Loveless von Jani-chan44 ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- „Eren! Nun komm schon. Es ist Samstag Abend und du kannst dich doch nicht jeden Tag in deinem Zimmer verkriechen!“, tönte die Stimme seines besten Freundes durch die gemeinsame Wohnung, „Es ist jetzt vier Monate her, dass- du weißt schon. Lass uns mal wieder raus gehen und Spaß haben. Mikasa kommt sogar extra aus Berlin. Du willst sie doch nicht versetzen?“ Er wusste, dass sein Freund recht hatte. Vor vier Monaten hatte Eren seinen, inzwischen, Ex-Freund Jean in flagranti erwischt. Zwei Jahre waren die beiden zuvor ein Paar und Eren hätte sich nie ausmalen können, dass Jean ihm so etwas antun könnte. Er beendete die Beziehung noch vor Ort. Seitdem versank der 21-jährige in einem tiefen Loch, aus dem er es nicht heraus schaffte. Die Uni ließ er schleifen, seine Freunde mied er, sogar seinem Nebenjob in der Buchhandlung kündigte er. „Ich will mal sehen, wie es dir geht, wenn du mitansehen musst, wie der Mann, mit dem du deine Zukunft geplant hast, seinen Schwanz gerade in den Arsch eines anderen steckt und dir dann noch an den Kopf wirft, dass es ja deine Schuld ist, schließlich hättest du ihn seit zwei Wochen wegen Lernstress nicht mehr rangelassen! Armin, nimm es mir nicht übel, aber mir ist wirklich nicht danach.“ „Ach Eren. Es tut mir leid, was dir passiert ist, das tut es wirklich. Aber wir wissen beide, dass du nicht darüber wegkommen wirst, so lange du hier in deinem Zimmer hockst und Trübsal bläst. Komm heute mit. Wir suchen dir jemanden, der dich den ganzen Mist vergessen lässt, auch wenn nur für diese Nacht. Und wenn es dir überhaupt nicht gefällt, dann gehen wir wieder und ich verspreche dir, dass ich dich einen Monat lang nicht mehr zu irgendetwas überreden werde.“ Eren strich sich durch das braune Haar und schien tatsächlich zu überlegen. „Nur heute Nacht? Und danach habe ich einen Monat lang Ruhe? Hm, na schön, ich bin dabei. Wo soll es überhaupt hingehen?“ Armin entwich ein breites Grinsen, das seine großen, blauen Augen zum Strahlen brachte und sein eh schon feminines Gesicht noch weiblicher erschienen ließ. „Hast du schon von 'The Wall' gehört? Das ist dieser neue Club, der gerade bei allen fürchterlich beliebt ist. Soweit ich weiß, tümmelt sich dort auch beinahe ausschließlich homosexuelles Publikum, also genau das Richtige, um jemanden für heute Nacht zu finden.“ “ Aber du und Mikasa, ihr seid doch nicht-“, fiel ihm Eren ins Wort. “Das ist uns klar, Eren, aber heute Nacht geht es nicht um uns, sondern nur um dich. Wir haben dich lange nicht mehr ausgelassen erlebt, geschweige denn glücklich. Wir machen uns Sorgen. Deswegen nimmt Mikasa auch die weite Fahrt nach Hamburg in Kauf, obwohl sie selbst durch ihr Studium wahnsinnig eingespannt ist.“ Eren seufzte. Mikasa war seine Adoptivschwester, die für ihr Studium in Modedesign vor zwei Jahren nach Berlin gezogen war. Die beiden wuchsen zusammen auf, nachdem sie ihre Eltern im Alter von acht Jahren bei einem Autounfall verlor. Erens und ihre Eltern waren eng befreundet und für sie stand es außer Frage, dass das Mädchen in einem Heim unterkommen sollte. So beantragten sie die Pflegschaft und waren einige Zeit später sogar in der Lage, Mikasa offiziell zu adoptieren. Armin, den Eren seit der Grundschule kannte und ebenso lange mit ihm befreundet war, Mikasa und er selbst waren seitdem unzertrennlich. Zumindest bis sie 19 wurden, Eren sich outete, kurz später mit Jean zusammen kam und Mikasa danach für das Studium die Stadt verließ. Seitdem trafen sich Eren und Armin mit Mikasa nur noch gelegentlich in den Semesterferien und heute das erste mal überhaupt seit der Trennung von Jean und dem 21-jährigen. „Nun lass dich nicht lange bitten.“, sagte Armin mit einem Lächeln auf dem Gesicht, „Zieh dir was Schönes an und mach dir die Haare ordentlich. Mikasa müsste in einer halben Stunde hier sein, um uns abzuholen.“ Eren stutze. „Wieso ist sie jetzt schon in der Nähe, wenn ich vor fünf Minuten überhaupt erst zugesagt habe?“ Wieder lächelte Armin „Mein lieber Eren, ich kenne dich und ich kenne mich, und ich weiß, dass ich dich mit meinen Überredungskünsten noch immer überzeugen konnte.“ Eren holte tief Luft und stieß sie wieder aus. „Dann kennst du mich wohl besser, als ich mich selbst. Na komm, lass und zum Kleiderschrank gehen und was Hübsches aussuchen.“ Kapitel 1: First contact ------------------------ Eine viertel Stunde später hatten sie Erens Outfit für die Nacht zusammen gestellt. Eine schwarze Röhrenjeans, ein eng anliegendes grünes Shirt, das seine strahlend grün-blauen Augen zum Vorschein brachte, und schwarze Chucks, die das Bild abrundeten. Seine Haare trug er leicht verwuschelt und um den Hals legte er sich eine Kette mit auffälligen Anhänger in Form eines Schlüssels. Dies war das letzte Geschenk seines Vaters, bevor dieser vor drei Jahren verstarb. Es war kurz nach Erens Schulabschluss, als sein Vater Grisha Jäger, ein angesehener Mediziner, einer plötzlichen Gehirnblutung erlag. Seine Mutter verlor er nur fünf Jahre zuvor an Krebs. Nach dem Tod seines letzten verbliebenen Elternteils, zog er mit Armin zusammen. Nachdem sein blonder Freund die Volljährigkeit erlangt hatte, entschieden sich dessen Eltern, ihren großen Traum wahrzumachen, und die Welt zu bereisen, was den damals gerade einmal 18-jährigen alleine zurück ließ. Seitdem meldeten sie sich kaum und waren noch seltener im Lande. Für Eren war dies fast wie ein Wink des Schicksals, denn so konnten die beiden den Traum von einer gemeinsamen WG, den sie seit ihrer frühesten Jugend hatten, endlich erfüllen. Weitere 15 Minuten später klingelte es an der Tür. „Pünktlich, wie immer.“, murmelte Eren, als er sich mit schnellen Schritten der Tür näherte. Kaum betätigte er die Klinke, sprang die Tür auch schon weit auf. „Eren! Ich habe dich so vermisst! Wie geht es dir?“ Mikasa fiel Eren fast schon schluchzend in die Arme. Auch er hatte seine schwarzhaarige Adoptivschwester vermisst und zog sie daher fest an sich. „Mir geht es so, wie die letzten vier Monate auch: Beschissen! Aber ich freue mich, dich zu sehen. Wirklich! Es ist viel zu lange her.“ Noch einige Sekunden verweilten sie so, dann löste sich Mikasa und sah Eren mit einem entschlossenen Blick an. „Wenn ich den Wichser erwische, mache ich ihn kalt!“ Ihre harte Ausdrucksweise ließ Armin zusammenschrecken, der sich den beiden gerade näherte. „Hallo Mikasa! Wie schön, dass du es geschafft hast.“ Mikasa löste sich nun vollständig von Eren und ging auf den diesen zu, um auch ihn mit einer herzlichen Umarmung zu begrüßen. „Armin, du hättest dich eher melden sollen, wenn es ihm so schlecht geht. Du weißt doch, dass er es von sich aus nie tun würde. Wieso erfahre ich erst jetzt von der ganzen Situation?“ „Es tut mir so leid, Mikasa. Aber er wollte nicht, dass ich etwas ausplaudere. Er hat ja kaum mit mir geredet. Und dein Studium- du bist doch selbst so beschäftigt. Ich denke, er wollte uns nicht zur Last fallen.“, erwiderte Armin kleinlaut. „Ähm, Leute, ich bin auch noch da!“, warf Eren ein, „Mikasa, ich wollte nicht, dass du dir Sorgen machst oder dein Studium wegen mir vernachlässigst. Ich weiß, wie viel es dir bedeutet und wie viel du sparst und arbeitest, um es dir überhaupt zu ermöglichen. Es war die letzten Monate nicht leicht, aber ich komme zurecht.“ „Eren, du hast alles geschmissen, deine Noten gehen in den Keller und außer mir hat keiner deiner Freunde dich außerhalb der Vorlesungen zu Gesicht bekommen. Und die hast du ja auch nur noch sporadisch besucht.“, unterbrach Armin ihn. Eren seufzte laut auf. „Können wir heute bitte über etwas anderes reden? Ich will nicht immer wieder an ihn und das alles erinnert werden. Du sagtest doch selbst, dass wir heute Spaß haben wollen. Also lass uns endlich in diesen ominösen Club gehen, von dem anscheinend jedermann spricht, und einen schönen Abend verbringen.“ Die Fahrt war nur kurz, nach gerade einmal 15 Minuten erreichten sie ihr Ziel. Armin und Eren hatten sich von ihrem gemeinsamen Gesparten einen sechs Jahre alten VW Golf gekauft, der ihnen als gemeinsames Vehikel diente, wenn beide nicht die Öffentlichen benutzen wollten oder schwere Einkäufe zu transportieren hatten. Oder, wie heute, wenn sie flexibel sein wollten. Armin, der der heutige Fahrer war, damit Eren die Möglichkeit hatte, zu trinken, parkte das Auto in einer nahegelegenen Straße. Die drei Freunde stiegen sogleich aus und machten sich auf den Weg zum Club. Dort angekommen, dröhnte ihnen bereits auf der Straße der harte Bass entgegen. Ein grimmig guckender Türsteher musterte die Gruppe und fragte nach deren Ausweisen, die Eren, Armin und Mikasa ohne zu zögern vorlegten. „Alles klar, und viel Spaß!“, sagte er, nachdem er sich von der Volljährigkeit der drei überzeugt hatte. Mit flinken Schritten gingen sie weiter und betraten 'The Wall'. Die Musik war laut, aber gut abgemischt. Grüne und blaue Lichtblitze zuckten durch den Raum. Die Luft war schon stickig und überall tummelten sich Menschen. Die ersten Grüppchen bildeten sich auf dem Dancefloor, die meisten Gäste fand man aber an der Bar und auf den Sitzgelegenheiten, die sich am Rande des großen Raumes befanden. Es waren rote Lederbänke mit aufwändiger Polsterung, die dazugehörigen Tische schienen aus schwarzem Ebenholz zu bestehen. Die selben Farben fand man auch an den Wänden und dem Fußboden wieder. An der Decke hingen große Kronleuchter aus Kristallglas. Das gesamte Ambiente wirkte edel und gut aufeinander abgestimmt. „Wow! Ich wusste nicht, dass du uns in so einen Nobelschuppen schleppen würdest“, sagte Eren beeindruckt mit Blick zu Armin. Mikasa nickte nur zustimmend. „Ich wusste selbst nicht, dass uns so etwas hier erwartet.“, gab Armin eingeschüchtert wieder. Langsam bewegten sich die Freunde in Richtung Bar. Dort angekommen, warfen sie einen Blick auf die Getränkekarte, um zu überprüfen, ob diese auch so teuer waren, wie es der Anblick des Ladens vermuten ließ. Doch zu ihrer Überraschung waren die Preise anscheinend auf die vielen Studenten in der Gegend abgestimmt. „Zwei Bier und eine Cola!“, bestellte Armin bei einer attraktiven Barkeeperin mit langen, braunen Haaren und großer Oberweite. „Ist doch okay für euch?“, fragte er dann an Eren und Mikasa gewandt. „Natürlich, Armin!“, entgegneten diese, beinahe wie aus einem Mund. Als sie ihre Getränke erhielten, machten sie sich damit auf den kürzesten Weg zu einer der einladend aussehenden Lederbänke. „Eren, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, dass du heute mitgekommen bist. Lass uns alle eine Runde tanzen, sobald wir ausgetrunken haben.“, sagte Armin in Erens Ohr mit gehobener Stimme, um die laute Musik zu übertönen. Eren grinste schief. „Gut, aber nur wenn du mir dann hilfst, eine kleine Ablenkung für heute ausfindig zu machen.“ „Na, deine Laune hat sich aber schlagartig gewandelt.“, sagte Mikasa und klang dabei ein wenig entsetzt, „Aber wenn es dir hilft, dass du endlich über diesen Mistkerl hinweg kommst, stell ich mir dir nicht in den Weg.“ Das waren auch für Eren ganz neue Töne von seiner Adoptivschwester. „Heute gar nicht im Beschützermodus?“, fragte er an sie gerichtet und spielte dabei auf ihre sonst so behütende Art an. „Eren, alles was ich will, ist, dass es dir gut geht. Und wenn das bedeutet, dass du heute Nacht im Bett eines Wildfremden landest, der dir das Hirn rausvögelt, bis du nicht mehr klar denken kannst, dann ist das so. Und dann helfe ich dir auch dabei.“ Mit großen Augen schaute Eren Mikasa an. „Hast du das gerade wirklich gesagt?“ „Was dagegen?“ „Nein, nein, ich meine nur. Du hast dich echt verändert, seitdem wir nicht mehr zusammen wohnen.“ „Eren, auch ich hab in der Zeit meine Erfahrungen gemacht. Ich weiß, wie scheiße Liebeskummer ist. Oder jemanden zu wollen, der nicht die gleichen Gefühle aufbringt. Manchmal hilft es da halt, sich mit jemand anderem abzulenken.“ Eren war sich nicht sicher, wie er die Worte seiner Adoptivschwester auffassen sollte. War da eine versteckte Anspielung zu hören? „Danke, Mikasa.“ „Wofür bedankst du dich?“ Eren wusste selbst nicht, was er darauf erwidern sollte. Verlegen schaute er auf seine Füße und nippte die letzten Schlücke Bier aus, bevor die Flasche leer war. „So, da ihr nun alle ausgetrunken habt, lasst uns unseren Plan endlich in die Tat umsetzen!“, durchbrach Armin die angespannte Stimmung. Er sprang auf und zerrte Eren und Mikasa an den Armen in Richtung Dancefloor. Dort angekommen tanzten die drei so, dass sie sich alle anschauen konnten. Sie gaben sich den heißen Rhythmen hin und vergaßen einen Moment all die harten Wochen, die sie hinter sich gebracht hatten. Doch nur für einen Moment, denn dann bemerkte Eren, wie sich Armins Augen weiteten und einen Punkt hinter ihm fixierten. „Das ist gar nicht gut!“, murmelte der Blonde. Mikasa und Eren lehnten sich nach vorne über zu ihrem Freund. „Was ist los?“, wollte Eren wissen. „Egal, was du jetzt tust, dreh dich bloß nicht nach hinten um. Schau nur zu mir, Eren...-“ „Was soll denn so Schlimmes hinter mir sein?“, sagte Eren, rollte mit den Augen und warf einen Blick über seine Schulter. Und da sah er es auch. Das letzte, was er heute sehen wollte. Das letzte, was er überhaupt jemals in seinem Leben wieder sehen wollte. Gerade in diesem Moment betrat Jean den Club. Und zwar zusammen mit dem Typen, von dem Eren bisher nur einen Blick auf dessen Rückansicht erhaschen konnte,  in dem Moment, als er ihn mit seinem Freund im Bett erwischt hat. Erens Atem beschleunigte sich, ein Gefühl der Übelkeit überkam ihn und seine Beine drohten, unter ihm wegzuklappen. „Ich muss hier raus!“, keuchte er und ließ die anderen beiden stehen. Er drängte sich durch die Menschenmassen und bahnte sich seinen Weg zu den Toiletten. Kurz bevor er diese jedoch erreichen konnte, staß er mit irgendetwas, oder vielmehr irgendjemandem zusammen, fiel zu Boden und kurz danach merkte er, wie eine kalte Flüssigkeit über seinen ganzen Körper rann. „Oi Balg, was soll das denn werden, wenn es fertig ist? Musst du so dringend scheißen, oder wieso rennst du wie ein Bekloppter auf die Toilette, ohne auf deine Umgebung zu achten? Tch.“ Mit großen Augen starrte Eren nun den Mann an, mit dem er zusammen gestoßen war und dessen Getränk sich nun über seinen Körper verteilte. „Auch das noch.“, dachte er, und merkte, wie sich die Tränen den Weg zu seinen Augen bahnten. Der schwarzhaarige Mann vor ihm schaute ihn musternd an und als sich ihre Augen trafen, änderte sich etwas in dem Blick des Fremden. „Hey Junge, das ist kein Grund gleich loszuflennen. Kauf mir einfach den nächsten Drink und dann hat sich die Sache.“ „Es ist nur... es ist nicht deswegen.“, gab Eren stotternd von sich. „Nun steh erst einmal auf.“, sprach der Mann und reichte ihm die Hand, „Ich bring dich zur Toilette und da kannst du dich sauber machen. Und danach kannst du mir erklären, was dieses Theater hier zu bedeuten hat.“ Eren ergriff die Hand, die ihm gereicht wurde, und ließ sich von dem Mann wieder auf die Beine ziehen. Kurz darauf spürte er, wie sich ein Arm um ihn legte und zu den Toiletten drängte. Am Waschbecken der Herrentoilette angekommen, warf Eren einen Blick in den Spiegel. Sein Shirt war durchnässt, an seiner Haut klebte etwas, was er dem Geruch nach als Whiskey-Cola identifizierte und seine Augen waren rot unterlaufen. Niedergeschlagen wandte er den Blick von seinem Spiegelbild ab. „Ich heiße Eren.“, sagte er an den Fremden gerichtet, „Es tut mir leid, was gerade passiert ist.“ „Eren, was genau das sollte, kannst du mir gleich bei einem Drink erklären. Mein Name ist übrigens Levi. Nun sieh erst einmal zu, dass du die eklige Plörre, die an deinem Körper klebt, los wirst. Hier, nimm die!“, sagte dieser und reichte ihm eine kleine Packung Feuchttücher, die er in der Jackentasche seines Anzuges aufbewahrte. Eren nahm diese entgegen, zupfte ein Tuch heraus und begann, sich damit notdürftig zu reinigen. „Geht es wieder?“, fragte Levi ihn und Eren nickte. „Gut, dann können wir ja wieder zurück zur Bar. Ich nehme dann übrigens einen Whiskey-Cola.“, sagte dieser, drehte sich von Eren weg und verließ eilends die Toilette. Eren hatte Mühe, mit seinem Schritt mitzuhalten, so flink bewegte sich Levi. Im Hauptraum angekommen, fanden beide zwei freie Sitzplätze an der Bar. Eren gab die Bestellung auf, einen Whiskey-Cola für Levi und ein Bier für sich, und nutze die Zeit, um sich Levi genauer anzusehen. Seine Haare waren wirklich pechschwarz, ähnlich wie Mikasas. Er trug sie mit einem leicht versetzen Mittelscheitel und am Nacken konnte Eren einen Undercut erkennen. Die Augen des Mannes schienen in dem dunklen Licht fast schwarz, aber bei genauerer Betrachtung stellte Eren fest, dass sie wohl eher stahlgrau waren, und unter ihnen schienen tiefe, dunkle Schatten zu liegen. Erens Blick wanderte weiter das Gesicht entlang, zu Levis kleiner und perfekt geraden Nase und den sinnlich geschwungenen Lippen. Levi schien einige Jahre älter zu sein, als er selbst. Sein genaues Alter ließ sich aber nur schwer einschätzen. Er war klein, wirklich klein, Eren schätze ihn auf etwa 1,60 Meter. Die fehlende Körpergröße machte er aber durch sein nahezu umwerfendes Auftreten, den muskulösen Körperbau und die dominante Ausstrahlung wieder wett. Und dann war da die beinahe porzellanfarbene Haut. Er wirkte nicht krank oder gar, wie ein Grufti. Nein, Levis Haut besaß wohl das, was man als noble Blässe bezeichnen konnte. Und der Anzug, den er trug, gab zu verstehen, dass es sich bei ihm wohl kaum um einen älteren Studenten handelte. Er war scheinbar schlicht und schwarz, man konnte aber erkennen, dass er von hoher Qualität und wahrscheinlich auch maßgeschneidert war. Darunter trug Levi ein weißes Hemd und ein ebenso weißes Halstuch. „Nun, Eren, hast du genug gestarrt und kannst mir jetzt deinen kleinen Auftritt von eben erklären?“, unterbrach Levi seine Gedankengänge. Eren fühlte sich ertappt und wandte den Blick zu Boden, bevor Levi bemerken würde, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. „Es tut mir leid.“ „Das hast du vorhin schon gesagt. Nun?“ „Ich habe eben meinen Exfreund gesehen. Das erste Mal, seit der Trennung. Und zusammen mit dem Typen, mit dem er mich betrogen hat. Ich wollte nur noch da weg. Mir wurde so schlecht bei dem Anblick, dass ich das Gefühl hatte, mich gleich übergeben zu müssen. Deswegen wollte ich schnell zu den Toiletten. Und dann standest du im Weg.“ Eren nahm einen großen Schluck aus seiner Flasche. „So ist das also. Das erklärt die Tränen. Ich gehe mal davon aus, du wusstest nicht, dass du die beiden hier heute antreffen würdest?“ „Natürlich nicht, sonst wäre ich hier nicht hergekommen. Ich wusste nicht mal, dass das mehr, als eine einmalige Sache zwischen den beiden war. Aber ich habe den Typen gleich wiedererkannt, auch wenn ich damals sein Gesicht nicht sehen konnte. Der Körperbau und die Haarfarbe sind dieselbe.“ „Klingt so, als würdest du immer gleich weg rennen, wenn eine Situation unangenehm wird, anstatt die verantwortlichen Personen mit ihrem Fehlverhalten zu konfrontieren.“ „Ich... normalerweise... also eigentlich bin ich nicht so.“, stotterte Eren, „Aber in diesen Momenten... es hat mir das Herz aus der Brust gerissen. Der Mistkerl und ich hatten unsere Zukunft miteinander geplant. Ich hatte vor, ihn in den letzten Semesterferien zu fragen, ob er nicht zu mir und meinem besten Freund in die WG ziehen will, wenn das alles nicht passiert wäre. Wir waren zwei Jahre zusammen und es war mir wirklich ernst mit ihm. Und dann, in dem Moment, wo ich die beiden im Bett erwischt habe, war es einfach zu viel für mich. Die ganzen Gefühle, die da hoch kamen, konnte ich nicht ertragen. Und gerade eben war es genau so.“ „Eren! Da bist du ja! Wo hast du gesteckt? Wir haben dich überall gesucht. Geht es dir gut?“ Seine Freunde rannten auf ihn zu und unterbrachen so das Gespräch mit Levi. „Du hättest mal Mikasa sehen müssen! Die hat Jean zur Schnecke gemacht und ihm eine gezimmert, dass man morgen wohl noch ihren Handabdruck auf seiner Wange sehen wird.“, gab Armin glucksend von sich. „Eren, wer ist der Typ?“, fragte Mikasa, und ihre Augen verdunkelten sich, „Warst du die ganze Zeit bei ihm?“ „Armin, Mikasa, das ist Levi. Wir hatten eben einen kleinen Zusammenstoß und ich hab ihm zur Entschädigung ein neues Getränk gekauft.“ Mikasa lehnte sich dicht an Erens Ohr, damit die anderen ihre Worte nicht hören konnten. „Eren, was willst du mit dem? Der ist viel zu alt und riecht drei Meilen gegen den Wind nach Ärger. Lass uns hier abhauen.“ Eren runzelte die Stirn und erwiderte dann, gerade so laut, dass Mikasa es noch hören konnte: „Mikasa, er ist wirklich in Ordnung. Levi hat mir aus einer peinlichen Situation geholfen und sich meine ganze Geschichte angehört. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe das Gefühl, ich kann ihm vertrauen.“ Kapitel 2: Enjoy tonight, because you don't know what tomorrow brings --------------------------------------------------------------------- „Eren, ich habe dir gesagt, ich werde mich dir nicht in den Weg stellen, wenn du jemanden finden solltest. Ich verstehe nur nicht, wieso ausgerechnet dieser alte Griesgram. Er sieht jedenfalls nicht so aus, als wäre er froh, dich in seiner Nähe zu haben.“ Mikasa seufzte. Eren fiel dies auch schon auf. Levi schien nie zu lächeln, auch wenn er es war, der Eren zu dem Gespräch eingeladen hatte und sich nun geduldig dessen Geschichte anhörte. „Ich weiß ja nicht mal, ob er überhaupt an so etwas oder mir Interesse hat. Wir haben bisher nur über mich und Jean geredet und wieso ich so aufgebracht war. Es tut mir gerade gut, das alles jemandem zu erzählen, der nicht so nah an der ganzen Sache dran ist. Gebt mir noch etwas Zeit um herauszufinden, wozu das alles mit ihm führt. Okay?“, wisperte Eren seiner Adoptivschwester zu. Diese nickte, packte Armin am Arm, und flüsterte ihm etwas ins Ohr, das Eren nicht mehr verstehen konnte. Kurz darauf wandten sich die beiden ab, winkten ihm mit einem halbherzigen Lächeln zu und zogen sich auf die Tanzfläche zurück. „Wer waren die beiden?“, wollte Levi wissen. „Mein bester Freund und meine... Schwester.“, gab Eren mit gesenktem Kopf wieder, „Die beiden waren besorgt um mich, wie immer. Levi, darf ich dich etwas fragen?“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaute dieser Eren an. „Natürlich. Was möchtest du wissen?“ „Warum hörst du dir meine Geschichte an? Warum interessiert es dich? Wir kennen uns gerade ein paar Minuten, ich erzähle dir meine ganze Lebensgeschichte und du sitzt hier und verziehst keine Miene. Wenn ich dir damit auf die Nerven gehe, würdest du es mir sagen?“ „Eren, hör zu. Wenn ich jemanden sehe, der Hilfe benötigt, dann kann ich nicht einfach daneben stehen und nichts tun. Und du sahst aus, wie jemand, der kurz davor war, einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Wenn es dir hilft, mit jemandem zu reden, dann biete ich mich an. Und wenn du dich ablenken möchtest, kann ich dir helfen.“ Eren schluckte. Hatte Levi das gerade so gemeint, wie er es verstanden hat? „Was genau meinst du?“, fragte er daher. „Ich glaube, du weißt ganz genau, was ich meine. Ich bin ein direkter Typ, Eren. Daher sage ich dir auch gleich, dass ich nicht jemand für Gefühle oder Beziehungen bin. Ich bin heute aus wahrscheinlich dem selben Grund, wie du, hier. Eine Nacht zum Spaß, zur Ablenkung, ohne Verpflichtungen. Wenn man sich danach sieht, kann man sich begrüßen. Und wenn die Nacht ganz besonders war, trifft man sich vielleicht auch noch ein zweites oder drittes Mal. Aber mehr nicht. Ist das in Ordnung für dich?“ Erneut schluckte Eren. Mit so einer direkten Antwort hatte er nicht gerechnet. Er nahm einen tiefen Atemzug und nickte dann. Denn schließlich war er wirklich für genau das hierher gekommen, oder? „Gut, dann sind wir uns einig. Eine Regel noch: Ich nehme niemanden mit in meine Wohnung und andere Wohnungen sind mir meist zuwider. Es gibt ein Hotel in der Nähe, in das ich spontan einbuchen kann. Ist das okay?“ Dieses Mal nickte Eren entschlossener. „Das ist okay für mich. Sag, machst du das öfters so? Den Erstbesten aus einem Club mitnehmen, der dir in die Arme stolpert?“ „Nein, so oft kommt das nicht vor. Aber hin und wieder hab auch ich Bedürfnisse, die gestillt werden wollen. Außerdem, wer sagt, dass du der Erstbeste warst? Ich hab schließlich auch Ansprüche.“ Mit leicht geöffnetem Mund schaute Eren Levi an. Wie konnte er das alles nur sagen, ohne mit der Wimper zu zucken? Eren hatte schon oft direkte Menschen getroffen, aber diese beinahe kalte, analytische Denkweise war zu hoch für ihn. Und der letzte Satz? Hieß das, dass er Levi gefiel? Trotz seines jämmerlichen Auftrittes? „Nun krieg dich wieder ein und trink dein Bier aus, damit wir los können. Deinen Freunden solltest du besser auch Bescheid geben, nicht dass die kleine Zicke, die du dabei hattest, mir noch den Hals umdreht. Ich rufe derweil im Hotel an.“ Eren nahm einen letzten Schluck aus seinem  Bier und stand dann auf. „Wir treffen uns am Ausgang!“, rief er Levi noch zu, bevor er sich auf die Suche nach seinen Freunden machte. Kurze Zeit später entdeckte er beide auf einer der Lederbänke wieder. „Leute, ich wollte mich verabschieden. Ich verbringe die Nacht mit Levi.“ „Der Typ von eben?“, krächzte Armin, „Ist das dein Ernst?“ „Ja, ist es. Es war doch dein Vorschlag, dass ich mir jemanden für die Nacht suche. Also, dein Plan ist aufgegangen.“, erwiderte Eren. „Bist du dir sicher?“, fragte Mikasa, „Der Typ ist gruselig. Was, wenn er dir was antut oder auf perversen Kram steht?“ „Ich kann mich gut selbst verteidigen, Mikasa. Ich bin alt genug. Außerdem glaube ich nicht, dass er so jemand ist. Er ist direkt und ehrlich und weiß anscheinend genau, was er will. Aber er ist nicht jemand, der mir etwas antun würde. Nicht so, jedenfalls.“ „Gut. Tu, was du tun musst. Aber melde dich später bitte bei uns, damit wir wissen, dass alles in Ordnung ist.“, entgegnete Mikasa mit tonloser Stimme. „Das mache ich, aber hört bitte auf, euch Sorgen zu machen. Ich werde jetzt gehen. Kommt sicher nach Hause!“ „Mach es gut, Eren, und pass auf dich auf.“, rief ihm sein bester Freund hinterher. Am Ausgang angekommen, sah er bereits Levi, wie er sein Smartphone in der Jackentasche verschwinden ließ. „Alles geklärt.“, rief er ihm zu. „Ich ebenfalls.“, erwiderte Eren. „Kommst du?“, fragte Levi und bot ihm seine Hand an. Dieser ergriff sie, aber nicht, ohne vorher noch einen Blick zurück in den Club zu werfen, wo er einen Blick auf Jean mitsamt Begleitung erhaschen konnte, der ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarrte. Schnell drehte sich Eren um und begleitete Levi zu dessen Auto. Wobei es Traumauto viel besser traf. Denn vor ihm stand ein dunkelblauer Ford Mustang Shelby GT 500, ein Wagen, in dem Eren sich nie hätte träumen lassen, einmal sitzen zu dürfen. „Das ist deiner?“ „Problem damit?“ „Nein, im Gegenteil. Das ist mein Traumauto! Aber darfst du denn noch fahren?“ „Ich hatte nur zwei Schlücke von meinem ersten Getränk, bevor du es verschüttet hast, und danach den, den du mir ausgegeben hast. Also ja. Es erfordert schon mehr als das, um mich aus den Latschen zu hauen. Und nun steig ein.“ Eren tat, wie ihm gesagt wurde. Das Auto war innen makellos. Nicht ein einzelnes Staubkorn zu entdecken. „Levi, ist das der Grund, warum du niemanden in deine Wohnung nimmst? Ekelst du dich vor Schmutz? Bist du deswegen so schnell aus der Toilette gegangen?“ „Ja, das ist einer meiner Gründe. Können wir das Thema bitte wechseln? Ich möchte nicht weiter darüber reden.“ Eren merkte, dass Levi damit irgendein Problem hatte, wollte aber auch von sich aus nicht genauer nachfragen. Es wird seine Gründe haben, die Eren aller Wahrscheinlichkeit nach eh nie erfahren würde und ihn daher nicht interessieren sollten. „Gut, hab verstanden. Wie alt bist du eigentlich?“ „30. Ist das ein Problem für dich? Ich nehme an, du bist einige Jahre jünger?“ „Ich bin 21. Und nein, so lange es für dich kein Problem ist, ist es das für mich auch nicht.“ „Dann wäre das geklärt. Wir sind gleich da. Ich schlage vor, du nimmst erst einmal eine Dusche, wenn wir auf dem Zimmer sind. Die Cola klebt bestimmt immer noch an deinem Körper.“ Eren nickte. Er selbst spürte das klebrige Getränk an sich und der Kleidung. Kleidung! „Ähm, Levi, ich hab gar keine Wechselkleidung dabei.“ „Kein Problem. Nach der Dusche musst du dich nicht wieder komplett anziehen. Und wenn wir fertig sind, kann ich dich gleich nach Hause fahren. Da kannst du deine Kleidung wechseln, wenn du möchtest. „Wie romantisch...“, gab Eren zischend von sich. „Ich habe dir gesagt, wie ich bin und was ich will. Du weißt, worauf du dich einlässt.“, gab Levi mit ausdrucksloser Miene von sich. „Entschuldige, ist mir so raus gerutscht. Es ist nur... ehrlich gesagt, ich hab so etwas noch nicht gemacht.“ „Sex?“ „Nein, das meine ich nicht. Ich hatte noch nie einen One-Night-Stand. Bisher war Jean der einzige Mann, mit dem ich es getan habe.“ „Verstehe.“, gab Levi von sich, „Bist du dir sicher, dass du es überhaupt willst?“ „Danke, dass du dir Sorgen machst, aber ja, das bin ich. Erst recht, nachdem ich die beiden heute gesehen habe. Bitte denk nicht, dass ich dich ausnutzen möchte, aber ich muss das Bild irgendwie wieder aus meinem Kopf bekommen.“ „Und ich sagte, ich helfe dir gerne, dich abzulenken. Wir sind übrigens da.“ Eren blickte aus dem Fenster des Wagens. Sie standen vor einem riesigen Gebäude mit Glasfront und am Schriftzug konnte er erkennen, dass es sich dabei um ein Hotel der gehobeneren Klasse handelte. „Ist das nicht ein bisschen zu viel?“, fragte Eren eingeschüchtert. „Du weißt doch von meinem Problem. Ich möchte nur sicher gehen, dass ich mich auch wohlfühle.“, entgegnete Levi ihm kühl. „Aber das? Eine Nacht hier geht doch bestimmt in die Hunderte.“ „Mach dir deswegen keine Sorgen. Ist nicht so, als ob ich es nicht hätte.“ „Levi, was genau machst du beruflich?“ „Ein früherer Kommilitone und ich haben eine Firma gegründet, als wir beide unseren Uni-Abschluss hatten. Diese läuft mehr als profitabel und deswegen kann ich mir das hier auch leisten. Stört es dich?“ „Nein.“, sagte Eren kleinlaut, „Ich bin so etwas nur nicht gewöhnt.“ „Also, wollen wir uns hier fest quatschen oder endlich rein?“ Als er die Worte hörte, ergriff Eren die Autotür, steig aus und machte sich mit Levi zusammen auf den Weg zur Rezeption des Hotels. „Ah, Herr Ackerman! Wir haben Sie schon erwartet. Die Suite wurde gerade nach Ihrem Standard zurecht gemacht. Haben Sie Gepäck dabei?“ Eren stutze. Man kannte Levi hier mit Namen? Wie oft genau schleppte er irgendwelche Kerle ab und landete dann mit ihnen hier? Und die Suite? Für eine Nacht mit ihm? „Nein, nur ich und meine Begleitung.“, unterbrach Levis Stimme Erens Gedanken. „Gut. Der Weg ist Ihnen noch bekannt oder soll ein Page Sie zum Zimmer begleiten?“ „Nein, vielen Dank, den Weg finde ich auch so. Die Abrechnung, wie immer, über das Firmenkonto.“, gab er mit seiner üblichen, kühlen Stimme von sich. „Ist das überhaupt erlaubt?“, flüsterte Eren ihm zu. „Mach dir keine Gedanken, Balg. Am Ende ist es auch nur mein Geld. Und ob nun ich oder irgendein protziger Firmenkunde unter meinem Namen und von dem Geld hier unter kommt, spielt nun wirklich keine Rolle.“ So ist das also. Man kennt Levi hier, weil er das Hotel regelmäßig für seine Kunden bucht. „Wollen wir?“, fragte Levi mit gesenktem Blick. Kaum sprach er das aus, wurde Eren von ihm an der Hand gepackt und zu den Fahrstühlen gezogen. Levi drückte eine Taste und kurz später öffneten sich die Türen mit einem leisen 'Pling'. Eren wurde von Levi hinter diesem her in den Fahrstuhl gezogen. Er sah nach, wie Levi die Taste für den 10. Stock betätigte, dann wurde er von diesem unsanft gegen die Wand des Fahrstuhls gedrückt. Levi zog ihn am Shirt zu sich herunter, schaute ihm tief in die Augen und flüsterte dann in sein Ohr: „Hier drauf habe ich schon den ganzen Abend gewartet.“ Nur einen Augenblick später, legten sich brennend heiße Lippen auf Erens eigene, was ihm ein leises Keuchen entrang. Nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, zog er Levi näher an sich. Dessen heiße Zunge fuhr verführerisch über Erens Lippen und bat so stumm um Einlass, den Eren ihr ohne zu zögern gewährte. Die Zungen der beiden prallten immer wieder aufeinander, verflochten sich und lösten sich wieder, während die Hände der beiden über der Kleidung des jeweils anderen auf Wanderschaft gingen. Dann ruckelte es plötzlich und der Fahrstuhl kam zum Stehen. „Wir sind da. Komm!“, sprach Levi. Eren war noch immer außer Atem. Was war da gerade passiert? Und wieso hatte dieser Kuss ihn so heiß gemacht? Er hatte sich doch sonst besser unter Kontrolle. Aber eine kurze Berührung über seiner eigenen Hose machte ihm unmissverständlich klar, dass er bereits bretthart war. „Willst du Wurzeln schlagen?“, riss Levi ihn aus seinen Gedanken. Kopfschüttelnd folgte Eren ihm. Levi öffnete nun die Tür zur Suite, und als Eren eintrat, kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Suite war riesig. Nachdem man einen elegant eingerichteten Flur entlang kam, betrat man durch Flügeltüren den eigentlichen Wohn- und Schlafbereich. An der rechten Seite stand ein gewaltiges Himmelbett, bezogen mit weißer Seidenwäsche. Zur Rechten war eine große Wohnlandschaft aufgebaut, dessen Mittelpunkt das große anthrazitfarbene Sofa zusammen mit dem Kamin bildete. Es gab sogar eine kleine Kochnische im hinteren Teil des Zimmers. „Fühl dich, wie zu Hause.“, sagte Levi an ihn gerichtet, „Die Tür zum Badezimmer findest du neben dem Bett. Ich schau so lange, was die Minibar zu bieten hat.“ „In Ordnung.“, sagte Eren und machte sich auf den Weg zum Bad. Auch in diesem Zimmer kam er aus dem Staunen nicht mehr heraus. Das Badezimmer war groß. Das Highlight war die Eckbadewanne, die auch als Whirlpool genutzt werden konnte. Gegenüber war eine große, ebenerdige Dusche, unter der Eren sofort, nachdem er sich seiner Kleidung entledigt hatte, verschwand. Wie war er eigentlich von 'Heute kriegt mich niemand aus meinem Zimmer heraus' zu dem hier gekommen? Am Morgen noch wollte er niemanden sehen, jetzt würde er die Nacht mit einem wahnsinnig gutaussehenden Mann verbringen, der es alleine mit seinen Küssen schaffte, ihn in andere Sphären zu versetzen. Wenn er im Bett genauso talentiert ist, würde Eren keine fünf Minuten durchhalten. Schnell wusch er sich seinen Körper und die Haare aus. Er entdeckte einen Bademantel, der neben der Dusche angebracht war. Nachdem er aus dieser ausstieg und sich abgetrocknet hatte, zog er genau diesen an. Okay, Jäger, dieses könnte jetzt die beste oder schlimmste Nacht deines bisherigen Lebens werden. Reiß dich zusammen, und vielleicht hast du dann die Chance, dass dies nicht die letzte Nacht mit Levi wird. Denn bereits nach dem ersten Kuss mit diesem war ihm klar, dass er alles dafür tun würde, dass dieses nicht das letzte Treffen der beiden bleiben würde. Kapitel 3: Only tonight ----------------------- Eren stellte sich vor das Waschbecken, betätigte den Wasserhahn und begann, sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht zu spritzen, um seine Gedanken abzukühlen. Du schaffst das! Du schaffst das!, ging es ihm immer wieder, wie ein Mantra, durch den Kopf. Er schüttelte noch einmal seinen ganzen Körper aus, bevor er sich aus dem Badezimmer heraus traute. Levi saß bereits auf dem Bett und hatte sich seiner Anzugjacke und dem Halstuch entledigt. In seiner Hand hielt er zwei gefüllte Weingläser. „Da bist du ja.“, sprach dieser ihn an und hielt Eren eines der Gläser entgegen, „Dachte schon, du wärst in die Toilette gefallen. Hier, nimm einen Schluck. Das beruhigt die Nerven.“ „Trinkst du aus diesem Grund auch?“, wollte Eren von ihm wissen. „Tch. Sehe ich so aus, als bräuchte ich das? Ich trinke den Wein, weil er mir schmeckt.“ „Verstehe.“, sagte Eren leise. Dann bedeutet es dir wohl nicht so viel, wie mir. Aber das war ja von vorne herein klar. „Stimmt etwas nicht?“, fragte Levi verwundert. „Nein, alles in Ordnung. Wirklich!“, erwiderte Eren ein wenig zu schnell. „Also gut. Wo waren wir im Aufzug stehen geblieben?!“ Levi bewegte sich auf ihn zu, nahm diesem sein Glas aus der Hand und stellte es zusammen mit seinem auf das Nachtschränkchen neben dem Bett. Sofort danach ging er mit schnellen Schritten auf den Eren zu, packte diesen an seinen Kopf und verwickelte ihn erneut in einen leidenschaftlichen Kuss. Gott, wo hat der Mann nur küssen gelernt? Eren schlang seine Arme um um Levis Hüften und begann, diese vorsichtig zu streicheln, während er mit dessen Zunge einen unerbittlichen Kampf austrug, den er immer wieder zu verlieren schien. Levis Hände verweilten an Erens Kopf, griffen immer wieder in dessen Haare und zogen leicht an diesen. Dieser sanfte Schmerz ließ ihn leicht aufstöhnen. Wie kann es nur sein, dass sich das so gut anfühlt? Er bringt mich damit noch um den Verstand! Levi begann, die Körper der beiden in Richtung des Bettes zu steuern. Als Eren mit den Kniekehlen gegen den Rahmen des Bettes stieß, ließ er sich fallen und zog Levi mit sich auf die Laken. Dessen Hände machten sich sogleich am Gürtel des Bademantel zu schaffen, öffneten ihn und zogen diesen Eren von den Schultern. Levis Augen verweilten einen Moment zu lange auf dem Oberkörper des Jungen. „Stimmt etwas nicht?“ „Nein, ich habe mich nur gefragt, ob du trainierst.“ „Ich gehe regelmäßig joggen und habe mal eine Zeit lang Krafttraining gemacht. Aber ich war seit ein paar Monaten nicht mehr im Fitnessstudio.“, entgegnete er Levi und behielt dabei für sich, dass der Grund, weswegen er das Fitnessstudio mied, der war, dass sein Exfreund dort auch trainierte und er ihm nicht begegnen wollte. „Dein Körper gefällt mir.“, sagte Levi und Eren meinte, das erste Mal so etwas wie ein Lächeln auf dessen Gesicht erkannt zu haben. Einen Moment später strich dieser Eren noch einmal über den Kopf, hauchte einen sanften Kuss auf dessen Lippen und begann dann, sich an seinem Hals voran zu arbeiten. Sanfte Bisse bohrten sich in Erens zarte Haut, und als wolle er damit den Schmerz wieder wegmachen, spürte Eren nach jedem Biss Levis Lippen und Zunge auf der malträtierten Stelle. Eren zuckte unter Levis zärtlicher Qual zusammen und konnte ein Aufstöhnen nicht vermeiden. Auch er wollte nun Levi berühren und ihn so in Ekstase versetzen, wie dieser es mit ihm tat. Vorsichtig tasteten sich seine Hände zu dessen Hemd und begannen, einen Knopf nach dem anderen zu öffnen. Levi löste sich kurz von Eren, doch nur um sich das Hemd von den Schultern zu streifen. Sofort danach lehnte er sich wieder über ihn, drückte ihm einen fast schon unschuldigen Kuss auf die Lippen, und begann dann seine süße Qual erneut, während Eren mit seinen langen, schlanken Fingern immer wieder über dessen Rücken strich. „Le-vi... ich... weiß nicht... wie lange ich durchhalten kann... wenn du so weiter machst...“, gab Eren unter Stöhnen von sich. Wie konnte er von dem bisschen Rummachen denn bitte schön schon so scharf sein? Seinem Grinsen nach zu urteilen, dachte Levi wohl dasselbe, gab sich aber gutmütig und befreite sich selbst noch von den letzten, störenden Stücken Stoff, die seinen Körper bedeckten, bevor er seine Küsse am unteren Bauch des Jungen fortsetze und sich langsam zu dessen intimster Stelle vorarbeitete. Eren erbebte unter seinen Berührungen, und als dieser zeitgleich seinen Schaft mit der Hand umschloss, diese immer wieder auf und ab bewegte und seine Eichel mit seiner Zunge umspielte, glaubte Eren für einen Moment Sterne zu sehen. Er bemerkte, wie sich bei ihm die ersten Lusttröpfchen bildeten und konnte zugleich Levi dabei zusehen, wie er jeden einzelnen davon mit seiner Zunge aufnahm. Das ist das erotischste, was ich je gesehen habe. Er spürte, wie Levis Hand sich langsam von seinem steinharten Penis löste und begann, sanft seine Hoden zu massieren. Im selben Moment nahm Levi Erens Penis nun vollständig mit dem Mund auf, während seine zweite Hand seine Seite streichelte. Immer wieder fuhr Levi mit Zunge und seinen Lippen auf und ab und verteilte sanfte Küsse auf der Härte Erens. Levis Bewegungen wurden immer schneller und fordernder und Eren wusste, dass er nicht mehr lange durchhalten würde. „Levi... ngh ... ich ... ich komme gleich. Wenn ... wenn du nichts ... abbekommen willst ... solltest du ... ngh.