Kanji im Regen von Sasuke105 (Kapitel 1: Regen) ================================================================================ Kapitel 1: Regen ---------------- Der Regen prasselte unaufhörlich auf den harten Asphalt. Das Licht der wenigen Fenster und der Laternen verschwamm hinter den dicken Tropfen. Mir war kalt. Alles war nass. An meinem Haaren lief das Wasser in breiten Bächen herunter. Meine Kleidung triefte. Der Rotz meiner Nase vermischte sich mit dem Regenwasser auf meiner Haut. Mein kurzer Rock und die Strumpfhose ließen Wind und Wasser erbarmungslos über meine Beine fahren. Ich zitterte. Meine Hände waren taub vor Kälte. Ich presste sie fest gegen meinen Körper und kauerte mich noch fester gegen die Hauswand, meine Reisetasche stand ebenfalls pitschnass neben mir. Selbst die Regenjacke ganz unten war bereits seit Stunden nass. So hatte ich mir meinen ersten Besuch hier nicht ausgemalt. Ich wollte im warmen Pazifik baden, durch die lebendigen Straßen, die in Sonnenstrahlen getauchte Natur bewundern, und unter den Kirschbäumen picknicken. Doch gerade fiel der Pazifik vom Himmel, die Stadt war leer, die Landschaft war sicherlich schon ein großes Schlammbecken und an Kirschbäume wagte ich nicht zu denken. Ich war müde, furchtbar müde. Doch an so einem Ort wollte ich nicht schlafen. Ich fühlte mich so einsam und verlassen. Sogar mein Handy hatte mich bereits verlassen, feucht und kalt und ohne Akku, steckte es in meiner Jackentasche. Ich ließ den Kopf auf die Knie sinken und starte auf das Rinnsal was sich einen Weg um meine Füße bahnte, Ich sah nur noch das glitzernde Schwarz des Asphalts. Hörte nur noch den Regen, selbst das Rauschen der Autos in der Ferne war verstummt. Warum wollte ich bloß hierher? In dieses Land, dessen Sprache ich nicht beherschete, dessen Kultur ich nie ganz verstehen werde. In dem ich mich alle zwei Meter verlaufe und dich die Leute wie verrückt anstarren weil die Ausländer bist. Warum wollte ich bloß unbedingt hier her? Nun saß ich hier nass und kalt in irgendeiner spilunckigen Straße, in der letzten Ecke von Tokyo, umgeben von einem nassen, tropfenden Wirrwarr von Kanji im Regen. Ich wusste nicht wie lange ich dort so gesessen hatte als ich zwischen dem Regen ein leises dom platsch dom platsch vernom. Im gleichmäßigen Abstand: dom platsch...dom platsch, dom platsch...dom platsch. Da verstummte es plötzlich. Ein Schatten schlug sich zwischen mich und die Laterne. Ich spürte wie es von oben nicht mehr auf mich niederprasselte. Vor mir standen ein Paar Füße in feuchten, dunklen Turnschuhen. Eine dazu gehörige Hand hielt einen schützenden roten Regenschirm über mich. Eine tiefe wohlklingende Stimme sagte etwas dessen Sinn ich nicht verstand. Langsam hob ich den Blick. Mein Nacken schmerzte. Erst brachte ich keinen Laut heraus. Meine Augen, müde und verquollen, blinzelten erschöpft Da flossen die einzigen Worte die ich zu kennen schien aus meinem Mund: „Mir ist kalt.“ Ein Socken huschte durch das Gesicht der Person vor mir. Dann hörte ich wieder diese schöne Stimme: „Are you ok?“ Ich brauchte etwas um die Worte zu verstehen. Ich nickte. „Why do you sit in the rain? Are you a tourist?”, fragte die Stimme weiter. Seine englische Aussprache war nicht gut aber auch nicht schlecht. Zögernd antwortete ich: „Yes. I have no pleace to sleep, everything goes wrong.“ Ich wusste nicht ob es Tränen oder das Wasser aus meinen Haaren war was mir über die Wangen lief. Ich begann wieder zu zittern. „You not should sit here. Please come. I help you.” Er hielt mir seine freie Hand hin. Mein Körper streckte meine Hand ganz langsam, automatisch danach aus. Er zog mich behutsam auf die Beine. Drückte mir sanft den Regenschirm in die Hand und hob meine Tasche vom Boden auf. Wieder sagte ich etwas was ich nicht verstand. Langsam ging er los, mich seitlich stützend und die Tasche in der rechten Hand. Der Schirm bedeckte ihn nur zur Hälfte aber ihn schien der Regen nicht zu stören. Ich hatte bereits wieder vergessen was er auf englisch gesagt hatte. Ich verstand ihn nur schlecht. Ich wusste nicht ob er mir wirklich helfen wollte oder nicht oder ob er mich doch nur vergewaltigen wollte, aber dann hätte er das auch an Ort und Stelle tun