Home von Tokiya-Ichinose ================================================================================ Kapitel 1: Here without you --------------------------- Heute vor vier Monaten wurde mir etwas wichtiges klar. Etwas Kleines, was so banal und ohne Zukunft begann, wurde zu etwas riesig Großem. Du und ich. Wir waren seit jenem Tag ein Liebespaar. Damals dachte niemand, dass wir uns einmal so gut verstehen würden. Wie auch? Du warst so unerreichbar für mich. Du standest direkt vor mir und warst trotzdem Kilometer weit entfernt. Du hast dich ja nicht einmal richtig mit mir angefreundet. Mich wirklich beachtet oder Interesse gezeigt, hast du ebenfalls nicht. Hast mich stets als dämlich, chaotisch, machohaft und kindisch dargestellt. Mich so oft beleidigt, wie es nur ging. Doch ich hab es nicht auf mir sitzen lassen. Es hat mich nie richtig gestört, auch wenn es auf die den Anschein hatte. Das war alles nur Show, denn in Wirklichkeit habe ich unsere endlos langen Diskussionen und Streitereien sehr genossen. Klar, wir kennen uns schon zwei Jahre und am Anfang war es wirklich sehr chaotisch zwischen uns. Doch mit der Zeit hat sich das geändert. Meine Gefühle und Sichtweisen zu dir haben sich geändert. Du hast dich in mein Herz gebohrt, ohne es zu merken. Ich wusste lang nicht damit umzugehen. Bin ich wirklich schwul!? Und dann noch die heutige Gesellschaft, die sowas ohnehin nicht toleriert. Zwei Kerle... Da macht doch jeder einen großen Bogen drum. Anfangs habe ich versucht es zu verdrängen, dachte es wäre nur eine Phase, nichts was man zwangsläufig ernst nehmen sollte. Doch immer, wenn ich in deiner Nähe war, spürte ich es. Da war plötzlich dieses wunderschöne, angenehme Gefühl, welches meinen Körper beflügelte. Etwas, was ich zuvor nicht gespürt hab. Was vorher einfach nicht da gewesen war. Was der Auslöser war, ist mir bis heute nicht bewusst. Fakt ist aber, das ich es immer sehr genossen habe, in deiner Nähe zu sein. Ich vermisse es. Das angenehme Gefühl, die lockeren Gespräche mit dir, dein hübsches, ehrliches Lächeln, welches dir auch am frühen Morgen schon perfekt stand, deine Art, andere zu begeistern, einfach alles. Du fehlst mir. Hast ein erdrückende Leere in meinem Herzen hinterlassen. Es kommt mir vor, als wäre es erst gestern gewesen. Als wäre all das, was wir zueinander sagten und uns an den Kopf knallten, erst vor wenigen Minuten passiert. Ich wünschte, ich könnte zurücknehmen, was ich zu dir gesagt habe. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen und alles richtig stellen. Ich wünschte, dass das alles nicht passiert wäre! Doch die Realität sieht nun einmal ganz anders aus. Jetzt sitze ich hier, auf dem flachen Dach eines Hochhauses, und starre in den dunklen, mit Sternen übersähten, Nachthimmel. Der Mond scheint heute so hell, als ob er mir etwas Licht und Trost spenden will. Meine Beine sind angewinkelt, meine Atmung ruhig. Ich denke immer wieder an unser letztes Gespräch. Die Szene spielt sich immer wieder in meinem Kopf ab. Deine Stimme klang dabei so verletzt, gebrochen. Deine wunderschönen blauen Augen wurden in einem Meer aus Tränen begraben. Wie gern, würde ich es ungeschehen machen. Hätte ich doch nur nicht so voreilig gehandelt!... Ich lege meine Hand an den Kopf, verziehe gekränkt das Gesicht. Das muss alles ein schlechter Scherz, ein Albtraum sein! Das muss es einfach, aber warum kann ich dann verdammt noch mal nicht aufwachen!?... Ich schließe meine Augen, sehe dein hübsches