Ein unverhofftes Familientreffen von Himikko ================================================================================ Kapitel 13: Schon wieder entführt --------------------------------- 'Warum bin ich nicht in diesem verdammten Zimmer geblieben?!', verfluchte Rin sich im Stillen. Er hatte sich nur kurz umsehen wollen, dabei großspurig behauptet, dass nichts passierten könnte und nun hatte er den Salat. Hinter ihm stand ein Fremder, der offensichtlich dafür gesorgt hatte, dass manche Wachen bereut hatten zur Arbeit gekommen zu sein und hielt den Halbdämonen mehr oder weniger im Würgegriff, während er ihm zusätzlich den Mund zuhielt. Inzwischen war er so oft in lebensgefährliche Situationen geraten, dass er fast schon Resignation verspürte, aber auch nur fast. Verzweifelt wehrte er sich gegen seinen Angreifer, doch dieser drückte nur noch fester zu. Rin versuchte seine Flammen heraufzubeschwören, doch der Mangel an Sauerstoff machte es ihm schwer sich zu konzentrierten. Inzwischen sah er bereits schwarze Punkte vor seinen Augen. "Jetzt höre endlich auf mit diesem sinnlosen Gerangel!", fauchte der Unbekannte. "Ich will dir nicht schaden." 'Oh klar natürlich, darum erwürgst du mich auch gerade!', wollte Rin am liebsten rufen, doch er war vollkommen damit beschäftigt nicht das Bewusstsein zu verlieren. Er spürte wie sein Körper langsam erschlaffte. "Da ich jetzt deine Aufmerksamkeit zu haben scheine...", fuhr der Mann fort. "Wenn du aufhörst herumzuzappeln, lasse ich dich los. Wenn nicht... nun ich wollte sowieso mal ausprobieren wie lange ihr Nephilim ohne Sauerstoff durchhaltet." Rin wollte schreien, fluchen, diesem verdammten Bastard mit seinen Flammen eine Lektion erteilen, musste jedoch einsehen, dass er keine Chance hatte. Er beschloss vorerst zu kooperieren. Sicherlich würde sich noch eine Gelegenheit zur Flucht bieten. Er hörte auf sich zu winden und versuchte seinen Körper so gut es ging zu entspannen. Es war nicht leicht. Der Mann lachte als er spürte wie seine Gegenwehr nachließ. 'Dieser Kerl genießt das richtig...', dachte Rin angewidert. Immerhin lockerte er den Griff um seinen Hals, aber noch immer hatte der Jugendliche Schwierigkeiten Luft zu holen. Nebenbei bemerkte er jedoch etwas seltsames. Roch der Psycho an ihm?! 'In was bin ich hier hinein geraten...' "Na, also geht doch." Wieder flüstere der Fremde ihm ins Ohr und jagte ihm eine Gänsehaut über den Rücken. Was war sein Problem?! "Ich werde jetzt meine Hand wegnehmen und dich loslassen. Du wirst weder schreien noch versuchen wegzulaufen oder deine Kräfte einzusetzen. Haben wir uns verstanden?" Rin antwortete nicht sofort woraufhin der Mann, offensichtlich die Geduld verlierend, nicht nur seinen Mund sondern auch die Nase zuhielt und ihm somit erneut die Sauerstoffzufuhr abschnitt. "Ich habe gefragt ob wir uns verstanden haben.", zischte er gefährlich. Rin, welcher kein Wort sagen konnte, brachte irgendwie ein leichtes Wimmern hervor, was sein Peiniger als 'ja' deutete. Er lachte leise. "Ich wusste doch, wir würden uns verstehen." Damit ließ er den ehemaligen Exwire ohne Vorwarnung los. Dieser konnte sein eigenes Gewicht kaum halten, sodass er zu Boden sank und sich auf seine Hände und Knie stützten musste, um nicht mit dem Gesicht voran auf den Boden zu knallen. Er schnappte nach Luft und hustete, das Gefühl des Sauerstoffs, welcher wieder