Ein unverhofftes Familientreffen von Himikko ================================================================================ Kapitel 58: Atempause --------------------- Das Treffen mit den Exorzisten verlief dieses Mal wesentlich besser als sonst. Satan war zufrieden, langsam aber sicher kamen sie tatsächlich halbwegs miteinander klar. Sogar der Paladin wirkte inzwischen wesentlich erträglicher, dabei hatte er zu Beginn öfter mit dem Gedanken gespielt, ihn in einen Sack zu werfen und in den Styx oder gar den Phlegethon zu werfen. Vielleicht hatte er auch schlicht und ergreifend zu viel Zeit mit Lilith verbracht, wer konnte das schon sagen. Generell war die Laune aller Anwesenden deutlich euphorischer, denn wie erhofft zogen sich Liliths Truppen zurück und verschafften ihnen damit eine wohlverdiente Atempause. Ob sie sich wirklich nach Gehenna zurückgezogen hatten, war allerdings noch nicht bekannt. So wie er sie kannte, hatte sie ihnen so oder so noch einige böse Überraschungen dagelassen. Darum würde er sich allerdings später kümmern, momentan war er auf dem Weg zurück zu Azazel, dieses Mal allein. Seine Söhne würden später nachkommen. Als er den Raum betrat, fand er den Geisterdämonen, tief und fest schlagend vor. Neben ihm saß Ruha und betrachtete ihn mit einem liebevollen Blick. Sicherlich musste es seltsam sein, neben dem erwachsenen Sohn zu sitzen, wenn man ihn zuletzt im Kindesalter gesehen hatte. Der Dämonenherrscher räusperte sich und ließ sie aufsehen. „Du bist allein hier?“, fragte sie leise, um ihren Sohn nicht aufzuwecken. Satan nickte langsam, zog einen Stuhl heran und setzte sich. „Sie erledigen einige Dinge in meinem Namen und ich wollte mit dir fürs erste in Ruhe sprechen.“ Die Geisterdämonin lächele. „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du inzwischen 10 Söhne hast. Wenn man bedenkt, wie ungeschickt du am Anfang warst und wie viele Nerven es gekostet hat, hätte ich gedacht, dass du mehr bekommst.“   „Ich auch nicht.“, gab der Dämonenherrscher zu. „Aber ich habe dazugelernt und bilde mir gern ein, dass ich es ganz gut gemacht habe. Meine anderen Frauen und die Bediensteten waren eine große Hilfe.“ Natürlich hatte es Tage gegeben, an denen er gezweifelt hatte, doch schlussendlich war es die Mühe und die schlaflosen Nächte wert gewesen. „Du hast es gut gemacht.“, bestätigte Ruha und legte eine Hand auf seinen Arm. Ihre Finger waren eiskalt, doch er zuckte nicht zusammen. „Ich freue mich sehr, dass du trotz allem glücklich werden konntest. Du scheinst sehr an ihnen zu hängen und sie an dir.“ Natürlich hing er an ihnen. Er würde für sie beide Welten niederbrenne, wenn es nötig war. „Manchmal würde ich sie am liebsten für ein paar Jahrhunderte in eine Spiegelfalle sperren, aber das gehört wohl dazu.“, nickte er und seufzte. „Ich kann mir mein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen. Dadurch ist, was Azazel passiert ist, nur umso bitterer. Ich hätte es eher bemerken müssen.“ Kopfschüttelnd sah er seinen schlafenden Sohn an. „Ich habe als Herrscher und Vater versagt. Er hat es all diese Jahre mit sich herumgetragen und darunter gelitten.“   „Du konntes es nicht wissen.“, protestiere Ruha ruhig. „Das hatten wir schon mal. Mach dir deswegen keine Gedanken, niemand konnte das kommen sehen.“ Satan nickte, überzeugt war er dennoch nicht. Egal wie dieser Konflikt endete, er würde immer an sein Versagen denken. Hoffentlich würde es ihn zumindest davon abhalten, seinen Fehler zu wiederholen. „Die anderen haben mir viel erzählt, vor allem wie du dich um sie gekümmert hast.“, fuhr seine ehemalige Frau fort. „Du hast ihnen alles gegeben, du warst immer für sie da und hast sie unterstützt. Es gibt wirklich keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen.“ Sie lehnte sich nach vorn und umarmte ihn. Satan unterdrückte erneut ein Schaudern. Es war seltsam, nicht ihre Wärme zu spüren oder ihren Duft zu riechen. Nach einer Weile lösten sie sich aus der Umarmung und betrachteten gemeinsam ihren Sohn. „Was kam bei der Versammlung raus?“, unterbrach Ruha schlussendlich die Stille. „Es lief recht gut. Beide Seiten sind zufrieden und Liliths Truppen sind dabei, sich zurückzuziehen.“   „Aber?“ Natürlich merkte sie, dass ihn etwas störte. Egal was er tat, sie war eine seiner Frauen gewesen, der er nie etwas hatte vormachen können. „Ich denke, dass Lilith uns einige Stolpersteine in den Weg gelegt hat. Wahrscheinlich können wir uns in den nächsten Tagen auf einiges gefasst machen.“, erklärte er seine Sorgen, woraufhin die Schwarzhaarige düster nickte. „Ja, das sähe ihr ähnlich. Hoffen wir, dass die Sterblichen die Ruhe bewahren.“, stimmte sie zu. „Übrigens habe ich deinen anderen Söhnen auch einiges zu erzählen und dir wollen die anderen ebenfalls einiges ausrichten. Jetzt wäre wohl die beste Zeit dafür.“ Ein kleiner, egoistischer Teil des Dämonengottes wollte nichts davon hören. Dadurch würde er sie nur noch mehr vermissen, doch der weitaus größere, vernünftige Teil wusste, dass er es ihnen schuldig war und er irgendwann damit abschließen müsste. Die Schuldgefühle zerfraßen ihn bereits viel zu lange. „Dann lass uns anfangen.“     …………………………………………………………………………………………     Die Hoffnung aller bestätigte sich bereits im Laufe des nächsten Tages. Lilith hatte sich offiziell mit ihren Truppen nach Gehenna zurückgezogen, Assiah gehörte damit wieder den Menschen. Fürs erste. Die Freude war entsprechend groß gewesen und zum ersten Mal seit Monaten erlaubte man sich Erleichterung. Sie hatten den ersten Schritt getan, nun mussten sie nur dranbleiben und sich einen guten Plan überlegen. Um Lilith auszuschalten, mussten sie den Kampf nach Gehenna bringen, was allerdings bedeute, dass die Exorzisten sehr im Nachteil waren. Es war eine fremde Umgebung und mit Pech würden viele ausfallen, weil sie die Dämonenwelt nicht ertrugen. Dennoch versuchten beide Seiten positiv zu bleiben und nicht direkt den Teufel an die Wand zu malen. Rin war schon immer eine optimistische Person, was zwar während seiner Gefangenschaft bei Lilith auf die Probe gestellt worden war, aber er versuchte weiterhin das beste in allem zu sehen. Die Dämonen sahen ein wenig schwärzer. Satans Palast konnte mit Leichtigkeit einer jahrelangen Belagerung standhalten, daher war es fraglich, ob ein direkter Angriff wirklich die beste Strategie war. Nach ihrem Einbruch würden alle Geheimgänge doppelt und dreifach bewacht sein, mal ganz abgesehen davon, dass sie zuerst überhaupt in Pandemonium eindringen mussten. Trotzdem blieben sie still, denn natürlich wollten sie nicht die neu gewonnene Moral zunichtemachen. Stattdessen verbrachten sie ihre Zeit bei Azazel und Ruha, immerhin hatten sie einiges aufzuholen. Rin gesellte sich ebenfalls zu ihnen, fühlte sich allerdings wie ein Eindringling. Er kannte keine der Mütter, von Ruha abgesehen, in vielen Fällen wusste er nicht mal, worum es genau ging. Dennoch hörte er gerne zu und freute sich, dass der Rest seiner Familie nun ebenfalls einen Abschluss finden konnten. Nach dem Gespräch mit Shiro wusste er nur zu gut, wie befreiend es sich anfühlte. Nach einer Weile beschloss er dennoch, sie vorzeitig zu verlassen und stattdessen Yukio, Shura oder seine Freunde zu finden. Alastor war eine weitere Option, allerdings wusste er nicht, ob dieser bereit war, mit ihm zu trainieren, obwohl er eigentlich noch nicht ganz auf den Beinen war. Er wanderte eine Weile umher, bis er Stimmen aus einem der Zimmer hörte. Es war eine Unterkunft, welche er bisher nicht betreten hatte, doch er war sich ziemlich sicher, dass in diesem Bereich vor allem die Hexenzirkel untergebracht waren. Seine Vermutung sollte sich bestätigen. Christina saß auf dem Boden, vor ihr lagen einige Karten, umgeben war sie zu Rins Verblüffung von Shiemi, Izumo und dem Kyoto Trio. „Oh, hey Rin!“, wurde er von Shima begrüßt. „Komm ruhig rein, Christina-chan legt gerade ein paar Karten.“   „Könntest du endlich mit diesem "Chan" und dem Vornamen aufhören?! Du kennst sie kaum!“, wurde er von Izumo angefaucht, doch die Hexe winkte lachend ab. „Lass ihn ruhig, es schadet doch niemanden.“ Sie wandte sich an Rin. „Braucht mich jemand oder bist du wegen deiner Freunde hier?“   „Ich habe eure Stimmen gehört, also bin ich hergekommen. Was macht ihr hier?“., fragte er und sah verwirrt den Kartenhaufen an. „Tarot.“, erwiderte die Hohepriesterin gut gelaunt und begann, die Karten zu mischen. „Suguro hier hat mir nicht geglaubt, als ich davon erzählt habe, also habe ich die Karten für sie gelegt. ~“ Rin verstand immer noch nicht, was los war. „Was ist Tarot?“ Wahrscheinlich zeigte er wieder einmal sein lausiges Allgemeinwissen, dennoch erklärtes sie es geduldig. „Einfach gesagt, Wahrsagen mit Karten. Die meisten Sterblichen benutzen es, um andere über den Tisch zu ziehen, aber wir Hexen verstehen es, die Karten richtig zu lesen.“   „Ich dachte, es nicht möglich die Zukunft vorauszusagen.“, hinterfragte der Halbdämon ein wenig zweifelnd und erhielt ein Kichern von der Blondine. „Das stimmt, es spielen sehr viele Faktoren eine Rolle, es geht hier auch weniger um die Zukunft, eher um Erkenntnis. Wie es dann weiter geht, hängt von der Person selbst und den Umständen ab. Tarot ist eine Fähigkeit, die viele Hexen beherrschen, manche haben allerdings ein besonders Talent dafür und sehen mehr als andere. Insbesondere Hexen wie ich, die zu Lord Samael gehören, sind mit dieser Gabe gesegnet. “   „Es stimmt, Rin!“, mischte sich Shiemi aufgeregt ein. „Sie hat ganz viel von uns gesehen und alles stimmte, obwohl wir nichts gesagt haben!“   „Ich halte das immer noch für ziemlich schwammig.“, grummelte Bon mussmutig vor sich hin, was Christina allerdings nicht zu stören schien, sie mischte weiter ihre Karten und nickte Rin zu. „Lust mitzumachen? Normalweise lege ich 3 mal 3, aber in diesem Fall nehme ich nur 3, also Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, es dauert nicht lang. Wenn du nicht willst, ist es natürlich in Ordnung. Das kann ziemlich persönlich werden.