Dämonisches Spiel von Kazumi15 ================================================================================ Kapitel 1: Begegnung -------------------- Mit gefährlich schlechter Laune lief der junge Dämon Eustass Kid durch die Straßen des abendlichen Tokyos. Die Sonne zog sich langsam aber sicher vom Himmel zurück und färbte den zuvor blauen Himmel in ein ansehnliches Rot, welches in seiner Intensität mit Kids Haarfarbe zu konkurrieren schien. Aber nicht nur diese außergewöhnliche Haarfarbe hob den jungen Mann von der gewöhnlichen Masse ab. Auch seine Größe von gut zwei Metern unterschied ihn vom Durchschnitt. Letztendlich waren es allerdings sein Aussehen und sein Auftreten, welche ihm immer wieder die Aufmerksamkeit seiner Mitmenschen einbrachten. Tiefrot geschminkte Lippen, dunkel umrandete Augen und schwarz lackierte Fingernägel verliehen ihm in Kombination mit seinem grimmigen Gesichtsausdruck und dem meist dunklen Kleidungsstil ein gefährliches Aussehen. Der Respekt und die Angst, die mit dieser Wirkung auf andere einhergingen, kamen ihm ganz gelegen. Kid war sich bewusst, dass er aus der Masse hervorstach und nicht einmal ansatzweise in das Bild einer von der Gesellschaft akzeptierten Person passte. Er unterschied sich und das war ihm nur allzu recht! Je weniger er mit diesen Menschen gemein hatte, desto besser. Sollten sie doch Angst vor ihm haben, ihn fürchten und vor ihm flüchten, sie hatten allen Grund dazu! Selbst ihre Verachtung kümmerte ihn nur geringfügig, immerhin beruhte das auf Gegenseitigkeit. Nur aussprechen sollte das besser niemand, zumindest wenn man an seiner Gesundheit hing. An diesem Tag jedoch konnte er die Menschen um sich herum noch weniger ertragen als normalerweise. Am liebsten würde er sie jetzt alle auf einmal beseitigen, die angestaute Wut drängte schon beinahe danach, endlich ausbrechen zu dürfen. Im Grunde wartete Kid nur darauf, dass irgendjemand einen Fehler machte, ihm im Weg stand oder ihn auch einfach nur ansah. Doch offenbar spürten die Menschen in seiner Umgebung die Gefahr noch weitaus deutlicher als sonst. Allein seine Präsenz musste ihnen das Blut in den Adern gefrieren lassen und sie vor einer Dummheit warnen. Jedenfalls machte ein jeder, dem er über den Weg lief, einen großen Bogen um ihn, dabei fest auf den Boden starrend. Es war nahezu erbärmlich! Und zwischen so etwas war er gezwungen sein Dasein zu fristen! Nun an den Grund für seine äußerst schlechte Laune erinnert, knurrte er dunkel auf und versuchte die steigende Wut in seinem Inneren auf ein kontrollierbares Maß zurück zu schrauben. Doch es wollte ihm nur mäßig gelingen. An diesem Tag jährte sich zum wiederholten Male seine Verbannung aus der Hölle in die Welt der Menschen. Und wie jedes Jahr an diesem Tag würde er am liebsten ein Massaker sondergleichen anrichten. Wie konnten sie es auch wagen ihn zu verbannen?! Und das nur, weil er sich gegen die ach so tolle Obrigkeit aufgelehnt hatte! Eustass Kid ließ sich eben nicht alles bieten! Zumal er in keinster Weise damit gerechnet hatte, dass sie ihn gleich aus der Hölle schmissen! Die Krönung dieser Unverschämtheit war allerdings gewesen, dass sie ihm den Großteil seiner Kräfte geraubt und ihn in der Menschenwelt ausgesetzt hatten. Er besaß also nicht mal mehr die Möglichkeit, all diese jämmerlichen Menschen auf einmal aus dem Leben zu reißen! Ihm war bereits zu Beginn bewusst gewesen, dass ihn die Zeit hier einige Nerven kosten würde. Menschen waren schwach, sie waren feige und den Begriff Loyalität kannten die meisten von ihnen auch nicht. Dies