in seine Lungen gelangen konnte, genießend. Der Fremde baute sich nun vor ihm auf und blickte auf ihn herab. Rin sah ihm zwar nicht ins Gesicht, aber irgendwie wusste er, dass dieser Mistkerl vor sich hin lächelnd die Show genoss. Schließlich ließ der Hustenreiz nach und er konnte wieder regelmäßig atmen. Langsam rappelte er sich auf und bekam seinen ersten guten Blick auf den geheimnisvollen Angreifer. Es war sein blasser Mann, mit kurzen schwarzen Haaren, einem Dreitagebart und leicht spitzen Ohren. Seine Kleidung war komplett schwarz, was seine Haut noch blasser wirken ließ. Am beunruhigsten waren allerdings die Augen. Die Iris war blutrot, während die Hornhaut pechschwarz war. Die Pupillen waren ebenfalls schwarz und leicht geschlitzt, jedoch nicht so wie bei den Dämonen, denen Rin bisher begegnet war, sondern...anders. Es war schwer zu beschreiben. 'Was ist er?' "Wer...oder was bist?", krächzte Rin und zuckte beim Klang seiner Stimme zusammen. Und der Fremde hatte sich wirklich Sorgen gemacht, dass er noch schreien könnte?! "Mein Name ist Aulak. Freut mich sehr Eure Bekanntschaft zu machen, junger Prinz." Spott lag in seiner Stimme und auch die nachfolgende Verbeugung zeugte von reinem Hohn. "Na wenigstens einer.", knurrte Rin. "Was zur Hölle willst du von mir?!" Aulak schnaubte. "Intelligenz ist wohl keine deiner Stärken, wie? Na ja, du bist immerhin nur ein impertinentes Kind." "Wenn du mich schon beleidigst, dann verwende wenigstens Worte, die ich verstehe.", antwortete Rin gereizt. Aulak lachte kurz auf, wurde dann allerdings wieder ernst. "Meine Meisterin schickt mich.", erklärte er. "Meisterin?", wurde er von Rin unterbrochen. Wer könnte-? Dann kam die Erkenntnis. "Du meinst Eva." "Eva...? Ah, sie hat dir also nicht ihren echten Namen verraten. Na meinetwegen, spielt keine Rolle." Er trat einen Schritt auf Rin zu, dieser machte drei Schritte rückwärts. "Was willst du von mir?!", wiederholte er, das Gefühl der aufsteigenden Angst ignorierend. "Ich bin hier um dich zu ihr zu bringen. Sie hat dich um Hilfe gebeten, nicht wahr?" "Ich habe nie gesagt, dass ich ihr helfe!" Erneut lachte der...Dämon? Nein, er war etwas anderes. "Und du denkst wirklich, dass du eine Wahl hast?" Er schüttelte den Kopf. "Wie naiv. Kein Wunder, dass Satan dich versteckt. Du bist eine Schande für alle Dämonen. Gut, das sind er und seine Söhne ebenfalls, aber sie sind immerhin nicht schwach." "Ich habe nie darum gebeten ein Dämon und erst Recht nicht der Sohn von diesem Arschloch zu sein!", knurrte Rin. "Wie auch immer...", fuhr Aulak fort. "Entweder du kommst freiwillig mit oder ich schleife dich hin. Mir ist es gleich, wenn ich dir ein paar Knochen brechen muss." 'Der hat sie nicht mehr alle...', stellte Rin entsetzt fest. Sämtliche Alarmglocken, sowohl menschliche als auch dämonische, drehten durch und schrien ihn quasi an, abzuhauen. Seltsam, weder bei Satan noch den Baal hatte er so etwas je gespürt. Im Gegenteil. Rückblickend betrachtet hatten sie ihm ein Gefühl von Sicherheit gegeben. Entsetzt stellte Rin fest, dass nicht nur der Gedanke von diesem Kerl irgendwo hin verschleppt zu werden, ihm Angst bereitete. Auch die Vorstellung von seinem Vater und seinen Halbbrüdern getrennt zu sein, erfüllte ihn mit Panik. Er beschloss sich später darum zu sorgen. Zuerst musste er mit diesem Typen fertig werden und seine Antwort war