Fate/Defragment von Erenya ================================================================================ Kapitel 6: Sadako und Archer ---------------------------- Lancers Blick war ernst, als er Archer ansah. Beide Männer schienen einander misstrauisch zu beäugen und doch sagte keiner von ihnen, wenn etwas nicht stimmte. Die Anspannung wuchs aber stetig und ich wusste nicht ganz, wie ich diese Situation regeln sollte. „Du meinst also es sei richtig einen Anfänger in eine Schlacht auf Leben und Tod zu führen? Welcher Mann, der sich einen Krieger mit Ehre nennt, würde das verantworten?“ Lancers Worte waren schneidend. Vielleicht hätte ich ihm einfach erzählen sollen, dass ich eigentlich keine andere Wahl hatte. „Sie ist dem Ruf des Grals gefolgt. Und dieser hat sie als würdigen Master anerkannt. So ganz ohne Grund wird er das nicht gemacht haben, oder?“ Ich war dankbar dafür, das Archer hier versuchte meine Ehre vor Lancer zu beschützen und doch fühlte es sich falsch an. Genauso wie das hier gerade mein absolutes Horrorszenario war. Mein Servant konnte mich als Master nicht akzeptieren. Mein Blick wanderte zu meinem Handrücken, auf dem die Befehlszauber ruhten. Ich konnte sie einsetzen. Einen einzigen konnte ich benutzen um absoluten gehorsam von Lancer zu befehligen. Doch das war nicht der Weg, den ich als Master gehen wollte. „Ich glaube nicht an goldene Pokale die einen eigenen Willen haben. Die einzige Sprache die Werkzeuge sprechen ist die, für die sie gemacht wurden.“ Als wollte er seine Worte unterstreichen, ließ Lancer seinen Speer erscheinen, auch wenn er an der Hüfte ein Schwert trug. Ich fragte mich, ob dies ein Zeichen darauf war, dass er zwei Noble Phantasm besaß. In der Geschichte war Harada ja mehr als Speerkämpfer eingegangen und doch, als Mitglied der Shinsengumi hatte er sich den ein oder anderen Schwertmove drauf. „Willst du nun gegen mich kämpfen, Lancer? Glaubst du, das wäre im Sinne von Erenya?“ Kurz nur sah Lancer zu mir, umgriff seinen Speer aber fester. Es gab keinen Zweifel, dass er Archer angreifen würde, wenn wir nicht rechtzeitig eingriffen. „Sie hat bei der Beschwörung nicht aufgepasst und zugelassen, dass ein anderer Servant dabei war. Du weißt zu viel und bevor du deinem Master meinen Namen nennen kannst, ist es besser ich schalte dich aus.“ Archer blieb ruhig und sah zu meinem Servant, der bereit war jeden Augenblick zuzuschlagen. Vertraute er mir, dass ich Lancer aufhalten würde? „Jeder hat doch die Beschwörung gesehen. Der rote Archer zum Beispiel hat sich in der Ferne positioniert. Caster hat sicher seine Augen auch hier irgendwo und Assassin dürfte sich gut genug in den Schatten verbergen um das Schauspiel gesehen zu haben. Glaub mir, ich bin dein kleinstes Problem.“ Ich konnte nicht glauben, was Archer da offenbarte. Nicht nur, dass ich scheinbar doch nicht so unbeobachtet gewesen war wie ich wollte, nein, Archer hatte mir soeben offenbart, zu welcher Fraktion er gehörte. Selbst Lancer schien zu verstehen was das bedeutete, und ließ seinen Speer sinken. „Das beweist nur, wie naiv sie ist. Eine Beschwörung sollte an einem Ort durchgeführt werden, der nicht gleich von jedem entdeckt wird. Ein Anfängerfehler, der einem erfahrenen Magier nicht passiert wäre. Immerhin hätte jemand sie während der Beschwörung angreifen und auslöschen können.“ Ich schluckte schwer, denn ich musste gestehen, dass Lancer wirklich recht hatte. Ich hatte einen Fehler gemacht, der mich meinen Kopf hätte kosten können. Und doch ich war hier und lebte noch. Noch dazu war mir die Beschwörung gelungen. „Ich war doch hier. Selbst wenn der rote Archer angegriffen hätte, wäre ich schnell genug gewesen um ihn an etwas hindern zu können. Du machst ihr also zu viele Vorwürfe. Entspann dich und freu dich einfach, dass jemand wie Erenya dein Master ist. Ich kann dir gerne meinen vorstellen, damit du verstehst wie glücklich du dich schätzen kannst.“ „Heißt das, du würdest uns deinem Master vorstellen, Archer?“ Ich konnte sehen, wie Archer sich geistig schellte, so weit für meine Verteidigung gegangen zu sein. Ihm schien der Gedanke nicht zu behagen, dass ich seinen Master treffen wollte. Für mich war es aber wichtig, denn ich wollte wissen, in wessen Team ich spielte. Ich wollte nicht gegen die rote Fraktion kämpfen mit dem Wissen, dass in der schwarzen ein Haufen Leute waren, die böse Pläne hatten. „Wenn du das willst, Erenya... Auch wenn ich diese Begegnung gerne vermeiden würde. Mein Master...“ Er stoppte und überlegte scheinbar, wie er seine Worte so verpackte, dass sie nicht allzu unschön für seinen Master endeten. Doch er schien keine zu finden und schwieg stattdessen. „Ich werde meinen Master informieren, dass du ein Treffen wünschst, Erenya. Ich bin mir sicher Master will nicht, dass das Treffen in seinem Haus stattfindet, daher... ich lasse dir die Informationen für den Treffpunkt zukommen. Versprochen. Für den Rest des Abends, überlasse ich dich den Händen deines Lancers... auch wenn es mir nicht passt. Lancer, hör gut zu. Erenya hat viel auf sich genommen um dich zu beschwören. Du solltest sie in keinster Weise unterschätzen, nur weil sie eine Anfängerin in Sachen Magie ist.