Tut mir leid, ich glaube ich liebe dich von KenIchijoji ================================================================================ Kapitel 2: Daisukes POV ----------------------- Über alles hat der Mensch Gewalt, nur nicht über sein Herz. - Friedrich Hebbel   Dass es so schwer sein konnte, seine ehrlichen Gefühle zu verstecken, das hätte der 14 Jahre alte, braunhaarige Jugendliche nicht gedacht. Er war sonst immer so offen mit allem, zeigte jede Emotion nach außen hin, aber ausgerechnet bei diesen Gefühlen ging es nicht. Er war verliebt… in den Menschen, den er geschworen hatte zu beschützen. Der Mensch, dem er immer wieder den Rücken stärkte, dem er Mut machen konnte, wenn er nicht weiter wusste. Und wo war sein Mut geblieben? Wie viele Jahre spielte er Ken jetzt schon etwas vor? Es tat weh.. wie Miyako sich an ihn heran schmiss, wie die Mädchen in der Schule ihn anhimmelten. Wäre er doch nur ein Mädchen, dann wäre alles einfacher. Aber ihre Freundschaft war zu kostbar, als sie wegen ein paar Gefühlen aufs Spiel zu setzen.   Daisuke lag ausgestreckt auf seinem Bett und hatte die Arme hinter dem Kopf verschränkt, während er an die Decke schaute. Eigentlich müsste er noch Hausaufgaben machen, aber im Moment hatte er dafür sowieso keinen Kopf. Ihn beschäftigte vor allen Dingen, warum Ken ihm seit Monaten immer mehr aus dem Weg ging. Ob er etwas bemerkt hatte? Anders konnte sich Daisuke sein Verhalten nicht erklären, aber Ken sprach ja sowieso nie aus, was ihm durch den Kopf ging. Er war ein stiller Denker, machte immer alles mit sich selbst aus. Das war manchmal ziemlich anstrengend, aber Daisuke liebte Ken wegen seiner freundlichen und hilfsbereiten Art. Er dachte mit einem Lächeln an den Tag, als Ken ihn aufgeregt angerufen hatte, um ihm zu erzählen, dass seine Familie nach Odaiba umziehen würde. Als sie dann noch in eine Klasse gekommen waren, wirkte alles perfekt. Hätte Daisuke nicht diese Gefühle entwickelt. Seinen Wappen des Mutes und der Freundschaft machte er gerade wirklich keine Ehre. Vielleicht war es doch an der Zeit, in die Offensive zu gehen. Er schreckte aus seinen Gedanken, als seine Mutter ihn zum Essen rief. Sein Gesichtsausdruck war vermutlich genauso Trist wie das Wetter draußen, als er sich neben seiner Schwester auf den Stuhl fallen ließ. „Du sahst auch schon mal besser aus, Brüderchen. Mal wieder einen Korb von deiner geliebten Hikari bekommen?“, zog sie ihn auf und Daisuke hätte sie am Liebsten in der Luft zerfetzt. „Ach halt doch die Klappe, du blöde Kuh!“   ~*~   Als er vor der Haustür der Ichijojis stand, schlug sein Herz ziemlich wild. Ken hatte dieses mal die Übernachtung nicht abgesagt, aber Daisuke ging eher davon aus, dass er es komplett vergessen hatte. Kens Mutter bat ihn herein und kurz darauf stand er vor Kens Zimmertür und klopfte. „Komm rein“, hörte er Ken rufen, also öffnete er die Türe und schloss sie hinter sich wieder. Sein bester Freund hatte nicht mal aufgesehen, schien in irgendeine Aufgabe vertieft zu sein. Vermutlich hatte er den Kinobesuch auch schon wieder vergessen. Mit drei großen Schritten stand er hinter Ken, legte ihm eine Hand auf die Schulter und beugte sich über ihn. „Wusste ichs doch, dass du vor lauter Lernen wieder die Zeit vergessen würdest“, meinte er mit einem Grinsen, ehe er Ken den Stift aus der Hand nahm und das Heft zuschlug. Den Kerl musste man manchmal zu seinem Glück zwingen. Ihm war allerdings nicht entgangen, dass Ken bei der plötzlichen Nähe etwas rot geworden war. Bestimmt sagte er: „Genug gelernt für heute, wird Zeit, dass du mal wieder an die frische Luft kommst. Kein Wunder, dass du immer so blass bist, wenn du nur über deinen Büchern hängst.