klar. "Fick dich!", knurrte er. "Falsche Antwort.", erwiderte Aulak und seine Augen schienen aufzuleuchten. Er sprang nach vorne um Rin zu packen, doch dieser hatte damit gerechnet und sprang beiseite. Sein Angreifer ließ jedoch nicht locker, umrundete ihn und griff ihn erneut von hinten. Der Nephilim tat das erste, was ihm in den Sinn kam: mit voller Kraft in Aulaks Hand beißen. Seine Zähne waren zwar nicht ganz so scharf und spitz wie die eines vollblütigen Dämonen, aber schmerzhaft genug. Laut fluchend ließ der Ältere ihn los und heilt seine Hand, welche stark blutete. Rin spuckte währenddessen angewidert das Blut aus. Es war ziemlich dunkel, fast schon schwarz und schmeckte irgendwie...faulig?! 'Denk nicht drüber nach...' "Du dreckiges Halbblut!", fauchte Aulak. Die Wunde an seiner Hand schloss sich bereits. Seine Augen waren inzwischen komplett schwarz und wenn Rin eines aus Manga und Anime gelernt hatte, dann das sowas nie ein gutes Zeichen war. Erneut setzte sein Gegner zum Angriff an, diesmal schaffte der Jugendlich es nicht auszuweichen und bekam das Knie in den Magen. Er schnappt nach Luft, doch bevor er sich wieder fangen konnte, verpasste ihm Aulak eine heftige Ohrfeige. Die Wucht war stark genug um ihn zu Boden zu werfen. Als er aufkam, schmeckte er Blut. Er wollte aufstehen, doch da war der angepisste Mann auch schon bei ihm, packte ihn am Hals und presste ihn gegen die Wand. "Dafür wirst du bezahlen.", zischte er. Rin versuchte etwas zu sagen, doch Aulauk verstärkte seinen Griff und begann ihn zu würgen. Er spürte wie sich sein Schwanz um seine Beine wand. 'Nein...nicht......so, bitte...', flehte Rin verzweifelt. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass jemand anderes antwortete, mehrere verschiedene Stimmen um genau zu sein. Sie schienen ihn zu rufen, aber er war zu verängstigt um dem Beachtung zu schenken. "Wenn meine Gebieterin mit dir fertig ist, bitte ich sie darum, dass ich dich töten darf. Keine Sorge, ich schicke deinem Vater und deinen Brüdern dann deine Asche, immerhin sollen sie auch etwas von haben!", lachte Aulak. Rin bekam seine Worte kaum mit. Eine Art Nebel schien seine Gedanken zu verschleiern. Es fühlte sich jedoch anders an als vorhin. War es wirklich nur der Sauerstoffmangel? Langsam wurde die Panik durch Verwirrung ersetzt. Was tat er hier? Er war so in Gedanken zu versunken, dass er gar nicht merkte als sein Peiniger seinen Hals losließ. Rin fiel beinahe vorneüber, hätte Aulak ihn nicht aufgefangen. Er grinste. "Du bist zwar stur, aber dein Geist ist genauso leicht zu manipulieren wie der eines herkömmlichen Vergänglichen, nicht wahr?" Rin antwortete nicht. Er registrierte nicht einmal Aulaks Worte oder verstand den Sinn dahinter. Verwirrung herrschte in seinem Kopf. Wo war er? Was passierte hier? Wer war er überhaupt?! Er bemerkte am Rande, dass ihn jemand grob am Oberarm packte und ihn mit sich zerrte, doch er wehrte sich nicht. Es gab keinen Grund, es gab ja nichts zu befürchten, richtig? Ein kleiner Teil seines Unterbewusstseins wusste jedoch, dass etwas nicht stimmte und versuchte sich zu wehren. 'Nein, das ist nicht richtig! Lass mich los! Bitte...irgendjemand...Hilfe...' ...................................................................... Zu Rins Glück und zum Pech seines Entführers blieben diese mentalen Hilferufe nicht unbemerkt. Satan hatte zum achten Mal (ja, Lucifer hatte mitgezählt) die Ruhe im Ratssaal wiederhergestellt und erneut zu reden begonnen, als der König des Lichts eine leise Stimme in seinem Kopf hörte. "Nein...nicht......so, bitte..." 