl echt nicht. Erstens hat er mir mehr als deutlich gemacht, dass er kein Interesse an Liebe oder Beziehungen hat und außerdem hätte das ohnehin keine Zukunft. Schon allein, wenn Kyo und die Jungs auf Welttournee sein würden. Was wurde dann in der Zeit aus mir? Nein, das sollte ich mir dringend aus dem Kopf schlagen. Ich hasste ihn trotzdem. Noch zwei Tage bis zu meinem Geburtstag und meine Laune näherte sich dem Tiefpunkt, der schlimmer oder düsterer nicht hätte sein können. Ich bekam heute irgendwie mehr Geld als sonst. Woran das wohl lag? Immer wieder schaute ich unbewusst auf den Tisch, doch Kyo tauchte einfach nicht auf. Wenn ich die Augen kurz schloss, erschien dort auf dem Stuhl seine geisterhafte Silhouette. Mehr nicht. Eine Woche war jetzt vergangen. Eine Woche, in der mein Herz fast so schwer war, dass ich es kaum noch mit mir herumschleppen wollte. Und dann war er da, der verhassteste Tag im Jahr. Ein Tag voller unschöner Rituale, die mein Leben prägten. Doch waren es Rituale für mich, die mich irgendwie am Leben hielten. Allein hockte ich hier in meiner Wohnung und trank die halbvolle Flasche Schnaps leer. Trinken, um zu vergessen und Schmerzen um zu fühlen. Die Rasierklinge schnitt durch mein weißes Fleisch. Jedes Jahr dasselbe Ritual. Jedes Jahr drei neue Narben. Ich fühlte den Schnitt, verzog das Gesicht, als der vertraute Schmerz einsetzte. Noch eine, dann war es vorbei. So rot wie Blut, so weiß wie Schnee, so schwarz wie Ebenholz. Warum mir das Märchen von Schneewittchen gerade jetzt in den Sinn kam, wusste ich selbst nicht so genau. Früher, als ich noch ganz klein war, hatte mir meine Mutter immer aus dem dicken Märchenbuch vorgelesen, in der Hoffnung ich würde ihre Muttersprache irgendwann perfekt beherrschen. Ein verstoßenes Mädchen, welches mehrfach versucht wird von ihrer ach so tollen Familie ermordet zu werden. Schöne Kindergeschichte und trotzdem mochte ich dieses Schneewittchen, weil sie am Ende doch ihren Prinz bekam. Doch leider war die bittere Realität weit aus schräger und viel härter als das Märchen und mein Prinz würde wohl niemals kommen. Das Blut rann meinem Oberkörper hinab und bahnte sich seinen eigenen Weg bis zu meinem Bauchnabel. Die Spur verlief nach unten immer dünner. Die Tür flog auf, verdammt, warum hatte ich vergessen abzuschließen? Sota, wer sonst. Und Toshiya? Was wollte der denn hier? Beide kamen auf mich zu. Mein Freund riss mir die Rasierklinge aus der Hand und warf sie in de Müll. „Verdammt, hört das denn nie auf?“, schrie er mich wütend und besorgt zugleich an. Ich schüttelte mit dem Kopf und trank einen großen Schluck. Auch die Flasche wollte er mir wegnehmen. „Untersteh dich Sota! Lass mir wenigstens den Rausch!“, fuhr ich ihn an und hängte mir eine Decke über. Ich trug sonst nur eine Hose. Noch mehr trinken, ja das war ein guter Plan. Ich wollte diesen Tag endgültig vergessen. Die herbstliche Kälte kroch in meine Glieder. Jemand packte mich und trug mich weg. Wohin wusste ich nicht und es war mir auch egal. Ich hörte Stimmen um mich, verstand jedoch kein Wort. Dann schlief ich ein. Wohlige Wärme umfing mich und es roch nach essen. Erst jetzt vernahm ich das lautstarke Knurren meines Magens. Ich zog die Decke enger um meinen Körper, damit die Wärme nicht entfliehen konnte. Nie mehr wollte ich diesen wohligen Ort verlassen. Ich rollte mich nach links und wurde aus einer Wand von Kissen empfangen. War ich im Himmel? Quatsch, den gab es doch gar nicht. Neben mir gab das Sofa nach und jemand strich mir zärtlich die Haare zur Seite. Ich hatte meine Augen noch immer geschlossen, weil ich nicht aufwachen wollte. Zuviel Angst vor der Realität. „Hey Kazu…das Essen ist fertig. Ein bisschen was solltest du zu dir nehmen.