“ Nicht unbedingt schmeichelhaft, aber doch war die Aussage ehrlich und voll von aufrichtiger Sorge um seinen Freund. Daisuke fand, dass Ken sich manchmal zu viel zumutete und so hatte er es sich zur Aufgabe gemacht, Ken hin und wieder daran zu erinnern, dass es auch noch ein Leben außerhalb der Schule gab. Allerdings schien Ken etwas verwundert zu sein bezüglich seiner Anwesenheit, zumindest ließ das seine nächste Frage vermuten. „Was machst du hier, Daisuke? Wollten wir uns nicht am Kino treffen?“ Daisuke hatte sich auf das Bett gesetzt und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Ken hatte die Übernachtung also doch vergessen, ihm war ja nicht mal die Tasche aufgefallen, die Daisuke dabei hatte. Wo war er nur wieder mit seinen Gedanken gewesen? Aber das würde er nach dem Kino klären, dann konnte ihm Ken nicht mehr ausweichen. Daher meinte er nur: „Ich komm doch sowieso hier vorbei, also dachte ich, ich hole dich ab, damit dir nicht wieder irgendeine Ausrede einfällt, nicht zu kommen.“ Klang vielleicht irgendwo auch nicht sonderlich nett, aber Daisuke vermisste seinen Freund und wurde das Gefühl nicht los, dass Ken ihm bewusst aus dem Weg ging. „Ich habe einfach viel zu tun Daisuke, du weißt ja selber, wie viel Stoff wir dieses Jahr durchnehmen müssen.“ War das Kens ernst? Darüber konnte Daisuke nur den Kopf schütteln. In schon leicht säuerlichem Ton antwortete er darauf. „Ken, es ist Mai! Die Schule hat letzten Monat erst angefangen, so viel kannst du jetzt noch gar nicht zu lernen haben. Man, was ist nur los mit dir?“ Er sah, dass Ken sich auf die Unterlippe biss, er hatte also voll ins Schwarze getroffen, aber natürlich tat sein bester Freund so, als wäre nichts. „Ich hab einfach viel zu tun, okay? Und jetzt komm, die Anderen warten sicher schon auf uns.“ Für Daisuke ein klares Zeichen, dass dieses Gespräch damit beendet war. Ken stand auf und ging aus dem Raum, Daisuke erhob sich ebenfalls vom Bett und folgte ihm, nachdem er ihm einen Moment mit offenem Mund nachgeschaut hatte. Irgendetwas stimmte nicht und er würde keine Ruhe geben, bis er wusste, was da los war.   ~*~   Die sechs hatten sich einen denkbar ungünstigen Tag für einen Kinobesuch ausgesucht. Es regnete in Strömen und einige neue Filme waren diese Woche angelaufen, sodass bereits in der Eingangshalle des Kinogebäudes reger Andrang herrschte. Zum Glück hatte Miyako, geistesgegenwärtig, wie sie immer war, die Karten für den Film telefonisch vorbestellt, sodass sie echt gute Plätze haben würden. Daisuke und Ken betraten gerade das Gebäude, als ihnen von Weitem schon Hikari zuwinkte, die neben Takeru stand. Miyakos violetten Haarschopf konnte man von Weitem an einer der Kassen erkennen. Von Iori fehlte noch jede Spur. Sie gingen zu den beiden Wartenden, begrüßten diese und fragten nach dem Jüngsten, als dieser gerade ebenfalls auf die Gruppe zukam, sich verbeugte und für die Verspätung entschuldigte. Daisuke hatte in all dem Trubel hin und wieder den Verkaufsstand für die Snacks im Auge gehabt und die Schlange davor wurde immer länger. Ohne seine riesen Portion Popcorn würde er den Film, den die beiden Mädchen ausgewählt hatten, nicht überleben. Also ergriff er die Initiative. „Ich denke mal, Getränke nimmt jeder von euch, möchte jemand von euch auch etwas zu essen?