'Rin?!' Keine Antwort. Er schaute unauffällig zu seinen Brüdern. Diese waren ebenfalls angespannt und schauten sich verwirrt an. "Habt ihr...das auch gerade gehört?", flüsterte Egyn. "Diese Stimme? Das klang nach Rin, oder?", flüsterte Beelzebub zurück. Lucifer schaute zu ihrem Vater rüber. Dieser schien es ebenfalls gehört zu haben, ihre Blicke trafen sich. Es konnte also keine Einbildung gewesen sein...plötzlich hörte er erneut seinen jüngsten Bruder, jedoch klang er merklich schwächer. "Nein, das ist nicht richtig! Lass mich los! Bitte...irgendjemand...Hilfe..." 'Scheisse.' Er sprang auf, seine Brüder folgten ebenso wie Satan. "Lucifer, ihr übernehmt!", zischte er, stürzte aus dem Raum und verschwand in einer Säule aus blauen Flammen. 'Als ob!' Er wechselte einen kurzen Blick mit den anderen Baal und sie kamen zu einer stummen Übereinkunft. Sie würden hier ganz bestimmt nicht herumsitzen während ihr kleiner Bruder in Schwierigkeiten war! Schon wieder. Bevor die Ratsmitglieder wussten was los war, folgten sie ihrem Vater. "Was beim Styx ist jetzt schon wieder los?!", knurrte Alastor. Samael welcher sich noch im Raum befand, wandte sich ihm zu und grinste. "Ich fürchte es ist etwas dazwischen gekommen, du kannst doch sicherlich die Leitung übernehmen? Ich kann mir diese Show unter keinen Umständen entgehen lassen! Also gehabt euch wohl!~ Eins, zwei, drei!~" Damit verschwand er in seiner typischen pinken Rauchwolke. Einige Sekunden herrschte Stille im Ratssaal bis Amon, Astaroths rechte Hand, sich zu Wort meldete. "Wenn ich einen Tag Urlaub für jedes Mal, dass sie einen von uns sitzen lassen, bekommen würde, wäre ich längst im Ruhestand.", murmelte er. Alastor verdrehte nur die Augen. "Also...", begann Tap, Amaimons Stellvertreter. "Machen wir Pause?" Bevor Alastor antworten konnte, mischte sich Indra ein. "Ich bin dafür, ich brauche jetzt wirklich einen Latte. Oder einen Mocha. Man sieht sich.~" Damit verschwand sie in einer violetten Rauchwolke. Alastor fragte sich ob er wohl Ärger mit Satan bekommen würde, wenn er eine seiner Exfrauen den Hals umdrehen würde, aber schlussendlich ließ er es lieber auf sich beruhen. "Gut, das Treffen ist beendet. Jetzt raus hier!", knurrte er. Das musste er nicht zweimal sagen. Die Dämonen erhoben sich und machten, dass sie rauskamen. Amon schnappte sich Halphas, Iblis rechte Hand, wahrscheinlich um sich in die nächste Kneipe zu verkrümeln. Alastor blieb allein zurück. "Manchmal hasse ich meinen Job." ....................................................... 'Kann man den Jungen denn wirklich nicht alleine lassen?! Wie kann man mit 15 Jahren so viel Ärger machen?!, dachte Satan frustriert. Sie waren soeben ins Zimmer ihres jüngsten Familienmitgliedes gestürmt, nur um festzustellen, dass es leer war. Warum hatten die Wachen ihn nicht aufgehalten?! Auf mentale Rufe reagierte der Nephilim nicht, auch war seine Präsenz wahnsinnig schwach und...instabil geworden. Inzwischen hatte er keinen Zweifel mehr, dass Rin gegen seinen Willen verschleppt wurde. "Jetzt geht das wieder los...", grummelte Azazel. "Ich wusste doch, dass ich ihn hätte festketten sollen..." "Wo waren die Wachen?!", rief Egyn frustriert. "Sie sind tot.", antwortete Beelzebub. "Alle. Wer auch immer es auf Rin abgesehen hat, muss Hilfe von innen gehabt haben." Satan hatte sich getäuscht. Tatsächlich hatte seine schlechte Laune soeben einen neuen Tiefpunkt erreicht. "Wir teilen uns auf. Lucifer und Samael, ihr kommt mit mir. Azazel, du gehst mit Astaroth und Amaimon. Beelzebub, du mit Egyn und Iblis." Die Baal nickten und verschwanden. 