Der Held von Aranor von Elnaro (Der König von Kalaß) ================================================================================ Teil 1: Vertrauen ausnutzen --------------------------- Ein paar Tage vergehen, bevor sich Nico wieder mit Kalja in seinem Anwesen trifft. Wie gewohnt sitzen sie Wein trinkend zusammen und besprechen ein paar Details. Es ist ein besonders schwüler Tag und der Alkohol steigt in beiden schnell zu Kopf. „Du wirst es nicht glauben, wie ich Landra vorige Woche in ihrem Zimmer vorgefunden habe, Lani. Sie trug einen blauen Fetzen und ihre Haare waren geflochten. Hattest du was damit zu tun?“ lallt er durch seinen buschigen Bart und Nico fühlt sich ertappt, leugnet es jedoch nicht vollständig: „Ich will nicht lügen, Kalja, mein Freund. Ich hab ihr das Kleid zum Geburtstag besorgt und sie frisieren und schminken lassen.“ Leicht schwankend, steht Kalja auf und erhebt sein zierliches, verziertes Glas, das nur aus Kalaß importiert sein kann. „Das habe ich mir schon gedacht. Ein großes Lob an dich, mein Freund. Ein großes Lob. So glücklich habe ich sie seit Jahren nicht erlebt. Ich danke dir. Und zur Feier des Tages habe ich mich entschlossen dir auch ein Geburtstagsgeschenk zu machen, wann auch immer der sein mag.“ lacht er laut. Der Sklavenhändler wedelt beschwingt mit den Armen. Die beiden wunderschön und wieder einmal knapp bekleideten Schwestern Mina und Kaede betreten den Raum und beginnen zur darauf startenden Musik elegant zu tanzen. Sie funkeln den jungen Betrüger noch stärker an als sonst, fordern ihn dazu auf sich zu erheben und sich zu ihnen zu gesellen. Etwas überrascht kommt Nico ihrer Bitte nach. Die jungen Frauen beginnen um ihn herum zu tanzen, manchmal so nah, dass ein direkter Körperkontakt entsteht. Sie streicheln ihn hin und wieder zärtlich, aber auch flüchtig über die Ärmel seines bunt bestickten lockeren Hemdes und umspielen ihn mir ihren leichten bunten Tüchern. Dem jungen Mann ist das keinesfalls unangenehm. Er steht aufrecht zwischen den beiden und genießt, in sich hinein lächelnd, ihre Aufmerksamkeit. Mina lässt dich sogar dazu hinreißen sich auf die Zehenspitzen zu stellen und ihm einen flüchtigen Kuss auf die Lippen zu geben. Kalja nimmt das alles wohlwollend hin. Er klatscht zweimal in die Hände, was die Musik jäh beendet und sich die Tänzerinnen, leicht außer Atem, links und rechts neben Nico in Position stellen lässt. Zunächst ohne etwas zu sagen, grinst der Gastgeber seinen neuesten Schützling an. Nun doch langsam nervös werdend, streicht sich Nico das Haar aus dem Gesicht. „Was ist los?“ fragt er schließlich etwas verwundert. „Sind jetzt deine.“ lacht Kalja, doch Nico versteht nicht gleich was er damit meint. „Meine was?“ bohrt er nach und der ältere bärtige Mann lacht noch lauter: „Deine Frauen und deine Probleme.“ Der junge Mann sieht nach links und nach rechts in ihre hübschen jungen Gesichter und will erst einmal ihre Meinungen dazu hören: „Wollt ihr das auch? Ich kann euch überhaupt nichts bieten. Ich meine, ich wohne in einen einzelnen kleinen Raum in einer Herberge und ihr in einem Palast.“ „Das macht nichts, Lanidas. Wir wissen was das bedeutet. Wir bekommen das schon hin.“ antwortet Kaede, während Mina begonnen hat am weiten Kragen seines Hemdes herum zu spielen. „Miete dir endlich eine Villa, du Geizhals!“ belehrt ihn Kalja, doch Mina haucht lasziv: „Ich glaub die brauchen wir gar nicht.“ Keine einfache Situation für den eingeschleusten Leutnant. Er kann und will die beiden Frauen nicht ablehnen, doch seine wahre Identität wird er auf Dauer nicht vor ihnen verbergen können. Oder sind Sie vielleicht sogar auf ihn angesetzt, um ihn zu durchleuchten? „Warum tust du das, Kalja?