Indianer Sommer von Sakushikalove ================================================================================ Kapitel 6: Wanderung -------------------- Wir liefen immer weiter den Berg hinauf. Langsam wurde der Geruch des Feuers weniger und schließlich war er ganz weg. Doch wir holten die anderen nicht ein. Wohin waren sie verschwunden? Kenai schien denselben Gedanken zu haben. Mittlerweile hatte ich Kiona auf meinen Rücken verfrachtete und den Rucksack, der gott sei dank nicht so schwer war hatte Kenai genommen. Er hatte mir erzählt dass er der Sohn des Häuptlings war. Seine Schwester und er hatten verstecken gespielt als der Nebel kam. Und sein Vater hatte ihn mitgenommen. Sie führten die Karawane an. Seine Mutter kam etwas nach den sie dachte Kiona war bei ihrem Vater mitgelaufen. Sie half den Alten auf einem Karren. Als Kenai merkte das seine Schwester nirgends war war er zurück gelaufen. „Sag mal Kenai. Was ist dieser Nebel?“ Kenai sah mich an. „Der Nebel ist der Übergang. Es holt die Alten und kranken im Schlaf und bringt sie auf die andere Seite. Aber seid einigen Monden hat sich der Nebel verändert. Er wurde böse und holte nicht nur diejenigen die alt oder krank waren sondern jeden der ihm zu nah kam. An ihm liegt es auch das fast keine Mädchen im Dorf sind.“ erzählte er. Ich überlegte. Meine Tante hatte mir erzählt das außer mir nur noch Schnenee als Mädchen im Dorf war. Aber Kiona war doch auch ein Mädchen. Ich erzählte Kenai meine Erinnerungen. „Ja das Stimmt auch so. Kiona ist noch nicht im Heiratsfähigen alter. Und außerdem ist sie ja die Schwester vom Häuptlingsnachfolger.“ „Soll dich dann jemand heiraten?“ fragte ich. Kenai war vom aussehen her gerade einmal 8 oder 9. Er schüttelte den Kopf. „Nein, meinen älteren Bruder.“ Ich nickte. „Und was hab ich damit zu tun?“ „So genau weiß ich es nicht aber als ich gelauscht habe...“ er warf schnell einen blick auf mich ob ich ihn dafür rügen würde. Doch Kenai war meine einzige Gelegenheit irgendwas zu erfahren. Alle anderen, vor allem meine Tante ließen mich ja im Unklaren. Als ich nicht darauf reagierte redete er weiter „Also als ich gelauscht habe, habe ich mitbekommen das sie diskutierten ob du nicht auch mit Schnenee um die Rolle als nächste Stammesführerin werben kannst. Deine Tante schien die Idee wirklich super zu finden. Und auch einige andere. Doch Schnenee war außer sich.“ Ich schluckte. Ich sollte heiraten? Hier? Hatte mich meinen Tante nur dafür kommen lassen. „Dann plötzlich ist deine Tante zusammengesunken und hat etwas von dir und dem Nebel geredet. Und dann sind alle außer sich geraten und ich habe nichts mehr gesehen.“ Ich blieb stehen und rückte Kiona, die nun tief und fest schlief zurecht. Kenai gähnte. „Wir sollten eine Pause machen.“ schlug ich vor. Kenai blickte hinter uns zurück. Der dichte Wald war zwar mittlerweile dunkel aber der Nebel schien uns nicht gefolgt zu sein. Ich setzte mich an einen Baum gelehnt auf den Feuchten Waldboden. Kenai neben mich. Kiona lag auf meinem Schoß und schlief. „Ich hab Angst Maja.“ flüsterte Kenai. Ich legte einen Arm um ihn und zog ihn an mich. Er lehnte seinen Kopf an meine Schulter und ich streichelte seinen Kopf. Leise begann ich zu singen. Erst deutsche Kinder Lieder dann erinnerte ich mich plötzlich an ein Lied aus meiner Kindheit. Ich sang die Fremde Sprache ohne Fehler und kannte die Melodie. Die Wörter flossen aus mir heraus als hätte ich noch nie etwas anderes gesungen. Der Gesang umhüllte uns in gefühlte Sicherheit. Ich sang und sang. Endlich war Kenai eingeschlafen. Sein Atme ging ruhig und gleichmäßig. Grübelnd saß ich da und wachte über den Beiden Kindern. Meine Körper tat weh von dem Bergsteigen. Eigentlich war ich darin ja nicht untrainiert aber mit Kiona auf dem Rücken war es etwas anderes. Sie war zwar noch recht Jung aber wurde mit der Zeit sehr schwer. Ich seufzte und lehnte meinen Kopf gegen den Dicken Stamm. Ich spürte seine Kraft und die schmerzen wurden etwas besser. Müde gähnte ich. Es wurde immer dunkler und irgendwann musste ich eingeschlafen sein. Ich träumte wirres Zeug das alles wenig Sinn ergab. Nebel und Menschen verschmolzen miteinander und sie zogen immer mehr Menschen mit sich. Dann tauchte plötzlich der Falke auf und das Pferd gefolgt von einem Reh und einem Bären. Sie drängten den Nebel immer weiter zurück. Dann erschien eine weiße Eule und landete inmitten des Nebels. Dieser verfärbte sich weiß und verschwand schließlich. Die Tieren versammelten sich um die weiße Eule und verschmolzen mit ihr. Ich schreckte hoch. Mit klopfendem Herzen lauschte ich in die Dunkelheit. Langsam wurde es wieder heller. Die Sonne schickte ihre ersten Strahlen zwischen den Bäumen hindurch. Kenai wachte auf und sah sich verschlafen um. Strich ihm über den Kopf. „Wir müssen weiter.