“ Doch dieser dachte gar nicht daran, aufzuhören, und setzte sein geschicktes Zungenspiel fort. Als er dann kurz an Erens Eichel saugte, war es um diesen geschehen. Mit einem heftigen Schwall ergoss er sich in Levis Mund. Er konnte gerade noch beobachten, wie Levi jeden letzten Tropfen von seinen Lippen leckte, bevor er erschöpft in die Laken fiel. „Das war ... wow ... ich glaube, ich bin noch nie so heftig gekommen.“, sprach Eren aus, bevor er überhaupt darüber nachdenken konnte. „Wir sind noch nicht fertig.“, gab Levi mit einem schelmischen Grinsen von sich. Er erhob sich vom Bett, ging zum Stuhl, über dem seine Jacke lag, und holte etwas aus der Tasche. Als er sich wieder zu Eren umdrehte, erkannte dieser, dass es sich dabei um Kondome und Gleitgel handelte. „Du hast damit doch Erfahrung?“, fragte Levi ihn. Eren nickte stumm. „Gut, dann muss ich dir nichts erklären.“ Mit katzenartiger Eleganz ging Levi zurück zum Bett und setzte sich vor Eren, der immer noch mit breiten Beinen dort lag. „Entspann dich, Eren. Ich will, dass es für uns beide schön wird.“, sagte er und trug etwas von dem Gleitmittel auf die Finger seiner rechten Hand auf. Eren nickte erneut und  spürte dann, wie sich Levis sanfte Lippen wieder auf seine eigenen legten. Das dies aber nur zur Ablenkung diente, realisierte er, als sich der erste Finger langsam den Weg in seinen Anus ertastete. Bei der Berührung stöhnte Eren laut auf. „Ist es okay? Kann ich weiter machen?“, wollte Levi wissen. „Ja … es ist nur … es fühlt sich so gut an, also dein Finger in mir.“ Wieder entwich ein Grinsen der sonst so stoischen Miene Levis. Dieser verwickelte Eren erneut in einen Kuss, bevor ein weiterer Finger den Weg in den Eingang des Jungen fand. Eren spürte, wie Levi die Finger vor und zurück bewegte und dabei immer wieder spreizte, bevor dieser schließlich auch noch einen dritten dazu nahm, um ihn weiter zu dehnen. Immer wieder fühlte er, wie Levi dabei einen Punkt in ihm berührten, der ihm vor Erregung beinahe die Luft abschnürte. Dann waren die Finger plötzlich weg und Eren sah, wie Levi das Kondompäckchen öffnete und sich dessen Inhalt über den eigenen Penis zog und diesen noch einmal gründlich mit Gleitgel bestrich. Levi beugte sich wieder zu ihm herunter und flüsterte mit betörender Stimme in sein Ohr: „Leg deine Beine über meine Schulter und das Kissen unter deinen süßen Arsch“. Eren tat, wie ihm geheißen und spürte kurz danach, wie Levis steinharter Schwanz zwischen seinen Pobacken rieb, bis er den Weg zum Eingang gefunden hatte und sich dann Stückchen für Stückchen in ihm versank. Wieder traf Levi dabei diesen einen bestimmten Punkt, der Eren um den Verstand brachte, und sofort spürte er, wie er wieder hart wurde. „Levi... bitte... berühre mich auch da...“ Levi warf einen Blick auf Erens Penis, der zuckend um Aufmerksamkeit bettelte, umschloss ihn mit seiner Hand und begann ihn im Rhythmus seiner eigenen Stöße zu massieren. Levis Bewegungen  wurden schneller und unkoordinierter, während das Stöhnen der beiden lauter wurde. Immer wieder klatschte Haut auf Haut und immer wieder traf Levis Penis auf Erens Prostata, was diesen vor Erregung wimmern ließ. „Ich kann nicht mehr, Levi! Ich bin gleich so weit!“ „Lass dich gehen.“ flüsterte dieser ihm zu. Mehr brauchte es nicht, um Eren zum Kommen zu bringen. Ein großer Spermaschwall ergoss sich zwischen den beiden Männern und über Levis Hand, als Eren unter lautem Stöhnen seinen Höhepunkt erreichte. Zwei Stöße später spürte dieser, wie auch Levis Schwanz in ihm anschwoll und dieser sich ebenfalls in sein Kondom ergoss. Erschöpft brach Levi über Eren zusammen, tauschte einen langen, zärtlichen Kuss mit ihm aus, bevor er sich aus ihm zurück zog, um sich des Kondoms zu entledigen. „Du solltest noch einmal duschen gehen. Wenn du möchtest, fahre ich dann nach Hause.“, sagte Levi in überraschend sanftem Tonfall. Eren schluckte. Er wusste, dass wenn er jetzt nichts sagt, würde er Levi wahrscheinlich so schnell nicht mehr wiedersehen. „Ist es okay, wenn ich heute Nacht hier bleibe? Ich bin wirklich erschöpft und würde mich am liebsten gleich hinlegen. Insofern es dir nicht unangenehm ist, die Nacht mit mir zusammen zu verbringen. „Tch. Wie du willst. Aber erwarte nicht, dass wir heute Nacht kuscheln. So etwas gibt es bei mir nicht. Und morgen früh bring ich dich gleich nach Hause.“ Das war mehr, als Eren von Levi erwartet hatte. So konnte er immerhin noch etwas Zeit mit ihm verbringen. Zeit, ihn kennen zu lernen und ihn vielleicht doch noch von seinen Qualitäten zu überzeugen. „Ist in Ordnung. Ich bin dann mal duschen.“ „Was dagegen, wenn ich mitkomme?“ Eren schoss die Röte ins Gesicht. „Du willst mit mir zusammen duschen?“ „Wir haben gerade miteinander gevögelt. Und jetzt wirst du wegen einer gemeinsamen Dusche schüchtern?“ „Nein. Es ist nur- ich hätte nicht unbedingt erwartet, dass du der Typ dafür bist.“ „Was bin ich in deinen Augen denn für ein Typ?“ Eren wusste so schnell darauf keine Antwort. „Hör zu, Balg. Wenn ich dich schon bis morgen früh an der Backe habe, kann ich mir die Zeit mit dir auch ein bisschen versüßen. Insofern das für  dich in Ordnung ist.“ Was sollte das eigentlich immer mit dieser Bezeichnung? Ja, Eren war jünger, aber gewiss kein Kind mehr. Levi erhob sich vom Bett und ging zum Badezimmer. Am Türrahmen hielt er kurz inne und drehte sich zu Eren um. „Kommst du nun?“ Dieser ließ sich nicht zweimal bitten, sprang vom Bett auf und lief Levi eilig hinterher. Das warme Wasser tat dem Jungen gut. Es war, als würden all die schlimmen Gefühle, die negativen Erfahrungen und all der Kummer der letzten Monate nun endlich von ihm abgespült werden. Er war bereit, sein Leben wieder aufzunehmen und von vorne zu beginnen. Und noch eine weitere Sache ging ihm durch den Kopf. „Levi, ich... ähm, wie soll ich das sagen?“ „Spuck's aus! Was ist los?“ „Naja... ich, also, ähm... ich habe das Gefühl, dass ich, als wir eben... also, dass ich mehr von dir genommen habe, als ich dir zurückgegeben habe. Und ich würde mich gerne revanchieren.“ Konnte er da gerade ein Leuchten in Levis Augen sehen? „Na, worauf wartest du dann noch?“, fragte dieser, verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln und zog Eren am Kopf zu sich herunter. Eren kam der Aufforderung entgegen, presste seine Lippen auf Levis, und begann diese mit seinen eigenen zu massieren. Vorsichtig streckte er seine Zunge heraus und fuhr damit über dessen Mund, der durch diese stumme Bitte diesen öffnete und mit seiner Zunge Erens Mund in Besitz nahm. Erens Hände umfassten Levis Kopf und strichen zart über dessen Undercut. Sie setzen ihren Weg fort über den Nacken, die Schultern und schließlich über dessen Seiten. Langsam löste sich Eren aus dem Kuss, fuhr mit Lippen und Zunge über Levis Wangen, den Hals hinab, über das Schlüsselbein und blieben dann an an dessen Brustwarzen hängen, die er mit seinen Lippen verwöhnte. Eren hockte sich vor Levi, ließ seine Hände von den Seiten über den Bauch und schließlich immer tiefer wandern. Er bemerkte, dass dieser wieder hart wurde und freute sich über die Tatsache, dass seine Berührungen ihn nicht kalt ließen. Erens Finger strichen sanft über den Intimbereich Levis, bevor er dessen Penis mit seiner Hand Umschlang und in quälend langsamen Bewegungen auf und ab fuhr. Er hörte, wie Levi ein leises Seufzen entwich, was ihn dazu anspornte, sein Tempo zu erhöhen und außerdem seinen Mund zum Einsatz kommen zu lassen. Seine Lippen lösten sich von den Brustwarzen und setzen ihrem Weg über den Bauch, das Schambein und dann den Schaft von Levis Penis fort. Als er dessen Eichel erreichte, begann er sanft an dieser zu saugen, während seine Hände weiter Levis Erektion bearbeiteten. Er schmeckte die ersten Lusttröpfchen und nahm diese mit Lippen und Zunge in sich auf. „Oh... fuck... Eren!“, hörte er Levi keuchen und bei dem Gedanken, diesem solche Laute entlocken zu können, wuchs sein Ego an, was ihm Mut verlieh, das Tempo weiter zu erhöhen und noch mehr von Levis Härte in seinen Mund aufzunehmen. Sein Mund bewegte sich im selben Tempo, wie seine Hand, immer weiter vor und zurück, mit stetig steigendem Tempo. Er hörte Levi unter seinen Berührungen wimmern und keuchen und konnte dabei zusehen, wie dieser immer weiter die Kontrolle verlor. „Eren... ich... ah, Scheiße!“, war das letzte, was Eren hörte, bevor Levi sich mit einem langen, kaum enden wollen Schwall in seinem Mund ergoss. Die beiden Männer verließen die Dusche, nachdem sie sich gründlich der Spuren der vorangegangenen Ereignisse vom Körper wuschen. In Bademäntel gewickelt, machten sie sich auf den Weg zum Schlafbereich. „Du kannst das Bett haben, ich nehme die Couch.“, sagte Levi, was Eren einen kurzen Stich versetzte. „Können wir nicht beide...“, begann Eren, doch traute er sich nicht, den Satz zu beenden. „Eren, ich sagte dir, dass ich nicht der Typ für's Kuscheln bin.“ Eren senkte den Blick. „Ich weiß, ich dachte nur... wir müssen ja nicht kuscheln. Aber nach all dem, was wir gerade getan haben, dachte ich, es wäre zumindest in Ordnung, in einem Bett zu schlafen. Es ist ja groß genug.“ „Na, meinetwegen.“, gab Levi nach und rollte mit den Augen. Eren entwich ein breites Grinsen. Er durfte tatsächlich mit diesem Bild von einem Mann in einem Bett schlafen. Ein weiterer kleiner Sieg für ihn. Als Eren am Morgen erwachte, war die Seite neben ihm im Bett leer. Verwundert schaute er sich um, entdeckte dann aber Levi, wie er mit einer Tasse in der Hand aus dem Fenster starrte. „Wie lange bist du schon wach? Und wie spät ist es überhaupt?“ „Guten Morgen, Eren. Es ist 10 Uhr, wir müssen also langsam aufbrechen, wenn wir den Check-Out nicht verpassen wollen. Ich bin seit 7 Uhr wach.“ Die Sanftheit in Levis Stimme verwunderte Eren beinahe. „Was hast du so lange gemacht?“ „Termine und E-Mails überprüft, Tee getrunken. Was man halt so morgens macht. Ich hab auch etwas zu Essen kommen lassen. Also falls du noch etwas zu dir nehmen möchtest, bevor ich dich nach Hause bringe, da drüben steht ein Tablett. Nimm dir einfach, was dir schmeckt.“ Eren erhob sich aus dem Bett, ging zum Badezimmer, um seine Morgentoilette zu erledigen, und danach zurück, um sich an der reichlichen Auswahl des gelieferten Frühstücks zu bedienen. „Hm, das ist wirklich gut.“, sagte er, als ein wenig zu schnell einen Pfannkuchen mit Ahornsirup zu sich nahm. „Schön, dass es dir schmeckt. Ich habe übrigens auch deine Kleidung schnell reinigen lassen. Du musst also nicht mit verklebten Klamotten nach Hause fahren.“ „Aber wieso...?“ „Eren, du fährst in meinem Auto mit. Dass ich Wert auf Ordnung und Sauberkeit lege, hast du ja schon gemerkt, und wäre ich gestern Abend nicht so scharf auf dich gewesen, hätte ich dich so auch nicht mitgenommen.“ „Verstehe.“, sagte er, und dachte zeitgleich, „Dann bist du jetzt wohl nicht mehr so scharf auf mich.“ Die Stimmung während der Fahrt war angespannt, Eren traute sich nicht, noch irgendetwas zu sagen. Ihm war klar, dass er für Levi nur eine Bettgeschichte war und das dieses die letzten Momente waren, die er mit ihm verbringen würde. Er seufzte. „Da drüben kannst du mich rauslassen. Den Rest schaffe ich alleine.“ „In Ordnung. Komm gut heim.“ „Danke, du auch. Und danke. Für die Fahrt. Und für alles andere.“ Eren schloss die Autotür hinter sich und vermied es, sich noch einmal umzusehen. Levi hatte ihn nicht nach einer Telefonnummer oder irgendeiner anderen Möglichkeit gefragt, ihn zu kontaktieren. Er wollte ihr kleines Abenteuer nicht fortsetzen, das war Eren inzwischen klar. Mit gesenktem Kopf brachte er die letzten Meter bis zum Eingang seiner Wohnung hinter sich, betrat diese, ging zu seinem Zimmer, und ließ sich auf das Bett fallen. „Das war es dann wohl.“, war das letzte, was er dachte, bevor er die Augen schloss und einschlief. Kapitel 4: No sign of you ------------------------- Es klopfte an Erens Tür. „Eren, kann ich reinkommen?“, hörte er Armins Stimme. Eren warf sich die Bettdecke vom Körper und setzte sich auf. „Na klar, komm schon rein.“ Armin betrat das Zimmer und musterte seinen Freund. „Du hast dich nicht mehr bei Mikasa gemeldet. Ich musste sie davon abhalten, die Polizei zu rufen, so sehr hat sie sich Sorgen gemacht.“ „Oh, fuck. Sorry, das hatte ich total vergessen. Ich glaube, ich war wohl... zu beschäftigt.“ „So, so. Dann erzähl mal, Loverboy. Wie war es?“ „Es war fantastisch, Armin. ER war fantastisch. Ach Scheiße, ich will ihn wiedersehen, aber ich glaube, er hat daran kein Interesse. Er hat mich nicht einmal nach meiner Nummer gefragt. Nun ist er weg und ich weiß nicht, wie oder wo ich ihn überhaupt treffen könnte. Ich kenne nur seinen Namen, sonst habe ich fast nichts von ihm. Er hat eine Firma, die er mit einem ehemaligen Kommilitonen leitet, aber den Namen der Firma kenne ich nicht. Was soll ich machen? Und wo ist Mikasa überhaupt?“, schoss es, wie ein Wasserfall, aus Eren heraus. „Woah, das ist ganz schön viel auf einmal. Also, zuerst mal, Mikasa ist schon wieder abgereist. Sie war sauer, dass du dich nicht gemeldet hast. Und da keiner von uns wusste, wann du wieder kommst und sie morgen wieder zu einer Vorlesung muss, ist sie schon früh aufgebrochen. Du solltest dich bei ihr melden und dich entschuldigen, Eren. Sie sah ganz schön mitgenommen aus. Und nun zu deinem Traumtypen: Wenn du möchtest, können wir die nächsten Wochenenden noch einmal ins 'The Wall' gehen. Vielleicht ist er ja wieder da. Und wenn du seinen Namen hast, können wir ja mal schauen, ob wir ihn über die Social Media ausfindig machen können.“ Nichts. Einfach nichts. Der Typ war, wie ein Phantom. Egal, wie lange Armin und Eren Google und Plattformen, wie Facebook, auch durchstöberten, Levi Ackerman war unauffindbar. „Das kann doch nicht sein, dass dieser Mensch, und gerade als Chef einer Firma, einfach nicht auszumachen ist.“, gab Eren stöhnend von sich. „Vielleicht legt er viel Wert auf Privatsphäre.“, erwiderte Armin. „Das wird es wohl sein.“, stimmte ihm Eren leise zu. Eine Woche war bereits seit ihrer Begegnung vergangen, und Eren war keinen Schritt weiter gekommen. Und trotzdem hatte sich viel in seinem Leben verändert. Er hatte das Studium wieder aufgenommen, ging regelmäßig trainieren und selbst seinen Job in der Buchhandlung konnte er durch geschicktes Reden zurück erlangen. Seine Freunde traf er in der vergangenen Woche hin und wieder nach den Vorlesungen zum gemeinsamen Essen und Jean kam ihm nicht noch einmal unter die Augen. Eigentlich war alles gut, so wie es war, bis auf die Tatsache, dass er diesen kleinen, schwarzhaarigen Mann nicht aus seinem Kopf bekam, so sehr er es auch versuchte. „Gehen wir heute ins 'The Wall'?“, wollte Armin wissen. „Ich denke, das ist unsere letzte Hoffnung. Wenn er dort nicht ist, kann ich mir wohl abschminken, in jemals wiederzusehen.“, gab Eren von sich. „Sei nicht so pessimistisch. Wenn es so sein soll, werdet ihr euch wieder über den Weg laufen.“ „Seit wann glaubst du an so etwas, wie Schicksal?“ „Tu ich nicht, aber vielleicht möchte er dich ja doch noch einmal treffen und setzt alle Hebel in Bewegung, um dich ausfindig zu machen.“ „Wer's glaubt.“, seufzte Eren, „Wenn es so wäre, hätte er mich doch schon vorher nach meiner Nummer gefragt. Ich weiß gar nicht, ob die ganze Suche überhaupt einen Sinn hat, wenn er mich am Ende überhaupt nicht wiedersehen will.“ „Eren, kann es sein, dass du dich ganz schön in diesen Typen verschossen hast?“, fragte Armin grinsend, „Ich kenne dich gar nicht so. Nicht mal bei Jean hast du dir so viele Gedanken gemacht.“ Eren überlegte kurz. Hatte er sich verliebt? War es das, worum es ihm ging? „Ich... ja, ich glaube du hast recht. Und genau das ist das Problem. Levi will keine Beziehung und hat für Liebe, Gefühle und den ganzen Kram nichts über. Ich könnte mich schon dankbar schätzen, wenn ich überhaupt noch einmal mit ihm in der Kiste lande. Armin, ich verrenne mich da in etwas, was keinen Sinn hat. Ich muss mir den Kerl aus dem Kopf schlagen. Du hast mich nach der Beziehung mit Jean erlebt. Ich will nicht schon wieder an den Punkt kommen, an dem ich vor Liebeskummer nichts mehr geschissen kriege.“ Eren merkte, wie sich die Tränen in seinen Augen bildeten. „Mein lieber Eren“, sprach Armin, und zog seinen Freund in eine innige Umarmung, „ich glaube, dafür ist es schon lange zu spät. Ich kenne dich. Wenn du etwas willst, dann kämpft du auch dafür. Und gerade willst du diesen griesgrämigen Mann, der dir die anscheinend schönste Nacht deines Lebens beschert hat. Und egal, wie lange es dauert, du kannst darauf vertrauen, dass ich dich dabei unterstütze und wenn alles schief läuft, dich am Ende wieder auffange. Und nun wisch dir die Tränen ab. Ich hab den anderen schon Bescheid gegeben, dass wir uns heute hier treffen und dann gemeinsam losziehen.“ Mit den anderen waren die Kommilitonen der beiden gemeint. Dazu zählten Sasha und Conny, ein befreundetes Pärchen, Annie, Reiner und Bertholt. Mit Annie wurden Eren und Armin zwar nie richtig warm, was an ihrer kühlen Art lag, aber da die beiden wussten, dass Berthold ein Auge auf die Blondine geworfen hatte, wurde sie trotzdem eingeladen, in der Hoffnung, dass sich zwischen beiden eines Tages doch noch etwas ergibt. „Bist du sicher, dass die anderen überhaupt in den Club gehen wollen? Ich meine, bis auf mich ist doch keiner der anderen schwul oder lesbisch.“, fragte Eren unsicher. „Hm, bei Reiner wäre ich mir da nicht so sicher. Vielleicht kommt er ja heute auch mal aus sich raus.“, erwiderte Armin mit einem Zwinkern, „Und die anderen kommen natürlich mit, Eren. Du hast ihnen gefehlt und ich glaube, sie würden momentan so ziemlich allem zustimmen, um wieder mehr Zeit mit dir zu verbringen.“ Eren lächelte. Er hatte die verrückte Bande seiner Freunde auch vermisst. Wie sehr, wurde ihm erst bewusst, als er sie wieder regelmäßig sah und die Sorge um ihn in ihren Gesichtern erkennen konnte. „Bevor die anderen hier antanzen, sollte ich das Gespräch mit Mikasa hinter mich bringen. Ich schiebe das schon seit einer Woche auf. Lässt du mich kurz alleine?“ „Natürlich, Eren. Wenn du mich brauchst, ich bin in meinem Zimmer.“ Eren wählte die Nummer seiner Adoptivschwester und nachdem es zweimal geklingelt hatte, nahm sie ab. „Ja?“ „Mikasa? Eren hier.“ „Aha. Was gibt es?“ „Es tut mir leid, dass ich mich nicht mehr bei dir gemeldet habe, nach der Geschichte von letzter Woche. Ich weiß, dass du dir so schnell Sorgen machst, aber ich...“ „Eren, es ist okay.“, unterbrach sie ihn, „Ich kann mir schon vorstellen, was du gemacht hast und wieso du dich nicht gemeldet hast. Ich hätte nur nicht erwartet, dass dir deine kleine Liebesnacht mit dem Typen so wichtig ist, dass du mich komplett vergisst.“ „So ist es nicht. Mikasa, du bist doch alles, was ich von meiner Familie noch habe.“ „Familie, heh?“ „Du weißt, wie ich das meine. Du warst immer für mich da und ich hab nicht einen Gedanken an dich verschwendet. Und das tut mir wahnsinnig leid.“ „Eren, hör zu. Es ist wirklich okay. Lass uns nochmal darüber reden, wenn wir uns das nächste Mal wiedersehen. Okay?“ „In Ordnung. Und melde dich zwischendurch. Du fehlst mir.“ „Du mir auch. Ich muss jetzt los, bin noch verabredet. Bis bald, Eren.“ „Mach es gut, Mikasa.“ Danach hörte Eren nur noch das Tuten auf der anderen Leitung. Zwei Stunden später standen seine Freunde vor der Tür. „Eren, mein Lieber! Ich hoffe du hast noch ein paar Snacks vorbereitet, bevor wir losziehen. Ich hab einen Mordshunger!“, schrie Sasha, und fiel ihm in die Arme. „Auch schön, dich zu sehen. Du weißt, wo die Küche ist.“ Sofort verschwand die Brünette in eben diese Richtung. „Hey Eren! Wie geht es dir, Mann?“, fragte Conny und zog ihn in eine flüchtige Umarmung. „Geht schon wieder. Schau mal lieber nach deiner Freundin, bevor sie noch die ganze Küche plündert.“, gab Eren grinsend von sich. „Hallo Eren. Es ist schön, dich wiederzusehen.“, gaben die anderen drei von sich, bevor auch diese die Wohnung betraten. „Geht mir genauso mit euch. Kommt rein und macht es euch gemütlich. Getränke stehen schon auf dem Tisch. Bedient euch einfach.“ „Also, Eren, du hast diesen Typen kennen gelernt. Und der geht dir nicht mehr aus dem Kopf, richtig?“, fragte Reiner, „Und du hoffst, ihn heute im Club zu treffen? Und damit er nicht gleich merkt, wie verrückt du nach ihm bist, sollen wir alle mitkommen, damit es so aussieht, als würdest du einen lustigen Abend mit deinen Freunden verbringen, bei dem du ihn zufällig wieder triffst, anstatt wie ein liebeskranker Stalker zu wirken, der nach diesem Kerl die ganze Stadt absucht. Stimmt's?“ Eren blickte zu Boden. „Ja, so in etwa.“, sagte er leise. Reiner lachte laut auf. „Das ist der beste und gleichzeitig bescheuertste Plan, den ich je gehört habe. Aber was tut man nicht alles für die Liebe.“ „Was ist das überhaupt für ein Typ, wenn er dir so den Kopf verdreht? Muss ja ein echter Traummann sein.“, gab Annie schnippisch von sich. „Also er ist älter, als ich. 30, um genau zu sein. Und kleiner, so um die 1,60 Meter. Er ist nicht gerade der gesprächige Typ, und Gefühle scheinen auch nicht so seins zu sein. Er sieht wahnsinnig gut aus. Blass, schwarze Haare, graue Augen. Gott, diese Augen. Da liegt so viel Tiefe drin. Ich glaube, der Mann hat schon einiges in seinem Leben gesehen.“ „Aha. Und das soll uns jetzt überzeugen? Ein grimmiger Zwerg, mit wahnsinnig schönen Augen?“, zischte Annie. „Du musst ihn vor dir sehen, Annie. Diese Ausstrahlung, die er hat. So etwas habe ich noch nie erlebt. Und sein muskulöser Körper. Ein Traum! Adonis kann einpacken. Aber vielleicht seht ihr ihn heute ja selbst.“ „Na, dann lasst uns die Becher leeren und schauen, ob wir heute Glück haben und dieses Bild von einem Mann mit eigenen Augen sehen können!“, warf Sasha ein und erntete damit einen scharfen Blick von ihrem Freund. „Sorry, Conny, aber er ist doch eh schwul.“, gab sie entschuldigend von sich. Im Club angekommen, sicherte sich die Gruppe eine der Lederbänke. „Ich geh dann mal eine Runde für uns besorgen.“, sagte Bertholt und verschwand sogleich zur Bar. „Hast du ihn schon irgendwo sehen können?“, wollte Armin wissen. „Nein, nichts. Außerdem kennst du ihn doch selber. Er hätte dir ja auch auffallen müssen.“, sagte Eren genervter, als nötig. Der Abend verging, aber von Levi war weiterhin nichts zu sehen. Die Freunde tranken und feierten und genossen die gemeinsame Zeit, die in letzter Zeit viel zu kurz kam. Es war bereits nachts um 3 Uhr, als sich die ersten der Gruppe verabschiedeten. „Also dann, wir packen es dann mal.“, sagte Reiner, und sprach damit für sich, Bertholt und Annie, „Tut mir leid, dass wir deinen Zwerg nicht ausfindig machen konnten. Aber vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal.“ „Eren, schau nicht so traurig.“, sagte Sasha, „Du wirst ihn schon wieder sehen. Du weißt doch, dass man sich im Leben immer zweimal begegnet.“ „Ihr seid alle verdammt optimistisch.“, grummelte er. 'The Wall' war seine letzte, realistische Chance, Levi in näherer Zeit wiederzusehen. Nun müsste er mindestens eine weitere Woche warten. Und ob seine Freunde weiterhin Lust hatten, sein aussichtsloses Unterfangen zu unterstützen und ihn zu begleiten, blieb abzuwarten. „Lasst uns einfach nach Hause gehen. Heute passiert hier eh nichts mehr.“, sagte er mürrisch und stand auf. Seine Freunde warfen sich hilflose Blicke zu, folgten dann aber Erens Beispiel und verließen den Club. Zwei weitere Tage vergingen ereignislos. Heute, am Dienstag, würde er nach der Vorlesung am Vormittag wieder einen Nachmittag in der Buchhandlung arbeiten. Die Zeit dahin zog sich, wie Kaugummi. Als er endlich den Campus verließ, machte er sich auf den schnellsten Weg zu seiner Arbeitsstelle. „Hallo Eren. Du bist heute aber früh dran.“, begrüßte ihn eine ältere Dame, seine Chefin. „Ja, ich kam etwas eher aus der Uni raus. Ist es in Ordnung, wenn ich jetzt schon anfange und dann etwas früher Feierabend mache?“ „Natürlich, Junge.“, erwiderte die Dame, „Siehst du den Stapel dahinten? Die Bücher müssen in die Regale einsortiert werden.“ „Kein Problem, ich mach mich gleich dran.“, sagte Eren und begab sich auf den Weg. In seine Arbeit vertieft, bemerkte er nicht den Mann, der sich ihm näherte. „Entschuldigung, kannst du mir helfen?“, unterbrach ihn eine vertraute Stimme. Eren blickte nach oben und seine Augen trafen auf ein bekanntes Stahlgrau. „Ich wüsste gerne, wann du heute Feierabend machst?“ Kapitel 5: Levi --------------- Eineinhalb Wochen zuvor Der Junge saß neben ihm im Wagen und starrte zum Fenster raus. Die Stimmung war so angespannt, dass man sie beinahe greifen konnte. Sollte er jetzt etwas sagen? Die letzte Nacht war atemberaubend. Immer wieder sah er das Gesicht des keuchenden Jungen vor sich und wie seine Augen vor Lust begannen, sich zu vernebeln. Lange hatte sich ihm niemand mehr so hingegeben. Er wirkte so zerbrechlich unter ihm. Und genau diese Zerbrechlichkeit stand Eren nun wieder ins Gesicht geschrieben. Levi wusste nicht, ob er etwas Falsches gesagt oder getan hatte, dass Eren nun so distanziert wirkte. Bevor er jedoch die Chance hatte, Eren zu fragen, was mit ihm nicht stimmte, verkündete dieser schon, dass er ihn hier raus lassen könnte. Eren verabschiedete sich kurz und knapp und verließ schnell das Auto. „Das war es dann wohl.“, dachte sich Levi, „Den werde ich so schnell nicht wieder sehen.“ Er wendete das Auto und machte sich auf den Weg nach Hause. Hätte er ihn nach seiner Nummer fragen sollen? Tch, was hätte das gebracht. Am Ende hätte Eren das noch in den falschen Hals bekommen und geglaubt, dass aus den beiden 'mehr' werden könnte. Zu Hause angekommen, erwartete Levi eine makellose Wohnung. Sie war groß, eigentlich zu groß für eine Person. Aber als Chef einer Firma, die ihr Geld damit erwirtschaftet, maroden Firmen Buisiness-Pläne zu verkaufen, um diese wieder auf einen grünen Zweig zu bringen, ziemte es sich wohl nicht, eine kleine 2-Zimmer-Wohnung zu beziehen. Er ging in die Küche und setzte heißes Wasser auf. Die Nacht war kurz, wie eigentlich jede, und er bräuchte dringend etwas Koffein in Form von Schwarztee, um den Rest des Sonntages zu überstehen. Mit dem Tee in der Hand, setzte er sich alleine an den großen Esstisch. Wieso er diesen hatte, wusste er selbst nicht. Er hatte selten Besuch, und wenn waren es nur sein Geschäftspartner Erwin Smith, oder seine verrückte beste Freundin Hanji. In dem Moment begann sein Smartphone in der Jackentasche zu vibrieren. Er warf einen kurzen Blick auf das Display. „Kann die Gedanken lesen?“ „Hanji! Was gibt es?“ „Leeevi, mein Schatz! Wie geht es dir? Du warst letzten Abend plötzlich verschwunden. Wo warst du? Hast du wen kennen gelernt?“ „Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Vierauge.“ „Nun sei doch nicht gleich so. Also, was hast du gemacht, nachdem du mich und Erwin alleine zurück gelassen hast?“ „Ich bin zu den Toiletten gegangen.“ „Aber da hast du doch nicht den ganzen Abend verbracht. Nun lass dir doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen!“ „Tch. Na gut, wenn du es unbedingt wissen willst: Ja, ich habe jemanden kennen gelernt. Und nein, ich werde dir keine Details erzählen.“ Kurz war es stumm in der Leitung, bevor von Hanji ein lauter Schrei ertönte, der Levi zusammenzucken und beinahe dafür sorgte, dass er sein Smartphone fallen ließ. „Wer ist es? Sieht er gut aus? Trefft ihr euch wieder? Ich will alles wissen! ALLES!“ „Nun mach mal halblang, Hanji. Ja, er sieht gut aus. Du wirst ihn nicht kennen. Hab ihn auch zum ersten Mal im 'The Wall' gesehen. Er ist jünger, vermutlich Student oder so, er erwähnte jedenfalls etwas von Semesterferien. Und nein, vermutlich werde ich ihn nicht wieder sehen. Mehr, als seinen Vornamen, habe ich nämlich nicht.“ „Oh.“, ertönte es vom anderen Ende der Leitung, „Levi, ich komm vorbei.“ „Was? Nein! Jetzt bleib mal ganz ruhig. Du tust so, als wäre das der erste Kerl, den ich abgeschleppt hätte.“ „Ja, aber über die anderen hast du nicht so viel geredet.“ „Was war bitte ihre Definition von 'viel'?“ „Na schön, du lässt mir ja eh keine Ruhe. Sei in einer halben Stunde hier.“ „Versprochen! Bis gleich, mein Schatz!“ „Tch. Bis dann.“, sagte er und beendete damit das Gespräch. Genau eine halbe Stunde später klingelte es an der Tür. „Leeevi, mach schon auf!“, hörte er es schreien. Er ging zur Tür und öffnete sie langsam. Vor ihm seine beste Freundin, die, wie immer, ihre schreckliche Brille und Pferdeschwanz trug. „Hanji, du kannst hier nicht so herumschreien! Irgendwann kriege ich wegen dir noch eine Abmahnung wegen Ruhestörung.“ „Das ist doch jetzt völlig egal! Ich will alles von letzter Nacht wissen!“ „Da gibt es nicht viel zu sagen, jedenfalls nicht viel, was ich dir sagen will.“ „Oh, Levi, bitte!“ „Tch. Na schön. Der Junge heißt Eren, ist 21 und ich hab ihn auf dem Weg zur Toilette kennen gelernt, als er mir quasi in die Arme lief. Reicht dir das?“ „Natürlich nicht!“ Levi seufzte. War ja klar. „Er hatte wohl eine unschöne Begegnung mit seinem Exfreund. Es ging ihm nicht gut, wollte sich wohl auf der Toilette verstecken oder so, jedenfalls kam er gar nicht erst bis dahin, denn er ist davor in mich herein gelaufen und hat mein Getränk verschüttet. Er sah aus, wie ein Häufchen Elend, da habe ich ihm meine Hilfe angeboten. Wir kamen ins Gespräch und eins führte zum anderen... Tch, wieso erkläre ich dir das überhaupt?!“ Er blickte ins Gesicht seiner besten Freundin, die ihn mit leicht geöffnetem Mund und weit aufgerissenen Augen anstarrte. „Geht es dir gut, Hanji?“ Konnte er da einen Speichelfaden an den Mundwinkeln der Frau herab hängen sehen? Ekelhaft! „Was? Ja! Oh Levi, das ist fabelhaft! Ich freu mich so!“ „Hanji, du verstehst das falsch. Das war eine einmalige Sache. Du kennst mich und weißt, dass ich nicht mehr will.“ „Nein, Levi, ich kenne dich und weiß, dass du GLAUBST, dass du nicht mehr willst.“ „Tch. Als ob ich ein Beziehungsmensch wäre. Du kennst meine Vergangenheit. Was glaubst du, wer noch bei mir bleiben wollen würde, wenn er das alles wüsste?“ „Ich bin noch bei dir.“ „Ja, aber wir führen auch keine Beziehung. Außerdem sagte ich bereits, dass ich keine Daten von dem Jungen habe. Ich weiß nicht mal, wie ich ihn wiederfinden sollte, selbst wenn ich das wollte.“ „Das lass mal meine Sorge sein. Wenn du den Jungen wiedersehen willst, helfe ich dir dabei. Gib mir einen Computer, ein bisschen Zeit und ich kann jeden ausfindig machen.“, sagte Hanji mit einem Augenzwinkern. „Du lässt mir doch eh keine Ruhe, bis du den Jungen gefunden hast, stimmt's?“ „Ganz genau. Und nun entschuldige mich, ich mach mich an die Recherche.“ So schnell, wie sie gekommen war, so schnell verschwand Hanji auch wieder. Wenn die Frau sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte man sie eh nicht mehr davon abbringen, weswegen Levi jeden Widerspruch bereits aufgegeben hatte. Und so, wie er die Computerkünste seiner Freundin kannte, hatte sie den Eren in spätestens zwei Tagen ausfindig gemacht. Aber dann stellte sich immer noch die Frage, ob er das überhaupt wollte. Klar, der Junge und die gemeinsame Nacht waren heiß und gegen eine Wiederholung hätte er nichts, aber würde er Eren damit falsche Signale senden, wenn er plötzlich vor ihm auftauchte? Außerdem schien dieser immer noch unter der Trennung zu leiden. Wenn Eren gerade so verletzlich war, war es dann nicht noch wahrscheinlicher, dass er sich an ihn klammern würde? „Tch. Ich muss aufhören, mir über das Balg den Kopf zu zerbrechen. Zum Glück geht morgen die Arbeit wieder los.“ Der Sonntag zog sich hin und obwohl Levi versuchte, den Kopf frei zu bekommen, wanderten seine Gedanken doch immer wieder zu dem Jungen und seinen schönen, grün-blauen Augen, die ihn so verletzlich ansahen. Wenn er vielleicht doch noch einmal mit ihm schlafen würde? Nur um ihn aus dem Kopf zu bekommen? Dann würde er bestimmt merken, dass er sich völlig falsch an die letzte Nacht erinnerte. Dass die Augen doch nicht so schön waren. Und der Mund und die Zunge des Jungen nicht so wahnsinnig geschickt mit seinem Schwanz umgingen. Dass sich die Hände des Jungen nicht so unglaublich an seinem Körper anfühlten, dass jede Stelle, die er damit berührte, drohte, Levi zu verbrennen. Was konnte schlimmstenfalls passieren?! Am Dienstag erhielt er einen Anruf von Hanji. „Leeevi! Ich hab ihn! Ich hab deinen Schnuckel ausfindig gemacht!“ „Was? Wie?“ „Naja, du sagtest ja, dass du vermutest, dass er Student ist. Also hab ich mich in die Server der örtlichen Unis eingehackt und Taa-Daa! Es gab nicht viele Studenten mit dem Vornamen. Und von denen war auch nur einer 21 Jahre alt. Dein Liebling ist Medizinstudent im 5. Semester. Ausgezeichnete Noten übrigens, bis auf dieses Semester. Und sein Nachname ist Jäger. Ich hab dann auch noch sein Facebook-Profil gefunden. Den Link habe ich dir schon geschickt. Schau gleich mal nach, ob wir wirklich den Richtigen erwischt haben.“ „Moment, Moment! Du hast was getan? Hanji, das ist illegal!“ „Weiß ich doch, mein Schatz, aber für dein Glück nehme ich die Konsequenzen gerne in Kauf. Nun schau schon, ob er es wirklich ist.“ Levi nahm das Smartphone vom Ohr und so sogleich die Nachricht von Hanji mit dem Link, den er sofort öffnete. „Volltreffer!“, gab er knapp von sich. „Oh, ich wusste es! Levi, das ist so ein Süßer! Du musst dich wieder mit ihm treffen. Und sei es nur wegen mir. Biiiitte!“ „Ich schau, was ich tun kann. Aber gib mir noch Zeit, die Sache zu überdenken.“ Eigentlich wusste Levi längst, dass er nicht lange nachdenken musste. Er wollte den Jungen noch einmal sehen, mit ihm schlafen, und ihn damit hoffentlich erfolgreich aus seinen Gedanken verbannen. Er wusste aber auch, dass er vorsichtig sein musste, dem Jungen keine falschen Hoffnungen machen durfte und seine Absichten von vorne herein deutlich zu äußern hatte. „Hanji, ich lege jetzt auf.“, sagte er schnell, und beendete so den Anruf, ohne auf ihre Antwort zu warten. Levi fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Ein Plan musste her, und zwar ein guter. Wo und wann könnte er den Jungen abfangen? Die Uni, die dieser besuchte, war zu groß und unübersichtlich. Möglicherweise wäre er am Wochenende wieder im 'The Wall'? Aber wenn Eren da wieder dieses gruselige Mädchen bei sich hätte, könnte er sich seinen Plan abschminken. Die würde ihm noch an die Gurgel gehen, wenn sie hört, was er mit dem Jungen vorhatte. Gab es nicht noch einen anderen Ort, der nicht so voll und überlaufen war und an dem er den Jungen alleine abpassen konnte? Die Tage vergingen und Levi hatte immer noch keine Idee, wie er den Jungen wiedertreffen könnte. Am Sonntag, eine Woche nach ihrer letzten Begegnung, rief er erneut das Facebook-Profil des Jungen auf. Vielleicht gab es dort ja noch einen Anhaltspunkt? Und tatsächlich, da stand die Antwort auf seine Frage. Vielleicht hatte er es beim letzten Mal nicht gesehen, vielleicht war die Angabe auch neu, aber im Profil des Jungen war eine Arbeitsstelle angegeben. Ein kleiner Buchladen in der Nähe des Ortes, an dem er Eren damals abgesetzt hatte. Der Junge würde dort leicht auszumachen sein und mit Glück würde er ihn auch alleine erwischen. Gleich am Montag machte sich Levi nach der Arbeit auf den Weg zu Erens Arbeitsstelle. Doch anstelle des Jungen, fand er dort nur eine ältere Dame vor. „Entschuldigen Sie!“, sprach er sie an, „Arbeitet ein junger Mann namens Eren Jäger auch hier?“ „Oh ja, aber heute hat er keine Schicht. Morgen ist er wieder da, so ab 15 Uhr. Kann ich ihm etwas von Ihnen ausrichten?“ „Nein, haben Sie vielen Dank. Ich würde das gerne persönlich mit ihm klären. Und sagen Sie ihm bitte nicht, dass ich nach ihm gefragt habe.“ „Hat der Junge etwas ausgefressen?“ „Oh nein, alles in Ordnung. Es ist nur etwas Persönliches. Vielen Dank noch einmal für die Information!“ Levi konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Was war nur los mit ihm? Aber nun hatte er einen Plan. Morgen um 15 Uhr würde er Eren treffen. Und dann würde sein merkwürdiges Verhalten hoffentlich ein Ende finden. Kapitel 6: Let's talk --------------------- Eren konnte seinen Feierabend kaum erwarten. Die Stunden bis dahin zogen sich dahin, obwohl ihm die Arbeit in der Buchhandlung sonst immer Spaß gemacht hatte. Er warf einen Blick auf die Uhr. Es war erst 17 Uhr. „Noch knapp 2 Stunden“, dachte er bei sich, und machte sich weiter ans Auspacken und Einsortieren der neu gelieferten Bücher. Pünktlich um 18.45 Uhr, stand Levi vor der Buchhandlung und wartete auf ihn. „Levi, wie hast du mich eigentlich gefunden?“, wollte Eren von diesem wissen. „Das ist ein Geheimnis. Aber, so viel kann ich sagen, ich habe eine gute Freundin, die so ziemlich alles herausfinden kann, was sie will.“ Eren starte Levi mit großen Augen an. Hatte er sich tatsächlich die Mühe gemacht und andere Leute engagiert, um ihn ausfindig zu machen? Lag ihm wirklich so viel an dem ihm? „Eren, hier in der Nähe gibt es eine kleine Cocktailbar. Lass uns doch dorthin fahren. Ich würde gerne etwas mit dir besprechen.“ Eren nickte und folgte ihm zu seinem Wagen. Eren hörte sich Levis Worte an, doch konnte er deren Sinn nicht ausmachen. Nachdem sie ihre Getränke erhielten, eröffnete der Levi das Gespräch, das Eren nun sprachlos zurück ließ. „Sag mir bitte, dass du das nicht ernst meinst!“, sagte Eren, nachdem er seine Gedanken sortiert hatte. „Wieso sollte ich das nicht ernst meinen, Eren?“ „Wie kannst du mir nur so einen Vorschlag machen? Als du vorhin in die Buchhandlung kamst, dachte ich, dass du mich gerne wiedersehen würdest. Dass dir unsere gemeinsame Nacht genauso gefallen hat, wie mir.“ „Das hat sie doch auch. Deswegen würde ich sie ja auch gerne wiederholen.“ Eren schluckte bei der Gefühlskälte, die Levi ihm mit diesen Worten entgegenbrachte in Anbetracht der Tatsache, was er mit ihm vorhatte. „Ja, Levi, aber unter welchen Bedingungen? Damit du mich danach besser vergessen kannst? Hörst du dich eigentlich selbst reden?“ Eren atmete tief ein, um sich wieder zu beruhigen. Er schwieg kurz, um sich die folgenden Sätze zu überlegen, und sprach dann leiser weiter: „Levi, ich habe die letzten eineinhalb Wochen versucht, dich ausfindig zu machen, weil du mir nicht mehr aus dem Kopf gegangen bist. Ich weiß, dass mir das nicht hätte passieren sollen, aber so ist es nun einmal. Ich konnte aber nichts über dich finden. Gar nichts. Ich wollte dich vergessen. Und dann standest du eben vor mir und du glaubst gar nicht, wie sehr ich mich gefreut hatte.“ Eren spürte, wie sich sein Magen beim Gedanken an den nächsten Satz, den er aussprechen würde, schmerzhaft zusammen zog, „ Aber jetzt denke ich, dass du mich besser nicht gefunden hättest.“ Wieder hielt er kurz inne, bevor er sich gesammelt hatte, und fuhr dann fort: „In der Nacht, als wir uns kennen gelernt hatten, noch bevor wir miteinander schliefen, wusste ich, dass ich nicht wollte, dass dies unsere erste und letzte Begegnung werden würde. Dass ich dafür alles tun wollte. Aber jetzt... Mein Meinung dazu hat sich gerade geändert. So will ich das nicht! Nicht unter dieser Voraussetzung! Auch, wenn mein Stolz die letzte Zeit ganz schön in Mitleidenschaft gezogen wurde, aber auf das lasse ich mich nicht herab. Levi, ich bin nicht dein Spielzeug!“ Den letzten Satz spuckte er ihm fast ins Gesicht. „Eren, ich habe dir einen Vorschlag gemacht, von dem wie beide vielleicht etwas hätten. Außerdem habe ich hab dir von vorne herein meine Meinung zu Gefühlen und Beziehungen gesagt. Wieso denkst du, dass du es schaffen würdest, meine Meinung nach einer Nacht zu ändern? Tch.