Der Held von Aranor von Elnaro (Der König von Kalaß) ================================================================================ Teil 2: Keine Liebe ------------------- Nico kommt gerade von seiner Schicht nach Hause, welches immer noch das kleine Zimmer in Wandas Herberge darstellt, in dem er gemeinsam mit Mina lebt. Weil er die ehemalige Frau des Skavenhändlers nicht allein lassen wollte, ist er nicht zurück in die Kaserne gegangen. Ungeduldig wartet die, wie so häufig, nur leicht bekleidete junge Frau nun auf seine Rückkehr. Die meisten Aushilfsarbeiten, die sie in den letzten Wochen angenommen und wieder aufgegeben hat, lagen ihr nicht, weshalb sie die meiste Zeit nur herumsitzt, ohne etwas Sinnvolles zu tun zu haben. Nico legt gerade die Jacke seiner Militäruniform mit dem Verdienstabzeichen für das Kommando bei der Sklavenbefreiung ab, aus der dabei etwas Wüstensand rieselt, als Mina vom Bett aufspringt und beginnt um ihren Liebsten herum zu wuseln. „Nicoooo, endlich! Mir ist so langweilig ohne dich!“ ruft sie leicht genervt, doch er schiebt sie achtlos an ihrer zierlichen Schulter beiseite mit den ebenso angespannten Worten: „Dann such dir Arbeit.“ Er setzt sich, ohne die junge Frau eines weiteres Blickes zu würdigen, an den einzigen Tisch des kleinen Raumes, auf dem sich, wenn auch fein säuberlich, Berge von Dokumenten auftürmen. Sie läuft ihm hinterher und quengelt: „Hab doch schon alles ausprobiert. Ich hab keine Lust mehr!“ Da er darauf gar nicht reagiert, lässt sie sich aufs Bett fallen, doch nach ein paar Sekunden der Ruhe, setzt sie sich wieder auf und ruft fast schon vergnügt: „Nico, ich hab‘s!“ Da er sich nicht wie erhofft zu ihr umdreht, zischt sie piepsig noch einmal: „NICO!“ Er reagiert jedoch erst auf ihren erneuten Versuch, bei dem sie ihn anders anspricht: „LANIDAS!“ Nun schreckt er hoch, denn diesen Namen verbindet er mit unangenehmen Erinnerungen, die ihm einen Stich ins Herz versetzen. Endlich dreht er sich zu ihr, atmet tief aus, fährt sich mit der linken Hand durch das dichte, violette Haar und entgegnet gereizt: „Was ist denn noch?“ „Mach mir ein Kind!“ ruft sie unbeeindruckt vom drohenden Unterton seiner Stimme. So wie sie ihn anschaut, scheint sie das todernst zu meinen. In Nicos Augen dreht sich diese Beziehung im Kreis. Er ist nicht ihr Babysitter und hat auch keine Lust ihr das zu erklären, deshalb entschließt er sich auf ihre fixe Idee gar nicht einzugehen und wendet sich ohne ein Wort wieder seiner Arbeit zu, doch das hat sie erwartet, deshalb steht sie auf, stellt sich hinter ihn und lässt ihren Körper auf seinen Rücken sinken. Ihre Arme schließt sie um ihren Geliebten und beginnt ihn zu streicheln. Sanft fährt sie über Nicos muskulösen Körper. Er muss zugeben, dass sich das angenehm anfühlt, weshalb er seine Fokussierung auf eines der Dokumente vor ihm löst. Er schließt die Augen und haucht, während langsam die Anspannung aus seinem Körper weicht: „Du willst mich noch nur rumkriegen.“ Für ihn spürbar, schüttelt sie den Kopf. „Auch, aber im mein das ernst. So ein kleiner Knopf, um den ich mich kümmern kann, das wär so schön. Ob Junge oder Mädchen darfst du entscheiden. Stell dir nur vor wie hübsch unsere Kinder wären!