Married with Child von DoD ================================================================================ Kapitel 1: Alltagstrott ----------------------- Seufzend trat sie einen Schritt zurück und betrachtete ihr Werk. Das Regal war sauber, doch auf dem zweiten Brett hatte sie etwas Staub übersehen. Grummelnd bückte sie sich und wischte energisch über die Fläche. Dabei stiess sie unabsichtlich mit ihrem Ellenbogen an die Kante. Der Schmerz zog bis in ihr Genick und sie warf den Staubwedel fluchend hin. Wütend stürmte sie nach draussen und ballte die Händen zu Fäusten. Kurz streifte ihr Blick den grossen Fächer, der neben den Eingang stand, ganz so, als ob sie ihn noch immer jeden Tag brauchen würde. Kurz überlegte sie sich das ganze Haus mit einem Futon-Justsu dem Erdboden gleich zu machen, doch sie fasste sich wieder. Sie hatte sich dazu entschieden. Sie hatte sich entschieden, zu heiraten, ein Kind zu bekommen, dass dummerweise genau so war wie sein Vater und sich in Zukunft um Haushalt und die Hirsche zu kümmern. Und weil sie dummerweise kein Talent für Medizin hatte konnte sie nicht einmal im Krankenhaus arbeiten und hatte somit überhaupt keine Beschäftigung mehr. Was für eine Schmach für sie, eine der stärksten Kunoichi von Suna, Schwester des Kazekagen und Ehefrau des ersten Berater der Nandaime Hokage Naruto Uzumaki. Und weil ihr Ehemann eine so wichtige Stellung im Dorf hatte und sie deswegen kein zweites Kind hatten gab es noch nicht mal jemanden, dem sie ihre Futon-Jutsus beibringen konnte. Shikadai musste ja dummerweise genau nach seinem Vater und Grossvater kommen. Wobei, und dieser Gedanke beruhigte Temari endlich ein wenig, er hatte immerhin das Talent seinen Vater wahrscheinlich zu übertreffen. Und so wie sie Ino und Sakura verstanden hatten, als sie letzten Kaffee trinken und plaudern waren, sah es bei Sarada und Inojin wohl ähnlich aus. Dennoch war sie frustriert, 20 Jahre Ausbildung dafür, dass sie jetzt Staub wischte und ihre beiden Faulpelze bekochte, von denen keiner von beiden Wert auf Pünktlichkeit legte. Sicher, beide hatten einen Höllenrespekt vor ihrem Temperament, aber damit hatte es sich auch schon. Und vom Wolken beobachten wurde kein Haus sauber. Temari seufzte. What a time to be alive. Fast wünschte sie sich einen Kampf, etwas, was sie aufwecken würden, einen Grund aus dieser selbst geschaffenen Lethargie auszubrechen. Trübsinnig starrte sie von sich her und erst spät drang das Kinderlachen an ihre Ohren. Und aus einem Gedankenblitz formte sich eine Idee, wie sie ihre Fähigkeiten nutzen konnte: Sie würde unterrichten. Doch zuerst einmal sollte sie dies mit ihrem Ehemann besprechen. Eine Mitgliedschaft bei der reduzierten, weil weniger gebrauchten Anbu hatte er letztendlich auch abgelehnt. „Ich will nicht, das Shikadai ohne Mutter aufwächst“, hatte er gesagt. Der Faulpelz kannte ihren Schwachpunkt, für den sie als Vollwaise sehr empfänglich war. Seufzend betrat sie das Haus und blickte auf die Uhr. Wenn sie weiterhin in Gedanken versank würde sie noch zu spät ins Stadium kommen. Heute stand schliesslich Shikadais Chunin-Prüfung an, ein Highlight in ihrem Tagesablauf. Und schlagartig wurde ihr bewusst, wie alt sie geworden waren. In diesem Alter hatte sie Shikamaru kennengelernt. Und Gaara gerettet. Und gegen Akatsuki gekämpft. Brütend zog sie sich um und richtete sich die Haare. Immerhin waren sie noch blond und ihre Figur war noch immer sehr in Ordnung. Vielleicht könnte sie dies nutzen, um Shikamaru von ihrem Plan zu überzeugen. Sie grinste sich selbst teuflisch im Spiegel an - dafür war er schliesslich nie zu faul gewesen. Mit neuer Energie verliess sie ihr Zuhause und beschloss aus einer Laune heraus, ihren Fächer mitzunehmen, es erschien ihr nur richtig. Weil sie unter leichtem Zeitdruck stand sprang sie auf das Dach des Hauses und machte sich über die Dächer von Konoha auf den Weg zum Stadium. Shikadai hatte Boruto eben bezwungen, als dieser plötzlich mit Kage Bushin aufwartete und zwar in einer Anzahl, die selbst die seines Vaters in diesem Alter überstieg. Temaris Augenbraue zuckte. Irgendwas stimmte nicht, und als Boruto schliesslich den Kampf gewann, fragte sie sich, was genau ihr komisch vorkam. Doch nicht nur sie hatte offenbar das Gefühl gehabt, dass etwas nicht mit rechten Dingen zuging, sondern auch Naruto. Der stand nun plötzlich neben seinem Sohn und entlarvte ihn als Betrüger. Temari schluckte und auch Sakura neben ihr entwich ein Laut der Überraschung. Gerade als Temari sich Gedanken um Borutos Situation machen wollte, reagierten alle ihre Sinne gleichzeitig. Sie spürte die Erschütterung, roch den Rauch, sah den Angriff, hörte den ohrenbetäubenden Lärm und mehr aus Routine als gewollt wehrte sie den Brocken, der auf sie zuflog mit einem Futon-Jutsu ab. Links von ihr zertrümmerte Sakura einen weiteren Brocken und auch sie schien instinktiv gehandelt zu haben. „Wir müssen die Leute rausschaffen“, rief Sakura ihr zu und Temari nickte. Schnell sah sie in die Arena, Naruto stand einem unbekannten Feind gegenüber, doch sie sah eher ihren Sohn und Mann, wobei sich der Ältere schützend vor Shikadai gestellt hatte. Gaara, der wie die anderen Kagen der Prüfung beiwohnte war ebenfalls damit beschäftigt Trümmerteile von den Zivilisten fernzuhalten. Temari beruhigte sich. Mit der geballten Kraft von Gaara, Naruto, den anderen Kagen und Sasuke, der eben auch aufgetaucht war, musste sie sich keine Sorgen machen. So schnappte sie sich zwei verängstigte Kinder und sprang über die Mauern des Stadiums, dass eher einer Ruine glich. Auf einer Strasse in gebührendem Abstand zum Kampf setzte sie die zwei Knirpse ab, die aufgelöst und schockiert aussahen. Gerade als sie sich entschloss, dass es am besten war die beiden zu Sakura ins Krankenhaus zu bringen, rannte eine unbekannte Frau auf sie zu. In die Kinder kam Bewegung, sie rannten auf ihren kurzen Beinen nun ihrerseits auf die Frau zu und fielen ihr um den Hals. Temaris Mutterinstinkte, die zwar, wie sie immer behauptete, weniger ausgeprägt waren als bei ihren Freundinnen, schalteten sich ein. Offenbar war ihr Job hier erledigt. Sie lief an der kleinen Familie vorbei und bog links ab, als sie einen Ruf hörte, der ihr durch Mark und Bein ging. „Mama!“ Shikadai war nie ein besonders anhängliches Kind gewesen, geschweige den eines, dass viel weinte. Schon als Hosenscheisser schlief er lieber und wenn er wach war, schien ihm alles zu mühsam. Shikamarus Mutter hatte sie lachend beruhigt, scheinbar war das bei den männlichen Nachkommen der Naras völlig normal und Temari hatte den Verdacht, dass ihr Sohn nur so spät laufen gelernt hatte weil es ihn anödete, sich überhaupt zu bewegen. Dafür konnte er vor allen anderen seiner Altersklasse lesen, spielte mit vier Shogi mit seinem Vater und konnte vor der Akademie die Flugbahn eines Kunais berechnen, was dazu führte, dass er in der Akademie völlig unterfordert war und mit seinem Vater Abends über Politik diskutierte. Doch jetzt stand er da und war blass. Er hatte Angst. Ihr Sohn, der alles immer rational durchdachte und klüger war als sie hatte Angst. Und bevor sie reagieren konnte hatte er sie umarmt, mehr noch, er hielt sich an ihr fest und sie vernahm ein Schluchzen. Sanft strich sie ihm über den Kopf. „Alles in Ordnung Shikadai. Dein Vater hat schon ganz andere Situationen gemeistert, ihm geschieht nichts.“ Shikadai sah sie an, mit seinem Gesicht, dass so sehr Shikamaru glich. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht, Mama. Die Brocken fielen in die Zuschauer und ich habe dich nicht mehr gesehen“, erklärte der Kleine hastig. Temari lächelte. Sie vergass manchmal, dass sie wirklich gebraucht wurde. „Ich bringe dich nach Hause Shikadai.“ Doch ihr Sohn schüttelte den Kopf. „Der Nandaime ist in irgendeine andere Dimension verschleppt worden, ich gehe zu Vater, wenn das in Ordnung ist.“ Temari nickte, sie hatte das Pflichtgefühl ihres Sohnes unterschätzt. Sie liess ihn los, er wischte sich mit den Ärmel über die Augen und lächelte sie an, bevor er sich umdrehte und Richtung Stadium zurück lief. Temari hingegen schloss kurz die Augen. Wie hatte sie sich noch vor wenigen Stunden wünschen können, dass so etwas passiert? Schnell sprang die auf das Dach um sich einen Überblick zu schaffen. Gaaras Präsenz war spürbar, bevor sie ihn sah. „Temari, alles in Ordnung?“ Kankuro war sogar noch vor Gaara bei ihr. Sie sah ihre Brüder lächelnd an. „Ja. Wie kann ich helfen?“ Gaara zuckte mit den Schultern. „Naruto ist in einer anderen Dimension, Sasuke und Shikamaru arbeiten daran ihn zurück zu hohlen, ich geh zu ihnen. Such Kakashi, ich nehme an er hat das Sagen.“ Damit drehte sich seine Sandwolke um und Kankuro sah unentschlossen zwischen seinen Geschwistern hin und her. „Ich bleibe hier Gaara. Wir richten hier mehr aus“, sagte er entschlossen und Gaara gab mit einem Handwink zu verstehen, dass er die Entscheidung akzeptierte. Während Gaare mit den anderen Kagen und Shikamaru, Shikadai, Sasuke und Boruto sich zur Rettung von Naruto aufmachten, begaben sich Temari und Kankuro zurück zum Schauplatz des Angriffes und fanden dort Kakashi. Der Kopierninja hatte sich schnell in die Rolle der befehlshabenden Person eingefunden und als sie neben ihn landeten, gab er gerade einer Anbutruppe den Befehl auszuschwärmen. Kurz nickte er den beiden Sunanins zu und sprach sie ohne Begrüssungsfloskeln an. „Ihr könnt helfen die Toten aus den Trümmern zu bergen. Es hat einige unsere Shinobi und Zivilisten erwischt.“ Die Angesprochenen nickten bloss und wandten sich ab. Während Kankuro mit seinen Marionetten die Gesteinsblöcke auf der Ostseite der Tribüne zerkleinerte, zerschnitt Temari auf der Westseite mithilfe ihrer Futon-Jutsus die Trümmer zu kleinen Teilen. Als sie einen der Ausgänge freilegte, sah sie eine kleine Hand unter einem weiteren Trümmerteil. Hastig zerkleinerte sie den Brocken, in der Hoffnung, den Körper des Kindes vielleicht unversehrt vor zu finden. Doch stattdessen fand sie eine Masse vor, die selbst ihr als hart gesottene Kunochi beinahe den Atem verschlug. Der Brocken hatte den kleinen Körper unter sich begraben und zermalmt. Shikadai blitze von ihrem inneren Auge auf und sie schluckte einmal leer, bevor sie ihre Stimme erhob und das Bergungsteam rief. Zweifeln und zaudern brachten ihr nichts, stattdessen wandte sie sich ab und machte mit den nächsten Trümmerteil weiter, wissend, dass sie von dem Bild noch eine Weile verfolgt werden würde. Temari war schon immer eine starke Kunochi gewesen, eine, die viel wegstecken konnte und wenig zweifelte. Sie hatte ihren Frieden mit dem töten in einem Alter gemacht, in dem viele ihrer heutigen Freundinnen noch Mühe damit gehabt hatten. Durch Gaaras frühere Brutalität, oder mehr durch Shukaku, hatte sie einige grausame Tode gesehen. Doch sie hatte diesen Weg akzeptiert, sie hatte den Tod als Teil ihres Lebens akzeptiert. Und nur so hatte sie mit ihren Brüdern mithalten können, mit stoischer Gelassenheit und eisernem Willen. Erst als sie die Tränen auf ihrer Wange bemerkte fiel ihr auf, wie weich sie die letzten Jahre gemacht hatte. Ohne Krieg verlor ihre Maske als Kunochi ihren Sinn und ohne dass sie hätte sagen können wann, war sie schliesslich gefallen. Unwirsch wischte sie sich mit der Hand über das Gesicht und machte mit ihrer Aufgabe weiter, ohne auf ihre Chakrareserven zu achten. Als die Dämmerung anbrach wischte sich Kankuro den Schweiss von der Stirn und suchte seine Schwester. Auch er war vertieft gewesen in seine Aufgabe und auch wenn er nicht wusste, wie viele Leichen Temari gefunden hatte konnte er mit Sicherheit sagen, dass er genug Tote für einen Tag gesehen hatte. Als er seine Schwester nicht ausmachen konnte sprang er auf die andere Seite der Tribüne, wo er sie zuletzt gesehen hatte. Dass Bild, dass sich ihm bot hatte er lange nicht mehr wahrgenommenen: Temari kniete auf einem Bein, sichtlich erschöpft und schwer atmend. Sie reagierte erst, als er die Hand auf die Schulter legte. „Lass mich dich nach Hause bringen.