Süßer Duft und Raue See von Kupferhaeschen ((arbeitstitel)) ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Manchmal wünschte Masuko sich wirklich eine eigene Wohnung. Pandora hatte heute endlich Nachricht von ihrem Bruder erhalten und weinte sich nun schon seit einiger Zeit die Augen aus. Natürlich konnte sie das nicht bei den anderen Mädchen des Teehauses tun, sondern musste es in Masukos Privaten Räumlichkeiten machen. Ihre Freundin lag ausgestreckt auf dem Boden und schluchzte, während Masuko vor ihrem Spiegel saß und sich ihr schneeweißes Makeup auftrug. "So ein Arschgesicht. Hast du gelesen wie unpersönlich der Brief ist?", jammerte die junge Frau. Masuko verdrehte die Augen. Sie hatte den Brief nicht gelesen. Allerdings hatte Pandora den Brief bereits so oft vorgelesen, dass die Füchsin mittlerweile einzelne Passagen auswendig konnte. Okay... Sie konnte den ganzen zweizeiligen Brief auswendig. "Sind abgereist. Mittlerweile sind wir wieder auf dem Hauptschiff und auf dem Weg ins nächste Abenteuer. Auf bald. Helios“, las Pandora erneut vor und Masuko murmelte das gelesene mit. "Ist doch gut, dass er sich nochmal gemeldet hat.", seufzte Masuko und trug ihren Lippenstift auf. Heute würde das Makeup Mintgrün werden. "Aber doch nicht so!", knurrte die Frau am Boden nun genervt. "Hör mal. Wenn du jetzt weiter flennen willst, würde ich es begrüßen, wenn du das in einem anderen Zimmer tun könntest. Ich habe heute einen sehr wichtigen Gast. Also..." sie zeigte zur Tür und Pandora richtete sich auf. "Ach stimmt. Lord Stag ist ja noch in der Stadt. Wie lange gedenkt er denn zu bleiben?" Masuko begann sich die Haare Hochzustecken. "Morgen wird er abreisen. Deswegen sucht er heute nochmal meine Gesellschaft." Pandora grinste ihre Vorgesetzte dümmlich an. "Irgendwann wird er dich mitnehmen und nicht mehr hergeben. Und dann bist du die Herrin von Reothart." Masuko seufzte. So oft haben die Mädchen schon solche Sprüche losgelassen. Und all das nur weil sie die Lieblings Geisha des Herrn war. Das lag aber hauptsächlich an seiner Vorliebe für blasse Haut und helles Haar. Und daran, dass sie ihm auch gelegentlich widersprach, wenn er wieder Unsinn erzählte. Früher hatte sie sich immer aufgeregt, wenn solche Sprüche kamen, doch mittlerweile stand sie darüber. Langsam erhob sie sich und richtete den Stoff ihres Kimonos. Dann sah sie, die noch immer am Boden liegende Pandora streng an. "Dann muss ich mich wenigstens nicht mehr mit dir Abgeben." Danach lachten beide auf und endlich stand auch Pandora auf. "Ich wünsche dir viel Spaß mit ihm." Masuko schüttelte den Kopf. "Das ist Arbeit. Das hat keinen Spaß zu machen." Ohne auf eine Antwort zu warten, betrat die Füchsin den Flur und stieg die Treppe hinunter. Wie zu erwarten, war der Lord bereits hier und wartete auf sie. Als sie bei ihm war, verbeugte sie sich leicht. "Guten Abend, Lord Stag." Dieser lächelte sie an. "Ihr seht wie immer bezaubernd aus, Fräulein Masuko." Komplimente wie diese beschämten Masuko immer etwas, deswegen lächelte sie nur und wandte sich dann ab. Da der Lord sie mittlerweile kannte, ging er nicht weiter darauf ein und sie gingen in einen der Privaträume im hinteren Bereich des Teehauses. Dort angekommen reichte sie ihm als erstes eine Tasse Tee. "Woher kennst du den Piraten?", fragte Stag ohne Umwege und Masuko zuckte mit keiner Wimper. "Pandoras Bruder segelt unter seiner