Gesicht vor mir, höre deine helle Stimme. Du kommst auf mich zu, doch plötzlich ändert sich deine Gefühlslage. Vor mir sehe ich jetzt ein trauriges, enttäuschtes Gesicht. In deinen Augen sammeln sich Tränen. Du ballst eine Faust und schreist mich an. "Ich dachte du liebst mich!... Du hast es mir doch erst vor kurzem gebeichtet, aber scheinbar ist deine Liebe für mich nicht so tiefgründig, wie ich dachte, sonst hättest du dich wohl kaum in meiner Abwesenheit mit einer Frau vergnügt!" Die Worte, die an mein Ohr drangen, klangen so verzweifelt. Warum schreist du mich an? Warum zweifelst du an unserer Liebe, meiner Liebe? Das ist nicht wahr. Ich liebe dich doch! "Bitte lass es mich erklären. Ich..." Du unterbrichst mich eiskalt. Gibst mir keine Chance dazu, es dir zu erklären und richtig zu stellen. Dabei habe ich dir doch so viel zu sagen. "Erklären!?" Du lachst plötzlich auf, doch in Wirklichkeit möchtest du weinen. Das erkenne ich, an deinem Blick. "Was willst du mir da noch erklären!? Das was ich gesehen habe war doch offensichtlich!" "Du irrst dich! Ich hab..." Du unterbrichst mich erneut. Willst meine Erklärung einfach nicht hören. Es ist nicht fair. "Hör auf! Halt den Mund!...", fängst du an. Das Gespräch wurde von einer anhaltenden, erdrückenden Stille unterbrochen. Du drehst dich weg von mir, brauchst einen Moment, um dich wieder zu fangen. Du wischst dir die aufkommenden Tränen aus dem Gesicht, doch sie laufen dir ununterbrochen weiter über die Wangen. "Du musst nichts mehr sagen! Ist schon OK. Ich weiß ja, dass ich selbst dran Schuld bin. Aber nur, weil ich Frauen hinterher glotze, sie anschmachte und ihnen freundlich und hilfsbereit gegenüber trete, heißt es noch lange nicht, dass ich gleich mit ihnen in die Kiste hüpfe" Ich weiß nicht was ich darauf antworten soll. Du hast ja Recht. Du hast sowas von Recht! Es war falsch. So falsch! Diese eine Nacht hätte nie passieren dürfen. Was hab ich nur getan!?... Du drehst dich nun wieder zu mir um. Schaust mir genau in die Augen. Fixiert mich mit diesen. "Im Gegensatz zu dir ist meine Liebe für dich echt!... Das war sie schon immer! Von Anfang an fand ich dich interessant und wollte mehr über dich erfahren. Aber warum erzähl ich dir das überhaupt?..." Du lachst wieder, wahrscheinlich über dich selbst und über die Worte, die du gewählt hast. Aber das hast du gar nicht nötig. Du sagst lediglich das, was dir auf dem Herzen liegt. Was ist daran also falsch? Du fandest mich also immer schon interessant?... Ich hätte wohl mehr darauf achten sollen. "Sanji..." Ich gehe auf dich zu, möchte dich am liebsten in den Arm nehmen und einfach nur festhalten, doch du gehst einen großen Schritt zurück. So, als ob du mir nie nahe warst. Es ist hart. Damit versetzt du meinem Herzen einen gewaltigen Stich. Es tut weh. Warum?... Du streichst dir erneut die Tränen aus dem Gesicht. "Hör zu... Ich möchte, dass du jetzt gehst. Ich will dich nicht mehr hier sehen Zoro" Du willst mich nicht mehr sehen? Wie meinst du das? Willst du mich... überhaupt irgendwann wieder sehen? War's das jetzt zwischen uns? das kann noch nicht alles gewesen sein, oder?... "Ich... werde jetzt zu Nami fahren und wenn ich wieder komme, möchte ich, dass du mit deinem Zeug hier verschwunden bist" Das klingt so gar nicht nach dir. Es klingt fast so, als würdest du selbst an deinen Worten zweifeln. "Ist das wirklich dein Ernst?", hake ich vorsichtig nach. Fixiere dich dabei mit meinen Augen. "Es ist besser so. Ich kann deine