O(h) und A(h) Romanze von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 6: Folge 6 (Zwischenfall in Paris) ------------------------------------------ Endlich hatte der König Ihrer Hoheit erlaubt, Paris zu besuchen! Die Kronprinzessin war ganz aus dem Häuschen deswegen. „Nicht zu glauben, dass sie einmal eine Königin sein wird.“, bemerkte André, nach dem er mit Oscar den Salon Ihrer Hoheit verließ und neben seiner Freundin die große Treppe herunter lief. „Wieso?“ Oscar blieb unvermittelt mitten auf der Treppe stehen und bewog auch André stehen zu bleiben. „Naja, sie ist noch so kindlich“, erklärte er ihr seine Sichtweise auf die Kronprinzessin: „Sie wirkt fast wie ein kleines Mädchen, gar nicht wie siebzehn.“ Ach, das musste gerade der Richtige sagen! Mit seinen achtzehn Jahren benahm sich André manchmal auch wie ein kleiner Junge, wenn er sich mal dazu erdreistete sie, Oscar, zu necken oder zu ärgern. „Mit siebzehn ist man ja fast noch ein Kind“, widersprach ihm Oscar und setzte ihre Füße wieder in Bewegung. „Schon gut, ich wollte ihr nicht zu nahe treten.“ André holte sie ein und gemeinsam verließen sie das Schlossgewölbe. Oscar ging auf seine letzte Bemerkung dabei nicht ein und sprach stattdessen das aus, was sie bewegte: „Ich habe die Prinzessin wirklich ins Herz geschlossen. Auf einer Seite ist sie noch ein richtiges Kind, auf der anderen schon eine große Persönlichkeit. Sie hat einen sehr starken, eigenen Willen. Sie ist kompromisslos und versucht sich durchzusetzen - das gefällt mir an ihr.“ „Ich verstehe.“ André ging ein Licht auf. „Du hast ähnliche Eigenschaften und genau das nimmt dich für sie ein.“ Oscar kam nicht umhin für sich zu schmunzeln. „Na ja, das kann schon sein, aber natürlich hat sie auch menschliche Schwäche. Trotzdem, wenn man sie ein bisschen mehr kennt, kann man nicht anders, als sie gern zu haben. Verstehst du, was ich damit meine, André?“ „Ja, du würdest für Marie Antoinette durchs Feuer gehen. Wie ich für dich...“, fügte er unbeabsichtigt hinzu und erntete sofort Oscars eisigen Blick. André sagte nichts darauf weiter und tat so als würde er es nicht merken. Oscar dagegen beschlich langsam der Verdacht, als wollte André damit auf etwas hinaus, was sie nicht deuten oder richtig zuordnen konnte. Zusätzlich breitete sich ein merkwürdiges Gefühl in ihr aus, welches ihr Herz ein wenig schneller schlagen ließ. Aber egal! Sie würde das schon herausfinden und wenn nicht, dann war das auch nicht wichtig. - - - Der Besuch in Paris verlief prächtig, das Volk bejubelte den Kronprinzen und die Kronprinzessin und Oscar war zufrieden. „Lass uns zum Anwesen reiten und uns ein Gläschen Wein gönnen“, schlug Oscar vor, nach dem alles vorbei war und sie ihren Feierabend hatten. Natürlich war André damit einverstanden und folgte ihr. Was sollte er denn sonst ohne sie machen? Ach, wie angenehm es war, zu Hause die Seele baumeln zu lassen und nicht mehr an die Pflichten denken zu müssen. Beim gemütlichen Abend vor dem Kamin in dem gepolsterten Stuhl und mit einem Gläschen in der Hand, konnte man sich viel besser entspannen. Sie sollten das öfters mal machen! Aber nur, wenn die Pflichten als Kapitän der königlichen Garde es zulassen würden, wie man es gern hätte... „Noch ein Schluck Wein, Oscar?“ André nahm schon die Flasche und wartete auf ihre Zustimmung. „Oh, das Glas ist schon wieder leer...“ Oscar hatte es nicht einmal mitbekommen und hielt ihm ihr Glas hin. „Aber gerne, André.“ Kaum das sie das sagte, füllte er schon ihr Glas mit dem roten Wein auf. Sich selbst goss er auch etwas ein und ließ sich auf dem anderen Stuhl, der direkt neben ihrem stand, nieder. Dabei berührten sich leicht ihre Arme. „Du wirst rot im Gesicht“, bemerkte Oscar neckisch und setzte noch einen drauf: „Der Wein scheint dir nicht gut zu tun. Du solltest lieber aufhören zu trinken, sonst steigt es dir zu Kopf.“ Als wäre gerade sie ein gutes Beispiel dafür! André ließ die spitze Bemerkung natürlich nicht auf sich sitzen. „Das gilt auch für dich. Du bist nämlich auch rot im Gesicht.“ Oscars Gesichtsausdruck verfinsterte sich schlagartig. Was fiel ihm denn ein! Abrupt schoss sie aus dem Stuhl und verließ unerwartet das Kaminzimmer. „Ich gehe zu Bett!