Der Preis der Magie von abgemeldet (Die Wächterin) ================================================================================ Kapitel 8: Des Königs Befehl ---------------------------- Des Königs Befehl   »Nur die Toten haben das Ende des Krieges gesehen.« * * * Mir brannte der Hals wie verrückt vom Geruch des Blutes, der einfach nicht weichen wollte. Es fühlte sich falsch an, Cullen dies zu verheimlichen, aber ich bat ihn dennoch, mir Wasser zu besorgen. Er ließ sich nicht ablenken und wie selbstverständlich reichte er mir seinen Wasserschlauch. Ich fasste mir an die Stirn. Seitdem ich aufgewacht war, fühlte ich mich merkwürdig schwindelig. Das Ritual hatte mich körperlich und geistig an meine Grenzen geführt und gerade schien es, als würde es weiter gehen wollen. Angespannt starrte ich in den Himmel, der noch erhellt war und erst Cullens Hand auf meiner Schuler, weckte mich aus meinen Tagträumen. Ich erfrischte mit dem Wasserschlauch mein Gesicht und lächelte ihn tapfer an. Ich spürte seinen Blick auf meinen Körper und fühlte mich beinahe angestarrt. Es war als würde er mich mit Blicken ausziehen, fortwährend. Es war, als wäre ich nackt und er wüsste alles über mich, aber ich wusste gar nichts über ihn. Also räusperte ich mich und lächelte verschämt. In seinem Blick lagen so viele unbeantwortete Fragen. Ich wusste, dass er vom Beitritt erfahren wollte, doch ich konnte es nicht, durfte es nicht. Ich lächelte ihn entschuldigend an. Duncan durchbrach unsere Stille und informierte mich, dass ich mich bald einfinden sollte in das Gespräch mit dem König. Er wollte mich dabei haben. »Darf ich Cullen mitbringen?«, war meine Gegenfrage und der Kommandant erwog wohl tatsächlich die Antwort. Aber nachdem ich ihm einen bösen Blick schenkte sagte er nur: »Ja, wieso nicht?« Ich lächelte Cullen an, doch der war irgendwie abgelenkt und schien weit, weit weg. Erst nach einer Weile fragte er, was nun passieren würde und als ich ihn informierte, schien er irgendwie froh, nun doch dabei sein zu dürfen.   * * * Das Gespräch mit dem König brachte uns nur die Erkenntnis, dass wir – Cullen, Alistair und ich – nicht an der Front dabei sein würden. Wir waren bessere Handlanger in diesem Spiel, aber es war mir gerade recht. Ich war nicht mal sicher, ob ich bereit für einen direkten Kampf gegen dunkle Brut war und war umso froher, dass wir nur ein ödes Feuer zünden sollten. Alistair hingegen war weniger erfreut. »Wofür braucht man zwei Wächter und einen Templer, damit sie die Fackel halten? Wir wollen mitkämpfen!«, beschwerte er sich und König Cailan sah ihn böse an. »Jeder ist notwendig, so auch Ihr«, sagte er sanft und starrte wieder auf die Karte. Duncan strafte den älteren Wächter mit Blicken. ›Sei still‹, schienen sie zu sagen, aber Alistair schien der Bitte nicht nachkommen zu wollen. »Alistair, der Plan war eindeutig und der König möchte es so«, verdeutlichte es der Kommandant seelenruhig und beobachtete seinen Schützling dabei argwöhnisch. »Natürlich, aber wenn er bald verlangt, dass ich in einem rosafarbenen Kleidchen vor der Dunklen Brut tanzen soll, dann reicht es!«, brummte er unterwürfig und starrte den König wütend an. »Ich würde das gern sehen«, murmelte König Cailan provozierend an Alistair und klappte die Karte zu. »So und nicht anders sieht die Planung aus. Guten Abend noch.« »Das würde ich für Euch tun, aber das Kleid muss hübsch sein«, knurrte Alistair bescheiden in sich hinein, sodass ich es mit größter Mühe hören konnte, weil ich direkt neben ihm stand. Er fuhr sich ergeben durch die Haare und nickte Duncan zu. »Meinetwegen. Lasst uns Botengänge erledigen. Wie lautet der Plan?«   * * * Wir wurden mit allem versorgt, was wir für die Schlacht brauchten, obwohl wir nicht für den Kampf eingeplant waren. Der Versorger im Lager hatte einen neuen Stab und eine Robe für mich im Angebot, die er mir zwar für teure Münzen verkaufen wollte, doch Alistair konnte ihn mit den richtigen Argumenten überzeugen, sodass ich frisch eingekleidet und beinahe glücklich da stand, während um mich herum die Menschen sich auf die Schlacht vorbereiteten. Aus der Ferne konnte ich ein bekanntes Gesicht erkennen und ich schlenderte zu der Frau mit den weißen Haaren hinüber. »Hallo Oberverzauberin Wynne«, begrüßte ich sie höflich und sie schien gar überrascht, mich zu sehen. »Emiya, wurdet Ihr etwa auch für die Armee des Königs rekrutiert?«, fragte sie verwundert. »Ich habe euch auf der Reise gar nicht bemerkt.« Ich winkte ab. »Nein, ich bin hergekommen, weil ich für die Grauen Wächter rekrutiert wurde.« »Oh.« Wynne legte ihre Finger auf meine Schulter und drückte mich mitfühlend. »Das tut mir Leid, dann musstet Ihr also Eure Freunde zurücklassen.