“ flüsterte ich. Er nickte. „Weißt du wo dein Stamm hinwollte?“ er nickte. „Aber ich weiß nicht genau wo die Höhlen Sind.“ gestand er und kratze sich verlegen am Kopf. „Wir werden sie schon finden.“ ich hoffte es wirklich. Der Anstieg von Gestern lag noch tief in meinen Muskeln. Kiona wollte ein bisschen selber laufen. Ich nahm sie an der Hand und wir folgten Kenai weiter hinauf auf den Berg. An einem Vorsprung machten wir rast. Von hier aus konnte man das ganze Land sehen. Tief unter uns sah man Rauch aufsteigen. Das musste das Dorf sein. Es war wahrscheinlich komplett zerstört. Kiona sah mich an. „Hunger.“ Ich nahm aus Kenais Rucksack die beiden Kräcker Packungen heraus. Ich hatte sie noch vom Flug. Ich riss eine Packung auf und gab sie Kiona. Sie sah sie an. Ich nahm eines heraus und aß. Sie lächelte und knabberte dann schon bald freudig an den Kräckern. Mein Fuß wurde schlimmer. Das merkte ich mit jedem Schritt. Kenai saß ihn. „Was ist da passiert.“ fragte er und starrte auf die offenen Stellen. „der Nebel hat mich erwischt.“ „Das sieht nicht gut aus. Wir müssen die anderen Schnell finden.“ er war so erwachsenen für sein alter. Es erstaunte mich. „Schau mal Maja.“ rief er plötzlich und deutete nach oben. Ein schwarzer Schatten verdeckte die Sonne. Ich stand auf und schob Kenai und Kiona hinter mich. Doch als ich erkannte was da auf uns zukam war ich erleichtert. Der Falke. Er landete auf einem Fels auf dem Vorsprung. Er krächzte. Dann flatterte er mit den Flügeln. „Komm wir sollten ihm folgen.“ schnell packte Kenai das essen zurück in den Rucksack und schulterte diesen. In der zwischen zeit hob ich Kiona auf meinen Rücken und zusammen folgten wir dem Falken. Er flog immer etwas vor uns. „Wieso vertraust du so auf einen Vogel?“ fragte Kenai. „Ich weiß es nicht. Aber er hat mich nun schon zweimal beschützt und ich denke das es kein normaler Vogel ist. Er wurde von meiner Tante trainiert.“ Kenai lächelte und sah vor sich auf den Weg. Mir kam es vor als wüsste er mehr als ich. „Weißt du was darüber.“ Er schüttelte den Kopf und der Falke krächzte kurz. Kenai nickte und schwieg. „Verstehst du den Vogel?“ fragte ich weiter. „Vogel reden.“ rief Kiona. Der Falke krächzte und flatterte vor mir hin und her. „Talof.“ rief Kiona erfreut und deutete auf den Falken. „Maus, das ist ein Falke. Nicht Talof.“ sagte ich und bewunderte ihre Kindlich Freude. „Talof.“ wiederholte sie. Ich musterte den Falken. Er flog wieder vor uns und warf immer wieder einen wachsamen Blick auf uns. Er erinnerte mich wirklich ein wenig an Talof. Seine Augenfarbe und seine Federn hatten dieselbe Farbe wie Talofs Haar. Aber Indianer hatten oft braune oder schwarze Haare. Ich seufzte und zweifelte schon an meinen Verstand. Ich verglich einen Falken mit einem Menschen. Es vergingen Stunden und mich verließ immer mehr die Kraft. Ich schnaufte. Kenai sah mich besorgt an. „Geht es dir nicht gut.“ Schweiß perlte mir von der Stirn. Kiona war wieder einmal eingeschlafen. Die arme Kleine war immer mal wieder ein Stück gegangen weil ich nicht mehr konnte. Der Falke landete auf einem Ast. Er krächzte. „Sie ist krank.“ antwortete Kenai dem Vogel. Den Weg über hatte er sich oft mit dem Vogel unterhalten, also er hatte geredet der Vogel gekrächzt. Ich wischte mir über die Stirn. Sie war heiß. Erschöpft setzte ich mich auf eine Wurzel und ließ Kiona auf meinen Schoß gleiten. Die kleine öffnete die Augen und lächelte. Ich lächelte zurück. Der Falke landete vor mir auf den Boden und musterte mich. Er krächzte. „er meint es sei nicht mehr weit. Er fliegt vor und kommt mit Hilfe wieder.“ ich zitterte stark am ganzen Körper. Kiona sah mich erschrocken an. „Keine Angst, meine kleine. Mir geht es gut.“ Ich lächelte. Sie drückte sich an mich. Kenai setzte sich ebenfalls neben mich und kuschelte sich an mich. Die beiden gaben mir wärme. In meinem Kopf drehte sich alles und ich bekam kaum mit wie der Falke sich in die Lüfte schwang und zwischen den Bäumen verschwand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)