Anwesenheit gerade nicht mehr ertragen, also geh jetzt bitte!...", kommt es noch leise von dir. Du schnappst dir deine Jacke, blickst noch mal kurz zu mir, ehe du schon in Richtung Haustür verschwindest. Ich sage nichts mehr, bin unfähig ein Wort heraus zu bringen. Schaue dir lediglich hinterher. Lasse dich gehen, denn im Moment würde es anders nichts bringen. Es tut so weh! Das... kann ich einfach nicht glauben! Du schmeißt mich aus unserer gemeinsamen Wohnung raus. Hier, wo wir uns unser Leben aufbauen wollten. Das Glück finden wollten. Zusammen alt werden wollten. Ist es dir denn gar nichts mehr wert!?... Schlagartig öffne ich meine Augen wieder, atme schwer. Diese Erinnerung, sie lässt mich einfach nicht in Ruhe! Jedes mal wenn ich meine Augen schließe, spielt sich diese Szene wieder ab. Ich will das nicht mehr! Es wühlt mich so auf. Ich wünschte, du wüsstest wie es mir gerade geht. Geht es dir vielleicht genauso?... Denkst du auch des öfteren an mich?... Ich weiß es nicht. Ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich noch glauben soll. Seit wir getrennte Wege gehen, hat sich alles verändert. Es ist nichts mehr so, wie es einmal war. Ich hab mich verändert, aber vergessen kann ich dich nicht. Träume immer noch von dir. Trage dich viel zu tief im Herzen. Was soll ich nur tun?... Ich halt das nicht mehr aus! Kapitel 2: Disappointment ------------------------- "Ich dachte du liebst mich!... Du hast es mir doch erst vor Kurzem gebeichtet, aber scheinbar ist deine Liebe für mich nicht so tiefgründig, wie ich dachte... Sonst hättest du dich wohl kaum in meiner Abwesenheit mit einer Frau vergnügt!" Ich weiß nicht, wo mir der Kopf steht. Ich bin verzweifelt, zu tiefst enttäuscht von dir und ja... Ich bin auch verdammt wütend! Warum sagst du, dass du mir liebst, wenn du es gar nicht ernst meinst!? Warum belügst du mich!? Machst mir was vor!? Warum hast du dich überhaupt mit dieser Frau eingelassen!? War ich dir etwa nicht gut genug!? Hab ich dir nicht gereicht!? Ich verstehe dich nicht. Verstehe ES nicht. "Bitte lass es mich erklären. Ich..." Du willst es mir plötzlich erklären, doch ich stoppe dich. Breche deinen Satz eiskalt ab. Will deine Erklärung nicht hören. Es reicht! "Erklären!?“ Ich lache laut auf, doch in Wirklichkeit fällt es mir schwer, meine Tränen zu unterdrücken. „Was willst du mir da noch erklären!? Das was ich gesehen habe war ja wohl offensichtlich!" Ich hab dich erwischt! Mit dieser einer, hübschen Dame aus dem Restaurant, hier auf unserer Couch, in unserem kleinen Appartement. Ihr habt euch innig geküsst und euch tief in die Augen geschaut. Vertraut, verliebt, so als ob da schon länger etwas zwischen euch läuft. Was sollte ich da also bitte falsch verstehen!? Das hätte ich nie von dir gedacht. Niemals!... "Du irrst dich! Ich hab..." "Hör auf! Halt den Mund!..." Ich unterbreche dich erneut. Will es echt nicht hören. Ich kann es auch gerade einfach nicht. Die Erklärung würde mich noch mehr aufwühlen. Ich bin nicht dafür bereit. Ich drehe mich von dir weg. Kann dich nicht mehr ansehen, dir nicht mehr vertrauen. Du hast alles kaputt gemacht!... Warum? Warum hast du mich so verletzt!?... Ist dir überhaupt bewusst, was du getan hast!? Ich brauche einen Moment, um mich wieder zu sammeln. Erst jetzt erhebe ich meine Stimme wieder. Sie klingt angespannt, traurig, aber trotzdem gefasst. Immerhin möchte ich die Sache klären. "Du musst nichts mehr sagen! Ist schon OK. Ich weiß ja, dass ich selbst dran