“ Archer erhob sich von seinem Platz und sah Lancer ernst an. Lancer erwiderte diesen Blick, konterte aber nichts. Und dennoch ließ er ihn nicht aus den Augen, bis er ich vollständig aufgelöst hatte und ich alleine mit ihm zurück blieb. „Wir sollten auch gehen, bevor jemand auf die Idee kommt, deine Teilnahme am Gralskrieg so kurz wie möglich zu halten.“ Ich nickte, war aber schon etwas wehmütig, dass Archer nicht mehr da war. Mit Lancer alleine zu sein, war beklemmend. Noch dazu war hier gerade ein Idealbild von mir zerschlagen wurden, was Harada Sanosuke entsprach. Sein Aussehen war der Hakuouki Harada, doch charakterlich zeigte er sich nicht wie sein Ebenbild.   „Ich spüre einen Servant hier drinnen“, erklärte Lancer, als wir am Haus der MacKenzies angekommen waren. Da ich noch keine alltagstauglichen Sachen für ihn hatte, hatte ich ihn gebeten sich vorerst unsichtbar zu machen. „Ja, das liegt daran, dass der rote Rider und sein Master hier untergekommen sind. Genauso wie ich. Sie haben mir viel geholfen.“ Lancer murrte leise und ich konnte mir vorstellen, dass es ihm nicht gefiel, dass ich mir von einem Master der gegnerischen Fraktion helfen lassen hatte. „Meine Umstände sind etwas speziell...“, erklärte ich nur und vermied erneut den Fakt zu erwähnen, dass der heilige Gral mich beschworen hatte. Vielleicht hätte er etwas mehr Verständnis für mich aufbringen können, wenn er es gewusst hätte. Doch ich wollte nicht, dass meine Beziehung zu meinem Servant auf Mitleid aufbaute. „Lern sie erst einmal kennen. Und mach dir keine Sorgen darum wie naiv ich bin. Wir werden auch nicht mehr lange hier bleiben. Nur noch diese Nacht. Morgen suche ich mir eine Arbeit und eine Unterkunft für uns beide. Wir brauchen auch noch ein paar Klamotten die du anziehen kannst und...“ „Ich verbrauche mehr Mana wenn ich sichtbar bin. Du solltest so sparsam wie möglich mit deinen Kräften umgehen, Master.“ Er hatte wirklich was belehrendes mit seinen Worten. Wahrscheinlich hatte er sogar Recht. Ich selbst hatte ja schon festgestellt, dass mein Manaverbrauch zu hoch war und doch wollte ich Lancer sehen und nicht nur hören. „Wir brauchen dennoch Kleidung für dich. Und nun komm. Ich muss Waver und Rider meinen Entschluss mitteilen. Soviel Anstand sollte ich wenigstens zeigen. Ebenso sollte ich mich von den MacKenzies verabschieden. Sie haben nichts mit dem Gralskrieg zu tun, doch das ändert nichts an der Sache, dass sie mir ein Dach über den Kopf gegeben und etwas Geld geliehen haben.“ Lancer hörte mir zu und sagte auch nichts mehr, als ich meine Beweggründe einigermaßen versuchte zu erklären. Er ergab sich einfach meinem Willen und ließ es zu, als ich das Haus betrat. Dort in der Küche, die ich durchqueren musste um zum Dachboden zu kommen, begrüßte mich ein Bild, dass ich irgendwie erwartet hatte. Waver und Rider saßen am Tisch, beide hatten eine dampfende Tasse Kaffee vor sich stehen und schienen nur noch auf mich gewartet zu haben. „Nabend. Da sind wir“, erklärte ich und überwand die letzten Meter um mich zu den beiden an den Tisch zu setzen. „Lancer, begrüße bitte Waver und den roten Rider.“ Es war der Befehl, der dafür sorgte, dass Lancer sich sichtbar machte. Doch anders als ich hatte er sich nicht an den Tisch gesetzt, sondern neben mich gestellt. Er selbst schien Rider nicht trauen und das war etwas, dass ich nur allzu gut verstehen konnte. „Dir ist die Beschwörung also gelungen. Das ist gut. Aber... wir werden wohl nicht in derselben Fraktion kämpfen, oder?“ Waver schien verstanden zu haben, was ich mit meiner Vorstellung bezweckt hatte. Sie war nicht nur für Lancer gewesen, sondern auch ein geheimer Code, der beiden sagen sollte, in was für einer Fraktion ich nun letzten Endes war. „Nein. Scheint als wäre ich in der schwarzen Fraktion. Genau wie Archer.“ Ich hatte das Gefühl den beiden wenigstens diese Information noch schuldig zu sein, gewann dafür aber einen rügenden Blick von Lancer. „Immerhin hast du einen stattlichen Heldengeist beschworen, Mädchen. Es wird mir eine Freude sein, mit euch im Krieg die Klingen zu kreuzen.“ Rider lachte und sah zu Lancer, der in keinster Weise locker ließ. Er schien angespannt, was man gut darauf münzen konnte, dass er niemanden aus der gegnerischen Fraktion vertraute. „Wir bleiben nur noch heute Nacht hier und werden uns morgen etwas anderes suchen. Ich danke dir und Rider für eure Hilfe. Ich denke, ich hab den Anfang den ich brauchte um zurechtzukommen. Den Rest müssen Lancer und ich alleine schaffen.“ Waver nickte verständnisvoll und ebenso schien Rider mich nicht von diesem Entschluss abbringen zu wollen. „Rider und ich... wir haben über die Informationen gesprochen, die du uns gegeben hast. Wir hatten entschieden, dass wir sie beseitigen, wenn du zur schwarzen Fraktion gehörst.