“ Sie überlegten einen Moment, dann meinte Hikari: „Mir reicht etwas zu trinken. Was ist mit dir Keru?“, fragte sie ihren besten Freund, dem sie irgendwann diesen Spitznamen verpasst hatte. Der Blonde überlegte kurz. „Ich möchte noch eine kleine Portion Popcorn. Miyako nimmt vermutlich wie immer Nachos.“ Iori meldete sich schließlich auch zu Wort. „Ich hätte gerne eine Tüte Nüsse, herzlichen Dank Daisuke.“ Schließlich schaute er seinen besten Freund an, der noch gar nichts gesagt hatte. „Und du Ken?“, fragte er schließlich, aber der schüttelte den Kopf. „Etwas zu trinken reicht, ich bin noch satt vom Mittagessen.“ Daisuke machte sich mit den Wünschen also auf zu den Snacks und bekam noch mit, dass Miyako mit den Karten zur Gruppe stieß und Ken sofort in Beschlag nahm. Er wusste nicht warum, aber dieses Mädchen machte ihn rasend eifersüchtig. Sie sollte ihre Finger von Ken lassen. Zum Glück schien Ken an ihr absolut kein Interesse zu haben. Während Daisuke sich einreihte, überlegte er, ob er Ken auf diese Themen einfach ansprechen sollte. Nach dem Film heute würde es vielleicht nicht so auffallen, hatte seine Schwester von dem Film ja schon geschwärmt, sodass er in etwa wusste, was für eine Schnulze da auf sie zukam. Er hörte das Gelächter der Anderen und beschloss, nachher Ken zu fragen, was so witzig gewesen war. Er stand eine gefühlte Ewigkeit an, ehe er endlich bestellen konnte. Beladen mit Getränken und den Snacks kehrte er zum Glück noch rechtzeitig vor Beginn des Films zurück, sodass sie in Ruhe im Kinosaal ihre Plätze suchen konnten.   Die Sitzordnung war eigentlich wie immer. Daisuke saß am linken Rand, neben ihm Ken. Dann kam zu seinem persönlichen Unmut leider Miyako, die es sich nie nehmen ließ, neben Ken zu sitzen, danach Hikari, Takeru und zum Schluss Iori. Den Film hatten also dieses Mal die Mädchen aussuchen dürfen und sich für eine romantische Komödie entschieden. Absolut nicht das, was Daisuke mochte, aber da würde er wohl durch müssen. Er nutzte lieber die Zeit, Ken hin und wieder einige unauffällige Blicke zuzuwerfen, Gott was war er froh, wenn er mit ihm nachher allein sein konnte. Natürlich, wie nicht anders zu erwarten weinten die Mädchen am Ende, er wusste ja dank Jun schon, wie der Film ausging. Der Kuss ließ Daisuke allerdings auch nicht ganz kalt, stellte er sich eben vor, das eines Tages mit einer gewissen Person machen zu können. Unauffällig sah er zu Ken hinüber und bemerkte dessen sehnsüchtigen Blick. Was hatte das denn zu bedeuten? Daisuke hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Um dieses Gefühl irgendwie zu überspielen, schimpfte er nach dem Verlassen des Kinosaals direkt herum. „Nächstes Mal gucken wir aber wieder einen Actionfilm, ich kann mit diesem Liebesquatsch nichts anfangen.