« Wynne hatte ich über die Jahre schätzen gelernt und sie wusste, dass es mir im Zirkel gut ergangen war, daher war es nicht verwunderlich, dass sie glaubte, es wäre eine Bürde für mich. Aber mir ging es mit der Entscheidung Duncans noch relativ gut, auch nach diesem... Beitritt. Ich verdrängte den Gedanken und wollte mich auf das Gespräch mit der Oberverzauberin konzentrieren. Für einen Moment dachte ich an Solona, die vermutlich ohne mich bestens klarkommen würde und lächelte tapfer. »Anders und Jowan sind ja bereits geflüchtet. Ich schätze, Solona hat es schwerer, weil wir sie alle verlassen haben.« »Beim Erbauer! Geflüchtet, sagst du?« Sie hob die Hand vor den Mund und runzelte die Stirn, vermutlich weil Anders ihr Schützling war. »Er lernt seine Lektion aber auch nicht. Und Jowan? Der Junge war so unscheinbar!« Ich stimmte ihr zu. Anders war immer wieder und wieder ausgebrochen, egal wie schlimm die Strafen waren, die ihn erwartet hatten, wenn er von den Templern zurückgebracht wurde. Damals war ich vernarrt in ihn gewesen, weil er so rebellisch war und sich nichts gefallen lassen hatte. Aber mit der Zeit war mir bewusst geworden, dass ich nach gänzlich anderen Eigenschaften in einem Mann suchte und je mehr ich darüber nachdachte wusste ich doch, dass eine Magierin im Zirkel keine Wahl hatte. Liebschaften und Beziehungen gab es bei uns – in dunklen Ecken und Kammern. Aber sie waren ein Schwachpunkt, wenn man Feinde hatte. Ein Feind konnte jeder sein und wenn man nicht aufpasste, dann waren die eigenen Sachen verschwunden oder man war Ziel eines magischen Streichs Glücklicherweise hatte ich kaum jemanden verärgert, sodass ich im Zirkel ein ruhiges Leben genossen hatte. Aber Anders, der hatte definitiv Feinde gehabt. Wynne fragte mich, ob es mir bei den Wächtern gefiel, aber so recht antworten konnte ich ihr darauf noch nicht, immerhin war ich noch nicht lang dabei. Gerade wollte ich ihr ebendies sagen, da sah ich aus dem Augenwinkel Cullen auf uns zukommen. Die Oberverzauberin folgte meinem Blick und schenkte dem Templer ein aufrichtiges Lächeln. »Ser Cullen ist auch dabei, wie schön!«, murmelte sie und reichte ihm freundlich die Hand, die er erwiderte. »Kommandant Greagoir war ein wenig misstrauisch, eine Magierin einfach so ohne Templer ziehen zu lassen«, erklärte ich und sah, wie Cullen neben mir zustimmend nickte. »Auch für mich ist das hier eine Erfahrung«, fügte er hinzu. »Das kann ich mir wohl vorstellen.« Wynne ließ ihren Blick schweifen. »Werdet ihr heute Abend auch in der Schlacht kämpfen?« Ich kam gar nicht dazu, zu antworten, denn Cullen antwortete bereits. »Der König möchte, dass wir für ihn einen Botengang erledigen.« »Natürlich, ihr seid noch im Welpen Schutz«, belächelte sie uns. Mir wurde ganz warm ums Herz, dass ich hier so weit entfernt von zuhause noch etwas Vertrautes spüren durfte. Nebst Cullen natürlich. Roderick, mit dem Alistair zuvor bereits Probleme gehabt hatte, stieß zu uns und verlangte nach Wynnes Aufmerksamkeit, sodass sie sich verabschieden musste, denn die Magier würden sich für den Kampf bereit machen. Im Gegensatz zu mir würde sie sehr wohl dort unten kämpfen und ich wünschte ihr alles Glück dieser Welt, dass sie sogleich zurückgab. »Ich wünsche Euch viel Glück, ihr beiden. Dass Ihr uns ja heil zurück kommt.« Ein letztes Mal drückte sie meine Hand und ich sah ihr wehmütig hinterher.  Cullen sah mich nachdenklich an. »Ihr dürft nicht darüber sprechen, nicht wahr?« Ich schüttelte den Kopf, dass mein Zopf wild umher flog. Fast befürchtete ich, dass er eingeschnappt sein würde oder dass er sich sorgte, dass ich als Magierin ein Geheimnis vor ihm, meinem Aufseher, hatte, doch dem war nicht so. Stattdessen nickte er nur und legte mir eine Hand auf die Schulter. »Wir Templer haben ebenso Geheimnisse – Eide - die wir geschworen haben. Ich fürchte, auch als Templer steht es mir nicht zu, mich über die Gesetze eines anderen Ordens zu stellen.« Ser Cullen lächelte schmal und als sein Blick abschweifte, konnte ich kaum meinen Blick von ihm abwenden. In seinen Augen war ein leidenschaftlicher Ausdruck, der beinahe gequält wirkte, aber seinem Gesicht dennoch eine gesunde Farbe verlieh. Ich fragte mich, woran er wohl dachte, doch ich verbat es mir, nachzuhaken. Wir alle hatten unsere Geheimnisse und eine Mission, der wir uns verschrieben hatten.  Cullen war ein Templer, mit Leib und Seele, ich gehörte nun zu den Wächtern. Ob ich jemals eine solche Leidenschaft für diesen Orden aufbringen konnte, vermochte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu sagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)