“ Ich weitete die Augen, denn diese Nachricht war einfach unglaublich. Beide waren bereit einen Vorteil aufzugeben. So wahr die Liste einer war. Denn noch hatte sich keiner der dort aufgeführten Servants als einer der anderen Zeitlinien entpuppt. „Seid ihr sicher?“ ich wusste, dass ich sie nicht aufhalten konnte, wenn sie diesen Entschluss gefasst hatten. Rider war, was das anging viel zu sehr darauf bedacht, dass der Kampf gegen einen Gegner fair von statten ging. Selbst wenn dieser ihm vollkommen unbekannt war. „Ich habe eine Frage an dich, roter Rider und sein Master. Warum habt ihr meinen Master nicht davon abgehalten am heiligen Gralskrieg teilzunehmen? Erhofft ihr euch einen Vorteil, wenn ihr eine Magieranfängerin besiegt?“ Entsetzt sah ich Lancer an, denn ich hatte wirklich geglaubt, dass ich ihm mehr als deutlich klar gemacht hatte, was für eine große Hilfe mir die beiden gewesen waren. Noch dazu tat er ihnen Unrecht. „Lancer! Das reicht. Waver und Rider würden so etwas nie tun. Sie haben mich vollkommen vorurteilsfrei unterstützt. Waver hat mir sogar die Grundlagen der Magie erklärt und auch einige nützliche Zauber beigebracht. Er war es auch, der mir die Beschwörung erklärt hat. Rider hat mir sogar klar gemacht, was wohl meine Stärke in der Magie ist. Wenn du also weiter solche Dinge behaupten willst, lass es mich wissen und ich werde dich mit einem Befehlszauber zum Schweigen bringen.“ Ich hatte mich von meinem Platz erhoben und sah Lancer streng an. Alles hatte seine Grenzen und er hatte sie gerade überschritten. „Für so einen Unsinn würdest du wirklich einen Befehlszauber verschwenden?“, fragte Lancer kühl und ich nickte entschlossen, wobei ich meine linke Hand hob und ihm die Zauber präsentierte. „Willst du es darauf ankommen lassen?“ Er schien zu überlegen und abzuwägen, ob ich es wirklich wagen würde. Vielleicht dachte er auch darüber nach, wie dumm und einfältig ich war und dass mir die Bedeutung dieser begrenzten Zauber sicher nicht bewusst war. Und doch war sie es. Ich würde keinen wieder bekommen, außer Ruler übertrug mir einen. Doch wie wahrscheinlich würde es sein, dass das geschah? Darauf hoffen konnte ich auf jeden Fall nicht. „Wie du willst, Master. Ich entschuldige mich, roter Rider und sein Master.“ Ich spürte, das Lancer nicht wirklich zufrieden mit dem Ausgang der Situation war und dich wollte er es wohl nicht riskieren, dass ich diese drei Befehlszauber aufgab. Nur so lange ich sie hatte, konnte er in dieser Welt verweilen. Nur dann würde sein Wunsch in greifbarer Nähe bleiben. Nur dank dieser Befehlszauber, würde er vielleicht seine verborgensten Kräfte wecken können. Sie waren Kraft und Fesseln gleichzeitig.   Meine Blicke ruhten auf Lancer, der auf der Couch saß, die auf dem Dachboden stand. Er sah wirklich aus wie Harada Sanosuke aus Hakuouki. Er war auch Harada Sanosuke, aber charakterlich schien er sich vollständig zu unterscheiden. Als Fangirl wäre ich dezent enthyped worden. Und doch, ich hatte es Archer gesagt, ich würde meinen Servant akzeptieren. Egal wer es war. „Du solltest schlafen, Master“, brachte Lancer nach einiger Zeit an, ohne mich anzusehen. Er schien es wirklich bemerkt zu haben, dass ich ihn an angestarrt hatte. Wahrscheinlich war er es gewohnt vom Schlachtfeld. „Geht nicht. Bin noch zu sehr auf Adrenalin.“ Lancer seufzte und schüttelte den Kopf. Scheinbar war das eine Antwort, die ihm gar nicht gefiel, so dass ich mich fragte, wer hier Master und wer der Servant war. „Du solltest schlafen. Bald wirst du alle Kraft brauchen die du aufbringen kannst. Du solltest daher in der Lage sein schlafen zu können, vor allem wenn dein Servant da ist.“ Ich war nicht sehr erfreut von dem was Lancer sagte. Auch wenn ich wusste, dass er Recht hatte. Bald würde die Zeit sein, in der Schlaf vielleicht ein Luxus werden könnte. Noch dazu weil wir keinen Unterschlupf hatten. Der nächste Tag würde also dafür drauf gehen einen Job zu finden und eine Unterkunft. „Lancer... nutzen wir doch die Chance und lernen uns näher kennen. Ich meine ich weiß, du bist ein Heldengeist. Du warst der Kapitän der zehnten Einheit der Shinsengumi und so weiter, aber sonst weiß ich nicht viel von dir.“ Ich wollte mehr wissen. Wollte wissen, ob Lancer einen Wunsch hatte, den er an den heiligen Gral richten wollte. Einfach damit ich wusste, wofür ich kämpfen konnte, bis mir vielleicht selbst einen Wunsch ausdachte. „Es gibt nicht viel das du wissen solltest, Master. Wir Servants werden beschworen um euch zu dienen und als eure Klinge diesen Kampf zu gewinnen. Daher lass mich dich fragen, warum kämpfst du?