“ Diese Stimme? Woher kannte ich die bloß? So vertraut und voller Liebe. Tooru. Kyo. Nein, das konnte nicht sein. Erschrocken schlug ich meine Augen auf und blickte in das bebrillte Gesicht von Kyo. Ohne zu überlegen schlang ich meine Arme um ihn und heulte bitterlich. Ließ alle angestauten Gefühle der letzten Woche raus und auch er legte seine Arme um mich. Doch schnell riss ich mich wieder von dem schönen Sänger los. Wie peinlich war das denn bitte? Eine leichte Röte stieg mir ins Gesicht, doch Kyo lächelte. „Tut mir leid“, murmelte ich. „Komm erst Mal was essen, dann können wir reden, wenn du willst.“ Ich schlang das Essen runter, als wäre es meine Henkersmahlzeit und nach einer zweiten Portion ließ ich mich papp satt in den Stuhl sinken. Kyo räumte den Tisch ab und wir lümmelten uns wieder auf’s Sofa. Der Sänger zog mich wieder in seine Arme. Was war passiert, dass er auf einmal so liebevoll mit mir umsprang? Ich spürte noch ein leichtes ziepen auf der Brust und jetzt erinnerte ich mich wieder dunkel. „Warum bin ich eigentlich bei dir?“, fragte ich schließlich. „Weil Toshi und dein Freund der Meinung waren, das wäre das beste für dich.“ Ich löste mich aus Kyos Armen und sprang auf. Rannte in den Flur und wollte gerade meine Schuhe anziehen, da stellte sich mir der ältere in den Weg. „Geh mir aus dem Weg…ich kann das nicht Kyo…ich ertrage es nicht.“ „Und ich lasse dich nicht gehen. Dein Zustand ist weit entfernt von Stabil…“ Mein Herz wummerte in der Brust. Dann war alles wieder da. Meine Gefühle für Kyo und die Erinnerung an den letzten Tag. „Warum kannst du Toshiya küssen und mich nicht?“, platzte es auf einmal ungewollt aus meinem Mund. Da umfingen seine Hände mein Gesicht. Eine Hand schob sich in meinen Nacken und seine Lippen näherten sich den meinen. Der Kuss raubte mir fast den Atem und wieder rannen mir heiße Tränen den Wangen herab, doch der schöne Sänger schien sich daran nicht zu stören. Seine Zunge leckte über meine Unterlippe und wir intensivierten den Kuss. Sein Arm hielt mich, bevor meine Beine nachgaben. „Das ist ein Kuss…was zwischen Toshi und mir läuft sind freundschaftliche Gesten.“ „Mhh und warum hast du mich geküsst?“ Kyo seufzte und führte mich zurück ins Wohnzimmer und um sich eine Zigarette anzustecken. „Das wüsste ich auch gern…vielleicht weil du zum Anbeißen süß bist und ich schon allein bei dem Gedanke an dein Intimpiercing nen Ständer bekomme.“ Hatte ich mich da gerade verhört? „Dein Ernst? Das sagst du mir erst jetzt?“, witzelte ich und überlegte tatsächlich nackt durch die Wohnung zu laufen. Wie schaffte er es meine bis eben noch düstere Laune nahezu in Luft auf zu lösen? „Ja mein Ernst. Außerdem finde ich noch immer, dass du ein guter Musiker bist und ich würde dich gern unterstützen…und anstatt dich alleine in deinen eigene vier Wänden blutig zu ritzen und zu dich besaufen, solltest du dein Talent besser zum Schreiben von Songs nutzen. Glaub mir, ich weiß wovon ich spreche.“ „Ach ja? Dann weißt du also auch, wie beschissen es sich anfühlt von der eigenen Familie verstoßen zu werden?“, knurrte ich. „Familie, Freunde und von einem geliebten Menschen. Ja ich weiß tatsächlich wovon ich spreche und es hat mich fast zerstört Kazu. Ich kann dich vielleicht nicht vor deiner Selbstzerstörung schützen, aber ich kann versuchen dir beizustehen…immerhin hab ich das selbst jahrelang getan…um den Schmerz zu kompensieren…“ „Wir kennen uns nicht Mal richtig, warum sollte ich dir vertrauen? Du kannst mir ja doch nicht geben, was ich will.