“ Die junge Frau hat die verrückte Vorstellung der Mann könne darüber bestimmen welches Geschlecht das Kind tragen soll. Es gibt vieles das sie nicht weiß, denn sie hat nie eine Schule besucht. „Mina, ich will jetzt noch keine Kinder.“ muss er sie enttäuschen, doch sie ist noch nicht fertig mit ihren Forderungen und mauzt selbstbewusst: „Dann heirate mich und mach mir später eins! Nico, komm schon! Welche Frau soll besser sein als ich?“ „Hör auf zu träumen! Ich heirate dich nicht.“ Entgegnet er härter, als er sein wollte. Merkwürdigerweise bleibt die junge Frau ruhig, was er nicht erwartete. Sie lässt von ihm ab und antwortet ihm ebenso hart: „Gut, dann kann ich auch wieder tanzen gehen. Darin bin ich gut und es macht mir Spaß. Mir ist es langsam egal was deine Soldatenfreunde davon halten.“ Natürlich passt das dem jungen Oberleutnant überhaupt nicht, denn er hatte ihr diese Tätigkeit verboten. Wie sie schon sagte, würden sich seine Kameraden das Maul über ihn zerreißen, wenn die Freundin ihres Kommandanten in ihren erotischen Tänzen die Hüften für sie schwingen würde, ganz so als würde sie ihm Hörner aufsetzen. Er fühlt sich in seiner Ehre bedroht, was ihm das Allerheiligste ist. „Mina!“ knurrt er die junge Frau an, deren Kontrolle ihm gerade entgleitet. „Ich will wieder tanzen. Nimm mir das nicht weg! Kaede ist im ‚Mitternachtstraum‘ angestellt und hat mir angeboten dort auch anzufangen. Also entweder machst du mir ein Kind, du heiratest mich, oder ich darf wieder tanzen.“ schimpft sie trotzig. Nico fasst sich an die Stirn und beginnt diese, gereizt von ihrer Forderung, zu massieren. Minas Schönheit und die Erotik ihrer Bewegungen machen sie zu einem sagenhaften und unvergesslichen Anblick, den er ungern mit der Welt da draußen teilen möchte. Da er sich jedoch nicht längerfristig an diese etwas einfältige Frau binden möchte, bleibt ihm nichts anderes übrig, als ihr das Tanzen wieder zu gestatten. „Der 'Mitternachtstraum' ist ein gehobenes Lokal in dem meiner Erfahrung nach nur Musik gespielt, aber nicht getanzt wird. Ich war da ein paarmal mit Kalja und seinen Geschäftskunden. Na gut, Mina, ich schaue es mir an.“ Unabhängig davon, dass Nico ihr gerade eine derbe Abfuhr erteilt hat, freut sie sich über sein Wohlwollen. Verärgert darüber von seinem Mädchen zu einem solchen Zugeständnis gezwungen worden zu sein, wendet er sich wieder seinen Dokumenten zu. „Anama-I tekta nim Ros“ steht groß auf einem der Blätter und unzählige mögliche Übersetzungen davon hat Nico darunter geschrieben, die scheinbar auf verschiedene Orte hinweisen, denn auf einer Landkarte hat er mehrere Stellen eingekreist. Zudem liegt neben ihm ein kleines Lederbüchlein, das er sich neu gekauft zu hat. Mina sieht es heute zum ersten mal. Seit Kaede die beiden verraten und verlassen hat, ist Nico nicht mehr derselbe. Er war schon immer verschlossen und sprach nicht über seine Arbeit oder seine Gefühle, doch nun ist er auch noch abweisend zu der jungen Tänzerin. Mina glaubt das läge immer noch daran, dass er sich die Schuld für Kaljas und vor allem dessen Tochter Landras Tod gibt und wartet so geduldig sie kann darauf, dass er sich ihr wieder annähert, was nun auch nach zwei Monaten nicht der Fall ist. Sie fragt sich inzwischen was ihr ein so begehrter und schöner