“ Eren spürte, wie seine Augen anfingen zu brennen und der Kloß in seinem Magen immer größer wurde. „Nein, Levi! Der Einzige, der etwas davon hätte, bist du. Klar hätte ich nichts gegen eine, zwei oder vielleicht auch zwanzig weitere Nächte mit dir einzuwenden, wenn du das gewollt hättest. Aber du siehst nicht den Preis, den ich dafür zahlen muss, dass du deinen aberwitzigen Plan umsetzen kannst. Und wenn deine Begründung dafür ist, dass du mich aus dem Kopf bekommen willst, solltest du vielleicht mal schauen, was die Ursache dafür ist, anstatt die Symptome bekämpfen zu wollen.“ „Eren, beruhige dich und lass uns das noch mal durchsprechen.“ „Da gibt es nicht mehr zu besprechen. Fick dich, Levi Ackerman!“ Mit diesen Worten knallte Eren das Geld für sein Getränk auf den Tisch, riss seine Jacke vom Stuhl und verließ die Bar. Das ist echt nicht wahr! Wie kann der Kerl so ein Arsch sein? Die kalte Novemberluft brannte in seinen Lungen, als er sich schnellen Schrittes auf den Weg zu seiner Wohnung machte. Zum Glück war es von hier aus nicht weit. Als Eren an einer Fußgängerampel zum Stehen kam, bemerkte er den Blick einer brünetten Frau mit Brille. „Hast du noch nie einen heulenden Kerl gesehen?“, wollte er ihr schon zurufen, verkniff sich die Worte dann aber doch. Er wischte sich die Tränen aus den Augen und überquerte dann eilig die Straße. Wenige Minuten später, erreichte er endlich sein Zuhause. In seiner Wohnung angekommen, knallte er die Tür hinter sich zu, stellte sich mit dem Rücken zur Wand, und als die Tränen ihn überkamen, merkte er schon gar nicht mehr, wie sein Körper immer mehr gen Boden rutsche. Auf was hatte er sich da eingelassen? Und warum musste er sich ausgerechnet in diesen Idioten vergucken? Er wollte doch selbst nur eine Nacht lang Spaß haben. Und nun saß er hier wie ein Häufchen Elend. Genau so, wie damals, bevor er Levi begegnet war. Zu allem Übel war Armin heute auch noch mit ihren Kommilitonen unterwegs, sodass Eren nun mutterseelenallein mit seiner Trauer war. Dann schellte es plötzlich an der Tür. Levi war ihm doch nicht etwa gefolgt? Schnell stand er auf und wischte sich die letzten Überreste seiner Tränen aus dem Gesicht, warf einen kurzen Blick in den mannshohen Spiegel im Flur, um sich zu vergewissern, dass man ihm sein Leid der letzten Minuten nicht ansehen würde, und betätigte dann den Türöffner. Er hörte, wie eine Frauenstimme rief: „Junger Mann, warten Sie kurz! Lassen Sie die Tür offen, ich muss auch mit rein.“ Junger Mann? Konnte es also tatsächlich Levi sein, der gerade das Haus betrat? Doch nur wenige Sekunden später, wurden all seine Hoffnungen zerschlagen. Es war nicht Levi, der sich seiner Wohnungstür näherte, sondern sein Exfreund Jean. Eren erstarrte einen Augenblick, als ihre Blicke sich trafen. „Jean? Was zur Hölle machst du hier? Gibt es nicht irgendwo einen großen Typen mit dunklen Haaren, dem du es besorgen musst?“ „Eren, hör auf mit dem Unsinn. Ich hab mit Marco Schluss gemacht.“ Das war also sein Name. „Gut. Und was machst du jetzt hier? Was hat das mit mir zu tun?“ „Eren...“, sagte Jean und nahm einen tiefen Atemzug, „ als ich dich neulich mit dem komischen Typen im Club gesehen habe, da wurde mir bewusst, dass ich immer noch Gefühle für dich habe. Ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe. Aber ich kann dich nicht vergessen.“ „Haha, guter Witz. Und jetzt im Ernst?“ „Das ist mein Ernst, Eren. Ich liebe dich. Die Geschichte mit Marco war der größte Fehler meines Lebens. Ich wünschte, ich könnte es rückgängig machen. Mir ist klar, dass das nicht geht und dass du mir vermutlich nicht glaubst, aber ich musste es dir einfach sagen. Ich will dich nicht verlieren.“ „Jean, das einzige Problem, das du hast, ist dein Stolz. Du kannst es nicht mit ansehen, dass mein Leben auch weiter geht und du nicht mein letzter Mann in meinem Leben bist. Hättest du mich nicht mit Levi gesehen, wärst du doch nie im Leben hergekommen.“ „Levi? So heißt dein Neuer also?“ „Wir sind nicht zusammen, Jean. Levi und ich haben nur die Nacht miteinander verbracht.“ „Seit wann bist du der Typ, der auf so etwas steht?“, Jean schaute Eren schockiert an, „Auf solche Ideen bist du doch früher nicht gekommen.“ „Früher? Du meinst, bevor ich dich mit diesem Marco im Bett erwischt habe?“ Jean blickte beschämt zu seinen Füßen. „Eren, bitte. Ich brauch nur diese eine Chance. Ich verspreche dir, dass ich alles wieder gut machen werde. „Jean, lass es einfach. Es hat keinen Sinn. Selbst, wenn ich noch Gefühle für dich hätte, ich kann dir nach all dem kein einziges Wort mehr glauben.“ Jean standen die Tränen im Gesicht. „Ich kann dich nicht aufgeben, Eren. Ich wollte eine Zukunft mit dir und will das noch immer.“ Und dann passierte etwas, mit dem Eren nicht gerechnet hätte. Jean schloss die Distanz zwischen ihnen mit einem großen Schritt, packte Eren an den Hüften, zog ihn zu sich und legte seine Lippen auf seine. Eren vergaß für einen kurzen Moment alles um sich herum, das fürchterliche Gespräch mit Levi, den Schmerz der letzten Monate und gab sich dem Kuss hin. Alles, was er noch wahrnahm, was das Vibrieren eines Handys irgendwo in der Ferne. Kapitel 7: No promises/ Levi II ------------------------------- Sein Plan war gründlich in die Hose gegangen. Hätte er sich bei dem Gefühlsbündel von Jungen ja eigentlich fast denken können. So einfach, wie er sich sich vorgestellt hatte, würde es also doch nicht werden. Seufzend bezahlte er die Rechnung für sein Getränk und verließ die Bar. Ob Eren ihn jetzt überhaupt noch einmal wiedersehen wollen würde? Levi stieg in sein Auto und machte sich auf den Heimweg. Er war erst wenige Minuten unterwegs, als er das Handy in seiner Jackentasche vibrieren spürte. Und noch einmal. Und schon wieder. Beinahe im Sekundentakt kamen neue Nachrichten für ihn an. Er fuhr bei nächster Gelegenheit rechts an, um zu sehen, wer da so dringend Kontakt zu ihm suchte. „9 neue Nachrichten von Vierauge“ konnte er auf dem Display lesen. Er begann, eine nach der anderen zu öffnen.   „Levi, ich glaube ich habe gerade Eren gesehen.“ „Ich bin mir echt sicher, dass er es war.“ „Levi, was hast du gemacht? Ist was bei eurem Gespräch heute schief gelaufen? Der Junge sieht ganz verheult aus!“ „Melde dich gefälligst!“ „Ich geh ihm jetzt hinterher. Und du bewegst deinen Arsch besser auch hierher.“ „Ich bin jetzt vor seinem Haus. Ich schick dir den Standort.“ „Standort gesendet.“ „Da kommt gerade wer ins Haus. Ich versuch mal, mit dem reinzugehen.“ „Gute Nachricht: Ich bin drin. Schlechte Nachricht: Dein Junge hat gerade Besuch bekommen.“   Levi steckte sich das Telefon wieder in die Jackentasche. Verdammtes Vierauge! Musste die überall mitmischen? Ihm war klar, dass er seine Freundin da schnellstens wieder herausholen müsste, bevor diese auf noch mehr dumme Ideen kommen konnte. Er wendete seinen Wagen und machte sich auf schnellstem Wege zu der Adresse, die Hanji ihm hat zukommen lassen. Noch während der Fahrt spürte er, dass weitere Nachrichten für ihn eingegangen waren. Nachdem er in der Nähe der gesendeten Adresse sein Auto parkte, las er sich die restlichen Nachrichten durch, die Hanji ihm geschickt hatte.   „Levi, mach dich jetzt gefälligst auf den Weg! Der Typ von eben scheint Erens Exfreund zu sein und die beiden streiten sich gerade.“ „Wobei, lass dir Zeit. Ich steh auf das Beziehungsdrama der beiden.“   Er war kurz vor Erens Haustür, als noch eine Nachricht einging.   „Ich sag es dir nicht gerne, mein Schatz, aber die beiden küssen sich gerade.“   Verdammte Scheiße! Wie konnte es nur so weit kommen? Er durfte den Jungen nicht an dessen Ex verlieren. Nicht, bevor die Sache zwischen ihnen geklärt war. Schnell wählte er Hanjis Nummer und sofort ging diese ran. „Hanji, ich steh vor der Tür, lass mich rein.“ Die Tür schwang sich ihm entgegen und schnell trat Levi ein. „Hat er dich bemerkt?“, flüsterte er zu seiner Freundin. „Nein, er war wohl zu abgelenkt. Eine Treppe hoch, dann kommst du zu seiner Wohnung. Levi, wenn du das geklärt hast, will ich wissen, was heute passiert ist. Was hast du dem Jungen gesagt?“ „Ich erzähl dir alles später, aber jetzt muss ich zu Eren. Am besten, bevor die beiden in der Kiste landen.“, gab er leise von sich und machte sich noch, bevor er zu Ende erzählt hatte, auf den Weg zu Erens Wohnungstür. Diese fand er verschlossen vor. Levi lehnte sich leicht ans Holz, um zu belauschen, was im Inneren vor sich ging. „Jean, ich kann das nicht. Es ist... es ist einfach zu viel passiert. Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.“, hörte er Eren sprechen und bei dessen Worten machte Levis Herz einen Sprung vor Freude. „Was zur Hölle?!“, dachte er sich, bei der unerwarteten Reaktion seines Körpers. Die Tür sprang auf und Jean stolperte in seine Richtung, noch ohne ihn zu bemerken. „Eren, bitte überleg' es dir noch mal!“ „Da gibt es nicht viel zu überlegen. Geh jetzt!“ Jean dreht sich um, und als er Levi bemerkte, weiteten sich seine Augen. „Was machst du Zwerg denn hier?“ Nun bemerkte auch Eren ihn. „Levi?! Wie lange stehst du schon da? Und wieso bist du überhaupt hier? Woher weißt du, wo ich wohne?“ Er schaute dem Jungen ins Gesicht. Seine Augen waren immer noch verquollen, er hatte also tatsächlich geweint, und auf seinen Wangen lag ein roter Schimmer. „Können wir das besprechen, wenn er weg ist?“, sagte Levi und blickte dabei zu Jean. Sein Blick schien diesen einzuschüchtern, denn kaum sprach Levi diese Worte aus, riss Jean die Augen wieder weit auf und verließ das Haus, aber nicht, ohne Eren vorher noch zuzurufen; „Wenn du genug von dem Zwerg hast, weißt du, wo du mich findest.“ „Tch.“, war alles, was Levi dem zu entgegnen hatte. „Willst du reinkommen? Ach nein, warte, du gehst ja nicht gerne in fremde Wohnungen.“ „Eren, lass den Scheiß. Ich bin jetzt hier, also lass uns gefälligst reden. Ich weiß, dass ich mich vorhin unglücklich ausgedrückt habe...“ „Unglücklich? Wirklich? So nennst du das?“, pfefferte ihm Eren entgegen. Levi nahm einen tiefen Atemzug. „Lass uns lieber reingehen. Es sei denn, du willst, dass deine Nachbarn alles von unserem Gespräch mitbekommen.“ Der Junge blickte ihn kurz an, ging dann aber einen Schritt zur Seite, um ihm anzudeuten, dass er die Wohnung betreten durfte. Levi blickte sich um. Die Wohnung war sauberer, als er es von einem Studenten vermutet hätte. Er blickte in den Flur, von dem sich mehrere Zimmer abzweigten. Geradeaus konnte er den Eingang zu einem verhältnismäßig großen Wohnzimmer ausmachen. „Wohnst du alleine hier?“, wollte er wissen. „Nein, ich teile mir die Wohnung mit Armin. Du weißt schon, der kleine Blonde, der mit mir im Club war.“ „Ist er gerade zu Hause?“ „Nein, wir sind alleine. Kann ich dir etwas zu Trinken machen?“ „Hast du Tee da?“ „Klar. Einen besonderen Wunsch?“ „Schwarztee, wenn es geht.“ Er beobachtete, wie Eren vom Flur aus in eines der seitlich gelegenen Zimmer ging, vermutlich die Küche. „Geh schon mal ins Wohnzimmer, ich komme gleich nach.“, hörte er den Jungen ihm zurufen. Levi trat ein und blickte sich um. An den Wänden sah er Bilder von einem älteren Paar, vermutlich die Eltern des Jungen. Rechts stand ein großes, graues Sofa, links ein Esstisch mit 4 Stühlen, die alle nicht zusammen passten. Auf diesen ging er nun zu und nahm Platz, um auf den Jungen zu warten. Wenige Minuten später stand Eren mit einer dampfenden Tasse vor ihm. „Hier. Ich hoffe, er schmeckt dir.“, sagte Eren, doch blickte er Levi dabei nicht an. Zu Levis Überraschung, handelte es sich bei dem Tee nicht um billigen Beuteltee, wie er es von einem Studenten vermutet hätte. Nein, es schien sich um eine Teemischung zu handeln, die der Junge selbst aufgebrüht hatte. Geschmack hat das Balg ja. Levi ergriff die Tasse an deren Rand und nahm einen langen Schluck. „Also. Du wolltest was mit mir besprechen? Außerdem hast du meine Fragen noch nicht beantwortet.“, sagte Eren, und Levi hörte aus dessen Tonlage heraus, dass dieser sein Selbstbewusstsein wohl wiedergefunden hatte. Levi beschloss, die leichteste Frage zuerst zu beantworten. „Du erinnerst dich, dass ich dir von der Person erzählt habe, die dich für mich aufgespürt hat?“ „Ja, ist ja keine zwei Stunden her, dass du mir das erzählt hast.“, erwiderte Eren und rollte dabei mit den Augen. „Diese Person hat dich gesehen und ist dir gefolgt.“ „Warte mal! Was? Du lässt deine Freunde mich verfolgen?“, fragte Eren entsetzt. „Ich hab sie nicht auf dich angesetzt. So ist Vierauge nun einmal. Sie hat gesehen, dass es dir nicht gut ging und hat mir deswegen die Hölle heiß gemacht.“ „Du bist also nicht freiwillig hier, sondern weil 'Vierauge' -was ist das überhaupt für ein Name?- dich dazu gedrängt hat?“ „Hanji.“ „Heh?“ „Das ist ihr richtiger Name.“, sagte Levi emotionslos. „Gut, aber das beantwortet meine Frage nicht. Bist du freiwillig hier, oder weil diese Hanji dich dazu gedrängt hat?“ Levi merkte, dass der Junge langsam ungeduldig wurde. „Sowohl, als auch. Ich wusste nicht, wo ich dich finden kann. Du hast mich dich ja damals nicht bis ganz nach Hause fahren lassen. Als sie dann sagte, dass dieser Jean bei dir ist...“ Levi wusste nicht, wie er diesen Satz beenden sollte. So genau hatte er sich mit seinen Gefühlen dazu noch nicht auseinander gesetzt. Nach kurzer Überlegung nahm er das Gespräch wieder auf. „Es hat mir halt nicht gepasst, dass du dich wieder mit ihm triffst.“ „Na, das sind ja ganz neue Töne von dir. Eben wolltest du mich noch vögeln und danach aus deinem Leben verbannen und jetzt stellst du so etwas, wie Besitzansprüche?!“ Die Stimme des Jungen triefte vor Sarkasmus. Levi wusste, dass er die nächsten Worte ganz genau überdenken musste, wenn er den Jungen nicht wieder vertreiben wollte. „Eren, ich bin nicht gut mit solchen Dingen. Ich lass Menschen normalerweise nicht an mich ran. Nicht, weil ich es nicht will, sondern weil ich es nicht kann. Es gibt momentan nur eine handvoll Leute, denen ich überhaupt vertraue, und nur zwei davon stehen mir wirklich nahe. Das sind Vierauge und mein Geschäftspartner Erwin. Ich bin kompliziert und ich habe etliche Macken, mit denen die meisten Menschen nicht zurecht kommen. Und die meisten, die mir mal nahe standen, sind inzwischen tot.“ Levi konnte beobachten, wie Eren schluckte. „Levi... das tut mir so leid.“ „Ist ja nicht deine Schuld, scheiß dich nicht ein.“, erwiderte Levi, bemerkte aber schnell, dass er unbeabsichtigt grob war und änderte deswegen seine Tonlage, „Ich weiß inzwischen selbst, dass mein Idee blödsinnig war und dass ich so etwas nicht von dir hätte verlangen dürfen. Dafür entschuldige ich mich. Und auch für meine Wortwahl.“ Wieder schaute er Eren ins Gesicht, wurde aber aus dem Ausdruck, der in dessen Augen lag, nicht schlau. „Hör zu, Eren. Ich möchte dich besser kennen lernen. Keine Dates oder so etwas. Aber ich will wissen, was du für ein Mensch bist. Ich verspreche dir nicht, dass sich irgendetwas daraus entwickelt. Ich weiß nicht mal, ob ich so etwas überhaupt irgendwann einmal wollen würde. Aber ich möchte wissen, warum du immer diesen traurigen Blick in deinen Augen hast. Und ich möchte auch, dass du mich kennen lernst. Ich will, dass dir bewusst wird, in was du dich hier verrannt hast. Ich weiß, dass es nicht viel ist, was ich dir hier anbiete, und für jemanden, wie dich, gibt es da draußen mit Sicherheit bessere Optionen...“ „Ich bin einverstanden!“, unterbrach Eren ihn. Levi blickte ihm in die Augen. „Bist du dir ganz sicher? Du musst nicht.“ „Ja, das bin ich. Ich hab vorher nur eine Frage.“, sprach der Junge, und Levi sah, wie dem Balg die Röte ins Gesicht schoss, „Levi... also, wenn wir uns treffen und uns kennen lernen, werden wir dann... also wird wieder etwas zwischen uns laufen?“ „Das liegt ganz bei dir. Ich werde dich zu nichts drängen. Aber wenn du willst, dann...“ Weiter kam Levi nicht, da spürte er schon die heißen, feuchten Lippen des Jungen auf den eigenen.   Kapitel 8: Pillow talk ---------------------- Woher Eren den Mut nahm, Levi so zu überrumpeln, konnte er sich selbst nicht erklären. Er wusste nur, dass er ihn spüren wollte, dass er ihm zeigen wollte, wie sehr er ihn begehrte, jetzt wo sich der andere ihm langsam öffnete. Ihm war klar, dass vor ihm kein leichter Weg lag, und dass es lange dauern würde, bis Levi all seine Mauern fallen lassen würde, wenn das überhaupt möglich war. Aber er hatte diese Chance bekommen und er wollte sie nutzen. Vorsichtig zog Eren Levi vom Stuhl und schlag seine Arme um ihn, ohne den Kuss zu lösen. Mit langsamen Bewegungen, dirigierte er diesen zum Sofa am anderen Ende des Raums, und musste dabei an Levis Worte denken, dass dieser so etwas üblicherweise nicht in fremden Wohnungen tat. Dass Eren es dennoch bis zu diesem Punkt geschafft hatte und Levi keinen Widerstand leistete, buchte er als Erfolg ab. Eren ließ sich auf die große Couch fallen und zog Levi dabei mit sich. Seine Arme lösten sich von dessen Hüften und legten sich um sein Gesicht, um Levi dazu zu bringen, ihm in die Augen zu sehen. Dort blickte Eren derselbe Hunger nach Zärtlichkeit und Erlösung entgegen, den er selbst spürte. Erneut zog er Levi in einen leidenschaftlichen Kuss und ließ seine Finger immer wieder durch dessen weiches, schwarzes Haar fahren. Er spürte, wie sich Levis Hände fordernd an seiner Kleidung zu schaffen machen. Eren unterstütze den ihn dabei, indem er sich erst seines Shirts und dann seiner Hose entledigte, ehe er begann, auch Levi bis auf die Boxershorts auszuziehen. Eren presste seinen Unterleib gegen Levis und spürte dessen steinharte Erektion. Bei der intimen Berührung entwich beiden Männern ein gemeinsames Keuchen. Mit einer flinken Bewegung packte Eren Levi an der Hüfte und drehte ihn so, dass dieser nun unter ihm war. „Eren!“, gab dieser warnend von sich, „ Komm auf keine dummen Ideen.“ „Keine Angst, ich habe etwas anders vor.“ , entgegnete er Levi mit einem schiefen Lächeln. Eren war längst klar, dass Levi nicht der Typ Mann war, der sich von ihm ficken ließ. Jedenfalls noch nicht. Doch hatte er immer noch das Bild vor Augen, wie Levi damals in der Dusche unter seinen Berührungen die Kontrolle verlor. Zu sehen, wie er diesen göttlichen Mann so um den Verstand bringen konnte, war eine der heißesten Erfahrungen seines bisherigen Lebens. Wie viele Male hatte Eren sich in den letzten Tagen selbst gemacht, dabei an Levis Gesichtsausdruck gedacht und wie dieser sich seinem Zungenspiel hingab? Jetzt wollte er genau diesen Ausdruck wieder in dem Gesicht des anderen sehen. Er zog erst seine, danach Levis Boxershorts aus. Dann beugte Eren sich zu diesem runter, um ihn in einen Kuss zu verwickeln, während er mit einer Hand die Erektionen der beiden umfasste. Immer wieder ließ er seine Hand daran auf und ab wandern. Levi keuchte laut in Erens Mund, was diesen dazu antrieb, das Tempo weiter zu erhöhen. Auf den Eicheln der beiden Männer bildeten sich allmählich die ersten Lusttropfen, die Eren geschickt mit seinem Daumen verwischte. Eren löste sich aus dem Kuss, doch nur um Levi tief in die lustverhangenen Augen zu sehen. Zusammen mit der Röte, die auf den Wangen des anderen lag, ergab es einen unvergleichlichen Anblick, der fast ausreichte, um Eren zum Kommen zu bringen. „Eren... ngh... mach schon schneller!“, stöhnte Levi ihm entgegen. „Levi... ich... ich kann nicht mehr lange! Du machst mich so heiß!“ Als Eren dessen Penis in seiner Hand und an seinem eigenen Glied anschwellen spürte, war es auch mit seiner Selbstbeherrschung vorbei. Beinahe zeitgleich entluden sich beide Männer in Erens Hand und stöhnten dabei immer wieder den Namen des jeweils anderen. Völlig außer Atem, rollte Eren sich zur Seite. „Dusche?“, fragte er knapp. „Dusche!“ bekam er ebenso knapp als Antwort. Frisch geduscht, begaben sich beide Männer zurück ins Wohnzimmer und ließen sich zurück auf die Couch fallen. Am liebsten hätte Eren Levi fest in die Arme gezogen und noch eine Weile länger dessen Nähe genossen, doch die Angst vor einer möglichen Zurückweisung, hielt ihn davon ab. Eine unangenehme Stille kehrte zwischen den beiden ein. „Eren.“, unterbrach Levi diese dann, „Ich habe dir gesagt, dass ich möchte, dass du mich kennen lernst. Durch Ficken alleine wird das aber nicht passieren. Nicht, dass mich deine kleine Einlage von eben gestört hätte, aber das war nicht der Grund, aus dem ich hergekommen bin. Ich möchte auch nicht, dass du das denkst. Deswegen habe ich mir etwas überlegt. Du kannst mir jetzt drei Fragen stellen und ich werde sie dir absolut ehrlich beantworten. Danach kann ich dir auch eine Frage stellen, die du mir ehrlich beantwortest. Ist das okay für dich?“ Eren fiel fast die Kinnlade zu Boden. Er musste sich am Riemen reißen, damit man ihm die Freunde über dieses Angebot nicht zu sehr anmerkte. Es gab so viele Dinge, die er unbedingt von Levi wissen wollte. Die Aussicht, einen Teil davon beantwortet zu bekommen, brachte sein Herz zum Rasen. Ohne länger zu überlegen, stellte er daher die erste Frage: „Warst du schon einmal verliebt?“ „Nein.“, war die kurze Antwort. „Oh.“, sagte Eren, und hoffte, dass man ihm die Enttäuschung nicht anmerkte. „Wie sind deine Eltern so?“, stellte Eren die zweite Frage, und hoffte insgeheim damit, etwas mehr über Levis Vergangenheit und den Ursprung von dessen unterkühlter Art herauszufinden. Doch mit der Antwort, die er erhalten würde, hatte er nicht gerechnet. „Meine Mutter war eine Hure. Sie ist gestorben, als ich noch klein war. Mein Vater war einer ihrer Freier. Ich hab ihn nie kennen gelernt.“ „Oh fuck, Levi. Ich hatte keine Ahnung. Tut mir leid!“ „Ist schon gut, Eren. Es ist lange her und ich hab mich damit abgefunden. Dennoch würde ich lieber nicht weiter über sie reden.“ Eren nickte. Doch dann brachte die Erwähnung, dass Levis Mutter tot sei, eine andere Erinnerung aus ihrem vorherigen Gespräch in sein Gedächtnis. Und so stellte er seine dritte Frage: „Levi, du meintest vorhin, dass die meisten Menschen, die dir nahe standen, inzwischen tot sind. Was genau meintest du damit?“ Levi sog scharf Luft ein. Eren sah, wie der Ältere die Stirn kraus zog und sich ein Schatten über dessen Gesicht legte. Er musste einen wunden Punkt getroffen haben. „Eren, das ist ein langes und schwieriges Thema. Bist du dir sicher, dass du die Antwort dazu kennen willst?“ Eren nickte. Ihm wurde augenblicklich klar, dass hier viele Antworten zu Levis Verhalten begraben lagen und er musste einfach wissen, was dem Älteren passiert ist, dass dieser sich so von anderen Menschen abschirmte. „Gut. Ich habe dir versprochen, dass ich ehrlich antworten werde. Und nur deswegen, werde ich dir jetzt davon erzählen. Ich habe dich gewarnt.“, sprach Levi, und Eren sah, wie dessen Gedanken in eine andere Zeit abschweiften, die lange vergessen war. „Du weißt ja, dass ich eine Firma mit meinem ehemaligen Kommilitonen leite.“, setze Levi an, „Zu Beginn waren wir aber nicht zu zweit, sondern zu viert. Die anderen beiden waren meine damals besten Freunde, Isabel und Farlan. Erwin, mein Geschäftspartner, stand mir zu der Zeit noch nicht sehr nahe. Ich wollte ihn hauptsächlich wegen seinem guten Gespür für Finanzen dabei haben. Isabel hatte ein freundliches Wesen und hatte ein natürliches Talent, andere zu überzeugen. Sie war damals für das Abhalten von Präsentationen und Kundengespräche zuständig. Und Farlan war ein Meister am PC. Er übernahm die Leitung der IT und war unser Mensch für Medien. Ich hielt mich schon immer mehr im Hintergrund auf und kümmerte mich um die eigentliche Arbeit, das Ausarbeiten der Business-Pläne für unsere Kunden. Zu der Zeit war unser Unternehmen noch klein, es bestand seit etwa einem Jahr und wir hatten gerade den ersten, großen Auftrag an Land gezogen, der uns, so war der Plan, zu Millionären machen würde. Du kannst dir vorstellen, wie die Stimmung am Abend war, bevor wir den Kunden den Plan präsentieren würden. Wir wollten feiern, dass wir es am nächsten Morgen geschafft hätten, dass sich unser Leben für immer zum Besseren wenden würde. Wir alle trafen uns im 'Titanium', unserer damaligen Stammkneipe und feierten. Wir gaben eine Runde nach der anderen aus, ehe Farlan und Isabel sich verabschiedeten. Die beiden waren etwas pflichtbewusster, als ich zu der Zeit, und da die beiden die Präsentation abhalten würden, wollten sie am nächsten Tag früher in der Firma sein, um alles vorzubereiten. Ich sollte nur dazu kommen, wenn es zu Problemen oder Unverständlichkeiten kam, deswegen war es mir relativ egal, ob ich nicht fit oder unausgeschlafen war. Eine halbe Stunde später verschwand auch Erwin und nur ich blieb zurück. Ich ließ mich weiter volllaufen, als mich ein Typ ansprach. Ich weiß heute nicht mal mehr seinen Namen. Um es abzukürzen, ich hab ihn mit nach Hause genommen und wir haben es die ganze Nacht, wie die Karnickel, getrieben. Und ich habe verschlafen. Als ich am nächsten Morgen zur Firma kam, war es schon nach 10 Uhr. Und vor der Firma standen eine Menge Polizeiautos. Ich rannte sofort zum Eingang, doch es war alles abgesperrt. Ein Polizist kam mir entgegen, wollte wissen, was ich am Tatort mache, als plötzlich Erwin auftauchte, und mir erzählte, was am Morgen passiert war.“ Levi stoppte kurz, und Eren konnte beobachten, wie sich ein Glitzern in Levis Augen bildete, bevor dieser mit seiner Geschichte fort fuhr. „Farlan und Isabel waren viel früher in der Firma, als sonst. Sie wollten wohl sicher gehen, dass alles glatt läuft. Was sie nicht wussten, war, dass ein Konkurrent der Firma, deren Business-Plan wir ausgearbeitet hatten, mit deren Bankrott spekuliert hatte, was uns auf ihren Abschussplan brachte. Am frühen Morgen hatten sie jemanden los geschickt, der in unsere Firma einbrechen und die Ausarbeitung manipulieren sollte. Ein Zahlendreher hier, und verrutschtes Komma da, nichts was sofort aufgefallen wäre, vor allem nicht, wenn man den Plan, den man vorstellte, nicht selbst ausgearbeitet hatte. Die Mistkerle hatten sich gut über die Strukturen in unserer Firma informiert. Womit sie aber nicht gerechnet hatten, war, dass Farlan und Isabel so früh in die Firma kommen würden. Sie müssen den Einbrecher überrascht haben und es kam zu einer Messerstecherei. Die beiden wurden am Morgen von Erwin entdeckt, tot, an ihrem eigenen Blut erstickt. Und ich war nicht da, weil ich mit irgendeinem blöden Mistsack im Bett lag, anstatt die Präsentation mit den beiden zusammen vorzubereiten. Wenn ich da gewesen wäre... vielleicht... vielleicht hätte ich es verhindern können.“ Eren konnte zusehen, wie Levi unter der Last, die sein Gewissen trug, zusammen brach und nun seinen Tränen freien Lauf ließ. Im Leben hätte er nicht mit so einer Geschichte gerechnet, als er seine Frage stellte, und noch viel weniger hatte er es kommen sehen, dass Levi hier weinend auf seiner Couch sitzen würde. Er nahm all seinen Mut zusammen und zog den Älteren zu sich heran und schloss diesen fest in seine Arme. „Du bist nicht schuld! Levi, wenn du da gewesen wärst, denn wärst du jetzt vermutlich auch tot. Du hättest das nicht verhindern können.“ Minutenlang saßen sie so da, Eren streichelte immer wieder Levis Rücken, bis dieser sich langsam fing. „Du solltest mich nicht so sehen. Es hat einen Grund, warum kaum jemand diese Geschichte kennt.“ Dass Levi so schnell wieder zu seinem eisernen Ich gefunden hatte, überraschte Eren kurz. „Levi, ich weiß, ich habe meine Fragen schon gestellt, aber darf ich noch etwas wissen?“ „Nun frag schon.“ „Also... diese Sache, ist die Schuld daran, dass du niemanden mehr mit zu dir nach Hause nimmst? Und als wir im Hotel waren, da warst du so früh wach. Du konntest kaum ausgeschlafen haben. Hat das auch was damit zu tun? Und dass man über dich nichts im Internet findet?“ „Gut kombiniert, Sherlock.“, sprach Levi, und schien nun wieder ganz der Alte zu sein, „Die Sache hat mich verändert, Eren. Ich war nicht immer so, wie du mich kennst. Und wenn ich dir sage, dass ich keinen mehr an mich heranlassen kann, dann aus Angst, vor dem, was es mit mir anstellt, wenn wieder so etwas passiert. Dass man meinen Namen nicht im Zusammenhang mit der Firma findet, liegt daran, dass ich mich nicht angreifbar machen will. Wer weiß, welche kranken Scheißkerle es irgendwann wieder auf uns absehen?! Ich arbeite nur noch im Hintergrund seitdem, und all meine Mitarbeiter müssen eine Verschwiegenheitsklausel unterschreiben, bevor sie anfangen. Und falls du dich fragst, warum ich nicht mal auf Facebook oder so bin, ich kann damit einfach nichts anfangen. Was sollte ich auch schon posten?“ Eren konnte sich bei der letzten Aussage ein Grinsen nicht verkneifen. Nachdem er all das gehört hatte, machte Levis Verhalten und seine Distanz so viel mehr Sinn für ihn. Aber ihm wurde auch bewusst, dass es so noch viel schwerer werden würde, den Älteren und dessen Zuneigung für sich zu gewinnen. Bevor er sich darüber weiter den Kopf zerbrechen würde, wechselte er deshalb das Thema. „Du wolltest mir doch auch eine Frage stellen.“, begann er daher zögerlich. „Stimmt, das hätte ich fast vergessen. Also Eren, was hat es mit dieser Kette auf sich, die du immer um den Hals trägst?“ „Das war ein Geschenk zum Schulabschluss von meinem Vater. Ist was Symbolisches, im Sinne von 'Mit einem guten Schulabschluss stehen dir alle Türen offen'. Es war das letzte Geschenk, was ich von ihm bekommen habe. Ein paar Monate später ist er gestorben.“ „Das tut mir leid, Eren. Ich wusste nicht, dass du auch jemanden verloren hast.“ „Muss es nicht. Und woher auch? Wir haben ja nie wirklich über mich geredet.“ Eren seufzte. Mit einem kurzen Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es bereits nach 23 Uhr war. „Levi, es ist schon spät und ich hab morgen früh eine Vorlesung. Möchtest du hier bleiben oder gehst du wieder?“ „Schmeißt du mich raus?“ „Oh Gott, nein, so war das nicht gemeint. Ich muss nur wirklich schlafen. Der Tag war echt anstrengend.“ „Dann würde ich gerne hier bleiben.“ Kapitel 9: Rising storm ----------------------- Eren stand im Bad und putze sich die Zähne. Levi war noch einmal nach Hause gefahren, um sich frische Kleidung für den nächsten Tag und seine Hygieneartikel zu holen. So ganz kam dieser halt doch nicht aus seiner Haut. Eren hatte ihm Haus- und Wohnungsschlüssel mitgegeben, damit dieser sich später selbst wieder hinein lassen könnte. Ihm gefiel dieser vertraute Umgang. Er konnte gar nicht glauben, was für Fortschritte er bei ihm innerhalb eines Tages erreicht hatte. Dann hörte er, wie sich die Wohnungstür öffnete. „Levi?“, fragte er in den Raum herein. „Eh, nein, Armin hier. Aber bitte erkläre mir mal, warum du damit rechnest, dass Levi hier einfach in die Wohnung spaziert. Hab ich was verpasst?“ Eren spuckte schnell die Zahnpasta aus und rannte dann seinem besten Freund entgegen. „Armin! Es ist so viel passiert. Levi müsste gleich wieder da sein.“ „Wieder?“, unterbrach der Blonde ihn, „So wie in 'er war heute schon einmal hier'?“ „Ja! Ich kann es ja selbst kaum glauben. Dabei fing alles so beschissen an. Er hat mich bei der Arbeit abgefangen. Und dann erzählte er mir, dass er noch einmal mit mir vögeln will, aber nur um mich danach zu vergessen. Ich hab ihn stehen lassen und bin nach Hause. Und dann stand Jean plötzlich vor der Tür.“ „Der war auch hier? Was zur Hölle ist alles passiert, als ich weg war?“ „Eine ganze Menge. Das war ja noch nicht alles. Also, Jean hat mich geküsst und ich hab auch kurz mitgemacht, weil ich so sauer auf Levi war. Aber ich konnte dann doch nicht weiter machen. Ich hab Jean rausgeschmissen. Und dann stand Levi plötzlich vor der Wohnungstür. Eine Freundin von ihm hat mich wohl erkannt und ist mir gefolgt bis hierher. Und dann hat sie ihm Bescheid gegeben. Jedenfalls haben Levi und ich uns danach ausgesprochen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was das mit uns ist oder wird. Aber wir wollen uns kennen lernen. Und dann hat er mir noch so viel von sich erzählt. Armin, es ist so, wie ich es mir dachte. Er hat so viele furchtbare Dinge erlebt. Aber er ist auch so interessant. Ich will noch so viel mehr von ihm erfahren.“ Dass die beiden es vorhin auf seiner und Armins Couch getrieben hatten, ließ er wohlwissendlich aus. „Okay, also entweder ist das der Beginn der größten Liebesgeschichte aller Zeiten oder aber du bist jetzt total übergeschnappt und halluzinierst.“, sagte Armin lachend und zog seinen besten Freund in die Arme, „Aber ich freu mich so für dich!“ Viel Zeit zur Freude hatten die beiden aber nicht, da trat Levi schon in die Wohnung ein. „Stör ich euch Bälger bei irgendetwas?“, fragte er in seinem üblichen, schnippischen Ton. „Eren!“, flüsterte Armin ihm zu, „Ich kann ihn auch sehen. Also keine Halluzination.“ Die beiden grinsten sich an und lösten sich voneinander. „Ich bin dann mal in meinem Zimmer und lass euch Schnuckis alleine.“, verabschiedete sich Armin von den beiden. „Was genau war das?“, wollte Levi wissen, doch Eren antwortete nur mit einem Schulterzucken. „Mach dich fertig und komm ins Bett. Ich stell uns schon einmal einen Wecker.“, sagte Eren grinsend und musste sich dabei über sich selbst wundern, wie ungezwungen er sich inzwischen in Levis Gegenwart benehmen konnte. Es war mitten in der Nacht, als Eren durch laute Schreie geweckt wurde. „Verschwinde! Lass sie in Ruhe! Nein!“, keuchte Levi, und schlug und trat dabei um sich. „Levi! Levi, wach auf! Du hast einen Albtraum.“, sprach Eren ihm beruhigend zu und nahm diesen in die Arme. „Eren? Was….?“ „Shhh, du hast schlecht geträumt. Beruhig dich.“ „Oh Gott, da war so viel Blut. Und ich konnte ihnen nicht helfen.“ „Du hast von Isabel und Farlan geträumt, oder?“ Levi nickte und presste seinen Kopf an Erens Brust. „Es ist immer derselbe Traum. Ich stelle mir vor, wie die beiden umgebracht wurden. Ich stehe daneben und kann nichts tun.“ „Es ist, weil du heute über sie geredet hast, oder? Das hat den Traum ausgelöst.“ „Ja, wahrscheinlich. Ich habe früher jede Nacht von ihnen geträumt. Inzwischen ist es besser, aber wenn ich tagsüber an die beiden denken musste…“ Levi musste den Satz nicht zu Ende sprechen, damit Eren verstand. „Levi? Würde es dir helfen, wenn wir uns im Arm halten?“ „Im Arm halten? Du meinst kuscheln?“ „Ich wollte es nicht so nennen.“, sagte Eren verlegen, „Ich weiß ja, was du darüber denkst. Aber ich dachte, dass es dir vielleicht hilft, wieder einzuschlafen.“ Eine Weile war es still, dann antwortete Levi: „Nur heute, Eren.“   Das laute Piepen des Weckers riss die beiden Männer aus dem Schlaf. „Was... wie spät ist es?“, fragte Levi, und schaute sich erschrocken im Raum um. „7 Uhr. Ich muss um 8 an der Uni sein. Alles okay bei dir?“ „Ja, alles in Ordnung. Ich bin es nur nicht gewöhnt, mehr als 4 Stunden zu schlafen. Komm, steh auf. Ich bring dich zur Uni.“ Schnell sprangen die beiden aus dem Bett und zogen sich an. Nacheinander verschwanden sie ins Bad und nahmen danach noch ein kurzes Frühstück zusammen ein. „Eren, gib mir mal dein Handy.“, sprach Levi, und Eren kam der Aufforderung sofort nach. „Entsperren, bitte.“, fügte Levi halb lächelnd, halb genervt hinzu. Eren nahm das Telefon wieder an sich, gab eine kurze Zahlenkombination auf dem Display ein, und reichte es dann wieder an Levi zurück. Dieser tippte etwas ein und gab ihm das Handy dann wieder zurück. „Jetzt hast du meine Nummer. Damit wir uns so schnell nicht wieder aus den Augen verlieren.“ Die gelöste Stimmung gab Eren Hoffnung, dass es auch in Zukunft so weiter gehen würde. Sie würden sich treffen, viel reden, sich kennen lernen, miteinander schlafen und ganz vielleicht würde Levi seine Meinung über Beziehungen ändern. Es könnte alles so einfach sein. „Mein Wagen steht in der Nähe. Lass uns los.“, unterbrach Levi Erens Gedanken. Er nickte und sogleich brachen beide Männer auf. „Levi, in der Nähe der Uni ist ein Bäcker. Lass uns dort kurz halten, ich brauch noch dringend einen Kaffee, bevor es los geht. Und etwas zu Essen für die Pause kann ich mir da auch gleich holen.“ „Alles klar. Sag mir nur, wo ich halten muss.“ Eren lotste Levi durch Hamburgs Straßen und nach wenigen Minuten hatten beide den Bäcker erreicht. Zu Erens Verwunderung, stieg auch Levi aus. „Du kommst mit?“ „Hm, ich hol mir einen Tee. Das Zeug in der Firma ist ungenießbar. Aber Erwin will partout kein Geld für vernünftigen Tee ausgeben. Und wenn ich meinen eigenen mitbringe, machen sich meine Mitarbeiter drüber her. Alles schon gehabt.“ Beide standen an der Theke und überlegten ihre Auswahl, als eine schrille Stimme sie zusammenschrecken ließ. „Leeeevi! Und Eren! Ihr beide! Oh, ich fass es nicht!“ Levi senkte den Kopf. „Vierauge.“, murmelte er, „Das musste ja sein.“ Eren begriff gar nicht, was um ihn herum geschah. Er drehte sich um und erblickte dann eine Frau, die ihm merkwürdig bekannt vorkam. Das Gesicht, die Haare, die Brille, das alles hatte er schon einmal gesehen. „Sie sind die Frau, die mich so an der Ampel angestarrt hat!“, rutschte es ihm raus. Ehe er wusste, wie ihm geschah, legten sich zwei warme Arme und ihn und zogen ihn in eine kurze, feste Umarmung. „Nenn mich Hanji. Oh Eren, du bist so ein süßer Schatz, das wollte ich dir schon lange sagen. Also, seitdem ich deine Bilder gesehen habe.“ „Shitface, es reicht! Halt dich mal zurück!“, zischte Levi sie böse an. „Jetzt sei nicht so ein Miesepeter, Levi-Schatz. Guck dir den Jungen doch an. Die riesigen Augen, die hübschen Lippen, der athletische Körperbau. Dass du deine Finger nicht von ihm lassen kannst, kann ich mir denken.“ Eren war sprachlos. Diese Frau war das totale Kontrastprogramm zu Levi. Langsam begann er, seine Gedanken zu sortieren. Hanji war auch die Frau, die ihn ausfindig gemacht hatte, daher wusste sie, wie er aussah. Und sie war Levis beste Freundin. Wie auch immer das passieren konnte. „Wie habt ihr beiden euch eigentlich kennen gelernt?“, fragte Eren daher neugierig. „Hat dir Levi das gar nicht erzählt? Oh, ich versteh schon, ihr hatten andere Sachen zu klären.“, sagte sie mit einem Augenzwinkern, und fügte dann hinzu, „Ich arbeite in seiner Firma. Ich bin Leiterin der IT, seit... naja.“ „Vierauge, er weiß es.“, sagte Levi genervt. „Du hast es ihm erzählt? Leeevi, ich kann es nicht glauben! Endlich öffnest du dich. Ich habe drei Jahre warten müssen, bis ich die Geschichte hören durfte. Oh, der Junge ist etwas Besonderes, ich wusste es gleich!“ Eren hörte sich das Gespräch der beiden an und wurde verlegen. Hatte er wirklich so einen großen Einfluss auf Levi? Aber dann dachte er über die Begegnungen der beiden nach. All die Prinzipien, die Levi an ihrem ersten Abend aufgelistet hatte, und wie viele er davon bei ihrer letzten gebrochen hat: Der Besuch in seiner Wohnung, die Übernachtung, das Kuscheln, die vielen Gefühle, die er vor ihm zugelassen hatte. „Eren-Schatz, was hältst du davon, wenn ihr beiden mich am Wochenende besuchen kommt? Wir könnten zusammen etwas kochen. Oder einen Filmabend machen. Oder beides!“ Diese Frau war so herzlich, dass es Eren im ganzen Körper warm wurde. „Liebend gerne, Hanji.“, erwiderte er sofort und erntete dafür von Levi einen vernichtenden Blick. „Wir sollten dann mal bestellen.“, sagte dieser kühl. Hanji verabschiedete sich von beiden mit langen Umarmungen und rief ihnen noch zu. „Levi, wir sehen uns gleich in der Firma. Und Eren-Schatz, bis zum Wochenende!“ Levi wartete kurz, bis seine Freundin außer Sichtweite war, dann rief er wütend zu Eren: „Wie konntest du da zusagen? Weißt du nicht, was sie jetzt denkt?“ Eren schaute ihn stumm und mit großen Augen an. „Was meinst du? Ich dachte, ihr mögt euch.“, antwortete er schließlich. „Das tun wir ja auch.“, sprach Levi seufzend aus, „Aber wenn sie uns zusammen zu ihr einlädt und du das auch noch annimmst, ohne zu zögern, dann denkt Vierauge noch, wie wären ein Paar!“ „Erstens: Wäre das denn so schlimm? Und zweitens: Du kannst sie ja immer noch aufklären.