“ Kyo schaute mich sehr lange an, verschwand dann in der Küche und setzte Tee auf. Hatte ich ihn verärgert? Ich folgte ihm und schlang meine Arme von hinten um ihn. Sog seinen Geruch ein und wollte diesen nie vergessen. Ja, vielleicht konnte mir Kyo nicht das geben, was ich mir am sehnlichsten wünschte, doch er tat mir gut und verstand mich vielleicht wirklich. Nicht mal Sota schaffte es mich von meinen selbstzerstörerischen Aktionen abzuhalten, auch wenn er mein Freund war. Doch viel wusste er nicht, weil er mich nie nach dem Grund gefragt hatte und das war auch gut so. Er nahm es hin, irgendwie. Zumindest bist zum letzten Jahr, als ein Schnitt zu tief ging und er den Krankenwagen holen musste. Ich fühlte mich so erbärmlich und diese Gefühle ließen mich verrückt werden. Oft wirkte ich zwar selbstbewusst, aber auch nur, weil ich ein guter Schauspieler war. Früher hatten wir eine Theatergruppe an der Schule, in der ich gewesen bin. Dort lernte ich, wie ich meine Gefühle verdrängen konnte, um mich selbst zu schützen. Sonst hätte ich es vermutlich nicht ausgehalten. Diese ganzen Anschuldigungen, die bitterbösen Worte und schließlich der Ausschluss. Gewalt war eine Lösung, für manche Menschen zumindest. Kyo drehte sich um und schaute in meine glasigen Augen. „Du hast Recht, wir kennen uns nicht richtig und ich schwöre dir, ich bin weit davon entfernt der nette, fürsorgliche Freund zu sein…frag meine Jungs. Vielleicht bin ich auch nicht der Mensch, dem man sofort sein Vertrauen schenkt…aber du?“ Als wäre er selbst überrascht über seine Aussage schüttelte Kyo mit dem Kopf und ein Lächeln huschte über seine Lippen. „Was ist mit mir? Bin ich so bemitleidenswert, dass du deine Prinzipien über Bord wirfst?“, flüsterte ich. „Wenn du es unbedingt so ausdrücken willst, bitte.“ „Ich gehe immer zuerst vom schlimmsten aus…immerhin bin ich in deinen Augen ja auch wunderschön unperfekt…“ Der schöne Sänger zog mich in einen Kuss. Dieses Mal wurde ich fordernder und eroberte seinen Mund. Schmeckte ihn und auch das wollte ich nie mehr vergessen. Bevor mein Gehirn völlig aussetzte, löste sich Kyo von mir, doch ich konnte die Lust in seinem Blick sehen. Deshalb küsste ich ihn erneut und drückte mich enger an seinen Körper. Ein leichtes Stöhnen entfuhr ihm und ich grinste. Ich wagte noch einen weiteren Schritt und ließ meine Hände unter seinen Pullover gleiten. Endlich konnte ich ihn wieder berühren. Der Teekessel pfiff und erneut löste sich der Sänger von mir. Sein Pulli rutschte ein bisschen hoch, als er sich streckte und zwei Teetassen aus dem Regal holte. Ich seufzte und machte mir wieder bewusst, dass er mich niemals lieben würde. Er mochte mich vielleicht, doch mehr auch nicht und immerhin trennten uns auch fast zehn Jahre. Kyo reichte mir die Tasse. „Tut mir leid, wenn du das negativ aufgefasst hast. Du bist wunderschön Kazuki, nur habe ich das Gefühl, dass dir das viel zu selten jemand sagt. Deshalb unperfekt. Die meisten Leute und zu denen zähle auch ich mich, sind von ihrem guten Aussehen so überzeugt, dass es ihnen irgendwann gleichgültig wird, ob sie von anderen bewundert werden oder nicht. Aber du bist anders.“ Ich pustete in meine Tasse und trank einen Schluck. „Und trotzdem werde ich deinen Ansprüchen niemals gerecht werden können. Es reicht vielleicht eine Zeit lang, weil dir der Sex gefällt und dann? Was genau willst du von mir Kyo?“ „Ich möchte dich davon überzeugen, dass du ein talentierter Musiker bist. Alles andere wird sich entwickeln. Und der Sex gefällt mir wirklich…daran könnte ich mich gewöhnen.“ Verdammt warum machte mich dieser Mann nur so verdammt willenlos? Ich stellte meine Tasse auf die Arbeitsplatte, wie auch Kyo. Dann lagen seine Lippen schon wieder auf meinen und er zog mir mein Shirt aus. Küsste mich wild und unkontrolliert. Unsere Zungen schienen miteinander zu kämpfen, ebenso wie mein Verstand und mein Herz. Seine Daumen strichen über meine Hüftknochen, küsste mich entlang meines Halses und wanderten tiefer. Seine Hand zwischen meinen Beinen ließ mich aufkeuchen. Mit seinen Zähnen streifte er meine Brustwarzen, umkreiste sie mit der Zunge und wanderte tiefer. Meine Hände krallten sich in die Tischplatte und mein Kopf sank mit einem weiteren lustvollen Stöhnen nach hinten. Da kamen wir Kyos Worte wieder in den Sinn. „Gefällt dir, was du siehst?