“ Der Nephilim zögerte, nickte dann aber. Es sprach wohl nichts dagegen und er war schon neugierig, daher setzte er sich dazu. Die Hexe teilte den Stapel mehrmals und hielt dabei mehrmals inne, als würde sie nachdenken oder etwas hören, bis schließlich drei Karten vor ihnen lagen. „Gut, dann schauen wir mal.“, murmelte Christina und drehte die erste Karte um. Darauf zu sehen war ein Turm, in dem mehrere Blitze einschlugen und zum Teil brannte, zu sehen. Ein ungutes Gefühl stieg in ihm hoch. „Das dachte ich mir fast. Der Turm. Steht für eine plötzliche Erschütterung des Lebens, heftige Aufruhe…eine Krise. Es war sicher nicht einfach, die Wahrheit über deine Herkunft zu erfahren.“ Die Adepten waren ungewöhnlich still und wechselten Blicke. „Nicht wirklich.“, murmelte er dumpf. Christina nickte nur und drehte die nächste Karte um. Dieses Mal sahen sie ein großes, geflügeltes Wesen mit Hörnern und Tierbeinen. Es hockte auf einer Art Podest, an der zwei nackte Menschen gekettet waren. „…Der Teufel.“, sagte die Hexe, nun die Stirn runzelnd. „Ernsthaft? Wenn das ein Witz ist, ist er nicht komisch.“, murmelte Rin ein wenig gereizt und fragte sich gleichzeitig, ob sein Vater wusste, dass die Hexenzirkel Tarotkarten verwendeten, die ihn auf diese wenig schmeichelhafte Art darstellte. Christina schüttelte den Kopf. „Der Teufel steht für einen inneren Konflikt, eine dunkle Seite. Du hast das Gefühl, als würdest du an einer Stelle festhängen, als hättest du die Kontrolle über dein Leben verloren.“ Rin schluckte. Shiemi hatte recht gehabt. Das traf wirklich direkt ins Schwarze. „Es gibt Hindernisse, vielleicht sogar Personen, denen du nicht trauen kannst…Verführung…Abhängigkeit…“ Sie stockte, schloss die Augen und schüttelte kurz den Kopf, dann sah sie Rin überraschend ernst an. „Du musst dich dem stellen, um es unter Kontrolle zu bekommen.“ Erneut schloss sie die Augen. „Ansonsten…blaues Feuer verbrennt vollständig die andere Welt…“ Sie schüttelte den Kopf und schwieg. Auch der Rest blieb still, zu geschockt über das, was er hörte. Sich dem stellen? Blaues Feuer brannte die Welt nieder? Er wusste nicht mal, was damit gemeint war! Es gab so viel, dass ihm momentan Kopfzerbrechen bereitete und das war nicht nur die Sache mit Lilith. Er war immer noch besorgt, wie es danach weiter gehen und ob er seinem Bruder und seine Freunde verlieren würde. Dann kam da noch die Sache mit seinem Dämonenherz hinzu und wenn sie wirklich davon sprach, wie die Welt niedergebrannt wurde...   Was, wenn er nicht stark genug war und versagte? Christina sah ihn fragend an, woraufhin er langsam nickte. „Schon ok, mach weiter.“ Die nächste Karte ließ seinen Magen erneut verkrampfen: Ein Skelett mit einer Sense. „Tod.“, murmelte die Blondine. „Mach dir keine Sorgen, damit ist nicht gemeint, dass du sterben wirst.“, fügte sie hinzu, als sie Rins Gesicht sah. „Tod steht für das Ende vom alten. Vielleicht wirst du Abschied nehmen müssen oder musst loslassen, aber darauf folgt immer ein Neubeginn. Ich denke, dir wird es gut gehen.“ Sie lächelte ihm ermutigend zu. „Du hast eine schwierige Vergangenheit hinter dir und musstest viele Rückschläge einstecken, aber eine neue Zukunft wartet auf dich. Du musst nur lernen los zu lassen, dich selbst zu akzeptieren und dich deinen inneren Konflikten zu stellen.“ Bevor der Dunkelhaarige zu einer Antwort ansetzen konnte, hörte er, wie sich die Tür öffnete. Dieses Mal war es Yukio, der überrascht in die Runde sah. „Was treibt ihr denn hier?“, fragte er langsam und warf Christinas Karten einen misstrauischen Blick zu. „Tarot legen.“, antwortete sie gelassen. „Interesse?“ Der jüngere Okumura Zwilling verdrehte die Augen und schob seine Brille hoch, wie wenn er genervt oder frustriert war. Rin sollte es wissen, er bekam diese Pose regelmäßig. „Ich glaube nicht an solchen Unsinn.“   „Aber es funktioniert wirklich!“, protestierte Shiemi. „Sie hat es bei uns allen gemacht. Versuche es doch!“ Der Brillenträger zögerte und Rin glaubte, dass er ablehnen würde, doch zu seiner Überraschung nickte der jüngere. „Also gut.“, seufzte er und Rin rutschte beiseite, damit sein Zwilling Platz nehmen konnte. Er war mehr als verblüfft, dass Yukio zugestimmt hatte. Tat er das, weil er Rin versprochen hatte, Dämonen gegenüber offener zu sein? Sekunden später lagen drei neue Karten vor ihnen und Christina drehte die erste herum. Dieses Mal war eine Person mit einem Schwert und einer Waage zu sehen. „Gerechtigkeit. Und sie steht auf dem Kopf…“, sie hielt inne, schloss die Augen und für einige Sekunden herrschte Stille, bevor sie nickte. „Du hast in Ablehnung gelebt, tust es wahrscheinlich immer noch. Du willst die Konsequenzen nicht akzeptieren und tust alles, um der Schuld zu entkommen. Er herrscht Ungleichgewicht, du weißt nicht, was du fühlen oder denken sollst.“ Yukios Gesicht blieb ausdruckslos, während er sie sprach, doch Rin wusste, dass ihre Worte nicht wirkungslos blieben. Hoffentlich würde es zu keiner Eskalation kommen. „Was geschehen ist, ist geschehen.“ Da er nichts sagte, drehte sie die nächste Karte um. Dieses Mal war es ein Engel, darunter sahen mehrere Menschen zu ihm hoch. „…Das Gericht. Neubeginn, Wiedergeburt, Erlösung, Erweckung.“, murmelte sie vor sich hin. „Die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt, wenn du dein Leben selbst in die Hand nimmst, wird es sich zum Guten wenden. Du überdenkst dein bisheriges Leben und hinterfragst, was richtig ist.“ Dieses Mal hob Yukio eine Braue. „Verstehe.“ Damit drehte Christina die letzte Karte um. Im ersten Moment sah es aus wie eine Sonne, doch schlussendlich erkannte er einen Mond darin. Darunter waren zwei Hunde und Wölfe, die ihn scheinbar anheulten. Christinas Gesicht hellte sich auf. „Der Mond. Du wirst dich deinen inneren Ängsten und deinem Schatten stellen. Du hast dich so oft von deiner Angst leiten lassen und deinen Glauben an die Zukunft verloren. Es kann aber auch für Süchte stehen, also sei vorsichtig.“ Sie sah ihn durchdringlich an. „Sieh es als Neubeginn.“ Damit packte sie ihre Karten zusammen und stand auf. „Das hat Spaß gemacht, aber ich sollte jetzt gehen. Wir sehen uns später.“ Bevor sie antworten konnten, war sie bereits verschwunden, doch eine unangenehme Stimmung blieb zurück. „Also…“, sagte Shima plötzlich und grinste nervös. „Hat sonst noch wer Hunger?“     ……………………………………………………………….     Die Freude über den temporären Sieg hielt natürlich den ganzen Tag an. Die Atmosphäre wirkte direkt viel angenehmer und Dämonen und Menschen rasselten bei weitem nicht mehr zusammen wie zu Beginn. Natürlich gab es auch viele, die eher vorsichtig waren und sich auf jede Eventualität gefasst machten, doch selbst das konnte die gute Laune nicht vermiesen. Dennoch war Rin überrascht, als er erfuhr, dass sie noch am selben Abend kleine Siegesfeier veranstalten wollten. Nichts Aufwendiges, die meisten würden wohl nur trinken (es hatte sich interessanterweise einiges an Alkohol gefunden), reden und versuchen, sich irgendwie zu amüsieren, aber es war besser als nichts. Weder Satan noch die Grigori hatten etwas dagegen, so lange es niemand übertrieb und man sicherstellte, dass die Sicherheit weiterhin gegeben war. Es erschien seltsam, dass die Grigori so schnell einverstanden gewesen waren, andererseits wollten sie sicherlich die Motivation aufrechterhalten und es wäre eine gute Gelegenheit, die Zusammenarbeit zu stärken. Somit saß er wenige Stunden später in einer der großen Säle und beobachtete Shura, die sich in einem Anflug von Größenwahn ein Wetttrinken mit einigen Dämonen lieferte, darunter auch Iblis, Astaroth, Amon und Halphas. Woher sie diese Selbstsicherheit nahm, war ihm ein absolutes Rätsel. Es war allgemein bekannt, dass Dämonen mehr aushielten, zumal gehennischer Alkohol wesentlich stärker war. Momentan tranken sie noch Alkohol aus Assiah, doch er hatte keine Zweifel, dass das nicht mehr lange der Fall sein würde. Tatsächlich ging es nur kurz darauf damit los. „Noch kannst du aussteigen. ~“, grinste Iblis Shura an, diese schnaubte nur, hatte allerdings bereits einiges intus. „Als ob! Her damit.“   „Wenn sie ein ganzes Glas austrinkt, alles unten behält und dann noch ihren Namen lallen kann, küsse ich Astaroth.“, murmelte Amon kopfschüttelnd. Falls die rothaarige ihn hörte, reagierte sie nicht und trank stattdessen das ihr angebotene Glas aus. Zur Verblüffung aller Anwesenden, wankte sie zwar kurz, doch übergab sich nicht und man sie konnte sogar noch verstehen. Einer der Dämonen wandte sich grinsend an Amon. „Na dann, viel Spaß euch beiden. ~“   „Amon, wenn du das versuchst, werden sie nie deine Leiche finden.“, warnte der Verwesungskönig den anderen Dämonen trocken. Shura bediente sich derweil fröhlich am nächsten Glas, Halphas Proteste ignorierend. („Hey, jetzt warte mal, du reiherst sonst wirklich!“) Kopfschüttelnd, aber dennoch grinsend, wandte sich Rin ab, um seine restlichen Brüder und Freunde zu suchen. Er entdeckte als erstes Beelzebub, welcher sich in einer Ecke mit einem weiteren, ihm unbekannten, Dämonen unterhielt. Dieser war in etwa wie groß wie der Insektenkönig, seine kurzen Haare waren ein dunkles Grün, welches an den Spitzen heller wurde und die Augen gelb. Der Nephilim tippte, dass er ein weiterer Insekten- oder Erddämon war. Als Beel ihn sah, winkte er ihn heran. „Hey, Rin. Alles klar bei dir?“, fragte er und der Nephilim nickte. „Ja, alles gut. Wer ist denn dein Freund?“ „Emesh.“, stellte sich der Dämon vor, bevor der Baal antwortete konnte. Er sagte noch etwas, doch zu seiner Verwunderung hatte er große Schwierigkeiten dabei, ihm zu folgen. Zwar verstand er einige Wörter, doch sowohl die Endungen als auch die Betonung klang seltsam. Beelzebub schien seine Hilflosigkeit schnell zu bemerken. „Nimm Hochgehennisch oder Mittel, er kennt keine Dialekte außer den Pandemonischen.“   „Ah, tut mir leid. Ich habe nicht dran gedacht.“, entschuldigte sich Emesh sofort. Dieses Mal konnte Rin ihn problemlos verstehen. „Du bist also der neueste Zuwachs. Ich habe gehört, dass du für eine Menge Trubel gesorgt hast. Sollte mich wohl nicht überraschen, ihr habt alle ein Talent für Ärger.“   „Ja, schätze schon.