Flagge." Die helle Augenbraue des Hirsches rutschte ein Stück nach oben. "Und mit solch einem Familien Hintergrund darf sie hier arbeiten?" Masuko nahm nun links neben dem Herrn Platz und legte ihre Hände auf ihren Schoß. "Bei allem Respekt... Ihr kennt die Hintergründe dieser Familie nicht. Und auch nicht die Beweggründe von Helios." "Na dann, erkläre sie mir." Seine Stimme war kühler als sonst. Sie wusste sofort, dass er wütend war. Natürlich. Schließlich war er einer der mächtigsten Männer der Welt. Er war angewidert. "Helios und Pandora sind die Kinder von alten Freunden. Als diese starben, habe ich mich ihrer angenommen. Ich konnte Helios eine Edle Stelle als Berater eines anderen Landes beschaffen..." "Welches Land?" Masuko sah ihn an. "Das... Steht mir nicht zu, es euch mitzuteilen." Stag nickte. "Während der Reise in dieses Land, wurde er von Sklavenhändlern entführt und der Pirat, den ihr kennengelernt habt, hat ihn befreit und ihm seine Freiheit zurückgegeben. Als Dank hat Helios ihm die Treue geschworen." Mit einem lauten klirren fiel die Tasse des Mannes zu Boden. "Sklavenhandel existiert bereits seit Jahren nicht mehr auf Laomedeia." Masuko erhob sich und ging um ihn herum. Sie hob die Tasse auf. Stellte diese weg und nahm eine neue Tasse aus einem der Beistelltische des Raumes. "Sklavenhandel ist eine der Ertragsreichsten Geschäfte der Nationen. Ihr verlasst euer Anwesen doch nur selten. Und wenn ihr nicht im Schloss seid, macht ihr euch auf den Weg zu einem anderen Lord. Bei solchen Reisen seht ihr doch nicht was in eurem Land wirklich vor sich geht." Ohne Vorwarnung lachte Stag auf. "Ach? Und du denkst, du kennst das Land besser als ich?" Gerade fiel es Masuko schwer, dem Lord genug Respekt zu zollen, damit sie ihn nicht beleidigte. "Wisst ihr aus welchem Land ich stamme?" Stag überlegte und Masuko konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Er konnte gar nicht wissen woher sie stammte. Nach einem Moment schüttelte er schließlich den Kopf und sie nahm wieder ihren alten Platz ein. "Ich stamme aus Reothart. Aus einem kleinen Dorf nahe der Hauptstadt." Überrascht sah er sie an. "Nahe der Hauptstadt ist kein Dorf." Sie nickte. "Vor etwa 20 Jahren wurde es ausgelöscht. Sklavenhändler kamen und nahmen die Kinder mit. Die Eltern wurden getötet und die Häuser niedergebrannt." Man sah ihm deutlich an, dass er ihr nicht glaubte. Aber das hatte sie auch nicht erwartet. Schließlich lebte er als Feudalherr in seiner eigenen kleinen Welt. Fern von Schmerz und Leid. "Das würde bedeuten du wurdest als Sklavin verkauft.", murmelte er nun vor sich hin. Masuko nickte. "Was dachtet ihr denn, wieso ich einen Arm verloren habe? Beim Stimmen der Schamisen?" Langsam nervte sie dieses Gespräch. Sie mochte Lord Stag. Obwohl er ein hochnäsiger, verzogener Adliger war. Aber gerade störte sie seine Blauäugige Haltung. "Ihr solltet euren kleinen Palast öfter verlassen und euch das Land als Zivilist ansehen." Dante spürte die Unsicherheit seiner Männer. Die Sumpfländer waren auch wirklich etwas unheimlich. Das Luftschiff hatten sie an einem der Häfen gelassen und waren nun auf dem Weg in die abgelegenen Regionen. Fünf seiner Männer begleiteten ihn, während der Rest nach einer Unterkunft suchte und Proviant organisierte. Helios hatte er dieses Mal nicht mitgenommen. Die Hexe, die in den Sümpfen lebte war kein Zuckerschlecken und sie hatte eine Vorliebe