O(h) und A(h) Romanze von Saph_ira ================================================================================ Kapitel 2: Folge 2 (Abschied von Wien) -------------------------------------- Oscar hatte sich die Übergabe der österreichischen Kronprinzessin anders vorgestellt. So ein schwieriges Mädchen! Ihre Launen konnten nur alles verderben! Die Übergabe musste wegen der Prinzessin sogar verzögert werden, weil Ihre Hoheit keine Lust hatte zu heiraten! „Warum machst du ihr solche Vorwürfe?“, lachte André: „Denk dran, du bist manchmal auch ziemlich schwierig.“ „Vergleich mich nicht mit so einer Launischen Person!“ Zugegeben, Oscar musste André doch irgendwie recht geben. Sein unbeschwertes Gemüt erzeugte schon irgendwo eine beruhigende Wirkung auf sie. - - - Der Tag ging zu Ende, die Übergabe war erfolgreich abgeschlossen und Oscar gönnte sich mit ihrem Freund eine Pause. Auf ihrem Salon saßen sie in gepolsterten Stühlen nebeneinander vor dem Kamin und tranken Wein. Eine Flasche war bereits leer und André hatte gerade eine neue geholt – der Geschmack der roten Flüssigkeit war einfach zu herrlich und süß, um den Genuss abbrechen zu wollen. „Was steht morgen auf dem Plan?“, fragte André. „Das werden wir sehen, wenn wir in Versailles sind.“ Oscar nahm noch einen Schluck und stellte ihr Glas auf dem kleinen Tisch ab. „Es ist schon wieder leer...“ „Wie auch die Flasche zuvor“, meinte André zweideutig und schenkte ihr die Reste vom Wein ins Glas ein. Oscar grinste verschwörerisch. „Dann holst du die neue!“ „Aber würde das nicht zu viel sein?“ André gefiel das irgendwie nicht – Oscar sah schon leicht beschwipst aus. Nun gut, er war auch dem Wein verfallen, aber wenigstens kannte er seine Grenzen. Oscar dagegen anscheinend nicht. „Ha! Der Wein kann mir nichts anhaben!“, versicherte sie ihm selbstherrlich und nahm einen tieferen Schluck. „Ich habe noch nie so einen guten Tropfen getrunken.“ Das stimmte, musste André ihr recht geben: Dieses Jahr schien der Wein ganz besonders gut zu schmecken. Lag es etwa an der Ankunft der österreichischen Prinzessin und der Vermählung mit dem französischen Thronfolger? „André?“, riss ihn Oscar aus kurzen Überlegungen. „Ich glaube, ich gehe lieber zu Bett...“ Sie fühlte sich nicht wohl – es war vielleicht doch ein Schluck zu viel gewesen. Ihr Kopf begann leicht zu schwirren, ihr Körper fühlte sich matt und ein eigenartiges Verlangen durchströmte ihr Inneres. „Kann ich dir irgendwie noch behilflich sein?“, hörte sie ihn sagen und spürte schon seine Anwesenheit direkt vor ihr. Sie sah zu ihm auf. „Nein, nicht nötig, ich schaffe das schon alleine“, erwiderte sie kühl und schoss zu schnell in die Höhe. Ihre Knie knickten aber sofort ein und wenn André sie nicht aufgefangen hätte, dann wäre sie unsanft zurück in den Stuhl gefallen. „Das sieht man!“, scherzte er dabei und bot ihr mehr vom sicheren Halt. Auch wenn Oscar das nicht gerade gefiel, war sie ihm dennoch für seine Hilfe innerlich dankbar. Unwillkürlich verharrte sie in seinen Armen ganz still und betrachtete sein junges Gesicht, wie noch nie zuvor. Seine Wangen waren gerötet, seine grüne Augen strahlten seine typische Freundlichkeit aus und dennoch lag etwas anderes darin... etwas seltsames, was Oscar nicht deuten konnte, aber ihr ein wohlwollendes Gefühl bescherte... Sein freches Grinsen erstarb immer mehr auf seinen Lippen. „Oscar...“, hauchte er tonlos und wusste mit einem mal nicht mehr, was er tun sollte. Etwas merkwürdiges ging in ihm vor und ließ sein Herz schneller schlagen. Oscars Wangenknochen bedeckte ein feines Rot, ihre blaue Augen glänzten eigenartig und ließen sein Herz immer schneller schlagen. Er fühlte sich davon berauscht und bekam ein unerklärliches Verlangen... War das die Wirkung von so viel Wein? Diese Frage stellte sich Oscar gerade auch. Was war da mit ihnen auf einmal so plötzlich los? Warum sahen sie sich so an, als würde das ihre letzte Begegnung sein und sie würden sich dann nie mehr wiedersehen? Wieso entriss sie sich nicht von ihm? Es war angenehm in seinen Armen, das konnte Oscar nicht leugnen – wie auch sie ihrer hartnäckigen Schwäche, die immer mehr Oberhand zu gewinnen schien, nicht leugnen konnte... „Wie lange willst du mich halten?“, entfuhr es ihr aus dem Mund. „Mein ganzes Leben lang...“ André biss sich zu spät auf der Zunge. Was redete er da überhaupt?! „Wie bitte?“ Oscar war empört, aber nicht fähig, sich dagegen zu erwehren, dass seine Worte ihr schmeichelten. „Verzeih mir, das wollte ich nicht sagen...“, rechtfertigte sich André verlegen und Oscar bedauerte das auf eine Art. „Verstehe...“, murmelte sie. „Was wolltest du dann sagen?“ „Dass ich...“ André sprach nicht mehr weiter. Ein magischer Zauber lag zwischen ihnen und ließ sie alles um sich herum ausblenden und lähmte das weitere Denken. Vom Wein angeheitert und von Oscars liebreizenden Anblick berauscht, küsste er hauchfein ihre Lippen – sie schmeckten süß, als würden noch die letzten Tropfen des roten Weines darauf haften... Und Oscar erwiderte es – zaghaft und neugierig... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)