“ „Erstens, Eren: Ich führe keine Beziehungen. Punkt. Zweitens: Wenn Hanji glaubt, dass nur die kleinste Chance bestünde, dass sich das in Zukunft ändern könnte, dann werde ich die Frau gar nicht mehr los. Sie wird mir tagelang in den Ohren liegen wegen dir. Und sehe ich aus, als hätte ich darauf Lust?“ Eren blieb wie angewurzelt stehen. Wenn er eben noch geglaubt hatte, bei Levi Fortschritte erzielt zu haben, so wurden seine Hoffnungen gerade zerschmettert. Ein ungutes Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. „Levi, ich dachte nach allem, was gestern Abend und die Nacht passiert ist... naja, dass da vielleicht 'mehr' zwischen uns wäre.“ „Tch. Ich habe dir gesagt, dass ich keine Versprechungen mache. Ich wollte, dass wir uns kennen lernen und nicht eine romantische Beziehung miteinander führen.“ Das saß. „Ich glaube, den restlichen Weg zur Uni schaffe ich alleine. Mach's gut, Levi.“, sprach Eren und wandte sich von diesem ab, bevor dieser die Tränen in seinen Augen sehen konnte.   Kapitel 10: Too close/ Levi III -------------------------------   War er unnötig grob zu dem Jungen gewesen? Vielleicht. Doch er musste die Sache stoppen, bevor dieser ihm noch näher kommen würde. Die letzten 24 Stunden hatte er die meisten seiner Prinzipien wegen dem Balg gebrochen. Er war ihm viel zu nahe gekommen, hatte Seiten von ihm sehen können, die er niemandem zeigen wollte. Nicht einmal in seinem Leben hatte er es einem anderen Mann gestattet, ihn nachts in den Armen zu halten. Keiner, außer Erwin und Hanji, kannte die Geschichte von Isabel und Farlan, und das auch nur, weil Erwin dabei war und Hanji über Monate nicht locker ließ, bis er ihr endlich alles darüber erzählt hatte. Und nun wollte genau diese Eren noch als Teil ihres Freundeskreises etablieren. Wie konnte das alles in der kurzen Zeit passieren? Genervt von sich selbst, machte Levi sich auf den Weg zur Arbeit.   „Oi, Erwin! Beweg deinen Arsch in mein Büro!“ „Levi. Liebenswert, wir immer.“, sprach Erwin, schloss die Tür hinter sich und nahm in Levis Büro Platz, „Was kann ich für dich tun?“ „Ich muss mal wieder raus. Kommst du am Wochenende mit ins 'The Wall'? „Dafür bestellst du mich extra in dein Büro?“ „Nein, es gibt noch etwas. Halt mir heute bitte alle Kollegen vom Hals. Und mit alle meine ich vor allem Vierauge.“ „Ist etwas zwischen euch vorgefallen?“, fragte Erwin besorgt. „Nein, aber wenn die Frau mir heute noch einmal begegnet, kann ich für nichts mehr garantieren.“, zischte Levi wütend vor sich hin. „Noch einmal?“ „Ja.“, stöhnte Levi genervt, „Die Frau weiß echt, wie man einem den Morgen verderben kann. Ich bin ihr vorhin begegnet, als... ist egal. Sorg' einfach dafür, dass sie mir heute nicht mehr begegnet. Lass dir etwas einfallen. Sag ihr, ich stecke in einem wichtigen Projekt und darf nicht unterbrochen werden, oder sonst was. Es ist mir eigentlich auch egal, so lange ich sie nicht sehen muss.“ „Willst du darüber reden? Soll ich uns für heute Abend einen Tisch buchen? Wir könnten mal wieder Essen gehen.“ „Danke Erwin, aber ich wäre heute Abend lieber alleine. Lass uns das wann anders machen. Ich melde mich bei dir.“, sagte Levi und wies Erwin mit seinem Blick an, das Büro wieder zu verlassen.   Levi blieb länger bei der Arbeit, als üblich. Auch, wenn er den Abend alleine verbringen wollte, so wollte er nicht alleine mit seinen Gedanken sein. So lange er sich in die Arbeit stürzen konnte, hatte er genug Ablenkung, um nicht an den Jungen denken zu müssen. Gegen 18 Uhr ging ihm dann aber doch die Arbeit aus, und so machte er sich auf den Weg nach Hause. Dort angekommen, warf er einen Blick auf sein Smartphone. Es wurden zwei neue Nachrichten angezeigt, eine von Hanji und eine von Eren. Zuerst öffnete er die seiner guten Freundin. „Levi! Ich hab dich heute gar nicht bei der Arbeit gesehen. Bleibt es beim Wochenende? Was isst dein Schatz denn gerne?“ Schnell tippte er eine Antwort. „Hanji, er ist nicht mein Schatz. Was er gerne isst, weiß ich nicht, aber es ist auch egal, weil keiner von uns am Wochenende zu dir kommen wird. Ich geh mit Erwin weg. Und nein, du bist nicht eingeladen.“ Dann öffnete er Erens Nachricht. „Sehen wir uns diese Woche noch?“ Die Nachricht war kurz, und trotzdem lag so viel in ihr. Levi hielt sein Telefon noch eine Weile in seiner Hand, überlegte ob er antworten sollte oder nicht. Dann entschied er sich, zu tippen: „Vermutlich nicht.“ Er legte das Handy beiseite, ging in die Küche und goss sich dort ein großes Glas Whiskey ein, mit dem er sich wieder auf den Weg in sein Wohnzimmer machte. Schnell trank er es aus, und goss sich gleich ein zweites nach. Den Jungen kennen lernen zu wollen, war die dümmste Idee, die er je hatte. Natürlich ging er ihm jetzt erst recht nicht mehr aus dem Kopf. Warum war er auch... SO? Warum war es so leicht gewesen, ihm all das anzuvertrauen, ihm so nahe zu kommen, körperlich und emotional? Dies alles waren Fragen, auf die Levi lieber keine Antwort finden wollte. In dieser Nacht wurde Levi wieder von Albträumen heim gesucht, doch war diesmal niemand da, der ihn weckte, sie damit verbannte und ihn danach in den Arm nahm. Schweißdurchtränkt wachte er am Morgen auf. Ein kurzer Blick zur Uhr verriet ihm, dass es gerade 4 Uhr durch war. Schlaftrunken machte er sich auf den Weg zur Dusche. Das warme Wasser auf seinem Körper wirkte beruhigend und vertrieb einen Teil der üblen Gefühle, die immer noch in ihm lungerten. Und unter dem Wasser wäre ihm beinahe nicht aufgefallen, wie die Tränen über seine Wange liefen. Alles war zu viel. Die neu aufkommenden Albträume, der Junge, die Gefühle, denen er sich immer mehr bewusst wurde. Das alles durfte nicht passieren. Wie lange hatte er sich seine Fassade bewahrt? Seit dem Tod seiner Freunde? Oder fing es schon früher an? Vielleicht als er seine Mutter tot in ihrem Bett gefunden hatte? Und nun kam dieses Balg daher und riss in wenigen Tagen alles ein, was er sich sein Leben lang aufgebaut hatte. Er stieg aus der Dusche und warf sich neue Kleidung über. Hoffentlich würde Hanji ihn heute bei der Arbeit nicht auf seine Nachricht ansprechen. Aber wem machte er hier eigentlich etwas vor?   Pünktlich um 8 Uhr erreichte er die Firma. Hanji wartete bereits am Eingang auf ihn. „Levi, was zur Hölle stimmt mit dir nicht?“, rief sie ihm entsetzt entgegen. „Ich weiß nicht, was sein sollte.“, stellte er sich dumm. „Das weißt du ganz genau! Nachdem ich deine Nachricht gelesen habe, bin ich abends zu Eren gegangen. Und ihm geht es beschissen. Er hat mir auch deine Nachricht an ihn gezeigt. Warum tust du ihm das an? Hat der nicht die letzte Zeit genug durchgemacht? Und ja, Levi, er hat mir alles erzählt, wirklich alles! Von eurer Nacht, eurem Treffen danach, vor allem auch von dem Vorschlag, dem du ihm danach gemacht hast. Sag mal, hast du sie nicht mehr alle? Und dann eure Nacht, oh Gott, war das romantisch! So kenne ich dich ja gar nicht. Und jetzt wirfst du wieder alles weg? Was ist los mit dir?“ „Shitface, es geht dich nichts an!“ „Shitface mich nicht, Levi! So nennst du mich nur, wenn ich einen wunden Punkt getroffen habe. Also kotz' dich endlich aus und sag mir die Wahrheit!“ Levi bemerkte, wie sich seine Augenbrauen bei den Sätzen seiner Freundin zusammen zogen und sich ein dunkler Schatten über sein Gesicht legte. „Ich sag es noch einmal, 'Hanji': Es geht dich nichts an. Wenn ich darüber reden will, werde ich schon zu dir kommen. Aber jetzt habe ich dir nichts mehr zu sagen.“ Levi ließ seine Freundin stehen und machte sich auf den schnellsten Weg in sein Büro. Wie kam sie überhaupt dazu, zu dem Jungen zu gehen? Warum musste sie sich überall einmischen? Als ob es nicht so schon schwierig genug war.   Die restliche Arbeitswoche sprach Hanji kein Wort mehr mit ihm. Wenn sie zusammen in einem Raum waren, wandte sie sich sofort ab. Na endlich hat sie es begriffen. Am Samstag wusste Levi nichts mit sich und seiner Zeit anzufangen, bis Erwin kam. Seine Wohnung hatte er die letzten Tage zweimal täglich gründlich gereinigt, Hanji redete immer noch nicht mit ihm und auch Eren hatte nicht noch einmal versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen. So war er wieder mit sich und seinen Gedanken alleine. Eine neue Ablenkung musste her, fasste er einen Plan, und wenn es nur für diese Nacht war. Ein neues Spielzeug, das er am nächsten Morgen wieder entsorgen könnte. Der ihm keine Probleme machte, ihm nicht unter die Haut gehen würde. Das Klingeln an der Tür riss ihn aus seinen Gedanken. Schnell bewegte er sich durch den Raum, zum Flur und schließlich zur Tür. Kaum war diese geöffnet, trat Erwin ein. „Levi!“, begrüßte er ihn freundlich mit einem Klopfen auf die Schulter. „Komm rein, Erwin. Ich habe uns noch etwas zu Essen bestellt, bevor wir los ziehen. Müsste jeden Moment ankommen.“ Beide Männer gingen zum Esstisch, und kaum wollte Levi sich setzen, wurde das Essen auch schon geliefert. „Hier! Ich hoffe, Sushi ist in Ordnung?“ „Weißt du doch.“, sprach Erwin vertraut, „Also, was ist dein Plan für heute Abend?“ „Ich will mir wen mitnehmen.“, sagte Levi emotionslos. „Huh? Hattest du nicht erst diesen Jungen? Seit wann bist du so gierig?“, fragte Erwin erstaunt. „Hat seine Gründe.“, antwortete Levi knapp, und hoffte, dass Erwin nicht weiter darauf eingehen würde.   Das 'The Wall' war voll, wie immer. Zum Glück schien Eren nicht hier zu sein, aber wenn es ihm so schlecht ging, wie Hanji es sagte, hatte der wohl auch andere Sachen im Kopf, als feiern zu gehen. Wenn der Junge nun auch noch mit ansehen müsste, wie er jemand anderen abschleppt. Bei dem Gedanken zog sich Levis Magen zusammen. Wie ein Tiger, der sein Revier beobachtete, schlenderte Levi durch die große Halle. Kam ihm das nur so vor, oder waren heute alle attraktiven Männer woanders? Nicht einer wurde seiner Vorstellung gerecht. „Stimmt etwas nicht?“, sprach Erwin Levi an. „Nein, alles bestens. Lass uns erst einmal etwas zu Trinken holen.“ Beide Männer begaben sich zur Bar und warteten auf die Bedienung. „Was war eigentlich noch mit dem Jungen? Hanji hatte erzählt, dass ihr euch noch einmal getroffen habt. Aber irgendetwas ist wohl schief gelaufen.“, sprach Erwin beiläufig. „Fang du nicht auch noch an. Ich rede nicht über ihn.“, entgegnete Levi genervt. „Oh, okay, falsches Thema. Vergiss, dass ich gefragt habe. Hast du dir schon wen für heute Nacht ausgesucht?“, wollte Erwin wissen. „Nein, noch nichts nach meinem Geschmack hier.“ „Was wäre denn nach deinem Geschmack?“, scherzte Erwin. Große, grün-blaue Augen, braune Haare, athletische Figur. Bei dem Gedanken, konnte Levi sich fast selbst ohrfeigen. Doch fing er sich wieder und antwortete dann lediglich, mit einem Schulterzucken: „Muss mir halt gefallen.“ Die Zeit verging und die Musik dröhnte in den Ohren der Männer. Und so bemerkte Levi auch nicht die etlichen Anrufe, die auf sein Handy eingingen. Es war erst 1 Uhr nachts, als er sich zu Erwin wandte: „Ich glaube, ich finde hier nichts mehr. Ich geh nach Hause. Soll ich dich bei dir absetzen oder bleibst du noch?“ „Ich bleibe noch ein wenig, Levi. Pass auf dich auf.“ Levi nickte und ging zum Ausgang. Nachdem er sich seine Jacke angezogen hatte, stieg er ins Auto und fuhr los. Er war enttäuscht von dem Abend und verwundert über sich selbst. Sicher waren einige Männer dabei, die er früher nicht von der Bettkante gestoßen hätte. Also was hinderte ihn jetzt? Warum war ihm keiner dieser Männer gut genug? Zu Hause angekommen, warf er einen Blick auf sein Smartphone. Fünf verpasste Anrufe von Eren und ebenso viele Benachrichtigungen von seiner Mailbox. Der letzte Anruf lag gerade zwei Minuten zurück. Im Auto muss er es wohl nicht gehört haben. War dem Jungen etwas passiert? Schnell wählte er die Nummer der Mailbox und hörte eine nach der anderen Nachricht ab.   Kapitel 11: Drunk ----------------- Es war Freitag. Die letzten Tage wollten nicht vergehen. Hanji hatte ihn immer wieder besucht und nach ihm gesehen und auch Armin war für ihn da. Und doch fühlte Eren sich einsam. Er kam kaum aus dem Bett, ging bis zum Ende der Woche nicht mehr zur Uni und auch bei der Arbeit meldete er sich krank. „Er ist, wie damals nach Jean.“, hörte er Armin einen Abend Hanji zuflüstern. „Du musst ihn da rausbekommen.“, war ihre Antwort. „Morgen ist eine Feier bei zwei meiner Kommilitoninnen. Ich will, dass Eren mitkommt. Unsere Freunde sind alle da. Ich glaube, dass ihn das wieder auf andere Gedanken bringen könnte.“ „Armin, ich kann euch hören.“, unterbrach Eren ihn, „Und wenn es dir so viel bedeutet, komm ich zu eurer blöden Party mit.Wer und was wird überhaupt gefeiert?“ „Ymir und Historia sind zusammen gezogen und geben eine Einweihungsfeier.“ Eren selbst hatte mit den beiden Frauen nicht viel zu tun, kannte sie aber aus Armins Erzählungen. Dieser hatte mal eine Schwäche für Historia, allerdings nur so lange, bis sich diese als lesbisch outete und ihre Beziehung mit Ymir öffentlich machte. „Wenn ihr wollt, kann ich den Fahrdienst für euch übernehmen. Dann könnt ihr beiden es euch mal richtig gut gehen lassen.“, bot Hanji an. „Das ist sehr lieb von dir Hanji. Ich verstehe immer noch nicht, wie so eine liebe Person, wie du, mit so einem Eisklotz, wie Levi, befreundet sein kann.“, sagte Armin liebevoll. „Armin, er ist eigentlich nicht so. Er ist immer für andere da, wenn man ihn braucht, egal zu welcher Uhrzeit. Er ist ehrlich und direkt und einfach einer der besten Menschen, die ich kenne. Ich weiß nicht, was er gerade durch macht, dass er sich so benimmt, aber das Verhalten, was er Eren gegenüber an den Tag legt, ist nicht normal für ihn. Irgendetwas muss ihn wahnsinnig durcheinander bringen, sonst wäre er nicht so. Er kann ja nicht mal mir sagen, was mit ihm los ist. Wenn er soweit ist, wird er schon reden, aber so lange müssen wir ihm Zeit geben.“, war Hanjis erstaunlich sanfte Antwort. „Ich wünschte nur, Eren würde auch endlich etwas von den Seiten zu spüren bekommen, die du beschreibst. Seitdem die beiden sich kennen, muss Eren immer wieder leiden.“ Mitleidig warf Armin einen Blick zu seinen besten Freund, der inzwischen wieder eingeschlafen war. „Wir sollten ihm ein bisschen Ruhe gönnen. Komm, ich mach uns noch einen Kaffee.“, sagte Armin, und zusammen mit Hanji verließ er Erens Schlafzimmer.   Am nächsten Morgen stand Eren das erste Mal aus eigenem Antrieb wieder auf. Sein Gesicht nahm endlich wieder die gewohnte, leichte Bräune an und die Augen waren nicht mehr tränengerötet. Mit lockeren Schritten trat er in die Küche, in der Armin bereits auf ihn wartete. „Guten Morgen, Eren!Du siehst gut aus! Geht es dir wieder besser?“ „Verkriechen bringt mich auch nicht weiter. Eigentlich freue ich mich schon auf die Party heute Abend.“ „Du glaubst gar nicht, wie froh ich bin, das zu hören.“, erwiderte Armin mit einem breiten Lächeln auf seinem Gesicht, „Weißt du schon, was du heute Abend anziehen wirst? Ich meine, vielleicht lernst du ja jemand Neues kennen? Da kann es nicht schaden, gut auszusehen.“ „Armin, daran habe ich kein Interesse. Nur weil es mir besser geht, heißt das nicht, dass ich über Levi schon hinweg bin.“ „Verstehe. Aber schön machen solltest du dich trotzdem. 3-Tage-Bart steht dir nämlich nicht.“, kicherte Armin vor sich hin.   Ehe sich die Zwei versahen, war es auch schon Abend. Hanji stand vor ihrer Tür und wartete darauf, dass die beiden fertig wurden. „Eren-Schatz, gut siehst du heute aus. So kenne ich dich doch!“, gab sie freudig strahlend von sich, „Und Armin, Gott, siehst du heute wieder süß aus. Aber mach mal etwas anderes mit deiner Frisur, sonst wirst du nie eine abbekommen.“ „Aber nur, wenn du dir eine neue Brille holst!“, sagte dieser lachend. Eren war froh, Hanji in seinem Leben zu haben. Sie war so liebevoll und fürsorglich, fast wie eine Mutter. Dass auch Armin und sie sich verstanden, kam positiv hinzu. „Wo müssen wir eigentlich hin?“, fragte Hanji, als alle drei im Auto saßen. „Reich mir mal dein Navi rüber, ich geb' die Adresse ein.“, sagte Armin von der Rückbank aus. Als Armin die Adresse eingab, warf Hanji einen Blick auf das Display, den Eren nicht deuten konnte. Zwanzig Minuten später kamen sie am Ziel an. Die Location überraschte Eren. Er wusste von Armin, dass Historias Familie über viel Geld verfügte. Dass die Eltern aber gleich ein ganzes Haus für ihre Tochter und deren Freundin springen lassen würden, damit hatte er nicht gerechnet. Und dann noch in dieser Wohngegend. „Du bist dir sicher, dass das die richtige Adresse ist?“, fragte Eren an seinen Freund gerichtet. „Ja, klar. Schau mal, da drüben stehen auch schon Sasha und Conny.“ „Danke für's Fahren, Hanji. Du hast einen gut bei uns.“ „Ach, das ist doch kein Problem. Hauptsache, ihr beiden habt heute Spaß. Und jetzt geht rüber zu euren Freunden. Meldet euch, wenn ich euch abholen soll.“   Eren und Armin verließen den Wagen und gingen zu ihren Freunden, um diese zu begrüßen. „Eren, wo warst du denn die letzten Tage?“, wollte Conny wissen. „War krank. Aber es geht schon wieder.“ Eren wollte die anderen nicht schon wieder mit seinem Liebeskummer behelligen. „Ich brauch jetzt erst einmal was zu Trinken. Kommt ihr mit in die Küche?“, sagte er daher. „Da fragst du noch?!“, sagte Sasha strahlend und zerrte die drei Männer hinter sich her. Die Haustür wurde mit einem Türstopper offen gehalten, sodass die Gäste jederzeit das Haus betreten und verlassen konnten. Innen war es schon gut gefüllt und im Vorbeigehen entdeckte Eren auch seine anderen Freunde, die, mit gefüllten Bechern in der Hand, im Wohnzimmer standen. In der Küche waren die Getränke sichtbar auf einer Theke verteilt. Es gab hauptsächlich harten Alkohol und Softdrinks zum Mischen. „Na, die wollen es heute krachen lassen.“, sprach Eren aus, was alle dachten. Eren trank nur selten harten Alkohol, er bevorzugte Bier. Dies war aber nirgends auszumachen, also entschied er sich für eine sanfte Rum-Cola-Mischung, mit der er sich, zusammen mit seinen Freunden, auf den Weg ins Wohnzimmer machte. Er traf die beiden Gastgeberinnen und bedankte sich für die Einladung. Die beiden waren ein hübsches Paar. Historia war ein kleines, blondes Mädchen mit engelsgleichem Gesicht. Ymir machte eine etwas burschikosere Erscheinung, als ihre Freundin, hatte aber durchaus schöne Gesichtszüge und einen wunderschönen gebräunten Teint. „Oh, mein Getränk ist leer. Ich geh mal wieder auffüllen.“, stellte Eren fest, und löste sich von der Gruppe. In der Küche machte er sich die nächste Mischung fertig, diesmal etwas stärker. Als er hier, in der Küche des glücklichen Paares stand, wurde ihm bewusst, was er nie mit Levi haben würde. „Levi.“, sagte er fast stumm vor sich hin. Den ganzen Tag hatte er nicht an ihn gedacht, aber jetzt holte ihn die Erinnerung an diesen Mann mit aller Macht ein. Eilig leerte er seinen Becher und füllte ihn erneut. Er konnte seinen Freunden so nicht unter die Augen treten. Die ganzen vergangenen Monate hatten sie sich Sorgen um ihn gemacht. Kurz ging es ihm besser, und nun war alles wieder auf Reset. Ein weiterer Becher wurde geleert, und noch einer. Eren merkte, wie sein Kopf merkwürdig leicht wurde und er langsam seine Balance verlor. Er nahm sich eine Flasche Rum und eine weitere Flasche Cola mit aus der Küche und machte sich auf die Suche nach einem Raum, in dem er alleine wäre. Er fand ein offenes Zimmer, anscheinend ein Gästezimmer, und setzte sich auf einen kleinen Sessel, der am Fenster stand. Er holte sein Handy aus der Tasche und wählte Levis Nummer. Niemand nahm ab, aber die Mailbox ging dran, und so tat Eren das einzige, was sein benebelter Verstand als richtig empfand, und hinterließ ihm eine Nachricht. „Le- Levi.... du bisch so'n Arsch. Warum meldescht du disch nisch einmal bei mir? Blö- blöder Wischer.“ Hatte er ihn gerade Wischer genannt? Noch einmal wählte er Levis Nummer. „Wichser, isch meinte Wichser!“ Ein weiterer Becher wurde gefüllt und geleert. Da Levi nicht auf seine Nachricht antwortete, rief Eren erneut an und wieder ging die Mailbox ran. „Levi... isch mag disch doch sooo gerne.... jetzt geh domma ran. Weischt du eigentlisch wie das is', wenn man sisch in jemmanen verliebt hat u-und der einen so behannelt? Ach neee, woher auch? Isch dir ja noch nisch passiert.“ Oh Gott, hatte er ihm gerade gesagt, dass er in ihn verliebt war? Schnell machte er sich noch einen Becher fertig und kippte diesen herunter. Wieder wählte er Levis Nummer: „Isch hab das nisch so gemeint. So-sorry, bin scho eiiiin büschen betrunken. Isch ruf jetz' nisch mehr an.“ Eren wollte gerade aufstehen, als die Tür aufging und Jean ins Zimmer platzte. „Schean? W-was machstn du hier?“ „Das könnte ich dich fragen. Ymir hat mich eingeladen. Sie und ich haben ein paar Seminare zusammen. Und gerade habe ich die Toilette gesucht. Geht es dir gut, Eren? Bist du betrunken?“ „N-nur ein büschen. Isch kann noch schtehen. Guck!“, sprach er, und stolperte dabei in Jeans Arme. „Ach Eren, was machst du nur?“, sagte Jean liebevoll, „Komm, leg dich erstmal hin. Ich hol dir ein Wasser.“ Jean begleitete Eren zum Bett und zupfte die Kissen unter ihm zurecht. „Du wartest jetzt hier, ich bin gleich wieder da.“ Irgendetwas an der Situation war ganz falsch, aber Eren konnte in seinem Zustand nicht den Finger darauf legen. Warum war Jean so liebevoll zu ihm? Es dauerte nicht lange, da war dieser wieder da, zusammen mit einem großen Becher Wasser. Er setze sich zu Eren ans Bett, half ihm, sich aufzurichten, und flößte ihm das Wasser ein. „Hast du Stress mit deinem Zwerg, oder wieso lässt du dich so zulaufen?“ „Isch... er is' nisch mein Zwerg. Wird's auch nisch sein. Der mag misch nämlisch nüsch.“ Etwas blitzte in Jeans Augen auf. „Eren, wenn du mich brauchst, ich bin immer für dich da. Möchtest du heute zu mir kommen? Du siehst nicht so aus, als solltest du heute Nacht alleine sein.“ „Hm, okay.“, gab Eren, ohne groß nachzudenken, von sich. „Okay, ich geh jetzt noch einmal ins Bad und wenn du dann wieder stehen kannst, können wir los.“ Kaum hatte Jean das Zimmer verlassen, holte Eren wieder sein Smartphone raus und wählte noch einmal Levis Nummer und sprach auf dessen Mailbox: „Ha! Dasch haste jetzt dav-davon. Schean is' hier und isch geh gleisch zu ihm. Der hat misch nämlisch gefragt, ob isch bei ihm schlafen will. Ja-ha, Levi, isch kann auch'n Arsch sein.“ Schnell legte Eren auf, als er Jeans Schritte vor der Tür hörte. Die Tür öffnete sich und Jean lehnte sich an den Rahmen. „Können wir?“ „Gib' mir no-noch fünf Minuten, 'kay?“ Eren kämpfte gegen die Übelkeit an, die ihn langsam übermannte. Langsam richtete er sich auf. Jean war mit einem Satz neben ihm. „Komm, ich helf dir.“, sagte er, und legte seinen Arm um Erens Hüfte. „Da-danke Schean, du bisch so nett zu mir. Viel netter, als der Levi-Arsch.“ „Ich hab dich auch vermisst.“, gab Jean grinsend von sich und zog Eren näher an sich ran. „Kann es los gehen?“ Eren nickte, und ließ sich von Jean durch das Haus dirigieren. Es trennten sie nur noch wenige Meter von der Haustür, als diese plötzlich aufflog. Was danach passierte, ging so schnell, dass Eren Probleme hatte, alles zu verarbeiten. Levi betrat den Raum, riss Jean von Eren weg, welcher unsanft auf dem Boden landete, und verpasste ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht, der den aschblonden Jungen zu Boden warf. „Lass deine Finger von ihm!“, hörte er Levi schreien, eher mit ansah, wie Levi immer wieder auf seinen Exfreund eintrat. „Wie kannst du es wagen, dich an dem betrunkenen Balg zu vergehen? Hast du gar keinen Anstand?“ Noch einmal trat Levi zu. Und dann ein zweites Mal, ehe er Jean am Haarschopf packte und dann seinen Kopf gen Boden schmetterte. Eren war unsagbar dankbar dafür, dass er nicht das Opfer von Levis Wut war. „Eren, wir gehen.“, sprach Levi, reichte diesem seine Hand, zog ihn vom Boden hoch und bugsierte ihn durch die Tür. Was zur Hölle war hier gerade passiert?   Kapitel 12: Progress -------------------- „Le-Levi... nisch so schnell!“, nuschelte Eren, nachdem Levi ihn aus der Haustür befördert hatte, „Wo willscht du misch überhaupt hinbringen?“ „Zu mir.“, war dessen knappe Antwort. „Z-Zu dir? Meinscht das ernst? Wie weit isch'n das? „Drei Häuser weiter. Und nun komm.“ „W-Was? Du wohnscht hier? Ah! Deschwegn warscht so schnell hier. Wo- woher wuschtest du eigentlich, wo isch bin?“, murmelte Eren mit einem breiten Grinsen im Gesicht. „Hanji.“ Wenige Augenblicke später standen beide Männer vor dem Haus, in dem Levi lebte. „Woah, das is' ja 'n Palast!“, gab Eren staunend von sich. „Mir gehört nur eine der Wohnungen in dem Haus, Eren. Und nun beweg deinen Hintern durch die Tür. Oder muss ich dich tragen?“, antwortete Levi in genervter Tonlage. „D-Das würdschtu tun?“ „Tch. Schaffst du die Treppen oder müssen wir den Fahrstuhl nehmen?“ „Wo isch'n deine Wohnung?“ „Oberster Stock.“ „Dann Fa-Fahrstuhl. Hehe... weischt du noch, wie du misch damals im Fahrstuhl geküscht hascht?“ „Wie könnte ich das vergessen.“, antwortete Levi mit einem Augenrollen, „Das wird heute aber nicht passieren. Und nun komm, der Fahrstuhl ist dahinten.“ „Wieso denn nisch?“, wollte Eren wissen und folgte dabei Levis schnellen Schritten, so gut er in seiner Lage konnte. „Weil du betrunken bist, Eren. Und, im Gegensatz zu deinem Exfreund, werde ich nicht versuchen, das auszunutzen.“ Kurz warteten sie auf die Ankunft des Fahrstuhls, bevor beide einstiegen. „A-Aber vielleischt hab isch das ja gewollt... also mit Schean.“, provozierte Eren nun. „Eren, wenn du das morgen, wenn du nüchtern bist, immer noch willst, wird er bestimmt auf dich warten. Aber jetzt gehst du erst einmal ins Bett und schläfst deinen Rausch aus.“ Der Fahrstuhl öffnete sich und beide Männer standen nun vor Levis Wohnungstür. „In dein Bett, Le-levi?“, fragte Eren mit großen Augen. „Ja, in meinem Gästebett. Und jetzt komm endlich rein.“ Levi zog die Wohnungsschlüssel aus seiner Jackentasche und öffnete die Tür. Vor Eren lag eine Wohnung, von der der Junge nur träumen konnte. Die Räume waren offen gestaltet, das Interieur war in weiß, grau und schwarz gehalten. Der Boden bestand aus dunklen Hochglanzfliesen und die Wände erstrahlten in hellem Weiß. Das große Wohnzimmer lag gegenüber dem Eingang und verfügte über eine große Glasfront, von der aus man eine wunderschöne Aussicht über ganz Hamburg hatte, ähnlich, wie in dem Hotelzimmer, dass sich beide einmal geteilt hatten. Vom Flur aus gingen mehrere Zimmer in beide Richtungen ab. „Das zweite Zimmer auf der linken Seite ist deines. Die andere Tür in dem Zimmer führt dich ins Gästebad, falls du das brauchst. Geh schon rein, ich hole dir noch Wasser und Aspirin.“ Eren betrat seine Unterkunft für heute Nacht und war nicht minder erstaunt. Auch wenn es sich hier nur um ein Gästezimmer handelte, fand er nur hochwertige Möbel in edlen Farben wieder, die auf den Rest der Wohnung abgestimmt waren. Das große, weiße Boxspringbett sah einladend und gemütlich aus, die Laken darüber waren hell und sauber, die Kommode am Rand des Zimmers erglänzte in edlem Schwarz mit weißen Akzenten. Staunend stand Eren immer noch mitten im Zimmer, als Levi den Raum betrat. „Gefällt es dir?“, wollte dieser wissen. „Boah, Levi, deine Wohnung isch'n Traum.“ „Freut mich. Ich hab dir noch ein T-Shirt von mir mitgebracht, dass du zum Schlafen tragen kannst. Ist dir wahrscheinlich zu klein, aber für eine Nacht wird es gehen. Wasser und Kopfschmerztabletten leg ich dir auf den Nachtschrank.“ „Le-Levi... wieso machst'n du dasch alles für misch?“ „Lass uns morgen darüber reden. So betrunken, wie du bist, weißt du später eh nichts mehr. Wenn du was brauchst: Ich bin nebenan.“, antwortete Levi überraschend freundlich und ließ Eren damit alleine. Eren zog sich schnell Levis T-Shirt an, das den angenehmen Eigengeruch dessen an sich trug, legte sich ins Bett, und versank in einen tiefen, traumlosen Schlaf.   Die Sonne blendete sein Gesicht, als Eren aufwachte. Erschrocken schaute er sich in dem ihm fremden Zimmer um. Er sah an sich runter und wunderte sich über das viel zu kleine T-Shirt, das er trug. Wo war er und was war letzte Nacht passiert? Er schnappte sich seine Kleidung, die säuberlich gefaltet am unteren Ende des Bettes lag, und zog sich fix um. Ihm fielen auch seine Schuhe auf, die ordentlich am Eingang der Tür standen. Wurden die geputzt? Erst da bemerkte er die Kopfschmerzen und das flaue Gefühl in seinem Körper. Auf dem Nachtschrank neben dem Bett entdeckte er eine Wasserflasche und eine Packung Aspirin. Da hat wohl jemand mitgedacht. Schnell warf er eine Tablette ein und hoffte, dass die gewünschte Wirkung schnell einsetzen würde. Er warf sich zurück auf das Bett und dachte über das nach, was er von der letzten Nacht noch wusste. Er war auf der Feier von Ymir und Historia, dann war da die teuflische Cola-Rum-Mischung. Einzelne Erinnerungen schossen ihm. wie Blitze, in den Kopf. Wie er Levi anrief und wie Jean plötzlich im Zimmer stand. Oh Gott, war er bei Jean? War der inzwischen umgezogen? Er schaute sich noch einmal um. Nein, so eine Wohnungsausstattung konnte Jean sich nicht leisten. Er beschloss, dass all sein Grübeln ihn nicht weiter bringen würde, und dass es nur eine Möglichkeit gab, wie er mehr über die letzte Nacht herausfinden würde, nämlich indem er das Zimmer verlassen würde, um nach dem Eigentümer der Wohnung zu suchen. Er richtete sich auf und war gerade im Begriff, das Bett zu verlassen, als sich die Tür des Zimmers öffnete und Levi vor ihm erschien. Mit verschränkten Armen stand dieser nun im Türrahmen. „Guten Morgen, Eren. Ich hoffe, du konntest gut schlafen?“, sagte dieser mit tonloser Stimme. „Levi?“, fragte Eren entsetzt, „Was ist letzte Nacht passiert? Wie bin ich hierher gekommen?“ „Was letzte Nacht passiert ist, könnte ich dich auch fragen. Aber ich kann dir etwas zeigen, das deiner Erinnerung vielleicht wieder auf die Sprünge hilft.“, sprach Levi, und zog dann sein Smartphone aus der Hosentasche. Fix tippte er ein paar Zahlen ein und hielt es dann Eren ans Ohr. Diesem wurden nun all die Nachrichten vorgespielt, die er letzte Nacht auf der Mailbox des anderen hinterlassen hatte. Eren wollte vor Scham im Boden versinken, als mit einem Schlag alle Erinnerungen der vergangenen Nacht auf ihn herein brachen. Levi nahm ihm das Telefon aus der Hand, als er sich sicher war, dass Eren auch alles gehört hatte, und wandte sich dann zum Gehen ab. „Wenn du drüber reden willst, ich bin im Wohnzimmer.“, sagte er und schloss dann die Tür hinter sich. Eren ließ sich zurück auf das Bett fallen und schlug die Hände vor das Gesicht. Er war tot, geliefert. So sehr hatte er sich noch nie in seinem Leben blamiert. Am liebsten hätte er sich einfach aus der Wohnung geschlichen, aber er wusste, dass er Levi eine Erklärung schuldete, wenn dieser ihn schon mit zu sich genommen hatte. Warum hatte er das überhaupt getan? Hätte es ihm nicht völlig egal sein können, wenn er die Nacht mit Jean verbracht hätte? Was ging es ihn überhaupt noch an? Er wusste, dass er die Antworten nur bekommen würde, wenn er und Levi sich aussprechen würden. Und dass er pokern müsste, um wirklich alles herauszufinden. Er nahm einen tiefen Atemzug und stand auf. Er merkte, wie seine Finger bei der Vorstellung des Gesprächs, was auf ihn zukommen würde, anfingen zu zittern. Langsam schlich er sich zur Tür und trat aus dem Zimmer. Links im Wohnzimmer konnte er bereits Levi an einem großen Esstisch sitzen sehen. An einem leeren Platz stand eine Tasse, aus der es heiß dampfte. Levi schien sich also sicher zu sein, dass Eren mit ihm sprechen wollen würde. Mit zögerlichen Schritten betrat Eren das Wohnzimmer. „Hast du dich wieder eingekriegt?“, wollte Levi wissen. Eren nickte. Er setzte sich an den Platz, an dem die dampfende Tasse stand, deren Inhalt er nun als Kaffee identifizierte. „Ist der für mich?“ „Siehst du noch andere Gäste?“ Eren nahm einen langen Schluck. Die Wärme des Getränks breitete sich angenehm in seinem Körper aus. „Wir sollten reden.“, unterbrach Levi die Stille. Eren schluckte hart und spürte, wie sich seine Wangen rot färbten. „Levi, die Anrufe gestern, das alles tut mir wahnsinnig leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Es ist mir einfach nur unglaublich peinlich.“ Levi nahm Erens Worte nickend zur Kenntnis, doch dieser sprach noch weiter. „Ich muss trotzdem von dir wissen, wieso du gestern zu der Party gekommen bist und mich mitgenommen hast. Und wieso du Jean verprügelt hast.“ „Ist das nicht offensichtlich? Ich wusste, dass du nicht mehr Herr deiner Sinne warst und dass du die Nacht mit ihm bereut hättest. Und verprügelt habe ich ihn, weil er deine Situation ausnutzen wollte.“ „Das ist alles?“, fragte Eren ernst, „Und was ist, wenn ich genau das gewollt habe? Wenn ich zu Jean zurück wollte?“ „Dann kannst du das jetzt immer noch tun.“, sagte Levi kühl. „Gut. Danke für das Gespräch. Dann hoffe ich, dass er mich noch sehen will, nach deiner Aktion.“ Eren war im Begriff aufzustehen, als ihn eine Hand am Arm packte und zurück hielt. „Warte, Eren!“, hörte er Levi sprechen, „Es gibt noch einen anderen Grund.“ Eren musste sich das Lächeln verkneifen. Sein Plan war aufgegangen, endlich würde Levi mit ihm reden. Er drehte sich um und nahm wieder Platz. „Gut, Levi, dann erzähl mal. Welchen Grund gibt es noch für dein Verhalten?“, sagte er fast hämisch. „Ich konnte es nicht ertragen. Den Gedanken, dass du die Nacht mit einem anderen verbringen würdest. Und dann auch noch mit der Pferdefresse.“ Während er das sagte, war Levis Blick zu Boden gerichtet. Eren sah ihm an, wie schwer es ihm gefallen sein musste, diese Worte auszusprechen. „Und jetzt, Levi? Du willst nicht mit mir zusammen sein, aber ich darf auch keinen anderen haben?“ Auch Eren fielen diese Worte schwer, aber er wusste, dass er hart bleiben müsste, wenn er bei Levi irgendwelche Fortschritte erzielen wollen würde. Levi schwieg. Eren fragte sich gerade, ob er doch zu weit gegangen war, da hörte er den anderen sprechen: „Gestern Abend, bevor ich deine Nachrichten abgehört hatte, war ich mit Erwin im 'The Wall'. Ich wollte jemanden kennen lernen.“ Eren spürte, wie ein Stich sein Herz durchzuckte, doch dann sprach Levi weiter: „Ich konnte es aber nicht. Keiner hatte mir gefallen. Keiner hat meinen Ansprüchen genügt.“ „Hast wohl einen schlechten Abend erwischt.“, war Erens spöttischer Kommentar. „Nein, Eren. Der Grund dafür ist, dass es momentan nur einen gibt, der meinen Ansprüchen genügt, und das bist du.“ Erens Gesichtszüge entglitten ihm. Mit so einer Antwort hatte er von Levi nicht gerechnet. Er brauchte einen Moment, um sich zu fangen, dann fragte er vorsichtig: „Und was bedeutet das jetzt für uns?“ „Ich... ich kann es dir nicht sagen. Ich weiß nur, dass ich keinen anderen will und dass ich nicht will, dass du einen anderen hast.“ Levis Stimme wirkte gebrochen. Und doch war Eren noch nicht zufrieden mit dem, was er hörte. „Du willst Exklusivität, aber keine Beziehung, ja? Levi, das reicht mir nicht! Ich sag dir jetzt mal was. Klar wäre es nicht einfach, über dich hinweg zu kommen. Aber es würde passieren. Vielleicht in ein paar Wochen, oder Monaten, vielleicht auch erst in einem Jahr. Aber irgendwann wäre ich über dich hinweg, würde jemanden kennen lernen, wir würden uns verlieben und glücklich werden, mit all dem Romantik-Kram, den du so verabscheust. Und weißt du, warum ich mir da so sicher bin? Weil es mir schon einmal passiert ist. Also kann es auch wieder passieren. Darum sag mir bitte, wieso ich mich auf dein halbärschiges Angebot einlassen sollte?“ Wie zu erwarten, kam von Levi keine Antwort. „Dachte ich es mir doch.“, seufzte Eren resigniert. Eren stand auf und ging zur Tür. Als er die Klinke schon in der Hand hielt, hörte er Levi sagen: „Zwei Dates die Woche. Mit Romantik-Kram. Ist das ein Deal?“   Kapitel 13: First date ---------------------- Eren drehte sich um und ging zurück ins Levis Wohnzimmer. Er wollte ihm bei seiner nächsten Frage in die Augen schauen. „Meinst du das wirklich ernst, Levi? Oder ist das wieder nur eine Taktik, um mich hinzuhalten?“ „Es ist mein voller Ernst, Eren. Wenn du möchtest, können wir gleich heute Abend unser erste Date haben. Allerdings erst, nachdem du duschen warst und dir die Zähne geputzt hast. Frische Klamotten wären auch nicht schlecht. Was meinst du?“ Klar, dass es nicht ohne bissigen Kommentar geht. „In Ordnung. Und was stellst du dir vor? Kleine Kinder im Park ärgern? Eine romantische Nacht im Folterkeller?“ „Sei nicht albern, Eren. Ich habe es wirklich so gemeint mit dem Romatik-Zeug. Ich dachte, wir gehen schön Essen, danach noch etwas spazieren, wenn du magst. Es sei denn, du bevorzugst die Nacht im Folterkeller. Das ließe sich bestimmt auch arrangieren.“ Beide Männer mussten grinsen und die gespannte Stimmung, die eben noch in der Luft hing, schien wie weggeblasen. „So sehr mir das gefallen würde, lass uns erst einmal Essen gehen.“, sagte Eren schelmisch, „Könntest du mich bei mir zu Hause absetzen? Ich mach mich da dann frisch. Außerdem wird Armin eine Menge Fragen wegen letzter Nacht haben. Könnte also etwas dauern, bis ich fertig bin.“ „Das sollte kein Problem sein. Ich bring dich eben vorbei und hole dich heute auf 17.30 Uhr wieder ab. Passt dir das?“ „Klingt gut.“ „Dann lass uns los.“ Nach 20 Minuten parkte Levi das Auto vor Erens Wohnung. „Ich freue mich schon auf nachher.“, sagte Eren und zeigte dabei ein strahlendes Lächeln. Ehe er begriff, was passiert war, zog Levi ihn zu sich heran und gab ihm einen unschuldigen, aber dennoch intensiven Kuss auf die Wange. Dann löste dieser seine Lippen und flüsterte in Erens Ohr: „Ich mich auch.“ Bei dem Gedanken an die süßen Verheißungen dieser Worte, wurden Erens Wangen rot. Bevor Levi dieses merken konnte, verließ er daher schnell das Auto, drehte sich noch kurz um, um Levi zum Abschied zu winken, und eilte dann ins Haus hinein. Kaum schloss er die Wohnungstür hinter sich, kam auch schon Armin auf ihn zugerannt. „Eren!“, schrie dieser aufgebracht; „Da bist du ja! Stimmt es, dass Levi Jean verprügelt hat und du danach mit ihm abgezogen bist? Auf der Party haben ein paar Leute darüber gesprochen. Und Hanji meinte, dass Levi letzte Nacht bei ihr angerufen hat und wissen wollte, wo du bist. Der muss wohl einen ziemlichen Aufstand bei ihr gemacht haben.“ „Ganz ruhig, Armin!!, beruhigte Eren ihn, „Und ja, es stimmt alles. Ich hab mich ziemlich abgeschossen gestern Abend und da könnte es passiert sein, dass ich Levi ein paar unschöne Dinge auf die Mailbox gesprochen habe.“, sprach er gespielt unschuldig, „Unter anderem hab ich ihm auch gesagt, dass Jean auf der Party ist und ich die Nacht mit ihm verbringen würde. Danach muss er dann bei Hanji angerufen haben, um zu fragen, wo ich bin. Weißt du noch, wie Hanji so komisch auf das Navi geguckt hat? Na, rate mal, wieso! Weil Levi nur drei Häuser von Ymir und Historia entfernt wohnt. Jedenfalls konnte er deswegen noch rechtzeitig kommen, bevor Jean irgendeinen Unsinn mit mir anstellt, und hat ihm dann noch gleich eine Lektion erteilt.“ „Eine Lektion erteilt? Findest du etwa gut, was er gemacht hat?“ „Bei Mikasa hat es dich doch auch nicht gestört.“ „Ja, aber wenn es stimmt, was die anderen gesagt haben, hat Jean ein paar schlimme Verletzungen davon getragen und musste über Nacht ins Krankenhaus. Irgendwer sagte, er hat sogar einen Zahn verloren. Hast du keine Angst, dass Jean Levi deswegen verklagt?“ Eren war geschockt, dies zu hören, doch wollte er es sich nicht anmerken lassen. „Geschieht ihm nur recht.“, sagte er daher gleichgültig, „Er wollte mich mit zu sich nehmen, in dem Zustand, in dem ich war. Und was er dann probiert hätte, kannst du dir ja ausmalen. Der soll es mal wagen, deswegen zur Polizei zu rennen.“ „Was ist denn jetzt mit dir und Levi? Hat die ganze Aktion euch wenigstens etwas gebracht?“, wechselte Armin das Thema. „Wir machen Fortschritte.“, gab Eren vage mit dem Anflug eines Lächelns von sich. „Und was genau heißt das? Seid ihr jetzt zusammen?