Schuld bin. Aber nur, weil ich Frauen hinterher glotze, sie anschmachte und ihnen freundlich und hilfsbereit gegenüber trete, heißt es noch lange nicht, dass ich gleich mit ihnen in die Kiste hüpfe." Ich greife in meine Hosentasche, hole die kleine Schachtel Zigaretten heraus, welche ich immer dabei habe. Ich ziehe einen Glimmstängel heraus und zünde ihn an, bevor ich einen tiefen Zug daran nehme. Ich brauche das Nikotin jetzt, auch wenn in der Wohnung eigentlich nicht geraucht wird. Ich weiß doch genau woran es liegt. Ich bin selbst daran Schuld! Flirte mit allem, was heiß aussieht, einen Arsch und Titten hat und mir vor die Augen kommt. Ein Drang, welchen ich einfach nicht kontrollieren kann. Es tut mir leid, doch es ist nicht zu ändern. Es ist nun einmal so und trotzdem... Auch wenn ich die Damen gern umgarne, sie im Restaurant bewirtschafte und ihnen freundlich und hilfsbereit gegenüber trete, würde ich niemals mit ihnen ins Bett gehen! Ich liebe doch nur dich, du Idiot! Hast du das nach den vier Monaten, die wir nun schon zusammen leben, immer noch nicht begriffen, dämlicher Schwertkämpfer!? Ich blicke wieder zu dir. Du sagst kein Wort dazu. Warum auch? Es wurde alles gesagt, richtig? Nein, da ist eine Sache, die mir noch immer auf dem Herzen liegt, denn du scheinst es wirklich nicht zu begreifen. "Im Gegensatz zu dir ist meine Liebe für dich echt!... Das war sie schon immer! Von Anfang an fand ich dich interessant und wollte mehr über dich erfahren. Aber warum erzähl ich dir das überhaupt?..." Ja, warum erzähle ich dir das überhaupt? Es spielt doch jetzt sowieso keine Rolle mehr. Du hast mich mit einer anderen betrogen und unsere Liebe durch den Dreck gezogen. Gott, wie doof bin ich eigentlich! Das klingt alles mehr als bescheuert!... "Sanji..." Ich merke, dass du auf mich zukommst, doch ich entferne mich sofort von dir. Halte mich an meinen Ellbogen fest. Die Tränen kann ich nun nicht mehr aufhalten. Lasse ihnen freien Lauf. Ich möchte deine Nähe gerade nicht. Ich... kann sie gerade nicht akzeptieren. Geh einfach weg! Halte Abstand und füge mir nicht noch mehr Schmerzen zu! Es tut schon so doll weh! Ich versuche mich wieder zu fangen. Tränen stehen mir nicht, dass weiß ich. Und ich bin auch eher der harte Typ, zumindest von außen gesehen, denn innerlich sieht es ganz anders aus. Alles was mir Halt gegeben hat, droht plötzlich unter meinen Füßen wegzubrechen. War das denn alles umsonst?... Ich fasse schnell eine Entscheidung. "Hör zu... Ich möchte, dass du jetzt gehst. Ich will dich nicht mehr hier sehen Zoro" Vielleicht ist diese Entscheidung überstürzt und falsch, doch im Moment kann ich dich einfach nicht mehr sehen. Ich kann dir ja nicht einmal mehr in die Augen sehen. Ich weiß nicht einmal mehr, ob wir noch zusammen sein können. Ich muss mich selbst erst mal wieder finden und das kann ich nur ohne dich. "Ich... werde jetzt zu Nami fahren und wenn ich wieder komme, möchte ich, dass du mit deinem Zeug hier verschwunden bist" Nami... Sie war immer meine beste Freundin, seit dem ich hier wohne und das Restaurant meines Ziehvaters übernommen habe. Wir verstanden uns von Anfang an sehr gut, auch wenn ich damals noch etwas von ihr wollte. Heute ist die Rothaarige längst vergeben und das ist auch gut so. Ich weiß nicht, ob sie gerade Zeit für mich hat oder überhaupt zuhause ist, aber ich weiß, dass sie immer ein offenes Ohr für mich hat und ich bei ihr willkommen bin. Ich hoffe wirklich, dass du meiner Bitte nach