Ein anderer Strang der Zeit von Ruka_S_Orion (Erster Teil - Das Ende einer Ära) ================================================================================ Kapitel 6: Kapitel 6 -------------------- Auf dem Weg zum Schlafsaal seines Gastes, zeigte sich King Endymion angespannt. Er hatte Diamond der Audienz stattgegeben. Vielleicht hätte er stattdessen einfach den weißen Prinzen in dessen Palast besuchen und sich erst einmal ein Bild von seiner Lage verschaffen sollen. Dann hätte er vielleicht nach einer besseren Lösung mit Serenity suchen können. Abrupt blieb Endymion stehen. Sein Blick wanderte nach rechts. Weshalb stand diese Tür offen? Sie sollte verschlossen sein. Immer. Niemand durfte diesen Raum betreten, bis auf die Königsfamilie und deren engste Vertraute. Langsam trat er näher. Er schob die Tür lautlos auf. Sofort war er in Alarmbereitschaft. Nur wenige Meter vom größten Schatz des Mondes entfernt stand der törichte Gast. Bewegungslos. Wie hypnotisiert starrte Diamond auf den Kristall in seiner gläsernen Vitrine. „Es gehört sich nicht für einen Gast, in den Gemächern seines Gastgebers herumzuschnüffeln“, erklang Endymions Stimme hinter ihm. Diamond zeigte keine Regung. Mit einer Hand am Griff seines Schwertes trat Endymion näher. „Ich hätte ihn mir größer vorgestellt“, gab der Prinz plötzlich von sich. „Kaum zu glauben, dass ein so kleiner Stein solch große Macht besitzen soll.“ Direkt neben ihm blieb der König stehen. Aufmerksam musterte er den gierigen Blick, der fest auf dem Heiligtum des Reiches ruhte. „Neo Queen Serenity hat Eure Bitte abgewiesen. Vielleicht solltet Ihr noch heute abreisen.“ Prince Diamond schnaubte. „Ihr schickt Euren Gast mitten in der Nacht davon? Das ist aber nicht sehr edel.“ Endlich sah er von dem Silberkristall ab. Seine kalten Augen fixierten die seines Königs. „Mein Bruder versuchte, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Er sagte, die Königin würde uns helfen. Nur seinetwegen bin ich hier. Nicht, weil ich ihm glaubte, aber weil ich ihr eine Chance geben wollte. Jetzt habe ich den Beweis, dass ich Recht hatte. Der Königin sind die weit entfernten Ländereien ihres Reiches egal. Sie interessiert sich nicht für die Untertanen, die so weit weg von ihrem Palast leben. Es interessiert sie nicht, wie es uns geht.“ Endymion stellte sich zwischen Silberkristall und Prinz. Entschieden sagte er nur: „Geht. Verschwindet noch heute Nacht aus unserem Palast.“ Für einen Augenblick passierte nichts. Dann stieß Diamond seinen König plötzlich zur Seite und hetzte auf den Silberkristall zu. Sofort war Endymion bei ihm und hielt ihn zurück. Dann ging alles zu schnell. Die Tür vom Korridor wurde aufgestoßen. Neo Queen Serenity, Sailor Uranus und Neptun traten ein, ein metallenes Aufblitzen, ein erstickendes Stöhnen, lautes Klirren. Der König sank in sich zusammen. Blut tropfte auf die hellen Fliesen. Wie versteinert sah Serenity mit an, wie sich Diamond langsam über Endymion beugte, den Silberkristall in seiner Hand. „Ich handle nur zum Wohle meiner Familie“, raunte er dem König zu und stieß ihn um. Keuchend krümmte sich Endymion am Boden. Zwischen seinen Fingern, die er gegen seine Brust drückte, drang pulsierend ein heißer Strom seines Blutes hervor. Ein Schrei entglitt der Königin. Dann rannte sie zu ihm, fiel nieder, schlang ihre Arme um ihn. Uranus und Neptun zögerten keinen Augenblick. Als wäre seit ihrem letzten Kampf kein Tag vergangen, jagten sie dem Prinzen ihre Angriffe entgegen. Diamond zeigte sich unbeeindruckt. Den Schutzstein des Reiches in der einen Hand haltend hob er beschwörend seine andere. Der Schatten zu seinen Füßen erzitterte. Er gewann an Schwärze und bäumte sich auf. Die bizarre Kreatur ignorierte die Fesseln der Physik, um sich zwischen ihren Herren und dessen Angreifer zu stellen. Die Senshi schickten ihm ein Stakkato an Energiebällen entgegen. Immer wieder zogen türkisfarbene und goldene Blitze durch den Saal und das schwarze Ungetüm bot in seiner vollen Größe eine hervorragende Angriffsfläche. Für den finalen Angriff hob Uranus ihre Hände. Eine gleißend helle Lichtkugel wuchs zwischen ihren Fingerspitzen. Je weiter sie sich verdichtete, desto heißer wurde ihr Schein. Neptun tat es ihrer Gefährtin gleich. Die Atmosphäre begann zu knistern, als die Senshi ihre Energien zueinander führten und die Kräfte ihrer Schutzplaneten Diamonds Schattengeschöpf entgegenschleuderten. Schwer atmend sahen sie mit an, wie die Kugel auf das Monster traf, wie sich die Kreatur aufbäumte, wie die Schwärze aufriss und in Fetzen