“ Und als ihm seine Schwester ohne Wiederworte folgte wurde ihm bewusst, wie müde sie war. Schweigend liefen sie durch die Gassen und Strassen Konohas, denn um über die Dächer zu springen fehlte ihr die Energie. Stillschweigend kamen sie überein, dass Kankuro bei ihr warten würde. Sie war dankbar, dass ihr Bruder sie ohne Worte verstand und ihr sogar ein Bad einliess. Lustlos und fahrig stocherte sie in den Nudeln herum, die ihr Bruder ihr zubereitet hatte. Auch wenn die meisten Menschen immer der Meinung waren, dass Temari zu Hause in Suna für ihre Brüder gesorgt hätte, war es tatsächlich Kankuro gewesen, der oft gekocht und aufgeräumt hatte. Es lag ihm mehr und Temari hatte nie einen Grund gesehen, ihm dazwischen zu funken. Besonders nach nervenaufreibenden Missionen schienen diese Tätigkeiten ihren Bruder zu beruhigen, etwas, dass sie genau so schätze wie sein Gespür für Menschen. Er schwieg nämlich und hatte nur den Nachrichtensender leicht aufgedreht, der nun bereits zum dritten Mal berichtete, dass Naruto wohlbehalten zurück gekehrt sei. Doch mehr als die Rückkehr des Hokages hatten sie nicht erfahren, Shikamaru war nur kurz zu sehen gewesen und Temari hatte nicht abschätzen können wie es ihm ging. Shikadai hatte sie gar nicht gesehen und so langsam konnte sie das Bild aus dem Stadion nicht mehr verdrängen. Gerade als sie sich der latenten Verzweiflung die sie umgab hingeben wollte hörte sie, wie die Türe sich öffnete. Ihr Ehemann und Sohn standen beide da, leicht angeschlagen, müde, aber unverletzt. Und beide waren überrascht, als sie von Temari in eine Umarmung gezogen wurde. Doch wehren taten sie sich nicht, auch wenn Shikadais Gesichtsausdruck vermuten liess, dass ihm die aufgedrückte Nähe zu viel war. Kankuro lächelte und erhob sich. Er strich dem Jungen kurz über den Kopf und als Shikamaru sich bedankte, winkte er ab. „Ich komme morgen mit Gaara vorbei“, sagte er, zu der Familie gewandt und schloss die Türe hinter sich. Als Shikadai und sein Vater gegessen hatten, wurden beide relativ schnell müde. Nicht einmal ihr geliebtes Shogi konnte sie noch wachhalten und so kam es, dass die Nachtruhe bei der Familie Nara verhältnismässig früh einkehrte. Zumindest bei Vater und Sohn. Temari hingegen lag lange wach und betrachtete ihren Ehemann. Doch erst als er die Stimme erhob, begriff sie, dass er gar nicht geschlafen hatte. „Ist alles in Ordnung?“ Temari nickte im Dunklen. Doch Shikamaru, der ihr wohl nicht ganz glaubte, zog sie an sich und strich ihr beruhigend über den Kopf. „Shikadai geht es gut. Mir geht es gut. Versuch zu vergessen, was du gesehen hast und schlaf“, meinte er zärtlich, ein Tonfall, der nur für sie bestimmt war. Während sie abdriftete, dachte sie darüber nach, wie frustriert sie am Morgen gewesen war. Wenn dieser Tag ihr etwas gezeigt hatte, dann wie dankbar sie für ihr Leben als Nara war, auch wenn es manchmal eintönig schien. Und sie beschloss, diese Ruhe und diesen Frieden in Zukunft mehr zu schätzen. Kapitel 2: Der kleine Unterschied --------------------------------- Ihre blonden Haare fielen über ihre Schulter und wäre sie nicht so geübt gewesen, hätte sie sie wohl mit in den Blumenstrauss gebunden. Ino legte ihre Arbeit nieder und nahm das Zopfband aus ihren Haaren. Hätte sie nicht schon als Kind schmerzlich erfahren, dass ihr ein Pagenschnitt überhaupt nicht stand, dann wäre ihre Mähne schneller ab als sie blinzeln konnte. Auf der anderen Seite steckte beinahe unerhört viel Geld und Zeit in ihrem Haupt, daher würde die Entscheidung wohl doch nicht so leicht fallen. Resolut nahm sie ihr Zopfband aus der blonden Mähne und band diese zu einem grossen Dutt. Sie wusste, sie würde dies am Abend mit Nackenschmerzen bezahlen. Vielleicht sollte sie sich morgens mehr Zeit nehmen und ihre Haare flechten. Ino lächelte. Ihr Vater hatte es immer gemocht, wenn sie Zöpfe trug und auch wenn beinahe ein halbes Leben vergangen war, seit er gestorben war, tat sie sich immer noch schwer damit, ihre Haare zu flechten, weil sie jedes Kompliment an ihn erinnerte. Dumme Sentimentalität. Doch Ino hatte immer gewusst, dass sie nicht gut darin war, ihre Gefühle zu unterdrücken. Sie hatte sogar Mühe gehabt der Entscheidung, Sasuke nach Pains Angriff auf Konhoa zu töten, zuzustimmen, obwohl sie bereits keine Gefühle mehr für ihn gehabt hatte. Deswegen und weil sie das Geschäft ihrer Eltern übernehmen konnte war es für sie wohl auch eher einfach gewesen, aus dem aktiven Dienst aus zu scheiden. Sie liebte ihre Arbeit mit den Blumen und hatte sich zudem auf Heilkräuter spezialisiert, weil sie neben dem grünen Daumen auch ein grosses Interesse an Medizin hatte, auch wenn ihr Sakuras Training und Begabung fehlte. So hatte sie sich ein Berufsfeld gesucht, in dem sie unangefochten die Beste war, den Verlieren gehörte nicht zu ihren Stärken. Immerhin blieb sie so mit ihren alten Teamkameraden in Kontakt, denn sie schickte pünktlich zum Jahrestag deren Ehefrauen Blumensträusse, natürlich mit gefälschten Karten. Und beide kamen auch regelmässig unter dem Jahr vorbei, meistens dann, wenn sie ihre Familie aus beruflichen Gründen vernachlässigt hatten oder einen Rat brauchten. Nur bei Naruto war dies nicht nötig, den egal wie gestresst er als Hokage war, pünktlich eine Woche vor seinem und Hinatas Jahrestag tauchte ein Schattendoppelgänger bei ihr auf und bestellte ein Bouquet, dass, so schien es Ino, jedes Jahr grösser und aufwendiger wurde. Ihre Altersgenossen hatten eine Menge erreicht, doch sie verspürte keinen Neid, denn sie war mehrheitlich zufrieden. Und so führte sie den Blumenladen, während ihr Mann Missionen ausführte, die seine Fähigkeiten entsprachen, hauptsächlich die spärlich auftauchenden Spionageaufträge. Ihr Sohn, der ihr zumindest äusserlich sehr glich, war bereits in jungem Alter in die Fussstapfen seines Vaters getreten. Immerhin hatte sie ihm ihr Familienjutsu beigebracht, auch wenn sie daran zweifelte, dass er es nutzen würde. Zu früh hatte er nach Pinsel und Papier gegriffen und Ino machte sich keine Illusionen - Sais Jutsu war um einiges stärker als ihres, auch wenn sie bewiesen hatte wie nützlich es sein konnte. Beim Gedanken an ihren Sohn runzelte sich ihre Stirne. Nur zu gut hatte sie das gestrige Abendessen in Erinnerung. Inonjin hatte die Akademie abgeschlossen und Sai war zum Glück früher von seiner Mission zurückgekehrt, so dass sie diesen ersten Meilenstein gemeinsam als Familie hatten feiern können. Ino hatte gekocht und dennoch hatte sie das Gefühl gehabt, dass ihr Sohn nicht besonders zufrieden war. Und weil sie den Gefühlspart bei der Erziehung übernahm - Sai war zwar besser geworden, aber er wirkte zum Teil immer noch verwirrt, wenn es um die Irrwege von menschlichen Gefühlen ging - sprach sie ihren Sohn an. „Inojin, ich habe das Gefühl, dass du dich nicht besonders freust, Genin zu sein?“ Ihr Sohn, der bisher vor allem halb abwesend in sein Essen gestarrt hatte, zuckte zusammen. „Ertappt“, dachte sich Ino und bemühte sich um ein einfühlsames, ruhiges Lächeln. Sie wusste, dass sie auf ihn manchmal bedrohlich wirkte, doch dies vor allem, wenn sie sich Sorgen machte oder unzufrieden war. „Nein, es ist nicht so das ich mich nicht freue Mama“, druckste Inojin herum. Offenbar hatte er keine wirkliche Lust, darüber zu sprechen was ihn belastete. Ino zog fragend eine Augenbraue hoch und auch Sai hatte reagiert. Er legte die Stäbchen nieder und lächelte. Dieses Lächeln, das Ino klar deutlich machte, dass er gerade keine Ahnung hatte, was auf emotionaler Ebene vor sich ging. „Na dann ist ja alles gut.“ Als Ino ihn anblickte, halb wütend, halb verwundert fügte er hastig hinzu: „Das hast du gut gemacht Inojin. Ich bin stolz auf dich.“ Offenbar dachte er, sie erwartete, dass er seinen Sohn loben würde und war offensichtlich überrascht ab der Reaktion seiner Frau. Ino konnte nicht anders, sie schlug sich die Hand vor die Stirn. Ja, ihr Ehemann hatte Fortschritte gemacht, aber mit seinem präpubertären Sohn tat er sich schwer. Zumindest wenn es um Gefühle ging, die sich über den Gebrauch seines Jutsus hinausgingen. Und Ino war vor wenigen Wochen noch so stolz auf die beiden gewesen: Inojin hatte wohl eine Krise, was seine Zeichnerei anging. Und hatte sogar darum gebeten, das Jutsu der Yamanaka-Familie zu lernen. Nur zu gerne hatte Ino es ihm beigebracht, schliesslich konnte es im Notfall nicht schaden. Sai hatte Inojin wohl geholfen die Blockade zu lösen, ohne dass sie sich eingemischt hatte - was ihr durchaus viel abverlangt hatte - und sie war sehr zufrieden mit allem gewesen. Schliesslich war ihr Shintenshin no Jutsu ein wichtiger Teil der InoShikaCho-Formation. Musternd sah Ino ihren Sohn an. Hatte seine Laune vielleicht damit zu tun? „Danke Papa“, sagte Inojin und lächelte. Und Inos Augenbraue zuckte: Es war genau das selbe Lächeln, dass sein Vater hatte. Wobei, nein: bei genauerem hinsehen sah sie Traurigkeit in seinen Augen. Der kleine Unterschied. Denn Inojin war ganz klar auch ihr Sohn und hatte wohl auch ihre Unbeherrschtheit in diesem Departement geerbt. „Schluss damit“, sagte sie laut, ihren Plan der Empathie über Bord werfend, „hört sofort beide auf zu lächeln. Inojin, willst du uns nicht sagen, was dich stört? Offenbar liegt dir etwas auf der Seele?“ Sai sah verwirrt aus. Für ihn war das nicht so offensichtlich. „Aber Ino, er hat doch gesagt, dass alles in Ordnung ist.“ „Er hat offenbar geflunkert Schatz“, meinte Ino zynisch und schüttelte den Kopf. Sai seufzte. Menschen waren ihm manchmal immer noch ein Rätsel. Er zog aus seiner rechten Gesässtasche ein kleines schwarzes Buch hervor, nahm seinen Pinsel und schrieb, für Inojin sichtbar „Kinder flunkern“ in das Buch. Dann sah er Ino an. „Aber warum? Wir sind doch seine Familie, er hat keinen Grund zu lügen“, meinte er naiv, an seine Frau gewandt. Dies schien Ino zu beruhigen, denn sie lächelte nun sanft und wandte sich Inojin zu, dem das ganze unangenehm zu sein schien. „Dein Vater hat recht Inojin, Wir sind eine Familie, hier darfst du sagen wie dich fühlst. Ich vermute“, meinte sie, an ihren Mann gewandt, „dass es ihm entweder sehr peinlich ist oder dass es etwas mit seinen Teamkameraden zu tun hat.