“ Ich hasste ihn gerade ein kleines bisschen. Denn ich hatte keinen Wunsch. Und irgendwie wollte ich immer noch nicht sagen, dass ich aus einer anderen Welt kam. „Ich kämpfe nicht weil ich es will. Es ist viel mehr so, dass der heilige Gral mich dazu bestimmt hat ein Master zu sein. Und ich konnte nicht zulassen, das jemand, der die Welt ins Unglück stürzen will, statt meiner teilnimmt.“ „Und was wenn jemand statt deiner teilgenommen hätte, der die Welt besser macht? Hast du darüber nachgedacht? Wenn nicht, wird dein Tod wahrscheinlich voller Reue sein.“ Ich hatte wirklich nicht darüber nachgedacht, dass stattdessen jemand in die Schlacht ziehen konnte, der vielleicht wirklich gutes im Sinn hatte. Die Angst, dass das Gegenteil davon der Fall sein konnte, war einfach übermächtig gewesen. „Bereuen werde ich nichts. Warum sollte man etwas bereuen, so lange man etwas aus Überzeugung tut. Oder hast du etwas in deinen letzten Atemzügen bereut?“, fragte ich nun direkt und sah Lancer an, der sich erhoben hatte und zum Dachfenster gegangen war. In seinen Augen konnte ich etwas wehmütiges sehen und ich fragte mich, ob ich eine Frage gestellt hatte, die vielleicht zu weit gegangen war. „Nur, dass ich es nicht in vollen Zügen genossen habe, als mein Wunsch in Erfüllung ging.“ Ich neigte meinen Kopf etwas und fragte mich, wovon Harada sprach. Sein Wunsch? Ich war nun doch neugierig. „Was war dein Wunsch?“ „Eine Familie.“ Meine Augen weiteten sich und mein Herz verkrampfte sich etwas. Eine Familie. Ich erinnerte mich nur zu gut, als ich Haradas Route das erste Mal bei Hakuouki gespielt hatte und er erklärt hatte, wie trivial und albern sein einziger Wunsch war. Eine Familie. Und dieser Harada, hatte tatsächlich denselben Wunsch. „Heißt das, du wünschst dir deine Familie zurück, wenn wir den Krieg gewinnen?“ Lancer lehnte mit einem Arm am Dachbalken, während er aus dem Fenster sah und schien nachzudenken. War es das vielleicht? Seine Frau und sein Kind? Wollte er sie wieder zurück? „Nein... Eine Familie, das ist mein einziger Wunsch. Und dieses Mal, würde ich es genießen. Dieses Mal werde ich sie nicht mehr gehen lassen.“ Ich sah, wie seine Hand sich zur Faust ballte. Scheinbar war der Verlust seiner vergangenen Familie das, was er am meisten bereute. Nicht die Opfer der Schlacht, nicht der Verlust seiner Freunde, sondern die Frau und das Kind, dass er zurück gelassen hatte. „Dann gebe ich mein bestes, damit dieser Wunsch in Erfüllung geht, Lancer.“ Er wandte sich um, überrascht, verwirrt. Und doch lag da etwas undeutbares in diesen goldbraunen Augen. „Du hast diese Sachen mit deinem Mana gemacht, oder?“ Er lenkte ab, sagte nicht, was er wirklich dachte und doch ließ ich ihn gewähren. Wenn ich die Serie von Fate gut genug kannte, würde ich in nächster Zeit genug über den vergangenen Harada erfahren. Ich würde von ihm träumen. Fürchtete ich deswegen zu schlafen? „Ja. Ich wollte einen Zauber einsetzen, der das Wesen verändert. Aber da ich aus einem T-Shirt nicht mehr Stoff machen kann, musste ich auf andere Dinge zurückgreifen. Mit meinem Mana verbinde ich mehrere Stoffe und ändere die Form.“ „Ganz schön gefährlich. Wenn du als Magier für so etwas Mana verbrauchst, dann könnte es dir im Kampf fehlen.“ Machte er sich Sorgen? So klang es zumindest für mich. Hatte ich Lancers Ablehnung vielleicht falsch verstanden? War er nicht abgeneigt mich als Master zu haben, sondern einfach nur in Sorge? „Ich hab sogar vor, mehr solcher Dinge zu machen. Wie du sagtest, hat jeder Magier nur eine begrenzte Menge an Mana, die er nutzen kann. Danach muss er es regenerieren. Was aber, wenn der Magier sein Mana in Dinge fließen und dort zirkulieren ließe? Wenn er diese Dinge bei sich trägt, könnte er sie als Batterien nutzen.“ Lancer sah nachdenklich auf die Sachen, die ich mir mühevoll mit Magie zurecht gemacht hatte. Er schien nachzudenken. „Ich weiß, ich bin vielleicht nicht gerade der Master den du dir gewünscht hast. Als Anfängerin verstehe ich nicht viel von Magie. Aber ich verspreche dir, dass ich mein bestes geben werde dich zu unterstützen.“ „Nur ob dein Bestes reichen wird...“, murmelte Lancer und sah weg. „Hey! Ich habe das Relikt für deine Beschwörung mit Archer besorgt. Das war nicht gerade ungefährlich. Und wie du siehst, sind sowohl er als auch an einem Stück da raus gekommen. Ich fordere nicht viel von dir, Lancer, nur das du mir vertraust.“ Er antwortete nicht auf meine Forderung, sondern löste sich einfach auf. Und doch wusste ich, dass er noch hier war. Vielleicht war dies seine Art und Weise mir zu verstehen zu geben, dass dieses Gespräch beendet war.   **~~**   „Erenya, willst du wirklich schon gehen? Wir hätten nichts dagegen, wenn du länger hier bleibst.“ Frau MacKenzie gab wirklich ihr bestes mich davon zu überzeugen, dass ich blieb. Doch mein Entschluss war gefallen. Vor allem wenn ich wollte, dass Lancer nicht die ganze Zeit unsichtbar sein musste und doch ein paar Freuden der Gegenwart genießen konnte. Ihn jetzt auch noch bei den MacKenzies unterzubringen, wäre einfach nur dreist gewesen. „Ja, Oma. Ich werde hin und wieder vorbei kommen. Aber ich werde in den nächsten Tagen wohl doch lieber in ein Hotel ziehen. Ich muss in nächster Zeit häufiger in der Stadt sein, auch spontan. So kann ich mir nur den Weg ersparen.