“, murmelte Rin, nicht sicher, was er dazu sagen sollte, daher wechselte er das Thema. „Was meintest du mit Dialekt und so, Beel?“ Natürlich gab es auch im Japanischen Dialekte und er wusste, dass er Hochgehennisch und zum Teil Umgangssprache (vor allem durch seine Geschwister) lernte, wobei manche Dinge wie gewisse Anreden und Höflichkeitsformeln noch nicht dazu gehörten. Er meinte, dass Shax und Paymon relativ zu Beginn Dialekte erwähnt hatten, aber sicher war er nicht. „Wie in Assiah werden in Gehenna verschiedene Dialekte gesprochen. Du kennst bisher nur, was in Pandemonium gesprochen wird, Emesh hier spricht aber einen Dialekt aus meinem Reich, darum kannst du nichts damit anfangen. In jedem Gebiet gibt es verschiedene Dialekte, dazu kommt noch ein Dialekt, den gerne die Adligen nutzen und Henochisch, das ist mehr oder weniger das Gehennische Latein Das sprechen nicht mehr viele, aber er hat zumindest im Okkultismus Bereich eine wichtige Rolle.“ Natürlich bekam er dafür einen mehr als hilflosen Blick von seinem jüngeren Bruder. Es wurde doch wohl nicht vom erwartet, dass er all diese Dialekte konnte? „Mach dir deswegen keinen Stress.“, wurde er schnell von dem Baal beruhigt. „Ich kenne zwar einige Dialekte, aber nicht alle und dem Rest dürfte es nicht anders gehen. Umgangssprache versteht jeder, da musst du dir keinen Kopf machen.“ In anderen Worten: Du kannst noch durchatmen, aber irgendwann solltest du schon einige können. So übersetzte es sich zumindest im Kopf des Nephilims. Vielleicht sollte er seinen Vater doch davon überzeugen, Japanisch als zweite Amtssprache einzuführen, dann hätte er weniger Probleme! Wäre es nur so einfach. Mit Schrecken wurde ihm bewusst, dass er die ganze Zeit wie ein Volltrottel schaute und zwang sich, weiter zu sprechen. „Ah, ok. Und ihr beiden kennt euch durch…?“   ‚Wow, Rin. Redegewandt wie immer.‘, lobte er sich selbst, glücklicherweise erwähnte es keiner der beiden älteren Dämonen. „Wir waren in einer Klasse.“, erklärte Emesh. „Ich bin damals durch ein Stipendium an die Schule gekommen. Wir zeichnen beide gern, also hatten wir direkt was gemeinsam und wir waren im selben Kunstkurs.“   „Du hast den Teil vergessen, an dem du versucht hast, in meinen Spint einzubrechen.“, erinnerte Beelzebub den anderen Dämonen und nahm grinsend einen Schluck aus seinem Glas. Emesh verdrehte die Augen. „Musst du das immer an die große Glocke hängen? Ich hatte nur den falschen Schrank!“   „Sicher doch.“, grinste der Insektendämon zurück. Sein Gegenüber schnaubte und wurde langsam rot. „Du hast zu viel Zeit mit Iblis verbracht.“, grummelte er vor sich hin. Beelzebub zuckte mit den Schultern und grinste noch breiter. „Tu nicht so, du hast mich vermisst.“   „Vielleicht. War aber mal 'ne nette Abwechslung. Endlich Ruhe und Frieden, keine Angst, dass mich dein Vater anzündet oder deine Brüder mir den Hals umdrehen…“   „Jetzt übertreib mal nicht. Sie mögen dich!“   „Sie haben mir damals buchstäblich gesagt, dass sie mir weh tun, wenn ich dir weh tu.“   „Ja, gut, haben sie aber nicht! Also sei mal nicht so.“   Rin schaute verwirrt zwischen ihnen hin und her. Er verstand gar nichts mehr. „Warum sollten sie dir drohen, wenn ihr Freunde wart?“, fragte er daher und schaute sie mit großen Augen an. Der Insektendämon zögerte, Emesh sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Du hast es ihm nicht gesagt?“ „Wir kamen nie wirklich dazu.“   „Was denn gesagt?“, drängelte Rin ungeduldig, woraufhin der Insektenkönig seufzte. „Rin, wir waren nicht nur Freunde. Wir waren zusammen. Es war nicht meine ersteBeziehung, ich bin schon davor mit einem Mädchen ausgegangen, aber habe dann gemerkt, dass ich nicht auf Frauen stehe.“   „…Oh.“, machte der Nephilim, nicht sicher, was er sonst sagen sollte. Er hatte knapp ein halbes Jahr in Gehenna gelebt und dann wusste er das nicht? Irgendwie peinlich. Ehrlich gesagt hatte er sich nie mit dem Thema beschäftigt und er wollte niemanden versehentlich beleidigen. „Mach dir keinen Kopf, wir haben nie wirklich drüber gesprochen.“, erwiderte der Baal gelassen. „Lu ist zum Beispiel eher hetero, Amaimon ist asexuell und aromantisch. Im Gegensatz zu den Sterblichen kümmert uns das aber nicht, also posaunen wir das nicht herum.“   „Verstehe.“, murmelte der Halbdämon. „Und warum seid ihr nicht mehr zusammen, wenn ich fragen darf?“ „Schätze wir haben uns irgendwo auseinandergelebt.“, antwortete Emesh schulterzuckend. „Er ist an die Militärakademie und musste sich auf seine Rolle als Baal vorbereiten, ich bin an die Kunstschule…schlussendlich haben wir es sein lassen und uns drauf geeinigt, dass man es ja vielleicht irgendwann noch mal versuchen könnte. Also sind wir momentan einfach Freunde.“ Das klang nachvollziehbar und war sogar derselbe Grund wie bei Egyn und Kyrene. Offenbar hatte ihre Zukunft als Dämonenkönige wirklich einen großen Einfluss auf ihre Leben gehabt. Unwillkürlich fragte er sich, was sie wohl in ihrem Leben getan hätten, wenn sie als normale Dämonen geboren worden wären. Umso neugieriger war er bezüglich Emesh. „Versteh das nicht falsch, aber warum bist du in Assiah, wenn du kein Kämpfer bist?“ „War zur falschen Zeit am falschen Ort, wenn man’s so nehmen will.“, grummelte der andere Dämon mit einem düsteren Gesichtsausdruck, der Rin zeigte, dass er wohl besser das Thema wechseln sollte. Da er es sich nicht direkt mit ihm verscherzen wollte, kam er dem nur zu gern nach. „Ehrlich gesagt bin ich immer noch überrascht, dass sie die Feier hier erlaubt haben.“, sagte er daher schnell. Es war nicht die eleganteste Art und Weise, aber es war ihm nun mal zuerst in den Sinn gekommen! „Unterschätze nicht den psychologischen Effekt. Wir haben einige Siege errungen und müssen immer noch wachsam sein, aber bei so einer Feier können alle mal wieder runterkommen.“, sprang Beelzebub glücklicherweise darauf an. „Das kann Wunder für die Motivation tun.“   „Und manche werden‘s begrüßen, wenn sie sich mal wieder den Kopf zuschütten können.“, warf Emesh ein. „Auch wenn mich mal interessieren würde, wo sie das alles so schnell aufgetrieben haben…“ Die nächsten Minuten verbrachten sie mit Smalltalk und ließen sich über die Feier aus, dann verabschiedete sich Rin, um sich weiter umzusehen und entdeckte dabei einige bekannte Gesichter, darunter auch Kyrene, welche mit Keto, Erato, Galatea, Agares und Egyn in einer Ecke stand. Als die Sirene ihn entdeckte, winkte sie kurz zu. „Hallo, Rin! Schön, dass du es hergeschafft hast.“, begrüßte sie ihn, wirkte dabei jedoch sehr angespannt. Egyn und Agares begrüßte ihn ebenfalls, Erato nickte ihm nur zu, während Keto mit verschränkten Armen und genervten Gesichtsausdruck etwas vor sich grummelte. Auch Galatea winkte ihm zu, sichtlich euphorisch, war momentan allerdings eher damit beschäftigt, Agares mit einem Redefluss zu überschwemmen. „Um Satans Willen, wenn hält sie endlich die Klappe…“, hörte er Keto leise fluchen, aber da der Rest es ignorierte, tat er es ihnen gleich. Anscheinend war die schlechte Laune der Sirene nichts ungewöhnlich. Ihm war die momentane Situation ohnehin ein wenig unangenehm. Seit er wusste, dass es Erato und Keto gewesen waren, die ihn zum Blutgericht angegraben hatten, war er unsicher, wie er sich verhalten sollte. Seit ihrer letzten Begegnung hatte er sie nur vom weitem gesehen, dieses Mal musste er wohl oder übel mit ihnen reden. Den Sirenen schien dies ebenfalls im Kopf herumzuschwirren, da Erato es direkt ansprach, „Ich kann immer noch nicht glauben, dass du dieser Nephilim von Satan bist…“, sagte sie Erato und sah ihn stirnrunzelnd an. „Warum hast du auf der Feier nichts gesagt?!“ „Weil es ihm unangenehm ist!“, mischte sich Kyrene ein. „Hätte er gesagt, wer er ist, hättet ihr ihn doch gar nicht mehr in Ruhe gelassen!“   „Du tust als wäre das etwas Schlechtes. Wer würde nicht gern meine Aufmerksamkeit wollen?“, widersprach Erato und warf ihr Haar zurück. Ungewollt erschauderte der Halbdämon und trat einen Schritt zurück. Diese Geste und ihr generelles Auftreten, erinnerte ihn mehr an Lilith als ihm lieb war. Er war ohnehin nicht sicher, was er von Kyrenes Schwestern halten sollten. „Ato, Gehenna dreht sich nicht um dich.“, erinnerte Kyrene ihre ältere Schwester trocken. „Jetzt zankt nicht wieder.“, unterbrach Egyn die beiden, bevor es ausarten konnte. Bisher hatte er allem schweigend zugehört und wirkte nicht wirklich bei der Sache. „Mir wird das zu dumm…ich verzieh mich, diese Feier ist langweilig.“, grummelte unerwarteterweise Keto, wandte sich um und stürmte ohne weiters Wort davon, Galatea dicht auf den Fersen. „Hey, jetzt warte doch!“ Rin beobachtete das ganze mal wieder ohne zu begreifen, was hier los war. Erato zog ebenfalls schnaubend von dannen, Kyrene warf ihnen einen entschuldigenden Blick zu und folgte ihren Schwestern. „Okay…was war das denn grad?“, brach es aus dem jüngeren Dämon hervor. Natürlich wusste er von seinen Brüdern, wie launisch Sirenen sein konnten, doch dies wirkte doch recht übertrieben. „Habe ich was falsches gesagt?“   „Mach dir nichts draus, sie sind schon immer so anstrengend.“, seufzte Agares. „Und das mit Charybdis und Glaukos nimmt sie ziemlich mit.“ „Wem?“   „Glaukos ist ihr Vater und Charybdis ihr Bruder.“, schaltete sich Egyn ein. „Ihre Mutter hat nach Galatea noch unerwartet Drillinge bekommen, Charybdis, Skylla und Circe. Charybdis und Glaukos sind beide Wächter und wurden im letzten Kampf verletzt. Darum sind sie noch gereizter als sonst.“ Das war also der Grund. Verständlich, dass sie so schlecht gelaunt waren. Allerdings sah Egyn momentan nicht viel besser aus. Er wirkte müde und ein wenig gehetzt, als würde er mit irgendeiner Katastrophe rechnen. „Alles klar bei dir, Egyn?“, fragte er deswegen. Der Baal wich seinem Blick aus und zuckte mit den Schultern. „Geht.“, gab er matt zu und seufzte. „Ich muss nur immer noch an Azazel denken, es ist nicht fair das er allein in dem Zimmer hockt. Na ja, von Ruha mal abgesehen. Sie wollte uns ja einiges zu unseren Müttern erzählen und damit haben wir bereits angefangen, aber damit es nicht zu viel auf einmal wird, haben wir erstmal nur über Uriel und Anansi gesprochen.