“, brummte sie dabei spitz und ließ André alleine. Gleich darauf kehrte sie aber zurück und drückte ihm ihr Glas in die Hand. „Hier, das kannst du gleich mitnehmen! Gute Nacht!“ André sah ihr baff nach, als sie das Zimmer erneut verließ und seufzte. Oscar war ein Hitzkopf und er hatte sich eigentlich schon längst damit abgefunden, aber manchmal trafen ihre Launen ihn doch unvorbereitet. Am nächsten Tag war es aber wieder vergessen und Oscar benahm sich so, als wäre gestern nichts vorgefallen. Das war gut so und André fühlte sich schon wesentlich besser. Auf dem Weg nach Versailles verlor allerdings Oscars Schimmel den Hufeisen und sie mussten daher zum Anwesen zurückkehren, um das Pferd zu beschlagen. Das passte Oscar ganz und gar nicht und erhitzte ihr Gemüt aufs Neue. „Wir kommen zu spät!“ „Beruhige dich. Es ist gleich erledigt.“ André setzte das neue Hufeisen an und beschlug es, während Oscar ungeduldig auf und ab lief. Das arme Pferd! Wegen der verlorener Zeit würde es ganz bestimmt heftig und bis auf seine äußersten Grenzen angetrieben. „Das ist mir egal!“, schimpfte Oscar weiter aufgebracht: „Wir sollten schon längst in Versailles sein!“ „Du kannst auch ein anderes Pferd nehmen, wenn du es so eilig hast und ich bringe dann deinen Schimmel später zu dir.“, brummte André ungewöhnlich spitz und erntete sogleich Oscars eisigen Blick. „Was macht das denn für einen Eindruck?!“ „Einen viel besseren, als wenn du hier rum wütest!“ Hatte er das wirklich gesagt? Und seit wann platzte ihm so schnell der Kragen?! Das war doch mehr Oscars Art! Diese starrte ihn perplex an und hörte sogar auf ihre Füße zu vertreten. „Wie war das?“ André ließ das Bein des Pferdes mit neu beschlagenem Hufeisen von seinem Schoß herab und erhob sich. „Dein Pferd ist fertig, du kannst jetzt wieder los reiten“, sagte er stattdessen und kehrte ihr den Rücken zu, um die Pferde aus dem Stall auszuführen. Aber er schaffte es nicht einmal die Zügel in die Hand zu nehmen, als Oscar plötzlich vor ihm stand. „Du hast mir meine Frage noch nicht beantwortet!“, funkelte sie ihn an und kam ihm ziemlich nahe. André, anstelle ihr zu Antworten, packte sie von beiden Seiten und drückte ihr seine Lippen auf den Mund. Er wusste selbst nicht, warum er das tat, aber ihr wütender Anblick und diese funkelnden Augen hatten ihn einfach dazu getrieben. Oscar wehrte sich, sein Arme hielten sie aber noch fester und seine Lippen pressten sich hart gegen die ihre. Was sollte das werden?! Er sollte sie loslassen und dann kann er was erleben! Aber ihre Gegenwehr schien ihn nur dabei zu reizen, sie noch fester in dem Griff zu halten. Wie lange beabsichtigte er das noch weiter zu machen?! Die wirklich andauernden Sekunden verwandelten sich in Stunden und von einem Moment zu dem anderen ließ Oscars Gegenwehr nach. Auch Andrés Kuss wurde plötzlich weicher, sanfter... Die aufgeladene Wut wich aus ihr, stattdessen breitete sich ein angenehmes Gefühl in ihr aus und erwärmte ihr das Herz. Und während sie zwischen Gefallen und dem Kampf mit ihren Gefühlen stand, ließ André sie aus seinem Griff los. Erschrocken sah er sie an und Oscar verstand, dass er womöglich selbst nicht in der Lage war seine Tat zu begreifen. „Lass uns nach Versailles aufbrechen...“, schnaufte Oscar atemlos und verwirrt. „Wir sind spät dran.“ Der scharfe Tonfall gelang ihr nicht mehr und auch André wirkte anders. „Ja...“, erwiderte er, aber rührte sich nicht von der Stelle. „Oscar, ich...“ Er schluckte hart und verlor auf einmal die Sprache. Was sollte er ihr sagen? Das es ihm leid tat? Auf eine gewisse Weise wäre das aber gelogen... „Wir sollten aufbrechen.“ Oscar schlängelte sich an ihm vorbei, nahm ihren Schimmel an die Zügel und ging aus dem Stall. Sie schaute nicht zurück, sie wusste, dass André ihr folgen würde und das tat er auch. Der Kuss und die eigenartigen Gefühle, die sie beide dabei ergriffen hatten, müssten überdenkt werden! Aber nicht hier und jetzt! Heute Abend, wenn alle Pflichten erledigt und sie wie gestern auf dem Anwesen zurück sein würden, würde eine passende Gelegenheit dazu bestehen! Auf jeden Fall hatte der kurze Vorfall etwas offenbart, was weit mehr hinaus ging als die Freundschaft und das war allen beiden bewusst. Es würde sich noch zeigen, was genau das war und dann würden sie sehen, wie es weiter mit und zwischen ihnen gehen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)