war es zumindest, was man sich in der Hölle über jene Rasse erzählte. Kurzum, Kid hatte sie bereits verachtet, bevor er hier gelandete war. Nur hatte er bei weitem nicht damit gerechnet, dass die Realität seine Vorstellung derart in den Schatten stellte. Es gab nicht eine einzige Person, die sich auch nur ansatzweise mit ihm messen konnte und das, obwohl er nicht mal mehr ein Viertel seiner Macht besaß! Doch selbst wenn es so wäre, würde vermutlich niemand auf die Idee kommen, ihn herauszufordern. Die meisten machten sich ja schon bei einem einfachen Blick fast in die Hose. Unter Dämonen undenkbar! Unter ihresgleichen standen Kämpfe an der Tagesordnung. Ob nun Revier- oder Machtkämpfe oder auch einfach nur zum Zeitvertreib, in der Unterwelt war kein Tag vergangen, an dem Kid nicht zumindest in eine kleine Schlägerei verwickelt gewesen war. Und er musste zugeben, dass er das in dieser Welt doch ein wenig vermisste. Die einzigen die sich mit ihm anlegten, waren kleine Möchtegerngangster, die glaubten in der Überzahl gute Karten zu haben. Doch nicht einmal die stellten eine Herausforderung für ihn dar. Es war einfach nur sterbenslangweilig! Aber was sollte er machen? Er hatte natürlich bereits versucht, in seine Heimat zurück zu kommen. Nur gestaltete sich das schwieriger als geplant. Letztendlich hatte er einsehen müssen, dass es keinen Weg gab. Bevor man seine Verbannung nicht aufhob, würde er nicht zurück können. Wenn er nur wenigstens darauf hoffen könnte, dass diese Zeit unter Menschen irgendwann ein Ende fand. Bei seinem Urteilsspruch wurde allerdings keine zeitliche Begrenzung genannt. Und allein vor dem Gedanken, sein ganzes – doch sehr langes – Leben in dieser Welt verbringen zu müssen, grauste es ihm ungemein. Nein, das war völlig inakzeptabel! Irgendwie musste er einen Weg finden, wie er wieder in der Hölle aufgenommen wurde. Unterdessen befand sich der junge Medizinstudent Trafalgar Law auf dem Weg von der Uni zu seinem Apartment. Auch seine Stimmung ließ an diesem Tag zu wünschen übrig, doch das wurde bei ihm so langsam zum Normalzustand. Er wusste auch nicht genau wieso, aber seine Kommilitonen und selbst seine Dozenten gingen ihm zunehmend auf die Nerven. Mittlerweile ging es soweit, dass er sich in der Uni regelrecht abschottete. Nach den Vorlesungen brauchte er erstmal Zeit für sich, um zu seinem ruhigen und beherrschten Selbst zurückzufinden. Nur leider wurde ihm diese Zeit selten gegönnt. Ständig wollte irgendwer irgendwas von ihm. Kameraden aus seinem Studiengang wollten Antworten auf nicht Verstandenes – warum sie nicht einfach die Dozenten fragten, konnte er sich bis heute nicht erklären -, Mädchen wollten seine Aufmerksamkeit und die Professoren und Doktoranten seine Zeit, um mit ihm über sein – in ihren Augen – unglaubliches Talent im Bereich der Medizin zu sprechen. Bisher hatte er alles stillschweigend ertragen, das distanzierte Lächeln war noch stets seine Maske gewesen. Vor wenigen Stunden war diese allerdings endgültig gebröckelt. Und es tat ihm nicht einmal leid, dass dieses Mädchen seinen Wutausbruch abbekommen hatte. Auch wenn sie nicht wirklich etwas für seinen Ärger konnte, in diesem Moment war sie schlichtweg der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hatte. Zunächst hatte er die Anwesenheit des Mädchens, welches sich ebenfalls in seinem Studiengang befand, doch dessen Name er trotzdem nicht kannte, stillschweigend geduldet. Selbst ihrem nicht enden wollenden Redefluss hatte er mit einem Ohr zugehört. Aber als sie angefangen hatte, sich über ihr Leben zu