“ fragt er immer noch ungläubig und nun sogar ein wenig misstrauisch. „Mein Junge, du wirst nicht wissen wie es ist, wenn Frauen im Bett den Namen eines anderen flüstern. Natürlich nicht, weil es immer deiner ist, den sie auf den Lippen haben. Du bist auf andere Weise privilegiert als ich. Aus dir wird mal ein großer Mann und große Männer brauchen gute Frauen. Außerdem habe ich noch drei andere. Mir macht es nichts.“ Verliebt und nicht minder erregt nimmt der junge Mann das Angebot, trotz seiner Bedenken, an und die beiden Frauen mit sich nach Hause. Es ist schon spät, doch wie so oft wartet seine Vermieterin, die alte Dame Wanda bereits auf ihn. Wie zu erwarten ist sie außer sich, als sie ihn und seine Begleiterinnen in die Herberge zurückkehren sieht. „Die Weiber kannst du im Rotlichtviertel lassen, du Schwerenöter und betrunken bist du auch schon wieder. So eine Absteige betreibe ich hier nicht. In meinem Haus gibt es drei Regeln: Keine Waffen, keinen Alkohol und keine Huren. Mein Lieber, du hast jetzt gegen jede davon verstoßen. Bessere dich! Es ist noch nicht zu spät für dich. Lass diese Hühner einfach da stehen und scher dich hoch!“ keift sie ihn an. Die ältere der beiden Schwestern macht einen Schritt nach vorn und versucht freundlich zu schlichten: „Guten Abend, die Dame. Mein Name ist Kaede und das ist meine Schwester Mina. Der gute Lanidas hat uns aufgenommen und wir wohnen jetzt bei ihm.“ Doch Wanda zeigt sich unbeeindruckt. „Ach, der gute Lanidas nimmt euch bei sich auf, wo er doch selbst erst mal sein eigenes Leben auf die Reihe kriegen muss? Er ist nie da und wenn doch, ist er besoffen. Sollte er es wider Erwarten mal nicht sein, steht ja genug Fusel in seinem Zimmer herum. “ Nico wusste nicht, dass Wanda so viel von seinem wachsenden Alkoholkonsum mitbekommen hat. Irgendwie scheint sie es immer zu bemerken, wenn er trinkt. Da er auf keinen Fall aus der Herberge fliegen will, versucht er die Alte zu beruhigen: „Es hat sich so ergeben und nun müssen wir nach einer Lösung such--“ „Keine Sorge, Muttelchen. Wir kriegen sein Leben schon auf die Reihe!“ unterbricht Mina. „Er bekommt keinen Wein mehr und dafür viel Liebe, Fürsorge und eine anständige Arbeit.“ Wanda schaut in das zuversichtliche Gesicht, der liebestollen Schönheit und verdreht die Augen. „Als ob“ formt sich in ihrem Geist, doch sie entgegnet schroff: „Na von mir aus. Soll er euch bei sich wohnen lassen. Vielleicht hilft es ja wirklich was. Aber ich sag euch, wenn ihr eure Freier hier anschleppt, schmeiß ich euch beide hochkant aus meiner Herberge, verstanden? Ach, und die Miete erhöhe ich auch, wenn ihr zu dritt das Zimmer bewohnt.“ „Wir sind keine Huren, liebe Vermieterin.“ schreitet Kaede erneut bemüht freundlich ein, doch Wanda nickt sarkastisch: „Wenn du das sagst, leicht bekleidetes Fräulein.“ geht aber trotzdem zur Seite, um sie in die dreistöckige, renovierbedürftige Herberge aus Sandstein einzulassen. Nicos Zimmer ist recht geräumig. Es ist sauber und ordentlich aufgeräumt, wahrscheinlich deshalb, weil er außer ein paar Decken, etwas Wechselkleidung und einer Sammlung leerer und voller Weinflaschen nichts besitzt. Die Grundausstattung des Raumes besteht aus einem schnörkellosen Tisch ohne Stuhl und einem winzigen Bett, das er nicht zu benutzen scheint, denn die Decken liegen auf dem Boden verteilt und auf dem Bett liegen aufgeschlagene Bücher. Die Frauen sehen sich um, zunächst ohne das karge Zimmer zu kommentieren. Die alte Wanda hat keinen Geschmack, das steht fest. Hier fehlt es an mehr als nur weiblichem Charme. „Was ist das hier?“ fragt Mina, ein handgeschriebenes Blatt vom Bett auflesend. Nico fährt in sich zusammen. Das ist der letzte Bericht ans Militär, den er noch einreichen muss. Wie konnte der Idiot ihn nur so achtlos herumliegen lassen? Lieber will er den beiden beichten was er wirklich ist, bevor sie es auf diese Weise erfahren. „Mina warte, bevor du es liest, muss ich euch beiden etwas über mich sagen.