“ „Nein, nicht wirklich. Aber wir treffen uns in Zukunft für zwei Dates die Woche. Außerdem haben wir Exklusivität zwischen uns vereinbart.“ Armin schienen die Augen aus dem Kopf zu fallen. „Wie bitte? Wie seid ihr denn dazu gekommen? Erst redet ihr nicht mal mehr miteinander und jetzt das?“ „Man könnte sagen, ich hab mir etwas von deinem Verhandlungsgeschick abgeschaut. Ich habe ihm etwas Druck gemacht und gesagt, dass ich mich auf keine halben Sachen mehr einlasse, und dann hat er mir dieses Angebot gemacht.“, sagte Eren selbstsicher, „Deswegen holt er mich heute Abend auch zum Essen gehen ab. Darum brauch ich jetzt auch deine Hilfe, Armin.“, änderte Eren nun die Richtung des Gesprächs, „Du musst mich nämlich beraten, was ich heute Abend anziehen soll. Wie ich Levi kenne, wird der mich nämlich nicht in eine Burger-Bude ausführen.“ „Eren... ich weiß gar nicht, was ich sagen soll zu all dem hier.“, sprach Armin und wirkte dabei unsicher, „Ich freue mich einerseits wirklich für dich. Ich weiß ja, wie sehr du Levi magst. Aber ich werde das schlechte Gefühl nicht los, dass er dir wieder weh tun wird. Ich hoffe nur, du weißt, auf was du dich einlässt.“ Eren wusste, dass Armin mit seiner Angst nicht falsch lag. Er selbst spürte sie auch. Und auch, wenn Levi jetzt beteuerte, dass er ernste Absichten hatte, so könnte er es sich morgen schon wieder anders überlegen. Ihm war sowieso nicht ganz klar, was Levis plötzliche Distanziertheit ausgelöst hatte. Und warum er sich dann doch wieder eines Besseren besonnen hatte. Er müsste Antworten auf diese Fragen finden, um seine eigene Unsicherheit loszuwerden. „Hilfst du mir später trotzdem?“, wollte er von seinem Freund wissen, doch kannte er die Antwort schon. „Natürlich, Eren. Und ganz egal, was ist, denk daran, dass ich, Mikasa und die anderen immer für dich da sind. Wenn er dich nicht gut behandelt, musst du es uns unbedingt wissen lassen.“, antwortete Armin und nahm Eren in eine feste Umarmung, die dieser anstandslos erwiderte. „Und lass dir bitte nicht wieder das Herz brechen“, fügte er noch flüsternd hinzu. Nach der Unterhaltung mit Armin, erledigte Eren die anderen Programmpunkte zur Vorbereitung des Abends. Nachdem er sich die Zähne geputzt hatte, nahm er eine lange, gründliche Dusche. Während wohlriechender Schaum seine Sinne benebelte, ließ er die vergangenen Ereignisse noch einmal in seinem Kopf Revue passieren. Noch immer konnte er sich keinen Reim auf Levis Verhalten machen. In einem Moment war er liebevoll und fürsorglich, dann leidenschaftlich, und dann wieder eiskalt. Ja, er kannte die Geschichte mit dessen Freunden und wusste, dass sie ein Grund dafür waren, dass Levi niemanden gerne zu nah an sich heran ließ. Aber da musste noch mehr sein. Er wusste, dass er die Gründe nur von Levi selbst erfahren würde. Und dass er ihn heute Abend darauf ansprechen musste. Wie versprochen, half Armin Eren dabei, ein passendes Outfit für den Abend zu wählen. Da Eren nicht wusste, was genau ihn erwarten würde, war die Kleidung seiner und Armins Wahl eine Mischung aus elegant und casual. Er trug eine enganliegende, blaue Jeans, die, wie Armin sagte, seinen Hintern optimal in Szene setze, einen dünnen, grauen Pullover mit V-Ausschnitt und darüber ein dunkelblaues Jackett. Er warf noch einen letzten, prüfenden Blick in den Spiegel, bei dem er sich schnell noch ein paar Strähnen zurecht zupfte, als es auch schon an der Tür klingelte. Vor ihm stand Levi, der, zu Erens Erleichterung, ähnlich gekleidet war, wie er selbst: schwarze Jeans, weißes Hemd und schwarzes Jackett. Ganz ähnlich dem Outfit, das er bei ihrer ersten Begegnung im Club trug. „Hallo Levi.“, begrüßte Eren ihn freudig und konnte es nicht vermeiden, diesen von oben bis unten zu mustern, so gut sah er aus. „Bist du so weit?“, wollte Levi wissen und klang dabei etwas schroffer, als er es beabsichtigt hatte. „Ja, ich hab alles. Lass uns los.“ Der Wagen kam vor einem kleinen Steakhouse zum Stehen. Eren kannte das Restaurant nicht, aber das Ambiente, dass ihm entgegen schien, wirkte einladend und gemütlich. Als sie aus dem Wagen stiegen, fragte Eren: „Warst du hier schon öfter, Levi?“ „Ja, ich bin hier ab und an mit Erwin und mit Kunden der Firma. Die Steaks sind gut und die Küche sauber. Außerdem ist der Service hervorragend. Nicht zu aufdringlich, aber immer höflich. Du magst doch Steak, oder? Wenn nicht, könnten wir auch zum Italiener oder Griechen. Oder willst du wo ganz anders hin? Ich habe da noch ein paar Möglichkeiten zur Auswahl...-“ „Steak ist perfekt!“, warf Eren grinsend ein und musste sich über Levis nervöses Verhalten wundern. „Levi, stimmt irgendetwas nicht mit dir? Du redest so komisch, irgendwie anders als sonst.“ Eren sah etwas, dass er beim anderen sonst nur beim Sex beobachten konnte: Levis Wangen wurden rot. „Das ist mein erstes Date. Also mein erstes richtiges Date überhaupt, wo es nicht nur um eine Verabredung zum Sex geht. Natürlich macht mich das nervös. Und jetzt hör auf, mich so anzugucken, das macht es nämlich nicht besser.“ Eren riss die Augen weit auf. Dass der andere kein Beziehungstyp war, wusste er schon, aber dass dieser bis jetzt nicht einmal in seinem Leben ein Date hatte, überraschte ihn doch. „Nun lass uns endlich rein gehen, oder willst du hier Wurzeln schlagen?“, riss Levi ihn aus seinen Gedanken. Beide Männer betraten nacheinander das kleine Restaurant, das trotz der frühen Uhrzeit gut besucht war. „Guten Abend, Ackerman mein Name, ich hatte einen Tisch für zwei Personen reserviert.“, sprach Levi einen der Kellner an. „Herr Ackerman, natürlich. Ich bringe Sie und Ihre Begleitung sofort zum Tisch.“, entgegnete dieser ihm freundlich. Levi und Eren ließen sich von ihm zu ihrem Tisch geleiten. Dieser war so positioniert, dass die beiden sich ungestört unterhalten konnten. Die anderen Tische waren weit genug entfernt und Trennwände und Blumen sorgten auch für eine optische Trennung vom Rest des Lokals. Sie nahmen ihre Jacken ab, setzen sich und sofort wurden den ihnen die Karten gereicht. „Kann ich Ihnen schon Getränke bringen?“, fragte der Kellner zuvorkommend. „Einen halbtrockenen Rotwein für mich und meine Begleitung.“, übernahm Levi die Entscheidung für ihn und Eren. Dann wandte er sich an diesen: „Du trinkst doch Rotwein, oder? Möchtest du vielleicht noch etwas anderes dazu?“ „Nein, Levi, ist schon gut so.“ Eren fragte sich, ob es ihn stören sollte, dass Levi ihm die Entscheidung abnahm, doch fand er die Dominanz, die er damit ausstrahlte, viel zu anziehend, als dass es ihn wirklich ärgern würde. Der Kellner nickte und verschwand dann aus dem Sichtfeld der beiden. „Levi, es ist wirklich schön hier. Vielen Dank für die Einladung.“, sprach Eren glücklich. „Eren, du musstest wegen mir die letzte Zeit einiges durchmachen. Das hier ist das Mindeste.“ Eren holte tief Luft. Er wusste nicht, ob der Zeitpunkt dafür jetzt richtig war, aber er konnte die Fragen, die er hatte, nicht länger zurück halten. „Warum ist es überhaupt dazu gekommen? Ich meine, gerade waren wir uns näher gekommen, da wolltest du mich plötzlich nicht mehr sehen. Was habe ich falsch gemacht?“ Eren konnte beobachten, wie Levis Augen sich weiteten. „Das hast du geglaubt? Dass du etwas falsch gemacht hast?“, fragte Levi mit schmerzerfüllter Stimme. „Naja, was soll es denn auch sonst gewesen sein?!“, fragte Eren schüchtern. Eren sah, wie Levi seine Fäuste ballte und die Stirn kraus zog. Dann entspannte dieser sich wieder und begann zu sprechen: „Du hast gar nichts falsch gemacht. Es lag an mir.“, seine Stimme brach und doch sprach er weiter, „Ich habe mich nicht wieder erkannt in deiner Gegenwart. Ich habe mit dir über Sachen reden können, die ich sonst verschweige. Ich habe mich auf Dinge eingelassen, die ich nie tun würde. Eren, so wie du mich an unserem ersten Abend kennen gelernt hast, all die Prinzipien, die ich dir offenbart habe, all das war ich mein Leben lang. Und du hast es geschafft, dass ich das in kürzester Zeit über den Haufen werfe. Und das hat mir eine verfluchte Angst eingejagt.“ „Verstehe.“, unterbrach Eren ihn, „Und du brauchst dich nicht weiter erklären. Ich sehe, wie schwer es dir fällt, und ich möchte den Abend nicht ruinieren. Ich war nur so verwundert über all das und hab es nicht verstanden. Aber ich glaube, jetzt kann ich es nachvollziehen.Versprich mir nur, wenn dir das nächste Mal so etwas auf der Seele lastet, zuerst mit mir zu reden, bevor du dich aus dem Staub machst.“ Kaum hatte Eren ausgesprochen, wurden ihnen schon die Getränke gereicht. „Haben die Herren sich schon entschieden?“ Muss der gerade jetzt dazwischen funken? „Wir brauchen noch einen kurzen Moment. Wenn Sie in zwei Minuten noch einmal kommen könnten?“, übernahm Levi die Antwort. Der Kellner nickte und wandte sich wieder ab. Beide Männer warfen nun einen prüfenden Blick auf die Karte. „Weißt du schon, was du nimmst?“, fragte Eren Levi, um die unangenehme Stille zu durchbrechen. „Hm, ja, das Rumpsteak mit der Ofenkartoffel und Salat.“ „Das wollte ich auch nehmen.“ Eren grinste, doch erreichte dies seine Augen nicht. Er wusste, dass es zwar nötig war, das Thema anzusprechen, bereute es aber dennoch, da er die Stimmung zwischen beiden damit gefährlich nah zum Kippen gebracht hatte. Wieder kam der Kellner an ihren Tisch und Levi gab für beide die Bestellung auf. Dieser war es auch, der nun wieder das Gespräch suchte. „Also Eren, wie ich durch Hanji erfahren habe, bist du im 5. Semester deines Medizinstudiums. Wenn meine Rechenkünste stimmen, hast du mit 18 dein Abi gemacht und wenn du direkt danach mit dem Studium angefangen hättest, wärst du jetzt im 7. Semester. Heißt also, du hast noch ein Jahr nach dem Abitur mit dem Studieren gewartet. Was hast du in der Zeit gemacht?“ Eren war perplex, dass Levi ihm, nach dem vorherigen Gesprächsthema, nun so eine Frage stellte. Er brauchte einen Moment, um den Themenwechsel zu verdauen, dann sprach er: „Ich habe nach dem Abitur ein FSJ im Krankenhaus gemacht. Ich wollte mir den Alltag dort erst für eine Zeit anschauen, um mir sicher zu sein, dass ich das auch mein Leben lang machen möchte. Ich war unsicher, ob ich den Beruf nur wegen meines Vaters und dem, was mit meiner Mutter passiert ist, oder wegen meiner eigenen Wünschen ergreifen würde.“ „Deine Mutter?“, fragte Levi nun ernsthaft interessiert, „Du hast bisher noch nie von ihr erzählt. Was ist mit ihr geschehen?“ Eren ließ den Blick sinken. „Sie ist an Krebs gestorben. Fünf Jahre vor meinem Vater. Es wurde bei ihr zu spät erkannt. Und das, obwohl mein Vater auch Arzt war. Ich habe immer gedacht, dass er es doch hätte merken müssen, wenn etwas mit ihr nicht stimmt. Und dann wuchs in mir der Gedanke, dass ich dafür Wiedergutmachung seiner statt leisten müsste. Das habe ich jedenfalls mit 13 geglaubt. Daraus entstand dann aber ernsthaftes Interesse an der Medizin.“ Herrje, tote Mütter sind definitiv auch nicht das beste Thema für das erstes Date. Kann es noch schlimmer werden? Doch dann spürte Eren Levis zarte Berührung an seiner Hand und wie diese seine eigene fest umschloss. Er schaute auf und blickte in ein Paar Augen, das ihn mitfühlend ansah. Stimmt, er hat seine Mutter ja auch verloren. Eine Weile saßen sie nur da, während Eren die tröstende Geste des anderen genoss. Dann beendete Levi die Stille. „Eren, wenn du solche Sachen auf dem Herzen hast, möchte ich, dass du sie mir in Zukunft anvertraust. Ich will für dich da sein, wenn du mich brauchst.“ Eren konnte an Levis ernstem Blick erkennen, dass er diese Aussage auch genauso meinte. „Levi... ich... danke. Dafür, dass ich mich dir öffnen kann und du es zulässt, meine ich.“, sagte Eren und verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. „Als ich damals gesagt habe, dass ich dich kennen lernen will, war das nicht gelogen.“, erwiderte dieser sanft und strich dabei mit seinen Fingerspitzen über Eren Handrücken, „Und genau solche Geschichten gehören dazu. Ich muss dir danken, dass du mir noch vertraust und mir das alles erzählst, nachdem ich mich die letzte Zeit nicht gerade mit Ruhm bekleckert habe.“ Der traute Moment zwischen den beiden wurde unterbrochen, als ihnen das Essen serviert wurde. Die Steaks und Ofenkartoffeln sahen köstlich aus, ebenso wie der Salat. Ohne weiter auf das vorherige Thema einzugehen, nahmen beide Männer die ersten Bissen zu sich und Eren seufzte glücklich bei dem herrlichen Geschmack der Speisen. „Hm, das ist so gut!“, kommentierte er das Essen. „Eren?“, warf Levi ein. „Ja?“ „Du hast da etwas Sour Cream im Gesicht.“ Peinlich berührt nahm Eren die Serviette zur Hand und tupfte sich durch das Gesicht. „Ist es weg?“ „Lass mich mal.“ Levi nahm Eren die Serviette aus der Hand, beugte sich vor, wischte neben seinen Lippen entlang und hauchte dann einen Kuss auf die Stelle, die er gerade gereinigt hatte. „Jetzt ist es weg.“, sprach Levi mit einem Lächeln. Erens Wangen färbten sich rot, so verwundert und gleichzeitig erfreut war er über den plötzlichen Stimmungswechsel zwischen den beiden. „Oi, Balg, die Tomatensaison ist vorbei!“, sagte Levi scherzhaft, und auch Eren konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Zufrieden mit der momentanen Situation, nahmen die beiden das Essen wieder auf. Währenddessen sprachen sie nicht mehr viel miteinander, zu gut schmeckte es ihnen, doch immer wieder schenkten sie sich verstohlene Blicke, die das Feuer zwischen ihnen anheizten. Levi entschuldigte sich kurz, scheinbar um die Toiletten aufzusuchen, doch als er wieder kam, teilte er Eren mit, dass er bereits die Rechnung bezahlt habe und beide nun gehen könnten. Eren war fast ein wenig enttäuscht darüber. Zum einen über das abrupte Ende des Restaurantbesuches, zum anderen, dass er nicht einmal die Möglichkeit hatte, zu entscheiden, ob er sich an den Kosten dafür beteiligen möchte. Levi zog erst seine eigene Jacke an, dann wandte er sich zu Eren, um diesem zu helfen. Während er hinter ihm stand und ihm die Jacke hinhielt, flüsterte er in sein Ohr: „Danke für den schönen Abend bisher. Ich freue mich auf das, was uns noch erwartet.“ Wieder wurde Eren rot. Levi hingegen schien sich köstlich darüber zu amüsieren, welche Wirkung seine Worte auf ihn hatten. Er drehte Eren zu sich um, schlang seine Arme um ihn und gab ihm einen langen, intensiven Kuss. „Ist schon gut. Bei jeder anderen Reaktion hätte ich mir Sorgen gemacht. Und nun lass uns den Spaziergang hinter uns bringen, ich kann nämlich nicht garantieren, wie lange ich mich zurückhalten kann, wenn du mich noch länger so anschaust.“, säuselte dieser mit einem Augenzwinkern und nahm Eren an die Hand. Beide schlenderten gemächlich durch Hamburgs Straßen, als Eren in der Ferne eine große Ansammlung bunter Lichter erblickte. „Levi, das ist der Winterdom, lass uns dort hin!“, quietschte er vergnügt auf. „Willst du auf's Kinderkarussell?“, spöttelte dieser. „Lass den Quatsch! Und hör auf, immer auf meinem Alter herumzureiten. Ich hab eine Idee, was wir machen können, aber du darfst nicht nein sagen, okay?“ „Na gut.“, sagte Levi seufzend, „So lange wir nicht Achterbahn fahren müssen.“ „Nein, das, an das ich denke, ist viel besser. Und nun komm.“ Eren zog Levi im schnellen Schritt hinter sich her und kam erst zum Stehen, als sie ihr Ziel erreicht hatten. „Da will ich mit dir rein!“ „Meinst du das ernst? Ist das nicht etwas zu kitschig?“ „Du hast mir Romantik-Kram versprochen.“ „Das hier ist nicht Romantik, das ist Klischee.“ „Och, Levi, bitte!“ Eren blickte den anderen mit seinem besten Hundeblick an. „Tch. Na gut. Dieses eine Mal und danach nie wieder.“ Eren grinste über das ganze Gesicht, als Levi seiner Bitte endlich nachkam. Er rannte sofort los zum Führerhäuschen und kaufte zwei Tickets für das Riesenrad. Ohne große Umschweife, betraten die beiden die erste freie Gondel. Eren konnte seinen Blick kaum von den vielen Lichtern, die unter ihnen lagen, lösen, als er von Levi angesprochen wurde. „Eren, ich muss dich auch noch etwas Wichtiges fragen.“ Eren zuckte zusammen. „Was ist denn?“ „Als du betrunken warst und mich angerufen hast, da meintest du, dass du in mich verliebt wärst. Hast du das wirklich so gemeint?“ Eren erstarrte am ganzen Körper. Warum hier? Warum jetzt? Ihm war bewusst, dass er aus der Situation nicht fliehen könnte, und dass dies wahrscheinlich auch der Grund war, warum Levi ihn gerade hier darauf ansprach. Er blickte beschämt zu seinen Füßen und sprach dann wahrheitsgemäß: „Ja, das habe ich.“ Ihm war schon beim Aussprechen dieser Worte klar, dass Levi ihm nicht dasselbe erwidern würde. Selbst wenn dieser genauso fühlen würde, wäre er nicht in der Lage, dieses auch auszusprechen. Noch nicht. Alles, wofür er hoffen konnte, war, dass Levi ihn jetzt nicht wieder von sich stoßen würde. Doch das Gegenteil war der Fall. Levi zog ihn an der Hand zu sich her, schlang einem Arm und seine Hüfte und legte die andere um sein Gesicht, um Eren zu zwingen, ihn anzusehen. Dann legte der andere seine Lippen über die von Eren und verwickelte ihn in einen langen, leidenschaftlichen Zungenkuss. Kapitel 14: Sweet and lovely ---------------------------- Eren und Levi lösten sich erst voneinander, als die Gondel ihren tiefsten Punkt erreichte und beide aussteigen mussten. Wieder auf dem Boden angekommen, stellte Eren fest, dass er immer noch völlig außer Atem war, und auch Levi schien es nicht anders zu ergehen. „Zu mir nach Hause. Jetzt!“, sprach dieser Eren im Befehlston an, und so, wie Eren Levi auf dem Weg zum Riesenrad hinter sich herzog, zog dieser jetzt Eren hinter sich her, um möglichst schnell wieder zum Restaurant und damit zu seinem Auto zu kommen. Erens Haut kribbelte bei der süßen Vorfreude auf das, was ihn in Levis Wohnung erwarten würde. Alleine der Gedanke, dass der andere nun all seine Bedenken abgelegt hatte und ihm Einlass in sein Zuhause gewährte, und das freiwillig und nicht aus einer Notlage heraus, ließ ihm warm ums Herz werden. Einige Minuten später hatten sie endlich Levis Mustang erreicht. Schon auf der Fahrt konnten die beiden kaum die Finger voneinander lassen. Immer wieder wanderte Levis Hand Erens Oberschenkel auf und ab, während dieser Levi sanft durch das Haar strich und die zarten Berührungen des anderen genoss. Kaum hatten beide die Wohnungstür hinter sich geschlossen, schlang Eren die Arme und Levis Hals und zog ihn zu sich heran. Als dieser anfing, leidenschaftliche Küsse auf Erens Hals zu verteilen, konnte er sich ein lautes Aufkeuchen nicht verkneifen. Immer wieder versenkte Levi seine Zähne vorsichtig in Erens zarte Haut und liebkoste die Stelle im Anschluss wieder. Eren ließ derweil seine Hände tiefer wandern, um Levi sein Jackett auszuziehen. Er warf es auf den Boden, was ihm einen bösen Blick von Levi einbrachte, dieser schien sich aber letztendlich dafür zu entscheiden, dass nun nicht der richtige Zeitpunkt war, um Eren über die Ordnungsregeln in seiner Wohnung zu belehren. Stattdessen übte dieser nun Druck auf Eren aus, um dessen Körper mit dem Rücken zur Wand zu dirigieren. Als Levi so dicht an ihn gelehnt stand, spürte Eren dessen harte Erektion an seine eigene drücken. „Verdammt Levi, du machst mich wahnsinnig!“, presste er unter Stöhnen hervor, was auch den anderen zum Keuchen brachte. Schnell zogen die beiden sich die störenden Kleidungsstücke gegenseitig vom Leib, um ihre Münder danach wieder in Leidenschaft zu vereinen. Ihre Zungen neckten sich gegenseitig, während ihre Hände den Körper des jeweils anderen erkundeten, bis eine von ihnen den Weg zur intimsten Stelle des anderen fand und diese immer wieder mit geschickten Bewegungen verwöhnte. Während Levis rechte Hand sich an Erens Penis zu schaffen machte, spürte dieser, wie dessen linke Hand sich langsam den Weg zu seinem Hintern bahnte, sanft über die Backen strich, bis sie ihre Reise zum Mittelpunkt fortsetzte. Sanft streichelte Levi über Erens Eingang, bevor er den ersten Finger versenkte. „Gleitmittel!“, sagte Eren schnell, als er den leichten Schmerz an seinem Anus spürte. Levi löste sich von ihm und machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer. An der Tür blieb dieser kurz stehen und verschränkte die Arme. Dann fragte er, mit einem schiefen Lächeln auf seinem Gesicht: „Kommst du mit oder soll ich alleine weiter machen?“ Eren war kurz verdutzt, weil er damit rechnete, dass Levi ihr Liebesspiel im Flur fortsetzen wollen würde, sobald er das Gleitmittel aus dem Schlafzimmer geholt hätte, doch dann fing er sich schnell wieder und folgte dem anderen. Kaum erreichte er das Innere des Zimmers, wurde er von Levi unsanft auf dessen Bett gestoßen. Dieser kniete nun über ihm und wühlte fix das Gleitmittel und ein Kondom aus seinem Nachtschrank. Das Kondompäckchen ließ er neben Erens Kopf fallen, während seine Hände nun die kleine Tube öffneten und deren Inhalt über den Fingern verteilten. Dann wandte sich Levi wieder Eren zu und begann weiter, dessen Schwanz zu massieren, während sein Zeigefinger den Weg in Erens Innerstes fand und dort das Gleitgel verteilte. Eren stöhnte auf. So sehr hatte er sich nach genau diesen Berührungen des anderen gesehnt und viel zu lange musste er ohne sie auskommen. Nun konnte er es kaum erwarten, Levi endlich ganz in sich aufzunehmen, weswegen er ihn regelrecht nach mehr Fingern anbettelte. „Du bist heute ganz schön ungeduldig, Balg.“ wisperte Levi ihm zärtlich ins Ohr, „Aber wenn du so darum bettelst, kann ich nicht 'Nein' sagen.“ Eren fühlte zwei weitere Finger des anders, die nun den Weg in seinen Anus fanden, ihn von innen massierten und ihn weiteten, um ihn so auf das vorzubereiten, was er sich so lange gewünscht hatte. Dann waren die Finger weg, er hörte das Reißen des Kondompäckchens, und kurz später stupste ihn etwas großes, Hartes an der Stelle, wo eben noch Levis Finger waren. „Bist du bereit?“, vergewisserte sich Levi, was er mit eifrigem Nicken beantwortete. Levi quittierte die Reaktion des anderen mit einem breiten Grinsen und Eren spürte, wie dieser sich immer weiter in ihn vorschob. Anders, als Eren es von ihrem Vorspiel erwartet hatte, waren die Bewegungen des anderen in ihm sanft und langsam, beinahe quälend. „Eren, schau mich an. Ich will dir dabei in die Augen sehen.“, flüsterte Levi schnurrend. Eren blickte nun auf und sah die Röte, die die Wangen des anderen zierte, sowie dessen lustverschleierten Blick. Es war genau diese Aussicht, die er sich in einsamen Stunden vorstellte und ihn immer wieder an den Rande des Wahnsinns brachte, und auch jetzt reichte er aus, um ihn bis kurz vor den Orgasmus zu bringen. Levi schien ihm dies anzumerken, erhöhte nun das Tempo und traf zielsicher immer wieder den empfindlichsten Punkt in Erens Innerem, um ihn weiter voranzutreiben. „Levi, ich komm gleich!“, schrie Eren lustvoll auf, und hörte, wie auch die Atmung des anderen immer heftiger und schneller wurde. Die Hand um seinen Penis und Levis Glied in ihm waren einfach zu viel, als dass er es noch länger hätte ertragen können, und so gab er sich der Lust hin und ergoss sich zwischen ihnen über Levis Hand. Im Moment seines Orgasmus, stieß Levi noch ein paar weitere Male tief in ihn hinein, bevor auch dieser seinen Höhepunkt erreichte und sich in das Kondom ergoss. Eren richtete sich auf und strich Levi mit seiner rechten Hand durch das Haar. Als dieser seinen Kopf hob und den Blick erwiderte, schenkte Eren ihm sein schönstes Lächeln. „Danke für den schönen Abend, Levi.“, wisperte er und drückte dem anderen einen kurzen, zärtlichen Kuss auf die Lippen. Eren spürte Levis unergründlichen Blick auf seinem Körper, ehe dieser sich aus ihm zurück zog und zur Seite rollte. Er dreht sich nun auch um, um den anderen weiter ansehen zu können. Eine Weile lagen sie einfach nur da und sahen sich an, versuchten die Gedanken des anderen in dessen Augen lesen zu können. Dann stand Levi auf und zog Eren mit sich mit. „Zeit für die Dusche.“, ließ er ihn wissen. Flink war Eren wieder auf den Beinen und folgte den zielstrebigen Schritten des anderen. Das Badezimmer war größer, als Eren es zunächst vermutet hatte. Neben der großen Regenwalddusche, gab es auch noch eine freistehende Wanne, der Eren einen sehnsüchtigen Blick zuwarf. „Levi, können wir auch die benutzen?“, fragte er den anderen mit schüchternem Blick und deutete dabei auf die Badewanne. „Hm, ich hab die noch nie benutzt. Ist normalerweise nicht mein Ding. Hab dabei das Gefühl, in meinem eigenen Dreck zu liegen.“ „Und was ist, wenn wir uns kurz unter der Dusche abspülen und danach in die Wanne steigen?“ Levi stöhnte genervt auf. Eren wollte schon zurückrudern, aus Angst, den anderen wieder zu überfordern und somit von sich zu stoßen, doch dann lenkte dieser ein und gab ein einfaches „Na gut.“ von sich. So verschwanden beide fix unter der Dusche, während die Wanne voll lief. Sie spülten sich die Überreste ihrer Liebesnacht vom Körper, und setzten sich dann, gegenüber von einander, in die Badewanne hinein. Eren genoss die Wärme des Wassers, die sich um seinen Körper legte, lehnte den Kopf in den Nacken und gab sich dem entspannenden Gefühl hin. „Ich kann gar nicht verstehen, dass du die Wanne nie benutzt. Hätte ich eine zu Hause, würde ich die wahrscheinlich lieber nehmen, als die Dusche.“ „Hm, ja, ist wirklich nicht übel.“, gab Levi zu Erens Verwunderung von sich, „Soll ich dich morgen früh eigentlich zur Uni bringen oder möchtest du heute Abend noch nach Hause?“ Eren schreckte hoch. „Ist es denn okay für dich, wenn ich die Nacht hier verbringe? Ich meine, willst du das wirklich? Ich möchte nicht, dass es dir zu viel wird und du dann wieder einfach aus meinem Leben verschwindest.“ „Tch. Wenn ich dir das Angebot mache, meine ich es auch so. Ich hätte dich sonst auch nicht mit hierher genommen, sondern wäre mit dir in deine Wohnung gegangen. Und außerdem habe ich dir versprochen, dass ich dir Bescheid gebe, falls es mir zu viel wird oder zu schnell geht. Aber gerade hätte ich dich gerne noch etwas länger bei mir. Reicht dir das als Antwort?“ Eren hätte nicht glücklicher darüber sein können. Levis Worte zauberten ihm ein breites Lächeln auf das Gesicht. Schnell richtete er sich auf, beugte sich zu Levi runter und küsste ihn stürmisch. „Ich danke dir!“, sprach er in dessen Ohr, nachdem er den Kuss gelöst hatte. „Ich weiß schon, wie du dich bedanken kannst!“, erwiderte Levi und rieb dabei mit seinem Unterleib gegen Erens Bein, um diesen seine neu aufkeimende Erektion spüren zu lassen.   Diese Nacht schliefen sie noch zwei weitere Male miteinander. „Die Dusche vorhin hätten wir uns schenken können.“, sagte Eren grinsend. „Kann ich wissen, dass du so unersättlich bist?“ Eren beobachtete Levi. Dieser wirkte ungewöhnlich losgelöst und schien seine Hemmungen gegenüber ihm immer weiter abzulegen. „Levi, wenn du so bist, gefällst du mir richtig gut. Eigentlich würde ich dich gerne immer so sehen. So unbeschwert und zufrieden mit dir selbst.“ Levi hielt einen Moment inne und schien über Erens Worte nachzudenken. „Ich bin dann noch einmal duschen.“, sprach Levi beifällig, und Eren befürchtete, schon wieder etwas Falsches gesagt zu haben, doch dann drehte sich der andere zu ihm und fragte weiter: „Kommst du mit?“ Als sich beide nach dem langen Tag endlich in die Laken fielen ließen, war die Stimmung angenehm entspannt. „Wann beginnt morgen deine Vorlesung?“, wollte Levi wissen. „Erst um 9.30 Uhr, aber ich muss früher los. Ich habe ja wieder keine Sachen dabei und muss mich darum zu Hause noch frisch machen. Ich meine, eine Zahnbürste hab ich ja von dir bekommen, aber frische Kleidung hab ich ja nicht hier.“ „Ist kein Problem, Eren. Ich muss eh um 8 Uhr bei der Firma sein. Ich bringe dich vorher einfach zu dir. Dann musst du von dort aus allerdings alleine los. Aber das wirst du schon schaffen.“ Eren nickte. Er merkte, wie ihm die Lider schwer wurden und kurz später war er auch schon eingeschlafen. Dass Levi sich näher an ihn heran und seinen Arm um ihn legte, bekam er schon nicht mehr mit. Als Eren aufwachte, lag Levi noch schlafend neben ihm. Es war gerade einmal 6 Uhr morgens und Eren hatte kaum mehr, als 4 Stunden geschlafen. Er schlich sich schnell in das Badezimmer und machte sich frisch. Die neue Zahnbürste, die er gestern noch von Levi bekommen hatte, stand neben dessen eigener im Zahnputzbecher, und Eren fing an, sich vorzustellen, wie es wäre, wenn dies der Alltag der beiden wäre. Er würde hier übernachten, sie würden sich zusammen für die Arbeit und die Uni fertig machen, ihrem Alltag nachgehen und sich später wieder hier in der Wohnung treffen. Sie könnten zusammen kochen, Filme schauen, gemeinsame Unternehmungen planen. In den Nächten würden sie sich lieben, bevor am Morgen wieder alles von vorne beginnen würde. Eren seufzte traurig. So schön diese Vorstellung auch war, so unrealistisch war es, dass Levi sich in der näheren Zukunft auch nur annähernd auf so etwas einlassen würde. Auch wenn er sich jetzt viel Mühe gab, um auf Eren zuzugehen, wer weiß, wie lange es dabei bleiben würde? Eren schüttelte den lästigen Gedanken ab, putze er sich die Zähne und suchte danach seine Kleidung zusammen, die immer noch in der Wohnung verteilt lag. Levi schien immer noch zu schlafen und so dachte Eren, dass er das Frühstück für die beiden zubereiten könnte, um den anderen eine kleine Freude zu bereiten. Er sah sich in der Küche um und setzte einen Tee auf. Er fand einige Aufbackbrötchen in einem der Schränke, die er im Ofen zubereitete und stellte Marmelade, Wurst und andere Beläge, die er im Kühlschrank fand, auf den großen Esstisch. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass es bereits 6.30 Uhr war und er Levi langsam aus dem Bett scheuchen sollte. Doch dies erledigte sich, als er plötzlich Schritte im Flur hörte. Leicht verschlafen und nur mit seiner schwarzen Boxershorts bekleidet, sah Levi wahnsinnig sexy aus. „Guten Morgen, Levi.“, begrüßte Eren ihn, „Ich hab uns Frühstück gemacht. Ich hoffe, das ist okay für dich?“ Levi sagte nichts, doch schaute er zufrieden. „Hier, ich hab dir einen Tee gemacht!“, versuchte Eren die Stille zu brechen. „Danke Eren, das sieht alles sehr gut aus. Ich mach mich eben fertig und komm dann zurück. Ich wollte nur wissen, was der Lärm in meiner Küche zu bedeuten hat.“ Eren schaute beschämt zu Boden. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht stören.“ „Eren, bitte hör auf damit. Du störst mich nicht, ich habe mich nur gewundert, was du treibst. Und als ich dich hier gefunden und gesehen habe, was du hier für uns vorbereitet hast, war ich einen Moment sprachlos. Ich kenne so etwas nicht. Aber das heißt nicht, dass es mich stört. Und jetzt setzt dich und fang schon einmal an zu essen, ich bin gleich bei dir.“ Wenige Minuten später stand Levi wieder in der Küche. In aller Ruhe nahmen beide ihr Frühstück zu sich und machten sich im Anschluss für den Aufbruch fertig. Bevor sie die Wohnung verließen, fragte Levi: „Wann sehen wir uns wieder?“ Eren war erfreut und nicht minder überrascht, dass die Initiative von Levi ausging. „Unter der Woche arbeite ich immer dienstags und donnerstags nach der Uni, an den Tagen also nicht. Passt es dir Mittwoch? Sonst geht es erst wieder am Wochenende.“ „Mittwoch ist perfekt.“, erwiderte Levi lächelnd, „Ich hole dich nach Ende deiner Vorlesungen ab.“   Kapitel 15: Vacation -------------------- Die letzten zwei Wochen mit Levi waren großartig. Ein besseres Wort fiel Eren nicht ein. Sie trafen sich, wie besprochen, zweimal in der Woche, meist mittwochs und einen Tag am Wochenende, und beide hatten immer wieder neue Ideen für Unternehmungen, die sie miteinander machen konnten. Mal gingen sie ins Kino, ein anderes Mal trainierten sie zusammen im Fitnessstudio oder sie trafen sich gemeinsam im Café zum Reden. Am Ende ihrer Dates landeten sie immer wieder bei Levi und verbrachten dort die Nacht zusammen. Nachdem beide beschlossen hatten, dass sie keine anderen Sexualpartner außer den jeweils anderen haben wollten, ließen sich beide testen, damit sie in Zukunft auf die lästigen Kondome verzichten konnten. Eren war zufrieden. All die kleinen Anzeichen, dass Levi sich so schnell nicht wieder von ihm distanzieren würde, ließen die nagenden Zweifel, die er immer noch im Hinterkopf hatte, von Tag zu Tag geringer werden, wenn auch nicht ganz verstummen. Gedankenverloren schaute er auf sein Handy und sah, dass er eine Nachricht von Levi erhalten hatte. „Kann dich bis zum Wochenende nicht treffen. Haben ein neues Projekt und ich bin jeden Tag bis spät abends in der Firma.“ Erens Herz versetzte dies einen Stich. Gerade dachte er noch darüber nach, wie gut es lief und nun befürchtete er schon wieder das Schlimmste. Doch dann ging noch eine zweite Nachricht ein. „Fahren wir das Wochenende zusammen weg?“ Eren konnte kaum glauben, was er da las. War das etwa eine Einladung für einen Kurzurlaub mit Levi? Schnell tippte er seine Antwort. „Schade, dass es unter der Woche nicht klappt. Wo möchtest du denn hinfahren?“ Levis Antwort ließ nicht lange auf sich warten. „Hab ein kleines Ferienhaus. Bin da öfters, wenn mir die Arbeit zu stressig wird. Würde da gerne am Wochenende hin. Also, bist du dabei?“ Erens sprang vor Freunde auf. Ein ganzes Wochenende mit Levi! Auch, wenn er bis dahin erst die Woche an der Uni ohne ihn überstehen musste, so machte die Vorfreude auf das, was ihn danach erwarten würde, den Gedanken daran wieder wett. „Klingt super! Ich komme mit! Verrätst du mir noch, wo genau es hingeht?“ Dieses Mal musste Eren etwas länger auf Levis Antwort warten. „Kann ich dir noch nicht sagen, ist ein kleines Geheimnis. Lass dich einfach überraschen.“   Wie zu erwarten, zogen sich die Tage, bis zum Wochenende, hin, wie Kaugummi. Am Mittwoch Abend, als Eren mit einer Tasse Kaffee in der Küche saß, sprach Armin ihn an: „Triffst du dich heute gar nicht mit Levi?“ „Nein, wir sehen uns erst am Wochenende. Er hat gerade alle Hände voll zu tun mit einem neuen Projekt und hat daher vorher keine Zeit.“ „Schade. Eure Treffen scheinen dir wirklich gut zu tun. Eren, ich wollte mich noch entschuldigen. Als ihr eure regelmäßigen Dates vor zweieinhalb Wochen angefangen habt, war ich ihm gegenüber wirklich misstrauisch. Ich dachte, er lässt dich wieder gleich fallen. Aber anscheinend läuft es ja wirklich gut mit euch. Jedenfalls tut es mir wirklich leid, falls ich etwas Gemeines über ihn gesagt habe. Was genau macht ihr denn am Wochenende? Steht schon etwas fest?“ „Wir fahren weg. Er hat ein Ferienhaus- aber frag mich nicht wo, er sagt darüber nichts- und wollen dort ein paar Tage verbringen.“ „Was?“, kreischte Armin, „Wow! Das ist der Hammer! Ihr fahrt in den Urlaub? Das klingt, als würde es langsam ernst zwischen euch werden.“ „Ich weiß nicht, so sicher bin ich da nicht. Klar freue ich mich auf das Wochenende und die letzte Zeit mit Levi war wirklich toll, aber es klang so, als wäre Levi ohnehin öfter da und nun bietet es sich gerade an, dass ich mitkomme. Und als ich ihm vor zwei Wochen meine Gefühle gestanden habe, hat er auch nichts gesagt. Bis heute habe ich keine Antwort vom ihm dazu erhalten.“ „Oh Eren, jetzt bist du aber der, der alles negativ sieht. Dass er sich weiter mit dir trifft, obwohl er von deinen Gefühlen weiß, ist doch etwas Gutes. Das heißt, er hat kein Problem damit.“ „Kein Problem damit haben und dasselbe fühlen, sind zwei verschiedene Paar Schuhe.“, antwortete Eren seufzend und ließ seinen Kopf auf die Arme sinken, „Es stimmt, die Zeit mit ihm ist toll und er lässt mich auch näher an sich heran, was mich ungemein freut, aber unsicher bin ich noch immer, solange er sich dazu nicht äußert.“ „Vielleicht hat er ja deshalb den Urlaub geplant?“, sprach Armin nun ermutigend, „Du weißt schon... Wenn er aus sich heraus geht, dann an einem besonderen Ort mit der richtigen Stimmung.“ „Ja, kann sein, aber ich will mir da keine allzu großen Hoffnungen machen, sonst bin ich am Ende nur enttäuscht und kann die Zeit mit ihm gar nicht genießen.“ „Mikasa hat übrigens angerufen. Sie kommt in zwei Wochen zu Besuch, wenn die Weihnachtsferien beginnen.“ Eren schaute Armin erschrocken an. „Seit wann bespricht sie so etwas mit dir und nicht mit mir?“ Armin lächelte. „Seitdem du deinen Kopf in den Wolken hast. Du bist doch die letzten Wochen entweder in der Uni, bei der Arbeit oder bei Levi. Da wollte sie wohl nicht stören.“ „Warte!“, unterbrach Eren Armin nun im skeptischen Ton, „Woher weiß sie, dass Levi und ich uns regelmäßig treffen?“ Armin guckte schuldbewusst weg. „Ich hab es ihr erzählt. Alles, was war. Du weißt doch, dass sie sauer war, dass wir ihr nichts von Jeans und deiner Trennung erzählt haben. Deswegen wollte ich, dass sie dieses mal im Bilde ist, wenn... naja.... wenn wieder etwas schief geht.“ Eren vergrub das Gesicht in den Händen. Das darf doch nicht wahr sein! „Armin, dir ist schon klar, dass sie Levi die Hölle heiß machen wird, wenn die beiden sich treffen sollten? Vor allem, wenn sie alles weiß. Und das einzige, was ich noch weniger gebrauchen kann, als Mikase mit Wutausbrüchen, ist Levi, der sich in die Ecke gedrängt fühlt.“ „Entschuldige, Eren, darüber habe ich nicht nachgedacht. Ich dachte nur, ihr beiden wart euch doch mal so nahe und jetzt habt ihr kaum noch Kontakt. Sie sollte zumindest wissen, was bei dir gerade los ist.“ „Dass wir so wenig Kontakt haben, liegt an ihr. Sie ist ja so plötzlich weggezogen und hat sich danach kaum gemeldet.“, grummelte Eren nun trotzig. „Sie hat dir immer noch nicht gesagt, warum es so gekommen ist, hm? Wenn sie da ist, solltet ihr beiden euch aussprechen. Wird langsam Zeit.“ Eren guckte Armin fragend an, doch der drehte ihm schon den Rücken zu, um zu signalisieren, dass er nicht derjenige wäre, der Eren darüber aufklären würde.   Endlich war es Freitag. Levi hatte Eren wissen lassen, dass er ihn gegen 16 Uhr von zu Hause abholen würde, und so saß Eren nun auf gepackten Taschen im Flur und wartete auf das Läuten der Türklingel. Da Eren nicht wusste, wo ihre Reise hingehen würde, hatte er Kleidung für alle Eventualitäten gepackt. Es war zwar Winter, und so bestand der Hauptteil des Gepäcks aus passenden, dicken Klamotten, doch nahm er vorsichtshalber auch Badekleidung mit. Bei jemandem, wie Levi, wusste man ja schließlich nie, auf was man sich einstellen musste. Endlich hallte das lang ersehnte Geräusch durch die Wohnung und Eren stürmte sofort zur Tür, um sie zu öffnen. Bevor Levi ihn begrüßte, ließ er einen skeptischen Blick über Erens Gepäck wandern. „Hast du vor, auszuwandern?“ Eren verdrehte die Augen. „Nein, Levi, aber du hast mir doch nicht gesagt, wo es hingeht. Da hab ich halt für alle Fälle vorgesorgt. Wenn du mir sagst, wo es hingeht und was ich brauche, kann ich aber einen Teil hier lassen.“ „Warme Kleidung und vielleicht eine Badehose. Mehr brauchst du nicht. Alles andere hab ich vor Ort.“ Eren klopfte sich innerlich auf die Schulter, dass er an Badekleidung gedacht hatte und diese nun nicht erst suchen musste. „Okay, dann reicht es, wenn ich den Rucksack hier mitnehme.“, sagte er und mit einem Nicken deutete er auf das Gepäckstück, „Ich bringe nur eben den Rest zurück ins Zimmer.