Mann nützen soll, wenn er ihr keine Aufmerksamkeit schenkt. Am folgenden Nachmittag nach der Unterredung treffen sich die beiden wie besprochen am „Mitternachtstraum“, in dem sie von Minas Schwester Kaede empfangen werden. Die junge Frau ist wie eine der hier üblichen Bedienungen in ein altblaues und hochgeschlossenes Dress gekleidet. Obwohl sich das Lokal in der Nähe des Hafens befindet, ist es doch das edelste des Stadtteils. Dunkelblaue Seidentücher, die mit geschliffenem Glassteinen verziert wurden, die im Licht in allen Farben funkeln, hängen an den Wänden. Es ist eine angenehme, wenn auch düstere Atmosphäre. Nico fällt auf, dass im hinteren Teil ein paar Tische entfernt worden, vermutlich um eine Tanzfläche für Kaede zu schaffen. Die drei jungen Leute setzten sich an einen der Tische, die mit nachtblauen Tischdecken bedeckt sind. Auch der Besitzer des Lokals, ein nicht besonders schöner, aber äußerst gepflegter Mann mittleren Alters, gesellt sich hinzu und erklärt Nico sachlich sein Konzept von der Neuausrichtung des "Mitternachtstraumes", auf das ihn Kaede gebracht hat. Die Unterhaltung bleibt kühl und sachlich, was auf Nico einen guten Eindruck macht, deshalb stimmt er der Sache zu. Minas Arbeitszeiten überschneiden sich nun logischerweise so gut wie gar nicht mehr mit Nicos bisherigen, deshalb beschließt er seinen eigenen Tagesablauf an ihren anzupassen. Er stört sich nicht daran erst am Nachmittag aufzustehen und sich dann erst seiner Arbeit zu widmen. Für Nico bringt es sogar einige Vorteile mit sich, denn er hatte bisher Schwierigkeiten Befragungen durchzuführen, die am Abend lagen, da sich Mina am Tag schon über das Alleinsein beschwerte. Zudem machte sie ihm oft eine Szene, wenn er abends alleine weg war, weshalb er es zumeist unterließ, wenn er es vermeiden konnte. Dabei hatte er schon vor einiger Zeit den Tipp bekommen, dass ein Mitarbeiter in „Rosheas Rose“ ein gesprächiges Enkelkind eines berühmten, verstorbenen Forschers sei, das ihn bei seinem Übersetzungsrätsel weiter bringen könnte. Mina zuliebe hatte er das Nachtlokal bisher noch nicht besucht. Vielleicht war es auch ihm selbst zuliebe, denn sie war für ihn kaum auszuhalten, wenn sie sich hintergangen oder vernachlässigt fühlte, doch nun steht es ihm frei es zu tun, denn sie wird es ohnehin nicht bemerken. So langsam brennt er mehr darauf den Erben des Forschers nach der Übersetzung des Rätsels zu befragen, als ihrem Wunsch nachzugehen solchen Lokale nicht in ihrer Abwesenheit zu besuchen. Nachdem er sich zwei Nächte hintereinander Minas Tanzshow ansah, die, bis auf ihren sinnlichen Tanz, unbedenklich zu sein schien, hatte er sich in der dritten Nacht dazu entschieden dem Hinweis in „Rosheas Rose“ nachzugehen, die sogar gar nicht weit vom „Mitternachtstraum“ entfernt liegt. Er betrachtet das vom Baustil her typische Sandsteinhaus mit einer weißen Holztafel über der ungewöhnlich schweren Holztür, das in kunstvoll geschwungener Schrift den Namen des Lokals verrät - Rosheas Rose. Er muss sich leicht gegen die schwergängige Tür lehnen, um sie zu öffnen und wird unerwartet unmittelbar vom betörenden Gesang einer begabten und schönen Frau in einem roten Seidenkleid empfangen. Auf der Straße war nichts von der Sängerin zu hören, die