“ Frau MacKenzie seufzte und zog einen Briefumschlag aus ihrer Schürzentasche. Sie lächelte, als sie mir den Umschlag entgegen hielt. „Hier, Erenya. Dein Großvater und ich haben darüber gesprochen. Wir wissen ja, dass am Flughafen dein Gepäck verloren hast und das hier sollte für die ersten zwei Nächte in einem Hotel ausreichen.“ Ich zögerte und sah auf den Briefumschlag, den Frau MacKenzie mir entgegen hielt. In mir tobte der Kampf um das Wissen, dass ich dieses Geld brauchen würde und es mir erneut etwas Luft zur Job-Besorgung verschaffte und um den Wunsch unabhängig zu sein und nicht zu viel auf die Gutmütigkeit anderer bauen zu müssen. Es fühlte sich schlecht an, denn ich hatte das Gefühl, dass ich die MacKenzies auszunutzen. „Nimm schon, Erenya. Nur keine falsche Bescheidenheit.“ Als wollte sie ihre Worte unterstützen, nahm sie meine Hand und gab mir den Briefumschlag. Sie würde Widerworte wohl nicht dulden. „Danke, Oma und Opa. Ich verspreche ich werde wirklich vorbeikommen und dann etwas leckeren Kuchen aus der Stadt mitbringen.“ Sie lächelte und nickte auf meine Worte. Ich zog meine Schuhe an und schulterte eine kleine Reisetasche auf, die mir Herr MacKenzie überreicht hatte. Ich würde das Ehepaar jetzt schon vermissen. Doch ich wusste, dass es die richtige Entscheidung war. Waver war in der Fraktion der Gegner und ich wollte nicht, dass er in irgendeiner Weise zwischen die Fronten geriet und vielleicht Misstrauen in seiner Fraktion säete. Ich winkte der alten Dame noch einmal, bevor ich mich abwandt und die Straße entlang lief, die ich in den letzten Tagen häufiger gemeinsam mit Rider und Waver gegangen war. „Die alten Leute sind deine Großeltern?“, fragte Lancer, ohne das er sich aber sichtbar machte. Und doch spürte ich, wie er direkt neben mir her lief. „Nein. Sie denken das nur wegen einem Zauber den Waver eingesetzt hat. Ich hätte sonst keine Unterkunft gehabt, als ich herkam.“ „Du bist ganz schön unvorbereitet hergekommen, Master.“ Ich verzog etwas das Gesicht und fragte mich, für wen Lancer mich hielt, wenn er schon solche Sachen sagte. Aber gut, es wirkte wirklich unvorbereitet. „Es war auch etwas ungeplant, dass ich herkam. Daher hatte ich für Vorbereitungen keine Zeit.“ Ich spürte, dass Lancer meine Antwort nicht passte. Wahrscheinlich prägte jedes Wort, das ich sagte seine Meinung von mir. Kurz fragte ich mich, ob es noch eine Möglichkeit gab, diesen Eindruck von mir bei ihm zu kitten. Aber wahrscheinlich würde ich Taten sprechen lassen müssen, bevor er mir das glaubte. „Was gedenkst du jetzt zu tun?“ Ich dachte nach und schon nach einem kurzen Moment, hatte ich immerhin einen Plan A. „Als erstes suchen wir ein Hotel, bei dem wir unterkommen können. Am besten ein kleines, günstiges. Vielleicht kann ich so das Geld strecken. Sobald wir eingecheckt haben, gehen wir gemeinsam auf Jobsuche. Und ja, das schließt dich ein. Gemeinsam können wir genug verdienen um auch Hilfsmittel für den Krieg zu organisieren. Ich überlege schon, wie wir deine Fähigkeiten einsetzen könnten.“ „Was ist mit dir, Master? Was für einen Job strebst du an? Wofür hast du Referenzen?“ Lancer konnte wirklich anstrengend sein, mit seiner Art auf die er alles hinterfragte. Auch wenn er Recht hatte. Was waren meine Referenzen? Ich hatte hier immerhin nicht mein Abschlussdiplom für meinen Bachlor dabei. „Mh... wie macht Ruler das eigentlich?“, fragte ich mich ohne auf Lancer zu antworten. Es war eine Frage, die mir plötzlich in den Sinn gekommen war. Stattete der heilige Gral die Ruler vielleicht mit finanziellen Mitteln aus? Wenn ja, war das schon etwas unfair. Ich meine, Jeanne hatte sich ja über Leticia einige Mittel „erschlichen“. Shirou hatte sich mit einem Master verbündet und so natürlich alle nötigen Mittel erhalten. Wie machte es also Hatschepsut? „Du solltest dir weniger Sorgen um Ruler machen, sondern mehr um dich. Aber gut, wenn du etwas findest, werde ich dir helfen.“ Ich nickte und sah auf den Briefumschlag. Ich fragte mich, wie viel da wohl drin war. Noch dazu würde diese Information wichtig sein, wenn ich wissen wollte, mit wie viel Geld ich hausieren musste. Ich war gerade dabei den Umschlag zu öffnen, als plötzlich etwas an meinen Ohren vorbei sauste. Ich erhob meinen Blick und erkannte einen Papiervogel, der aufgeregt vor mir auf und ab flatterte. Den Briefumschlag steckte ich weg und griff nach dem Vogel, der es scheinbar zuzulassen schien. Ich entfaltete das Papier und las die Botschaft, die darin verborgen stand. Sadako Uehara wünscht Sie im Uehara Clothing Store zu treffen. Folgen Sie der Wegbeschreibung. Unter dieser Zeile befand sich eine Wegbeschreibung. Sie wies sogar genau den Punkt aus, an dem wir uns gerade befanden. Eine magische Notiz also. „Das könnte eine Falle sein“, merkte Lancer an, doch ich schüttelte den Kopf. Ich erinnerte mich an das Versprechen, welches Archer mir gegeben hatte. Dass er uns informieren würde, wenn sein Master mit uns reden wollte. „Schon gut. Ich denke diese Sadako Uehara ist der Master von Archer. Wir sollten sie also kennenlernen. Immerhin ist sie ein Mitglied unserer Fraktion. Vielleicht könnte das auch gerade die Hilfe sein, die wir für den Moment brauchen.