auseinanderstob. Blitze zuckten durch die Luft. Das Geschöpf zerbarst in schwarzen Nebel. Uranus warf Neptun einen siegessicheren Blick zu. Dann erstarrte sie. Schlagartig war das Licht der Angriffe erloschen. Mit ihm war jegliche Wärme verschwunden. Als Uranus ausatmete, waberte kalter Dunst empor. Sie sah zu Diamond. Der schüttelte grinsend den Kopf. Er streckte den rechten Arm aus, seine Hand zur Faust geballt. Die Tür des Korridors wurde erneut aufgestoßen. Die Kriegerinnen des Inneren Kreises nahmen hinter Uranus und Neptun ihre Kampfhaltungen ein. Diamond öffnete seine Faust. Augenblicklich schien die Luft einzufrieren. Statt sich aufzulösen wurde der schwarze Nebel dick und schwer. Sailor Merkur erkannte die Gefahr als erste, aber ihr Warnruf kam zu spät. Wie schweres Gas waberte der Schatten um seine Widersacher, vergiftete die Luft um sie herum und zwang sie keuchend nieder. Diamond ließ seine Hand sinken. Der Schattennebel legte sich wie eine dünne Pechschicht auf den Marmorboden und wartete wie ein gezähmtes Raubtier auf das nächste Kommando seines Herren. Langsam schritt Diamond auf Serenity zu, die noch immer den leblosen Körper ihres Königs umklammerte. „Ihr hättet es verhindern können, meine Königin“, höhnte Diamond überlegen. Langsam beugte er sich zu ihr herab. „Abgewiesen habt ihr mich! Es war nie Eure Absicht gewesen, mir zu helfen. Das habe ich in Eurem Blick erkannt. Von Anfang an hattet Ihr mich verurteilt.“ Serenity sah hasserfüllt auf und starrte in die kalten Augen des Prinzen. War das etwa… Die Königin erblasste. Sie spürte, wie ein eisiger Schauer ihren Körper erzittern ließ. Seine Aura – hatte sie sich verändert? In Diamonds Augen glänzte etwas Altbekanntes. Etwas, das sie gehofft hatte, nie wiedersehen zu müssen. Nicht mehr in diesem Leben… Etwas, das einst rotgoldene Iriden getrübt hatte. Ein Vorbote des schwarzen Feindes. Das Brandmal eines Schattens. Schützend schlang Serenity ihre Arme um ihren Gatten. Ihr tränengetränkter Blick legte sich auf den stolzen König. Dessen Augen hatten seine Geliebte fest anvisiert. Serenitys Gesichtszüge verzerrten sich und der salzige Strom fand seinen Weg über ihre Wangen. „Nein!“, flehte sie erstickend. „Ich darf dich nicht verlieren! Geh nicht mit ihm!“ Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, hob Endymion seine Hand und legte sie an ihre Wange. „Ich bin doch immer bei dir, Usa.“ Seine Atemzüge wurden schwerer und seine Hand fiel. „Geh nicht, Mamo! Nicht noch einmal!“ Serenity verbarg ihr Gesicht in seinem schwarzen Haar. „Du hast es mir doch versprochen!“, flüsterte sie atemlos. Ein Keuchen drang an ihr Ohr. „Nein!“, keifte sie Diamond an, der lächelnd eine Hand auf die blutende Wunde in Endymions Brust gelegt hatte. Sie griff nach Diamonds Arm und schrie hysterisch, als ein strahlendes Licht den König umfing. „Lass ihn hier! Du darfst ihn mir nicht nehmen!“ Tiefes Flehen verbarg sich in ihren verzweifelter werdenden Schreien. „Nicht noch einmal!“ Doch Diamond ließ sich nicht beirren. Mittlerweile hatten seine Augen jeglichen amethystfarbenen Schimmer verloren. Schwärze hatte sich über seine Iriden gelegt. Der Dämon hatte die Kontrolle über seinen Wirt übernommen. Der Prinz erhob sich. Mühelos entzog er dem Sterbenden sein strahlendes Selbst. Ein goldener Schein entstand über Endymions Brust. Schließlich musste der König mitansehen, wie der Kristall seines Herzens seinen Körper verließ. Sein Blick wurde leer. Sein Kopf fiel in Serenitys Schoß. Die Königin schrie auf. Siegessicher grinsend hob Diamond zuerst den Kristall des Erdenkönigs, dann den Silberkristall in die Höhe. „So fühlt es sich also an.“ Er legte seinen Kopf schief. „Die Macht der Erde und des Mondes. Und beide in meinen Händen.“ Seine Zähne blitzen in seinem schief grinsenden Mund auf. „Und anders als Ihr werde ich diese Macht zu nutzen wissen. Doch zuvor…“ Sein Grinsen verschwand. Er nahm beide Steine in eine Hand und hob das am Boden liegende Schwert des Königs auf. Dann deutete er mit dessen Spitze auf die Königin, die, den leblosen Körper ihres Gemahls umklammernd, eine Wiegebewegung aufgenommen hatte. „Zuvor werde ich der Monarchie des Mondreiches ein Ende setzen.“ Sein anvisiertes Ziel war in eine Art Trance gefallen. Die Königin hatte den letzten Herzschlag ihres Königs gespürt. Mit dem letzten Atemzug ihres Geliebten war jeglicher Lebenswille aus ihrem eigenen Leib gewichen. Mit trüben Augen sah sie auf. Sie erkannte das Schwert. Sie sah, wie die Klinge auf sie nieder stieß. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)