können. Ob er mich nur aufgelesen hatte weil ich keine Asiatin war oder weil er jedes junges Mädchen von der Straße auflas. Doch das alles war mir gerade völlig egal. Ich fühlte mich plötzlich nicht mehr so einsam und verloren. Irgendwie spendete mir die Nähe dieses Fremden Zuversicht. Nach einigen, sehr langsamen, langen Hundert Metern öffnete er die Tür eines Gebäudes und führte mich langsam hinein. Zum ersten mal seit Ewigkeit war es warm und trocken um mich herum. Ich ließ den Regenschirm sinken. Der Mann nahm ihn mir aus der Hand und klappte ihn leise zusammen. Ich war etwas größer als er aber vielleicht lag das nur an den Schuhen. Wir stiegen einige Stockwerke hinauf. Meine Muskeln zitterten vor Erschöpfung. Er schloss die Tür auf und trat in die Wohnung dahinter, schaltete das Licht an, lehnte meine Tasche gegen die Wand und streifte Jacke und Schuhe vor der kleinen Schwelle im Boden ab. Ich zögerte dabei ihm zu folgen. So langsam begann mein Gehirn wieder zu arbeiten und die Situation zu begreifen. Ich war in Japan. In Tokyo, ein Mann hatte mich auf den Regenströmen geholt und zu einer Wohnung gebracht, vermutlich seiner. Bei mir zuhause ging man bei Fremden nicht in die Wohnung und meine Eltern hatten mich immer gewarnt, ich solle niemals mit Fremden mitgehen, so wie vermutlich alle Eltern. Aber hier in Japan war das nochmal eine ganz andere Sache. Eine Wohnung war zwar verlockend aber das Treppenhaus erfühlte mich gerade völlig. Es war warm und trocken. Wenn ich jetzt noch meine Tasche wiederbekäme wäre die Welt für einen kurzen Moment in Ordnung. Ich wollte gerade meine Stimme erheben, da winkt er mit der Hand und öffnete die Tür noch ein Stück weiter. Ich schluckte und trat in die Wohnung. Er schloss hinter mir die Tür und verschwand in einer Tür an der Seite. Ich stand im Eingangsbereich einer typisch japanischen Wohnung. Ich zog meine eiskalten Füße aus den Schuhen und stellte diese neben die seinen. In dem kurzen schmalen Flur gab es keine Möbel, auf der linken legendlich eine Garderobe und auf der rechten in einer Nische einer Waschmaschine. Von der Schwelle von meinen Füßen aus lag auf der rechten Seite eine Schiebetür aus der der Mann mit einigen Handtüchern im Arm wieder auftauchte. Er hielt sie mir auffordern hin und versuchte sich in einem englischen Satz zu erklären: „For you. Go and dry you.“ Hätte ich nicht nass und hilflos in seiner Wohnung gestanden, hätte ich wohl über diesen Satz gelacht, aber jetzt traute ich mich nicht. Er war das Einzige was ich hier kannte außer Regen. Ich nahm eines und nickte dankend. Er ging auf die Tür am Ende des Flurs zu Ich lege dir mir das Handtuch über den Kopf und folgte ihm. Ich trat in ein schlicht eingerichtetes Wohnzimmer, in dem ein schwarzes Sofa mit Couchtisch gegenüber von einem Fernseher in einem im Wandschrank stand. Rechts neben dem Schrank ein Spiegel, links vom Schrank eine Balkontür. lLinks neben der Tür war ein weiterer Raum offen zum Wohnzimmer hin gestaltet in der Küche lag. Geradeaus war eine weitere Tür neben der ein weiterer kleiner Schrank stand. Der Man gab mir ein weiteres Hand und führte mich aufs Sofa zu. „Please sit down.“ „Thank you“ Er wandte sich zur Küche. Ich lege das zweite Handtuch auf das Sofa und setzte mich, in der Hoffnung es nicht feucht zu machen. Ich zog das andere Handtuch weiter in den Nacken und trocknete die Spitzen meine Haare. Der Mann kramte leise etwas in der Küche herum. Es tat gut auf dem weichen Sofa zu sitzen. Ich mochte die Wohnung auch wenn sie etwas nach Zigarettenrauch roch. Die Möbel sagten hier wohnt jemand und doch sprach der schlichte undekoriertes Stil für Lehre und Ruhe. Die Ruhe strahlte ebenfalls auf mich ein aber ich war zu nervös um mich zu entspannen. Der Mann kam aus der Küche wieder. Er trug zwei kleine Tassen samt Untersetzer, stellte sie auf den Tisch. Die eine schob er mir zu, die andere ließ er sich. Nun setzte er sich ebenfalls. Ich betrachtete ihn jetzt etwas genauer. Er hatte kinnlanges blond gefärbtes Haar, trug für eine Frau dezentes Tages Make up, was für einen Mann wiederum ungewöhnlich war. Sein Gesicht war wohlgeformt, seine Augen strahlten leben und Energie aus. Seine Kleidung bestand aus einem schwarzen Oversize-Pullover unter dem er in langes Hemd trug, dazu eine weite Army-Jeans und helle Socken auf den in schwarz haariges Anime-Mädchen prangte. Ich wusste nicht was für ein Getränk das vor mir war aber es roch gut und dampfte warm. Vorsichtig nippte ich daran. Es schmeckte warm und etwas sonderbar aber nicht schlecht. Dennoch stellte ich es zurück auf den Tisch, in der Hoffnung nichts unhöfliches getan zu haben. „What is your name?