“ Lancer seufzte doch widersprach nicht. Vielleicht hatte er schon verstanden, dass man mich von meinem Entschluss abbringen konnte, wenn ich ihn einmal gefällt hatte.   Uehara Clothing Store war nicht einfach mal ein kleines Bekleidungsgeschäft. Es war ein mehrstöckiges Gebäude, mit einer riesigen Reklametafel, die genauso prunkvoll war, wie die Gebäude in Shibuya, oder wie ich mir jene vorstellte. Vor dem Laden stand eine Frau, die lächelnd Coupons verteilte und so versuchte ein paar neue Kunden in das Geschäft zu locken. Die Frage war jetzt nur noch, wie ich mich mit dieser Sadako treffen wollte. Es stand nur der Ort, nicht aber die Etage, oder an wen ich mich wenden sollte. Es war daher vielleicht besser, wenn ich die Frau am Eingang einfach ansprach. Zielsicher ging ich auf sie zu und sie schien mich sofort als einen potentiellen Kunden zu sehen. „Hier, nur heute. 50 Prozent Rabatt auf Schals, Handschuhe und stylische Wintermützen. Und mit diesem Coupon erhalten sie noch einmal zehn Prozent oben drauf.“ Sie lächelte freundlich und streckte mit den Coupon entgegen. Doch ich lehnte ab, indem ich abwehrend die Hände hob. „Ich bin hier mit Miss Uehara verabredet“, erklärte ich kurz und sah in das verwunderte Gesicht der Angestellten. Doch dieser Ausdruck schwand genauso schnell, wie er gekommen war. Ihre Augen verloren an Glanz, sie wurden leer und hatten etwa den Ausdruck, den ein Zombie hatte, nachdem er gebissen wurde. „Ich habe dich erwartet, Master vom schwarzen Lancer. Gehe zum Fahrstuhl. Niemand sollte dich hindern.“ Die Stimme der Frau war nicht mehr dieselbe. Nun, irgendwie schon, aber die Art wie sie sprach und ihre Stimme anwendete, hatte eher etwas von ungewohntem Verhalten. So als würde sie sonst nie in dieser Tonlage sprechen, oder als wäre ihre Atmung vollkommen anders. Ich ging davon aus, dass wer auch immer da wirklich sprach, diese Frau mit einem Zauber unter seine Kontrolle gebracht hatte. Etwas, das ich für einen sehr mächtigen Zauber hielt. Und doch, so wie sie es gefordert hatte, ging ich in Richtung des Fahrstuhles. Die Person hatte Recht. Niemand hinderte mich daran, oder versuchte mich zu sprechen. Es schien sogar fast so, als hätte keiner mich bemerkt, seit ich de Laden betreten hatte. Ein weiterer Zauber? Ich betrat den Fahrstuhl, und sah auf die Bedienungsleiste. Ohne mein Zutun schloss sich die Tür und der Fahrstuhl fuhr in Richtung des Daches. „Keine Sorge. Dir wird niemand was tun. Archer erzählte mir, dass du ein Treffen mit mir wünschst. Und ich denke, du tust gut daran. Ich habe ein Angebot für dich.“ Der Fahrstuhl hielt an und als wusste er, dass wir hier ungestört waren, machte sich Lancer sichtbar. Ich sah zu ihm, doch in seinem Gesicht war keinerlei Ausdruck der Erwartung zu lesen, auch kein Misstrauen. Kaum dass sich die Tür öffnete, erkannte ich Archer, der neben einer Frau stand, die an einem Tisch saß. In der Hand hielt sie eine Tasse Tee, aus der noch Dampf stieg, was deutlich zeigte, dass die Kanne wohl noch nicht so lange zubereitet sein konnte. „Willkommen, schwarzer Lancer und sein Master. Erlaubt mir, mich euch vorzustellen. Mein Name ist Sadako Uehara. Ich bin der Master von Archer. Setzt euch doch und trinkt eine Tasse Tee mit mir. Ich hoffe ihr mögt Rosentee.“ Ich näherte mich dem Uehara und setzte mich auf den Stuhl, der mir gewiesen wurde. Kaum das ich Platz genommen hatte, hob sich die Kanne und goss etwas Tee in meine Tasse. Magie. Eindeutig. Dabei hätte ich nie gedacht, dass Magie in dieser Welt auch so etwas bewirken konnte. Wobei mit einer Übertragung Manas auf die Kanne, sicher auch so etwas wie Telekinese möglich war. „Archer hat mir von dir erzählt. Er sagte, dass du noch nicht lange hier bist und auch noch nicht viel Kontakt mit Magie hattest. Für einen Magier der ersten Generation so eine Beschwörung zu schaffen, ist schon respektabel, aber das wird alles sein, was du in diesem Krieg erreichen wirst.“ Ich sah Uehara an und versuchte herauszufinden, was sie mir sagen wollte. Ihre Stimme klang lieblich und unterstrich das Aussehen welches sie nach außen hin zeigte. Adrette Kleidung, offenes, langes, schwarzes Haar, welches glatt gekämmt war und mit wenigen Strähnen verspielt ins Gesicht hing. Ihre Fingernägel waren manikürt und mit roten Nagellack lackiert. Sie wirkte jung, vielleicht mein Alter, so genau konnte ich das nicht sagen, da sie ihr Gesicht mit dezenten Make-Up verändert hatte. In der Form, dass sie jünger oder älter sein konnte. Jemand der sich mit so etwas auskannte, wusste sicher, wie man sich jung oder alt schminken konnte. „Du bist hoffentlich klug genug um zu verstehen, dass niemand aus der schwarzen Fraktion in der Lage sein wird, sich auf eine Anfängerin zu verlassen. Du kannst höchstens als Köder dienen. Aber für deine Sicherheit wird keiner gewähren können. Schließlich ist es besser, wenn man sich von Ballast trennt.