kommst und verschwunden bist, wenn ich wieder zurückkomme. Immerhin ist das hier meine Wohnung. Sie läuft unter meinen Namen. "Ist das wirklich dein Ernst?" "Es ist besser so. Ich kann deine Anwesenheit gerade nicht mehr ertragen, also geh jetzt bitte!...", flüstere ich dir leise zu. Es ist mein Ernst und es ist sicher auch besser so. Ich muss den Kopf freibekommen, darüber nachdenken und in mich hinein horchen. Auf mein Herz hören und eine Entscheidung treffen. Ich gehe nun vom Wohnzimmer aus, in den Flur. Schaue noch einmal kurz zurück zu dir, schnappe mir meine Jacke und verschwinde aus der Wohnung. Ich lehne mich gegen die Haustür und atme tief durch. Erneut sammeln sich Tränen in meinen Augen, doch ich schüttele leicht den Kopf, versuche sie zu unterdrücken. Ich will nicht länger schwach sein oder jemandem hinterher trauern, der es nicht wert ist. Bist du es wert Zoro?... Was soll ich denn jetzt von dir halten? Ich fasse mir kurz an die Brust. Ich schließe die Augen und denke, an unsere gemeinsamen Erlebnisse. Mein Herz schlägt dabei schneller. Ich muss kurz schmunzeln, doch dann kommen mir wieder die Bilder von unserem Streit vor die Augen und die Bilder, wie ich dich mit dieser Frau erwischt habe. Schlagartig erwache ich aus meinen Tagtraum. Mein Lächeln verblasst. War das alles nur ein Traum?... Hastig laufe ich die Treppe herunter. Ich will nur noch hier weg. Weg von dir! Weg von allem! Ich renne zu meinem Wagen, der vor dem Häuserblock geparkt steht. Hole den Zündschlüssel aus meiner Jackentasche und steige in den Wagen ein. Diese Schmerzen... Es tut so sehr weh! Fühlt sich so ein gebrochenes Herz an?... Ich wünsche es niemandem. Ich kann es immer noch nicht begreifen. Warum?... Erneut schüttel ich den Kopf und starte den Motor. Mein Ziel ist Namis Wohnung. Ich hoffe, sie ist da und empfängt mich, denn ich wüsste nicht, wo ich sonst hinfahren sollte. Kapitel 3: Gespräche mit Nami ----------------------------- Die Fahrt dauerte knapp eine dreiviertel Stunde, doch ich hatte es irgendwie geschafft, mich durch den Berufsverkehr zu schlagen. Ich parke meinen schwarzen Flitzer direkt vor Namis Wohnung, schaue durch das kleine Seitenfenster nach oben. Es brennt Licht, also muss auch jemand da sein. Hoffentlich ist sie alleine, denn sonst wäre das kein besonders günstiger Augenblick. Ich steige schließlich aus und schließe den Wagen ab. Meine Beine tragen mich langsam zur Eingangstür des Wohnblocks. Ich hole tief Luft, als ich meinen Finger auf den kleinen runden Türklingel-Knopf lege. Panik macht mich in mir breit. Panik, dass sie gerade keine Zeit für mich hat. Panik, dass sie mir noch immer sauer ist, dass ich mich nicht für sie entschieden habe. Aber dieses Thema war wohl durch, denn Nami war seit geraumer Zeit schon an Luffy vergeben und sogar schon verlobt. Ich atme die eingeatmete Luft aus und drückte auf den Knopf. Ich warte, bis die Sprechanlage angeht und tatsächlich dauert es nicht lange, bis die zarte, helle Stimme der Rothaarigen an mein Ohr dringt. „Ja? Nami hier?“ Ich antworte ihr schnell, denn ich will nicht, dass sie gleich wieder auflegt. „Nami-swan~! Ich bin's Sanji!“, entgegne ich freudig und mit einem Lächeln. Ich freue mich einfach, ihre Stimme zu hören. Ist es doch schon eine Weile her, seit ich sie das letzte Mal getroffen habe. „Könnte ich... kurz hochkommen?...“ Ich bin wirklich nicht in bester Verfassung und wenn das jetzt nicht klappt, dann weiß ich echt nicht, wo ich sonst hinfahren sollte. „Sanji-kun?...