“, fragt er plötzlich aus heiterem Himmel. Ich zögerte etwas, sag dem aber schließlich doch meinen Name: „Ich heiße Alva.“ „Warum saßt du dort im Regen, Aleva?“ In meinen Name schob er ein kleines e zwischen das l und das v doch ich sagte nichts. Es klang irgendwie süß. Durch die Aussprache meines Namens hatte ich lange gebraucht worauf er in die Stelle eine weitere Frage stellte: „Woher kommst du?“ Diesmal sparte er meinen Namen aus. „Ich komme aus Europa und ich bin als Tourist in Japan und eigentlich habe ich meine Reise gut durchgeplant aber als ich in meiner Unterkunft ankam hatte diese dichtgemacht und ich wusste nichts davon. Ich rief jeden Hotel in Tokyo an aber alle waren voll. Darum bin ich durch die Straßen gewandert um vielleicht doch noch irgendwo eine Unterkunft zu finden aber ich habe mich hoffnungslos verlaufen. Es fing an zu regnen und ich wusste nicht mehr weiter. Dann haben sie mich gefunden“ Die Worte sprudelten aus mir hervor. Endlich war der Ballast ausgesprochen. Mein Körper war mittlerweile wieder warm aber meine nassen Klamotten kleben an ihm und ich begann wieder zu frieren, worauf meine Zähne klapperten. „Sie frieren. Geben Sie mir bitte Ihre Jacke ich hänge sie auf den Trockner und suche Ihnen etwas trockenes zum Anziehen. Ich nickte und reicht dir meine Jacke. Er verschwand im Flur. Ich nahm einen zweiten Stock des Gebrauchs. Meine Lieder waren auf einmal so unglaublich schwer, meine Beine und Arme taub. Hatte er etwas ins Getränk gegeben? Doch nur ein perverses Schwein. Meine Körperspannung versagte und ich kippte zur Seite, meine feuchten Haare fielen in mein Gesicht, meine Atmung wurde langsam und tief. Nach etlichen Stunden im Flieger, in lauten Straßen und Regen schloss ich meine Augen und schlief voller Erschöpfung ein. Langsam öffnete ich die Augen. Sanft des Sonnenlichts schien durch die Fenster hinein. Meine Augen wanderten langsam durch den Raum. Ich war nicht zu Hause, das war kein Hotelzimmer. Ruckartig setzte ich mich auf. Wo war ich? Träumte ich noch? Da fiel mir schlagartig wieder der Vorfall vom gestrigen Abend ein. Ich blicke an mir herab, spürte aber dass ich unversehrt war. Er war doch kein verdammtes Schwein gewesen. Meine Kleidung war hart und klebrig von Wasser. Ich war mit einer schweren wolligen Decke bedeckt worden. Ich stellte die Füße auf den Boden und streckte mich. Die Tasse mit dem ungewöhnlichen Gebräu von gestern war abgeräumt worden. Mein Körper war ausgeruht und entspannt, meine Muskeln schmerzen etwas aber ich war trocken, warm und mein Kopf wieder fähig zu denken. Da wurde ich plötzlich nervös. Ich musste auf die Toilette. Sollte ich einfach durch die Wohnung eine Fremden laufen? Es war mir ja schon peinlich genug das ich hier eingeschlafen war. Ich schob die Decke beiseite und stand langsam auf. Ich erinnerte mich dass der Mann gestern die Handtücher aus der Tür im Flur geholt hatte. Ich ging auf die Tür zu. Gerade hat die sie aufschieben wollte ging die Eingangstür auf und der Man kam hinein. Da stockte mir plötzlich der Atem. „Oh Konichiwa“, sagte er und stellte die Einkaufstüte auf dem Boden. Voller Schock lehnte ich mich gegen die Wand. Ich konnte es nicht glauben. Ich träumte wohl doch noch. Aber der Mann der vor mir stand, seine Stimme, sein Gesicht, seine Körperhaltung....das konnte doch einfach nicht sein...oder doch...oder war ich einfach nur einen verdammt schlechten Film gelandet oder war das versteckte Kamera. Ich hatte wohl ein sehr verwirrten Gesichtsausdruck. „Ist alles o...“ „Sind sie Subaru. Subaru Shironi? Der Subaru Shironi?!“, stammelte ich ungläubig. Er stieß einen leisen japanischen Fluch aus, danach schaut er mich direkt an und sagte: „Ja. Ich bin Subaru, der Sänger von Royz.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)