für Jungtiere. "Werden wir vor Sonnenuntergang dort sein?", fragte einer der Männer etwas unsicher, während er sich umsah. Sie hatten noch nicht einmal den Sumpfwald erreicht. Noch waren sie am Stadtrand und doch machten sich die Männer bereits ins Hemd. Dazai lachte auf. "Jungs.... Wenn wir erstmal tief genug im Wald sind, werden wir nicht einmal wissen, wann die Sonne untergegangen ist." Tatsächlich war in den Wäldern der Nebel so dicht, dass man kaum die Hand vor den Augen sah. Hätten sie Dazai nicht dabei, würden sie sich sicher verirren. Die ersten Kilometer waren noch relativ angenehm. Man sah noch wohin man treten konnte und auch etwas von den Wäldern. Würde es nicht so sumpfig und modernd riechen, wäre es hier sicher angenehm. Die Bäume waren in braun und blau Töne getaucht und wirkten wie von einer anderen Welt. Erst als dann die ersten kleinen Nebelwände auftauchten wurde es düsterer. Mit dem Nebel kamen auch die ersten seltsamen Erscheinungen. Kleine Lichter erschienen gelegentlich und verschwanden dann auch wieder. Während Dantes Männer dachten, es wären Irrlichter, die sie in die Verdammnis führen wollten, wussten Dante und Dazai nur zu gut was es war. Das waren Motten, deren Flügel leuchteten. Diese Dinger waren zum Fürchten. Etwa so groß wie ein ausgewachsener Mann und Fangzähne spitz wie Dolche. Dagegen waren Irrlichter harmlos. Nach einer Weile blieb Dazai stehen. "Wir kommen näher." Dabei verzog Dazai das Gesicht. "Du wirkst nicht begeistert. Was riechst du?" "Blut. Viel Blut. Und es scheint noch frisch zu sein." Einer seiner Männer schluckte. "Was... suchen wir hier nochmal?" "Nimue. Eine alte ... Freundin.", meinte Dante gedehnt. Allerdings war das nicht ganz die Wahrheit. Sie war mehr eine Informantin als eine Freundin. Wobei nicht Mal das ganz stimmte. Eigentlich... Stand er noch in ihrer Schuld und hoffte, dass sie diese bald einfordern würde, damit er sie niemals wiedersehen musste. "Wie lange denkst du brauchen wir noch?", fragte Dante dann etwas genervt, da seine Männer immer mehr zu meckern anfingen. "Eine... Vielleicht Zwei Stunden." Umso näher sie an Nimue herankamen, umso mehr meldete sich Dantes Gewissen. Dazai verabscheute Coirra. Und Nimue hasste er. Trotzdem musste er sie hierherführen. Dante wusste, dass das nicht fair war, aber er konnte sich den Weg einfach nicht merken. An sich hatte er einen guten Orientierungssinn. Aber dank dem Nebel und der gesamten Umgebung.... Fand er sich einfach nicht zurecht. Während sich die Männer unterhielten, um auf andere Gedanken zu kommen, hörte man leises Gekicher. Mal war es lauter. Mal leiser. Allerdings schien das außer Dante niemand zu bemerken. Aus den Augenwinkeln sah er dann, dass Dazai leicht in seine Richtung nickte. Also waren sie gleich angekommen. Wenige Minuten später war auch schon ein Steg zu sehen. Anders als die in den Städten, war dieser hier aus Zweigen und Ästen gefertigt. Schlampig und Zweckmäßig. Es gab einem schon hier das Gefühl, die Insel einer Hexe zu betreten. Vor dem Steg war eine alte Laterne, die den Weg wies. Als keiner der Männer Anstalten machte, den Steg zu betreten, überquerte er den kurzen Weg bis zur Insel. Nun roch selbst Dante das Blut. Noch sah er sie nicht, aber man hörte immer wieder ein Platschen. Dann ein Knacken. Noch während er sich fragte, was sie wohl da auf ihrer Insel trieb, begann sich der Nebel zu lichten und Dante