“ Levi wartete geduldig im Flur auf ihn und nach wenigen Minuten war Eren bereit zum Aufbruch. Beide verließen die Wohnung und stiegen in Levis Auto, nachdem Eren sein Gepäck verstaut hatte. Der Wagen setzte sich in Bewegungen und Levi steuerte den Weg zur Autobahn an. Anhand der Ausschilderungen konnte Eren erkennen, dass es in den Norden gehen würde. Das genaue Ziel würde ihm aber sicher bis zur Ankunft verborgen bleiben. Gute zwei Stunden, in denen die beiden hauptsächlich den Stimmen aus dem Radio lauschten, vergingen, bis Levi auf die Auffahrt eines kleinen, aber gut gepflegten, Hauses einbog. Sie waren ein kleines Stück nördlich von Flensburg, nahe der dänischen Grenze. Das Haus war abgelegen und nicht weit weg vom Ostseestrand. Im Sommer musste es hier toll sein. Doch nun wirkte der Anblick ziemlich trist. Der Garten lag brach, der Himmel war grau und auch der erste Schnee, der dem ganzen vielleicht noch eine gewisse Romantik eingehaucht hätte, ließ auf sich warten. Schnell entluden die beiden das Auto und gingen zur Haustür. Levi griff in seine Hosentasche und zog den Schlüssel heraus. Als die Tür sich öffnete, warf Eren einen langen Blick ins Innere. Das Haus war ähnlich eingerichtet, wie auch Levis Wohnung. Überall schienen Eren die selben Weiß-, Grau- und Schwarztöne entgegen, die ihm die letzten Wochen so vertraut wurden. Vom Flur aus ging eine Wendeltreppe, die in den oberen Stock des Gebäudes führte. Im unteren Bereich konnte Eren durch die geöffneten Türen die Küche, das Wohnzimmer und ein Badezimmer ausfindig machen. Zudem einen weiteren, verschlossenen Raum. Als Levi Erens Blick bemerkte, sprach er: „Dort geht es in den Keller. Ich habe ihn umbauen lassen. Jetzt ist dort mein eigener Wellness-Bereich mit Whirlpool und Sauna. Und einen kleinen Pool gibt es auch.“ Eren traute seinen Ohren nicht. „Darf ich es mir ansehen?“ „Später, Eren. Lass und erst einmal nach oben ins Schlafzimmer und die Sachen auspacken. Danach kannst du immer noch planschen gehen. Außerdem habe ich Hunger. Ich hoffe, die Haushälterin hat es noch geschafft, den Kühlschrank zu füllen.“ Haushälterin. Whirlpool. Sauna. Eren wurde wieder einmal unmissverständlich klar, dass die beiden in völlig verschiedenen Welten lebten. Während er mit seinem Geld gerade so um die Runden kam und sich seine Wohnung und sein Auto teilte, lebte Levi in einer riesigen Eigentumswohnung, hatte ein Ferienhaus und Bedienstete. Wie sollte er so das Gefühl, dass der andere ihn in der Hand hatte, jemals abschütteln können? Und wie sollte sich Levi so jemals in ihn verlieben, wenn die Unterschiede zwischen ihnen doch so deutlich waren? Missmutig schleppte sich Eren die Treppe hoch. Und auch hier konnte er nur staunen. Die ganze obere Etage war ein einziges, großes Schlafzimmer. An den Dachschrägen war ein großer Baldachin gespannt, der das Bett zierte, der Raum wurde durch Topfpflanzen geschmückt, in der Mitte des Raumes lag ein großer, flauschiger, weißer Teppich, der dazu einlud, es sich auf ihm gemütlich zu machen. Erst da fiel Eren der Kamin auf, der unweit des Teppichs stand. Es war kein großer Wandkamin, sondern ein kleiner, der mit Ethanol befeuert wurde. Nichts desto trotz, passte er perfekt ins Bild und sorgte für noch mehr Gemütlichkeit. Gegenüber des Kamins standen einige Kleiderschränke und Kommoden, ein großer Spiegel und eine Couch mit Kaffeetisch. Levi trat an Eren heran. „Gefällt es dir hier?“ Eren nickte. „Es ist wunderschön.“ Levi lächelte, doch legte sich dabei eine gewisse Traurigkeit um seine Augen. „In dem Haus habe ich damals mit meiner Mutter gewohnt. Ich habe es geerbt und als ich genug Geld hatte, habe ich es umbauen lassen.“ „Levi, darf ich dich etwas fragen?“, schoss es aus Eren heraus, „Du musst nicht antworten, wenn du nicht willst.“ „Frag schon.“ „Was hast du gemacht, als deine Mutter gestorben ist? Du sagtest, du warst noch jung. Also wo hast du gelebt?“, wollte Eren ehrlich interessiert wissen. „Zunächst war ich bei meinem Onkel. Aber das lief nicht lange gut. Wir sind uns in vielen Sachen zu ähnlich und das hat ständig zu Reibereien zwischen uns geführt. Als er mich beim Klauen erwischt hat, hat er mich vor die Tür gesetzt. Danach lebte ich ihm Heim, bis ich volljährig war. Dort habe ich auch Isabel und Farlan kennen gelernt. Wir hatten alle mehr oder weniger dasselbe durchgemacht. Vielleicht standen wir uns deswegen so nahe, wer weiß.“ Levis Miene wirkte nun melancholisch. Es waren Aussagen, wie diese, die Eren bewusst machten, dass Levi trotz allem, was er sich erarbeitet hatte und wie gut es ihm jetzt ging, eine noch viel schwerere Zeit durchlebt hatte, als er selbst. Er war in schwierige Umstände hinein geboren, erlitt viele Verluste und seine Jugend schien nicht die Leichteste gewesen zu sein. Trotzdem war er nun erfolgreicher Geschäftsmann und lebte ein Leben, von denen die meisten nur träumten. Und genau das spornte Eren an, auch weiter an sich zu arbeiten und seine eigenen Träume zu erfüllen. Er merkte nicht, dass sich seine Hand, wie von selbst, um seinen Kettenanhänger legte, der ein stummes Versprechen seines Vaters war, dass er all dies erreichen könnte. Und mit einem Mal fand Eren es auch nicht mehr schlimm, dass es scheinbar so viele Unterschiede zwischen den beiden gab. Denn Eren würde Levi irgendwann aufholen. Es würde noch dauern, ja, aber irgendwann wäre er ihm ebenbürtig. Kapitel 16: Truth ----------------- „Oi Eren, willst du deine Sachen nicht mal langsam auspacken?“, unterbrach Levi dessen Gedanken. „Oh... ja, richtig.“ Eren nahm den Rucksack in die Hand und schaute sich suchend im Raum um. „Du kannst die kleine Kommode neben dem Spiegel nehmen. Da sollte genug Platz sein.“, sprach Levi sanft zu ihm. Sogleich machte sich Eren daran, die wenige Kleidung, die er dabei hatte, säuberlich zu verstauen. Auch Levi nahm sich seiner Reisetasche an und legte seine Kleidung in einen der größeren Schränke. In kürzester Zeit waren beide fertig. „Wollen wir erst etwas essen oder willst du dir gleich den Wellness-Bereich anschauen?“, wollte Levi von Eren wissen. „Mein Magen knurrt schon eine Weile. Lass uns erst einmal schauen, was wir im Kühlschrank finden.“, antwortete dieser. Beide gingen langsam die Wendeltreppe hinunter und begaben sich in die Küche. Wie Levi es sich erhofft hatte, waren der Kühlschrank und die anderen Aufbewahrungsschränke mit lauter Köstlichkeiten und frischen Zutaten gefüllt. Eren warf einen Blick auf das, was sich ihm darbot und überlegte, was man aus den Inhalten zaubern könnte. „Magst du Lasagne? Sieht so aus, als hätten wir alles Nötige dafür vor Ort.“, war sein Vorschlag. „Wenn du sie machst, gerne.“, willigte Levi ein. Eren war glücklich. In seiner kleinen WG war er meist derjenige, der für seine und Armins Mahlzeiten zuständig war. Und Lasagne war seine Spezialität. Vielleicht wäre dies wieder ein kleiner Schritt, Levi von seinen Qualitäten zu überzeugen. Schnell nahm er die nötigen Zutaten und Kochutensilien aus den Schränken und machte sich ans Werk. Fix war das Hackfleisch angebraten und gewürzt, sowie die Tomatensoße gekocht. Im Wechsel mit den Lasagneplatten verteilte er die Inhalte in der Auflaufform, gab etwas Sauerrahm darüber und verteilte schließlich den Käse. Levi nahm derweil einen Lappen zur Hand und putze hinter Eren hinterher, der beim Kochen immer wieder Teile des Essens auf der Arbeitsfläche der Küche verteilte. „Levi, wieso machst du das?“ Levi sah ihn fragend an. „Na das!“, nickend deutete Eren auf den Putzlappen in Levis Hand, „Ich verstehe ja, dass du es ordentlich magst, aber da steckt doch mehr dahinter, oder? Ich habe das Gefühl, dass dich jedes bisschen Dreck aus der Fassung bringt.“ „Eren...“, seufzte Levi schwermütig, „Das ist ein langes und schwieriges Thema. Stell die Lasagne in den Ofen und dann gehen wir ins Wohnzimmer und reden. Und am besten nehmen wir noch einen Wein mit. Ich glaube, den werde ich brauchen, wenn ich es dir erzählen soll.“ Eren wurde bleich. Er fürchtete sich bereits jetzt vor Levis Ausführungen, vermutete ein anderes, dunkles Geheimnis dahinter, über das dieser nur selten sprach. Er öffnete den Ofen, schob die Lasagne hinein und schnappte sich schnell noch eine Flasche Wein aus der Küche, sowie zwei Gläser, bevor er zu Levi ins Wohnzimmer ging. Aus einer Schublade, die in den Kaffeetisch des Wohnzimmers integriert war, zog Levi einen Flaschenöffner, mit dem er den Wein öffnete. Im Anschluss füllte er die Gläser der beiden, nahm einen kräftigen Schluck und begann dann seine Geschichte: „Ich habe dir ja erzählt, dass meine Mutter sehr früh gestorben ist.“, Levi hielt kurz inne und nahm noch einen weiteren Schluck aus dem Glas, „Sie hatte sich bei ihrer Arbeit, ein paar Jahre nach meiner Geburt, mit HIV infiziert. Als Kind wusste ich das natürlich noch nicht. Es vergingen nur wenige Jahre, bis es bei ihr ausbrach. Ich sah, dass sie immer schwächer und kränklicher wirkte, konnte mir aber noch keinen Reim darauf machen. Ich war 10 Jahre alt, als ich sie tot in ihrem Bett fand. Ich weiß nicht, wie lange ich da saß und sie einfach nur anschaute, es kam mir so unwirklich vor. Mein Onkel, der mich später auch zu sich genommen hatte, kam zu Besuch und fand mich und sie. Ein Arzt wurde gerufen, um eine Untersuchung bei mir durchzuführen und ihren Tod festzustellen. Bei der Untersuchung klärte man mich, so gut es eben ging, über die Todesursache meiner Mutter auf. Sie beschrieben das alles sehr kindgerecht, erzählten mir von den Viren, diesen kleinen gefährlichen Dingern, die für das menschliche Auge unsichtbar waren und meiner Mutter das Leben gekostet haben. Wie die Krankheit übertragen wurde, haben sie dabei aber ausgelassen, was verständlich war. Alles, was ich in dem Moment noch spürte, war die Angst, dass ich auch krank werden und dann sterben würde. Die Viren könnten ja noch im Haus sein. Oder an mir. Und daher...-“ „Levi, bitte hör auf!“ Eren sah Levi nun unter tränennassen Augen an. „Bitte, hör auf! Das ist so furchtbar.“ Eren schlang seine Arme um Levi und zog ihn fest an sich. Ihm war egal, was der andere dachte. Er konnte ihn jetzt nicht weiter darüber sprechen lassen oder ihm mit dieser Erinnerung an seine Vergangenheit alleine lassen. Levi wirkte erst überrascht wegen Erens Gefühlsausbruch, ließ sich dann aber auf die Umarmung ein. Schweigend saßen sie da und genossen die tröstenden Berührungen des jeweils anderen. „Levi... ich... ich... ich muss dir was sagen.“, sprudelte es Eren heraus, noch bevor er über die Schwere der folgenden Worte nachdenken konnte, „Ich liebe dich. So wie du bist. Und mit allem, was du durchgemacht hast. Du musst dazu jetzt nichts sagen. Ich will nur, dass du es weißt.“ Wie Eren es erwartet hatte, blieb Levi stumm, doch zog dieser ihn noch fester und inniger an sich. Eren spürte, wie Levi ihm eine Träne aus dem Gesicht wischte, und als er zu ihm hoch sah, legten sich heiße, feuchte Lippen auf seine eigenen. Dieser Kuss war ganz ohne Begierde, er schenkte ihnen lediglich Trost in diesem Moment, der beide so aufwühlte. Eren löste sich als erster. „Ich glaube das Essen ist langsam fertig. Wollen wir mal nachsehen?“   Wie Eren gehofft hatte, war sein Essen der reinste Gaumenschmaus. Sogar Levi ließ sich einige Komplimente für die Kochkünste entlocken, was Eren ungemein freute. Die Stimmung zwischen den beiden hatte sich inzwischen wieder gefangen und beide konnten das angenehme Geplänkel miteinander, während des Essens, genießen. „Levi, ich will mir jetzt unbedingt mal die Sauna und den Whirlpool ansehen.“ „Dir ist schon klar, dass ich die Sauna erst einmal anheizen muss, bevor wir rein können?“ „Ja, aber so lange können wir ja in den Whirlpool gehen und uns dort die Zeit vertreiben. Na komm schon!“ „Ist gut. Räum die Teller weg, ich hole uns Handtücher und stell die Sauna an. Hast du schon einmal einen Aufguss mitgemacht? Wenn du willst, kann ich etwas für uns vorbereiten.“ „Nein, ich war noch nie in der Sauna, deswegen bin ich ja so gespannt. Was passiert beim Aufguss?“, fragte Eren neugierig. „Lass dich einfach überraschen.“, sagte Levi mit einem Schmunzeln. „Okay. Ich hol dann eben meine Badehose.“ „Wofür?“, fragte Levi verdutzt. Eren stockte kurz, aber dann wurde ihm klar, was Levi damit andeutete: Er wollte ihn nackt im Whirlpool und der Sauna für sich haben. Bei dem Gedanken wurden Erens Wangen rot. Levi drehte sich mit einem Augenrollen um und machte sich auf den Weg zu den Handtüchern. Im Weggehen murmelte er noch. „Bist halt doch noch ein Balg.“   Eren war begeistert von dem umgebauten Keller. Der große Raum war in dunkelgrauen Fliesen gehalten. Wenn man die Treppe hinunter ging, konnte man sofort den Pool erblicken. An dessen Rand waren Liegen zum Entspannen aufgestellt. Weiter hinten im Raum befand sich der Eingang zu der kleinen Sauna. Doch das Highlight war der Wintergarten mit Ausgang zur Terrasse. Eren war es zunächst nicht aufgefallen, aber an der Seite des Hauses war der Boden abgetragen worden, um so Platz für diese zu schaffen. Im Zentrum des Wintergartens stand der Whirlpool, und, obwohl er im Inneren des Raums stand, musste man, wenn man in ihn stieg, das Gefühl haben, unter freiem Himmel zu sein. Die Terrasse wurde durch Bodenlampen erhellt und so konnte Eren erkennen, dass sich an ihrem linken Rand eine luxuriöse Außendusche befand. Auf der rechten Seite führte eine Steintreppe den kleinen Abgang hoch, über die man den übrigen Teil des Gartens erreichen konnte. „Ich hoffe, ich habe nicht zu viel versprochen?“, wollte Levi von ihm wissen. „Hier ist es besser, als in jedem Hotel! Ich wünschte, wir könnten immer hier sein.“ Levi nahm dies mit einem Lächeln hin. Eren beobachtete, wie Levi die Handtücher ordentlich über eine der Liegen ausbreitete und sich dann seiner Kleidung entledigte. Einen Moment verweilte sein Blick auf dessen schönen Körper, bevor er sich zusammen riss und ebenfalls auszog. Er faltete seine Kleidung und legte diese dann zu Levis. „Den Whirlpool habe ich heute schon von der Haushälterin anstellen lassen. Mir war klar, dass du es dir nicht nehmen lassen würdest, so schnell es geht, hier rein zu kommen, nachdem ich damals gesehen habe, wie du auf meine Badewanne reagiert hast.“, bemerkte Levi. Beide stiegen in das heiße Wasser und nahmen nebeneinander Platz. Seufzend schloss Eren die Augen und genoss die Wärme und Entspannung. Das war definitiv noch besser, als die Badewanne! Levi drehte sich um, hielt den Oberkörper aus dem Wasser raus und nahm etwas vom Boden. Eren fragte sich kurz, was der andere dort tat, doch drehte sich dieser schon um und hielt zwei volle Weingläser in der Hand. „Die hab ich vorhin noch von oben mitgenommen. Die Flasche war ja schon angefangen und ich dachte, wenn wir es uns gut gehen lassen, dann richtig.“ Eren lächelte und nahm ihm ein Glas ab. Er überlegte, ob er mit Levi auf sie beiden anstoßen sollte, doch da ihre Beziehung, auch nach seinen wiederholten Gefühlsäußerungen, ungeklärt war und er sich nicht sicher war, wie viel davon Levi noch ertragen könnte, blieb er stumm und begann ohne weitere Worte zu trinken. Er rutschte tiefer in den Sitz, blickte zum Himmel über ihm, der inzwischen aufgeklart war, und ließ sich so eine Weile treiben. „Sag mal Levi, wann hast du eigentlich Geburtstag?“, fiel es ihm ein. „Am 25. Dezember.“, kam die schnelle Antwort. „Was? Aber das ist ja schon in zwei Wochen!“, schreckte Eren auf. „Ich lege auf die Feierlichkeiten keinen großen Wert. An Weihnachten haben die meisten Leute eh andere Sorgen. Die letzten Jahre habe ich mich nur mit ein paar Kollegen zum Essen getroffen, die familiär ungebunden sind.“, antwortete Levi nüchtern. Eren biss die Zähne zusammen. So gerne würde er Levi fragen, ob sie seinen Geburtstag zusammen verbringen würden, doch brachte er den Mut nicht auf. Stattdessen fragte Levi ihn nun: „Möchtest du dieses Jahr vorbei kommen?“ Erens Augen erhellten sich: „Unbedingt! Oh, aber meine Schwester kommt extra aus Berlin zu Besuch. Und Armin würde ich auch ungern alleine lassen. Seine Familie kümmert sich ja doch nicht um ihn. Kann ich sie mitbringen?“ „Die biestige Schwarzhaarige und der kleine Blonde? Naja, ohne sie wäre es schöner. Aber sicher. Ich will dich an Weihnachten nicht von deiner Familie trennen.“ Eren zog Levi an sich und drückte ihm einen dankbaren Kuss auf die Lippen. Er wollte sich schon lösen, doch Levi drückte ihn weiter fest an sich. Erst da bemerkte er den gierigen Blick, der in den Augen des anderen lag und er wurde sich der Situation bewusst, in der sie sich befanden. Dieser nahm Eren das Glas ab und stellte es dann, zusammen mit seinem, auf einer kleinen Ablagefläche in der Ecke des Whirlpools ab. „Dreh dich um, Eren“, säuselte Levi ihm ins Ohr. Eren tat, wie man ihm sagte, und kniete sich nun auf die Sitzfläche des Whirlpools und stütze sich mit den Handflächen am Rand ab. Levis Hände wanderten seinen Rücken entlang, immer wieder auf und ab, was ihm ein schmerzhaftes Kribbeln in der Lendengegend entlockte. Er spürte sanfte Bisse in seinem Nacken und geschickte Fingerspitzen, die nun von hinten nach seinen Brustwarzen griffen und diese immer wieder leicht zwirbelten und zwickten. „Levi...“, keuchte er auf, „Bitte, ich will dich spüren!“ Eren merkte, wie Levi in seinem Nacken lächelte. „Meinst du, es geht inzwischen ohne Vorbereitung?“ „Ja, bitte, mach schon!“, stöhnte Eren ungeduldig hervor. Mit seiner Erektion teilte Levi dessen Pobacken und ließ sich genüsslich in ihn hinein gleiten. Tatsächlich spürte Eren diesmal keinen Schmerz, sondern nur wohlige Wärme, die ihn von innen ausfüllte und seinen eigenen Penis zum Pulsieren brachte. Der Widerstand des Wassers federte Levis sonst so harte Stöße ab, was seine Treffsicherheit, in Bezug auf Erens empfindlichen Punkt, aber nicht minderte. Levi verschränkte seine Arme um dessen Brust und zog sich immer wieder stöhnend an ihn heran. Eine der Hände löste sich von Erens Brust und wanderte tiefer, immer weiter bis zu seiner harten Erektion, umschloss und massierte sie, bis dieser sich nicht mehr zurück halten konnte und seinen Höhepunkt erreichte, während er den Namen des anderen stöhnte. Wenig später war auch Levi soweit und gab sich seinem Orgasmus hin. Als beide wieder bei Atem waren, packte Levi Eren an den Hüften und zog ihn tiefer ins Wasser. „Na super, wegen dir kann ich jetzt das Wasser austauschen lassen.“, neckte er ihn. „Aber Levi, du wolltest doch-“, wollte Eren schon protestieren, doch da hörte er den anderen lachen. Ein richtiges Lachen. Er wusste, wie selten und kostbar dieser Augenblick war und sein einziger Wunsch in diesem Moment war, dass er dieses Lachen noch viel öfter zu hören bekäme. Kapitel 17: Doubts ------------------ Das restliche Wochenende verging, wie im Flug. Nachdem beide ausgiebig die Vorzüge der Sauna ausgekostet hatten, fielen sie erschöpft in die Laken. Am Samstag Morgen ließ Eren sich von Levi die schöne Altstadt Flensburgs zeigen und nachmittags unternahmen sie einen Ausflug zum Strand, auch wenn es zu kalt war, um im Meer baden zu gehen. An ihrem letzten Abend entspannten sie sich im Pool. Als sie ihre Abreise am Sonntag Vormittag antraten, fragte sich Eren, ob und wann sie hier wohl das nächste Mal herkommen würden. Kaum war er zu Hause angekommen und hatte die Tür hinter sich geschlossen, wurde er herzlichen von Armin empfangen, der ihn neugierig über das Wochenende ausfragte.   „Klingt, als hättet ihr eine tolle Zeit zusammen gehabt.“ „Das hatten wir wirklich. Da fällt mir ein, wir, also du, Mikasa und ich, sind zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen.“, erzählte Eren glücklich. „Was? Wir auch? Aber warum?“, fragte Armin erschrocken. „Er hat am 25. Dezember, also an Weihnachten, Geburtstag. Als er fragte, ob ich mit ihm feiern möchte, hab ich gesagt, dass ich euch an Weihnachten nicht alleine lassen kann. Deswegen seid ihr auch eingeladen.“ „Und darauf hat er sich wirklich eingelassen? Du scheinst ihn besser in der Hand zu haben, als du glaubst.“, bemerkte Armin analytisch. Eren dachte einen Moment darüber nach, dann antwortete er: „Es stimmt. Er macht inzwischen wahnsinnige Zugeständnisse. Und er ist viel aufgeschlossener, als früher.“ Armin lächelte kurz, doch wurde schnell wieder ernst. „An eurer Grundlage hat sich aber immer noch nichts geändert, oder? Er hat immer noch nicht über seine Gefühle geredet oder ob er eine Beziehung mit dir will?“ „Nein...“, stoß Eren seufzend aus, „Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn liebe, aber es kam wieder keine Antwort dazu. Ich meine... es ist okay... ich hab ihm gesagt, dass ich keine Antwort von ihm dazu erwarte und es mir in dem Moment auch nicht darum ging, aber...-“ „Du machst dir Sorgen, dass es sich nie ändern wird, stimmt's?“, flüsterte Armin mit tröstender Stimme. Wortlos nickend stimmte Eren Armins Schlussfolgerung zu. „Eren, du hast ein paar Möglichkeiten, aber wahrscheinlich werden dir die meisten davon nicht gefallen. Entweder du setzt ihn jetzt auf den Pott und nötigst ihn so dazu, sich zu dir zu bekennen oder das Weite zu suchen. Oder du beendest die Sache jetzt, bevor er dir weh tun kann. Und, wenn du ganz abgebrüht bist, kannst du ihn dir immer noch warmhalten und weiter suchen.“ „Das meinst du jetzt nicht ernst!“, rief Eren entsetzt. „Ich habe nicht gesagt, dass ich eine der Möglichkeiten besonders gut finde. Und auch nicht, wie ich moralisch dazu stehe. Ich habe dir nur deine Optionen aufgelistet.“, sagte Armin beschwichtigend, „Aber uns beiden ist doch klar, dass es früher oder später auf eine dieser Sachen hinaus laufen wird.“   Am Abend lag Eren alleine auf seinem Bett. Die Worte von Armin ließen ihn keine Ruhe finden. Ihm war klar, dass sie ihre Liebelei nicht ewig so fortsetzen könnten und er am Ende der war, der am meisten zu verlieren hatte. Doch genau so hatte er auch Angst vor Zurückweisung oder die Sache voreilig zu beenden. Und im Moment wirkten alle Optionen auf ihn so, als würden sie unweigerlich zu einer endgültigen Trennung von Levi führen. Und das war das, was er am allerwenigsten wollte. Wenn noch noch ein bisschen länger durchhalte, wird sich sicher alles so ergeben, wie es sollte. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf, schaffte er es endlich einzuschlafen.   Am nächsten Morgen fühlte sich Eren wie gerädert. Viel zu lange hatte er sich mit seinen Gedanken herumgequält, und entsprechend wenige Stunde hatte er geschlafen. Die Aussicht auf den langen Tag an der Uni machte seine Laune nicht besser. Nachdem er sich angezogen hatte, schleppte er sich müde in die Küche. Er setze einen Kaffee auf und bereitete sein Frühstück vor, als sein Handy in der Hosentasche vibrierte. Am Display sah er, dass es eine Nachricht von Levi war. „Sehen wir uns Mittwoch wieder? Das neue Projekt hält mich immer noch gefangen, aber ich könnte mir den Tag ab nachmittags frei nehmen.“ Eren freute sich, dass Levi sich nach dem Wochenende zuerst bei ihm gemeldet hatte. Fix tippte er eine Antwort. „Hallo Levi! Gerne. Hast du schon an etwas Bestimmtes gedacht?“ Nur wenige Augenblicke später erhielt er eine neue Nachricht. „Warst du schon einmal klettern? Es gibt da eine Halle, in der ein Hochseilparcours aufgebaut ist. Da wollte ich schon lange mal hin.“ Eren überlegte. Mit Klettern hatte er bisher keine Erfahrungen gemacht, aber neugierig darauf war er schon. „Bin dabei. Holst du mich nach der Arbeit ab?“ „16 Uhr. Zieh dir was Passendes an.“   Wie zu erwarten, zog sich der Uni-Alltag, vor allem durch Erens Übermüdung, viel zu lange hin. Am Abend fiel ihm ein, dass er noch etwas Wichtiges zu erledigen hatte. Er musste immer noch ein Geschenk für Levi zu dessen Geburtstag finden. Da sie nicht in einer Beziehung waren, schloss er etwas zu Persönliches, wie Schmuck, komplett aus. Es durfte nicht zu teuer sein, schließlich war er Student. Und doch sollte es etwas Einmaliges sein, was er von niemand anderen bekommen könnte. Und Levi sollte es auch im Alltag benutzen können. Bloß nicht irgendetwas, was nur im Schrank verstaubt. Lange zerbrach er sich den Kopf, bis ihm endlich eine Idee kam. Schnell zückte er sein Smartphone und wählte Mikasas Nummer. „Mikasa! Schön dich zu hören. Ich weiß, ich habe mich lange nicht gemeldet. Hör mal, ich hab eine Bitte an dich...-“   Endlich waren die Weihnachtsferien angebrochen. Es war der 22. Dezember und Mikasa war gerade aus Berlin angereist und wurde herzlich von Armin und Eren begrüßt. „Wie schön, dass du endlich wieder hier bei uns bist. Du musst wirklich öfter zu Besuch kommen!“, sagte Armin glücklich. „Armin hat Recht, du hast dir wirklich lange Zeit gelassen. Hast du das mitgebracht, worum ich dich gebeten habe?“, wollte Eren von Mikasa wissen. „Alles in meiner Tasche. Eren, wollen wir kurz in dein Zimmer? Dann kannst du es dir in Ruhe ansehen, falls ich noch etwas ändern soll.“ „Gerne. Ich wollte sowieso noch unter vier Augen mit dir sprechen.“ Armin wusste, dass Eren auf ihr Gespräch von ein paar Wochen anspielte, bei dem er zu Eren meinte, dass er und Mikasa sich endlich aussprechen sollten. Daher schnappte er sich schnell noch ein Getränk aus der Küche, verabschiedete sich mit einer flüchtigen Ausrede von den beiden und ging auf sein Zimmer. Auf Erens Zimmer angekommen, eröffnete Mikasa das Gespräch. „Ich hab den Pullover so gemacht, wie du ihn haben wolltest. Ich hoffe, der Stoff ist in Ordnung für dich? Ich hab Cashmere genommen. Ich dachte, es passt zu ihm.“ Eren beäugte das schwarze Stück Stoff vor ihm genau. „Er ist perfekt. Das Geld für den Stoff und deinen Arbeitsaufwand kriegst du natürlich wieder.“ Eren konnte Levis Größe zwar nur erahnen und Mikasa daher nur ein ungefähres Maß geben, aber von allem, was er sah, musste der Pullover passen. Auf der linken Brustseite fiel ihm eine filigrane Stickerei auf. Erstaunt schaute er Mikasa an. „Was hat es damit auf sich?“ „Oh, das habe ich dir noch nicht erzählt. Nach dem Studium möchte ich mein eigenes Modelabel gründen. Das ist sozusagen mein Markenzeichen. Was sagst du dazu?“ Zärtlich fuhr Eren mit den Fingerspitzen über die zwei gekreuzten Flügel. „Ich... wow... ich finde es großartig! Wann hast du dir das überlegt?“ Mikasa nestelte nervös an ihrer Kleidung und Eren merkte, wie schwer es ihr fiel, seine Bewunderung anzunehmen. „Noch nicht so lange.“, sagte sie schließlich, „Ich hatte im letzten Semester eine tolle Dozentin, die sehr überzeugt von meiner Arbeit war. Sie hat mich dazu ermutigt. Und das Logo... naja, wie soll ich sagen... es soll mich an meine Unabhängigkeit erinnern. An all das, was ich mir inzwischen alleine aufgebaut habe.“ Eren verstand nicht ganz, was Mikasa damit andeutete. „Mikasa, was genau meinst du damit? Du warst doch schon immer wahnsinnig stark und unabhängig. Ich hatte nie das Gefühl dass...-“ „Eren!“, unterbrach sie ihn, „Hast du dich nie gefragt, warum ich nach der Schule aus Hamburg weggezogen bin und den Kontakt mit dir gemieden habe?“ Eren erwischte diese Aussage eiskalt. Natürlich hatte er es sich oft gefragt, doch sah er keinen Zusammenhang mit sich. Bis jetzt. Vorsichtig fragte er: „Es war wegen mir?“ Mikasas Gesicht spannte sich an. Sie nahm ein paar tiefe Atemzüge, bevor sie ihre Antwort gab. „Ja, das war es.“ Sie senkte ihren Blick, um bei ihrer Ausführung Eren nicht in die Augen sehen zu müssen, und sprach dann weiter: „Du hast es wahrscheinlich nicht mitbekommen, aber ich war früher sehr verliebt in dich. Ich weiß noch, als du damals 15 warst, da hattest du mal kurz eine Freundin. Ich war fürchterlich eifersüchtig auf sie und da fiel es mir auf.“ Eren erinnerte sich. Sie war damals seine erste und einzige Freundin. Als sie nach einigen Monaten miteinander schlafen wollten, stellte Eren fest, dass ihn weibliche Körper nicht erregten. Und so endete dieser Versuch in einer riesigen Katastrophe. Beide waren danach so beschämt, dass sie ihre Beziehung auf der Stelle beendeten. „Als ihr euch dann getrennt habt, habe ich mir wieder Hoffnungen gemacht.“, sprach Mikasa weiter, „Aber du hast danach ja keine Frau mehr an dich heran gelassen. Und als du dann Jean während deines FSJ im Krankenhaus kennen gelernt hast, hast du plötzlich nur noch von ihm geredet. In dem Moment wurde mir Einiges klar. Ich wusste, dass ich bei dir keine Chance haben würde, weil du an mir als Frau niemals Interesse haben würdest. Irgendwann habt ihr dann euren kleinen Campingausflug geplant und seid als Paar zurückgekehrt. Es brach mir das Herz, aber gleichzeitig fiel mir auch eine riesige Last von den Schultern. Von da an konnte ich endlich für mich leben. Ich hab dich nicht mehr über alles andere gestellt, sondern angefangen an mich zu denken und meine eigenen Träume zu verwirklichen. Ich war frei. Und dafür steht mein Logo.“ Eren war sprachlos. Warum hatte er das nie bemerkt? „Jetzt guck nicht so, Eren. Es ist okay, wirklich. Ich habe das hinter mir gelassen. Außerdem gibt es da jetzt jemanden in Berlin, der mir viel bedeutet. Darum kann ich auch nicht die ganzen Ferien hier sein. Am 2. Weihnachtsfeiertag reise ich wieder ab, wenn das für dich und Armin in Ordnung ist. Viel wichtiger ist: Wie läuft es mit dir und Levi? Behandelt er dich gut?“ Bei der Erwähnung des Namen, kehrte das Lächeln ins Erens Gesicht zurück. „Ich kann nicht klagen.“, sagte er mit verschwörerischem Grinsen, „Vor gut einer Woche hat er mir gezeigt, wie man klettert. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht. Und er ist so verdammt gut darin. Du müsstest mal sehen, wie elegant und schnell er den Parcours bewältigt hat. Und der Urlaub mit ihm war traumhaft. Ich bin so glücklich, wenn wir zusammen Zeit verbringen. Es ist ganz anders, als damals mit Jean. Und ehrlich gesagt freue ich mich richtig darüber, dass ihr ihn jetzt auch besser kennen lernen dürft.“ Mikasa schmunzelte. „Ich verstehe immer noch nicht ganz, was du in ihm siehst, aber wenn er dich glücklich macht, bin ich es auch. Aber falls er dir doch weh tun sollte, dann gnade ihm Gott! Du bist, wie mein Bruder und dazu mein bester Freund. Und ich lass nicht noch einmal zu, dass man dich verletzt.“ Mikasa zog Eren an sich und gab ihm einen geschwisterlichen Kuss auf die Wange. „Du weißt, wie ich das meine, oder?“, fragte sie vorsichtig. Eren nickt zögerlich. „Ich hoffe, dass es nicht nötig sein wird. Die letzten Wochen mit ihm liefen wirklich gut und ich möchte, dass es so bleibt.“, sagte Eren mit fester Stimme, „Aber jetzt erzähl du mir doch mal von deiner besonderen Person in Berlin. Wer ist der Typ?“   Nachdem sie die letzten Tage mit den übrigen Weihnachtseinkäufen und Besuchen auf dem Weihnachtsmarkt verbracht hatten, ließ sich Eren am Abend des 24. Dezembers von Levi abholen. Das eigene Auto nahm er nicht, damit Armin und Mikasa es am nächsten Tag nehmen konnten, um zur Geburtstagsfeier zu fahren. „Und, haben dir deine Freunde etwas Schönes geschenkt?“, wollte Levi von Eren wissen. „Ja, allerdings.“, sagte Eren glücklich, „Mikasa hat mir ein Fotoalbum mit Bildern von uns als Kindern geschenkt. Ich wusste gar nicht, dass es so viele Fotos von uns gibt. Und von Armin habe ich ein paar Bücher bekommen, die ich schon lange lesen wollte.“ Eren fiel ein, dass er zwar ein Geburtstagsgeschenk, aber kein Weihnachtsgeschenk für Levi hatte. Er ärgerte sich selbst über seine Nachlässigkeit und hoffte, dass Levi es ihm nicht übel nehmen würde. Wie, um ihn zu testen, fragte Eren daher: „Sag mal, Levi, wir haben nicht darüber gesprochen, als wir uns die letzten Male gesehen haben, aber wir schenken uns doch nichts zu Weihnachten, oder?“ „Ich hab dir mal gesagt, dass ich nicht sonderlich viel Wert auf diese Feierlichkeiten lege, Eren. Es ist mir ziemlich egal, ob du ein Geschenk für mich hast oder nicht.“, Levi seufzte, als er sich seiner schroffen Aussage bewusste wurde, und setzte dann sanfter wieder an, „Entschuldige, so habe ich das nicht gemeint. Ich wollte sagen, ich erwarte es einfach nicht von dir. Wenn du etwas hast, würde es mich freuen, aber wenn nicht, wäre ich auch nicht enttäuscht oder böse.“ „Hast du denn etwas für mich?“, fragte Eren jetzt neugierig. „Ja, das habe ich. Es ist aber nichts Besonderes. Als ich bei dir war, ist mir aufgefallen, dass du etwas Bestimmtes gebrauchen könntest und das habe ich dir besorgt.“ Eren war erleichtert. Wenn es sich bei Levis Geschenk an ihn nur um eine kleine, praktische Sache handelte, war es nicht so schlimm, wenn er diesem nichts schenken konnte.   „Was, bitte, ist für dich 'nichts Besonderes'?“ Eren war erschrocken, als er Levis Geschenk für ihn ausgepackt hatte. Vor ihm stand ein nigelnagelneuer Computer einer namhaften Firma samt Zubehör. „Eren, ich habe die alte Mühle bei euch in der WG stehen sehen. Du kannst froh sein, dass das alte Teil überhaupt noch hochfährt. Und die Festplatte gibt sicher auch bald den Geist auf. Stell dir einmal vor, das passiert dir, während du an deiner Doktorarbeit schreibst. Ich kann das nicht verantworten. Und außerdem hat er mich nur Kleingeld gekostet. Kein Grund, ein schlechtes Gewissen zu haben. Von den Dingern kaufen wir alle paar Monate neue für unsere Firma.“ „Levi, ich weiß nicht, was ich sagen soll.“ „Wie wäre es mit 'Danke'? Eren stürzte sich in Levis Arme. Das Geschenk mochte vielleicht nicht gerade das Romantischste sein, aber dennoch war es wohlüberlegt und Eren hätte es sich niemals alleine leisten können. „Vielen Dank, Levi. Ich weiß gar nicht, ob ich das annehmen kann oder sollte. Aber alleine, dass du an mich und meine Zukunft gedacht hast, bedeutet mit wahnsinnig viel.“ Zärtlich strich Levi Eren die Strähnen aus dem Gesicht und hauchte ihm einen unschuldigen Kuss auf die Lippen. „Ich hab' es gerne getan“, raunte er in Erens Ohr. Eren kannte diese Stimmlage von Levi inzwischen ganz genau und wusste, wozu dies führen würde. Sanft legte er seine Hand um das Gesicht des anderen und zog ihn näher zu sich, um ihm in die Augen zu sehen, bevor beide sich innig küssten und sich gegenseitig die Kleidung vom Leib streiften.   Am nächsten Morgen achtete Eren darauf, vor Levi wach zu werden. Zu seinem Geburtstag wollte er ihn verwöhnen, und so stand er extra pünktlich auf, um das Frühstück zuzubereiten und Tee aufzusetzen. In der Küche des anderen kannte er sich bereits gut aus und wusste, wo er die passenden Lebensmittel fand. Das Geburtstagsgeschenk für Levi legte er auf den Esszimmertisch an den Platz, an den sich dieser bisher jedes Mal bei ihren Treffen gesetzt hatte. Als Eren alles vorbereitet hatte, hörte er auch schon Levis Schritte, die sich ihm näherten. Mit seinem breitesten Lächeln wandte sich Eren um und betrachtete ihn. Er sah unverschämt gut aus. Die Haare waren noch wirr von der Nacht, was Levis Aussehen etwas Wildes verlieh, der Oberkörper war unbekleidet und die Pyjamahose, die er trug, hing tief auf seinen Hüften und ließ erahnen, was sich darunter verbarg. Langsam schritt Eren auf ihn zu und nahm ihn bei den Händen. „Happy Birthday, Levi!“, hauchte er ihm ins Ohr, „Ich habe uns Frühstück gemacht.“ Levi schaute sich verwundert um und entdeckte dann das kleine Päckchen, das auf dem Esszimmertisch lag. „Ich... ähm, danke. Was ist das?“, fragte Levi und deutete nickend auf das Geschenk. Eren wurde verlegen. „Das ist dein Geburtstagsgeschenk von mir. Ich weiß, es ist dir nicht sonderlich wichtig und es war nicht so teuer, wie dein Geschenk an mich, aber ich wollte dir zumindest eine kleine Freude bereiten.“ „Darf ich es auspacken?“, wollte Levi wissen und Eren fiel auf, dass dieser dabei seltsam glücklich erschien. „Ähm, ja, natürlich, deswegen liegt es ja da.“ Mit fließenden Bewegungen ging Levi auf den Tisch zu und hob vorsichtig das kleine Paket an. Beinahe zärtlich strich er über das Papier, bevor er langsam die Schleife öffnete und das Klebeband entfernte. Er warf einen zögerlichen Blick ins Innere und nahm das schwarze Stück Stoff heraus. Levi breitete es in den Händen aus und konnte nun erkennen, worum es sich dabei handelte. „Ich hoffe, die Größe stimmt. Ich konnte ja nur schätzen.“, sagte Eren und kratze sich am Hinterkopf. „Wo hast du den her?“, war Levis erste Frage. „Oh, den habe ich bei Mikasa in Auftrag gegeben. Ist ein Einzelstück, das sie nach meinen Vorgaben angefertigt hat. Den Stoff hat allerdings sie ausgesucht. Mikasa kennt sich mit so etwas besser aus, als ich. Ich glaube, ich hatte das nie erwähnt, aber sie studiert Modedesign, und wie ich vor Kurzem erfahren habe, wird sie bald ihr eigenes Label gründen.“ Kurzerhand zog sich Levi den Pullover über den Kopf und der zarte Stoff schmiegte sich angenehm passend an seinen Körper an. Der V-Ausschnitt betonte seine kräftige, männliche Brust und der enge Schnitt brachte die gut trainierte Bauchmuskulatur zum Vorschein. Eren konnte nicht anders, als Levi anzustarren, so verführerisch war dessen Anblick. „Er steht dir wirklich unglaublich gut.“, sprach er leise und schüchtern. Levi kam auf Eren zu und nahm ihn fest in die Arme. Er drückte ihm einen sanften Kuss auf die Wange und sagte dann: „Vielen Dank, Eren. Es ist ein wunderbares Geschenk. Ich glaube, ich möchte den Pullover heute Abend auf der Feier tragen, wenn dir das recht ist.“ Als Levi sich löste, deutete er auf das kleine Symbol im Brustbereich des Pullovers. „Hat das eigentlich irgendeine Bedeutung?“ Eren erstarrte und ihm schoss sofort das Blut in die Wangen. Stotternd antwortete er: „Ähm, ja, hat es. Das ist das Markenzeichen von Mikasa. Aber die Geschichte dazu lässt du dir besser von ihr erzählen.“ Eren musste wieder darüber nachdenken, was Mikasa ihm vor ein paar Tagen offenbart hatte. Es war ihm immer noch unangenehm, dass die Person, die für ihn so lange wie eine kleine Schwester war, solche Gefühle für ihn gehegt hatte und es ihm nicht einmal aufgefallen war. „Na, das muss ja eine wahnsinnig gute Geschichte sein, wenn du alleine beim Gedanken daran rot wirst.“, triezte Levi Eren, „Ich lass sie mir heute Abend gerne von ihr erzählen.“ Die Zeit bis zum Abend verbrachten die beiden mit der Vorbereitung der Feierlichkeiten am Abend. Zusammen bereiteten sie die köstlichen Speisen für die Gäste zu, schmückten die Wohnung, die bisher viel zu kahl und unpersönlich für Erens Empfinden war, und schenkten die Gläser für den Sektempfang ein. Es war bereits 17 Uhr, als sie mit allem fertig wurden, und die ersten Gäste würden in einer halben Stunde ankommen. Eren war ungemein gespannt auf die Mitarbeiter von Levi. Bisher kannte er nur Hanji persönlich, die er bereits in Herz geschlossen hatte, und er konnte nur hoffen, dass die anderen genauso liebevolle Menschen waren. Kaum beendete er diesen Gedanken, klingelte es auch schon an der Tür. Eren schnappte sich eines der Tabletts mit den Sektgläsern und begleitete Levi damit zur Eingangstür der Wohnung. Schon am schrillen Klang der Stimme, konnte er erkennen, wer der erste Gast war. „Leeevi! Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz! Oh, und Eren! Wie schön, euch zusammen zu sehen! Du hättest dich ruhig mal melden können. Hab ja gar nichts mehr von dir gehört in der letzten Zeit.“ Beherzt nahm sie erst Levi und dann Eren in den Arm, bevor sie sich eines der vollen Gläser vom Tablett schnappte und einen kräftigen Schluck nahm. „Was habt ihr die letzten Wochen gemacht? Eren, du musst es mir sagen, Levi spricht ja nicht mit mir darüber.“, sprach sie weiter und warf Levi dabei einen gespielt beleidigten Blick zu. Eren konnte nicht anders, als zu lachen. „Hanji, alles zu seiner Zeit. Jetzt komm erst einmal richtig rein und wenn wir später ein paar Minuten haben und es für Levi in Ordnung ist...“, Eren unterbrach den Satz, um diesen anzusehen und sich das Einverständnis vom ihm zu holen. Als Levi ihm zunickte, fuhr er fort: „Dann werde ich dir gerne berichten, was wir die letzten Wochen alles gemacht haben.“ Es dauerte nicht lange, dann trudelten auch die anderen Gäste nach und nach ein. Zuerst kamen Mikasa und Armin, die Levi eine teure Flasche Whiskey überreichten und ihm höflichen die besten Wünsche zum Geburtstag ausrichteten. Danach trat eine Gruppe von drei Männern und einer Frau ein, die Eren bisher nicht kannte. Sie stellten sich bei ihm als Eld, Oruo, Gunther und Petra vor und waren die bereits angekündigten Mitarbeiter von Levi. Der letzte Gast, der die Feier erreichte, war Erwin, den Eren bereits vom Namen her kannte. Dieser sah aus, als wäre er einem Modemagazin entsprungen. Eren schätze ihn wenige Jahre älter, als Levi. Er war groß und gut in Form. Die blonden Haare lagen perfekt und von den blauen Augen ging ein gefährliches Funkeln aus. Nachdem er Levi, seine Glückwünsche überbrachte, wandte er sich an Eren. „Hallo! Ich glaube, wir kennen uns noch nicht. Ich bin Erwin, der Geschäftspartner von Levi. Und du bist...?“ „Eren. Freut mich.“, sagte dieser mit einem Lächeln. „Eren, hm.