beklagen und ihm von ihren unwichtigen Problemen zu erzählen, da hatte etwas in ihm ausgesetzt. Wer war er auch, dass er sich die Probleme anderer Leute antun musste?! Als wenn sein eigenes Leben nicht verkorkst und schwierig genug wäre! All die Sorgen, all die Probleme, die sie aufgezählt hatte, waren in seine Augen Nichtigkeiten, die er mit offenen Armen in Empfang genommen hätte, wenn sein eigenes Leben dann aussehen würde wie ihres. Doch der Illusion eines glücklichen Lebens gab er sich schon lange nicht mehr hin. Er hatte viel verloren und zwischenzeitlich war ihm nichts anderes übrig geblieben, als einzusehen, dass er nichts davon wieder bekommen würde. Und dennoch beschwerte er sich nicht. Er ertrug schweigend, was das Leben ihm alles aufbürdete. Warum also sollte er sich auch noch der Sorgen anderer Leute annehmen? Er war kein Seelsorger! Sein Umfeld schien das allerdings nicht verstehen zu wollen. Generell sprach er offenbar eine komplett andere Sprache. Denn egal was er sagte, es wurde weder gehört noch verstanden. Es war doch immer dasselbe. Gleich wie oft er seinen Kommilitonen sagte, sie sollten selbst im Unterricht aufpassen, sie kamen doch immer wieder zu ihm und wollten seine Notizen haben. Egal wie oft er das Herz eines Mädchens brach, am nächsten Tag stand doch wieder eine neue vor ihm, die hoffte sein Interesse wecken zu können. Gleich wie oft er seinen Mitmenschen verständlich machte, dass er seine Ruhe vor ihnen wollte, irgendjemand suchte doch wieder seine Nähe. Law konnte sich einfach nicht erklären, warum ihn offensichtlich niemand verstand und gleichzeitig ein jeder von ihnen ebendies von seiner Person verlangte. Er musste sie natürlich alle verstehen! So langsam wollte er das aber nicht mehr, sein Verständnis neigte sich gen Ende. Seufzend fuhr Law sich durch die schwarzen Haare. Sein Blick richtete er für einen Moment in den Himmel, wo die Sonne bereits ihren Platz endgültig verlassen hatte. Die Gefühle tobten noch immer in ihm, so ein wildes Durcheinander hatte er schon länger nicht mehr zu bändigen gehabt und entsprechend genervt war er. So in seine Gedanken vertieft bog Law um die Ecke einer Häuserfassade und wäre beinahe in jemand reingelaufen. Gerade so konnte er noch ein wenig unelegant ausweichen und einen Zusammenprall verhindern. Heute war absolut nicht sein Tag! Just als er sich entschuldigen wollte, fixierte ihn ein Paar wütend blitzender Bernsteine, das ihn für einen Moment sämtliche Worte vergessen ließ. „Kannst du nicht aufpassen, wo du hinläufst?!“, knurrte ihn die aufgebrachte, dunkle Stimme an und für einen Augenblick befürchtete Law, der Hüne würde auf ihn losgehen. Eigentlich wollte er seine Entschuldigung nun nachholen, doch die unwirschen Worte bewirkten, dass sein eigentlich recht stabiler Geduldsfaden zum zweiten Mal an diesem Tag riss. „Mach das nächste Mal gefälligst selbst die Augen auf!“ Mit diesen Worten drehte Law sich um und ging weiter seines Weges, ohne den Unbekannten noch einmal anzusehen. Dafür spürte er den ungläubigen Blick noch ein ganzes Stück des Weges auf sich liegen, solange, bis er um die nächste Ecke verschwunden war. Bei sich zuhause angekommen, schmiss Law seinen Rucksack einfach in die nächstbeste Ecke und sich selbst danach erst einmal auf die gemütliche Couch. Anschließend überlegte er, was er mit dem restlichen Abend anfangen sollte. Da er absolut keine Lust hatte, den Abend in seiner Wohnung zu verbringen, aber ebenso wenig seine Freunde um sich ertragen wollte, beschloss er kurzerhand, sich an diesem Abend einfach mal alleine so