“ Sai nickte, dass ergab Sinn und er schrieb sich eine Notiz in das Büchlein, bevor er wie Ino seinen Sohn musterte. Unter der geballten Power von vier Augen gab Inojin schliesslich auf. „Ich habe kein Problem mit Shikadai“, erklärte er nachdrücklich. Ino grinste. Ihr Sohn musste echt noch ein bisschen üben bevor sie ihn nicht mehr durchschauen konnte. „Also liegt es an Chouchou.“ Inojin fuhr ertappt hoch und zog dann eine Schnute, bevor die Worte nur so aus ihm heraussprudelten: „Sie nervt Mama. Sie isst nur, will alles befehlen und sie ist zu langsam und schwach. Und wieso müssen wir überhaupt InaShikaCho sein? Nur weil du, Onkel Choji und Onkel Shikamaru zusammen in einem Team gewesen seid?“ Er hatte seine Arme verschränkt und sah sie wütend an, ganz so, als ob seine Mutter an der Misere Schuld wäre. Doch bevor sie Antworten konnte, erhob Sai das Wort. „Ich verstehe dich Inojin. Ich wollte auch nicht mit Naruto und Sakura in einem Team sein.“ Der jüngste Spross der Yamanaka sah seinen Vater entsetzt an. „Aber Papa, du sprichst von Nanadaime Hokage und Sakura. Die beiden sind stark und echt cool.“ Sai lachte auf. „Naruto war ein Idiot als ich kennenlernte. Und Sakura eine hässliche Furie.“ Ino beschloss, das Gespräch laufen zu lassen. Offenbar gab es hier gerade einen Vater-Sohn Moment und sie wusste auch gar nicht, was sie dazu sagen sollte. Sie hoffte, nein sie betete gerade nur, dass Sai das Gespräch in die richtige Richtung drehen würde. Ansonsten würde sie zur Furie werden. „Aber Papa, das kannst du doch nicht sagen“, meinte Inojin entrüstet. Sai hatte grossen Wert darauf gelegt, dass er zumindest im groben eine gewisse hierarchische Erziehung genossen hatte. „Mit Höflichkeit am richtigen Ort kommt man weiter“, hatte Sai ihr gesagt als sie schwanger gewesen war und Ino war baff gewesen, bis sie diesen Satz später in einem Erziehungsratgeber unter Sais Kopfkissen gefunden hatte. Ihr Mann hatte gestanden, dass er diesen von Sakura und Naruto bekommen hatte, damit er mit seinem Sohn weniger Schwierigkeiten hatte als mit ihnen zu Beginn ihrer Teambildung. Irgendwie war Ino gerührt gewesen. „Doch, kann ich. Und ich habe es auch den beiden mehrfach gesagt.“ Sai grinste, wohl dieses mal echt, wie Ino feststellte. Er verschwieg, wie die beiden reagiert hatte. „Aber ich denke heute nicht mehr so.“ Ino fiel ein Stein vom Herzen. Offenbar war er besser geworden als sie dachte. Inojin sah seinen Vater verwundert an. „Was hat sich geändert?“ „Sie haben mich akzeptiert. Und ich sie“, sagte Sai schlicht, „so wurden wir Freunde.“ Inojin sah seinen Vater zweifelnd an und Ino schaltete sich nun doch ein. „Vielleicht hilft es dir, dich auf die guten Seiten von Chouchou zu konzentrieren.“ Der Gesichtsausdruck ihres Sohnes wurde zweifelnder und Ino beschloss, dass sie wohl oder übel deutlicher werden musst. „Also, ich war auch nicht begeistert als ich mit Shikamaru und Choji in ein Team kam“, gestand sie ihrem Sohn. Der sah sie nun interessiert an und Ino sah dies als Zeichen, weiter zu reden. “Shikadais Vater war unheimlich faul und Choji war extrem empfindlich, was sein Gewicht anging. Er ging jedesmal an die Decke wenn ihn jemand fett nannte.“ Ino kicherte. Auch wenn die Zeiten, von denen sie gerade erzählte schon rund 15 Jahre zurücklagen, kam es ihr vor, als wäre es gestern gewesen, als sie ihre erste Mission absolviert hatte. „Und ich war eitel, sauer dass ich nicht mit Sasuke in einem Team war, eifersüchtig auf Sakura und schwach.“ Inojins Blick blieb neutral, „Du bist immer noch ziemlich eitel Mama.“ Er hatte leise gesprochen, doch Ino hatte ihn gehört. Sai hüstelte künstlich, ein deutliches Warnsignal für seinen Sohn, vorsichtig zu sein. Inos Augenbraue zuckte, sein Taktgefühl hatte er definitiv von seinem Vater geerbt. Sie atmete durch und fuhr weiter: „Auf jeden Fall waren wir an Anfang ziemlich unfähig. Aber wir haben gelernt, uns aufeinander zu verlassen und uns auf unsere Stärken zu konzentrieren. Shikamaru zum Beispiel war viel schlauer als ich. Er hatte meist schon einen Plan, wenn ich erst angefangen hatte die Situation zu begreifen. Und heute ist er der erste Berater des Hokage.“ Ino verschwieg, dass sie Naruto in ihrer Kindheit auch für einen ziemlichen Idioten gehalten hatte. „Und ohne Choji wären Shikamaru und ich uns irgendwann an die Kehle gesprungen. Zusammen haben sie mir mehr als einmal aus der Klemme geholfen. Und dank Choji hatten wir uns nie Gedanken um Vorräte machen müssen auf Missionen, er hatte immer genug dabei.“ Inojin war wohl immer noch nicht überzeugt. „Weisst du, in einem Team muss man sich aufeinander verlassen können. Das ist das Wichtigste.“ Ihr Sohn sah nun wieder in seinen Teller, wegen dem Gespräch war sein Reis langsam kalt geworden. „Mama, wann hast du gemerkt, dass ihr ein gutes Team seid?“ Ino sog scharf die Luft ein. Sie hatte es schon immer gewusst, schliesslich kannte sie die Geschichten ihres Vaters von seiner Generation von InoShikaChou und sie wusste, dass es einen Grund hatte, warum sie damals zusammen gesteckt worden waren. Aber das prägendste, was sie für immer verbinden würde, war die Erinnerung an Asumas Tod. „Als unser Sensei im Kampf starb. Uns ging es allen sehr schlecht danach, aber wir haben uns gegenseitig getragen. Und ich bin überzeugt, wenn du Chouchou eine richtige Chance gibst, wird sie eine sehr gute Freundin für dich.“ Inojin hatte den Kopf schief gelegt. Er schien nachzudenken. Und schliesslich sah er seine Eltern an und lächelte, dieses Mal aufrichtig. „Ich denke, ich versuche es. Danke Mama, danke Papa. Wenn ihr erlaubt, dann würde ich jetzt gerne aufstehen.“ Ino nickte und er erhob sich und ging in Richtung Haustüre. „Wo willst du denn hin?“, fragte seine Mutter verwundert. Inojin errötete und antwortete: „Ich will Shikadai und Chouchou fragen, ob wir noch ein bisschen trainieren wollen. Schliesslich bekommen wir morgen unsere erste Mission und ich möchte nicht, dass wir so unfähig sind wie unsere Eltern.“ Ehe Ino explodieren konnte, war der Kleine durch die Türe und rief seinen Eltern noch zu, dass er spätestens um neun zu Hause sein würde. Seine Mutter hingegen liess die Faust auf den Küchentisch prallen und sah ihren Mann an. Der verkniff sich offenbar gerade einen Kommentar und das war auch definitiv besser für ihn.“Dein Sohn ist genau so wie du“, warf sie ihm im besseren Wissen vor und Sai sah sie offen an. „Unser Sohn. Und er hat viel von dir“, antworte Sai stoisch, bevor er aufstand. „Ich hätte mich von deiner rührseligen Rede nämlich nie beeinflussen lassen“, fuhr er fort, als er sich erhob und auf sie zu ging. Bevor Ino antworten konnte, küsste er sie kurz und legte ihr die Hand auf die Schulter. Ino wusste, sie waren ein schräges Paar. Ihre Impulsität prallte eiskalt auf seine teilweise soziale Unfähigkeit. Doch schon zu Beginn ihrer Beziehung, hatte Sai genau gewusst, wie er sie beruhigen musste. Im Bezug auf sie hatte er nie ein Buch gebraucht, er hatte einfach seinen Instinkten vertraut. Sie wusste, dass sie bei weitem nicht die einfachste Frau in Konoha war. Aber es funktionierte. „Ich finde übrigens, dass du eine gute Mutter bist“, meinte Sai beinahe zärtlich und das Lächeln, dass er ihr dabei schenkte war aufrichtig. Er hatte recht. Inojin war seinem Vater zwar ähnlich, aber er hatte auch viel von ihr, leider auch ihren sturen Kopf. Aber auch seine Bereitschaft, seine Meinung zu überdenken. Er war wahrlich das Kind von beiden und Ino hätte ihn nicht anderes gewollt, auch wenn seine direkte Art ziemlich an ihren Nerven zerrte. Und auch wenn sie und Sai ziemlich unterschiedlich waren, verbanden sich ihre jeweiligen Eigenschaften gut in ihrem Sohn. Und darauf, dachte sich Ino als sie die Blumen zusammenband, war sie wirklich stolz. Er würde seinen Weg gehen und sie konnte mit gutem Gewissen sagen, dass er auf das, was kommen würde so gut vorbereitet war, wie sie ihn als Eltern hatten vorbereiten können. Kapitel 3: Konsequenzen ----------------------- Es war in Ordnung gewesen für sie, dass er sie immer wieder verliess. Es war in Ordnung gewesen, als es noch um sie zwei ging, sie hatte es ebenso nach ihrer Hochzeit akzeptiert. Es war noch zumutbar gewesen, als ihr Bauch gewachsen war, dass er nicht die gesamte Zeit an ihrer Seite war (Naruto hatte praktisch Doppelschichten geleistet und hatte sich um zwei schwangere Frauen gekümmert). Er war bei der Geburt dabei gewesen, er war die ersten Wochen bei ihr gewesen. Und dann war er wieder gegangen, zwar in offiziellem Auftrag, aber dennoch. Es war in Ordnung gewesen, solange es um sie ging. Doch das tat es nicht mehr. Und spätestens, seit ihre Tochter an ihrer Liebe (und an ihrer Mutterschaft) gezweifelt hatte, war es eher schwierig für sie, die Umstände zu akzeptieren. Sakura seufzte. Zum Glück hatten sie Sarada davon überzeugen können, dass sie wirklich ihre Mutter war. Sasuke war jetzt bereits wieder zwei Wochen weg und Sakura hatte die erste Phase des Vermissens hinter sich. Dank ihrer eher unüblichen Beziehung hatte sie nämlich einiges über sich gelernt und so liess sich für sie jede Trennung auf Zeit in drei Phasen einteilen: In der Ersten, die etwa zwei Wochen dauerte, vermisste sie ihn körperlich heftig. Sie vermisste es, neben ihm einzuschlafen, aufzuwachen, mit ihm zu sprechen und sie vermisste den Sex. Für Sakura die schlimmste Phase. Dann kam eine Zeit, in der sie sich ablenkte: Mit Sarada, mit Arbeit, Training und Freunden. Es war für sie in diesen Perioden üblich, viel zu putzen, zu forschen und Kaffee mit ihren Freundinnen zu trinken. Oder exzessiv zu trainieren. Hauptsache, sie fiel Abends müde ins Bett. Nach etwa einem Monat hatte sie sich an den Zustand gewöhnt und vermisste ihren Mann vor allem situativ: Abends, wenn sie gerne über ihren Tag geredet hätte. Wenn sie sich gerne mit Sasuke über die Erziehung ausgetauscht hätte. Wenn es regnete und sie sich in eine Decke hüllte, aber gerne noch einen Tee gehabt hätte. Wenn sie sich einsam fühlte, aber niemand Zeit für sie hatte. Doch sie kam damit klar und machte irgendwie weiter. Aber seit Sasuke das letzte Mal gegangen war, war ihr bewusst geworden, dass es nicht mehr nur um sie ging. Sondern auch um ihre Tochter. Und diese Erkenntnis war bitter. Sarada kannte ihren Vater nur flüchtig und dennoch hatte sie so viel von ihm. Sakura dachte des Öfteren, dass Sarada so war, wie Sasuke hätte sein können, wenn er nicht schon im frühen Alter mit dem Sammeln von Traumas angefangen hätte. Sie erkannte sich in ihrer Tochter, dass Temperament konnte sie nicht abstreiten, genau so wie eine gewisse Ungeduld. Und wenn sie sich Saradas Klagen über Boruto