“, hakte sie mit trauriger Tonlage nach, doch ich antworte ihr nicht. Ich höre, dass sie sich Sorgen um mich macht, doch gerade das war nicht meine Absicht. Nein, ich will nicht, dass sich jemand so um mich sorgt, aber im Moment brauche ich einfach jemanden, der mich etwas aufmuntert. Nami ist meine beste Freundin und wer kam da wohl eher infrage, als sie? „Klar, komm doch rein.“ Ich höre das schrille Geräusch, welches angibt, dass jemand die Eingangstür entriegelt hat Ich drückte die Tür aus dem Schloss und öffne sie somit. Mein Weg führt hoch in die dritte Etage, wo ich sie auch schon im Türrahmen stehen sehe. Sie hat die Arme verschränkt und sieht etwas wütend aus. Sie war doch nicht immer noch wütend auf mich, weil ich ihre letzte Mail nicht beantwortet hatte? Ich schmunzel entschuldigend, worauf hin sie seufzte und ihre Gesichtszüge auch etwas Sanfteres annahmen. „Sanji-kun! Ich hoffe, du hast einen guten Grund, warum du hier bist!?“ Ich nicke und sehe sie immer noch entschuldigend an. Schließlich gibt sie nach und macht mir den Weg frei. Mit einem knappen 'Danke', betrete ich ihre Wohnung und steuere zielsicher das Wohnzimmer an. Ich lasse mich auf der kleinen dunklen Couch nieder und blicke zu ihr hoch. „Also... nur damit du es weißt. Ich bin immer noch etwas sauer, dass du mir nicht auf meine letzte Mail geantwortet hast“, fing sie gleich an. „Ich weiß aber auch, dass du viel zu tun hast im Restaurant und so, aber eine Entschuldigung, wäre dennoch nicht schlecht gewesen“, tadelt sie mich und beugt sich etwas vor. Sie seufzt hörbar und setzt sich dann neben mich. Sie sitzt mir entgegen gedreht und wirft mir nun wieder diesen traurigen, besorgten Blick zu. „Aber das kann warten. Jetzt sag mir erst mal warum du wirklich hier bist. Du siehst nämlich nicht gerade gut aus...“, stellt sie fest und steht noch einmal auf, um uns beiden ein Glas Wasser zu holen. Dankend nehme ich das Glas entgegen und halte es in meinen Händen fest. Ich schweige vorerst, muss mich erst noch sammeln, bevor ich sprechen kann. Es kostet mich viel Überwindung, denn normalerweise spreche ich nicht über meine eigenen Probleme. „Es geht um meine Beziehung“, fange ich knapp an. „Zoro und ich hatten Streit und das nicht zu knapp...“ Meine Stimme klingt brüchig, verletzt und traurig. Ich bin so verzweifelt, wie noch nie. Fühle mich einfach nur schlecht. „Streit?... Aber ihr streitet euch doch ständig“, gibt sie an mich zurück und legt den Kopf dabei leicht schief. Sie versteht bei meinem Anblick, dass es wirklich heftig gewesen sein musste. Es ist eigentlich wirklich keine Seltenheit, dass ich mich mit dem Marimo in den Haaren hab, aber das war jetzt etwas völlig anderes. „Willst du darüber reden?...“, fragt sie vorsichtig nach, worauf hin ich einen kleinen Schluck Wasser zu mir nehme und dann nicke. „Es tut mir Leid, dass ich gerade dich damit belästige Nami-swan~ Aber... ich wusste nicht, wohin und ich brauche jetzt einfach Gesellschaft.“ Meine Hände fangen an zu zittern. Das Wasser in der Tasse schwappst hin und her. Nami umfasst meine Hand vorsichtig mit ihrer und führt meine Hände zum Tisch. „Ganz ruhig.“ Sie bemerkt, dass es mir wirklich schlecht zu gehen scheint und ist ganz behutsam. Eine Eigenschaft, die ich sehr an ihr schätze. Ohne sie wüsste ich manchmal echt nicht weiter. Ich stelle sie Tasse ab und drehe meinen Kopf nun direkt ihr entgegen. „Zoro ist so ein verdammter Idiot!...