richtig schön zu besaufen. Dann konnte er wenigstens für einige Zeit vergessen, was an diesem Tag alles vorgefallen war. Also sprang Law schnell unter die Dusche, zog sich um und machte sich noch rasch etwas zu essen, bevor er dann endgültig seine Wohnung verließ und sich in die Innenstadt aufmachte. Dort setzte er sich einfach in die erstbeste Kneipe, festen Willens, nicht eher zu gehen, als bis er nicht einmal mehr ordentlich laufen konnte. Diese Überzeugung hielt genau zwei Bier lang. Schon das dritte starrte er einfach nur mit feindseligem Blick an, ohne Anstalten zu machen, es irgendwann noch mal zu trinken. Grund dafür war, dass der Alkohol seine Stimmung nicht wie erwartet hob, sondern ihn viel mehr noch tiefer runter zog. Sich innerlich darüber aufregend, dass es ihm nicht mal vergönnt war, sich einfach nur zu betrinken, um endlich zu vergessen, überlegte er, ob er nicht vielleicht doch einfach gehen sollte. Was wollte er auch in einer Bar, wenn ihm nicht einmal der Alkohol zusagte? Also zahlte er, ohne seinen vollen Bierkrug noch eines Blickes zu würdigen und verließ die Kneipe nur etwa eine Stunde, nachdem er sie betreten hatte. Nicht wissend, was er mit dem übrigen Abend jetzt noch anfangen sollte, lief er einfach los, ohne sich groß um die Richtung zu kümmern. Kid saß währenddessen noch immer in der Bar, einen Krug mit Rum vor sich stehend. Seine schlechte Laune hatte sich zwischenzeitlich ein wenig gelegt. Seit seiner Begegnung mit diesem Menschen war seine Wut teilweise abgeklungen, nachdem er vorhin fast ausgerastet wäre, als dieser Kerl ihn beinahe umgerannt hätte. Eigentlich wollte er ihm dafür eine reinhauen, doch dessen unverschämte Antwort hatte ihm für einen Moment sämtlichen Wind aus den Segeln genommen. So hatte schon länger keiner mehr mit ihm geredet. Dass dieser Mensch danach ohne ein weiteres Wort oder einen weiteren Blick gegangen war, hätte ihn eigentlich umso wütender machen sollen. Stattdessen hatte sich der Zorn über diese Unverfrorenheit unwillkürlich in Respekt verwandelt. Die Tatsache, dass dieser Mann der erste seit langem war, der nicht an ihm vorbei huschte, in der Hoffnung, Kid würde ihn nicht einmal wahrnehmen, steuerte seinen Teil dazu bei. Diesem Menschen war es tatsächlich gelungen, sein Interesse zu wecken und allein das verdiente in Kids Augen schon Anerkennung. Dass Kid den Unbekannten nur wenig später in dieser Kneipe wiedersehen würde, war zwar nicht geplant, kam ihm allerdings auch nicht ungelegen. Ihm war schon seit einiger Zeit ziemlich langweilig, vielleicht konnte dieser Mensch ja etwas dagegen unternehmen. Also beobachtete er ihn unbemerkt von seinem Platz aus und musste zu seinem Bedauern feststellen, dass sein Verhalten komplett uninteressant war. Er saß nur an der Theke, trank sein Bier und starrte Löcher in die Luft. Selbst die hübsche Frau, die versuchte seine Aufmerksamkeit zu erlangen ignorierte er geflissentlich. Deshalb widmete Kid sich zunächst wieder seinem Getränk und hing ein wenig seinen eigenen Gedanken nach. Erst als sein Interesseobjekt bezahlte und zur Tür ging, sah Kid wieder auf. Allerdings würde er ihm nicht direkt hinterherlaufen. Zunächst trank er in aller Seelenruhe seinen Rum aus, ehe auch er die kleine Kneipe verließ. Draußen umwehe ihn die kühle Nachtluft, von dem Unbekannten war allerdings nichts mehr zu sehen. Für Kid stellte es jedoch kein Problem dar, ihn innerhalb von Sekunden aufzuspüren. Es war ein leichtes für einen Dämon, bekannte Präsenzen ausfindig zu machen und eine der wenigen Fähigkeiten, die man ihm gelassen