so anhörte, dann sah sie in einen ziemlich deutlichen Spiegel. Aber Saradas Ehrgeiz, ihre Art, Dinge auch mit Köpfchen anzugehen, ihre Chakramenge, ihre analytischen und diplomatischen Fähigkeiten sprach sie den Uchiha-Genen zu. Vor allem, seit Sasuke hatte durchblicken lassen, dass das Lächeln seiner Tochter und das seines verstorbenen Bruders ziemlich ähnlich waren. Genau diese Uchiha-Gene wurden langsam aber sicher auch ein Problem, denn sie konnte ihrer Tochter nichts mehr beibringen. Die Kraft, die sie hatte und ihre Fähigkeiten zu Chakrakontrolle hatte Sarada altersgerecht verinnerlicht und für Medizinjutsus zeigte sie nur bedingt Begabung - auch hier war sie ganz wie ihr Vater. Dennoch hatte Sakura ihr zumindest die Grundlagen beigebracht, so dass ihre Tochter wenigstens einen guten Druckverband anlegen konnte - viel mehr brauchte es in diesen vermeintlich friedlichen Zeiten auch nicht, um ihr Mutterherz zu beruhigen. Und das andere Problem würde sie heute eventuell lösen, denn sie hatte mit Sasuke darüber geredet und würde seinen Rat befolgen. Sarada war gerade beim Training gewesen und sie und Sasuke hatten sich in Ruhe unterhalten. Viel gab er nicht preis über seine Mission, doch Sakura hatte auch dringenderes auf dem Herzen. „Sag mal, kannst du nicht etwas länger hierbleiben? Ich glaube, Sarada braucht deinen Hilfe“, sprach sie das Thema an, dass ihr seit ihrem Kampf gegen Shin auf dem Herzen lag. Sasuke sah sie vermeintlich teilnahmelos an, doch Sakura wusste, sie hatte sein Interesse geweckt, denn sie konnte nach all den Jahren minimalste Änderungen seiner Mimik deuten. Seine Stille deutete sie dahin, weiter zu sprechen. „Ich kann Sarada nicht helfen mit dem Sharingan.“ Im Stillen dachte sie, dass das eine der Aufgaben war, die sie ihm nicht abnehmen konnte und es an ihm als Vater lag, seiner Tochter dabei zu helfen, das Kekke Genkai seines Clans zu perfektionieren. Sasuke schüttelt bloss den Kopf, nach den Vorkommnissen der letzten Tagen duldete seine Mission keinen weiteren Aufschub, dass hatte auch Naruto klar befohlen. Oder mehr ihn darum gebeten, sich so schnell wie möglich darum zu kümmern. Und etwas weiteres machte Sasuke Sorgen, den Naruto hatte erwähnt, dass sein Sohn behauptete, seine Augen würden sich ändern und er könnte Dinge sehen, die sonst niemand wahrnahm und auch wenn er keine entsprechende Order hatte, würde er dem nach gehen. Sakura nickte aufgrund seiner Reaktion, doch zufrieden war sie nicht. „Wir müssen einen Weg finden Sasuke. Ich weiss, wie wichtig deine Aufgabe ist, aber sie ist deine Tochter.“ Sasuke verkniff sich die Antwort, dass ihm auch niemand dabei geholfen hatte und er nicht mal eine Mutter gehabt hatte, die sich um ihm kümmerte, als ihm die Lösung für ihr Problem einfiel. Es war so lächerlich einfach, eigentlich hätte seine Frau selbst drauf kommen müssen. „Frag Kakashi“, sagte er kühl und Sakuras Gesichtszüge entspannten sich sichtlich. „Gute Idee. Auch wenn er selbst kein Sharingan mehr hat, abgesehen von dir weiss er am meisten darüber.“ Dann war sie aufgestanden und Sasuke war zufrieden gewesen. Sakura eher weniger, doch sie verbarg ihren Unmut. Natürlich verstand sie ihn, dennoch hätte sie sich gewünscht, dass er sich aktiver einbringen würde. Zwar kannte ihre Tochter den aktuellen Grund, weshalb ihr Vater meist durch Abwesenheit glänzte, doch die jüngere Geschichte des Uchiha-Clans hatte sie nicht gerade als Gutenachtgeschichte erzählt bekommen, eine weitere Aufgabe, die sie wohl alleine bewältigen würde. Doch dafür hatte sie noch Zeit, beziehungsweise, sie beschloss, dieses Problem erst mal zur Seite zu schieben. Fürs Erste ging es darum, ihren ehemaligen Sensei davon zu überzeugen, ihre Tochter zu unterstützen. So verliess sie das Haus und nahm den Spaziergang zu Naruto auf sich, denn bevor sie etwas unternahm, wollte sie seine Rückendeckung. Sie klopfte an die Türe und wartete erst gar nicht auf eine Antwort, diese Unverschämtheit konnte sie sich durchaus leisten. Naruto schaute auf und Shikamaru hob die Hand zum Gruss. „Oi Sakura, was gibt es?“ Der Nanadaime war sichtlich froh über die Unterbrechung und Sakura kam nicht umhin fest zu stellen, wie müde ihr ehemaliger Teamkamerad aussah. „Ich habe eine Bitte Naruto.“ Damit hatte sie nun die endgültige Aufmerksamkeit beider Anwesenden auf sich gezogen und redete deswegen weiter. „Ich wollte Kakashi bitten, Sarada zu trainieren.“ Naruto nickte wissend, wartete aber dennoch mit seiner Antwort. Er sah seinen Berater an, der beide Hände hinter dem Nacken verschränkte, ganz so, wie er es früher getan hatte, wenn er etwas unnötig fand. Auf die unausgesprochene Frage von Naruto antwortete er dennoch. „Kakashi ist momentan nicht auf Mission und in der Anbu ist er auf Reserve. Von dem her habe ich damit kein Problem.“ Naruto nickte und seine hellen Augen blitzen. „Ich bin damit einverstanden Sakura-chan. Allerdings muss er auch wollen.“ Sakura nickte. „Ich wollte mich erst vergewisserten, dass es für dich in Ordnung ist“, meinte sie, bevor sie sich verabschiedete. Als sie gegangen war und sich sicher ausser Hörweite befand, schnaufte Shikamaru hörbar aus. „Sasuke sollte sich selbst um seine Tochter kümmern“, meinte er und es war deutlich zu hören, was er von der Sache hielt. „Sasuke hat andere Aufgaben, die gerade Priorität haben“, beschied Naruto ihm, ohne von den Akten aufzusehen und es hörte sich an, als würde er einem Kind den Unterschied zwischen Kunai und Shuriken erklären. Shikamaru warf ihm einen wütenden, ungesehen Blick zu. Natürlich wusste er das selbst. „Dennoch ist es nicht gut, sein Kind zu vernachlässigen. Das solltest du selbst am besten wissen.“ Naruto entschloss, dass er darauf nicht antworten wollte. Schliesslich kannte er die Meinung seines Sohnes über ihn nur zu gut. Als Sakura zu Kakashi spazierte, wurde sie nervös. Was wenn er ihre Bitte ablehnte? Sie wollte und konnte nicht zulassen, dass Sarada ihr Potenzial nicht ausschöpfte. Zögerlich klopfte sie für ihre Verhältnisse dezent an die Haustüre, doch in ihrer Nervosität hatte sie ihr Chakra nicht richtig kontrolliert und die Türe polterte. Sakura zuckte zusammen, doch Kakashi öffnete die Türe und lächelte unter seiner Maske. „Ah Sakura. Dachte ich mir doch, das liebliche Klopfen konnte nur von dir oder Tsunade sein“, meinte er sarkastisch und bat sie mit einer Geste hinein. Sakura, peinlich berührt, zog ihre Schuhe aus und setze sich an den Küchentisch. „Was willst du?“ fragte Kakashi, ohne ein Getränk anzubieten. Dennoch lächelte er, offenbar erfreut über den Besuch. Oder zumindest neugierig. Bevor sie antworten konnte, stand er auf und holte in der Küche zwei kalte Bier. Sakura verkniff sich den Kommentar, dass es noch zu früh zum trinken war und nahm das Getränk an. „Ich wollte sie darum bitten, Sarada zu trainieren.“ Kakashi nickte. „Das habe ich mir gedacht. War es deine oder Sasukes Idee?“ Sakura zuckte zusammen. Er war noch immer so direkt. „Sasuke hat angeregt, dass ich sie frage Sensei.“ Kakashi nickte abermals und nahm einen Schluck von seinem Bier. „Wer hätte gedacht, dass er soviel Vertrauen in mich setzt“, meinte er und Sakura wusste nicht genau, was sie von seiner Aussage halten sollte. „Sasuke hält grosse Stücke auf sie Sensei“, sagte sie, worauf dieser abwehrend die Hände hob. „Entschuldige Sakura, ich habe nur laut gedacht.“ Dann kehrte Stille ein, keine bedrückende sondern eine, die eintritt wenn zwei Menschen ihren Gedanken nachhängen. Beide nippten an ihrem Bier und dachten an ihre Geschichte mit Sasuke. Kakashi hatte schon lange aufgehört, sich Vorwürfe für eventuelle Versäumnisse seinerseits zu machen. Es brachte ihm nichts und wenn er so die gegenwärtige Lage betrachtete, waren alle drei seiner Schüler den Umständen entsprechend gut heraus gekommen. Er bildete sich keine Meinung zu der Beziehung der Beiden, denn er war der Ansicht, dass er zu wenig wusste. Und fragen entsprach nicht seiner Art. Er räusperte sich und gewann dadurch Sakuras Aufmerksamkeit. „Ist Naruto damit einverstanden, dass sie bereits jetzt Einzelunterricht erhält?“ Die Angesprochene nickte langsam. „Ja, ich war gerade bei ihm, er hat nichts dagegen einzuwenden.“ Kakashi sah sie musternd an. „Bist du denn damit einverstanden?“ Sie sah erschrocken auf. War sie immer noch so einfach zu lesen? „Ich halte es für die beste Lösung in Anbetracht er Umstände“, antwortete sie diplomatisch. Kakashi legte seinen Kopf schräg und musterte sie eingehend. „Aber du hättest dir gewünscht, dass Sasuke sie selbst trainiert.“ Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Sie fühlte sich ertappt. „Ich wusste, auf was ich mich einliess,“ antwortete sie und Kakashi stand auf. „Ja, das hast du wohl. Aber deine Tochter nicht.“ Sakura antwortete nicht. Sie würde sich nicht rechtfertigen, zumindest nicht vor anderen. Ihr ehemaliger Sensei seufzte und kratzte sich am Kopf.„Gut, dann habe ich eigentlich keine Einwände, ihr zumindest soweit zu helfen, dass sie das Sharingan optimal nutzen kann. Aber Sakura“, damit fixierte er sie, „du solltest ihr erklären, warum ich das mache und nicht ihr Vater.“ Sakura nickte und bedankte sich höflich, bevor sie aufstand und versprach, sich zu melden, sobald sie sich mit Sarada und Konohamaru abgesprochen hatte. Kakashi sah ihr nach, als sie ihre Schuhe anzog und war versucht, ihr noch eine Warnung mitzugeben. Doch er wusste, seine ehemaligen Schüler waren erwachsen und so liess er es sein. Sie hätte erleichtert sein müssen, doch stattdessen war sie angespannt. Kurz war sie versucht, Ino zu besuchen und mit ihr die Situation zu besprechen, doch sie verwarf den Gedanken wieder. Es liess sich nicht ändern. Stattdessen beschloss sie, ihre Tochter vom Training abzuholen - damit hatte sie an ihrem freien Tag alles erledigt, was sie sich vorgenommen hatte. Sarada zeigte keine übertriebene Freude, dass ihre Mutter da war, als ihr Sensei das Training beendete. Als Sakura sie dann auch noch bat zu warten, damit sie mit Konohamaru sprechen konnte, wurde sie stutzig. Das Gespräch dauerte zum Glück nicht lange und Sarada bemerkte, wie aufgekratzt ihre Mutter war, als sie nach Hause liefen. Sakura schwieg selten so lange und so kämpfte Sarada mit ihrer Neugierde und mit ihrem Stolz. Die Neugierde gewann. „Mama, was hast du mit Konohamaru-Sensei besprochen?“ Sakura blickte nach unten und sah ihre Tochter, die neben ihr lief, offen an. „Ich habe ihm gesagt, dass du ab sofort einmal die Woche Sondertraining bekommst.“ Sarada war sichtlich verwirrt. „Aber wieso? Ich kann sehr gut mit Mitsuki und Boruto mithalten.“ Sie hatte beleidigt getönt, so dass Sakura sie am Arm festhielt und vor ihr auf die Knie ging. „Ich weiss Sarada. Aber es geht darum, dass du dein Sharingan besser nutzen kannst.“ Die Augen ihrer Tochter wurden gross, doch bevor sie etwas sagen konnte, kam ihr Sakura zuvor. „Der alte Sensei von deinem Vater und mir wird dich trainieren. Er hatte früher auch ein Sharingan, deswegen weiss er viel mehr darüber als ich.