“, erwiderte Erwin und senkte seine Stimme nun, „Levi hat nie von dir erzählt. In welchem Verhältnis steht ihr beiden denn zueinander?“ Autsch. Die Aussage versetzte Eren einen Stich ins Herz. Ihm war Erwin von Levis Erzählungen bereits bekannt. Dass Eren im Gegenzug aber von Levi gegenüber diesem, wie es schien, nicht erwähnt wurde, machte ihm zu schaffen. Schließlich sagte Levi selbst, dass er Erwin zu seinen engsten Vertrauten zählte. Ich bin Levis kleines, schmutziges Geheimnis. Ihm war klar, dass er Erwin nicht die ganze Wahrheit über ihn und Levi erzählen konnte, wenn dieser bisher kein Wort über ihn verloren hatte, und so schluckte er seinen Schmerz hinunter und antwortete souverän: „Wir sind gute Bekannte. Levi und ich haben uns vor einigen Wochen kennen gelernt und seitdem hin und wieder getroffen.“ Eren sprach bewusst leise, damit Levi die Unterhaltung zwischen ihnen nicht mitverfolgen konnte. „Oh, und das Mädchen und der blonde Junge dort, sind das deine Freunde?“, setzte Erwin das Gespräch fort. „Um genau zu sein, meine Schwester und mein bester Freund, aber ja. Levi war so nett und hat sie auch eingeladen, damit wir Weihnachten nicht getrennt feiern müssen.“, antwortete Eren und blieb dabei weiter höflich, doch konnte er das ungute Gefühl, dass ihn bei Erwin überkam, nicht abschütteln. Dass Levi sich bei seinen anderen Gästen aufhielt und ihm keines Blickes würdigte, machte die Situation für ihn nicht leichter. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht? Er hätte nicht zu der Feier kommen sollen. Außer Hanji, Armin und Mikasa wusste niemand von ihm und Levi. Und was hätte er auch antworten sollen, wenn jemand gefragt hätte? Dass er Levis Toy Boy war? Sein Gelegenheitsfick? Eren kam sich unglaublich dumm vor. Das alles war eine verdammte Schnapsidee! „Entschuldige mich, Erwin. Ich muss kurz an die frische Luft. Ich glaube, der Sekt bekommt mir nicht.“ Mit diesen Worten ließ Eren ihn stehen und schlich sich, unbemerkt von den anderen, aus der Wohnungstür. Kapitel 18: Confessions/ Levi IV -------------------------------- Levi war gerade in ein Gespräch mit Hanji über die letzten Entwicklungen der Firma vertieft, als er ein zögerliches Tippen auf seiner Schulter bemerkte. Verwundert drehte er sich um und sah Erens besten Freund Armin hinter sich stehen. „Levi, ähm, ich hoffe es ist okay, wenn ich 'du' sage. Aber hast du Eren irgendwo gesehen?“, fragte dieser zögerlich. „Was meinst du? Er war doch eben noch bei Erwin.“ Levi sah sich nach Erwin um, der nach wie vor dort stand, wo er ihn zuletzt mit Eren gesehen hatte, jedoch war dieser nicht mehr bei ihm. „Armin, hast du mal nachgeguckt, ob er vielleicht auf der Toilette ist?“, fragte Levi und war nun wirklich verwundert. „Da komme ich gerade her. Ich, ähm... ich wollte nicht schnüffeln, aber ich habe mir Sorgen gemacht und bin durch die Zimmer gegangen, aber ich konnte ihn nirgends finden. Gibt es hier noch einen Balkon oder so etwas, wo er sein könnte?“ Langsam wurde Levi unruhig. Hatte er irgendetwas verpasst? War etwas geschehen? Schnell zog er sein Handy aus der Hosentasche und wählte Erens Nummer, bekam aber nur die Ansage der elektronischen Stimme, dass die Nummer zur Zeit nicht erreichbar wäre. Da stimmt doch etwas nicht! „Armin, ich glaube wir haben ein Problem. Sein Handy ist aus und wenn er nicht mehr in der Wohnung ist, muss etwas passiert sein. Versuch bitte weiter bei ihm anzurufen, ich schaue mich draußen vor dem Haus um. Und wenn du ihn erreicht hast, sag mir sofort Bescheid.“ Armin nickte. Flugs schnappte sich Levi seine Jacke und eilte durch den Flur, als er dort von einer Hand an seiner Schulter gestoppt wurde. „Wo willst du hin?“ Er drehte sich um und sah in die finsteren Augen Mikasas. „Dein Bruder ist abgehauen. Ich weiß nicht, was geschehen ist, aber irgendetwas muss vorgefallen sein, dass er die Party verlassen hat. Ich hoffe, er ist noch in der Nähe. Ich muss eigentlich nicht fragen, aber hilfst du mir bei der Suche?“ Mikasas Augen wurden dunkel und ihre Mundwinkel spannten sich an. „Was hast du getan?“, fuhr sie Levi wütend an. „Beruhige dich! Ich sagte doch, ich habe keine Ahnung, was geschehen ist. Ich habe mit meiner Kollegin geredet und plötzlich ist er verschwunden. Also, hilfst du mir nun?“ Mikasas Gesichtszüge entspannten sich ein wenig. „Warte kurz auf mich!“, rief sie Levi zu, um etwas später mit ihrer Jacke zurückzukehren. Beide verließen schnellstmöglich die Wohnung, um den Bereich um das Haus herum abzusuchen. „Das Auto steht noch hier, also kann er nicht allzu weit gekommen sein!“, rief Mikasa Levi zu. Levi nahm dies nickend zur Kenntnis. Sie liefen die Straße auf und ab, doch von Eren fehlte weiter jede Spur. Enttäuscht brachen beide nach einer Weile die Suche ab. „Er ist nicht mehr hier.“, sprach Levi resigniert, „Mikasa, ich möchte dich ungern rausschmeißen, aber ich denke, es ist am wahrscheinlichsten, dass Eren nach Hause gegangen ist. Würdest du Armin und Hanji mitnehmen und nachsehen? Ich muss zurück zu der Feier und den anderen Gästen Bescheid geben, dass die Party erst einmal beendet ist. Wenn ihr Eren gefunden habt, komme ich sofort nach und kläre alles Weitere mit ihm.“ Mikasa gab sich einverstanden mit diesem Vorschlag. Sie rief Armin an und schilderte ihm die Situation. Wenige Minuten später stand dieser zusammen mit Hanji an der Haustür. „Meldet euch sofort bei mir, wenn ihr ihn habt.“, rief Levi ihnen zu, bevor er zurück in seine Wohnung ging. Noch immer war ihm unklar, wieso Eren die Feier verlassen hatte. Sein letzter Anhaltspunkt war Erwin, der mit Eren sprach, bevor dieser verschwand. Was hat er ihm gesagt? „Alle herhören! Die Party ist beendet!“, rief Levi laut, als er seine Wohnung betrat. Enttäuschtes Murmeln trat ein, als er sich seinen Gästen näherte. „Levi! Ist irgendetwas vorgefallen? Warum beendest du dir Feier so früh?“, wollte Petra mit besorgtem Gesicht wissen. „Das weiß ich selbst noch nicht genau, aber ich werde es gleich heraus finden.“, antwortete dieser mürrisch und warf Erwin über den Raum einen bösen Blick zu, bevor er sich aus dem Gespräch mit Petra löste und eben diesen ansteuerte. „Erwin, du bleibst hier. Wir beide müssen uns mal dringend unterhalten, wenn die anderen weg sind.“, zischte er ihn böse an, woraufhin dieser ihm einen undurchdringlichen Blick zuwarf, aber still blieb. Nach und nach verließen die Gäste die Wohnung und als nur noch Erwin übrig war, orderte Levi ihn an, sich an den Esstisch zu setzen, während er mit verschränkten Armen an der kurzen Seite des Tisches stehen blieb. „Erwin, was hast du zu Eren gesagt?“, fragte Levi kühl. „Was soll ich zu ihm gesagt haben? Wir haben uns nur kurz einander vorgestellt.“ „Lüg' mich nicht an! Du musst etwas gesagt haben, wenn er nach dem Gespräch mit dir einfach die Flucht ergreift. Also sag mir jetzt endlich, worüber ihr gesprochen habt!“ Levi konnte seine Wut über Erwins gleichgültiges Verhalten kaum im Zaum halten. „Levi, ich habe ihn nur an seinen Platz verwiesen.“, brach es nun aus Erwin heraus. „Was zur Hölle meinst du damit?“ Levis Augen formten sich zu Schlitzen und ein dunkler Schatten legte sich über sie. „Was genau willst du von ihm? Er ist doch viel jünger als du. Aber plötzlich spaziert er in dein Leben und du machst all diese Dinge mit ihm. Du gehst früher von der Arbeit um dich mit ihm zu euren 'Dates' zu treffen, du fährst mit ihm in den Urlaub, du lädst ihn und seine Freunde sogar auf deine Geburtstagsfeier ein. Wenn du dir schon jemanden dafür suchst, warum dann nicht mich? Wir kennen uns so lange. Denk an all das, was wir zusammen erlebt haben. Als Isabel und Farlan ermordet wurden, wer war da für dich da? Aber mich hast du nie so angesehen, wie jetzt diesen Knaben!“ „Erwin, was genau hast du ihm gesagt?“, fragte Levi noch einmal, diesmal langsam und leise. „Ich habe ihm gesagt, dass du ihn mir gegenüber nie erwähnt hast und gefragt, in welchem Verhältnis ihr zueinander steht.“, gab Erwin kleinlaut von sich. „Aber das ist gelogen! Du wusstest doch von Anfang an von ihm! Was hast du dir dabei gedacht?“ Levi war stocksauer und konnte Erwin beim besten Willen nicht nachvollziehen. „Ich habe es dir doch gerade gesagt, Levi. Ich ertrage es nicht, dass Eren dir mehr bedeutet, als ich. Ich bin schon so lange in dich verliebt, aber ich weiß ja, wie du bist. Du lässt dich auf keine Beziehungen ein und ich wollte unsere Freundschaft nicht für ein bisschen Sex mit dir auf's Spiel setzen. Aber jetzt, wo ich sehe, dass du eine andere Person auch auf Dauer in deiner Nähe erträgst, mit der dich etwas anderes, als Freundschaft verbindet, da...-“ Levi kämpfte damit, die Fassung zu wahren. Wann genau hatte sich Erwin in ihn verliebt? Wie lange geht das schon so? „Erwin, was willst du mir damit sagen? Du hast Eren Flöhe ins Ohr gesetzt, um uns auseinander zu bringen? In der Hoffnung, dass ich danach eine Beziehung mit dir beginne? Das kann nicht ernsthaft deine Absicht gewesen sein!“ Erwin ließ den Blick sinken. „Verschwinde, bevor ich mich vergesse.“, sagte Levi in eiskaltem Ton. „Levi, ich...-“ „Raus hier! Nimm deine Jacke und geh! Und bei der Arbeit machst du am besten in Zukunft einen großen Bogen um mich.“ Langsam erhob sich Erwin von seinem Platz und ging auf die Wohnungstür zu. Ohne sich noch einmal umzusehen, verschwand er aus der Wohnung. So eine Scheiße! Levi tigerte durch seinen Flur auf und ab. Was musste Eren jetzt von ihm denken? Er wollte sich gar nicht ausmalen, was dem Jungen durch den Kopf gehen musste. Er musste so schnell, wie möglich mit Eren reden und Erwins Lügen aus der Welt schaffen. Hoffentlich finden die anderen ihn schnell. Er ließ sich auf sein Sofa sinken und sein Gesicht in die Hände fallen. Es lief doch gerade so gut zwischen ihnen. Nach vielen Jahren hatte Levi das Gefühl, endlich wieder frei atmen zu können. Sein Leben war nicht mehr von Trauer und Verlustängsten bestimmt, sondern von glücklichen Momenten und Sicherheit. Und nun drohte ihm im schlimmsten Fall der Verlust von all dem. Er wusste, dass dies auch seine Schuld war. Bisher war er Eren immer noch eine Antwort auf sein Liebesgeständnis schuldig. Wenn dieser gewusst hätte, wie es um Levis Gefühle für ihn bestellt war, hätte er sich niemals so von Erwin einschüchtern lassen. Warum sind ihm diese Worte bisher auch nie über die Lippen gegangen? Was war daran so schwer? Die Schuldgefühle plagten Levi und er konnte nicht anders, als sich seinem Schmerz hinzugeben. Tränen füllten seine Augen und bahnten sich den Weg über seine Wangen. Als er schon fast nicht mehr damit gerechnet hatte, erhielt er endlich den lang erwarteten Anruf von Hanji. Schnell wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht und holte tief Luft, um sich zu beruhigen, bevor er das Gespräch entgegen nahm. „Wo ist er?“, schoss er direkt drauf los, ohne Hanji zu begrüßen. „Ganz ruhig, Levi. Er ist zu Hause und hat sich gerade ins Bett gelegt.“ „Geht es ihm gut? Was hat er gesagt?“ Levi wurde ungeduldig. „Levi... ich... ich sollte dir das nicht sagen. Ich möchte mich da eigentlich auch nicht einmischen.“ Das sind ja ganz neue Töne. „Hanji, sag mir, was los ist. Wenn es um den Müll geht, den Erwin ihm erzählt hat, den habe ich mir eben schon vorgeknöpft. Ich hoffe, dass du Eren auch erzählt hast, dass er belogen wurde.“ „Natürlich habe ich das, Levi.“, sprach Hanji beschwichtigend, „Eren weiß Bescheid, dass Erwin die ganze Zeit von ihm wusste. Wobei du mir erklären musst, warum er das getan hat.“ „Er ist in mich verliebt. Aber sag das Eren nicht. Die Lage ist so schon kompliziert genug.“, antwortete Levi genervt. „Was? Erwin, dieser Mistkerl! Keine Angst, ich sage nichts. Aber um Erwin geht es jetzt eigentlich auch nicht, Levi. Eren hat ein anderes Problem und das Gespräch mit Erwin war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.“ „Jetzt sag mir doch bitte, was genau los ist!“ Levi hörte, wie Hanji tief einatmete, bevor sie das Gespräch wieder aufnahm. „Hör zu, da ihr beiden euch ja die letzte Zeit ziemlich rar gemacht habt, weiß ich nicht genau, was alles zwischen euch vorgefallen ist und wie sich euer Verhältnis zueinander entwickelt hat. Aber Eren hat immer noch das Gefühl, dass du dir unsicher bist, wie genau du zu ihm stehst. Der Junge liebt dich, sagt es dir und du bleibst stumm, wie ein Fisch. Levi, ich kenne dich. Ich weiß, dass du nicht gerne über deine Gefühle redest, erst recht nicht, wenn es um solche Gefühle geht. Aber wenn dir etwas an Eren liegt, musst du langsam den Mund aufmachen.“ Als ob ich das nicht selbst wüsste. „Hanji, was genau erwartet er von mir? Will er hören, dass ich ihn liebe?“ „Es ist nicht nur das, Levi. Eren erträgt die ungeklärten Verhältnisse zwischen euch nicht mehr. Er sagt, er kann sich nicht weiter mit dir Treffen, wenn du nicht zu ihm stehst. Er wusste auf deiner Feier nicht mal, als was er sich bei deinen anderen Gästen vorstellen sollte, die nicht von eurer Vereinbarung wissen, verstehst du? Er kam sich verloren und fehl am Platz vor. Und ich kann es verstehen. Ihr trefft euch schon eine ganze Weile, aber du willst dich immer noch nicht festlegen.“ „Was genau willst du damit sagen, Vierauge?“ Hanjis Antwort kam schnell: „Levi, es ist ganz einfach und es tut mir leid, dass du das jetzt von mir hören musst. Eigentlich sollte Eren dir das selber sagen, aber du hättest mir wahrscheinlich eh keine Ruhe gelassen. Also hör mir jetzt genau zu. Wenn du keine Gefühle für ihn hast, möchte er dich nicht mehr treffen. Und solltest du Gefühle für ihn haben, dann will er eine feste Beziehung. Alles andere macht er nicht mehr mit. Und Levi, du musst mir jetzt keine Antwort geben, denn ich bin nicht die, die sie braucht. Überlege dir, was Eren dir bedeutet. Und wenn du deine Antwort darauf gefunden hast, kannst du entweder zu ihm fahren oder ihn in Ruhe lassen. Aber du musst dich jetzt entscheiden.“ Kapitel 19: New Beginnings -------------------------- Als Eren von Hanji geweckt wurde, wusste er nicht, wie lange er bereits geschlafen hatte. Draußen war es dunkel, doch das war es zu dieser Jahreszeit ja die meiste Zeit des Tages. „Hanji, wie spät ist es?“ „Es ist 22 Uhr, du hast gerade knapp zwei Stunden geschlafen. Ich wollte nur noch mit dir reden, bevor ich nach Hause fahre.“, sprach sie sanft, „Ich habe vorhin mit Levi telefoniert.“ „Was meinst du? Worüber habt ihr gesprochen?“ Eren wurde schlagartig wach und sprang aus dem Bett auf. „Ich... ich habe mich möglicherweise ein bisschen zu sehr eingemischt.“, gab Hanji schuldbewusst zu, „Ich habe ihm alles erzählt, worüber wir gesprochen haben.“ „Hanji!“, rief Eren entsetzt aus. „Es tut mir leid, Eren. Aber ich kann mir das Hin und Her von euch nicht mehr länger mitansehen. Ich habe gehofft, dass wenn ich ihm etwas Druck mache, er sofort zu dir kommt. Aber es ist schon mehr als eine Stunde her, dass wir telefoniert haben und bis jetzt war er noch nicht hier.“ Das musste ja so kommen. Eren hatte noch die Worte von Armin im Kopf, wie dieser ihm seine Optionen auflistete. Die Konfrontation, vor der er sich so gefürchtet hatte und die er noch lange aufschieben wollte, war nun unvermeidlich. Und dass Levi noch nicht hier war, bedeutete offensichtlich, dass das eingetreten war, vor dem er schon so lange Angst hatte. Er hatte ihn womöglich endgültig verloren. „Wie konntest du das nur tun? Ist doch klar, dass er mich jetzt nicht mehr sehen will.“ Eren ließ sich zurück ins Bett fallen und bedeckte sein Gesicht mit den Armen. Wie erbärmlich er jetzt aussehen musste. Nicht genug, dass er ohne ein Wort die Geburtstagsfeier verlassen hatte, was ihm im Nachhinein unheimlich peinlich war, nein, jetzt wirkte er auch noch wie ein unreifes Kind, das seine Freunde die eigenen Liebesangelegenheiten klären ließ. „Eren, ich habe Mist gebaut und es tut mir wirklich leid. Ich weiß nicht, wie ich das wieder gut machen kann. Aber wenn ich das nicht getan hätte, wie lange wäre die Sache mit euch noch so weiter gelaufen, ohne dass du von ihm eine klare Aussage bekommen hättest? Ich kenne Levi lange genug und ich weiß, dass er ohne Druck von außen nicht von seinen Wegen abweicht. Und er nimmt immer den Weg, von dem er erwartet, dass er am wenigsten zu verlieren hat. Verstehst du? So lange er dich nicht wirklich hat, kann er dich auch nicht verlieren. So denkt er.“ „Na, dann ist ja jetzt genau das eingetreten. Er hat nichts verloren. Es bin ja nur ich, der jetzt mit den Konsequenzen davon leben muss.“, sprach Eren mit einer Mischung aus Wut, Trotz und Verzweiflung, „Hanji, lässt du mich bitte alleine? Ich brauche jetzt meine Ruhe.“ Eren sah im Augenwinkel, wie Hanji mit hängenden Schultern sein Zimmer verließ. Am schlimmsten war es für ihn zu wissen, dass sie mit allem, was sie gesagt und getan hatte, Recht hatte. Natürlich hätte er es selbst sein müssen, der Levi vor die Wahl stellt. Aber Eren wusste, dass, auch wenn er vor seinen Freunden behauptete, dass er so nicht mehr lange weiter machen könne, hätte er die Wahl dazwischen, ewig im Unklaren zu sein und Levi bei sich zu haben oder mit vollendeten Tatsachen konfrontiert zu werden und damit das Risiko einzugehen, Levi ganz zu verlieren, er sich immer für die erste Option entscheiden würde. Er vergrub seinen Kopf unter der Bettdecke, um sich von der Außenwelt abzuschirmen. Das alles war ein verfluchter Albtraum. Wie konnte er schon wieder an diesen Punkt gekommen sein, wo die letzten Wochen doch zu den schönsten seines Lebens gehörten? Hatte das alles Levi denn überhaupt nichts bedeutet? Wieder wurde Eren bitter daran erinnert, dass dieser sich nie zu seinen Gefühlen ihm gegenüber geäußert hatte. Er war davon ausgegangen, dass Levi lediglich Probleme hatte, darüber zu sprechen, aber ihm wäre nie in den Sinn gekommen, dass er ihm möglicherweise egal war. Nicht, nach all den Dingen, die sie gemeinsam erlebt hatten. Lange Zeit kreisten Eren immer wieder dieselben Gedanken im Kopf herum, bis er schließlich, erschöpft von seinen eigenen Gefühlen, einschlief. Als er am nächsten Morgen im Bad vor dem Spiegel stand, fielen ihm sofort die dunklen Augenringe und die geröteten Augen in seinem Gesicht auf. Immer wieder wurde er in der Nacht wach und weinte sich zurück in den Schlaf. Eren spritze sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht und trug Creme auf, in der Hoffnung, dass dies sein Erscheinungsbild frischer wirken lassen würde. Doch es war vergebens. Die Spuren der vergangenen Nacht, ließen sich nicht so einfach auslöschen. Genauso wenig, wie das taube Gefühl, dass sich vom Magen aus überall in ihm verbreitete. Es war ein Empfinden, als hätten mit den Tränen auch jegliche Emotionen seinen Körper verlassen. Nachdem er seine Morgenroutine beendet hatte, schlenderte er missmutig in sein Zimmer, um frische Kleidung anzuziehen. Lange stand er vor seinem Kleiderschrank und konnte sich nicht entscheiden. Dann wählte er die erstbeste Jogginghose, die er greifen konnte, und zog dazu ein schlichtes Shirt aus dem Schrank heraus. Seufzend ließ er sich auf sein Bett fallen und wechselte seine Bekleidung. Kraftlos erhob er sich wieder von seinem Bett und verließ sein Schlafzimmer. In der Küche warteten bereits Armin und Mikasa auf ihn, die mit ihren Blicken an ihm zu haften schienen, aber scheinbar kein Wort in seiner Gegenwart heraus brachten. „Ist irgendetwas?“, fragte Eren gereizt. „Hat er sich bei dir gemeldet?“, wollte Mikasa vorsichtig wissen. „Nein, ich...-“ Eren fiel auf, dass er sein Handy nach gestern noch nicht wieder eingeschaltet hatte. Schnell lief er zurück in sein Zimmer, zog es aus der Hose, die er am vorherigen Tag trug, und schaltete es ein. Während er in die Küche zurück ging, gingen lauter Nachrichten auf seinem Handy ein. Ein verpasster Anruf von Levi, danach noch mehrere von Armin, Mikasa und Hanji. Aber sonst nichts. Er hatte sich wirklich nicht mehr gemeldet. Ein dumpfes Gefühl durchzog ihn. Es war Levi wirklich egal, was aus ihnen wurde. Armin und Mikasa bemerkten Erens traurigen Blick und erhoben sich, um ihn in die Arme zu schließen. Seine Adoptivschwester war die Erste, die sich äußerte. „Ich glaube nicht, dass es das mit euch war. Ich habe ihn gestern gesehen, wie panisch er wurde, als du plötzlich weg warst. Das war nicht gespielt. Vielleicht braucht Levi einfach noch etwas Zeit.“ „Mikasa hat Recht, Eren. Gib ihn noch nicht auf.“, sprach nun auch Armin tröstend. „Was wisst ihr denn schon?“ Mit einem Mal brach all die Wut aus Eren heraus. „Wie oft hat er das jetzt schon mit mir gemacht? Immer wenn ich denke, dass alles gut ist, lässt er mich wieder fallen. Ich kann das nicht mehr! Immer wieder habe ich es ihm verziehen. Und wofür? Dass es mir nach jedem Mal noch schlechter geht?!“ Mikasa und Armin warfen sich gegenseitig fragende Blicke zu, die Eren nicht zu deuten wusste. Er schaute beide skeptisch an. „Gibt es etwas, das ihr mir verschweigt?“ „Eren, wie kommst du darauf? Glaubst du, wir würden dich freiwillig so leiden lassen, wenn wir dir helfen könnten?“, fragte Armin ungläubig, „Du weißt, dass du unser Freund bist und wir nur dein Bestes wollen.“ „Ich habe übrigens beschlossen, dass ich noch bis zum neuen Jahr hier bleibe, wenn es dich nicht stört. Ich möchte dich zur Zeit nicht alleine lassen, Eren.“, äußerte sich nun auch Mikasa. „Mikasa, das ist wirklich nicht nötig...-“, warf Eren ein, doch seine Schwester unterbrach ihn, bevor er aussprechen konnte. „Doch, Eren, das ist es. Ich habe dich die letzte Zeit viel zu oft alleine gelassen, wenn es dir schlecht ging. Ich möchte für dich da sein, wie früher. Lass uns noch ein paar schöne Tage verbringen, so gut es eben geht. Armin und ich bringen dich schon auf andere Gedanken.“ Eren gab es auf, Widerstand zu leisten. Bei Mikasa war das eh nicht möglich. Wenn seine Schwester sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnten sie keine zehn Pferde davon abbringen. „Und Apropos: Wir haben auch schon eine Idee für Silvester. Erinnerst du dich an den See, an den wir als Kinder immer gefahren sind? Was hältst du davon, wenn wir drei dort feiern? Nur wir, als kleine Runde?“ Bei der Erinnerung daran erhellte sich Erens Gesicht. Der besagte See war vielmehr ein größerer Teich, an dem die drei damals viele Sommer verbracht und schwimmen gelernt hatten. Er lag außerhalb Hamburgs und war nur über einen kleinen Feldweg zu erreichen. Normalerweise verirrte sich kaum ein Mensch dorthin, erst recht nicht an Silvester, wo die meisten Menschen es bevorzugten, in großen Massen innerhalb der Stadt zu feiern. „Kann ich dein Lächeln als 'ja' deuten?“, fragte Armin freudig.   Die Tage bis zu ihrer Silvesterfeier kamen und gingen. Levi meldete sich weiterhin nicht und Eren hatte sich bereits gut damit abgefunden. Zu viele Tränen hatte er bereits vergossen, als dass er noch weiter in Trauer versinken wollte. Stattdessen wollte er die Zeit, die er mit seinen Freunden gemeinsam hatte, genießen, so lange er noch konnte. Sie unternahmen gemeinsame Spaziergänge, Stadtbummel und gemütliche Abende vor dem Fernseher. Mal bekochte er seine Freunde, mal ließen sie sich Pizza liefern. Es war fast wie früher, bevor die drei Freunde ihr Studium begonnen hatten.   Am Silvesterabend stand Eren zusammen mit Armin vor seinem Kleiderschrank. „Ist es wirklich nötig, dass ich mich herausputze? Ich meine, es sind doch nur wir.“ „Nun komm schon, Eren. Es ist Silvester und wir machen und alle hübsch. Hast du Mikasas Kleid gesehen? Das ist eines von ihren selbstgenähten. Und ich ziehe auch einen Anzug an. Also lass uns nicht hängen.“, flehte Armin ihn an. „Hm, na schön, wenn euch so viel daran liegt.“ Eren wühlte durch seine Kleidung und fand schließlich, was er gesucht hatte. Es war das blaue Jackett, was er beim ersten Date mit Levi getragen hatte. Die Erinnerung daran verbannte er schnell aus seinem Kopf. Nach weiteren Minuten fand er das dazugehörige Hemd und die entsprechende Stoffhose. „Ein Glück, dass das Wetter so mild ist dieses Jahr.“, murmelte er Armin zu, „Was macht Mikasa eigentlich gerade?“ „Oh, die bringt schon die Getränke ins Auto.“, antwortete Armin. „Und es ist für dich wirklich in Ordnung, wenn du heute Abend nüchtern bleibst?“, wollte Eren wissen. „Eren, du kennst mich. Ich kann eh nicht viel ab und verzichte dann lieber gleich auf Alkohol. Ein kleiner Schluck zum Anstoßen reicht mir völlig. Das ist schon okay so. Und nun zieh dich langsam um, wir wollen bald los.“ Die Fahrt zum See dauerte eine halbe Stunde. Das Auto mussten sie einige hundert Meter davon entfernt stehen lassen, da es in Nähe des Ufers keine Parkmöglichkeiten gab. Auf dem Weg tranken Eren und Mikasa bereits ihr erstes Bier, während Armin an seiner Coladose nippte und eine Decke für die drei unter dem anderen Arm trug. Alles hier sah so aus, wie Eren es in Erinnerung hatte. Nur waren die Bäume und Sträucher jetzt kahl, im Gegensatz zu den Malen, wo sie im Sommer hier waren und alles bunt blühte. Als sie ankamen, breitete Armin zusammen mit Eren die Decke auf dem Boden aus und alle drei ließen sich darauf fallen. Kopf an Kopf lagen sie zusammen und beobachteten die Sterne über ihnen, wie sie es in manch lauer Sommernacht als Kinder getan hatten. „Es war wirklich eine schöne Idee, hierher zu kommen.“, bemerkte Eren und fragte dann die anderen, „Wie lange haben wir noch bis Mitternacht?“ Mikasa warf einen kurzen Blick auf ihre Uhr. „Eine knappe halbe Stunde noch.“ Armin warf ihr einen eindringlichen Blick zu. „Oh nein, wir haben den Sekt im Auto liegen lassen. Armin, kommst du eben mit und hilfst mir beim Tragen?“ „Ich kann doch auch...-“ „Nicht nötig, Eren. Mikasa und ich schaffen das schon. Wir sind ja gleich wieder hier. Mach du es dir so lange gemütlich.“ Mit diesen Worten erhoben sich Armin und Mikasa und gingen zurück zum Wagen. Was sollte das denn jetzt? Eren hob die Decke an und nahm diese mit, um sich näher ans Wasser zu setzen. Der See war still und in ihm spiegelte sich das Mondlicht. Er zog die Knie unter das Kinn und genoss die ruhigen Minuten. Sein Blick wurde von einem Licht in der Ferne abgelenkt. War das... Feuer? Eren schreckte hoch, doch dann sah er, wie sich mehr und mehr Lichter am Ufer des Sees entzündeten, die immer näher auf ihn zukamen. Langsam konnte er ausmachen, dass es sich dabei um Fackeln handeln musste. Was passierte hier gerade? Hatten Armin und Mikasa das vorbereitet? Aber wieso? Die Lichter waren nun ganz nahe und Eren sah, dass ihre Spur zu einem Punkt hinter ihm führte. Sein Herz klopfte wie wild, als er sich langsam erhob. Inzwischen war ihm klar, dass dieses Schauspiel etwas mit ihm zu tun haben müsste, so auffällig, wie sich Armin und Mikasa verhalten hatten, zumal diese immer noch nicht zurückgekehrt waren. Langsam drehte er sich um, um zu sehen, wohin ihn die Fackeln führen würden. Er musste nicht lange suchen, die letzten Feuer wurden nur etwa 50 Meter hinter ihm entzündet. In der Dunkelheit konnte er einen Schatten ausmachen, der daneben stand. Das macht keinen Sinn. Wenn Armin und Mikasa etwas damit zu tun haben, müssten dann nicht zwei Schatten zu sehen sein? Mit pochendem Herzen und zittrigen Fingern schritt er auf das Licht zu. In diesem Moment trat die Person neben der Fackel aus dem Schatten und ihr Gesicht wurde vom Schein getroffen. Eren konnte seinen Augen nicht trauen. „Was...? Levi? Was machst du hier? Was soll das alles?“, rief er geschockt. „Eren... Es tut mir so leid, dass du so lange auf eine Antwort warten musstest. Aber wenn ich sie dir gebe, wollte ich es auch richtig machen.“ „Was meinst du?“ Eren konnte noch keinen klaren Gedanken fassen, so durcheinander brachte die ganze Situation ihn. Levi schritt auf ihn zu und nahm Erens Hände in seine eigenen. Dann begann er zu sprechen: „Ich liebe dich, Eren. Bitte verzeih mir, dass ich so lange gebraucht habe, um es dir zu sagen und vor allem, bitte verzeih mir den Kummer, den ich dir bis hierhin bereitet habe. Ich weiß, dass ich das nicht mehr ungeschehen machen kann, aber wenn du noch willst, dann würde ich gerne die Zukunft dafür nutzen, um dir viel mehr schöne Erinnerungen zu bereiten, als ich dir schlechte bereitet habe.“ Eren schluckte trocken, so surreal kam ihm das alles vor. „Levi... wie kann ich das verstehen?“ Levi nahm einen tiefen Atemzug und setzte dann wieder an: „Ich möchte eine Beziehung mit dir, Eren. Eine richtige. Insofern du auch dazu bereit bist, versteht sich.“ Da waren sie, all die Worte, nach denen sich Eren so lange gesehnt hatte, aus dem Mund des Mannes, den er liebte. Er konnte die Freudentränen nicht länger zurück halten, als er Levi in die Arme fiel und ihn immer wieder küsste. Er löste sich nur kurz, um Levi die Antwort zu geben, auf die dieser wartete: „Natürlich bin ich das!“ Kapitel 20: Happy new year -------------------------- Kaum sprach Eren seine Antwort aus, ging in der Ferne das Feuerwerk los. „Das nenne ich Timing.“, sprach Levi schmunzelnd und auch Eren konnte sich ein Kichern nicht verkneifen. Einige Meter neben ihm, hörte er es im Gebüsch rascheln. „Können wir wieder raus kommen?“, fragte Armin lachend. Neben ihm erschien auch Mikasa, zusammen mit einer Flasche Sekt und fünf Gläsern. „Habt ihr nicht wen vergessen?“, rief Levi ihnen zu. „Bin schon daaa-haaa!“, hörte Eren eine Frauenstimme rufen, und dem Ton nach konnte es sich dabei nur um eine Person handeln, die gerade auf sie zugestürmt kam. Langsam begannen sich die Rädchen in Erens Kopf zu drehen. „Ihr wusstet es, oder? Ihr steckt da alle mit drin!“ Hanji, Mikasa und Armin warfen sich verlegene Blicke zu und schauten dann zu Boden. „Wie lange schon?“ Armin stocherte mit der Spitze seines Schuhs in der weichen Erde herum. Dann endlich antwortete er: „Seit dem Morgen nach Levis Geburtstag. Er hatte uns schon ganz früh angerufen. Wir durften dir natürlich nichts von der Überraschung sagen. Sei uns bitte nicht böse.“ Eren blickte einen nach dem anderen an, dann brach er in schallendes Gelächter aus. „Und ich wunderte mich schon, warum Mikasa Levi keine Morddrohungen gesendet hat! Kommt her, ihr Idioten, und macht endlich den Sekt auf!“ Erleichterung machte sich auf den Gesichtern seiner Freunde breit. Mikasa drückte den Sekt und die Gläser Armin in die Hände und war dann die Erste, die auf die beiden zukam. Sie schloss Eren fest in die Arme und sprach dann: „Frohes neues Jahr, Eren. Ich freue mich so für euch beide.“ Sie drückte Eren noch einen liebevollen Kuss auf die Wange, bevor sie sich löste und auch Levi ihn den Arm schloss, um diesem ein frohes neues Jahr zu wünschen. „Und verbock es nicht!“, flüsterte sie ihm kaum hörbar zu. Auch Hanji und Armin schlossen zur Gruppe auf, verteilten die Gläser und schenkten jedes voll. Gemeinsam stießen sie an und hießen das neue Jahr willkommen. Eren spürte, wie sich Levis Arm und seine Hüfte legte. Das hier war der perfekte Moment. Eren wollte sich jede Sekunde einprägen, jedes Gefühl und jeder Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss. Er war mit dem Mann zusammen, den er liebte und umgeben von den Menschen, die ihm am wichtigsten waren. Er zog Levi näher zu sich heran, sodass sie nun eng verschlungen da standen, und drückte ihm einen sanften Kuss auf den schwarzen Haarschopf. Dann grinste er. „Ich hätte nie erwartet, dass in dir so eine romantische Seite schlummert.“ „Sei ruhig, bevor ich es mir anders überlege!“, erwiderte Levi halb mürrisch, halb scherzhaft, bevor er Eren zu sich herunter zog und ihm einen langen, sinnlichen Kuss auf die Lippen hauchte. Noch eine Weile standen sie da, beobachteten das Feuerwerk und leerten den Sekt, bis sich Armin, Mikasa und Hanji von ihnen verabschiedeten. „Ich nehme die beiden mit.“, sagte Armin, „Ihr möchtet die Nacht ja sicher zusammen verbringen. Und macht euch keine Gedanken wegen den Fackeln, da kümmern wir uns drum. Habt noch einen schönen Abend!“ Eren guckte Levi hilfesuchend an. „Ich habe mein Auto hier. Was meinst du, wie Hanji und ich hergekommen sind?!“, antwortete dieser auf die nicht gestellte Frage, „Wir müssen allerdings eine kleine Strecke gehen. Ich konnte ja nicht riskieren, dass du meinen Motor hörst und so merkst, dass ich hier bin.“ Levi nahm Eren an die Hand und führte ihn zu der Decke am Ufer des Sees, wo beide Platz nahmen und Eren sich an Levi schmiegte. „Wie hast du das hier alles angestellt? Und warum hast du mir nicht einfach so gesagt, dass du mit mir zusammen sein willst?“, wollte er von Levi wissen. „Also, zuerst einmal, ich bin nicht gut mit Worten. Du glaubst gar nicht, wie oft ich das alles in meinem Kopf durchgegangen bin, bis ich mir sicher war, was ich dir sagen wollte. Gesten fallen mir leichter. Und den anderen Grund habe ich dir bereits gesagt. Wenn ich so etwas mache, dann will ich es auch richtig machen. Ich weiß, dass du lange an meinen Gefühlen zu dir gezweifelt hast. Deswegen konnte ich dir nicht zwischen Tür und Angel sagen, dass ich dich liebe. Ich wollte nicht, dass du denkst, dass ich es nur sage, damit du nicht wieder weg läufst.“ Eren dachte darüber nach. Auch wenn er sich an jedem anderen Ort über Levis Liebesgeständnis gefreut hätte, so konnte er nicht leugnen, dass es zu einem anderen Zeitpunkt möglicherweise erzwungen gewirkt hätte. „Und jetzt zu deiner anderen Frage“, redete Levi weiter, „Wie du von Armin und Mikasa gehört hast, wollte ich dir das alles schon vor einer Weile sagen, aber der Ort und die Zeit mussten stimmen. Sie erzählten mir dann von diesem See und Silvester wäre der perfekte Anlass, um hierher zu kommen. Und die Genehmigung für die Fackeln zu bekommen, war noch ein ganz anderes Thema, vor allem, zwischen den Feiertagen. Aber dafür hatte ich zum Glück Hanji und ihre Kontakte. Sie hat mir dann auch beim Anzünden geholfen. Und dann musste noch das Timing passen, sodass du um kurz vor Mitternacht alleine wärst. Aber das haben deine Freunde ja geschickt gelöst. Hast du sonst noch Fragen?“ Eren blieb kurz stumm. Eine Frage hatte er noch, aber der Gedanke, diese zu stellen, machte ihn nervös. Er atmete tief ein und nahm dann all seinen Mut zusammen, um zu fragen: „Wie lange weißt du schon, dass du mich liebst?“ Levi versank in Gedanken. „Gespürt habe ich es schon lange, aber ich konnte die Gefühle nicht einordnen. Ich... ich hatte so etwas ja noch nie. Ich wusste nicht, ob ich nur scharf auf dich war, dich mochte oder einfach nur von dir fasziniert war. Ich habe erst einmal nur gemerkt, dass es mit dir anders ist, als mit anderen Menschen. Ich habe deine Nähe genossen. Ich wollte deine Geschichte kennen lernen und ich wollte, dass du mich meinetwegen magst, mit meiner ganzen verkorksten Vergangenheit und all meinen Macken. Und es hat dich tatsächlich nicht abgeschreckt. Und du warst so verdammt stur, aber auf deine liebevolle Art und Weise. Du hast dich für die Sachen eingesetzt, die du wolltest. Das hat mich unheimlich beeindruckt. Ich wollte danach immer mehr Zeit mit dir verbringen und mir wurde klar, dass mich diese ganzen romantischen Sachen nicht mehr gestört haben, wenn ich sie mit dir gemacht habe. Wenn ich gesehen habe, wie glücklich sie dich gemacht haben, war ich auch glücklich. Als du mir damals im Riesenrad gesagt hast, dass du in mich verliebt warst, hat mich das total heiß gemacht. Das war für mich das Allermerkwürdigste. Ich wusste nicht, wieso diese Worte so eine Wirkung auf meinen Körper hatten. Vielleicht hätte es mir da schon klar sein sollen. Aber wirklich bewusst wurde es mir erst, als wir zusammen verreist waren. Du weißt schon, der Moment im Whirlpool. Da habe ich seit langer Zeit das erste Mal wieder richtig lachen können. Ich habe mich geheilt und vollständig gefühlt und ich wusste, dass es an dir lag.“ Levis Monolog wurde durch Erens Schluchzen unterbrochen. „Eren, ist alles in Ordnung mit dir?“, fragte er liebevoll. Eren versteckte sein tränennasses Gesicht an Levis Schulter. All die Ängste und Zweifel, mit denen er die letzten Wochen und Monate gekämpft hatten, fielen von ihm ab und bahnten sich in Form seiner Tränen den Weg nach draußen. Er spürte, wie Levi seine Arme fester um ihn schlang und ihn ganz nah an sich heran zog. Er konnte nicht antworten, so sehr überwältigten ihn all die Gefühle, die auf ihn herein brachen. Levis Arme lösten sich von ihm und fanden den Weg zu seinem Gesicht. Er fühlte, wie sein Kopf langsam angehoben wurde und Levis vorsichtige Fingerspitzen, die ihm die Tränen aus dem Gesicht wischten. „Schau mich an, Eren.“, flüsterte dieser ihm zärtlich zu. Langsam ließ Eren den Blick nach oben wandern, bis seine Augen die von Levi trafen, die nichts als Güte und Liebe ausstrahlten. Im nächsten Moment legten sich Levis Lippen sanft auf seine, zunächst noch sanft und vorsichtig, dann immer fordernder. Levis Zungenspitze stieß an seine Lippen und bat dort um Einlass, den Eren nur allzu gerne gewährte. Immer wieder spielten und verflochten sich ihre Zungen mit- und ineinander, während ihre Hände das Gesicht des jeweils anderen erkundeten. Levi löste sich zuerst aus dem Kuss. „Es wird langsam kalt. Lass uns das bei mir zu Hause fortsetzen.“   Eine dreiviertel Stunde später erreichten sie Levis Wohnung. Eren nahm auf dem großen Sofa Platz, während Levi dünne Decken aus dem Schlafzimmer holte, unter denen sich beide aufwärmen konnten. Auch wenn sie es, während sie draußen waren, nicht bemerkt hatten, so wurde ihnen nun bewusst, wie tief die eisige Winterluft in ihre Körper vorgedrungen war. Als Levi zurück kam, warf er eine der Decken über Eren und ging dann in die Küche, um Tee für beide aufzubrühen. „Levi, kann ich auch etwas tun?“, wollte Eren wissen. „Bleib erst einmal da sitzen und wärm dich auf. Und nach dem Tee können wir zusammen heiß duschen, was meinst du?“ Eren erkannte den Unterton in Levis Stimme und kannte dessen Bedeutung, was ihm umgehend die Röte ins Gesicht trieb. Das letzte Mal, dass er den anderen nackt sah und in sich gespürt hatte, war die Nacht vor Levis Geburtstag. Für Eren fühlte es sich an, wie eine Ewigkeit. Mit einem Mal kamen all die körperlichen Bedürfnisse zurück, die er seit jener Zeit nicht mehr beachtet hatte. Er wollte nicht mehr abwarten, bis der Tee fertig war und die beiden ausgetrunken hatten. Schnell sprang er mitsamt der Decke auf, ging auf Levi zu und hüllte sich und ihn darunter ein. „Lass und zuerst duschen gehen“, flüsterte er seinem Freund verheißungsvoll ins Ohr. Levi schien Erens Stimmung zu durchschauen und stellte umgehend den Wasserkocher aus. Er nahm Eren und sich die Decke ab und führte ihn an der Hand ins Badezimmer. Ohne Umschweife landeten die Kleider der beiden auf dem Fußboden. „Schade eigentlich.“, gab Levi enttäuscht von sich, „Im Anzug siehst du verdammt scharf aus.“ Eren grinste und zog Levi fest an sich. „Also mir gefällst du nackt am besten.“, konterte er frech. „Hast ein ganz schön großes Mundwerk bekommen, Balg. Und jetzt ab mit dir unter die Dusche, bevor wir hier erfrieren!“ Levi gab Eren einen sanften Klaps auf den Hintern und schubste ihn vorsichtig unter den Duschstrahl. Eren seufzte erleichtert, als das warme Wasser auf seinen Körper traf und die Kälte vertrieb. Er schloss die Augen und gab sich dem wohligen Gefühl hin, als er Levis Hände spürte, die vorsichtig über seinen Körper streichelten. Er blickte hinab und sah, wie dieser ihn mit Duschgel einschäumte. „Levi... das kann ich alleine!“, protestierte er. „Jetzt sei doch einmal in deinem Leben still und lass mich machen.“, antwortete dieser und versiegelte Erens Lippen mit seinen. Eren fühlte Levis fahrige Hände, wie sie seinen Hals hinab wanderten, ihn über Schlüsselbein und Brust strichen und ihren Weg über den Bauch fortsetzen. Wo die Fingerspitzen seine Haut berührten, hinterließen sie ein heißes Kribbeln, das Eren den Verstand verlieren ließ. Erregt keuchte er auf. „Fuck, Levi.