“ Was sie sagte ergab wahrscheinlich Sinn und ich konnte nur hoffen, dass die restlichen Mitglieder der schwarzen Fraktion nicht auch so dachten. Es wäre einfach zu deprimierend gewesen und vor allem hätte sich meine Anzahl von Feinden vervielfacht. Fakt war, ich würde für den Anfang Verbündete brauchen. „Was meinst du, Lancer. Wärst du nicht lieber mein Servant? Ich komme aus einer Familie von Magiern, die ihr Wissen seit über 130 Generationen weiter vererbt.“ Mein Blick wandte sich zu Lancer, der keinen Muskel rührte. Auch schien er unbeeindruckt von dieser geballten Macht oder eher dieser langlebigen Familie. Und dennoch, ich wollte wissen, was er dachte. Ob er wirklich bereit war zu ihr zu wechseln, wenn es die Möglichkeit gab. „Ich diene dem Master, der die Befehlszauber hat“, erklärte er und versetzte mir damit einen Dämpfer. Ich war also nur Master genug, solange ich diese Befehlszauber hatte. „Na wunderbar. Da kommen wir doch sofort zum Thema. Ich möchte deine Befehlszauber. Du wirst sie sowieso nicht brauchen. Außerdem bist du so in Sicherheit. Niemand wird dir ein Haar krümmen.“ Sie lächelte süßlich, doch ihr Blick war nicht auf mich gerichtet, sondern auf Lancer, der scheinbar mehr zu sagen hatte, als ich. „Ihr habt mich wohl falsch verstanden. Ich dienen meinem Master. Wenn sie entscheidet die Befehlszauber nicht herzugeben, werde ich ihr auch ohne Zweifel weiter dienen.“ „Was? Aber bist du nicht auch unzufrieden mit so einem unerfahrenen Magier? Sie kann deine Kräfte nie und nimmer voll nutzen.“ Und schon verzog sich das süßliche Lächeln zu einer Maske des Zorns. Ich hätte sogar schwören können, dass ich Risse in ihrem Make Up sah. „Es stimmt, dass sie nicht der ideale Master ist. Aber... Ihr seid es als Frau auch nicht.“ Ich wandte meinen Blick überrascht zu Lancer und blinzelte etwas. Hatte er eben gesagt, dass er nicht zufrieden mit einem weiblichen Master wäre? War das vielleicht noch das nächste Problem, neben der Tatsache, dass ich kaum Ahnung von Magie hatte? „Du...“, setzte Uehara an und schien kurz davor zu sein, endgültig die Beherrschung zu verlieren. „Du bist genauso nutzlos wie dieser Archer. Gibt es denn keine brauchbaren Servants in diesem Krieg?“ Nun reichte es mir, was ich deutlich machte, indem ich die Tasse klappernd auf dem Untersetzer kommen ließ. „Genug. Mein Lancer ist genauso wenig nutzlos wie euer Archer, Uehara-san. Ich glaube unsere Unterhaltung können wir hier gerne beenden. Sie werden meine Befehlszauber nicht bekommen.“ Ich erhob mich von meinem Platz und mahnte mich um Beherrschung. Diese Frau war noch schlimmer als ich mir Archers Master hätte vorstellen können. „Du wirst mir deine Befehlszauber geben, oder du wirst es bereuen, du niedere Magierin.“ Ich lächelte. In solchen Situationen, wenn jemand eskalierte, war es immer eine Freude zu Lächeln, denn es machte den anderen nur noch wütender, weil er keine Macht hatte. „Nope. Und machen Sie sich keine Sorgen, ich werde niemanden im Wege stehen. Im Gegenteil, Sie sollten aufpassen, dass sie mir nicht im Weg stehen. Ich neige nämlich dazu verrückte Dinge zu tun, ob nun niedere Magierin oder nicht. Und... sollte ich die Chance sehen, ihnen Archer zu stehlen, so werde ich das tun.“ Ich verdankte es in diesem Moment wohl Lancer, der mich rechtzeitig zur Seite zog und so dafür sorgte, dass Ueharas Tasse mich verfehlte. Mein Herz schlug vor Wut und Aufregung und doch wollte ich ihr nichts davon zeigen. Im Gegenteil, der innere Wunsch sie noch wütender zu machen, war in mir erwacht. „Master, wir sollten gehen“, erklärte Lancer und beraubte mich so dem sadistischen, diabolischen Spaß eines Kundenbetreuers. „Ja, du hast wohl Recht. Danke für den Tee, Uehara-san.“ Ich wandte mich von ihr ab und ging zurück in Richtung des Fahrstuhles. Dieses Mal wusste ich wohin ich musste. Es war das Erdgeschoss. Uehara selbst tat auch nichts mehr, um mich aufzuhalten. Entweder ertrug sie meinen Anblick nicht mehr, oder da war etwas anderes, dass sie daran hinderte.   Ich war froh, als ich endlich die Hälfte der Etagen hinter mir gebracht hatte im Fahrstuhl. Lancer sagte nichts, doch dafür kündigte ein sanfter Wind neben mir an, dass wir nicht mehr in trauter Zweisamkeit waren. „Du hast meinen Master ziemlich wütend gemacht. Ich weiß nicht, ob das so klug war, Erenya.“ Ich sah zu Archer auf, dessen Augen voller Sorge waren. Er hatte die ganze Diskussion nur ruhig beobachtet ohne ein Wort zu sagen. „Ja, klug war es alle mal nicht. Aber... du hast wirklich einen besseren Master verdient, Archer.