“ Dafür war er viel zu sehr mit seinen eigenen Gefühlen beschäftigt, aber das behielt er unausgesprochen für sich. Schließlich verabschiedeten sie sich endlich von den anderen, Ken war das mit der Übernachtung dann doch wieder eingefallen. Manchmal fragte Daisuke sich, wie er so gute Noten schreiben konnte, wo er doch im Alltag dauernd alles durcheinander brachte.   ~*~   Nach dem absolut umwerfenden Abendessen hatten sie sich in in Kens Zimmer zurückgezogen und saßen mit einem Kartenspiel auf dem Boden. Eine Weile spielten sie Mau-Mau, ehe Daisuke beschloss, dass es Zeit war, in die Offensive zu gehen und sich daher räusperte. Kens volle Aufmerksamkeit lag sofort auf ihm. Etwas nervös wollte er schon einen Rückzieher machen, aber dann würde er nie wissen, ob seine Gefühle wirklich das waren, wofür er sie hielt oder ob Ken nicht vielleicht ähnlich empfand. Letzteres wagte er allerdings zu bezweifeln. „Du sag mal Ken… hast du eigentlich schon mal jemanden geküsst?“ Kens Blick verriet ihm, dass er davon ziemlich überrascht war und konterte mit einer Gegenfrage, ehe er dann aber Daisuke doch die gewünschte Auskunft gab. „Wie kommst du jetzt darauf? Aber nein, habe ich nicht, du wärst doch der Erste gewesen, dem ich davon erzählt hätte.“ Daisukes Miene hellte sich etwas auf, irgendwie tat es gut, das zu hören. „Wirklich Ken?“, fragte er ungläubig und sein gegenüber schüttelte leicht amüsiert den Kopf. „Wir sind schon so lange beste Freunde, glaubst du wirklich, dass ich dir das nicht erzählen würde?“ Der Braunhaarige grübelte einen Moment, aber er erkannte, dass sein bester Freund recht hatte. „Und was ist mit dir, Daisuke?“, hakte Ken nach, durchaus berechtigt, immerhin hatte Daisuke sich dazu ja noch nicht geäußert. Er überlegte, ob er das wirklich aussprechen sollte, was ihm durch den Kopf ging. Aber so konnte er vielleicht Ken irgendeine Reaktion entlocken. „Nein hab ich nicht, aber nach dem Film heute wüsste ich schon gern, wie das ist und warum alle davon so begeistert sind“, meinte er also enthusiastisch, was Ken zum Schmunzeln brachte. Er liebte Kens Lachen, nur leider zeigte er das so selten. Ihm wurde dabei jedes Mal ganz warm ums Herz. Nun aber würde er die Frage stellen müssen, die ihm entweder Hoffnung bringen würde oder eben nicht. „Warst du eigentlich schon mal verliebt, Ken? Ich meine, Miyako rennt dir seit der fünften Klasse hinterher und noch zig andere Mädchen aus unserer Klasse, aber ich habe dich nie mit jemandem gesehen.“ Angespannt wartete Daisuke auf die Antwort seines besten Freundes, der ein wenig zu zögern schien. Gab es da etwa doch jemanden in seinem Leben? Er könnte es den Mädchen nicht verübeln, wie konnte man Ken auch nicht mögen? Das war ihm unbegreiflich. Ein leichtes Nicken, ehe eine ausgesprochene Antwort folgte. „Ja doch, das schon...“ Voller Begeisterung rutschte Daisuke näher an Ken heran. „Echt? Aber wieso hast du es dann nicht versucht? Du bist so beliebt, du kannst mir doch nicht erzählen, dass du da keine Chance gehabt hättest!“ Im Grunde genommen war Daisuke ja eigentlich dankbar dafür, aber er würde Ken bei allem unterstützen, was diesem wichtig war, also stieß das bei ihm auf Unverständnis. Vielleicht würde Kens Antwort Klarheit schaffen? „Naja… die Person ist schon seit Jahren in jemand anderes verliebt, auch wenn das nie erwidert wurde, wird an den Gefühlen festgehalten. Es wäre einfach keine gute Idee gewesen.