O(h) und A(h) Romanze von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 21: Folge 21 (Falsches Spiel) ------------------------------------- Normandie. Es war schon fast ein Jahr vergangen, seit Graf von Fersen nach Amerika aufgebrochen war und fast jeden Tag dachte Oscar an ihn. Sie hoffte sehr, er möge am Leben bleiben und heil zurückkehren. „Oscar, was ist, wollen wir ein bisschen ausreiten?“, hörte sie die vertraute Stimme von André und nickte ihm zustimmend zu. Vielleicht würde das helfen und ein Ausritt an der Küste der Normandie sie von ihren schwermütigen Gedanken ablenken. Allerdings half es ihr nicht im Geringsten. Aber was könnte man noch dagegen tun? „Los, Oscar, wer zuerst am Haus ist!“, rief André und Oscar gab ihrem Schimmel die Sporen. Ein Wettritt wäre vielleicht genau das Richtige und im schnellen Galopp würde die Schwermut ganz bestimmt zerstreut werden. Oscar gab sich Mühe, überholte André, aber auch das half nicht viel. Sie zügelte abrupt ihr Pferd und wartete, bis André sie auf seinem Braunen einholte. „Hey, André! Wo ist Rosalie?“ In der Tat, wo war denn Rosalie geblieben? Sie war doch mit ihnen bei diesem Ausritt dabei gewesen. „Hä?“ André zügelte neben ihr sein Pferd und sah sich etwas verwundert um. „Wir sind wohl zu schnell geritten. Keine Angst, sie holt uns wieder ein.“ Um Rosalie machte sich André keine Gedanken. Seine Gedanken galten ganz alleine Oscar und ihrem Kummer um den schwedischen Graf von Fersen. Das zerriss ihm selbst das Herz und er wünschte sich nicht zum ersten Mal, Oscar möge von Fersen vergessen. Er stieg aus dem Sattel, nahm sein Pferd bei den Zügeln, schaute zu Oscar hinauf und lächelte ihr zu. „Wollen wir entlang dem Meer etwas spazieren, bis Rosalie uns einholt?“ „Von mir aus.“ Oscar machte es ihm lustlos gleich und beide gingen langsam entlang der Küste, hinterließen Spuren im nassen Sand, die von den schäumenden Wellen sogleich fortgespült wurden und führten ihre Pferde hinter sich an den Zügeln. Die Möwen kreischten im Himmel, der frische Wind und die salzige Luft milderte die Hitze des Sommers. Es war schon schön und angenehm hier und Oscar hätte sich an diesem Anblick erfreut, aber nicht wenn sie trübsinnig war. Nicht einmal André konnte ihr helfen und sie aufmuntern. Eigentlich war er derjenige, der sie in ihrer Kindheit immer zum Lachen brachte und mit dem sie immer Spaß hatte. Warum nur konnte es auch jetzt nicht so sein? „Oscar?“ „Ja, André, was ist?“ „Du kannst mit mir über alles reden.“ Nun war es raus. André konnte diesen leidenden Anblick von ihr nicht mehr mitansehen und erst recht nicht mehr ertragen. Denn das schmerzte ihm genauso wie die stillschweigende Liebe, die er für sie schon seit langem empfand und tief verborgen in seinem Herzen trug. Oscar blieb überrascht stehen. Worüber sollte sie mit ihm genau reden? Oder ahnte er etwas von ihren plagenden Gefühlen? André kam auf sie zu und stand direkt vor ihr. Vorsichtig nahm er ihre Hand an sich, als fürchte er etwas und schaute ihr so eindringlich in die Augen, dass es ihr die Sprache verschlug. „Bitte, Oscar... Ich kann es nicht ertragen, dich bekümmert zu sehen... Wenn du unglücklich bist, dann bin ich das auch...“ Oscar schluckte hart, ihre Gedanken und Gefühle überschlugen sich. Seine flehende Stimme und der schmerzlicher Ausdruck in seinen Augen, den sie zum ersten Mal bei ihm entdeckte, stieß sie völlig vor den Kopf. Am liebsten wollte sie sich ihm entreißen, ihm sagen, dass alles in Ordnung war und wegrennen, aber sie konnte es nicht. Nicht nach dem sie unwillkürlich zu tief in seine Augen geschaut hatte und ihr Herz plötzlich aufgeregt zum schlagen begann. Ein angenehmer Schauer bedeckte ihre Haut, als André mit der anderen Hand sachte an ihrer Wange strich. „Du sollst wissen, du kannst dich immer auf mich verlassen, Oscar...“, hauchte er mit eigenartig sanften Stimme und Oscar vergaß für einen kurzen Augenblick alles um sich herum. „Ja, das weiß ich...“, sagte sie doch noch und verfluchte sich selbst für die weiche Note in ihrer Stimme. „Ich bin nur noch nicht bereit dafür...“ Das war schon mehr als André gehofft hatte. Oscar brauchte Zeit, begriff er und lächelte matt. „Ich werde auf dich warten.“ Er schaute an ihr vorbei, ließ ihre Hand los und brachte ein paar Zentimeter Abstand zwischen sie. „Da kommt auch schon Rosalie. Lass uns auf die Pferde steigen, Oscar.“ Wieder nickte Oscar zustimmend und verspürte ein großes Bedauern, als er nicht mehr so nahe vor ihr stand. Er hatte in ihr etwas geweckt, was sie noch nicht deuten konnte, aber sich dennoch gut und schön anfühlte. Sie war André von Herzen für alles dankbar und irgendwann würde sie ihm ihr Herz öffnen, aber nicht jetzt. Vielleicht heute Abend oder wenn sie zurück auf dem Anwesen sein würden, aber Hauptsache sie wären allein unter sich und ungestört. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)