'Wer auch immer dahinter steckt, wird sich wünschen tot zu sein, wenn ich ihn in die Finger bekomme.' ......................................... Rin hatte jeglichen Orientierungssinn verloren. Weder wusste er wo er war, noch was er hier wollte. Er konnte sich nicht einmal an seinen eigenen Namen erinnern, geschweige denn was er überhaupt war. Alles in seinem Kopf war vollkommen durcheinander, nichts wollte wirklich zusammen passen. Er sah Silhouetten verschiedener Personen und seltsame Schatten. Stimmenfetzen waren zu hören, doch sie wirkten seltsam verzerrt. Nur am Rande registrierte er, dass jemand bei ihm war und ihn durch die Gegend zog. Sie durchquerten einen Flur... Erneut hörte er Stimmen, die nach ihm riefen. Nebenbei schien auch eine Stimme in seinem Inneren ihm etwas zu sagen zu wollen, aber sie war viel zu leise. Sein Begleiter bleib plötzlich stehen und zerrte ihn zur Seite. Dort verharrten sie. Er hörte weitere Stimmen, sie klangen angespannt, aber kamen ihm nicht bekannt vor. Trotz seiner verschwommenen Sicht bemerkte er wie der Mann etwas hervorzog. Ein Messer? Die Stimmen kamen immer näher bis sie fast neben ihnen waren. Ohne Vorwarnung machte Aulak einen Satz nach vorne und Rin hörte einige Gurgelgeräusche und roch außerdem...Blut?! Auf einmal war er wieder hellwach als hätte man einen Eimer Eiswasser über ihm entleert. Entsetzt schaute er auf das Bild, welches sich ihm bot. Auf dem Boden lagen zwei tote Dämonen, über ihnen stand Aulak mit einem blutigen Dolch in der Hand. Seine Instinkte schrien ihn erneut an zu verschwinden, doch Aulak drehte sich bereits um. Er war sichtlich überrascht als er ihn ansah. "Du hast es geschafft dich zu befreien? Vielleicht habe ich dich doch unterschätzt..." Erneut wurde der Nephilim gegen die Wand gepresst und alles um ihn begann zu verschwimmen. Wie machte er das?! "Ich habe echt die Schnauze voll von dir. Wenn du nicht kooperieren willst, sorge ich eben dafür, dass du dich nicht nochmal so schnell aus meinem Einfluss befreist.", sagte Aulak langsam und begann zu grinsen. Dabei erhaschte der verwirrte Halbdämon einen Blick auf seine Zähne, welche nicht wie die eines gewöhnlichen Dämonen aussahen. Waren seine Eckzähne grad gewachsen?! Sein Entführer leckte sich die Lippen. "Halt einfach still und bleib locker, dann wird das auch nicht weh tun. Manche genießen das Gefühl sogar." Rin hatte die Befürchtung, dass er nicht in die Rubrik gehören würde, doch erneut schien ihm sein Körper nicht gehorchen zu wollen als sich Aulak näherte und seinen Duft einsog. "Ich bin mir sicher, sie wird nichts dagegen haben, wenn ich mir einen Schluck gönne. Ich wette du schmeckst wunderbar.", grinste er und näherte sich langsam, als würde er die Angst seiner Beute auskosten wollen, mit geöffneten Mund und ausgefahrenen Reißzähnen Rins Halsschlagader. .................................................. Zum ersten Mal seit der Errichtung seines Palastes verfluchte Satan dessen