“ Sarada schluckte und Sakura lächelte sie traurig an. „Ich weiss, du hast gehofft, dass dein Vater dich trainiert. Doch er muss das tun was er tut, zum Schutz des Dorfes.“ Sarada nickte traurig. Sie stellte nicht mehr in frage, dass ihr Vater sie sehr wohl auf seine Art liebte, seit sie sich ausgesprochen hatten. Dennoch vermisste sie ihn. Und sie war verwundert: „Mama, warum hatte dein Sensei ein Sharingan? Ich dachte, Papa sei der letzte Uchiha?“ Sakura nickte und sie sah ihre Tochter an. „Ich habe eine Idee, komm mit.“ Mit neuer Energie nahm sie Saradas Hand und zog sie in den nächsten Supermarkt. Dort kaufte sie sich ein Bier und ihrer Tochter eine Kleinigkeit zu essen und etwas zum trinken. Lächelnd lief sie hinaus und als Sarada pikiert fragte, wo es denn hingehen soll, lächelte sie nur verschwörerisch. Eine Antwort hatte sie noch nicht erhalten und so war sie eher angesäuert, als ihre Mutter bei einer Steinbank nahe des alten Tores anhiehlt. „Was wollen wir hier Mama“, fragte sie deutlich launisch. Sakura grinste und bedeutete ihr, sich zu setzten. „Ich kann dir die Frage nicht beantworten, die du mir gestellt hast, ohne dir die ganze Geschichte zu erzählen. Und deswegen sind wir hier. Also, Sensei Kakashi hat sein Sharingan von Obito Uchiha bekommen. Und es ihm zurückgegeben. Aber lass mich dir alles von Anfang erzählen. Es begann damit, dass dein Vater, Naruto und ich Team Sieben wurden.“ Als Sakura geendet hatte ihre Tochter in die jüngere Geschichte Konohas einzuweihen, war es bereits Abend geworden. Sarada hatte kichern müssen, als sie verstanden hatte, warum Sakura sie zu dieser Bank gebracht hatte. Doch nun, als die Geschichte zu Ende war, schwiegen beide. Die Dämmerung hatte sich wie eine Decke über das mittlerweile grosse Dorf gelegt, dennoch war es hell genug vom Licht der Läden und Kneipen. Sakura sah sich den blassen Mond an und als Sarada sie ansprach, zuckte sie kurz zusammen. „Du hast Papa wirklich schon immer geliebt, oder Mama?“ Sakura nickte. Dann strich sie ihrer Tochter über den Kopf und meinte: „Lass uns nach Hause gehen.“ Als die beiden neben einander herliefen waren beide in Gedanken versunken, doch Sakura hatte noch etwas auf dem Herzen, dass sie ihrer Tochter unbedingt sagen wollte. „Konohamaru hat mir übrigens gesagt, dass du Hokage werden willst. Dein Vater ist sicher sehr stolz auf dich, wenn es soweit ist.“ Kapitel 4: Idol --------------- Sie hatte nicht geweint an seiner Beerdigung, nicht aufgrund irgendwelcher Regeln, sondern weil sie in einem so grossen Schockzustand war, dass sie sich schlicht leer fühlte. Und in ihrem leeren Kopf gab es keine Synapse, die funktionierte und das Signal zum Weinen auslöste. Also hatte sie nicht geweint. Die ersten Wochen waren bleiern und auch wenn sie es versucht hätte, erinnern konnte sie sich nicht. Nicht das sie glaubte, dass sie etwas getan hätte, was erwähnenswert wäre. Sie hatte wohl einfach funktioniert, zumindest war sie aufgestanden und hatte, ja was eigentlich. Trainiert nicht, weil Lee hauptsächlich im Spital war, um am Krankenbett ihres gemeinsamen Senseis zu warten, dass dieser sich erholen würde. Dass er nie wieder als Ninja arbeiten würde war schnell klar, doch hinter sein überleben stellten die Ärzte unerträglich lange ein Fragezeichen, auch wenn Tenten beim besten Willen nicht sagen konnte, wie lange sie im Unklaren gewesen waren oder wie sich die erlösende Nachricht angefühlt hatte. Oder wie sie reagiert hatte. Sie wusste, wie sie nach aussen freudig gelächelt hatte und Lee umarmt hatte, als dieser ihr Bescheid gegeben hatte, aber wie es sich angefühlt hatte, wusste sie nicht mehr. Es war, als wäre ihr die Fähigkeit sich selbst zu spüren, komplett abhanden gekommen. Ihr Team hatte die meisten Verluste hinnehmen müssen und es gab nicht wenige Tage, an dem sie das mit Wut erfüllt hatte, weil es einfach so verdammt unfair war. Doch irgendwann ging es aufwärts, irgendwie zumindest. Maito Gai kam aus dem Krankenhaus, gebunden an den Rollstuhl, doch das hielt Konohas grünes Biest nicht davon ab, wahnwitzige Trainings anzusetzen. Und so trainierte Tenten wieder mit Lee. Sie war physisch anwesend und machte Fortschritte. Doch in ihrem Kopf war dies kein Training, weil etwas essentielles fehlte: Neji. Ohne ihn schien alles irgendwie nicht so viel Sinn zu machen. Wie alles irgendwie nicht so viel Sinn machte. Aber das Leben ging weiter. Irgendwie. Als sich sein Todestag das erste Mal jährte, war sie um vier Uhr morgens wach. Sie starrte die Decke an, unfähig sich zu bewegen. Sie wollte nicht an sein Grab und dennoch zog sie alles dorthin. Sie wollte seiner Familie nicht begegnen, daher beschloss sie in einem Moment von Motivation, dass es durchaus Sinn machen würde, zu dieser Unzeit zu gehen. Aufstehen, sich ankleiden, Schuhe anziehen, Schriftrolle auf den Rücken schnallen,Türe schliessen. Jeder der sie gesehen hätte wäre wohl der Meinung gewesen, sie ginge auf eine Mission. Nur jenen, die sie wirklich kannten vermochten zu sehen, wie leer ihr Blick war und wie ungewöhnlich und anders ihre Haare ihr über den Rücken fielen. Es dämmerte, als sie den Friedhof betrat. Langsam, fast bedacht schritt sie die Reihen ab, bis sie schliesslich an die Gedenktafel kam. Nejis Name stand neben vielen anderen, beinahe so, als wäre er nur irgendjemand gewesen, der leider im Krieg gefallen war. Sie schüttelte verstimmt den Kopf und ging weiter. Jeder Schritt der sie näher an sein Grab brachte war schwerer als der vorherige. Für jemand, der sich normalerweise durch die Bäume schwang brauchte sie eine Ewigkeit. Und dann stand sie da, die Sonne ging auf, es nieselte leicht und die Luft war noch klamm. Andächtig kniete sie sich nieder und legte ihre Hand auf den Grabstein. Der Stein war kühl und nur die eingravierten Schriftzeichen gaben Aufschluss darauf, wer hier lag. Sie hatte ihn nie besiegen können. Schon als er gerade eben den Kinderschuhen entwachsen war schien er schon besser zu sein als jeder, den sie kannte. Sie wusste wie er auf andere gewirkt hatte, unnahbar, kalt, arrogant, stolz, asozial. Doch sie wusste auch, sie war einige der einzigen Menschen, die ihn wirklich gekannt hatten. Er hatte zugelassen, dass sich zwischen ihnen eine Nähe aufbaute, die sie mit Stolz erfüllt hatte. Sie war die Auserwählte gewesen, die seine Schwächen und seinen trockenen Humor gekannt hatten. Die wusste wie er aussah, wenn er erschöpft war von der Last, die er zu tragen hatte. Die seine Mimik durchschauen konnte, wusste was in ihm vorging. Sie erkannte, wenn er besorgt war. Mehr noch als Lee lernte sie über die Jahre den Menschen hinter der Maske kennen. Und Neji war mehr als die Summe der Vorurteile ihm gegenüber. Sie versuchte, in sich hinein zu hören, suchte nach einem prägenden Gefühl, vielleicht nach einem Impuls zu weinen. Doch da war nichts und alles, eine undefinierbare Masse an Gefühlen, die ausbrechen wollten und gleichzeitig doch nur in ihr tobten. Tenten wusste nicht, wie lange sie stumm da sass und den Grabstein betrachtete. Aus einem Gefühl heraus zog sie ein Kunai aus ihrer hinteren Tasche und steckte es neben dem Grabstein in die Erde. Es war ihr egal, ob die Familie es entfernen würde oder nicht goutierte, es war ihr wichtig. Vielleicht weil sie hoffte, dass es abgewehrt werden würde, vielleicht, weil dies der Grund war, dass sie überhaupt eine Bindung zu ihm aufgebaut hatte: Ihr Training war perfekt aufeinander abgestimmt gewesen. Und plötzlich verstand sie, welches Gefühl in ihr am stärksten war: Vermissen. Im kommenden Jahr fand sie ein wenig ins Leben zurück. Sie lachte, wenn auch nicht aus vollem Herzen, aber sie lachte wieder. Sie ging aus, obwohl sie meistens die einzige Frau ohne Freund war. Sie redete und hörte zu, doch merken konnte sie sich nichts. Sie nahm Missionen an, meistens mit Lee oder Kiba, doch es verschaffte ihr keine Befriedigung, Nuke Nins zur Strecke zu bringen. Aber immerhin nahm sie Dinge wieder wahr, der Regen auf ihrer Haut, die Sonne, die ihren Hinterkopf erwärmte. Der Wind, der an ihren Kleidern zerrte, Sie war noch nicht imstande, dies mit einem Gefühl zu verbinden, aber es ging aufwärts. Als sich sein Todestag dass zweite Mal jährte wachte sie auf, als die Sonne schon aufgegangen war. Das Aufstehen fiel ihr leichter, war aber immer noch anstrengend. Wieder zog sie sich wie automatisch an, schnallte sich die Schriftrolle auf den Rücken, zog ihre Schuhe an. Ihre Haare, ein Stück länger, fiel über die Schulter über ihren Oberkörper und doch hätten jene, die sie kannten in ihren Augen eine beängstigende Leere gesehen. Es war warm an diesem Tag, aber nicht heiss. Sie sah aus, als würde sie vor einer Mission einen Kaffee mit Freundinnen, vielleicht einem Verehrer oder ihrem Freund, trinken gehen. Als sie die Friedhofstüren passierte, wurden ihre Schritte langsamer und der Kloss in ihrem Hals grösser. Sachte tastete sie sich vor, abschätzend wie viel sie sich zumuten konnte. Als sie den Grabstein vor sich hatte, fielen ihr mehrere Dinge auf: Erstens, die Schrift glänzte beinahe und der Stein sah aus, als wäre er neu. Zweitens, es waren Räucherstäbchen entzündet worden und drittens, und sie war wirklich überrascht, in der Erde, oben rechts Steckte ein verwittertes Kunai. Ihr Kunai. Warum es noch nicht entfernt worden war, war ihr mehr als schleierhaft. Sie nahm ganz automatisch den Seiza ein und legte ihre Hand zitternd auf den Stein. Es schien wohl bereits ein Ritual geworden zu sein, doch sie bemerkte gar nicht, wie sie die Prozedur jedes Jahr wiederholte. Sie tat es einfach. Neji hatte sie manchmal dafür belächelt, dass sie ihren Impulsen nachging. Natürlich wusste sie, dass sie von all ihren Freundinnen die grösste Beherrschung und Stoigkeit an den Tag legte, Ino hatte einmal darüber gewitzelt, dass Neji wohl abfärben würde. Tenten hatte es auf den Altersunterschied geschoben und grosszügigerweise Temaris Temperament übersehen, die, obwohl sie gleich alt war, keinen Wert darauf legte dieses nur irgendwie zu zügeln. Zwei Jahre. Sie begann sich zu fragen, was sie in diesen zwei Jahren erreicht hatte und die Antwort war ihr klar: Nicht besonders viel in seinen Augen. Doch sie hatte überlebt, irgendwie. Sie machte weiter, obwohl ihr etwas fehlte, dass sie auch nach all der Zeit die vergangen war nicht besonders gut definieren konnte und vor allem nicht wollte. Unwirsch steckte sie ein Kunai in die Erde und erhob sich, sie war wütend darüber, dass sie seinen Ansprüchen in ihren Vorstellungen nicht genügen würde. Der Gedanke, wie er sie missbilligend ansah verstimmte sie und so beschloss sie, eine neue Tradition einzuführen. An seinem zweiten Todestag betrank sie sich. Das dies passierte, war eher einem Zufall zu verdanken. Sie hatte erst als sie den Friedhof verliess gemerkt, dass sie vergessen hatte zu essen. Deswegen beschloss sie, etwas bei Ichirakus zu besorgen. Und wie es immer war, traf