“, bringe ich wütend heraus und schnaufe hörbar. Es dauert einen kleinen Moment, bis ich mich wieder unter Kontrolle habe und weiter erzählen kann. „Er ist fremd gegangen! Mit einer Dame, die jeden Tag ins Restaurant kommt. Und scheinbar dachte der dämliche Schwertkämpfer auch, ich würde es nicht herausfinden“ Ich schüttele meinen Kopf und lache leicht. Es tut so unheimlich weh darüber zu sprechen, wieder diese Bilder vor den Augen zu sehen. „Ich hab die beiden in unserer Wohnung, auf der Couch, erwischt... wild knutschend! Gott wie blöd bin ich eigentlich!?“ Ich mache mir immer noch Vorwürfe, weil ich es nicht gemerkt habe was da zwischen der jungen Dame und Zoro läuft. Ich dachte, alles wäre in unserer Beziehung in Ordnung, doch ich habe mich wohl geirrt. Es war alles nur gespielt... „Sanji-kun...“ Ich spüre Namis warme Hand auf meiner. Ihr besorgter Blick durchdringt mich beinahe. „Das tut mir wirklich sehr Leid für dich...“, entgegnet sie noch. Ich schüttle erneut meinen Kopf. „Mir tut es auch Leid“, fing ich an. „Wie konnte ich nur glauben, dass alles ok wäre? Dass ich mit Zoro eine Zukunft hätte!? Ich... bin wirklich dämlich, denn auch jetzt denke ich noch an ihn!...“ „Weil du ihn auch jetzt noch liebst Sanji!“ Ich reise meine Augen auf und blinzel die Rothaarige an. Was!? Ich liebe ihn immer noch!? Nach dieser Sache!?... Ja, natürlich tue ich das. Die Gefühle zu ihm sind ja auch immer noch da und verschwinden nicht von jetzt auf Morgen. Aber, sollte ich nicht über eine Trennung von ihm nachdenken? „Ja ich liebe ihn. Auch jetzt noch! Ist wirklich beschämend hm?...“, seufze ich und greife nach dem Glas Wasser um einen Schluck zu trinken. Nami lächelt mich sanft an. „Nicht beschämend... Das ist wahre Liebe!“ „Wahre... Liebe!?...“ Ich denke kurz darüber nach, schließe meine Augen und höre in mich hinein. Mein Herz schlägt bei dem Gedanken schneller, klopft wild gegen meinen Brustkorb. Ja, das ist es bzw. war es. Ich weiß ja selbst nicht mal, ob man es jetzt noch so nennen kann. Zoro hat mich sehr enttäuscht und verletzt. „Zoro und Du gehören einfach zusammen und ich denke, selbst wenn er sie geküsst hat, hat er es längst schon wieder bereut. Sonst wäre er ja wirklich ziemlich blöd!“, knurrt sie und streicht mir sanft über den Handrücken. „Jedenfalls... Wenn ich du wäre, würde ich ihn zur Rede stellen und mir seine Version dazu anhören“, gibt sie ruhig wieder und lässt ihren Blick durchs Wohnzimmer schweifen. Sie sieht zur Kommode, auf welcher ein kleines Bild steht, welches sie und Luffy zeigt. Ein sanftes Lächeln ziert ihre rosaroten Lippen. „Meine Beziehung mit Luffy ist auch nicht perfekt. Ich meine, du kennst doch diesen aufgedrehten Vielfraß. Ständig hab ich nur Ärger als Hals seinetwegen, aber... egal wie viel Ärger er auch macht, ich liebe ihn trotzdem“ Sie schweigt kurz, träumt vor sich hin und sieht mich dann wieder zuversichtlich an. „Ich glaube, eine gute Beziehung besteht aus 'Verzeihen und Vergessen'“, gibt sie an. „Rede mit ihm Sanji. Du wirst es sonst wahrscheinlich sehr bereuen.“ Sie steht schließlich auf, legt ihre Hand kurz auf meine Schulter und zwinkert mir zu. Sie entfernt sich dann aus dem Wohnzimmer und lässt mich alleine hier zurück. Ich halte das Glas Wasser immer noch fest in meinen Händen, sehe hinein und denke nach. //Ich glaube, eine gute Beziehung besteht aus 'Verzeihen und Vergessen'.// Verzeihen?... Kann ich ihm verzeihen? Ist es das wert?... Ist ER das wert?... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)