“ Daisuke machte große Augen, das gab es doch einfach nicht. Er selbst hatte ja recht schnell erkannt, dass es nichts brachte, Hikari nachzulaufen, deswegen konnte er nicht verstehen, wie man Ken für jemand anderes verschmähen konnte. „Und warum läuft sie jemandem nach, der sie eh nicht liebt, wenn sie dich haben könnte? Irgendwie ist das doch… dämlich.“ Tja, wenn Daisuke mal wüsste, dass Ken immer noch davon ausging, dass er Hikari hinterher rannte. Er selbst ging natürlich davon aus, dass Ken über ein Mädchen sprach, auch wenn die Anrede geschlechtsneutral gewesen war. Aber da war immer noch eine Sache, die Daisuke seit Kens sehnsüchtigem Blick auf die Endszene nicht aus dem Kopf ging. Vorsichtig fragte er: „Du, Ken?“ Der Angesprochene hob bei der Frage den Kopf und schaute seinen besten Freund an. Daisukes Stimmlage hatte sich verändert, sie war ernsthafter geworden, was durchaus wichtig war bei der Frage, die er nun stellte. Es kostete ihn deutliche Überwindung, aber er wollte Kens Einverständnis und ihn nicht überrumpeln. „Wollen wir küssen üben? In Filmen ist der erste Kuss immer so perfekt, also würde ich das gern mal ausprobieren, bevor es irgendwann ernst wird.“ Als Ken die Farbe aus dem Gesicht wich, hätte Daisuke sich am Liebsten selbst geohrfeigt, er wusste doch, wie schüchtern Ken war, die Reaktion hätte er doch voraus ahnen müssen. Die Antwort überraschte ihn etwas. „Meinst du das ernst? Daisuke… das ist doch nicht dasselbe.“ Der Braunhaarige schaute ihn direkt an, wirkte wirklich überzeugt davon. Klar, für Ken war es vermutlich nicht dasselbe, aber für ihn würde dieser Kuss eine Bedeutung haben. Auch wenn Ken seine Gefühle niemals erwidern würde, er wollte seinen allerersten Kuss mit ihm und mit sonst niemandem. Eigentlich ziemlich egoistisch, Ken so zu linken, aber er konnte nicht anders. Und da es für ihn ja nur ein Üben war, zählte es für den Dunkelhaarigen vermutlich dann eh nicht. Er hatte sich zumindest eine Erklärung zurecht gelegt, warum er das unbedingt wollte. „Du bist mein bester Freund Ken, ich vertraue dir. Bei dir… ist es mir nicht peinlich, wenn ich etwas falsch mache, verstehst du?“ Irgendwie fühlte Daisuke sich mies und würde auch nicht weiter vorpreschen, wenn Ken ablehnte, aber dann bekam er eine schüchterne Zustimmung. „Okay…“   In der Theorie wussten sie beide vermutlich, wie es in etwa funktionierte, aber in der Praxis war das alles dann doch nicht so einfach. Daisuke wechselte vom Schneidersitz in eine kniende Position und rutschte noch ein Stück näher zu Ken. Er war total nervös, immerhin würde er gleich endlich den Menschen küssen, der ihm so viel bedeutete. Er legte seine Hand an Kens Wange und hob dessen Kinn etwas an. Seine Hand zitterte etwas, aber er wollte jetzt nicht kneifen. Als Daisuke sich Kens Gesicht näherte, schloss der Dunkelhaarige die Augen und kurz darauf berührten sich ihre Lippen. Kens waren weich, sanft und der Kuss schmeckte irgendwie süß. Alles Eigenschaften, mit denen er auch Ken beschreiben würde. Das Gefühl der Wärme und die Emotionen, die ihn dabei durchströmten, waren unglaublich. Auch wenn Daisuke genau wusste, dass es für Ken keine Bedeutung hatte, so war das hier für Daisuke ein wirklich fast perfekter, erster Kuss. Perfekt hätte er eben nur dann sein können, wenn sie beide das Gleiche empfunden hätten. Allerdings war er überrascht, dass Ken sich in den Kuss hinein