Größe. Zwar konnten sie innerhalb weniger Sekunden auftauchen wo sie wollten, aber wenn man nicht wusste, wohin man muss, brachte das gar nichts. Sie hielten untereinander Kontakt via Telepathie, aber keiner hatte etwas gefunden. Scheinbar war der Entführer kein Dämon, denn dann hätte er sich einfach raus teleportiert. Plötzlich spürte er wie Rins Präsenz aufflammte. Es war nur für einige Sekunden, aber es reichte aus um seine Position zu bestimmen. Die angespannte Körperhaltung seiner Söhne verriet ihm, dass auch sie es gespürt hatten. Sie sahen ihn fragend an, Satan nickte nur. ............................................................... Als sie endlich angekommen waren, bot sich ihnen einen Anblick, welcher ihnen mal wieder eine Herzattacke bescherte. Rin wurde von einem Mann an die Wand gepresst, jedoch wehrte er sich nicht sondern war vollkommen schlaff. Der Mann dagegen hatte sich über ihn gebeugt und als Satan erkannte, was er da vorhatte, reagierte er sofort. Wissend, dass seine Flammen Rin nicht verletzen würden, schleuderte er dem verdammten Alukah eine Flammenwand entgegen. Dieser schien damit absolut nicht gerechnet zu haben, er war zu sehr in seinem Rausch. Die Flammen erfassten ihn und schleuderten ihn durch den Raum. Dort traf er auf den harten Steinboden und stand nicht wieder auf. Er war nicht tot, das wäre Satan zu schnell gegangen. Er würde sich später um dieses Insekt kümmern, sein Sohn war jetzt wichtiger. Auch die anderen Baal waren inzwischen angekommen. Iblis und Astaroth machten sich daran den bewusstlosen Eindringling zu fesseln. Satan erkannte ihn sofort. Aulak war einer von Liliths mächtigsten Anhängern gewesen, leider war er der Versieglung entgangen. Er war seitdem einer der meistgesuchtesten Verbrecher Gehennas. Jetzt konnten sie ihn endlich für seine Vergehen bestrafen. Er wandte sich von ihm ab und sah zu seinen anderen Söhnen hinüber. Lucifer kniete neben Rin während Egyn sein ganzes 'Ich-mache-mir-Sorgen-Sprachrepertoire' durchratterte. Als Satan die Baal erreichte, sah Lucifer auf. "Ihm geht es gut, er ist nur bewusstlos. Aber es scheint als wäre er geschlagen worden. Und er hat Würgemale am Hals" Sowohl Satans Blick als auch die der Baal versprachen Aulak Folter und Tod, aber das musste jetzt warten. "Iblis, Astaroth. Ihr schafft den Kerl ins Verlies. Schickt danach Alastor zu mir. Egyn, hol Agares und Shax, sie sollen sich Rin nochmal ansehen. Der Rest von euch ruft die Wachen zusammen. Sagt euren Stellvertretern sie sollen die Familien der Getöteten benachrichtigen." "Und was sollen wir ihnen erzählen?", hakte Amaimon nach. Satan überlegte eine Sekunde. "Sagt ihnen, dass wir einen Eindringling hatten, er die Wachen getötet hat und momentan befragt wird." Sie nickten und verschwanden um ihre ihnen zugeteilten Aufgaben zu erledigen. Satan hob Rin derweil vorsichtig hoch. Hoffentlich war das das letzte Mal, dass er ihn aus einer solchen Situation retten musste. ............................................. Rins Schädel dröhnte. Ihm war übel, schwindlig und er fühlte sich wie gerädert. Außerdem war da dieser furchtbare Durst. Grummelnd zog er seine Decke über den Kopf um sich vor dem einfallenden Licht zu schützen. 