“ Doch es ist zu spät und sie beginnt laut vorzulesen: „Etwa fünfhundert Meter südlich der Stadt befindet sich ein unterirdisches Waffenlager, in dem die Söldner und Wachen ausgestattet werden. Es wird von fünf bis sechs Männern bewacht, die blablabla… ist nur langweiliger Kram, der mit der Arbeit zu tun hat.“ Sie wirft den Zettel bei Seite und ruft heiter: „Dein Wein ist viel interessanter, Lani-Hasi! Lasst uns saufen…ich meinte zivilisiert anstoßen und dann miteinander rum…-reden…verdammt. Ich pack es einfach nicht.“ Noch etwas unter Schock setzt sich Nico in die Mitte des Raumes auf seine Decken. „Ich hatte heute schon genug Wein, aber stoß ruhig mit Kaede an, wenn du Lust hast.“ „Und wie viel Lust ist habe, hihi. Wo sind deine Gläser?“ ruft sie erfreut aus. „Hab keine.“ antwortet er knapp, während er sich nach hinten auf den harten Boden legt. Kaede setzt sich neben ihn und beginnt ihm durchs Haar zu streicheln, während ihre jüngere Schwester die Weinflasche öffnet und direkt daraus trinkt. Die jüngere ignorierend sagt Kaede sanft: „Du hast in diesem Zimmer wirklich gar nichts, nicht einmal ein ordentliches Bett. Wir hätten nicht gedacht, dass dein Leben so trist aussieht, Lanidas.“ Er schließt die Augen und entspannt sich durch ihre Zärtlichkeit. Erst einen Moment später erklärt er: „Das ist nicht mein Leben, sondern nur ein Auftrag, Kaede. Ich lerne von Kalja was es über den Sklavenhandel zu lernen gibt und dann bin ich wieder weg. Ich war alleine in der Stadt, da war es mir egal wo ich schlafe. Was soll ich hier mein Geld im Luxus versenken?“ Da werden Minas Ohren spitz: „Du hast also doch welches, richtig? Kalja hatte schon solche Anspielungen gemacht.“ Sie läuft zu ihm und lässt sich neben ihm so geschickt auf die Knie fallen, dass es nicht das geringste Geräusch erzeugt. Sie beugt sich über ihn und will ihn durch bohrenden Augenkontakt zu einer Antwort zwingen, was nicht funktioniert, solange er sie geschlossen hält. Trotzdem antwortet er nach einer kleinen Pause und einem Blinzeln: „Gut möglich.“ „Viel?“ will sie direkt wissen. „Im Vergleich zu Kalja? Geht so.“ antwortet er ausnahmsweise wahrheitsgemäß. Besonders hoch ist sein Sold zwar nicht, hier in Aranor bekommt er jedoch trotzdem eine ganze Menge dafür. Auch wenn die beiden Frauen größere Kosten verursachen werden, sollte das kein Problem für ihn sein. Mina lässt ihre Hand über seine Brust gleiten. Sie ist bester Stimmung. „Ich freue mich schon auf deine Villa in Nalita. Das Klima in der Hauptstadt soll viel besser sein als hier.“ Dann gleitet sie seinen Körper weiter hinab und grinst ihn verschmitzt an, was er mit dem gleichen Gesichtsausdruck erwidert. „Aber morgen kaufen wir erst mal was zu essen und ein anständiges Bett. Das kann die alte Hexe von Vermieterin von mir aus dann behalten, wenn wir abhauen.“ kichert sie, bevor sie sich zu ihm hinab beugt und ihn auf den Mund küsst. Ihre schönen weichen Lippen schmecken nach dem billigen Fusel, den Nico gekauft hat, um sein schlechtes Gewissen verstummen zu lassen. Er hat es nicht geschafft den beiden Frauen die Wahrheit zu sagen, was sein inneres Dilemma verschlimmert. Er plagt sich unter Selbstzweifeln, denn nicht nur die Unterwanderung eines Mannes, der ihm zum Freund geworden ist, belastet ihn. Er ist inzwischen schon zweimal bei Kaljas Leuten aufgeflogen und beide musst er liquidieren, bevor sie ihn verraten konnten. Gut, dass sich Mina und Kaede so hervorragend aufs Trösten verstehen, denn so kann er seine Sorgen auch ohne Alkohol vorerst verdrängen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)