“ Seine Lider begannen zu flattern und er konnte unter ihnen gerade noch erkennen, wie Levi sich vor ihm auf die Knie fallen ließ. Das nächste, was er spürte, waren dessen heiße Lippen, die sich um seine Erektion schlossen und die Zungenspitze, die sanft seine Eichel stupste und sie immer wieder umkreiste. Eren umschloss mit seinen Händen den Kopf des anderen und fuhr ihm mit seinen Fingern immer wieder durch die Haare. Er bemerkte Levis rechte Hand, die ihm sanft über den Po streichelte und dann den Weg in dessen Mitte fand. Mit den Fingern fuhr Levi einige Male daran hoch und runter, bis er mit dem Zeigefinger an Erens Anus verweilen blieb und sich nach und nach in diesen vorwagte, bis er den Punkt gefunden hatte, von dem aus er dessen Prostata stimulieren konnte, was Eren einen lauten Lustschrei entlockte. „Levi... ngh... das fühlt sich so gut an.“ Eren öffnete die Augen, da er Levis Reaktion auf seine Worte sehen wollte. Doch was er sah, machte ihn noch heißer, als er es geahnt hätte. Während Levi ihn mit Zunge und Fingern stimulierte, nutze er die andere Hand, um seinen eigenen Penis zu massieren. Die Vorstellung, dass Levi diese Situation so heiß machte, dass er sich selbst anfassen musste, versetzte Eren in andere Sphären. Eren war dem Orgasmus nahe und wusste, dass er sich bald nicht mehr zurück halten können würde. „Levi... ah... ich bin gleich soweit.“ Eren merkte, dass Levis Bewegungen immer unkoordinierter wurden. Er musste auch nah dran sein. „Komm mit mir zusammen!“, presste Eren zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Als ihn der Höhepunkt überrollte, krampfte er heftig zusammen. In einem langen Schwall ergoss er sich über Levis Lippen, welcher den Samen sinnlich mit seiner Zunge aufnahm. Nur einen Moment später wurde dieser selbst vom Orgasmus erschüttert und Eren sah, wie Levis Sperma sich über dessen Hand und den Boden verteilte, bevor der warme Wasserstrahl es weg wusch. Eren sank auf die Knie, um mit Levi auf Augenhöhe zu sein. Er wischte ihm mit flinken Bewegungen die letzten Reste seines Saftes von den Lippen und gab ihm einen kurzen, unschuldigen Kuss, bevor er Levi in seine Arme zog. „Ich liebe dich!“, wimmerte er immer wieder, „Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich.“ Kapitel 21: Complications/ Levi V --------------------------------- Erens Worte waren wie Balsam auf seiner Seele. Nie hätte sich Levi vorstellen können, dass ein Mensch es schafft, ihn so zu verändern. Wie lange hatte er sich mit sich selbst und seiner Vergangenheit gequält? Wie lange dachte er, er könne niemals lieben oder geliebt werden? Die Zeit, bevor er den Jungen getroffen hatte, schien ihm wie eine trübe, dunkle Erinnerung, ein anderes Leben, zu dem er nicht mehr zurückkehren wollte. Alles, was er wollte und brauchte, hatte er hier bei sich in seinen Armen. Levi erhob sich und zog Eren an den Händen mit sich mit. „Lass uns hier fertig werden. Ich bin ganz schön müde nach diesem Tag und möchte langsam ins Bett.“   Sie hatten noch einen Tag, bevor sie der Alltag wieder einholen würde. Levi wusste, dass ihn bei der Arbeit immer noch der ungeklärte Konflikt mit Erwin erwarten würde. Als dieser ihm seine Gefühle gestand, hatte Levi dieses einfach beiseite geschoben, zu unwichtig war es ihm in Anbetracht der Tatsache, dass Eren gerade verschwunden war. Doch nun waren die freien Tage vorbei, die Situation mit Eren geklärt und die Konfrontation mit Erwin unausweichlich. Am Nachmittag brachte er Eren, mitsamt dessen Weihnachtsgeschenk, das seither immer noch bei ihm stand, nach Hause, damit dieser sich dort von Mikasa verabschieden konnte, bevor diese die Heimreise nach Berlin antrat. Er selbst wollte sich ebenfalls von ihr verabschieden, schließlich hatte Levi es auch Mikasa zu verdanken, dass seine Überraschung zu Silvester ein voller Erfolg und er nun mit Eren zusammen war. Als sie in der Wohnung ankamen, hatte Mikasa bereits ihre Sachen gepackt. Levi, der den Computer trug, sah, wie Eren zu ihr lief und sie fest in die Arme nahm. „Komm bald wieder. Und danke für alles, was du für uns getan hast.“ „Für dich, Eren. Ich habe das für dich getan.“, wisperte sie ihm ins Ohr, sodass Levi sie gerade noch verstehen konnte, „Ich wünsche dir, dass du glücklich mit ihm wirst. Und sollte er irgendetwas anstellen, ruf mich sofort an.“ Levi stellte den Rechner im Wohnungsflur ab, gesellte sich zu den beiden und legte den Arm um Erens Hüfte, um seinen folgenden Worten mehr Ausdruck zu verleihen. „Mikasa, ich weiß, dass du noch deine Vorbehalte hast. Und wahrscheinlich habe ich das auch verdient. Aber ich verspreche dir, dass du dir keine Gedanken mehr machen musst. Ich werde gut auf Eren aufpassen.“ Mikasa schien zu merken, dass es Levi ernst damit war. Sie wich einen Schritt zurück und nickte ihm zu. Dann setzte Levi wieder an: „Und ich möchte mich ebenfalls bei dir für deine Hilfe bedanken. Ich kann sehen, wie viel dir Eren bedeutet und wie ungern du ihn anderen überlässt. Gerade deswegen rechne ich es dir hoch an.“ Mikasa entwich ein kurzes Lächeln, dann drehte sie sich um, um nach ihrem Gepäck zu greifen. „Also, ich mache mich jetzt besser auf den Weg, schließlich erwartet man mich schon. Kommt mich doch mal in Berlin besuchen.“ Mit den Worten trat sie aus der Tür. Levi wandte sich nun an Eren: „Ich fahre jetzt besser auch. Ich muss noch einige Sachen für die Arbeit vorbereiten, die über die Feiertage liegen geblieben sind.“ Er sah die Enttäuschung in Erens Augen aufleuchten, und sagte deshalb schnell hinterher: „Wir sehen uns morgen, Eren. Ich hole dich ab, sobald ich Feierabend gemacht habe.“ Levi nahm Eren fest in die Arme und küsste ihn zum Abschied zärtlich auf den Mund. Dann drehte auch er sich um und verließ die Wohnung. Schnell stieg er in sein Auto und machte sich auf den Weg nach Hause. Viel lieber hätte er den Tag mit Eren verbracht, doch die aufwühlenden letzten Tage hatten ihm keine Zeit gelassen, sich um seine beruflichen Verpflichtungen zu kümmern. Das Projekt für die Firma in den USA sollte in den nächsten zwei Monaten zum Abschluss gebracht werden und bisher stand nur ein grober Entwurf des Plans. Genervt davon, dass er sich nicht früher um die Angelegenheiten gekümmert hatte, stieß Levi die Autotür zu und begab sich zum Hauseingang. Er öffnete die Tür und lief mit schnellen Schritten durch den Flur, die Treppen hinauf bis zum Eingang seiner Wohnung. Dort angekommen hielt er kurz inne. Ein kleiner Zettel war an der Tür angebracht. Levi schaute sich um und nahm die Notiz an sich. An der Schrift konnte er erkennen, dass Erwin der Verfasser der Nachricht war. „Bitte lass uns morgen reden. Ich warte in meinem Büro auf dich. E.“ Schnell knüllte Levi das Stückchen Papier zusammen, öffnete die Wohnungstür und entsorgte es im nächsten Abfalleimer. Was dachte sich Erwin dabei? Und wie war er überhaupt ins Haus gekommen? Levi versuchte, die Gedanken daran abzuschütteln und betrat sein Arbeitszimmer. Der Laptop war, wie immer, ordentlich auf dem Schreibtisch platziert und erinnerte ihn an die Arbeit, die vor ihm lag. Seufzend ging er zu seinem Bürostuhl, nahm Platz und fuhr den Laptop hoch. Es war bereits später Nachmittag, als er endlich die ersten brauchbaren Zahlen erstellt hatte, die er beim morgigen Meeting seiner Abteilung präsentieren konnte. Er druckte noch die Handouts für seine Mitarbeiter aus, die er anschließend säuberlich in einer Mappe abheftete, bevor er in die Küche ging, um sich einen Tee aufzusetzen. Zusammen mit dem Tee, setzte sich Levi an seinen Esstisch. Vorsichtig nahm er die ersten Schlücke und dachte dann darüber nach, was ihn morgen erwarten würde. Ihm war bewusst, dass er das Gespräch mit Erwin führen musste, schon alleine der Firma wegen, und Levi konnte nur hoffen, dass sich dieser seine absurden Gedanken, so schnell es ging, aus dem Kopf schlagen würde. Auf keinen Fall wollte er, dass Eren von Erwins Absichten Wind bekam. Erwin hatte ihn bei seiner Feier bereits genug verunsichert. Wenn Eren jetzt noch erfahren sollte, dass dieser auch romantisches Interesse an Levi hatte, würde das alles nur noch komplizierter machen. Das Klingeln seines Handys riss ihn aus seinen Gedanken. Am angezeigten Namen konnte er erkennen, dass es Erwin war, der anrief. Entnervt drückte er den Anruf weg. Es dauerte nicht lange, bis sein Telefon das zweite Mal klingelte. Levi wusste, dass Erwin so einfach nicht nachgeben würde, und nahm daher missmutig den Anruf entgegen. „Erwin, was willst du?“ „Hast du meine Nachricht bekommen, Levi?“, fragte dieser hörbar nervös. „Ja, habe ich. Und hast du mich neulich nicht verstanden, als ich gesagt habe, dass du besser in Zukunft einen großen Bogen um mich machen solltest?“ „Levi, das meinst du doch nicht so. Wir kennen uns doch schon so lange. Bedeutet dir das denn gar nichts?“ Levi kannte die Manipulationstechniken von Erwin bereits allzu gut, weswegen er nicht weiter darauf einging. „Wir reden morgen in der Firma.“, entgegnete er knapp. „Deswegen rufe ich ja an.“, sprach Erwin, „Ich habe mir noch einmal Gedanken darüber gemacht. Vielleicht sollten wir das nicht an einem so öffentlichen Ort diskutieren. Kann ich zu dir kommen?“ „Auf keinen Fall!“, antwortete Levi schnell, „In der Firma oder gar nicht.“ Das Letzte, was Levi wollte, war mit Erwin alleine zu sein. Bei der Arbeit würde sich Erwin keine Aussetzer leisten, so hoffte er zumindest. Schließlich gäbe es dort zu viele andere Menschen, die Zeuge ihrer Auseinandersetzung werden könnten. „Dann sehen wir uns morgen vor dem Meeting?“, hakte Erwin nach. Levi erwiderte nur ein kurzes „Hmhm.“, bevor er das Telefonat beendete. Er legte das Handy beiseite und fuhr sich mit den Händen durch die Haare. Erwins Hartnäckigkeit verunsicherte ihn. Je länger er darüber nachdachte, umso deutlicher wurde ihm, dass sein Geschäftspartner ein größeres Problem darstellen könnte, als ihm bisher bewusst war. Er konnte nicht einschätzen, wie weit Erwin gehen würde, und diese Tatsache bereitete ihm Magenschmerzen. Er stellte seine leere Tasse in den Geschirrspüler und ließ sich auf sein Sofa fallen. Levi schloss die Augen und versank in seinen Gedanken. Das ungute Gefühl, das er seit dem vergangenen Telefonat hatte, plagte ihn so sehr, dass sein Körper nicht zur Ruhe fand. Er blickte an sich herab und bemerkte, dass seine Kleidung bereits schweißgetränkt war. Geekelt von sich selbst, zog er sich aus, nahm die Kleidung und verstaute sie in der Waschmaschine, bevor er sich unter die Dusche stellte und das warme Wasser seinen Körper hinunter prasseln ließ. Nachdem er sich gründlich gereinigt hatte, trocknete er sich fix ab, zog eine frische Boxershorts und ein T-Shirt an und legte sich damit in sein Bett. Er warf noch einen Blick auf sein Smartphone und stellte fest, dass Eren ihm geschrieben hatte. „Ich denk an dich. Schlaf gut und bis morgen. Ich liebe dich.“ Die kurze Nachricht entlockte ihm ein Lächeln. Er konnte sich selbst nicht erklären, warum, doch wirkten die Worte des Jungen ungemein beruhigend auf ihn. Schnell tippte er eine Antwort, schloss wieder die Augen und versank in den tiefen Schlaf, den sein Körper so dringend benötigte.   Bevor Levi den Weg zur Arbeit antrat, rief er Hanji an. Verschlafen nahm diese das Gespräch entgegen. „Leeevi, was willst du um diese Uhrzeit von mir? Ich hab bis eben geschlafen.“ „Guck auf die Uhr, Vierauge. In einer halben Stunde musst du in der Firma sein. Aber deswegen rufe ich nicht an. Ich muss dich um einen Gefallen bitten.“ „Du klingst so ernst, mein Schatz. Was ist denn los?“, fragte Hanji besorgt. „Erwin möchte sich heute mit mir aussprechen. Ich bin mir nicht sicher, was er vor hat, aber für alle Fälle hätte ich gerne deine Rückendeckung. Wenn du siehst, dass ich in sein Büro gehe, stell dich bitte vor die Tür und hör mit an, was er sagt.“ „Du willst, dass ich euch belausche?“ „Ganz genau. Kann ich auf dich zählen?“ „Natürlich, Levi. Aber glaubst du wirklich, dass Erwin sich irgendetwas erlauben würde?“ Levi seufzte. „Ich bin mir da nicht sicher. Sein Auftritt auf meiner Geburtstagsfeier hat mir ganz schön zu denken gegeben. Ich hatte dir ja von unserem Gespräch danach erzählt. Gestern hatte ich eine Notiz von ihm an der Wohnungstür und danach hat er bei mir angerufen. Ich denke, was immer er vor hat, er hat es noch nicht aufgegeben.“ „Verstehe.“, antwortete Hanji nachdenklich, „Hast du Eren endlich davon erzählt?“ Levi ließ sich einen Moment Zeit, bevor er antwortete: „Nein, und das soll auch erst einmal so bleiben. Hanji, ich weiß, dass du gerne tratschst, aber Eren darf erst davon erfahren, wenn es nicht mehr anders geht.“ „Ist gut. Wann redet ihr heute?“ „Vor dem Meeting.“ „Alles klar, ich werde da sein.“   Als Levi die Firma erreichte, konnte er Hanji nirgendwo ausfindig machen. Er vermutete, dass seine Freundin es nach ihrem Telefonat nicht mehr rechtzeitig zur Arbeit geschafft hatte. Mit flauem Gefühl im Magen schlich er den Weg zu seinem Büro entlang, in der Hoffnung, dass Erwin ihn noch nicht bemerkt hatte. „Levi, da bist du ja. Kommst du bitte in mein Büro?“, hörte er die unheilvolle Stimme Erwins durch den Flur schallen. Verflucht, das ging zu schnell! Und wo bleibt Hanji? „Ich hole mir erst noch einen Tee. Möchtest du auch einen? Oder Kaffee vielleicht?“, versuchte Levi Zeit zu schinden. Nicht, dass er die eklige Plörre tatsächlich trinken würde. „Ja, bring mir bitte einen Kaffee mit.“, antwortete Erwin ihm. Levi flüchtete eilends in den Pausenraum. Dort angekommen, zog er sein Handy aus der Hosentasche und wählte Hanjis Nummer. Nachdem es einmal geklingelt hatte, nahm sie ab. „Vierauge, wo bist du? Erwin hat mich schon abgefangen. Er will jetzt gleich mit mir reden.“ „Leeevi, es tut mir so leid. Mein Auto springt nicht an. Ich stecke hier fest, bis der Pannenservice kommt.“ Das durfte doch alles nicht wahr sein! Wieso ausgerechnet heute von allen Tagen? „Sag mir bitte, dass das ein Scherz ist und du schon unten auf dem Parkplatz stehst.“ „Sorry, Levi...-“ Levi beendete das Telefonat, bevor Hanji ausreden konnte, da er ihre Antwort schon kannte. Alles, was er jetzt tun konnte, war darauf hoffen, dass Erwin tatsächlich nur mit ihm reden wollte und die beiden ihre Probleme schnell lösen würden. Er füllte sich etwas Tee in den Becher und schenkte für Erwin einen Kaffee ein, bevor er langsam, mit den Getränken in den Händen, den Weg in dessen Büro antrat. „Erwin, mach die Tür auf. Ich hab die Hände voll.“, rief er, als er vor der Tür stand, die ihm sogleich geöffnet wurde. „Setz dich!“, wies Erwin ihn an, als Levi eintrat. Während dieser wieder zu seinem Bürostuhl ging, setzte sich Levi auf den rechten der beiden Plätze gegenüber von ihm und stellte die Becher der beiden auf dem Schreibtisch ab. „Was möchtest du denn so dringend besprechen?“, fragte Levi bissig und eröffnete damit das Gespräch. „Levi, wie ernst ist es dir mit Eren?“, fragte Erwin ungetrübt. „Warum sollte ich das mit dir besprechen? Mein Privatleben geht dich nichts an.“ Levi versuchte die Ruhe zu bewahren, doch fiel es ihm immer schwerer, je länger er Erwin gegenüber saß. Er atmete einige Male tief ein, um seine Fassung zurückzuerlangen, und sprach dann weiter: „Wenn ich nur deswegen hierher kommen sollte, werde ich jetzt wieder gehen. Eren hat dich nicht zu interessieren. Und wie wir zueinander stehen ebenso wenig.“ Ruckartig stand er vom Stuhl auf und wollte schon den Raum verlassen, als Erwins starke Arme ihn packten und mit dem Rücken an die Wand drängten. „Was soll das, Erwin? Lass mich los!“, schrie Levi und versuchte vergebens sich aus dem kräftigen Griff zu lösen. Er beobachtete, wie ein düsteres Funkeln von Erwins Augen ausging, das er so noch nie gesehen hatte, und sich sein Gesicht zu einer abscheulichen Grimasse verzog. „Levi, ich weiß, dass der Kleine dich liebt. Wie sehr es ihm das Herz brechen muss, wenn er von dem hier erfährt.“ Mit diesen Worten legten sich Erwins Lippen auf Levis. Levi hatte das Gefühl, sich gleich übergeben zu müssen, riss sich aber zusammen, um Erwins Unachtsamkeit in diesem Moment auszunutzen. Es gelang ihm, seinen Beinen so viel Platz zu verschaffen, dass er mit ihnen ausholen und Erwin einen Tritt in dessen Gemächt verpassen konnte. Taumelnd und vor Schmerzen gekrümmt ging dieser zu Boden und gab Levi frei, der sich nun aufrappelte und vor Erwin aufbaute. Mit finsterem Blick sprach er: „Fass mich noch einmal an und du wirst dir wünschen, nie geboren worden zu sein. Ich will, dass du die Firma verlässt, sobald wir das aktuelle Projekt zum Abschluss gebracht haben. Ich zahle dir deinen Anteil der Firma aus und dann wirst du verschwinden. Hast du mich verstanden?“ Erwin funkelte Levi belustigt an. „Du glaubst doch nicht, dass du mich so leicht los wirst?! Steck dir deine Abfindung sonst wo hin. Das ist auch meine Firma.“ Levi wollte sich kein Wort mehr aus Erwins Mund anhören. Eilig verließ er dessen Büro und steuerte danach sein Auto an, um dort zur Ruhe zu kommen und gegen die Übelkeit anzukämpfen, die sich in ihm ausbreitete. Irgendetwas an Erwins Worten kam ihm merkwürdig vor, aber noch gelang es ihm nicht zu erkennen, was es war. Wieder und wieder ließ er sich die vergangenen Ereignisse und Aussagen Erwins durch den Kopf gehen, bis ihm schließlich die Erleuchtung kam. Er dachte an die Notiz an seiner Wohnungstür und wie er sich fragte, wie es Erwin überhaupt ins Haus geschafft hatte, wo die Haustür doch immer geschlossen war. Die erste und einfachste Erklärung, die er hatte, war, dass ihn wahrscheinlich ein Nachbar reingelassen hatte. Aber die Aussage Erwins über Eren und dessen Gefühle kam mit solch einer Sicherheit und Überzeugung, dass Levi nicht glaubte, dass es sich um eine bloße Vermutung oder Schlussfolgerung handeln konnte. Doch woher sollte er davon wissen, wenn er nie mit Erwin darüber gesprochen hatte? Die einzige Erklärung, die Levi dafür hatte, war, dass Erwin sie zu einem Zeitpunkt, an dem Eren ihm seine Gefühle gestand, belauscht hatte. Im Kopf ging er die möglichen Gelegenheiten durch. Das Liebesgeständnis, das Eren ihm während ihres Kurzurlaubes gemacht hatte, konnte er ausschließen, da er Erwin nie in sein Ferienhaus mitgenommen hatte und dieser folglich nicht wusste, wo es sich befand. Die einzige reelle Möglichkeit war die Silvesternacht, als beide unter der Dusche standen. Aber wie konnte er...-? In diesem Moment holten ihn die Erinnerungen von vor zwei Jahren ein. Er vertraute Erwin seinen Haus- und Wohnungsschlüssel an, als er für zwei Wochen auf Geschäftsreise ins Ausland musste. Hatte sich Erwin da eine Kopie anfertigen lassen? Konnte es sein, dass Erwin seitdem immer wieder in seine Wohnung ging, um ihn heimlich zu beobachten? Der Gedanke daran, sorgte nun endgültig dafür, dass sich ihm der Magen umkrempelte. Schnell öffnete Levi die Tür des Wagens, erhob sich und erreichte gerade noch das nächste Gebüsch, bevor ihm das heutige Frühstück wieder hoch kam. Als er sich wieder gefasst hatte, schnappte Levi sich sein Handy und drückte die Wahlwiederholung. „Hanji, sag das Meeting für heute ab. Ich brauche sofort einen Termin bei Mike. Kannst du das für mich organisieren? Ich muss Eren schnellstmöglich abholen. Und bitte schick ein Reinigungsteam zum Parkplatz.“ Er beendete das Gespräch, ohne eine Antwort abzuwarten und schrieb seinem Freund eine Nachricht, dass dieser sofort die Uni verlassen und nach Hause kommen solle. Auch, wenn Levi es unter allen Umständen vermeiden wollte, aber nun konnte er nicht mehr anders, als Eren reinen Wein über Erwin einzuschenken. Er startete den Wagen und fuhr los. Wenn seine Vermutung richtig war, gab es nur einen Mann, der dies bestätigen konnte, und diesen musste er nun, so schnell es ging, aufsuchen.   Kapitel 22: The Hound --------------------- Als Eren Levis Nachricht erhielt, saß er gerade mit seinen Kommilitonen in der Mensa. Die anderen bemerkten seinen verwirrten Gesichtsausdruck und sahen ihn fragend an. „Stimmt etwas nicht?“, wollte Reiner wissen. Eren riss seinen Blick vom Handy los. „Ich... ähm.. Ich muss los. Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, es gibt Probleme. Könnt ihr mich für die nächsten Vorlesungen entschuldigen?“ „Kein Problem.“, antwortete Armin, „Möchtest du das Auto nehmen?“ Eren nickte seinem Freund zu, schnappte sich seinen Rucksack und verließ den Campus. In Windeseile erreichte er den Parkplatz, setzte sich in seinen Wagen und startete ihn. Er konnte sich keinen Reim aus Levis Nachricht machen, doch der dringliche Ton, den diese vermittelt hatte, ließ keinen Widerspruch zu. Nach einigen Minuten erreichte Eren sein Wohnhaus, vor dem dieser schon ungeduldig auf ihn wartete. „Ich muss mal kurz in dein Bad. Hast noch noch eine Zahnbürste für mich übrig?“, fragte Levi und Eren nickte ihm zu. Beide betraten schweigend die Wohnung. Eren stellte seinen Rucksack in die Ecke und ging zusammen mit Levi ins Badezimmer um diesem den gewünschten Gegenstand zu reichen. Danach schloss er die Tür wieder hinter sich und wartete auf seinen Freund. Als dieser das Bad verließ, nahm er Eren an die Hand und machte sich, ohne weitere Umschweife, auf den Weg zurück zu seinem Wagen. „Levi, was ist passiert?“, wollte Eren, der nun langsam ungeduldig wurde, wissen. „Steig in meinen Wagen, wir haben einen Termin.“ „Wa-was? Was ist denn los, um Himmels Willen?“. Erens Stimme bebte. Er betrachtete Levi genau und sprach dann: „Du bist ganz grün im Gesicht. Hast du dich vorhin übergeben? Bist du krank?“ „Dafür würde ich dich wohl kaum aus deiner Vorlesung holen.“, erwiderte Levi im entnervten Ton, „Ich erzähle dir alles auf dem Weg, aber nun steig bitte ins Auto. Ich hab es eilig.“ Eren verstand, dass Levis Ansage keine Widerworte duldete, und so öffnete er die Beifahrertür und ließ sich in den Sitz fallen. Kaum hatte er die Tür geschlossen und sich angeschnallt, preschte Levi auch schon los. Einen Moment schwieg dieser und Eren sah ihn ratlos an. Dann schien er sich gesammelt zu haben und eröffnete das Gespräch. „Erwin hat mich in der Firma angegriffen.“ Geschockt schaute Eren zu Levi rüber. „Was? Aber wieso? Was ist vorgefallen?“ „Eren, ich wollte nicht, dass du es erfährst. Du hättest dir sonst vermutlich zu viele Gedanken gemacht. Und zurecht, wie sich gezeigt hat. Aber damals, während meiner Geburtstagsfeier, hat dir Erwin diese Dinge nicht gesagt, um dich zu ärgern oder zu testen, sondern aus Eifersucht. Er scheint es schon länger auf mich abgesehen zu haben, aber ich hatte es bis dahin nicht bemerkt. An meinem Geburtstag, als du verschwunden warst, habe ich ihn zur Rede gestellt und er hat mir alles gebeichtet. Ich habe ihn danach rausgeschmissen und gesagt, dass er mich in Zukunft in Ruhe lassen soll. Heute habe ich einen Zettel an meiner Wohnungstür von ihm gefunden. Er wollte sich mit mir aussprechen und, der Firma wegen, bin ich darauf eingegangen. Als ich heute Morgen in seinem Büro war, fragte er mich nach dir aus. Natürlich habe ich ihm nichts gesagt und war schon dabei zu gehen, als er mich gepackt, an die Wand gedrängt und geküsst hat.“ Eren wurde bleich. Das war alles zu viel für ihn. Er ballte die Fäuste und spürte, wie sich Tränen in seinen Augen sammelten, jedoch war er unfähig, auch nur ein Wort zu sagen. „Eren, hörst du mir noch zu?“, wollte Levi besorgt wissen, und erzählte dann weiter, „Ich habe mich natürlich dagegen gewehrt, falls du dich das fragst. Aber er hat davor eine sehr merkwürdige Andeutung gemacht. Ich glaube, er hat sich Schlüssel für meine Wohnung anfertigen lassen und das schon vor einer ganzen Weile. Ich kann es nicht fassen, dass ich das nie bemerkt habe. Falls meine Vermutung wirklich stimmt, gibt es einen Menschen, eine Kuriosität, wenn man so will, der meinen Verdacht im schlimmsten Fall bestätigen kann. Und zu dieser Person müssen wir jetzt.“ Eren konnte immer noch nicht glauben, was er da gehört hatte. Dass Erwin ihn damals auf der Feier belogen hatte, war ihm nach dem Gespräch mit Hanji bereits klar gewesen. Dass er damit solche Motive verfolgte und Levi womöglich schon lange nachstellte, hätte er von ihm aber nicht vermutet. Er wischte sich die Tränen aus den Augen und fragte dann: „Was war das für eine Andeutung?“ Levi schluckte hart, dann sprach er: „Er hat gesagt, dass er weiß, dass du mich liebst. Ich habe mit ihm aber nie über deine Gefühle für mich gesprochen. Er kannte deinen Namen, ja, und wusste auch, dass wir uns mehrfach getroffen haben, aber er konnte nicht wissen, wie ernst es zwischen uns ist. Zumal wir an meinem Geburtstag, wo ich ihn das letzte Mal gesehen habe, noch nicht zusammen waren. Dass du mich liebst, hast du bisher nur zwei Mal gesagt. Damals, während unseres Kurzurlaubes, und dann in der Silvesternacht.“ Nun wurde auch Eren übel. Er zählte eins und eins zusammen und konnte sich ausmalen, was Levi befürchtete. Erwin hatte sie belauscht, im schlimmsten Fall sogar beobachtet. Die Vorstellung, dass er und Levi während dieses intimen Momentes gesehen wurden, ließ es ihm eiskalt den Rücken hinunter laufen. Endlich erreichten sie ihren Zielort. Sie waren in einem schäbigen Viertel Hamburgs in Nähe des Bahnhofes angekommen. Gemeinsam stiegen sie aus und Levi führte beide hinein in eine kleine, unscheinbare Detektei. „Mike, bist du da?“, rief Levi in den Raum hinein. Im Hinterzimmer ertönte ein Rascheln, dann öffnete sich eine Tür und ein dunkelblonder Mann mittleren Alters schritt auf sie zu. „Levi, wie lange ist es her? Was führt dich zu mir?“, wollte Mike wissen. Dieser ging nun auch auf Eren zu, nahm seine Hand zur Begrüßung und beugte sich beinahe so, als würde er ihn auf die Wange küssen wollen, hielt aber kurz vorher inne und nahm einen tiefen Atemzug durch die Nase. Hatte er gerade an ihm... geschnuppert? „Du musst mir helfen. Ich benötige deine... besondere Gabe in einer Angelegenheit. Ich muss herausfinden, ob sich jemand bestimmtes in den letzten Tagen in meiner Wohnung aufgehalten hat.“, unterbrach Levi diesen merkwürdigen Moment, der zu Erens Verwunderung, aber nicht weiter von ihm kommentiert wurde. Er schaute die beiden verdutzt an. Zögerlich wendete er sich an Levi: „Kannst du mich bitte mal aufklären, was hier gerade passiert?“ „Eren, das ist Mike Zakarius. Ich habe ihn damals bei den Ermittlungen an Isabels und Farlans Mord kennen gelernt. Er hilft der Polizei bei Fällen, die diese nicht klären kann, mit seinem besonderen Talent. Damit hat er es auch geschafft, die Mordnacht an meinen Freunden zu rekonstruieren und schließlich den Mörder ausfindig zu machen.“ „Okay, das verstehe ich ja, aber was genau ist dieses 'besondere Talent'?“, flüsterte Eren Levi zu. Mike sprach ihn nun direkt an: „Ich habe einen genetischen Defekt, eine Mutation oder wie auch immer du es nennen möchtest. Ich weiß, es klingt komisch, wenn ich das so sage, und vielleicht musst du mich auch erst bei meiner Arbeit gesehen haben, um mir zu glauben, aber ich habe den Spürsinn eines Bluthundes. Ich kann anhand des Geruchs eines Menschen feststellen, wo sich dieser befindet, was er getan hat und wann er an dem Ort war.“ War das ein Scherz? Eren wusste nicht, wen der beiden er anschauen sollte. „Lass es mich dir zeigen.“, sprach Mike weiter, „Dein Freund hier hat sich vor etwa einer Stunde ziemlich heftig übergeben. Oh, oh, und kurz davor hat er jemanden geküsst. Allerdings kann ich nicht feststellen, ob es ihm gefallen hat. In und an seinem Körper mischen sich gerade eine Vielzahl von Hormonen. Zum einen Endorphine, die sind gerade am deutlichsten zu riechen. Aber an seiner Kleidung nehme ich auch noch Reste von Adrenalin war.“ „Ist das ein Trick, den ihr einstudiert habt? Wollt ihr testen, wie leichtgläubig ich bin?“, fragte Eren fassungslos. „Oho, und du Kleiner. Hast wohl gerade gegessen. Lass mich raten, es gab Fisch mit Pommes und Salat. Keine gute Qualität, wahrscheinlich Mensa-Essen. Du hast am Tisch zusammen mit zwei Frauen und vier Männern gesessen.“ Eren zählte sie im Kopf durch: Armin, Conny, Reiner, Bertholt, Sasha und Annie. Mike hatte Recht. Auch mit dem Essen. Ungläubig schaute er ihn an, nicht in der Lage zu antworten. „Glaubst du uns jetzt?“, fragte Levi ungeduldig, und redete dann mit Mike weiter, „Es geht um den Mistkerl, der mich geküsst hat. Ich habe die Vermutung, dass er sich seit einiger Zeit heimlich in meine Wohnung schleicht. Kannst du feststellen, ob er sich dort in den letzten Tagen aufgehalten hat?“ „Es ist Erwin, oder?“, wollte Mike wissen, „Ich kenne den Geruch noch.“ Levi nickte und Mike verstand. „Dann lasst uns sofort aufbrechen.“, antwortete er und nahm eine große Arbeitstasche vom Schreibtisch an sich.   Sie betraten Levis Wohnung und sofort nahm Mike einen tiefen Atemzug. „Wann, sagtest du, war er das letzte Mal offiziell hier?“, fragte er an Levi gerichtet. „Zu meiner Geburtstagsfeier am 25. Dezember. Und dann gestern Abend, da hat er einen Zettel an meiner Tür angebracht.“ Mike ging durch die Wohnung, betrat jedes Zimmer, roch an Gegenständen, Möbeln und dem Fußboden. „Oh Mann.“, sprach er entgeistert, als er wieder an Eren und Levi heran trat, „Das wird jetzt hart. Levi, zuerst muss ich dich fragen, ob du und Erwin jemals etwas miteinander hattet?“ „Natürlich nicht!“, zischte dieser fast schon beleidigt Mike an. „Dann wird es jetzt nicht leichter.“, sprach Mike mit gesenktem Blick weiter, „Du hattest Recht mit deiner Vermutung. Er muss ziemlich oft hier gewesen sein. Das letzte Mal vor zwei bis drei Tagen.“ Eren erstarrte. Das war die Silvesternacht, wie Levi schon befürchtet hatte. „Das ist aber noch nicht alles. Um meine Frage von eben zu erklären: Ich habe an mehreren Stellen in der Wohnung sein Sperma wahrgenommen. Es wurde weggewischt und auch mit Reinigungsmitteln behandelt, sodass man es nicht mit bloßem Auge hätte sehen können. Aber die Überreste sind noch da. Die frischeste Spur ist übrigens vor deiner Badezimmertür, muss von seinem letzten Besuch sein. Wenn ihr Glück habt, findet ihr da noch brauchbare Beweise, falls du damit zur Polizei gehen willst. Die anderen Spuren könnten schon zu alt für eine gerichtsmedizinische Untersuchung sein.“ Entsetzt sahen Eren und Levi erst sich und dann Mike an. „Sag mit bitte, dass das nicht wahr ist!“, schoss es aus Levi heraus, „Du willst mir sagen, er ist in meine Wohnung gegangen und hat sich hier, während ich unterwegs war, mit sich selbst amüsiert?!“ „Sieht so aus.“, sagte Mike, „Und nicht nur, während du oder IHR nicht da wart, wenn ich die Spuren im Badezimmer richtig deute. Ihr müsst zur selben Zeit in dem Raum gewesen sein, als er vor der Tür seinen Spaß hatte.“ Eren verlor den Glanz aus den Augen und ging zu Boden. „Das ist krank. Das ist einfach nur krank.“, murmelte er vor sich hin. „Wie kann es sein, dass wir das nicht mitbekommen haben?“, wollte Levi von Mike wissen. „Nun ja, zum einen vermute ich, dass ihr beiden ganz schön von euch selber abgelenkt wart. Aber außerdem hat sich Erwin hinter der Tür versteckt, als ihr in das Schlafzimmer gekommen und von dort aus ins Bad gegangen seid. Das ist zumindest meine Erklärung dafür, dass seine Geruchsspur in diese Ecke führt. Wenn ihr möchtet, kann ich die Beweise sichern und der Polizei zukommen lassen. Die würden euch dann natürlich auch noch einen Besuch abstatten.“ Levi überlegte kurz, bevor er Mike seine Antwort gab: „Sicher die Beweise, aber halte sie bei dir unter Verschluss. Ich muss zuerst mit Erwin reden, allerdings dieses Mal nicht alleine. Wenn herauskommt, dass gegen ihn ermittelt wird, schadet das der Firma und eine Menge Menschen könnten ihren Job verlieren. Ich muss ihn dazu bringen, dass er freiwillig aus der Partnerschaft zurücktritt.“ Levi zückte sein Smartphone und tippte schnell darauf herum, bevor es sich ans Ohr hielt. „Hanji!“, hörte Eren ihn sprechen, „Ist dein Auto inzwischen repariert? … Gut, dann komm sofort zu meiner Wohnung, wie müssen etwas Wichtiges besprechen. … Bis gleich!“ Levi beugte sich zu Eren runter, der immer noch auf dem Boden kauerte, und streichelte ihm beruhigend über die Schulter. Derweil machte sich Mike ans Werk. Aus seiner Tasche nahm er einige Teststreifen, Pinzetten und Röhrchen, mit denen er in der gesamten Wohnung Abstriche machte und Proben nahm. Er war gerade fertig damit, als es an der Tür klingelte. „Das muss Hanji sein.“, sagte Levi an niemand Bestimmten gerichtet. Eren hatte sich mittlerweile wieder gefangen und auf Levis Sofa Platz genommen und auch Mike setzte sich zu ihm. Er hörte, wie sich Levi und Hanji an der Wohnungstür begrüßten, bevor sich auch die beiden auf das Sofa fielen ließen. „Eren-Schatz, was ist denn mit dir los?“, wollte Hanji von ihm wissen, doch Eren war immer noch nicht in der Lage, an einem Gespräch teilzunehmen. „Hanji, lass ihn.“, warf Levi mit finsterem Blick ein, „Wir müssen reden. Es geht um Erwin und meine Vermutungen, die Mike bestätigt hat. Erwin hat sich mehrfach Zugang zu meiner Wohnung verschafft und dabei ein paar Spuren hinterlassen.“ „Ein paar Spuren? Du meinst doch nicht etwa...-“ „Doch, genau das. Ekelhaft, ich weiß. Deswegen muss er die Firma verlassen. Ich habe einen Plan, aber ich brauche euch alle als Zeugen. Ich werde ihn mit den Beweisen konfrontieren. Mike, deswegen musst du mitkommen. Erwin ist mit deinem Talent vertraut und ihm wird klar sein, was wir wissen, wenn er dich sieht. Hanji und Eren, euch hätte ich gerne dabei, damit ich den Bastard nicht gleich eigenhändig umbringe.“ Levi führte seinen Plan fort, während die anderen ihm interessiert zuhörten. „Du pokerst ganz schön hoch, Levi. Und wenn er nicht darauf eingeht, kann das das Ende für die Firma bedeuten.“, warf Hanji ein. „Ich finde, es ist die beste Lösung.“, tat Mike seine Meinung kund. Auch Eren fand seine Sprache wieder. „Und was ist, wenn er uns danach immer noch nicht in Ruhe lässt? Mike, ich finde, dass wir noch nicht genug gegen ihn in der Hand haben. Und wer weiß, ob die Beweise überhaupt standhalten, sollte es zum Äußersten kommen. Wenn Erwin es bisher geschafft hat, uns alle zu täuschen, dann hat er das vielleicht auch bei der Arbeit getan. Ich weiß nicht, ob du noch andere Begabungen, als deinen Geruchssinn hast, aber vielleicht hat er ja noch mehr Dreck am Stecken. Was ist, wenn er Dokumente der Firma verfälscht hat? Das wären handfeste Beweise, gegen die er sich nicht wehren könnte.“ Überrascht schauten die anderen nun auf Eren. „Der Junge könnte Recht haben.“, sprach Mike bewundernd. „Oh, ich wusste immer, dass mein kleiner Eren-Schatz Köpfchen hat.“, sagte Hanji heiter. „Keine schlechte Idee.“, murmelte Levi, „Mike, ich gebe dir Einsicht in alle Dokumente, die Erwin bearbeitet hat, ebenso wie die Finanzen. An meinem Laptop solltest du Zugang dazu haben. Es wird eine ganze Menge Arbeit auf dich zukommen, aber solltest du etwas finden, bin ich bereit, deinen Stundenlohn zu verdoppeln. Bist du dabei?“ „Für dich immer.“, sagte dieser gut gelaunt, „Am besten nehmt ihr euch ein paar Tage frei, solange ich mich durch die Unterlagen kämpfe, damit ihr der Konfrontation mit Erwin aus dem Weg gehen könnt und euch in seiner Gegenwart nicht verplappert.“ Er warf dabei einen düsteren Blick auf Hanji. „Oh, als ob ich das tun würde!“, protestierte sie, „Aber auf Abstand gehen kann wirklich nicht schaden. Levi, vielleicht solltest du ein paar Tage zu Eren ziehen? Zumindest so lange, bis du die Schlösser ausgetauscht hast.“ „Ist wohl das Beste.“, sagte er gleichgültig. Da war sie wieder, Levis kalte Fassade, die er aufsetzte, wenn er seine wahren Gefühle von anderen verbergen wollte. Eren konnte sich nur ausmalen, was dem anderen gerade durch den Kopf gehen musste.   Drei Tage später trafen sich alle wieder in Levis Wohnung und nahmen gemeinsam am Esstisch Platz. „Ich hätte nicht gedachte, dass ich so schnell fündig werden würde.“, sagte Mike, während er einen Stapel Papiere vor sich ordnete, „Aber Erwin hat es auch nicht sonderlich schwer gemacht. Ich hab versiegelte Kopien davon verschickt, wie du es gewünscht hast, Levi.“ Schnell drückte er jedem der Beteiligten einige Zettel in die Hand. „Was ist das?“, wollte Levi wissen. „Schau es dir an. Die Ausgaben, die Erwin der Firma berechnet hat.“ Eren warf nun selbst einen Blick auf das Papier. Es waren einige Kostenpunkte der letzten Monate aufgelistet. „Wer brauch denn 30 neue Staubsauger?“, rief er entsetzt aus. „Das ist es ja.“, sagte Mike, „Niemand hat 30 neue Staubsauger gekauft. Oder 15 Fernseher oder was sonst noch aufgelistet ist. Erwin hat die Kosten dafür aufgeführt und sich die Beträge in die eigene Tasche gesteckt. Ich frage besser nicht, wieso das niemandem aufgefallen ist.“ Eren wusste, dass Levi sich in diesem Moment angesprochen fühlte, und konnte dabei zusehen, wie sich ein Schatten über dessen Augen legte und sein Gesicht sich schmerzlich verzog. „Ich hatte ihm vertraut. Immer.“ Mehr brachte Levi nicht heraus. „Was können wir jetzt machen?“, fragte Hanji Mike. „Nun, die Möglichkeiten, die ihr habt, sind immer noch dieselben. Setzt ihn mit den Anschuldigungen unter Druck, in der Hoffnung, dass er den Schwanz einzieht, oder geht gleich zur Polizei, was allerdings Konsequenzen für die Firma auf sich ziehen könnte.“ „Ich knöpf mir ihn vor. Und ihr kommt besser mit!“, brach es wütend aus Levi heraus. Niemand traute sich, dem etwas entgegen zu setzen. Levi sprang auf, nahm die Papiere an sich und schnappte sich seinen Autoschlüssel. „Worauf wartet ihr noch?“, fragte er in die Runde. Eren sah die anderen fragend an, bevor diese sich erhoben und Levi folgten. Auch er stand nun langsam auf. Eren war sich nicht sicher, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte. Das letzte Mal, dass er Levi so wütend erlebt hatte, war, als dieser Jean verprügelt hatte. Und so blieb er stumm und tat, wie ihm geheißen.   Da es noch vormittags war, hielt sich Erwin in der Firma auf. Eren, Levi, Hanji und Mike versammelten sich an dessen Bürotür und traten, ohne zu klopfen, ein. „Levi! Oh, und du hast deine Freunde mitgebracht. Was gibt es denn so plötzlich?“, sprach Erwin mit falschem Lächeln. „Spar dir den Müll, Augenbraue!“, zischte Levi und knallte Erwin den Stapel Papiere vor die Nase, „Wir wissen es. Alles. Von deinen kleinen, perversen Ausflügen in meine Wohnung und davon, dass du dich am Geld der Firma bedienst.“ Erwins Gesichtszüge erstarrten augenblicklich. „Verlass dir Firma und am besten gleich das Land. Das ist die letzte Chance, die ich dir gebe, bevor ich die Polizei einschalte. Also überlege es dir gut! Oh, und dass ich dich auszahle, kannst du natürlich vergessen. Du hast dir deinen Anteil ja schon selbst zugeschaufelt.“ „Levi... ich wollte nie...-“ „Genug! Ich will kein weiteres Wort von dir hören. Ich stelle dich frei, bis das USA-Projekt durch ist. Führungswechsel machen sich während eines laufendes Geschäftes nämlich nicht gut. Danach wirst du offiziell verkünden, dass du dich wegen persönlichen Problemen aus der Firma zurückziehst.“ Levis Stimme war eiskalt und als er ausgesprochen hatte, wurde es so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. „Und glaub bloß nicht, dass du uns aus dem Weg räumen kannst. Sollte irgendwem von uns etwas passieren, liegen die Beweise als Kopie bei meinem Anwalt und auch bei der Polizei vor. Komm also bloß nicht auf dumme Gedanken.“ Langsam erhob sich Erwin von seinem Platz und ging mit gesenktem Haupt an den anderen vorbei. Als er den Raum verließ, fiel die Anspannung der Gruppe ab. „Wir haben es geschafft!“, quietschte Hanji und fiel Levi in die Arme. „Gut gemacht, Levi!“, sprach Mike und klopfte ihm dabei auf die Schulter. Auch Eren trat nun schüchtern hervor und flüsterte: „Ich bin so stolz auf dich. Du hast das klasse gelöst.“ Er nahm Levi fest ihn die Arme und küsste ihn sanft auf den Mund. Levi löste sich von Eren und trat dann an Hanji heran. „Hanji, ich kann diese Firma nicht alleine leiten. Ich würde dich gerne zu meiner neuen Geschäftspartnerin machen, sobald Erwins Ausstieg offiziell ist.“ Hanjis Augen wurden immer größer und aus ihrem Mund kamen beinahe unmenschliche Geräusche, dann zog sie Levi in eine weitere Umarmung und rief freudig: „Ich bin dabei!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)