'Kann mal jemand die Sonnen ausschalten?!' Nach einigen Minuten herumliegen, musste er einsehen, dass er nicht mehr einschlafen konnte und die Sonnen nun mal leider nicht verschwinden würden. Warum waren die überhaupt da? War es nicht erst Abend gewesen? Er kroch unter seiner Decke hervor und setzte sich auf. Aus irgendeinem Grund war das für ihn anstrengender als gedacht. Warum fühlte er sich so? War er schon wieder von Riesenspinnen angegriffen worden?! Während er dasaß und vor sich hin grübelte, öffnete sich die Tür und Iblis betrat den Raum. "Hey, du bist also wach. Ein Glück, dann hält Egyn endlich wieder die Klappe." Verwirrt wollte Rin fragen, was passiert war, allerdings bekam er kein Wort heraus. "Achso, du kannst nicht wirklich reden, oder? Hier." Iblis hielt ihm eine Flasche hin. Er konnte die Schrift darauf nicht lesen, doch es schien Wasser zu sein. Er zögerte zunächst es anzunehmen, doch dann siegte der Durst und er trank die Flasche leer. "Danke.", murmelte er. "Kein Ding." Iblis musterte seinen jüngeren Bruder eindringlich. "Wie geht es dir? Kannst du dich an irgendwas erinnern?" Also war tatsächlich etwas vorgefallen. Bevor er jedoch antworten konnte, öffnete sich die Tür erneut. Diesmal betraten Astaroth und Egyn den Raum. Letzterer begann sofort zu brabbeln als er sah, dass Rin wach war. "Rin! Oh mein Gehenna! Geht es dir gut?! Wir haben uns Sorgen gemacht!" "Du hast dir Sorgen gemacht.", unterbrach ihn Astaroth. "Du bist genauso aus dem Saal gestürmt!" "Was auch immer. Gut, dass es dir besser geht, Kleiner." Rin war überrumpelt. Seit dem Wald hatte er immer nur mit einem der Baal gesprochen, gleich drei waren etwas überwältigend. Und wen nannte Astaroth hier klein?! Gut, er war der Kleinste von all seinen Brüdern, aber er konnte nichts dafür, dass seine Mutter Japanerin war! Er war so in Gedanken versunken, dass ihm gar nicht auffiel, dass er die Dämonenkönige soeben im Stillen als seine Brüder bezeichnet hatte. "Was ist passiert?", fragte er und zuckte beim Klang seiner Stimme ein wenig zusammen. Sie war leiser als sonst und krächzte etwas. Die Baal wechselten einen Blick. "Du kannst dich an nichts erinnern?", hakte Egyn nach. Rin runzelte angestrengt die Stirn. "Ich war auf dem Flur, weil mir langweilig war und ich mich umsehen wollte...und dann...", er überlegte weiter, dann kam ihm in den Sinn was Aulak gerade tun wollte bevor er das Bewusstsein verlor. Sofort fuhren seine Hände an den Hals und tasteten nach Biss-Spuren. Zu seiner Erleichterung fand er keine. "Keine Sorge, Vater hat eingegriffen bevor er dich beißen konnte. Warum finden wir dich eigentlich immer dann, wenn dich was fressen will?", fragte Astaroth. "Das ist nicht witzig, Astaroth!", rief Egyn. "Was denn? Ist doch so!" "Was ist denn jetzt nun passiert?", drängelte Rin. Er wollte doch nur Antworten! Im Moment war es ihm sogar egal, dass er von einem Haufen Dämonen umgeben war, obwohl er vor kurzem noch deswegen durchgedreht wäre. Begann er vielleicht wirklich sie als Familie zu akzeptieren? "Was war dieser Typ?!" "Sein Name ist Aulak. Er ist ein Alukah, die Menschen würden ihn wohl als Vampir bezeichnen.", antwortete Egyn. Gut, das erklärte zumindest einiges. "Ihr wollt mir also erzählen, dass Vampire auch existieren?" Eigentlich überraschte es ihn nicht wirklich. Es gab ja auch Dämonenzüge, Geister und Riesenspinnen, also warum nicht? "Na ja, er trinkt Blut, aber der Rest ist Quatsch.", begann Iblis. "Knoblauch? Vollkommen wertlos. Kreuze? Das kann man sich sonst wohin stecken. Sie