am anderen Ende des eher kleinen Lokals steht. Nico schießt daraus, dass sie die Rose sein könnte, von der auf dem Namensschild die Rede ist, denn weder in den Verzierungen der Tücher, noch auf den Tischen kann er Rosen finden. Er sieht sich um und stellt fest, dass dieses Lokal nicht ganz so edel ist wie das in dem Mina tanzt, doch einen schlechten Eindruck macht es nicht. Es ist etwas heller und freundlicher, da hier eine viel größere Anzahl an Lampen angebracht ist, die auch alle in Verwendung sind. Umspielt vom warmen Gesang der Lieder mit Texten alter kalasser Liebesballaden, setzt sich der junge, in zivil gekleidete Oberleutnant an die Theke. Er bestellt einen Jasmintee und beginnt den Mann, den er für den Wirt hält, nach dem Enkel des Wissenschaftlers zu befragen, der hier arbeiten soll. Auf die wundervoll singende Dame deutend, antwortet der ältere Herr freundlich: „Es kommt nicht oft vor, dass sich jemand für Erias Kamellen interessiert. Sie wird sich freuen. Ich schicke sie zu Ihnen, wenn sie fertig ist, mein Herr.“ Nico bedankt sich und setzt sich an den letzten freien Tisch, der sich direkt neben ihr befindet. So nah neben ihr stellt er fest, dass sie die Zwanzig bereits hinter sich gebracht haben muss, was er von Weitem gar nicht bemerkte. Sie versucht die Zeichen ihrer Alterung hinter einer dicken Schicht Schminke zu verstecken, was Nico gar nicht schätzt. Da ihr Auftritt gerade erst begonnen hat, dauert er noch eine ganze Weile an, weshalb er noch drei weitere Tees trinkt, was der Sängerin nicht entgeht. Aufmerksam betrachtet sie die Reaktionen ihrer zahlreichen Zuhörer, die sich während ihres Auftritts so gut wie gar nicht unterhalten. Sie besingt den legendären Ersten König. Die hat Freude daran überlieferte Balladen mit Melodien zu versehen und sie vor Publikum zu singen. Doch auch nicht ewig wärt ihr Leben, So wie das der Götter gleich, Drum wird auch sie zerstäubt zu Sand. Er muss sein Herz dem Volke geben, Darf nicht folgen in ihr Reich, Das ist sein Opfer seinem Land. Tausend Jahre muss er streben, für sein Land, im Vergleich Verlor er fast Herz und Verstand. Doch dann bekommt er seinen Segen, wird des Gottes Herze weich, So nimmt das Jenseits seine Hand. Damit endet der Auftritt von Rosheas Rose getragen. Sie atmet während des tosenden Beifalls, dem sich auch Nico anschließt, tief durch und verbeugt sich. Etwas erschöpft, aber anmutig schreitet sie zur Theke, zu der sie von ihrem Barmann gewunken wird. Anschließend geht sie zu Nico und stellt sich vor ihren interessierten neuen Gast, der noch immer aufrecht auf einer gepolsterten Bank direkt an der Bühne sitzt. Freundlich, mit einer samtigen Stimme, fragt sie schöne Frau in rot: "Wie fanden Sie das letzte Lied? Ich habe es heute zum ersten mal gesungen." "Es war wundervoll. Sie vertonen antike Balladen? Vielleicht sind Sie die Person, die ich suche." gibt er zurück. „Vielen Dank. Nun, ich liebe es verloren geglaubtes mit neuem Leben zu erfüllen. Darf ich mich zu Ihnen setzten?“ „Bitte“ antwortet Nico, woraufhin sie es sich, die Beine übereinander schlagend, neben dem jungen Mann bequem macht. Erst jetzt fällt ihm auf wie weit nach oben der Schlitz ihres langen weinroten Kleides ragt. Er reicht bis zum wohlgeformten Oberschenkel der eleganten Sängerin. Sie lächelt freundlich, jedoch auch ein wenig süffisant, als sie sich eine Nachfrage nicht verkneifen kann: „Trinken Sie gar keinen Alkohol?