“ Rin und Agares wechselten verblüffte Blicke. Dem Blick der Wasserdämonin nach zu urteilen, wusste sie nicht mehr als er. „Warum solltest du dir da Sorgen machen? Du kannst hören, was deine Mutter dir noch zu sagen hat und du kannst ihr durch Ruha sogar noch etwas mitteilen.“, tastete sie sich vorsichtig vor, doch Egyn schüttelte frustriert den Kopf. „Das letzte Mal als ich sie gesehen hab, war ich in der Mittelstufe und da hat sie mich teilweise nicht mehr erkannt oder war deliriös…sie dachte manchmal, ich wäre immer noch ein Kind.“ Seine Stimme brach und er schluckte, woraufhin Agares ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Das ist schwer, ich verstehe. Aber du musst keine Angst haben. Sie wird sich sicher freuen, mehr von dir zu erfahren.“, versuchte sie ihn zu beruhigen und lächelte ihm aufmunternd zu. „Ja, wahrscheinlich.“, murmelte der Baal, der vor sich hinstarrte und offenbar nicht wirklich zuhörte. Seit der Sache mit Invidia war er viel zurückgezogener und langsam machten sie sich Sorgen. Dann schüttelte er allerdings den Kopf. „Tut mir leid, ich wollte euch nicht runterziehen.“ Er zwang sich zu einem Lächeln. „Vater meinte, dass die Sache mit Lilith langsam unter Kontrolle ist. Die meisten sind wirklich wieder in Gehenna, in manchen Ländern sind noch einige, aber die stolpern eigentlich nur kopflos umher.“ Weder Rin noch Agares waren wirklich überzeugt, dennoch sprangen sie darauf an. Sie waren sicher, dass er sich nach dem Gespräch mit Ruha weiter beruhigen würde und hoffentlich aufhörte, sich deswegen Gedanken zu machen. „Ich denke trotzdem, dass wir uns nicht zu früh freuen sollten. Lilith wird nicht so einfach nachgeben, dafür ist sie zu stolz.“, argumentierte Agares verbittert und Rin konnte nur zustimmen. Sie sprach eine Weile darüber, bis sich schließlich Ankou und Shax zu ihnen gesellten. „Euch beide hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet.“, kommentierte Agares überrascht. „Wolltet ihr nicht zu Azazel?“   „Satan ist grad bei ihm.“, erwiderte Shax. „Und wir wollten schauen, was ihr treibt.“ Sein Blick wanderte dabei zu Astaroth und Iblis, die immer noch tranken. Unwillkürlich musste sich Rin fragen, wie sie noch nicht bewusstlos auf dem Boden lagen. Diese Menge sollte normalerweise ausreichen, um einen Elefanten ins Koma zu bringen. „Ich schwöre, wenn Iblis wieder zu ist und irgendwelche Exorzisten anbaggert…“, knurrte Ankou leise vor sich hin und warf dem Feuerkönig einen missbilligenden Blick zu. „Iblis wird doch wohl kaum Exorzisten angraben.“, warf Rin ein, woraufhin Agares kurz auflachte, Egyn schnaubte und der Rest die Augen verdrehte. „Rin, es wäre nicht mal verwunderlich, wenn er den Paladin anmacht.“, kommentierte Egyn trocken und beschaffte allen Anwesenden ein unschönes Kopfkino, weswegen er schnell sprach. „Ihm ist es meist relativ egal, wer oder was ist die Person ist. Allein damals die Sache mit Lucrezia Borgia…“ Er schüttelte seufzend den Kopf. „Und dieses ganze Drama nur, weil er ihr Vater damals der Papst war und er ihn nerven wollte…“ Rin sah die anderen unsicher an. „Will ich es wissen?“ „Nein.“, kam es von allen gleichzeitig. Gut, das war dann wohl eine eindeutige Antwort. Er wechselte schnell das Thema. „Wisst ihr, wo Lucifer, Samael und Amaimon sind? Ich habe sie noch gar nicht gesehen. Und Tap und Paymon auch nicht.“ „Paymon ist beschäftigt, Tap mag keine Feiern, Lucifer treibt sich hier irgendwo rum und Samael streitet sich wie immer mit Indra.“, berichtete Ankou, auch wenn ihr Blick noch immer auf Iblis gerichtet war, welcher näher an Shura herangerückt war und sich nun zu ihr herüberbeugte, um ihr etwas zu sagen. Rin bemerkte es allerdings kaum, er schaute stattdessen die Geisterdämonin fragend an. „Warum das?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich. Es geht mich nichts an.“ Sie sprachen noch einige Minuten, dann beschloss Rin, nach den restlichen Baal zu suchen und nach Samael zu sehen. Als er an Iblis und Shura vorging, wurde ihm klar, dass der Feuerdämon tatsächlich mit ihr flirtete und die Exorzistin schien nichts dagegen zu haben, im Gegenteil. Tatsächlich schien sie es zu erwidern, auch wenn beide angetrunken waren. Als Shura sich weiter zu ihm hinunter beugte, zog er sie noch näher an sich heran, dann küsste er sie plötzlich. Einige der Dämonen um sie herum pfiffen, Rin klappte dagegen der Mund auf und aus dem Augenwinkel sah er, dass es den anderen nicht anders ging. Er rechnete damit, dass Shura dem Baal eine Ohrfeige verpassen würde, doch stattdessen küsste sie ihn zurück. ‚Ok, das ist wohl mein Stichwort…‘, dachte er überrumpelt und verschwand schnell. Shura und Iblis? Ernsthaft?! Gut, sie waren alt genug, es war ihre Sache und so wie Iblis sie manchmal ansah, war klar, dass er sie nicht uninteressant fand, aber wirklich? Kopfschüttelnd schaute er sich weiter um und traf auf einen gelangweilten Amaimon, der offenbar nur wegen seiner Geschwister hier war. Rin konnte es ihm kaum verübeln, es waren überraschend viele Personen anwesend und der Erddämon war kein Fan großer Massen. „Ich schätze mal, du willst lieber nicht hier sein?“, fragte er vorsichtig, woraufhin der Erdkönig leicht mit den Schultern zuckte. „Im Gegensatz zu den Siegesfeiern in Gehenna, ist das gar nichts.“, kommentierte er und sah sich desinteressiert um. „Aber es ist wohl gut, dass sich alle vertragen. Vater wird zufrieden sein.“   „Ja, bisher sieht es ganz gut aus.“, bestätigte Rin langsam. „Aber warum stehst du hier allein rum? Du wirst hier sicher jemanden kennen.“ Erneutes Schulterzucken seitens des Erdkönigs. „Ein paar, aber ich habe keine Lust zu reden. Ich habe überlegt zu Azazel zu gehen, damit er nicht allein ist, aber Vater hat es nicht erlaubt.“, erzählte er mit einem kleinen Anflug von Bitterkeit in seiner Stimme. Der Erddämon schien für einige Sekunden mit den Gedanken woanders, dann sprach er weiter. „Ich glaube, ich werde nachher Tap fragen, ob wir zusammen spielen. Du kannst gern mitkommen.“, bot er an. Der Nephilim war nicht sicher, ob die Exorzisten davon so begeistert sein würden, wenn ein Dämonenkönig ihre Trainingshalle zerlegte, aber es ging ihn wohl nicht wirklich etwas an. Er war nicht länger Mitglied der Ritterschaft, daher konnte ihm ihre Meinung herzlich egal sein, solange sie nur weiterhin diesen Krieg zusammen bestritten. „Ich komme nachher sicher mal vorbei, jetzt will ich erstmal schauen, was der Rest macht.“, erklärte er und Amaimon nickte. „Gut. Wir sind dann in Trainingshalle 26, wenn du kommen solltest. Wir sehen uns dann.“ Damit war er verschwunden und Rin setzte seinen Rundgang fort. Nach einer Weile begegnete er Yukio, welcher sich ebenso wie Amaimon wenig wohl zu fühlen schien. Zum einen wegen der vielen Leute, zum anderen vermutlich, weil mindestens die Hälfte Dämonen waren. Er hatte sich in letzter Zeit wirklich um Besserung bemüht, doch Rin wusste, dass er es seinetwegen tat. Zwar war das etwas enttäuschend, aber er würde geduldig sein. Sicherlich musste er irgendwann zu Vernunft kommen, richtig? Mit etwas Glück würde er sogar an diesem Abend merken, dass Dämonen gar nicht so schlimm waren. „Hey, Yukio, schön dich hier zu sehen. Ich dachte schon, du würdest wieder einsam in deinem Bett hocken.“, stichelte er und klopfte ihm auf die Schulter. „Shura und die anderen haben mich gezwungen. Sie meinten, ich soll mal etwas "lockerer" werden.“, berichtete der Brillenträger missmutig. „Damit haben sie auch Recht. Wenn du weiter so böse guckst, bekommst du noch Falten.“, verkündete Rin grinsend. „Ich weiß, die ganzen Dämonen sind wahrscheinlich ziemlich abschreckend für dich, aber ignoriere das doch für heute einfach mal und hab Spaß! Sie sind nicht so schlimm wie du denkst!“ Yukio schien bezüglich der Dämonen protestieren zu wollen, seufzte dann aber. „Ich versuche wirklich, das zu akzeptieren und offener zu sein, aber es ist nicht einfach.“, gab er zerknirscht zu. „Und ich weiß, dass es den Dämonen teilweise nicht anders geht. Die Blicke, die mir manche zuwerfen sind nicht gerade freundlich.“   „Weil sie merken, dass du sie nicht magst.“, erwiderte Rin sofort. „Aber trotzdem danke, dass du es versuchst.“ Er zögerte kurz, bevor er weitersprach. „Darum hast du auch zugestimmt, dass Christina dir die Karten legt, oder? Weil du beweisen wolltest, dass du es wirklich versuchst.“ Damit hatte er wohl den Nagel auf dem Kopf getroffen, denn der Brillenträger sah ihn erschrocken an, dann schnaubte er. „Seit wann kannst du eins und eins zusammenzählen?“, grummelte er missmutig, woraufhin der Nephilim grinste. „Großer Bruder Instinkt. Und Zwillingstelepathie.“ Erneut schnaubte Yukio, dieses Mal klang es allerdings mehr wie ein unterdrücktes Lachen. Wie lange war es her, dass er den jüngeren hatte lachen hören? Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. „Weißt du eigentlich schon, wie es dann weitergehen wird?“, erkundigte sich der Brillenträger plötzlich, nun wieder ernst und sah ihn unsicher an. Rin wich seinem Blick aus, „Darüber mache ich mir Gedanken, wenn es so weit ist.“, antwortete er knapp und zu seiner Erleichterung nickte Yukio und bohrte nicht nach. Schlussendlich schafften sie es, das Gespräch anzufachen, dieses Mal blieben sie jedoch bei sichereren Themen. So erfuhr Rin, dass Yukio zu Beginn bei Shura gewesen war, doch nachdem diese sich mit den Dämonen zum Wetttrinken einließ, hatte er sich lieber verkrümelt. Wahrscheinlich war es besser so, hätte er gesehen, wie sie mit Iblis rumknutschte, wäre er wohl umgekippt. Dafür sorgte einer seiner anderen Brüder für Trubel, welcher nicht lange unbemerkt blieb. Irgendwo war es wohl nur eine Frage der Zeit gewesen, besser machte es die Sache jedoch nicht ansatzweise. Die Mönche aus dem Stift waren endlich auf Astaroth getroffen und erstere hegten aus verständlichen Gründen einen gewissen Groll gegen den jüngsten Baal. Die Okumura Zwillinge wechselten einen kurzen Blick, bis Yukio mit den Schultern zuckte. „Ich glaube, das übernimmst besser du.