hatte. Gelassen machte er sich nun daran, sein Interesseobjekt zu verfolgen. Es dauerte auch nicht lange, da hatte er ihn fast eingeholt. Kurz fragte er sich, wo seine Beute eigentlich hin wollte. Sie waren in einer kleinen Seitenstraße, die zwar spärlich beleuchtet war, aber dennoch zu den Orten gehörte, an denen man sich nachts lieber nicht allein blicken lassen sollte. Zumindest nicht als kleiner, hilfloser Mensch. Ein breites Grinsen zierte nun Kids Gesicht. Hier brauchte er sich wenigstens keine Sorgen zu machen, dass irgendjemand sie beobachten könnte. Wie vorausschauend von seiner Beute. Kid beschleunigte seine Schritte ein wenig und bog in die nächste Seitenstraße ab. Es bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten, den jungen Mann zu überholen und ihm in einer kleineren Seitengasse aufzulauern. Zumal ihm dessen Präsenz genau sagte, wo er sich befand und wann er an ihm vorbeikommen würde. Schon kurz darauf waren Schritte zu vernehmen, die sich Kid immer weiter näherten. Als sie schließlich an der kleinen Gasse vorbeilaufen wollten, machte Kid einen Schritt nach vorne und griff sich blitzschnell den Arm seiner überrumpelten Beute. Mit einem Ruck zog er sie zu sich in die vom Licht der flackernden Straßenlaterne kaum erhellte Gasse und drückte den jungen Mann im nächsten Augenblick mit gemäßigter Kraft gegen die nächstbeste Häuserwand. „So sieht man sich wieder.“, sagte Kid mit Unheil verkündender Stimme und starrte mit feurigem Blick in die grauen, vor Schreck geweiteten Augen seines Gegenüber, in denen deutlich Panik zu sehen war. Diesen Anblick genießend leckte Kid sich über die Lippen. Allein dieser Blick war die Verfolgung schon wert gewesen. „Du?“, hauchte Law ungläubig, hatte er doch nicht damit gerechnet, dem Mann, den er vor wenigen Stunden beinahe umgerannt hätte, noch einmal zu begegnen. „Ich.“, antwortete Kid und festigte den Griff um den Oberarm Laws ein wenig. Dieser zischte bei der festen Umklammerung schmerzhaft auf und versuchte sich aus dem Griff zu befreien. „Was soll der Mist?! Lass mich los!“, zischte Law gereizt und durch den Alkohol in seinem Blut mutiger, als er es unter anderen Umständen gewesen wäre. Doch die Hand um seinen Arm lockerte ihre Umklammerung kein Stück. Wütend fasste er mit seiner anderen Hand nach der großen Pranke Kids und versuchte sie weg zu zerren, doch auch das misslang ihm auf ganzer Linie. Stattdessen fing nun Kid Laws freie Hand ohne irgendwelche Probleme ein und pinnte auch diese an der Fassade des Hauses fest. Nun ein gutes Stück in seiner Bewegungsfreiheit beraubt, zog und zerrte Law an seinen Armen um wieder frei zu kommen. Doch auch dieser Versuch war nicht von Erfolg gekrönt und aufgebracht giftete er Kid an: „Was willst du eigentlich von mir?!“ Kid beobachtete die unnützen Befreiungsversuche mit gewissem Amüsement. Natürlich würde Law es nicht schaffen, von ihm frei zu kommen, solange er es nicht zuließ. Es bereitete ihm keinerlei Schwierigkeiten, den zappelnden Körper unter Kontrolle zu halten, war seine Kraft doch bei weitem größer, als die eines einfachen Menschen. „Was ich von dir will?“, ging er schließlich auf die gestellte Frage ein: „Zuerst mal die Entschuldigung, die du mir noch schuldest.“ Breit grinsend kam er Law noch ein Stück näher und taxierte ihn immer noch mit seinem fesselnden Blick. „Darauf kannst du lange warten! Und jetzt lass mich gefälligst los und verzieh dich!