sie dort Naruto, notabene in Begleitung von seiner Freundin Hinata und Sakura. „Oi, Tenten, setzt dich zu uns“; rief Naruto ihr zu, bevor sie umdrehen konnte um ihren Wunsch, alleine zu sein, nachzukommen. So setzte sie ein falsches Lächeln auf und begab sich zu der Gruppe, die nicht am Tresen, sondern an einem der grösseren Tische sass. Eher ungewöhnlich, da noch ziemlich viele Sitzplätze übrig waren und kaum hatte sie ihre Bestellung aufgegeben, drangen mehrer Stimmen an in Ohr. Eine davon war schrecklich bekannt und als sie sich umdrehte, sah sie Lee, der seinen grünen Strampler gegen einen nicht minder hässlichen, aber immerhin dezenteren schwarzen Onesie eingetauscht hatte. Sie fühlte Hinatas Blick auf ihr und bevor ihr wirklich gewahr wurde, in was für eine Veranstaltung sie gerade hineingeraten war, sass Sai zu ihrer rechten, Lee zu ihrer Linken und am Tisch hatte sich offenbar die ganze Gang versammelt, die junge Elite Konohas. Zumindest die, die noch lebten. Sie spürte eine gewisse Bedrücktheit und selbst Akamaru, der neben seinem Herrchen sass, liess die Ohren hängen. Ihr fiel auf, dass sie neugierig gemustert wurde, dezent, doch sie spürte die Blicke und am schlimmsten waren die von Hinata, nicht weil sie musternd waren, sondern weil diese Augen, die sie ansahen und in die sie selbst jetzt, wo sie den Blick erhoben hatte, starrte Nejis so ähnlich waren. Und doch so anders. Den Neji hatte sie selten mit soviel Mitgefühl angesehen und die Traurigkeit, die in dem Blick lag, war eine, die er nie zugelassen hätte, dass sie so öffentlich gesehen wurde. Wobei sich Tenten fragte, ob nur sie und gegenbenfalls Naruto wirklich in diesen Augen lesen konnten, die so ausdrucksvoll waren, wenn man sie erst durchschaut hatte. Es war Shikamaru, der sein Schälchen erhob und Tenten fragte sich, wann genau der Sake auf den Tisch gestellt worden war, wann genau ein Schälchen vor ihr platziert und gefüllt wurde. Und erst als Shikamaru ansetzte zu sprechen wurde ihr klar, warum sich alle versammelt hatten. „Wir trinken heute auf die, die uns begleitet haben, aber nicht mit uns an einem Tisch sitzen können. Wir gedenken jenen, die uns beschützt und gefördert haben. Mögen sie da, wo sie jetzt sind wissen, dass wir sie jeden Tag bei uns haben. Auf die Toten. Auf Asuma. Auf Neji.“ Shino, Kiba, Lee, Naruto, Sakura, Hinata, Ino, Sai, Choji und Shino erhoben ihr Glas und erhoben ihre Stimme erstaunlich synchron. „Auf die Toten.“ Und dann tranken sie. Tenten war baff. Und so bemerkte sie auch nicht, wie alle ausser ihr ihre Schälchen ausgetrunken hatten und sich die Ernsthaftigkeit des Treffens verflüchtigt hatte. „Nanu, Tenten, willst du nicht trinken?“ Lee riss sie aus ihrer Starre, er grinste sie an. Und so setzte Tenten das Schälchen an seine Lippen und trank den Reiswein. Sie sah, wie sich Ino vertrauensvoll an Sai wandte, Naruto den Arm um Hinata legte, was sie leicht erröten liess und Sakura nach der Flasche griff, um sich nachzuschenken. Ohne zu fragen füllte sie Tentens Schale neu auf und sah sie dabei verschwörerisch an. Ganz so, als ob sie verstehen würde, was grad in ihr vorging. Nun, dann war Sakura wirklich schlauer als sie, denn Tenten war immer noch nicht sicher, was sie gerade dachte oder fühlte. Vielleicht würde der Sake helfen. und so setzte sie an und stürzte das Getränk hinunter. „Es ist schön, dass du da bist Tenten“, meinte Lee und legte ihr den Arm um die Schulter. „Wir wussten nicht, ob du das gutheissen würdest, aber wir machen das jetzt schon zum zweiten Mal um den Toten zu gedenken. Tut mir leid, dass ich dich bisher nicht gefragt habe ob du mitkommen willst.“ Tenten nickte bloss, weil sie gar nicht wusste, was sie sagen sollte. Sie wusste allerdings eins mit Sicherheit: Er hätte es nicht goutiert, dass sie sich betrinken würde um ihn zu gedenken. Aber da er nicht da war und der Sake nach mehr schmeckte, was auch Sakura lag, die wohl verhindern wollte, dass ihr Glas leer war, blieb sie sitzen. Und als die Suppen kamen, genoss sie es beinahe. Sie sah Choji, der seine Suppe ohne Bedacht hinunterstürzte, Shikamaru, der sich nonchalant die dadurch verursachten Spritzer von der Weste wischte, Ino, die gekonnt die Haare zurückwarf, Hinata, die kicherte, während Naruto ihr irgendetwas erzählte, Kiba, der Akamaru mit Fleisch fütterte und Shino er das missbilligend betrachtete. Und dann fiel ihr Blick auf Sakura. Sie hatte sie immer beneidet, hauptsächlich deswegen, weil sie Tsunades Schülerin war. Und während sie ihr Sakeschälchen leerte dachte sie darüber nach, dass das einzige, was sie mit ihrem Idol verband der Verlust eines geliebten Menschen war und die Tatsache, dass sie wohl beide Sake mochten. Doch auch Sakura schien der allgemeinen guten Stimmung nicht soviel abgewinnen zu können, zwar lachte sie und scherzte mit Lee, der sie zum einem Date überreden wollte. „Na Sakura-chan, lass das bloss nicht Sasuke hören“, warf Naruto grinsend ein und Tenten begriff: Sakura trank, weil sie an diesem Tag jemanden vermisste. Und das verband sie an diesem Abend mehr als alles andere. Ihre Aufmerksamkeit wurde von Kiba verlangt. „Tenten, ich muss dir echt sagen, offene Haare stehen dir unwahrscheinlich gut“, meinte er und grinste sie an und Tenten, die in diesem Kontext nicht begriff, dass er mit ihr flirtete, strich sich verlegen über ihre Mähne und lächelte. Doch bevor Kiba ihr Gespräch aufnehmen konnte, wandte sich Lee an sie. „Ich finde deine normale Frisur besser. Sie erinnert mich an früher, weisst du.“ Das Lee ebenfalls trauerte wusste sie, auch wenn er es auf seine Art tat. Aber beiden musste bewusst werden, dass es früher nicht mehr gab, dass war die Essenz der Sache. Rational betrachtet war dies das Problem, dass sie lösen mussten, auch wenn sie keine Ahnung hatten wie. Doch gerade im hier und jetzt wurde ihr alles zu fiel. Sie stand auf, stammelte einige Abschiedsfloskeln und trat durch den Vorhang in die Kühle Nacht. Sie wusste nicht, wo sie hin wollte, sie wollte einfach weg. Zurück zu dem Zustand, der solange Status Quo gewesen war. Sie eilte, rannte beinahe und blieb doch stehen, als sie hörte, wie jemand ihren Namen rief. „Tenten!“ Als sie sich umdrehte, starrte sie in grüne Augen und erkannte die Leere, die sie sah. Es war ihre eigene. „Lass uns ein Stück gehen.“ Sakura hatte aufgeschlossen und Tenten folgte ihr einfach. Sie fragte sich, wann sie aufgehört hatte selbständig zu denken, bewusst zu handeln. Sakura lief in eines der neuen Viertel von Konoha und öffnete die Tür zu einem Restaurant, dass Tenten noch nie gesehen hatte. Sie setzten sich in eine Ecke in dem halb gefüllten Raum und Sakura bestellte für beide. Als die Kellnerin Schälchen und die Sakeflasche brachte, schenkte Sakura rigoros ein. „Trink. Rede.“ Tenten sah sie an. „Über was?“, fragte sie mit kratziger Stimme. „Darüber wie es dir geht. Wir machen uns Sorgen Tenten. Seit zwei Jahren läufst du rum wie ein Geist und niemand kommt an dich ran. Ich glaube nicht, das Neji dass gewollt hätte.“ Der letzte Satz machte Tenten wütend. „Ich glaube, du weisst nicht, was er gewollt hätte. Du kanntest ihn gar nicht.“ Sakura nahm ihr den Wind aus den Segeln, als sie lächelte. „Nein, das tat ich nicht. Und ich finde es schade. Aber das ist wohl so, ich habe immer gedacht ich hätte noch ein ganzes Leben um ihn kennen zu lernen.“ Ein ganzes Leben. Tenten schluckte. Das hatte sie auch gedacht. „Tenten, ich habe die Autopsie gemacht. Ich habe den Ring gefunden.“ Etwas in ihr zerbrach. Und gleissendes Licht durchfuhr ihren Kopf, das Atmen viel ihr schwer. Sie starrte die junge Frau vor sich an, die sie mitfühlend ansah. Es gab einen Ring. Es hätte sein können, dieses Leben. Tenten zog den Arm weg, bevor Sakura sie berühren konnte. „Keine Angst, ich habe mit niemandem darüber geredet.“ Das war gut, glaubte sie. Und als sie den Mund aufmachte um etwas zu sagen, spürte sie, wie eine einzelne Träne über ihre Wange floss. Langsam, als hätte sie alle Zeit der Welt. „Ich, also ich, also. Danke.“, murmelte sie. Und Sakura sah sie an. „Erzähl mir von ihm Tenten. Bitte.“ Und Tenten erzählte. Sie erzählte, wie sie unspektakulär zusammen gekommen waren nach seiner Chunninprüfung, wie sie immer sehr diskret damit umgegangen waren, dass sie ein Paar waren. Das sie nie ein Fangirl war, sondern dass sie sich einfach verliebt hatten. Wie sie zusammen gelacht hatten, er eher still, sie laut und frei. Wie besorgt er gewesen war, als sie verletzt wurde auf einer Mission. Wie sehr sie seine Haare gemocht hatte, wie er ihre liebte und sie sie für ihn offen trug. Wie oft sie sich darüber lustig gemacht hatte, dass er nie dreckig wurde. Wie sie immer wieder über eine Zukunft nach dem Krieg geredet hatten, ihr gemeinsames Leben auf später verschoben hatten. Wie sie nicht wusste, was sie jetzt zu tun war, da sie alleine war, wie sie dass Gefühl hatte nicht wirklich zu leben, sondern zu überleben. Und Sakura hörte zu, fragte nach und war da, bis der Wirt sie bat, zu gehen, damit er schliessen konnte. Die Jahre vergingen und Tenten war froh, dass sich Zeit nicht an die Launen der Menschen hielt. Der Schmerz und die Teilnahmslosigkeit blieben, doch sie wurden weniger. Es war mehr eine Begleiterscheinung, doch sie hatte verstanden, dass sie ihr Leben nutzen musste. Als ihre Freundinnen Mütter wurden und Lee Vater wurde (Tenten kannte Metal Lees Mutter, doch auf Bitte von Lee hielt sie dicht, auch wenn ihr die Spekulationen auf die Nerven gingen, besonders weil sie offenbar in Betracht gezogen wurde, etwas, dass sie immer noch nicht wirklich verstand), wusste sie, dass sie eine neue Aufgabe brauchte. Zwar schienen alle Kunochis ihres Jahrgang mit dem Wechsel zur Hausfrau Mühe zu haben, Hinata ausgeschlossen, doch die Zeit, die sie früher zusammen verbracht hatten, war definitiv weniger. Ausnahme bildete hier nur Sakura, die, als Sarada alt und Tsunade nüchtern genug war um auf den Uchiha Spross aufzupassen, sich regelmässig Zeit nahm für Tenten, wohl auch weil der Vater ihres Kindes nicht da war. Gleich und gleich gesellt sich gern und Tenten wusste manchmal nicht, wer die grössere Arschkarte gezogen hatte: sie, die wusste das Neji tot war und damit umgehen konnte, meistens zumindest, oder Sakura, die ein Kind hatte, dessen Vater auf der immer währenden Mission mit sich selbst ins Reine zu kommen und Konoha zu beschützen unterwegs war und von dem Sakura nicht wusste, ob er noch lebte. Die Antwort änderte sich immer wieder, doch als Sasuke für einige Zeit im Dorf war, wusste sie, dass sie gewonnen hatte auch wenn sie diesen Sieg gerne gegen eine Niederlage eingetauscht hätte. Wie das Schicksal manchmal so spielt kam sie an einen kleinen Laden, in dem sie ihr Waffengeschäft eröffnete. Zwar lief es nicht besonders, weil Frieden herrschte, doch Konohamaru schaute regelmässig vorbei um sich neue Kunais zu besorgen und ein Pläuschchen zu halten. Hätte es Tenten nicht besser gewusst, hätte sie gedacht er