hatte freie Sicht auf das Gelände. Es war klein. Gerade mal ihre Hütte und ein kleines Gebäude, vermutlich ein Schuppen, hatten Platz. Rund herum war noch etwas, das wohl ein Garten sein sollte. Etwas abseits des Schuppens saß Nimue über etwas gebeugt. Die Arme tief in diesem Ding versenkt, das vor ihr lag. Nun verstand Dante auch die Geräusche und das Blut. Nimue hatte ihre Arme im Bauch einer dieser Mitternachtsmotten und weidete sie aus. Ein leises, unverständliches Flüstern war zu hören und dann sah Nimue auf. In einer fließenden Bewegung zog sie ihre Arme aus dem Leblosen Körper und stand auf. Während sie immer näherkam, wichen seine Männer immer weiter zurück. Man konnte es ihnen aber auch nicht übelnehmen. Die zierliche Frau wirkte wie nicht von dieser Welt, während sie ruhig auf sie zukam. Das Kupferne Haar hing ihr in leichtgewellten Strähnen über die Schultern, während eine kleine geflochtene Strähne dunkelrot gefärbt war und tropfte... Nur ein einem knappen Leder Top und einem kurzen Rock bekleidet, während ihr ein Tierfell über die Schultern hing. Ihre Füße waren nackt. Die Schuhe lagen neben der Motte. Ihre verschiedenfarbigen Augen wirkten leer. "Dante.", schnurrte die Häsin lächelnd und breitete die Arme aus, um ihn mit einer Umarmung zu begrüßen. Nun war es auch an Dante, etwas zurückzuweichen. Doch es war bereits zu spät, denn ihre zierlichen Arme schlangen sich um seinen Nacken und ihm lief es eiskalt den Rücken runter, als ihm das Blut den Rücken hinunter rann. "Konntest du dir nicht vorher die Hände waschen?", fragte Dante angewidert. Nimue zog sich zurück und sah überrascht ihre Arme an. Als hätte sie nicht bemerkt, dass diese bis zu den Ellbogen mit Blut überzogen waren. "Ich war arbeiten.", stellte sie fest und sah dann über seine Schulter. "Wen hast du mir denn diesmal mitgebracht?" Das Lächeln, das ihre Lippen umspielte konnte einem das Blut in den Adern gefrieren lassen. Sie legte den Kopf schief, da Dante nicht antwortete. "Was willst du?" "Was weißt du über die verschollene Zeit?" Augenrollend verschränkte sie die Arme vor der Brust und Dante konnte nicht anders und verzog das Gesicht. "Vieles. Kommt auf die Gegend an. Auf die genaue Zeit. Die Thematik." Nun fixierte sie ihn. "Den Preis." "Was verlangst du?" Sie kicherte. "Was verlangst du?" Dazai kam nun auf sie zu und hielt ihr den Zettel hin. "Meine Hände sind noch ganz blutig, denk doch mal mit, Hund.", schnurrte sie etwas überheblich. Dann bewegte sich ihr Rock, ihre Haare und plötzlich wurde ihr der Zettel vors Gesicht gehalten. Ein kleines Wesen hielt ihr das Pergament. Das winzige Ding hatte vier Arme. Zwei hielten den Zettel und die anderen zwei hielten sich an ihrem Haar fest. Es saß auf Nimues Kopf und wisperte etwas Unverständliches. "Scht, Eleven. Ich versuche zu lesen." Das Wesen begann zu knurren. Und obwohl dieses Ding gerade mal die Größe einer Hand hatte, vibrierte der gesamte Boden unter ihnen. "Schnauze hab ich gesagt!", fauchte nun die Frau und sofort hielt das Ding seine Klappe. Nun war es kurz still, ehe Nimue seufzte und das Ding den Zettel hochzog und zusammenfaltete. "Das wird teuer, Dante. Ich denke nicht, dass du bereit bist den Preis dafür zu zahlen." Sofort versteifte sich Dazai neben ihm und das kleine Wesen auf Nimues Kopf kicherte. "Was willst du?" "Ein Herz." "Ein Herz?" Sie nickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)