“, murmelte er erschöpft klingend. Natürlich hatte der Nephilim so gar keine Lust, aber einige starrten bereits und er wollte einmal auf eine Party gehen, ohne dass Chaos ausbrach, daher machte er sich mit raschen Schritten auf den Weg zu ihnen. „Ich habe nur getan, was nötig war! Keiner hat euch gezwungen, sich in den Weg zu stellen!“, hörte er Astaroth zetern und konnte nicht anders, als die Augen zu verdrehen. Manchmal führten sie sich so kindisch auf, dabei waren sie viel älter als er. „Weil wir dachten, dass du Rin verletzen würdest! Abgesehen davon hast du buchstäblich unser halbes Zuhause abgerissen!“, konterte Izumi nicht minder schnippisch, aber der Fäulnisdämon winkte ab. „Pah, war doch nur 'ne alberne Kirche. Ohne wäre die Menschheit ohnehin besser dran.“   „Das ist keine Entschuldigung!“, entrüstete sich Nagatomo, woraufhin der grauhaarige Dämon unbeteiligt mit den Schultern zuckte. „Ich hab' mich ja auch nicht entschuldigt, du Idiot.“ Rin hatte genug gehört und griff nach seinem Arm. „Astaroth, jetzt hör auf!“, zischte er. „Die Leute gucken schon.“, ergänzte Yukio. „Und? Sollen sie doch!“, kam die Antwort, Rin dachte allerdings gar nicht daran, locker zu lassen und winkte die restlichen Mönche zu sich, welche sich freuten, ihn und Yukio zu sehen, doch dem Dämonenkönig hin und wieder giftige Blicke zuwarfen. „Astaroth, entschuldige dich. Du hast unser Zuhause zerstört und sie verletzt. Keiner will Blumen haben, also komm schon.“, redete Rin auf seinen älteren Bruder ein und fragte sich unwillkürlich, ob sich auch Shiro und Satan immer gefühlt hatten, wenn er oder seine Brüder etwas angestellt hatten. Wie ironisch, dass nun die Rollen verdreht waren. Astaroth warf den Exorzisten einen abwertenden Blick zu. „Sie hätten dich nicht von uns fernhalten sollen!“   „Sie wussten nicht, dass du mir nichts tun würdest!“, erinnerte Rin ihn. „Na ja, da wäre immer noch die Sache mit dem heißen Eisen.“, warf Kyodo ein und dieses Mal war er es, der einen bösen Blick kassierte. „Hey, nicht damit anfangen!“, würgte der Nephilim den aufkommenden Streit schnell ab. „Sie sind in Assiah meine Familie, sie dachten ich wäre in Gefahr, also wollten sie mich beschützen. Das hättet ihr genauso gemacht!“ Yukio warf ihm einen Blick zu, der zwischen Überraschung und Anerkennung lag. Der Nephilim hätte es selbst nie für möglich gehalten, aber inzwischen wusste er, worauf seine Geschwister ansprangen und der "Kleine Bruder Bonus" schadete dabei nicht. Er würde nicht so weit gehen und es Manipulation nennen, aber er konnte sie zumindest zu gewissen Dingen überreden. Noch immer schaute Astaroth recht misstrauisch drein, dann grummelte er etwas vor sich hin, was nicht einmal Rins Dämonengehör verstehen konnte. „Was?“, fragte er daher und Astaroth verschränkte die Arme. „Muss ich das wirklich sagen?“   „Ja, musst du.“, mischte sich Egyn ein, welcher plötzlich neben Rin stand. Wo kam der nun wieder her?! „Asta, jetzt mach schon. Es gibt schlimmeres.“, drängte der Wasserdämon weiter. Der angesprochene seufzte und verdrehte die Augen, aber rang sich schließlich dazu durch. „Tut mir leid, dass ich eure dämliche Kirche zerdeppert und euch fast umgebracht hab, auch wenn ihr mit Schuld wart.“ Alle sahen ihn scharf an. „Was denn?!“   „Das war eine fürchterliche Entschuldigung!“, entrüstete sich Egyn.   „Und? Es war eine!“   „Die nicht zählt!“   „Ach, du kannst mich mal-“   „Bitte?“, schaltete sich Rin ein und sah den älteren in bester Welpenmanier an, sodass er endlich nachgab. „Ok, ok…Es tut mir leid, dass ich euer Zuhause zerstört habe und dass ich euch umbringen wollte. Ich wollte einfach zu Rin und habe nicht klar gedacht. Also…Schwamm drüber?“, fragte er, nun ein wenig unsicher klingend. Die Mönche wechselten kurze Blicke, sichtlich überrascht, dann nickte Nagatomo. „Schon gut. Schlussendlich war es wohl ein riesiges Missverständnis.“   „Ja…“ Es folgte eine angespannte Stille, die schließlich Izumi durchbrach. „Rin, Yukio, wir wollten sowieso nochmal mit euch reden. Kommt ihr?“ Yukio nickte sofort, Rin jedoch nicht. „Ich komme später nach, vorher wollte ich mit den anderen reden.“ „Klar, kein Problem. Wir sehen uns dann.“ Als sie gingen, zögerte Yukio, folgte ihnen dann aber und ließ die drei Söhne Satans allein zurück. Kaum waren sie außer Sichtweite, seufzte Astaroth. „Wenn wer fragt, das ist nie passiert.“     ………………………………………………………………………………………..     Die restlichen Adepten waren nicht schwer zu finden, wie so oft hockten sie beieinander und unterhielten sich mit Tsubaki. Rin hatte seinen ehemaligen Lehrer schon eine ganze Weile nicht gesehen und da er zu den wenigen gehörte, die er wirklich mochte, begrüßte er ihn aufrichtig erfreut. „Es freut mich sehr, dass du wieder bei Kräften bist, Okumura. Es tut mir wirklich leid, für alles, was du mitmachen musstest.“, erwiderte der Lehrer und sah ihn mitfühlend an. Der Nephilim biss sich kurz auf die Lippe, nickte dann aber höflich. Irgendwie widerstrebte es ihm, dass er ständig Mitleid bekam, aber der ältere Mann meinte es nun wirklich nicht böse, daher sagte er nichts. „Es geht schon. Ich habe manchmal unruhige Nächte, aber sonst ist alles super!“, log er und lächelte ihn gut gelaunt an. Seine Freunde wechselten hinter Tsubakis Rücken Blicke, die er gekonnt ignorierte. Sie unterhielten sich für eine Weile, doch als ihr ehemaliger Lehrer einen Anruf von seinem "Kätzchen" bekam, sah man nach kurzen Abschiedsworten nur noch eine Staubwolke. Manche Dinge änderte sich wohl nie, aber er war wirklich froh darüber. Etwas Normalität in diesem Durcheinander tat gut. „Ich fasse es nicht…überall haben sie Probleme mit den Telefonnetzwerken aber solche Anrufe kommen durch?“, murmelte Izumo. Bon brummte etwas vor sich, seine Aufmerksamkeit galt eher den Flaschen auf einem der Tische. „Weiß irgendjemand, was da drin ist?“, fragte er schließlich. „Das ist nichts, was ich kenne.“   „Ehrlich gesagt, erkenne ich nicht mal die Schrift.“, gab Konekomaru zu, welcher die Flaschen ebenfalls musterte. Jetzt war Rins großer Augenblick gekommen! „Da steht "Xyr‘krio". Das ist irgendein gehennisches Mischgetränk.“ Endlich wusste er einmal etwas und der Rest nicht! Zwar war ihm nicht klar, wo sie das herhatten, aber er vermutete, dass Liliths Leute es hier gebunkert hatten. „Also Alkohol?“, fragte Shiemi zaghaft, woraufhin Rin nickte. „Wie viel ist denn in etwa drin?“, fragte Shima. „Keine Ahnung. Beel hat das mal getrunken, als wäre es Wasser, aber das ist glaube nicht mit uns vergleichbar.“, erwiderte Rin unsicher und starrte nachdenklich die Flasche an. Im Gegensatz zu Assiah stand nirgends der Alkoholgehalt. „Warum willst du das überhaupt wissen? Willst du ernsthaft davon trinken?“, schnaubte Izumo. „Wir sind nicht alt genug. Und wir wissen nicht, was das mit Menschen macht.“   „Abgesehen davon bist du ein Mönch, also kein Alkohol.“, warf Konekomaru streng ein. „Ach, komm, einmal geht das doch wohl klar! Wäre es schädlich, würden sie es wohl kaum so offen stehen lassen.“, argumentierte der Pinkhaarige und alle mussten zugeben, dass er damit nicht unrecht hatte. „Und in anderen Ländern darf man schon ab 15 trinken und die leben auch noch. Außerdem sind wir grad nicht in Japan. ~“   Schlussendlich ließ er sich jedoch davon überzeugen, es sein zu lassen. Stattdessen war es nun ausgerechnet Izumo, die mutig zur Flasche griff und sich ein Glas eingoss. Auch Rin bediente sich neugierig, während sich der Rest mit alkoholfreien Getränken begnügte. „Na dann, aufs…Überleben?“, sagte Shima ein wenig unsicher, setzte zum trinken an und ließ beinahe sein Glas fallen, als plötzlich Iblis wie aus dem Boden geschossen neben ihm stand. „Aw, die Kiddies trinken. Haben euch eure Babysitter endlich in Ruhe gelassen?“, grinste er und nahm ohne zu zögern einen Hieb aus der gerade geöffneten Flasche. „Wie hast du uns genannt?!“, entrüstete sich Izumo, aber der Baal ignorierte sie. Rin erinnerte sich von den Erzählungen seiner Brüder, dass Iblis angetrunken manchmal ein wenig biestig werden konnte, doch an sich harmlos war. Sein Mundwerk war nur wesentlich loser und er wurde um einiges…aktiver beim Flirten. „Wo kommst du denn schon wieder her?!“, entrüstete sich unterdessen Shima, doch der Dämonenkönig winkte ab und nahm einen weiteren Hieb. „Bist du echt immer noch überrascht? Idiota…nunca aprende…moroyw…“ Bis auf das letzte Wort, welches das gehennische Wort für "Idiot" war, verstand Rin nichts. Anscheinend wechselten manche Dämonenkönige gerne mal die Sprache, wenn sie zu angetrunken waren und das, ohne es zu merken. „Ähm…bist du sicher, dass du weiter trinken willst?“, fragte Koneko vorsichtig. „Du bist ein wenig…na ja…“   „Ja? Raus mit der Sprache, Zwerg.“, grinste der Feuerdämon und baute sich vor dem Brillenträger auf. „Komm schon, bitte beende den Satz. Ich warte, nur keine falsche Scheu.~“, grinste er raubtierartig und verschlug dem Adepten nicht nur die Sprache, sondern ließ ihn noch kleiner werden, als er ohnehin schon war. Natürlich war es nur Gerede, Iblis würde nichts tun, doch das wusste Konekomaru natürlich nicht, daher mischte sich Rin ein. „Iblis, du bist betrunken. Lass es gut sein.“ Der angesprochene hielt inne, zuckte dann aber mit den Schultern und trat zurück. „Spaßbremse.“, schmollte er und nahm den nächsten Schluck, die Adepten dagegen atmeten erleichtert auf. „Aber ernsthaft, gönnt euch was und trinkt. Das ist 'ne Party.“, kommentierte er und streckte sich kurz.   „Eine Regel im Buddhismus ist es, keine Rauschmittel einzunehmen, also ist das für uns tabu.“, warf Konekomaru sein, woraufhin Iblis die Augen verdrehte. „Ihr Sterblichen müsst mal etwas entspannter werden. Kein Sex vor der Ehe, kein Alkohol, keine Partys, nur bestimmtes Fleisch essen oder freiwillig hungern …Ihr macht euch unglücklich indem ihr euch den Dingen verweigert, die sich gut anfühlen. So langweilig…“   „Shura-sensei schien keine wirklichen Hemmungen zu haben, also sehe ich nicht, warum du dich beschwerst.“, erinnerte Izumo ihn trocken. „Oder war sie am Ende doch noch bei genug Verstand, um dir eine zu scheuern?“ „Hey, sie ist von selbst so nah gekommen und hat zurückgeküsst.  Du tust ja so, als hätte ich sie gezwungen.“, grummelte der Baal. „Mag sein, dass ich was intus hab, ich kann trotzdem noch unterscheiden, wenn jemand nicht will und sie wollte auf jeden Fall.