“ Nico muss schmunzeln, geht aber nicht allzu sehr auf die sehr persönliche Nachfrage ein, sondern kommt recht schnell zum Punkt. „Im Moment nicht, aber ich bin auch nicht hier, um mich zu amüsieren. Liege ich richtig in der Annahme, dass Sie die Enkelin des berühmten Wissenschaftlers Brena Laminger sind? Ich interessiere mich sehr für seine Forschung.“ Auf ihren rotbemalten Lippen erstrahlt ein freudiges Lächeln, als sie dies hört und ihre schwarz schattierten, dunklen Augen beginnen zu funkeln. „Das ist richtig. Entschuldigen Sie meinen Übermut, aber die meisten Menschen hielten Großvater für einen geschwätzigen alten Mann, der nichts zur Gesellschaft beitrug. Seit seinem Tod verwalte ich seinen Nachlass. Nur zu gern Teile ich mein Wissen mit Ihnen.“ „Es geht um eine Legende, der ich nachgehe. In meiner Heimat Kalaß steht auf dem Markt die Kathedrale des Windgottes. Am Altar in dessen Innern ist ein Spruch eingemeißelt. Ich vermute er deutet auf den See Lanima hin und auch hier in Aranor gibt es Überlieferungen, die ähnlich lauten. Ich möchte wissen welche Wahrheit dahinter steckt.“ erläutert Nico sachlich, woraufhin sie, bereits gefangen in tausenden Gedanken, entgegnet: „Ich kenne viele Legenden über den Lanima. Wie lautet der Spruch, von dem Sie sprachen?“ „Anama-I tekta nim Ros.“ “Das ist in der Sprache der Erin, wie Großvater sie nannte. Wundern Sie sich nicht über die Ähnlichkeit zu meinem Namen "Eria". Das ist kein Zufall. So wie hier in der Stadt jeder Zweite einen Namen mit dem Wortstamm ‚Lan‘ trägt um dem See zu huldigen. Es ist eben wie es ist.“ Nico lächelt über ihre klugen Worte, denn aus genau diesem Grund hatte er sich den Decknamen „Lanidas“ gegeben, der in Aranor kaum auffällt. „Wie heißen Sie eigentlich?“ fragt sie im Anschluss forsch, denn sie befürchtet ihn gerade beleidigt zu haben. „Nico Dugar ist mein Name. Ich bin Oberleutnant beim Königlich Rosheanischen Militär.“ erwidert er wahrheitsgemäß, denn er ist ohnehin stadtbekannt. „Ach, sind Sie nicht der Offizier, der die Sklaven befreite? Viele vom Adel sind Ihnen dafür nicht allzu dankbar, wissen Sie. Ihre eigenen Sklaven mussten sie durch Diener ersetzen, denen sie nun Lohn zahlen müssen. Oft sind das immer noch ein und dieselben Personen, die aber jetzt mit Rechten ausgestattet sind. Eine irrwitzige Situation, wenn der ehemalige Sklave plötzlich beginnt Forderungen zu stellen.“ worauf sie herzlich mit ihrer lieblichen, samtigen Stimme auflacht. Davon hatte Nico auch schon gehört. Er lächelt sie ebenfalls amüsiert an. „Nun, das war die Absicht dahinter.“ gibt er zu. Sie lacht noch einmal auf und berührt ihren Gast sanft am Arm. „Den Adel zu ärgern?“ „Sklaven zu freien Menschen zu machen. Eria, was haben Sie für einen zynischen Humor?“ verteidigt er sich erheitert. „Das ist kein Zynismus. Ich weiß einfach wovon ich rede.“ antwortet sie und ergänzt scharf: „Und was haben Sie diesmal vor, Held von Aranor?“ „Wenn es mir etwas nützt, werde ich die Räuberbande am Lanima ausschalten müssen.