“ Der Zorn in ihm nahm ein ganz neues Ausmaß an und es war Law unbegreiflich, warum es ihm in der Nähe Kids so schwerfiel, seine sonstige Ruhe zu wahren. Es schien ihm, als würde ein Blick in die faszinierenden Bernsteine des Hünen genügen, um ein Feuer in seinem Inneren zu entfachen, dessen Kontrolle ihm nicht unterlag. Er kannte diesen Mann nicht, doch er übte eine Anziehung auf ihn aus, die Law nicht verstehen konnte. Gleichzeitig wusste er schon seit ihrer ersten Begegnung, dass Kid ebenso Gefahr bedeutete. Sämtliche seiner Instinkte warnten ihn vor dieser Person, als wüssten sie, welch einem Wesen er da gegenüberstand. „Mutige Worte für jemanden in deiner Lage. Aber ich glaube nicht, dass du in der Position bist, mir Befehle zu erteilen.“, schnurrte Kid ihm schon beinahe entgegen. Dieses Feuer gefiel ihm, sehr sogar. Und es weckte ein Begehren in ihm, welches Kid schon eine ganze Weile nicht mehr verspürt hatte. Die Lust zu jagen. Er wollte seine Beute jagen, sie fangen und sie sich gefällig machen. Wie lange nur hatte er diese Gelüste nicht mehr verspürt? Mindestens seit sie ihn verbannt hatten. Doch auch davor schon war er lange Zeit kaum jemanden begegnet, der sein Interesse derart wecken konnte. Und nun sollte tatsächlich ein Mensch geschafft haben, was weder Dämonen noch Dämoninnen vermochten? Ob das wohl Auswirkungen seines Aufenthaltes zwischen diesen schwächlichen Wesen waren? Dann wurde es nur umso dringender in seine Heimat zurückzukehren. Allerdings nachdem sein Spiel mit seiner Beute beendet war. „Glaub ja nicht, dass du mich mit diesem Blick einschüchtern kannst!“, entgegnete Law, der das Aufblitzen in Kids Augen als kein gutes Zeichen sah. Woran auch immer dieser gedacht hatte, Law wollte es nie erfahren. Bedauerlicherweise war sein Gegenüber nämlich doch ziemlich einschüchternd. Allein seinem Stolz – und dem bisschen Alkohol in seinem Blut – verdankte es Law, dass er überhaupt noch Worte fand und den Mut, diese auszusprechen. Hätte er gewusst, wie sehr er Kids Interesse an ihm damit noch steigerte, hätte er augenblicklich den Mund gehalten. „Ach, tatsächlich?“, fragte Kid. Wie Schade nur, dass er die Angst riechen konnte. Aber das musste Law ja nicht unbedingt wissen. So langsam erreichte wohl auch dieser Mensch das Ende seines Mutes. Aber das war zu erwarten gewesen. Dennoch interessierte es ihn zu wissen, wie lange Law es noch zu verstecken versuchte. „Mal sehen, ob wir das nicht ändern können.“ Ein breites Grinsen schlich sich auf Kids Lippen, als er die beiden Arme Laws über dessen Kopf zusammenführte und nun nur noch mit einer seiner Pranken an Ort und Stelle hielt. Sofort verstärkte Law seine Gegenwehr wieder, die Unheil verkündenden Worte ließen das Blut in seinen Adern gefrieren. Was hatte Kid vor? Das Ergebnis blieb allerdings dasselbe wie schon zuvor. Noch immer war es ihm unmöglich dem festen Griff zu entkommen. Zudem musste er mit Entsetzen feststellen, dass Kid ihm noch ein wenig näher gekommen war und dessen freie Hand sich nun an sein Kinn gelegt hatte, seinen Kopf ein Stück zur Seite drehte. Gleichzeitig drängte sich ein Bein zwischen die seinen und übte nun auch dort Druck aus. Kid näherte sich Laws Ohr, ehe er seine Zunge vorwitzig über die Muschel gleiten ließ. Sein heißer Atem bescherte Law eine Gänsehaut. „So schwach und wehrlos.“, hauchte Kid fast sanft in Laws Ohr und wanderte mit seinen Lippen hinunter zur Kinnlinie und weiter seinen Hals an der Schlagader entlang. Auf Höhe der Mitte hielt er an und knabberte ein wenig an der weichen Haut, biss einmal leicht hinein und leckte anschließend entschuldigend darüber. Deutlich spürte er Laws steigenden Puls, wie sein Blut immer schneller durch den Körper gepumpt wurde. „Was ich nun alles mit dir anstellen könnte?