~“   „Davon wäre Satan dann aber sicher nicht so begeistert, oder?“, warf Shima ein, doch Iblis zuckte nur mit den Schultern. „Ihm ist es egal, wir können machen, was wir wollen, solange wir Kondome benutzten. Ach, jetzt schaut nicht so, ihr seid alt genug!“ Natürlich waren alle rot geworden, inklusive Rin, aber er war solche Sprüche bereits gewöhnt, daher war es nicht ganz so schlimm beim Rest. „Er hat also nichts dagegen, wenn du etwas mit Menschen anfängst?“, fragte Koneko zaghaft. Es war das erste Mal, dass er den Mut hatte, einem Baal oder generell einem Dämonen eine relativ persönliche Frage zu stellen. War das etwa Fortschritt? Erneut zuckte Iblis mit den Schultern. „Nein. Ich meine, er hatte selbst was mit einem Menschen, sonst gäbe es Rin und Sensei Cabrón Brillenschlange nicht.“ Wie hatte er Yukio gerade genannt?! Offenbar litt unter Alkohol seine Spitznamen Kreativität erheblich. „Aber ich würde mit einem Menschen niemals 'ne feste Beziehung eingehen. Wenn sie Nephilim sind, dann klar, aber sonst sterben sie einfach nur weg und man hält sie davon ab, jemanden zu finden, der besser zu ihnen passt. Ist jedenfalls meine Meinung. Eine Nacht ist da unkomplizierter und wir können trotzdem unseren Spaß haben.“   „Bitte erspare uns die Details.“, bat Rin dumpf, doch der Baal hatte offenbar ohnehin nicht geplant, mehr dazu zu sagen. „Was auch immer, hat einer Lust, mit "Myr’war" zu spielen? Wir brauchen noch Leute.“, fragte er stattdessen in die Runde. Noch immer ein wenig von seinem plötzlichen Stimmungsumschwung überrascht, wechselten sie Blicke. „Was ist das?“, fragte Shiemi schließlich zögerlich. „Ein gehennisches Kartenspiel. Je mehr Spieler umso besser und ist nicht schwer.“, erklärte Iblis, der sich wieder an seine Flasche gewandt hatte. „Und du fragst uns? Ich dachte, ihr hasst uns?“, hakte Shima nach, woraufhin der Dämon die Augen verdrehte. „Wir sind nicht eure größten Fans, aber wir wollen darum nicht eure Erstgeborenen. Abgesehen davon ist es in letzter Zeit besser geworden, wie ihr selbst merken solltet. Also, macht ihr nun mit, oder nicht?“ Rin sagte sofort ja, er hoffte darauf, dass der Rest dann mitziehen würde. Vielleicht war das wirklich nicht die schlechteste Idee und es würde dazu beitragen, die Wogen weiter zu glätten. Tatsächlich stimmten alle Adepten zu, jedoch wollten sie zuerst ihre Gläser leeren. Der Alkohol hatte eine seltsame, aber nicht unangenehme Mischung von süß und sauer, kurz darauf brannte es leicht im Hals. Nicht stark, es nur ein wenig unangenehm. Damit leerte Iblis schnell seine Flasche und grinste. „Gut, dann los.“ Er führte die kleine Gruppe mit überraschend zielstrebigen Schritten durch die Menge. Wie er noch so sicher auf den Beinen stehen konnte, war für Rin ein Rätsel. Sie erreichten schließlich einen Tisch, an dem bereits mehrere Dämonen saßen. Rin erkannte keinen von ihnen, nur einer wirkte zumindest ein wenig vertraut. Wahrscheinlich hatte er ihn irgendwann mal auf dem Gang gesehen oder es war ein Wächter aus dem Palast. Sie schienen allerdings Iblis zu kennen, da sie ihn grinsend begrüßten. „Na schau mal, du stehst immer noch? Ich bin beeindruckt, Iblis.“, grüßte einer der männlichen Dämonen. „Klappe, Yen.“, zischte er. „Du kannst nicht mal mehr geradeaus laufen, wenn du getrunken hast.“   „Aw, ist der allmächtige Dämonenkönig etwa ein wenig angefressen?“, stichelte eine Frau. „Hast du einen Korb kassiert?“ „Ach, sei still, Amy.“ Gekicher folgte, die Adepten schauten sich derweil verwirrt an, da sie kein Wort verstanden. Schließlich richtete sich die Aufmerksamkeit der Dämonen auf Rin und die Adepten. „Und du hast wirklich welche auftreiben können. Adepten, schätze ich mal?“   „Japp, sind Freunde von Rin.“, erwiderte der Baal und nickte kurz in die Richtung des Halbdämonen. Dieser verkrampfte als sich die Blicke aller auf ihn richteten. „Er ist dein Bruder?“, fragte Amy überrascht klingend. „Er ist ja echt winzig…“   „Ich bin nicht winzig!“, entrüstete sich der jüngere sofort. „Ich kann nichts dafür, dass Dämonen alle verboten groß sind!“   „Heh, er hat zumindest Biss.“, lachte ein anderer und warf Iblis einen vielsagenden Blick zu. Damit setzten sich alle und Iblis begann, Rin und den Adepten die Regeln zu erklären. Die anderen Dämonen am Tisch sprachen kein Japanisch, was es ein wenig verkomplizierte, allerdings sprachen manche zumindest Englisch. Nicht, dass Rin dies etwas bringen würde. Er konnte sich vorstellen, seine Adresse sagen und einige Standardsätze, aber wenn man ihn fragte, wie spät es war, war es ganz vorbei. Umso beeindruckender, dass er Gehennisch so schnell gelernt hatte, auch wenn er noch viel lernen musste. Im ersten Moment klang es recht kompliziert, aber nach einigen Testrunden hatten es alle verstanden und sie starteten die ersten richtigen Versuche. Selbstverständlich gewannen zunächst stets die Dämonen, doch dann gewann ausgerechnet Konekomaru eine Runde und erhielt dafür erstaunte Blicke. „Wie hast du das denn gemacht?“, fragte Shima überrascht und sah seinen Freund mit großen Augen an. „N-Na ja, es ist ein Logikspiel.“, murmelte er verlegen. „Also kann ich das ganz gut.“ Sie spielten noch einige Runden, wobei auch die anderen Adepten und Rin einige Male gewannen. Zudem tranken sie noch einige Gläser, weswegen die Stimmung langsam aber stetig entspannter wurde. Dennoch fiel Koneko beinahe vom Stuhl, als plötzlich Satan mit am Tisch stand. Heute schienen sie wirklich alle wie aus dem nichts aufzutauchen. Auch die anderen Dämonen hielten inne und waren ungewöhnlich still. Offenbar hatten sie zwar kein Problem mit Iblis, Satan war dann allerdings eine ganz andere Hausnummer. „Hier treibst du dich rum. Ich bin überrascht, dass du nicht bewusstlos auf einem Sofa liegst.“, sprach Satan den Feuerdämonen an, welcher von dem plötzlichen Auftauchen seines Vaters nicht überrascht schien. „Nie hast du Vertrauen in mich.“, schmollte er stattdessen beleidigt. Rin hatte nicht mitgezählt wie viel er getrunken hatte, allerdings dürfte es inzwischen einiges sein und das bemerkte Satan natürlich ebenfalls. „Du bist sturzbetrunken.“, argumentierte er, klang dabei allerdings eher müde als wirklich wütend. „Nicht genug, um die falsche Frau zu küssen, weil ich sie mit ihrer Schwester verwechselt hab, wie jemand anderes. ~“, kicherte Iblis, woraufhin die anderen Dämonen am Tisch sich langsam möglichst weit weg von ihm und Satan wegbewegten. Gut, jetzt Satan doch wütend aus. Konekomaru saß immer noch am nächsten an ihm dran und wurde immer kleiner auf seinem Stuhle. Satan bemerkte es entweder nicht oder es war ihm egal. Wahrscheinlich war er es gewohnt, dass sich andere in seiner Gegenwart so verhielten. Iblis ignorierte derweil seinen strengen Blick und deutete stattdessen auf die nächstbeste, während er den Herrscher Gehennas fragend ansah. Dieser schüttelte nur seufzend den Kopf,  „Warum versuche ich es überhaupt?“ Er schaute zu der Flasche, die Iblis ihm anbot. „Was ist das?“   „Wodka.“, antwortete Iblis der jüngere Dämon gähnend. „Wir haben noch Gläser, wenn du willst. Du siehst aus, als wär's nötig.“ Satan zögerte, griff dann aber doch zu. „Scheiß drauf, ich brauche das jetzt.“, murmelte er vor sich hin und zur Verwunderung der Exorzisten öffnete er die Flasche, goss sich ein Glas ein, stürzte es innerhalb von Sekunden hinunter. „Irgendwelches Billigzeug…aber es muss reichen.“ Kommentierte er stirnrunzelnd. Er nahm sich die Flasche und wandte sich zurück an Iblis, „Ich muss mit dir reden, also komm mit.“ Iblis grummelte etwas vor sich hin, wehrte sich aber nicht, als er mitgezogen wurde. „Eines Tages redet er sich um Kopf und Kragen.“, murmelte einer der Dämonen im Tisch, woraufhin der Rest nur lachte. Die Adepten fragten sich unterdessen nur, ob Satan gerade wirklich eine ganze Flasche Wodka mitgenommen hatte und plante, diese zu leeren. Rin kommentierte nur, dass Agares einmal erwähnt hatte, dass man zwischen Amüsement und Todesangst schwankte, wenn Satan wirklich betrunken war. Folglich beschlossen sie, sich für den Rest des Abends schön von dem weißhaarigen Dämon fern zu halten. Kurz darauf beendeten sie ihre Spiel, nun da Iblis fort war, war die Stimmung ein wenig angespannter als zuvor. Es war offensichtlich, wie unsicher die Dämonen bezüglich der Adepten waren, zumal sie sich ohnehin nicht wirklich verstanden, außer Rin übersetzte, allerdings hatte er nach wie vor Probleme einige Floskeln und Wörter zu verstehen. Es überraschte ihn noch immer, dass er niemals wirklich mit Dialekten in Kontakt gekommen war, andererseits hatte er seine ganze Zeit in Gehenna in Satans Palast verbracht, daher war es wohl irgendwo nachvollziehbar. Er musste bei Gelegenheit wirklich mehr darüber lernen. Schließlich löste sich ihre Runde auf und Rin verließ seine Freunde, um auf die Toilette zu gehen. Dabei brachte er es natürlich fertig, sich zu verlaufen. Was war nur mit großen Gebäuden und ihrem Mangel an Wegweisern?! Dummerweise begegnete er niemanden, den er hätte fragen können, weswegen es umso mehr auffiel, als er plötzlich laute Stimmen vernahm. Zögerlich folgte er ihnen und entdeckte zu seiner Überraschung Samael und Indra, welche offenbar in einer hitzigen Diskussion vertieft waren. Stritten sie wirklich immer noch?! Zögerlich ging er auf sie zu, hielt aber inne, als er die ersten Wortfetzen vernahm. „-mir nicht so zu kommen. Du hast es selbst so gewollt, also schlage ich vor, dass du es aufgibst, bevor du dich noch weiter blamierst.“, hörte er Samael mit ungewohnt aggressivem Tonfall sagen. Etwas sagte ihm, dass heimliche Zuhörer alles andere als willkommen waren, andernfalls wären sie nicht in einem leeren Gang weit weg von der Feier. Andererseits interessierte es ihn sehr worum es ging. Daher blieb er stehen, sein schlechtes Gewissen ignorierend. „Ich versuche nur, dir meine Hilfe anzubieten.“, erwiderte Indra kühl und schaute Samael mit verengten Augen an. „Als Baal solltest du in der Lage sein, persönliche Gefühle ruhen zu lassen-“   „Und als Mutter solltest du in der Lage sein, deine persönlichen Interessen nicht deinem eigenen Sohn vorzuziehen.