lehnte, damit hatte er nicht gerechnet. Dadurch mutiger werdend, verstärkte er den Druck und ließ seine Hand in Kens Nacken wandern, um ihn noch enger an sich zu ziehen. Scheinbar schien ihm das zu gefallen, denn Daisuke spürte, dass sich Kens Lippen etwas öffneten, nahm auch das leichte Knabbern an seiner Unterlippe wahr. Das hier fühlte sich einfach zu gut an, um Realität zu sein, trotzdem stieß er einen wohligen Seufzer aus, es tat so gut, Ken so nah bei sich zu haben. Doch etwas veränderte sich, plötzlich drückte Ken ihn weg und wich mit weit aufgerissenen Augen zurück. Daisuke biss sich auf die Lippe, was hatte er hier eigentlich getan? Ken war doch alles, seine Welt… wie hatte er ihm nur so schamlos etwas vorspielen können. Daisuke fühlte sich schlecht und so schaute er Ken mit schuldbewusstem Blick an, als dieser endlich den Kopf hob. Er musste es ihm sagen, sonst würde er Ken nie wieder gegenüber treten können. „Ich wollte dich nicht verschrecken Ken. Das mit dem Küssen üben… es war ein Test. Tut mir leid, ich glaube ich liebe dich.“   Da war es heraus, jetzt gab es kein Zurück mehr. Ken wirkte wie in Schockstarre, schaute ihn einfach nur an, schien irgendetwas in Daisukes Blick zu suchen, es aber nicht zu finden. Das verwirrte den Braunhaarigen irgendwie, das war nicht die Reaktion, mit der er gerechnet hatte. Plötzlich fragte Ken: „Ist das… dein Ernst?“ Daisuke schaute Ken an, in seinen Augen stand Angst. Aber er würde es nicht zurücknehmen, niemals. „Glaubst du wirklich, dass ich so etwas sagen würde, wenn ich es nicht ernst meine?“ Ken schüttelte den Kopf und Daisuke war bereits dabei, weitere Entschuldigungen zu stammeln. „Es tut mir wirklich leid Ken, ich...“, doch da wurde er unterbrochen, als Ken ihn wieder enger an sich zog und ihre Lippen erneut miteinander verschmolzen. Daisuke hatte das Gefühl zu träumen. Bedeutete es das, was er dachte? Dieser Kuss jedenfalls war weniger schüchtern als der Erste und als sie sich voneinander lösten, fiel ihm auf, dass Ken weinte. „Ich war so damit beschäftigt, meine eigenen Gefühle einzuordnen, dass ich deine nicht bemerkt habe… ich dachte, du liebst immer noch Hikari.“ Daisuke lachte leicht auf, wieso nur hatte er Kens Blicke und sein Verhalten nicht richtig gedeutet? „Nein, irgendwie hatte ich aufgehört, mich für sie zu interessieren, nachdem du in mein Leben getreten bist Ken. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich angefangen habe, dich zu lieben.“ Ken seufzte und Daisuke spürte dessen Kopf an seiner Schulter. „Hätte ich es doch nur eher bemerkt, dann hätte ich dir die letzten Monate nicht aus dem Weg gehen müssen. Aber ich wollte unsere Freundschaft nicht gefährden, Daisuke.“ Das war nicht sein ernst? Der ganze Affenzirkus, weil sie beide zu blind waren, um ihre Gefühle füreinander zu bemerken? Er schüttelte lächelnd den Kopf und strich Ken mit sanften Bewegungen durchs Haar. „Da gab es nichts zu gefährden Ken, weil wir schon lange über Freundschaft hinaus sind. Versprich mir, dass du in Zukunft nicht so viel nachdenkst, sondern auf deine Gefühle vertraust. Okay?“ Daisuke hatte keine Lust mehr auf dumme Missverständnisse. Ab jetzt sollten sie offen miteinander reden. Er sah, wie Ken lächelte und die Augen schloss. „Versprochen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)