O(h) und A(h) Romanze von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 15: Folge 15 (Der Erbe der Bourbonen) --------------------------------------------- Oscar stand abends auf dem Balkon ihres Salons und dachte über die Königin und ihre hohen Ausgaben. Die stickige Luft von dem heißen Tag kühlte sich ab und streifte angenehm auf ihrer Haut. „Oscar?“, hörte sie Andrés Stimme hinter sich und drehte sich zu ihm um – er lehnte sich auf dem Stuhl lässig zurück, seine Arme verschränkte er hinter dem Kopf und seine Füße lagen ausgestreckt auf dem Tisch. „Sag mal, kommen Madame de Polignac und die anderen Damen heute Abend in den Salon der Königin, um Roulette zu spielen?“ „Ja.“ Oscar kam auf ihn zu. „Der König hatte ihr zwar erlaubt nur ein einziges mal zu spielen, aber sie ist ganz verrückt danach geworden. Sie verliert furchtbar viel Geld.“ André lachte auf. „Aber das ist doch gerade der Zweck des Spiels, dass die Menschen dabei ihr Geld verlieren. Ich jedenfalls hätte die Königin für kluger gehalten. Na ja, da haben wir uns wohl alle getäuscht.“ Oscar rastete aus, auch wenn sie André recht geben musste, gefiel es ihr trotzdem nicht, wie er über Ihre Majestät sprach. Frustriert schubste sie André vom Stuhl und marschierte aufgebracht aus dem Zimmer. „Hey, was soll das!“, rief dieser am Boden liegend, aber wurde nicht wahrgenommen. „Ich glaube, ich habe was falsches gesagt...“, murmelte er und hob wieder seine Stimme: „Oscar, warte, wo willst du hin?“ Aber Oscar hörte ihn nicht mehr. Sie nahm sich ein Pferd und verließ geschwind das Anwesen. Als sie am frühen Morgen zurückkehrte, merkte André an ihrem wütenden Gesichtsausdruck sofort, dass etwas schiefgelaufen war. „Was ist passiert, Oscar?“ „Nichts!“, giftete sie ihn an. „Nimm lieber deinen Degen und lass uns eine Runde fechten!“ Das brauchte Oscar, um ihre miese Laune zu verarbeiten, das wusste André und befolgte, was sie sagte. Er wartete eine Weile auf sie auf dem Hof, sie musste sich ja noch in ihre bequemen Hauskleider umziehen und als sie kam, begann sofort das Fechttraining. André parierte gekonnt ihre Hiebe, wich ihr aus und sie setzte ihm immer heftiger zu. „Ich weiß, wie es in deinem Herzen aussieht!“, verlautete er im Sturm des Gefechts, ihm wurde so vieles einleuchtend. „Ich weiß, dass du Madame de Polignac nicht ausstehen kannst! Aber wenn du nicht vorsichtig genug bist, dann wirst du ihrer Majestät nur schaden!“ Seine Aussage trieb Oscar noch mehr in Rage und kaum dass André sich versah, schlug sie ihm den Degen aus der Hand. Aufgewühlt stand sie vor ihm und atmete pausenlos, als er plötzlich sein Handgelenk umfasste und vor Schmerzen krümmte. „André!“ Erschrocken eilte sie zu ihm. „Es tut mir leid...“ „Es ist nichts, es ist nur ein Kratzer.“ Er lächelte, was Oscar nicht verstand. Wie kann er bei Schmerzen lächeln? „Zeig her!“, verlangte sie mit Nachdruck und griff schon selbst vorsichtig nach seinem Arm. „Es ist wirklich nichts passiert, Oscar.“ André entfernte dennoch seine Hand von der verletzten Stelle und gewährte Oscar den Einblick auf sein Handgelenk. Das Hemd war aufgeschlitzt und auf seiner Haut prangte wirklich ein leicht blutender Kratzer. „Das muss verbunden werden.“ Es war auf einer Art rührend, wie gelassen und mit einer Note von Sorge in der Stimme Oscar dies sagte. Ihr Ärger über die gerissene Madame de Polignac schien augenblicklich verflogen zu sein und André schmunzelte noch breiter. „Das ist nett von dir, aber es ist nicht nötig, Oscar.“ Die ungewöhnliche Sanftheit in seiner Stimme ließ Oscar auf einer unbekannter Weise erschauern. Sie hob den Blick und sah ihm direkt in die Augen. „Wieso nicht?“ „Es verheilt doch auch ohne.“ André verlor sich buchstäblich in ihren himmelblauen Augen, die eigenartig glänzten und ihm ein unbeschreiblich schönes Gefühl nach Zuneigung gaben... Dieser Glanz kam nicht von der Sonne, er wusste selbst nicht genau was das war, aber es gefiel ihm. Oscars Wangen überzogen sich mit einer feiner Röte und wenn ihr Herz zuvor vor der aufgeladener Wut auf Madame de Polignac rasend geschlagen hatte, dann schlug es jetzt aufgeregt wegen etwas anderem... Aber was war das für ein warmes, angenehmes Gefühl, das in ihr empor stieg? War das etwa wegen André? „Wenn du meinst...“ Die Worte verließen ihre Lippen leise und bedeutungslos, aber André verstand sie dennoch. Am liebsten hätte er diese Lippen gerne geküsst, deren Geschmack gekostet und Oscar seine Gefühle gestanden... Aber würde sie das wollen? „Du brauchst dir um mich wirklich keine Sorgen machen, Oscar.“ André hielt das nicht mehr aus, seine Gefühle gewannen die Oberhand und sein Gesicht nährte sich dem ihrem. Oscar hielt inne, ihr Herz schlug immer schneller und drohte aus ihrem Brustkorb herauszuspringen. André wollte sie doch jetzt nicht etwa küssen? Aber wieso? „André...“ Sie wollte ihm etwas sagen, ihn vielleicht auch noch ermahnen, aber nach einem zarten: „Ich liebe dich, Oscar“, spürte sie schon seine Lippen auf den ihren... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)