“, konterte Samael mit nicht weniger kalter Stimme. ‚Autsch, das saß…‘, dachte Rin schluckend „Du bist die letzte, der es zusteht, mich zurechtzuweisen.“ Für den Bruchteil einer Sekunde schien ein Ausdruck des Schmerzes im Gesicht der Zeitdämonin zu liegen, was sie schnell verschleierte. „Ich habe in deinem Interesse und im Interesse meines Hauses gehandelt. Ich war nicht bereit für ein Kind.“, rechtfertigte sie sich und verschränkte die Arme. „Du hättest an meiner Stelle nicht anders gehandelt.“ „Aber mein Vater war bereit? Du hast ihm nicht einmal die Wahrheit gesagt, bis du mit mir vor der Tür standest.“, erinnerte der jüngere sie düster. „War der Weg zum Palast kürzer als zum nächsten Fluss?“   „Sowas hätte ich niemals getan!“, fauchte Indra gereizt und ihre Augen blitzten gefährlich. „Du bist ein Dummkopf. Du weißt gar nichts und doch wirfst du mit Anschuldigungen herum.“   „Oh bitte, wir wissen beide, dass du den Spruch schon öfter gebracht hast. "Ich hätte ihn einfach in den nächsten Fluss oder Brunnen werfen können." Gedanken scheinst du dir daher schon gemacht haben.“ Unrecht hatte er nicht, wenn sich Rin richtig erinnerte, hatte sie das sogar bei ihrer ersten Begegnung gesagt. „Wie wäre es damit, dass du uns beiden die Demütigung ersparst und es gut sein lässt. Ich bin bisher bestens ohne dich zurechtgekommen und werde es auch weiterhin, Mutter.“ Letzteres sagte er mit er mit deutlicher Abneigung in der Stimme, die nicht nur Rin, sondern auch Indra zusammenzucken ließ. Ihre Betroffenheit hielt jedoch nicht lange an und sie schnaubte abfällig, während sie ihn mit wütend ansah. „Glaubst du wirklich, du könntest so mit mir reden, nur weil du ein Dämonenkönig bist?! Du bist noch engstirniger als ich dachte.“ Der Zeitkönig war davon wenig beeindruckend. „Das hat nichts mit meinem Rang zu tun. Du könntest uns so oder so nicht weiterhelfen. So wie ich dich kenne, willst dich nur besser dastehen lassen.“   „Als ob ich das nötig hätte! Was erlaubst du dir-?!“ Samael unterbrach Indras Ausbruch beinahe gelangweilt klingend. „Du bist hier, weil Lilith deinen Kopf will. Ihr beiden wart eng befreundet, sie hat dir, wenn man den Gerüchten glauben darf, mit ihren Leben vertraut. Und dennoch hast du sie hintergangen. Ich kenne solche Leute zu Genüge, du willst nur das beste für dich herausholen und es ist dir egal, was du dafür tun musst. Du hast nach der Sache mit Lucifers Mutter kalte Füße bekommen und bist deswegen zu meinem Vater. Du wolltest seinen Schutz, aber wurdest schwanger, was nicht geplant war, also hast du Panik bekommen, mich abgegeben und darauf gehofft, dass Lilith nicht dahinter kommen würde.“ Indra war während seines Monologs immer blasser geworden, doch nun wurde sie schlagartig rot und es war keine Scham. „DU WEIßT GAR NICHTS!“, schrie sie ihn plötzlich an und ließ beide Söhne Satans zusammenzucken. Es war das erste Mal, dass Rin sie schreien hörte und wenn er sich so Samael ansah, ging es ihm wohl nicht anders. „Wir hatten uns schon vor der Sache mit Uriel gestritten und nach dem Attentat-“   „Du wusstest, dass sie es war, oder?“, wurde sie erneut unterbrochen. „Aber du hattest zu viel Angst etwas zu sagen und ich wette, du wusstest schon etwas bevor sie zugeschlagen hast. Du hättest Uriel retten können, wenn du zu meinem Vater gegangen wärst, aber dann wärst du vielleicht mit verdächtigt wurden und das konntest du natürlich nicht auf dir sitzen lassen. Habe ich Recht?“ Natürlich waren das mehr als harte Anschuldigungen und für einige Sekunden war die ältere Dämonin sprachlos, dann verhärtete sich ihr Gesicht. „Das ist nicht, was passiert ist.“, erwiderte sie mit leicht zittriger Stimme. „Unsere Beziehung war schon eine Weile ziemlich…angespannt. Ja, sie hat einmal eine Andeutung gemacht, dass es nicht schaden würde, Uriel los zu werden, aber ich hielt es nur für eine dumme Idee, die ihr in einem schwachen Moment kam. Eifersucht ist eine Sache, Mord eine andere. Als sie dann tot war, habe ich mir eingeredet, es wäre ein Zufall. Aber ich habe in dieser Sache weder mit ihr zusammengearbeitet, noch habe ich mich an Satan gewendet, weil ich Schutz wollte. Das sollte ihr nur eine Lektion erteilen, mehr nicht.“   „Also hast du wirklich Schuld. Ich bin schockiert.“, antwortete Mephisto mit falschem Entsetzen in der Stimme. „Und warum wolltest du dich rächen? Wolltest du etwas von ihrer Macht abhaben und sie hat sich geweigert?“   „Nein, ich-“   „Hat sie dir eine Beleidigung an den Kopf geworfen oder weniger Zeit mit dir verbracht? Oder hatte sie einfach genug von deinen ständigen Lügen? Nun, Gleich und Gleich gesellt sich gern, nicht wahr-“   „ICH WAR IN SIE VERLIEBT UND SIE HAT MICH ZURÜCKGEWIESEN, ZUFRIEDEN?!“   Stille herrschte, eine fallende Stecknadel wäre zu hören gewesen, während Samael und Rin die Zeitdämonen geschockt ansahen. Diese schien um Fassung zu ringen und vergrub kurz das Gesicht in den Händen, bevor sie mit matter Stimme fortfuhr. „Ich hatte mich in sie verliebt und versucht, es geheim zu halten, aber irgendwann konnte ich es nicht mehr ertragen.“, gestand sie leise. „Ich habe es ihr gesagt und sie…sie…sie hat mich nicht nur zurückgewiesen, sie hat mich verspottet. Sie meinte, dass ich nur Aufmerksamkeit will und dass ich ganz genau weiß wie wichtig ihr Satan ist. Angeblich wollte ich mich nur dem nächstbesten an den Hals werfen, um meiner Familie zu entkommen und…“ Sie schluckte und schüttelte mit dem Kopf. „Das ist jetzt egal. Sie hat Dinge gesagt, die sehr weh taten und ich war so wütend…Zurückweisung wäre eine Sache gewesen, aber der ganze Spott und die Häme waren zu viel. Ich war das zwar von Zuhause gewöhnt, aber es aus dem Mund meiner besten Freundin zu hören…ich konnte nicht mehr. Ich habe die Nerven verloren und es tut mir unendlich leid.“ Erneut schluckt sie und rieb sich schnell über die Augen, als würde sie Tränen wegwischen wollen. Samael starrte sie noch immer an, ausnahmsweise vollkommen sprachlos. „Du hast Recht, ich hätte mehr tun sollen. Ich hätte Satan warnen können und obendrein habe ich dich im Stich gelassen.“ Ihre Stimme brach und sie wich beschämt dem Blick ihres Sohnes aus. „Es tut mir leid. Du hast Recht. Mir steht es nicht zu, irgendetwas von dir zu verlanden oder zu erwarten. Das habe ich selbst ruiniert.“ Sie wandte sich um. „Entschuldige die Störung. Ich ziehe mich für heute Nacht zurück. Mir geht es nicht gut.“ Damit stürmte sie davon und ließ einen überrumpelten Dämonenkönig zurück. Unter anderen Umständen hätte Rin zu gerne ein Bild von dessen Gesichtsausdruck gemacht, doch momentan war ihm danach absolut nicht zumute. „Das war schwer mit anzusehen.‘, stellte er fest und ging kopfschüttelnd durch, was Indra gesagt hatte. Das erklärte so viel…warum war niemand eher darauf gekommen?! Zuerst wollte er sich schnell zurückziehen, bevor Samael ihn bemerkte, aber es fühlte sich falsch an, ihn jetzt allein zu lassen. Langsam verließ er sein Versteck und ging auf den älteren zu, welcher beim Klang seiner Fußschritte herumfuhr, sich aber sichtlich entspannte, als er ihn erkannte. „Rin? Was tust du denn hier?“, fragte er und zwang sich schnell zu einem Lächeln. „Hast du dich verlaufen?“   „Ich habe eigentlich nur die Toilette gesucht.“, gestand der Nephilim und zögerte, bevor er weitersprach. „Ich habe dein Gespräch mit Indra gehört. Ist alles ok?“ Noch im selben Moment hätte er sich am liebsten selbst getreten. Als ob irgendetwas daran in Ordnung war! Was für eine dumme Frage! Er setzte zu einem weiteren Satz an, die Worte blieben ihm allerdings im Halse stecken. Was sagte man denn auch in einer solchen Situation? Tut mir leid, dass deine Mutter mal auf die Frau stand, die momentan alle terrorisierte? Verständlicherweise verdüsterte sich das Gesicht des älteren Dämons. „Du weißt hoffentlich, wie unhöflich es ist, andere zu belauschen, oder?“, fragte er seufzend, „Tut mir leid.“, murmelte Rin unbeholfen und wich dem Blick seines Gegenübers aus. „Ich war zu neugierig und ich hätte nicht…sowas erwartet.“   „Dann sind wir wohl zu zweit.“ Es folgte eine bedrückende Stille, dann seufzte Samael schließlich. „Was hälst du von ihr?“, fragte er plötzlich und sorgte damit für einen Kurzschluss seitens des jüngeren. „Von meiner herzallerliebsten Mutter, meine ich.“, fügte er hinzu, als ihm die Verwirrung klar wurde. „Na ja…sie ist…unvorhersehbar?“ In letzter Sekunde hielt er sich davon ab, "wie du" zu sagen und wich schnell dem Blick des älteren aus. „Ich meine, sie ist schwer zu durchschauen und verhält sich nicht wirklich so, wie man es erwartet, aber ich denke, sie ist trotzdem nicht schlecht.“, fuhr er holprig fort. Er erinnerte sich schwach daran, dass einer seiner Brüder einmal erwähnt hatte, dass Zeitdämonen für Hinterlist und Manipulation bekannt waren, daher waren seine Aussagen nicht weiter ungewöhnlich. Schlussendlich kannte er sie kaum, ihr einziges wirkliches Gespräch war in Assiah nach ihrer Flucht aus Gehenna gewesen und besonders viel war dabei nicht herausgekommen. „Aber ich denke, dass sie ihre Gefühle oft versteckt. Sie hat behauptet, dass ihr der Tod ihrer Zofe egal war, aber das stimmt nicht. Und ehrlich gesagt glaube ich auch, dass du ihr nicht egal bist. Ich will nichts schön reden, aber die Sache mit Lilith und ihrer Familie wird ihr ziemlich zugesetzt haben und als du dann kamst, hat sie sicher Panik bekommen und später hat sie sich zu sehr geschämt, um Kontakt zu suchen.“ Der Baal hielt inne und schien über seine Worte nachzudenken, offensichtlich in seiner eigenen Welt versunken. „Vielleicht.“, sagte er schließlich. Er klang plötzlich sehr erschöpft und wirkte trotz seines Aussehens so viel älter. „Verzeih, eigentlich willst du zu der Feier zurück, nicht wahr? Es wäre schade, sie zu verpassen und ich verbreite stattdessen schlechte Stimmung.“ Rin wollte widersprechen, gab aber auf. Er sollte den anderen nicht zu sehr reizen oder bedrängen. Er hatte einiges zu verdauen, weswegen es nicht weiter verwunderlich war, als Samael ihn bat, das Gespräch für sich zu behalten. Anschließen zeigte er ihm den Weg zum Badezimmer und sie kehrten gemeinsam zu der Feier zurück.     ……………………………………………………………     Das Gespräch zwischen Indra und Samael war tatsächlich relativ schnell vergessen. Auf der Party angekommen, entschuldigte sich der Zeitkönig sofort und mischte sich unter die Leute, während Rin zu seinen Freunden zurückkehrten. Diese hatten inzwischen Shura wiedergefunden und tranken. Izumo hatte ein Glas von dem Alkohol, den sie vorhin probiert hatten, Shura hatte etwas anderes, was verdächtig nach dem Getränk aussah, das damals Astaroth in der Bar gehabt hatte und der Rest begnügte sich nach wie vor mit alkoholfreien Getränken. „Hey, endlich wieder da?“, begrüßte Shura ihn kichernd. „Hast wohl ein hübsches Mädchen getroffen?“   „Nein, hab mich nur verlaufen.“, antwortete Rin und setzte sich dazu. Nach einigem Zögern, nahm auch er sich ein weiteres Glas Xyr’krio und trank. Natürlich dauerte es nicht lange, bis er ein wenig angetrunken war, aber sein Verstand war noch halbwegs klar. Allerdings hatte das sogar Methode. Er dachte jetzt schon seit einer ganzen Weile darüber nach und je mehr er grübelte, umso sicherer wurde er: Er wollte endlich versuchen, Shiemi seine Gefühle zu gestehen. Kam das aus heiterem Himmel? Wahrscheinlich. In den letzten Monaten hatte er wahrhaftig andere Sorgen gehabt und nicht groß daran gedacht, doch allmählich wurde ihm immer mehr bewusst, dass dies seine letzte Chance sein könnte. Die bisherigen Kämpfe hatten sie gut überstanden, doch würde das weiterhin der Fall sein? Was wenn etwas passierte, ohne dass er es ihr je gesagt hatte? Er war erst vor einigen Tagen fast bei Gulas Anschlag drauf gegangen, sowas konnte jederzeit erneut passieren. Warum es also nicht einfach hinter sich bringen? Im schlimmsten Fall lehnte sie ab oder bevorzugte Yukio, allerdings hätte er immerhin seinen Seelenfrieden. Dummerweise hatte er nicht mal ansatzweise das Frauengeschicks seines Vaters oder Iblis' geerbt und keine Ahnung, wie er es am besten ansprechen sollte. Wahrscheinlich wäre es kein schlechter Anfang, halbwegs allein zu sein, nur wie schaffte er das? Nach ewigem Überlegen, beschloss er, einfach direkt zu fragen. „Shiemi, könntest du bitte kurz mitkommen? Ich möchte mit dir reden.“, bat er die Blondine, welche ihn verwundert ansah. „Wir können doch aber hier reden.“, wies sie ihn verwundert hin. „Ja, aber das ist anders…komm bitte einfach. Die Adepten wirkte noch immer verwirrt, nickte aber und folgte ihm. Was keiner von beiden merkte war, dass Shura und die restlichen Adepten den kurzen Austausch sehr wohl mitbekommen hatten und ihnen nun unauffällig folgten. Gehörte sich das? Nicht wirklich, aber sie waren selbst neugierig! Rin tänzelte nun schon so lange um diese Sache herum, sie würden ihm das Glück wirklich gönnen. Die einzige Person, die wirklich nicht wusste, was passierte, war natürlich Shiemi. Rin führte sie ein wenig abseits von den restlichen Leuten und wandte sich mit hochrotem Kopf an sie. Warum musste er nur immer so schnell rot werden? „Also…“, begann er langsam. „Alles klar bei dir?“ Kaum hatte er das ausgesprochen, wollte er sich am liebsten selbst treten. Begann er wirklich mit so einer bescheuerten Floskel? Glücklicherweise schien es die Adeptin nicht zu stören und sie nickte lächelnd. „Ja, alles gut. Es ist schön, dass sich alle vertragen.“, antwortete sie. „Aber worüber möchtest du denn reden? Habe ich etwas falsch gemacht?“   „Nein, natürlich nicht!“, rief Rin hastig. „Du hast nichts falsch gemacht! Es ist nur…wir kennen uns ja schon eine Weile. Ich meine, es ist jetzt nicht sooo lang, aber trotzdem schon irgendwie…na ja…“ Er geriet ins Stottern und wurde nur noch röter. Unterdessen widerstanden seine heimlichen Zuschauer dem Drang, sich einzumischen. „Er hat wirklich keinen Plan…“, murmelte Bon. „Wie kann man so verpeilt sein?!“   „Ich bin sicher, er gibt sein bestes…“, flüsterte Konekomaru zurück. „Satan hat ihm echt die falschen Gene vererbt…“, kommentierte Shima und erhielt dafür mehrere scharfe Blicke, woraufhin er mit den Schultern zuckte. „Was denn? Er hat neun Frauen gehabt und wahrscheinlich noch mehr Affären, also dürfte der was von Frauen verstehen.“   „Pssst! Jetzt seid doch mal still!“, zischten Izumo und Shura gleichzeitig. Ebenso gespannt waren die acht Dämonenkönige, welche in einer Ecke hockten und das Szenario mit wachsendem Interesse verfolgten. Sie hatten sogar extra Amaimon dafür hergeschliffen. „20 Aury'um darauf, dass Rin noch katastrophaler als Egyn ist.“, warf Astaroth ein und ignorierte das aufgebrachte „Hey!“ des besagten Wasserdämonen. „30 Aury'um und meine letzte Flasche, dass einer von uns, Shura oder einer der Adepten sich einmischen muss.“, konterte Iblis, welcher plötzlich eine erstaunliche Nüchternheit an den Tag lehnte. „Ihr solltet nicht über so etwas wetten.“, rügte Lucifer ihn seufzend und hielt inne. „…Aber ja, wahrscheinlich muss sich einer einmischen.“   Rin stotterte derweil munter weiter vor sich hin, schüttelte dann aber den Kopf und änderte die Taktik. „Tut mir leid…was ich eigentlich sagen will…ich bin dir wirklich dankbar für alles. Ich weiß, die ganze Dämonensache kam ziemlich unerwartet und dann noch später noch, als ich mit den Dämonenkönigen hier aufgekreuzt bin.“ „Kein Problem, wir sind doch Freunde!“   Und hier begann der Spaß. „Ich weiß. Es ist nur so…ich mag dich. Sehr sogar.“, setzte er vorsichtig an. „Und ich mag dich auch!“, erwiderte Shiemi, doch Rin schüttelte schnell den Kopf. „Nein, nicht das mögen! Ich meine mögen wie…also…wie…du weißt schon…also wenn zwei…ähm…“ Verdammt nochmal, er wollte ehrlich sein und die Sache hinter sich bringen! „Rin ist alles in Ordnung?! Du bist ganz rot! Hast du Fieber? Soll ich jemanden holen?!“, hörte er die Blondine plötzlich panisch klingend fragen. Er riss sich aus seinem Selbstmitleid und zwang sich in die Gegenwart. „Nein, mir geht’s gut! Ich bin nur…ich weiß nicht, wie ich es sagen soll…“ Warum musste er nur so ein Feigling sein?! Zu seinem Glück (oder Pech?) hatte Shura genug von dem Elend und stapfte auf sie zu. „Ok, das reicht jetzt, ich musste mir diesen Mist hier Monate geben!“ Sie wandte sich an Shiemi, offenbar ein wenig wacklig auf den Beinen, aber dafür sehr entschlossen wirkend. „Du hörst jetzt mal zu! Nimm einmal in deinem Leben den Kopf aus dem Sand und versteh endlich die Zeichen, noch eindeutiger werden sie nicht! Rin steht auf dich und das schon lange. Also, magst du ihn auch oder nicht?!“ Dann, als wäre nichts geschehen, zog sie wieder ab und gesellte zurück zu den Adepten, die sie wie vom Donner gerührt anstarrten. Rin und Shiemi waren ebenfalls erstarrt, ersterer verfluchte Shura mit allen ihm bekannten Schimpfwörtern. Allerdings war die Katze nun aus dem Sack, also musste er damit leben. Er holte tief Luft, bevor er weitersprach. „Shura hat recht. Ich mag dich. Schon lange. Ich wollte, dass du es weißt, was etwas passiert. Also…?“ Er stockte und rechnete mit einer Antwort, aber Shiemi wurde nur noch röter, dann wich sie seinem Blick aus. „Du…magst mich? Aber…das habe ich nie gemerkt.“ Sie schluckte und begann mit dem Stoff ihres Shirts zu spielen. „Rin, du bist mein Freund und ich bin dir auch sehr dankbar für alles. Du hast mich dazu gebracht, meinen Garten zu verlassen und mir Freunde zu such. Dank dir bin ich mutiger geworden, aber…ich mag Yuki.“ Der Nephilim fühlte sich, als hätte man ihm das Herz herausgerissen. Shiemi mochte Yukio. Natürlich. Allein wie sie ihn immer im Unterricht angehimmelt hatte, sprach Bände. Warum hatte er etwas anderes erwartet? „Aber ich möchte wirklich gern weiter mit dir befreundet sein!“, versicherte sie schnell, um die Situation noch irgendwie zu retten. „Du warst mein erster Freund, also bist du mir sehr wichtig! Ich muss leider nein sagen. Verzeih mir bitte!“ Rin war komplett erstarrt und stierte ins Nichts. Die restlichen Adepten beobachteten das Drama mit öffnen Mündern. Suguro rieb sich den Nasenrücken und schüttelte den Kopf. „Verdammt…hätte ich mal nicht hingesehen.“, murmelte er vor sich hin. „Das arme Schwein…“   „Wir sollten versuchen, ihn zu trösten!“, warf Koneko ein und bekam ein stummes Nicken seitens der Frauen, während Shima nervös vor sich hin schwitzte. „Ich fühle seinen Schmerz…“   Die Dämonenkönige auf der anderen Seite des Raumes teilten ihre Reaktion. „Wow…das war…brutal…“, kommentierte Beelzebub und schaute überall hin, nur nicht zu Rin. „Japp, das tat beim zusehen weh.“, bestätigte Astaroth. Lucifer und Samael nickten nur, sogar der Zeitkönig konnte nicht anders, als Mitgefühl für Rin zu empfinden. Sie alle wussten, wie es sich anfühlte. „Ich könnte sie töten. Oder wir könnten sie entführen.“, schlug derweil Amaimon vor. Daran merkte man, dass der Erdkönig wirklich an Rin hing. Er bot nicht für jeden an, jemanden zu töten! „Nein, wir töten hier niemanden!“, protestierte Egyn sofort. „Er kommt schon drüber hinweg.“, bestätigte Iblis und streckte sich. „Also, mit wem verkuppeln wir ihn?“   „Er wurde gerade gekorbt, gib ihm erstmal Zeit!“, schimpfte der Wasserkönig, woraufhin Iblis nur die Augen verdrehte. „Ach, der blinde kommt jetzt mit Dating Tipps an?“   „…Was?“, fragte der blauhaarige Baal verwirrt, doch erhielt keine Antwort mehr. Der Feuerkönig war bereits auf dem Weg zu Rin, welcher noch immer unter seinem Komplettabsturz litt. „Sorry, ich muss ihn mal ausborgen. Geschwister Notfall Meeting und so, man sieht sich!“, rief er Shiemi kurz zu, während er Rin davon schliff. Dieser starrte nur trübselig vor sich hin, während Iblis auf ihn einredete und ihm versicherte, dass er sich für nichts schämen müsste, sie das alle schon durchhatten und noch weitere Mädels kommen würde. Die erste Jugendliebe hielt ohnehin nie lange an, er hatte noch mehr als genug Zeit, jemanden zu finden. Derweil kamen die Adepten und Shura langsam aus ihrem Versteck und näherten sich der nun ebenfalls sehr verwirrten Shiemi. „Was war das denn gerade?“, murmelte sie verwirrt vor sich hin. Izumo seufzte frustriert und schüttelte den Kopf. „Du kannst manchmal so bescheuert sein.“  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)