brauchen keine Erlaubnis um Häuser zu betreten, können sich nicht in Fledermäuse verwandeln und sie schlafen nicht in Särgen. Oh, und sie glitzern auch nicht in der Sonne. Wer auch immer sich das ausgedacht hat...na egal." Rin schwieg für einen Moment und versuchte alles zu verdauen. "Und warum fühle ich mich als hätte mich ein Phantomzug überrollt?" "Keine Sorge, klingt bald ab.", beruhigte ihn Astaroth. "Das sind nur die Nachwirkungen von seinem Einfluss. Ist so ähnlich wie ein..." Er hielt inne und wandte sich an die älteren Baal. "Wie nennen die Menschen das nochmal? Irgendwas mit hängen..." "Hangover?", bot Egyn an. "Das war's." "Was für ein Einfluss?", hakte Rin vorsichtig nach. Er konnte sich schemenhaft erinnern von ihm an eine Wand gepresst worden zu sein. Mehrmals sogar. Alles danach erschien ihm jedoch wie ein böser Traum. Iblis übernahm die Erklärung. "Alukah können ihre Opfer in gewisser Weise betäuben beziehungsweise ihren Verstand lahm legen. Sie vergessen dann so ziemlich alles über sich und um sie herum, sodass die Alukah dann mit ihnen machen können, was sie wollen. In der Regel verwenden sie es um zu verhindern, dass ihr Essen abhaut. Da du sehr hochrangig bist, hätte er eigentlich keinen Einfluss auf dich haben können, aber die Exorzisten haben dir ja nie das mentale Training gegeben." Er grinste. "Aber deine Sturheit hat dir den Arsch gerettet. Du konntest dich zumindest kurz von seiner Kontrolle befreien und wir konnten dich dadurch finden." Rin schluckte. Ihm war noch übler als zuvor. "Warum wollte er mich beißen? Wollte er mich...töten?" Astaroth schüttelte den Kopf. "Wenn sie das Blut von jemanden trinken, haben ihre Kräfte größere Auswirkung auf denjenigen. Schätze mal, er wollte einfach verhindern, dass du ihm noch mehr Ärger machst." Super. Er musste verängstigt oder verstört ausgesehen haben, denn Egyn versuchte ihn hastig zu beruhigen. "Keine Sorge, er ist im Verlies und wird bald befragt. Er wird nicht nochmal in deine Nähe kommen." Wie war er überhaupt reingekommen? Rin schob diese Frage beiseite und konzentrierte sich auf etwas wichtigeres. "Er hat etwas von einer Meisterin erzählt. Wer ist das?" Er ließ vorsichtshalber aus, dass er ihr bereits im Traum begegnet war. Egyn begann mit einer Haarsträhne zu spielen "Ich denke das sollte dir am besten Vater erklären-" "Keine Chance!", fauchte Rin. "Der Bastard kann mich mal kreuzweise!" Iblis massierte sich die Schläfen. Ob er sich das von Lucifer abgeschaut hatte? "Sieh mal, wir verstehen ja, dass ihr zwei in der Vergangenheit Probleme hattet-" "Das ist die dreisteste Untertreibung des Jahrhunderts!" Gab es 'dreisteste' überhaupt? Egal, wenn nicht hatte Rin es soeben erfunden. Der Feuerkönig wandte sich hilfesuchend an den Wasserkönig. "Egyn, überzeuge du ihn!" "Warum ich?!" "Weil wir beschissen darin sind andere zu beruhigen! Du bist...einfühlsamer, schätze ich?" "Ernsthaft!?" Es klopfte an der Tür und Astaroth stand auf um sie zu öffnen, während Egyn und Iblis munter weiter zankten. Rin hörte wie sich Astaroth leise mit jemanden unterhielt, doch bevor er hören konnte, warum es ging, kam plötzlich etwas durch die Tür gestürmt und ehe er sich versah, hatte er eine schwarze flauschige Kugel in seinem Gesicht kleben. "RIN!", ertönte eine nur allzu vertraute Stimme in seinem Kopf. "Kuro?!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)