flirtete mit ihr. Auch Moegi kam, wann immer sie auf Missionen aufbrach, genau so wie andere Ninjas sich immer wieder gerne mit den neuen Produkten in Tentens Laden ausrüsteten. Und Kiba, dessen Ego seit er bei der Polizei war noch unermesslich grösser geworden war, kam regelmässig und bei ihm war sich Tenten sicher, dass er mit ihr flirtete. Für sie war es eine Aufgabe, denn was sich erst spät herausgestellt hatte, war, dass sie in Nejis Testament bedacht gewesen war. Zwar fiel ein Grossteil an seine Famillie, doch mit der Erbschaft musste sie sich zuerst einmal keine Gedanken machen. Tenten lächelte, als sie sich daran erinnerte, wie Hiashi Hyuuga himself sie aufgesucht hatte und sie gefragt hatte, warum sein Neffe sie in seinem Testament bedacht hatte. Als Tenten ihm von ihren Plänen erzählt hatte, hatte Hiashi zufrieden gewirkt. „Ich bin froh dass Neji jemanden geliebt hat“, hatte er mit Blick auf den Ring gesagt, der, so erzählte das Hyuuga Oberhaupt ihr, seiner Mutter gehört hatte. Tenten lächelte. Wenn man Hinata glauben schenken konnte, hatte Hiashi sich seit Nejis Tod stark verändert und war völlig vernarrt in Boruto. Er hatte seiner Tochter auch gesagt, dass er hoffe, dass ihre zweite Schwangerschaft ein Mädchen werde. Tenten lächelte still vor sich hin. Es wäre schön gewesen, wenn Hiashi auch die Möglichkeit gehabt hätte, so auf ihre und Nejis Kinder zu reagieren. Die Sonne brannte und sie wusste, heute würde es ein kurzer Besuch werden, denn sie hatte eine Verabredung. So stand sie an Nejis Grab, vier Kunais steckten in der Erde neben dem Stein und ohne grosse Zeremonie steckte sie ein fünftes hinein. Es war ok. Irgendwie hatte sie sich daran gewöhnt, dass er nicht mehr da war. Sie trauerte noch, sie vermisste ihn - doch ihr Leben ging weiter. Irgendwie. Sie wusste, er würde ihr immer fehlen, doch sie konnte sich nicht dazu durchringen, sich auf jemand anderes richtig einzulassen. Es ging ihr gegen den Strich, etwas, was mit Tsunade verband. Wenn die grosse Liebe im Krieg starb, dann war ein Leben alleine ein adäquater Weg, um nicht nur diese Liebe zu ehren, sondern auch um sich selbst zu verwirklichen. Tenten hatte zwar nicht vor, Hokage zu werden, besonders nicht weil Naruto seinen Job nie aufgeben würde, dennoch hatte sie einen Sinn gefunden, mit ihrem Laden und dem neuen Training, dass genau zur richtigen Zeit gekommen war. In den Himmel blickend stand sie auf, verabschiedete sich von Neji und begab sich in Richtung des Hyuuga Anwesens. Es war ein langweiliger Tag gewesen, als die Türe klingelte und Tenten hatte enorm schlechte Laune. Sie hatte am Morgen festgestellt, dass sich das gemütlichere Leben auf ihre Hüften niederschlug und ihre Lieblingshose zwickte. Als sie, schlecht gelaunt und in ihrer Arbeit des Waffenpolierens unterbrochen, an die Theke trat, blickte sie in bekannte, fliederfarbene Augen, was ihre Laune noch einmal in Richtung Tiefpunkt brachte. „Hanabi, was kann ich für dich tun?“ Die Frage war höflicher als der Tonfall, zwar hegte sie keinen Groll gegen die Hyuuga, aber die Gesamtsituation machte sie gerade stinkig. Besonders weil sie wusste, dass die Besitzer des Byakugans eigentlich keine Waffen brauchten. Umso überraschter war sie, als sie in den Augen einen Schimmer von Scheu sah. Sie setzte ein Lächeln auf, dass ermutigend wirken sollte, doch Hanabi sah eher zu Boden. „Hanabi, wie kann ich dir helfen? Ist alles in Ordnung, ist etwas passiert?“ Tenten war hinter der Theke hervor getreten und fasste Hanabi an die Schulter, worauf diese sie ansah. „Nein, es ist alles in Ordnung. Ich habe bloss eine Bitte.“ Tenten lächelte, dieses Mal echt. Hyuugas und bitten war ein schwieriges Thema, weil es etwas war, was die ganze Familie - Hinata mal wieder ausgenommen, doch die war sowieso seit Geburt mehr Uzumaki, daher passte das schon - nicht besonders gut konnte. Tenten schwieg, sie wollte Hanabis Situation nicht schwieriger machen, als diese für die Jüngere schon war. „Ich wollte dich bitten, mit mir zu trainieren, damit ich mein Byakugan perfektionieren kann.“ Tenten hatte zugestimmt, auf ein Bauchgefühl hörend. Sie vermisste das Training und auch wenn sie nicht mehr regelmässig im Dienst war, es war wichtig in Form zu sein, wenn sie gebraucht wurde. Und so lief sie wie jetzt eben dreimal zur Woche zum Hyuuga Anwesen. Sie stellte sich auf den Trainingsplatz, machte ihre Schriftrolle bereit, Hanabi stand ihr gegenüber, ihr Kekke Genkai aktiviert. Und als Tenten ihren Agriff startete, hallte Hanabis Stimme über den Platz: „Kaiten.“ Und Tenten wusste, dass es sich gelohnt hatte, weiter zu machen. Kapitel 5: Realität ------------------- Es war kurz nach Mitternacht, als sie die Haustüre hörte. Zwar war das Knirschen nur leise, doch für sie, die wach lag und jedem Geräusch in ihrem Haus nach horchte schien es beinahe unerträglich laut. Es entsprach nicht ihrem Charakter, aber sie war genervt und müde. „Habe ich dich geweckt? Tut mir leid, ich habe mich bemüht, leise zu sein.“ Naruto klang müde und versetzte ihr einen Stich, als sie sein Gesicht im fahlen Mondlicht sah. Er sah so müde aus, so dass sie die Züge des energetischen Querkopfes, in die sie sich verliebt hatte, erst suchen musste. Doch als er sie anlächelte, waren sie da und ihre Wut verwandelte sich in Unmut. „Ich war noch wach, es ist nicht deine Schuld“, erklärte sie ihrem Ehemann beinahe zärtlich. Er hatte sich in der Zwischenzeit ausgezogen und legte sich unter die Decke, dass Gesicht ihr zugewandt. „Warum warst du noch wach?“ Hinata lächelte. „Ich konnte nicht schlafen. Ich habe dich vermisst.“ Die Idylle, die sie sich geschaffen hatten, trog ab und zu. Boruto, der bereits mit seinem Team Missionen ausführte, war nur noch selten Zuhause und Himawari stand vor ihrer Aufnahme in die Akademie. So merkte Hinata erst, wie die letzten Jahre vorbei geflogen waren und wie selten sie ihren Ehemann zu Gesicht bekommen hatte. Doch sie nahm es ihm selten übel, schliesslich hatte sie gewusst, worauf sie sich einliess und wenn auch Borutos Verhältnis zu seinem Vater eher ambivalent war, es hatte sich gebessert. Himawari vergötterte ihn, sie war, obwohl sie Hinata aus dem Gesicht geschnitten war, ein totales Papakind. „Tut mir leid, ich wollte die Akten noch fertig kriegen“, nuschelte ihr Ehemann und kuschelte sich tiefer in sein Kissen. Er streckte die Hand aus und strich ihr über den Bauch, knapp am Bund ihrer Shorts vorbei. Hinata sah das Grinsen in seinem Gesicht vor ihren Augen, bevor sie sich umwandte und es tatsächlich in seinen Zügen sah. „Lass uns schlafen“, sagte sie, ohne barsch zu klingen. Sie war schlicht und ergreifend zu müde für Sex, der, wenn sie ehrlich war, doch noch oft vorkam. Wenn man die wenige Zeit bedachte, die sie füreinander hatten. Aber es war wohl einer der Gründe, warum sie noch immer völlig hin und weg von ihrem Mann war, auch wenn dies bei ihren Freundinnen eher Kopfschütteln hervor rief. „Kiba ist heiss. Das kannst du nicht abstreiten.“ Die jüngere Blondine warf ihre Haare zurück und machte eine dramatische Geste in Richtung von Sakura, die die Arme verschränkt hatte und einen missmutigen Gesichtsausdruck hatte. „Nein, ist er nicht. Seine Art ist abstossend.“ Sakura schüttelte sich, während Hinata kicherte. „Früher war er nicht so“, erklärte sie. „Er war mehr wie Naruto, ein Chaot, aber ziemlich beschützend.“ „Ja, sein Job bei der Polizei hat ihm wohl einen Egopush gegeben. Wenn ich nur daran denke wie oft er in den Laden kommt um mit seinen Erfolgen anzugeben. Aber Ino hat recht. Er ist heiss. Dumm nur, dass er das weiss.“ Tenten rührte in ihrem Grüntee und lächelte. Sie äusserte sich selten zu Männern, vor allem deswegen, weil ihre verheirateten Freundinnen immer jemanden andrehen wollten. Auch jetzt schienen sie die Ohren zu spitzen. Doch anstatt Tenten nahmen sie Hinata ins Visier. „Nichts gegen deinen Mann, aber rein optisch hätte ich Kiba Naruto vorgezogen Hinata“, sagte Temari nonchalant und lächelte. Ino nahm die Vorlage, Hinata zu tritzen, gerne wahr. „Stimmt, wenn man bedenkt, wie er hinter dir her war während Naruto blind dabei Sasuke nachzurennen, während der auf seinem Trip war - nichts für ungut Sakura - dann gleicht es beinahe einem Wunder, dass du nicht genascht hast.“ Hinata errötete, zwar nur leicht, aber es reichte, um bei den Anwesenden Frauen ein Kichern auszulösen. „Ach lasst sie doch in Ruhe. Ihr wisst doch alle, das Hinata nur Augen für Naruto hatte und zwar noch bevor der wusste, dass Mädchen existieren.“ Tenten war zur ihrer Verteidigung eingesprungen, was nun Sakura auf den Plan rief. Sie seufzte und massierte sich die Schläfern. „Etwas, was ich bei aller Liebe für dich und Naruto echt nicht verstehe. Ich meine, er war manchmal ein richtiger Idiot.“ Sie lächelte Hinata liebevoll an. „Stimmt, Sai hat letzthin auch so etwas gesagt“, meinte Ino grinsend und beschloss, Sakura zu verschweigen, was genau ihr Mann von ihr gehalten hatte. Nicht dass es ein Geheimnis wäre, schliesslich hatte Sai sich genug in diese Richtung geäussert. Aber Sasuke war erst seit zwei Wochen weg und Sakura dementsprechend leicht reizbar. „Weisst du Hinata, ich finde euch irgendwie fast schon zu kitschig, nicht böse gemeint, aber eure Geschichte ist echt wie ein seichter Icha Icha Roman.“ Temari hatte sich zurückgelehnt, lächelte aber ebenfalls. Ihre Neckereien waren alle nicht böse gemeint und Hinata wusste, sie alle liebten ihre Männer, konnten aber dennoch nicht genau nachvollziehen, wie sehr ihr Herz an Naruto gebunden war. Bis auf eine. „Ich finde es einfach nur schön und ich bin bekanntlich nicht die grösste Romantikerin. Also lassen wir sie doch und reden über was anderes. Ist euch schon aufgefallen, das Konohamaru auffällig oft mit Moegi unterwegs ist?