“, raunte ich und auch er grinste mich lüstern an. „Mehr als du dir vorstellen kannst.“ „Kyo…ich will dich…jetzt…“ „Ich fürchte dein wunderschöner Penis lechzt auch nach meiner Aufmerksamkeit…aber keine Angst…du bekommst mich schon noch…“ Schon allein bei seinen Worten spürte ich das lustvolle Ziehen in den Lenden und genoss sein Spiel. Ich ließ mich fallen, spürte seinen Mund an meinem heißen Fleisch. Oh Gott, dieses Bild würde ich nie und nimmer aus dem Kopf bekommen. Seine Zähne streiften meine Haut ganz leicht und doch schoss mir eine Art elektrischer Impuls durch den Körper. Es fühlte sich so gut an. Viel zu gut und ich konnte mich beim besten Willen nicht mehr beherrschen und ergoss mich in seinem Mund. Noch bevor ich wieder richtig klar denken konnte, lag ich auf dem Küchentisch und der erste Stoß kam etwas überraschend, streifte meinen lustvollsten Punkt wieder und wieder. Doch ließ er mich Zeit, zog sich fast ganz aus mir zurück. Wieder stöhnte ich auf, weil ich mehr wollte. So viel mehr. Viel mehr Kyo. „Komm für mich…“, hörte ich mich sagen und mein Lieblingssänger grinste mich ein bisschen herablassend an. „Oh liebend gerne…“ Der nächste Stoß war wieder heftiger und schneller. Ich wusste nicht mehr wo oben und unten war. Schließlich kam er dieser Bitte nach. Wir duschten zusammen und ich hielt es nicht für nötig meine Klamotten wieder anzuziehen. Kyo zog wenigstens eine Hose über. Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass es schon recht spät war und ich eigentlich nach Hause gehen sollte. Doch solange ich nicht rausgeschmissen wurde, war ja alles gut oder? Ich nahm meinen Tee mit aufs Sofa und kuschelte mich in die Decke. Er ließ sich neben mir nieder und mein Kopf sank an seine Schulter. „Oh Kazu, was tust du mit mir?“ Fragend sah ich zu ihm auf. „Wie meinst du das?“ Er führte meine freie Hand zwischen seine Beine und spürte die deutliche Beule in seiner Hose und grinste. „Warum machst du mich so verrückt?“ Nach der zweiten Runde kuschelte sich auch Kyo zu mir unter die Decke. Ich hätte niemals für möglich gehalten ihm jemals so nahe zu kommen. Mit jeder Minute, die wir mehr miteinander verbrachten, schien er sich mir mehr zu öffnen und ich fragte mich langsam weshalb. Unser erstes Treffen lag knapp zwei Wochen zurück und doch kam es mir vor als würden wir uns schon eine halbe Ewigkeit kennen. Er holte den Aschenbecher und die Zigaretten, steckte sich eine zwischen seine Lippen, zündete sie an und nahm einen tiefen Zug. Ich stibitzte sie ihm weg und erntete einen bösen Blick. Doch dabei blieb es und er holte sich eine neue Kippe aus der Schachtel. „Genau sowas meine ich…bei jedem anderen würde ich ausflippen, wenn er mir meine Zigarette klaut…aber bei dir? Deshalb, was tust du mit mir Kazuki?“ Ich blies den Rauch aus und ließ meinen Kopf wieder in seinen Schoß sinken. „Ich habe mich in dich verliebt…vielleicht ist es das…“, bemerkte ich so beiläufig wie möglich doch der Sänger warf mir einen entsetzten Blick zu. „Sowas sagt man nicht einfach so leichtfertig“, entgegnete er mit erzürnter Stimme. „Das ist mein voller Ernst…ich liebe dich Kyo…“ Jetzt hatte sein Gesicht wieder denselben verbitterten Ausdruck wie immer. Er drückte die Zigarette aus und stand auf. Na toll, ich hatte es vermasselt. Hatte ich nicht einfach meine Klappe halten können? Ich beobachtete ihn dabei, wie er seine Klamotten zusammen sammelte, sich anzog und verschwand. Die Tür fiel ins Schloss und ich blieb allein zurück. Wieder Mal. Was sollte ich jetzt machen? Hier bleiben oder gehen? Schließlich entschloss ich mich für letzteres. Ich schrieb ihm noch einen Zettel und hinterließ meine Nummer, in der Hoffnung er würde sich bei mir melden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)