“ erläutert er sein Vorhaben, woraus sie schließt: „Wenn es Ihnen etwas nützt? Soso. Also wenn Sie die Nachforschungen zu der Legende an den See führen und Sie sonst nicht ungestört forschen könnten, nicht wahr?“ „Wenn Sie es so ausdrücken wollen, Eria.“ antwortet er immer noch bei der Wahrheit bleibend, um nicht wieder in den Sumpf des Selbsthasses abrutschen zu müssen. „Also gut, mein Lieber. Ich bin gern bereit die Forschung gemeinsam mit Ihnen fortzuführen, doch als aranoische Bürgerin und im Interesse der Stadt, möchte ich Sie ersuchen sich dem Problem mit der Räuberbande nichtsdestotrotz anzunehmen, völlig unabhängig davon, ob es der Forschung zuträglich ist. Soweit ich weiß plant die Bande die Errichtung eines Damms.“ „Ich habe ihn ihnen schon mehrfach vereitelt, diesen Plan. Es ist leicht einen halbfertigen Damm abzureißen, wenn man genügend Männer befehligt und eine gute Taktik hat. Doch die Räuber sind kampferfahren und ich habe nicht vor meine Leute in das gut befestigte und verteidigte Hauptquartier hinein zu führen, wo zu viele von ihnen ihr Leben verlieren könnten. Das Risiko ist einfach zu groß. Mich treibt um, dass die Bande ihr Revier stetig vergrößert und bald an einem Punkt gelangen wird, an dem sie den Damm viel besser verteidigen kann. Ich scheue den offenen Kampf.“ gesteht er, worauf sie zuversichtlich entgegnet: „Na, dann wissen Sie schon mehr als ich, Herr Offizier. Zudem, Blutvergießen zu scheuen zeugt von Weitsicht, das schätze ich.“ Die beiden sind im Geschäft und sie beginnen umgehend Wissen auszutauschen. Alles was Nico bisher in vielen Wochen Arbeit in Erfahrung bringen konnte, ist in ihrem Kopf gespeichert und innerhalb von wenigen Sekunden abrufbar. Bereits nach kurzer Zeit wird klar, dass es sich bei dem Hinweis in der Kalaßer Kathedrale und den Sagen der Stadt Aranor, um zwei oder mehr getrennte Legenden handeln muss. Nicos Aufgabe am Trinkwassersee betraf bisher nur die Verhinderung weiterer Raubzüge und den Abriss neuer illegaler Dämme, doch unter diesen Umständen ist er bereit die Zerschlagung der Bande auf seine Agenda aufzunehmen, auch wenn er seinen Vorgesetzten Hauptmann Ghidir damit ein wenig übergeht. Die Eigeninitiative wird ihm sicherlich verziehen, wenn er erfolgreich ist. Er und seine neue Geschäftspartnerin beginnen gemeinsam mit der Suche eines Schwachpunktes im Verbund der Räuberbande. Er erklärt ihr wie er bisher in solchen Fällen vorgegangen ist, nämlich mit einer geheimen Infiltrierung, gefolgt von der Entlockung relevanter Informationen, um in einem gezielt koordinierten Kombinationsangriff alle Ziele auf einen Schlag auszuschalten. Hier sieht er jedoch auch die Möglichkeit nur den Anführer auszuschalten und damit die Moral der restlichen Räuber zu brechen. Sie glauben, dass die zweite Variante ausreichend sein wird und zu guten Ergebnissen führen könnte, doch was sie nun benötigen ist echtes Insiderwissen. Nico kann und will sich nicht in die Bande einschleichen und dieses Schicksal auch keinem seiner Kameraden befehlen, wo er es doch selbst am eigenen Leibe erfahren hat. Das ist auch der Grund warum er die erste Variante komplett ablehnt. Sie benötigen einen anderen Weg sich die fehlenden Informationen zu beschaffen, den sie aktuell noch nicht haben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)