“ Laws Atmung beschleunigte sich und nun konnte Kid die Panik deutlich sehen. Gierig leckte er sich über die Lippen, genoss noch für einen Moment den berauschenden Anblick. „Nun bist du wohl nicht mehr so mutig, was?“ Gehässig funkelten seine Augen und sein Grinsen ließ deutliche Überlegenheit erkennen. Law fühlte den Zorn wieder in sich aufsteigen, die Angst ein wenig verdrängen. Und als er plötzlich warme, weiche Lippen auf den seinen spürte, wie sie sich verlangend entgegen drückten, da dachte er gar nicht weiter nach, sondern biss zu. Zischend löste sich Kid von ihm und starrte Law einen Moment erbost an. Aber dann leckte er sich einfach nur das Blut von der Lippe und fand zu seinem Grinsen zurück. „Wag das ja nicht noch einmal!“, giftete Law und erwiderte das Grinsen mit zornfunkelndem Blick. Doch die Panik saß noch immer in seinem Körper, zwar für kurze Zeit zurückgedrängt, aber schleichend breitete sie sich wieder aus. Diesmal sollte sie jedoch nicht die Oberhand gewinnen und Law versuchte verzweifelt zu seiner sonstigen Maske zurückzufinden. „Du traust dich also noch immer, mir Befehle zu geben?“ Weiterhin hielt Kid Laws Kinn fest und sah in die grauen Iriden. Es wäre so leicht, nun weiter zu gehen. Aber fürs erste hatte er bekommen, was er wollte. „Aber keine Sorge, ich habe nicht vor, dich zu etwas zu zwingen. Nein, du wirst dich mir freiwillig hingeben. Du wirst darum flehen.“ Die verheißungsvollen Worte stießen bei Law jedoch nur auf Unglaube. „Freiwillig? Träum weiter!“ Diese Vorstellung war absurd. Law war froh, wenn er seinen Gegenüber nie wiedersehen musste! Die Selbstsicherheit Kids gefiel ihm allerdings nicht. Er schien tatsächlich von seinen Worten überzeugt zu sein. „Du wirst schon sehen. Bald schon wirst du an nichts anderes mehr denken können, als an mich.“ Dafür würde Kid schon Sorge tragen. Auch wenn Law jetzt noch zweifeln mochte, er würde schon sehr bald feststellen, dass Kid Recht behielt. „Glaub mir, ich bin eine sehr einprägende Persönlichkeit.“ Das hingegen glaubte Law ihm definitiv. Diesen Abend hier würde er vermutlich nicht so schnell vergessen. Doch etwas sagte ihm, dass Kid nicht diese Art ihm in Erinnerung zu bleiben meinte. Auch Law hatte die Zeit über den Augenkontakt nicht gebrochen und bei Kids letzten Worten schien es ihm für einen Moment so, als hätte er diese faszinierenden Bernsteine kurz rot aufleuchten sehen. Dann jedoch war er sich sicher, dass seine Augen ihm einen Streich gespielt hatten. In einer solchen Situation kaum verwunderlich. „Bevor ich nun allerdings gehe“, riss Kid Law aus seinen Gedanken und allein die Aussicht, diesen Kerl bald hoffentlich los zu sein, erleichterte ihn ungemein: „Wüsste ich wirklich gerne deinen Namen.“ Law glaubte einen Moment sich verhört zu haben. Meinte sein Gegenüber das gerade ernst? „Vergiss es!“ Soweit kam es noch, dass er diesem Mistkerl seinen Namen verriet! „Mh, schade. Aber gut, dann eben nicht.“ Damit ließ Kid Law endlich los, der sich augenblicklich die schmerzenden Handgelenke rieb und erst mal auf ein paar Meter Abstand ging. Doch Kid hatte sich bereits umgedreht und war dabei zu gehen. „Wir sehen uns schon bald wieder. Verlass dich drauf.“ Er schenkte Law noch einen letzten Blick, bevor er endgültig verschwand und auch Law sich so schnell wie möglich auf den Weg zu seiner Wohnung machte. Für diesen Abend hatte er definitiv genug erlebt und er hoffte wirklich, dass er diesen Kerl nie wieder sehen musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)