“ „Meintest du das ernst, dass du mich stehlen wirst?“, fragte er interessiert und ich konnte nicht anders als zu lächeln. Ich wusste nicht wie, aber eines war mir klar, sobald ich die Möglichkeit bekam, oder eine Chance sah, ich würde es tun. Nicht nur bei Archer, sondern bei jedem anderen Servant, der von seinem Master nur wie ein Werkzeug behandelt wurde. „Natürlich. Du hast wirklich was besseres verdient.“ Ein Lächeln zeichnete sich auf Archers Lippen ab, als er sich zu mir hinab beugte, so dass er mir mit seinem Gesicht ziemlich nahe war. „Habe ich mit Amors Pfeilen dein Herz getroffen?“ Und da war er wieder. Der flirty Archer, der bei mir alle Fluchtreflexe aktivierte, die ich besitzen konnte. Ich wich von ihm zurück, näher an Lancer ran, der sich jedoch keinen Millimeter bewegte. „Archer! Hör auf so etwas zu sagen. Du weißt genau was ich meine.“ „Schon in Ordnung. Auch ich werde mein bestes geben dafür zu sorgen, dass dein Herz mir gehört. Immerhin habe ich selbst die Schönste der Schönen verführt. Aber bis dahin... pass auf dich auf, Erenya.“ Er gab mir nicht einmal richtig die Möglichkeit mich von ihm zu verabschieden, da verschwand er auch schon wieder. Gerade rechtzeitig, denn wir hatten das Erdgeschoss erreicht.   Lancer hatte den ganzen Weg über nichts gesagt. Zumindest nicht, seit er sich unsichtbar für andere gemacht hatte. Er hatte keine Fragen zu meinen Worten gestellt oder zu anderen Dingen, sondern war einfach ruhig geblieben. Vielleicht wartete er auch einfach nur mit der Standpauke für mich. „Ich überlege, ob wir in den ersten Tagen vielleicht Fotos machen und die für 5000 Yen das Stück verkaufen. Gerade deine traditionelle Kleidung könnte ein schickes Motiv sein. Also sprich, Fotos mit dir. Vielleicht könnten wir den Mädels auch ein Liebesgeständnis an sie, von deinen Lippen verkaufen. Wobei...“ Da mir sein Schweigen auf die Nerven ging, äußerte ich einfach die nächstbesten Gedanken. Wir waren immerhin auf der Suche nach einem Job. „Wir könnten aber auch beide in einem Maid und Butler Café kellnern. Für so etwas braucht man nicht viel Erfahrung und ich denke damit hätten wir gute Chancen. So leicht wird es für uns beide eh nicht, weil wir keinerlei Dokumente oder Urkunden unserer Abschlüsse haben. Abends wäre es wahrscheinlich empfehlenswert, wenn wir in einem Lovehotel absteigen. Die sind billig und wir müssten tagsüber sowieso raus. Heißt wir sind gezwungen besser zu planen“, redete ich munter weiter. Ja, ich hatte mir Gedanken gemacht. Viele Gedanken und dennoch fiel mir keine Lösung ein, die mich wirklich zufrieden stellen wollte. Es gab viele Steine im Weg. Noch dazu musste ich irgendwie die anderen Master finden. Einfach nur um sie kennenzulernen. Wenn sie allesamt wie Uehara waren, dann konnte ich eine Partnerschaft oder dergleichen vergessen. Vielleicht hätte ich mich DANN dazu entschieden mich der roten Fraktion irgendwie anzuschließen. „Master... Ich will dich nicht beunruhigen, aber wir werden seit geraumer Zeit verfolgt.“ Verwundert hielt ich in meinem Gedankenchaos inne und sah mich um, als ich Lancers Warnung hörte. Doch ich sah niemanden. „Wer ist es?“, fragte ich, fast schon sicher, dass Lancer genau wusste, wer uns da verfolgte. „Assassin. Er gibt sich nicht gerade Mühe seine Anwesenheit zu tarnen. Allerdings scheint er auch nicht angreifen zu wollen. In der Regel offenbaren Assassin sich, bevor sie angreifen. Aber er verfolgt uns schon zu lange und lässt mich seine Anwesenheit spüren. Kennst du ihn vielleicht?“ Mich schauderte es, als er mir die Klasse unseres Verfolgers nannte. Das war schon ziemlich gruselig. Hatte fast schon etwas Stalkermäßiges an sich. „Kennen wäre zu viel gesagt. Er hat mich mal besucht und ein kleines Souvenir von mir mitgenommen. Vielleicht will er, dass wir ihn bemerken. Das wir wissen, dass er in unserer Nähe ist. Nur warum?“ „Weißt du, welcher Fraktion er angehört, Master?“ Ich dachte nach und wiegte meinen Kopf etwas hin und her. Woher sollte ich das bitte wissen? Er hatte sich mir nicht vorgestellt. Und dennoch... wozu seine Aura nicht verbergen? Er war der einzige Assassin der beschworen worden war. Würde er zur roten Fraktion gehören, musste er mit einem Angriff rechnen, oder? Was wollte er damit sagen? „Vielleicht gehört er zu unserer Fraktion. Wer weiß. Wenn er nicht mit uns verbal kommuniziert, werden wir nicht wissen was er will. So lange er uns aber nicht auf offener Straße angreift, können wir weiter überlegen, was wir jobmäßig machen. Was sind deine Talente, Lancer?“ Ich konnte spüren, wie mich Lancer mahnend ansah, auch wenn er gerade nicht sichtbar war. Aber damit musste ich wohl leben. Und er musste mit mir leben. Noch war es die Ruhe vor dem Sturm, ich würde also noch nicht in Panik ausbrechen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)