“ Tenten hatte sich geäussert und die Tratschweiber auf eine neue Fährte gebracht. Und auch wenn Hinata wusste, dass Tenten noch viel weniger als sie Interesse daran hatte, wer mit wem und sowieso, war sie froh aus dem Schussfeld zu sein. Und Tenten hatte zudem sich selbst und Hinatas Famillie aus dem Fokus genommen, denn sie beide wussten, dass Konohamaru und Moegi das gleiche verband wie Sakura und Naruto. Aber Hanabi und Konhomaru war eine andere Kategorie, doch durch ihre Flunkerei hatte Tenten dafür gesorgt, dass die Familie Hyuuga heute nicht mehr Thema sein würde. Und dies, vermutete Hinata, war nicht nur ihr geschuldet, sondern auch daran, dass Tenten wohl wenig Lust hatte, über ihr Liebesleben zu reden, dass immer noch massgeblich aus ihrem toten Cousin bestand. Neji und ihr Verhältnis, so schlecht es gewesen war, war ein weiterer Grund warum sie ihren Mann über alles liebte. Er hatte ihr die Möglichkeit gegeben, hinter die Fassade ihres Cousins zu sehen, ihn kennen zu lernen und eine Freundschaft aufzubauen. Sie hatte die zart blühende Beziehung von Tenten und Neji durchaus gesehen, doch sie hatte dezent geschwiegen. Gerne wäre sie gerade in der erste Zeit nach seinem Tod für sie da gewesen, doch die Wahrheit war die: Neji war, nachdem er aufgehört hatte sie für alles verantwortlich zu machen, ihr so nahe gestanden wie ein Bruder. Und diesen Verlust hatte sie zuerst verarbeiten müssen, bevor sie für jemand anderes hatte da sein können. Und Tentens Schwere zu ertragen wäre ihr nicht möglich gewesen. Dafür wussten beide heute, was sie aneinander hatten - denn wann immer eine der beiden ihn vermisste, besprach sie sich mit der Anderen und so war Tenten für Hinata eine der wichtigsten Vertrauenspersonen geworden. Ausserdem war es ihre Fürsprache gewesen, die Hiashi dazu bewegt hatte, mit Tenten zu reden und die Kunais stecken zu lassen. Sie war es auch gewesen, die Hanabi geraten hatte, Tenten zu fragen, als diese vor Jahren zu ihr gekommen war, weil sie ihre Technik perfektionieren wollte. So hatte Hinata aus der stillen Ecke heraus immer Bescheid gewusst, was in Tentens Leben lief. Und sie wusste auch, dass diese die Flirts mit Kiba durchaus erheiternd fand, wenn auch nicht mehr. Hinata war schon immer gut darin gewesen, sich selbst zurück zu stellen und in der zweiten Reihe zu spielen. Nur bei Naruto duldete sie dies nicht, was sich besonders in einer gewissen Kühle äusserte, die sie in den ersten Monaten ihrer Beziehung gegenüber Sakura hatte wallten lassen. Diese hatte sich erst aufgelöst, als sie eine Standpauke der besonderen Art bekam, von einer Seite, von der sie eine solche Ansage nicht erwartet hätte. Sie war auf dem Rückweg vom Friedhof gewesen, als sie ihn sah. Er starrte sie aus dunklen Augen an und Hinata hatte, obwohl sie wusste, dass er ihr nicht feindlich gesinnt war, einen Impuls, in ihre Kampfposition zu gehen. Sasuke hob die Hand, als wolle er sie beruhigen. „Hinata.“ Sie entspannte sich und sah ihm in das Auge, welches nicht von Haaren verdeckt war. Er trug einen weiten Umhang, scheinbar schien er aufbrechen zu wollen. Hinata kam nicht umhin sich zu fragen, warum er ausgerechnet sie aufsuchte. Abwartend sah sie ihn an. Aus ihrer Erfahrung mit Menschen seines Schlages wusste sie, dass sie sowieso bald erfahren würde, was er wollte. Auch Neji hatte man besser nicht mit Fragen gelöchert, sondern einfach sprechen lassen. „Ich erwarte, dass du Sakura gegenüber freundlich bist. Was auch immer zwischen ihr und Naruto war, ist Vergangenheit.“ Damit drehte er sich um und verschwand mit einem Sprung in die Bäume. Hinata lächelte. Sie hatte die Bitte, die er ihr gegenüber ausgesprochen hatte, durchaus verstanden und sie kannte ihn aus Narutos Erzählungen gut genug um zu wissen, dass er sie gebeten hatte, sie einzubinden, ihr zu vertrauen und ihr gegenüber keine weiteren negativen Gefühle zuzulassen. Und so kam es, dass sie Naruto, den sie am Abend traf, darum bat einen Schattendoppelgänger loszuschicken, der Sakura einlud, mit ihnen eine Nudelsuppe zu essen. Und später, als sie und Naruto zusammen gezogen waren und Sarada und Boruto krabbeln lernten, war Sakura bereits Stammgast in ihrer Küche geworden und Hinata hatte verstanden, dass sie nie hätte Angst haben müssen wegen ihrem Mann und seiner besten Freundin. Die Zeit hatte ihr gezeigt, dass die Gefühle, die sie für Naruto gehegte, mit der selben Intensität erwidert wurden. Und wenn auch in der Realität nicht alles rosig war, so war Hinata mehr als zufrieden, wie sich die Dinge für sie entwickelt hatte. Sanft strich sie über das Gesicht ihres Mannes, der in der Zwischenzeit eingeschlafen war. Morgen würde sie aufstehen, Frühstück zubereiten und die Kinder wecken. Sie würde sein Fluchen hören, weil er verschlafen hatte, Shikamaru einen Tee anbieten, weil dieser mal wieder auf den Hokagen warten würde, Boruto tadeln, wenn dieser über seinen Vater motze, Himawari lächelnd erklären, dass ihr Vater leider sehr beschäftigt war und deswegen nicht mit ihr spielen konnte. Sie würde die Wäsche machen, das Haus aufräumen wenn die Kinder ihrem Tagesplan nachging. Am Nachmittag würde sie Sakura besuchen, weil sie wusste, dass diese litt, denn Sasuke war vor wenigen Tagen aufgebrochen. Sie würde bei Tenten vorbei schauen und sie ermutigen, vielleicht Kibas Avancen nachzugeben. Wenn die Zeit reichte, würde sie mit Himawari ihren Vater und Hanabi besuchen und beide würde sie knuddeln und sich nach ihren Fortschritten erkunden. Und alle diese Gedanken, auch wenn es Routine war, erfüllten sie mit einem grossen Glück, eines, dass sie dem Mann neben sich zu verdanken hatte, der sich im Schlaf an ihre Hand schmiegte, eine Reaktion, die sie zufrieden lächeln liess, bevor sie einschlief. Kapitel 6: Unverständnis ------------------------ Sie verstand sie nicht. Und ihn verstand sie manchmal auch nicht. Aber am allerwenigsten verstand sie, weswegen die beiden sich Freunde nannten, beste Freunde schimpften. Schon sie war eine Herausforderung für ihren Freund - Verlobten, aber Ino war noch mal ein anderes Kaliber. Wie immer, wenn sie in letzter Zeit solche Gedanken hegte, schob sie die Begebenheit, das ihr Freund - Verlobter, und Ino so eng waren auf die Tatsache, dass sie beide quasi zusammen aufgewachsen waren. Wann immer die beiden, egal ob zusammen oder unabhängig voneinander, aus ihrer Kindheit erzählten, hatte Temari das Gefühl, das der Nara, Yamanaka und Akamichi Clan eigentlich bloss eine grosse Famillie waren. Es erschien eher, als wäre die drei Geschwister. Attraktive Geschwister, so ehrlich war Temari sich selbst gegenüber auch. Gleichwohl hatte sie Shikamaru nur einmal danach gefragt, ob er und Ino sich mal näher gekommen waren. Die Antwort war ziemlich eindeutig gewesen. Ein verdutzter Blick, ein bleiches Abwinken und das Geständnis, das sie sehr wohl auch ausserhalb von Missionen und Kindesalter einmal eine Nacht zusammen in einem Bett verbracht hatten. Aber die Umstände besagter Nacht hatten Temari eher darin bestätigt, dass sie in der anderen Blondine so gar keine Konkurrenz sehen musste. Verstehen tat sie ino dennoch nicht: Wie zum Teufel konnte diese nur glauben, sie würde in einem Prinzessinenkleid heiraten? Der Tüll erdrückte sie beinahe und das glitzernde Korsett versuchte ihr eine Taille zu formen, wo ganz klar keine war. Temari kannte Ino nun auch gut genug um zu wissen, dass nicht einmal sie so ein Kleid tragen würde. Zu allem übel hätte sie ein Glas auf ihren Brüsten abstellen können und es wäre definitiv stehen geblieben. „Was für ein Ungetüm“, dachte Temari sich nur, als sie ihre Rückenansicht bestaunte: Ihr Po war nicht einmal mehr zu erahnen. So viel Tüll. Getoppt wurde das ganze nur noch von dem grässlichen Schleier, der die Dame, der den Laden gehörte, ihr eben in ihrer halbwegs gezähmten Lockenpracht klammerte. Temari besah sich im Spiegel. Sie befand, dass sie aussah wie ein Törtchen. Und zwar wie ein sehr fetthaltiges, süsses - was sie ziemlich sicher nicht war, wie sie feststellte. Daran war so gar nichts sie. Seufzend raffte sie die Röcke und begab sich nach draussen, auf dieses bescheuerte Podest, damit sie sich nicht nur genau von allen Seiten mustern konnte, sondern auch noch den Kommentaren ihrer Begleiter ausgesetzt war. „Ok, wow. Das ist echt heftig.“ Sakura, mit nettem Lächeln, kurzen Haaren und verschränkten Armen sah sie beinahe mitleidig an. Aber nur beinahe, den ihr Lächeln hatte etwas verschlagenes, ganz so, als ob sie sich bemühte, nicht lauthals loszulachen. Hinata neben ihr sah sieh an. „Du siehst nicht aus wie du.“ Diplomatisch. Tenten, die daneben sass sprach ungewöhnliche klar für ihre Verhältnisse: „Verzeih, aber das Kleid ist so gar nicht dein. Sorry. Ich finds echt schräg.“ Diejenige, die das Schauspiel verbrochen hatte, hielt sich vorerst zurück. Sie stand auf, ganz so, als ob sie Temari erst noch umrunden musste, um sicher zu gehen, dass das Kleid eine schreckliche Fehlentscheidung wäre. Dann schüttlete sie den Kopf. „Nein, das geht so was von überhaupt nicht. Ich werd ihr wohl sagen müssen, dass es nicht geht. Ich wusste, dass schlicht viel besser für dich ist.“ Temari, verdutzt und ein bisschen verstimmt sah sie an: „Was musst du wem sagen Ino? Dein Gebrabbel macht noch weniger Sinn als das“, zischte sie und zeigte auf ihr Kleid. Ino blickte sie offen an. „Shikamarus Mutter. Sie hat mich gebeten, dich von so einem Kleid zu überzeugen, weil sie unbedingt will, dass ihr Sohn eine Prinzessin heiratet. Aber ich hab ihr von Anfang an gesagt, dass das nicht funktionieren wird. also zieh das Ungetüm aus und lass uns schöne Kleider ansehen.“Temari war verdutzt und auch die anderen Frauen sahen Ino erstaunt an. „Ihr wisst wir sind zusammen aufgewachsen und sie hat mich halt gebeten, es zu versuchen, wohl weil Shukaku es sich für ihre Hochzeit damals gewünscht hatte, sie aber schon schwanger war und deswegen kein Korsett tragen konnte oder was weiss ich“, mumelte Ino ohne Punkt und Komma, „und ich hab ihr gesagt, dass das nicht zu Temari passt und sie sich darauf halt einlassen muss, dass ihr Sohn keine Prinzessin heiratet, sondern eine unabhängige Frau. Aber ich hätte mich schlecht gefühlt wenn ichs nicht wenigstens probiert hätte.“ Temari sah sie an und nickte. Sie verstand schon, Traditionen waren halt in alten Clans echt stark verankert und sie war schon froh, dass sie nicht gezwungen war, im Kimono zu heiraten, denn auch wenn Hinata darin wunderbar ausgehsehen hatte, sie bevorzugte Kleider, die irgendwie schlichter waren als das, was sie trug oder einen Kimono mit einem prachtvollen Obi. Das wiederum schob sie darauf, dass ihre Mutter nicht da gewesen war und sie sich um ihre Brüder hatte kümmern müssen, als sie jünger war. Und sie war halt einfach echt praktisch veranlagt. Wieder etwas, was sie an Ino nicht verstand: Wie konnte sie sich als Kunochi nur so eine lange Matte zulegen? Nicht dass ihre Haare praktischer gewesen wären, aber sie konnte sie immerhin irgendwie bändigen, aber Inos Haare gingen ihr praktisch schon bis über die Taille und wenn sie niemanden damit erwürgen wollte, war diese Zierde im Kampf mehr als nur unpraktisch. Wobei Ino ja sowieso eher in der zweiten Reihe kämpfte. Was Temari durchaus imponierte, denn die Reichweite, die Ino im Krieg bewiesen hatte, war fantastisch. Sie erinnerte sich an die Anfänge ihrer Beziehung mit Shikamaru und sie musste zugeben, dass sie die Yamanaka falsch eingeschätzt hatte. Sie hatte, als sie Ino zum ersten Mal gesehen hatte, damals als sie 14 oder so gewesen waren, gedacht, dass sie nur ein dummes Püppchen war, dass bei Gelegenheit sowieso sterben würde. Zudem fand sie ihr Verhalten affig und ihr Selbstvertrauen ging ihr sehr auf die Nerven, vielleicht weil sie in ihr mehrt Bedrohung gesehen hatte als sie sich selbst eingestehen wollte. Mit Sakura hatte sie sich relativ schnell identifizieren können, geliebter Mensch mit Bijou, anderer geliebter Mensch mit Vorliebe für komische Outfits, das passte ganz gut, ausserdem war Sakura eine starke Kämpferin geworden. Hinata war eher durch die ganze Gaara -Naruto Beziehung auf ihrem Schirm aufgetaucht und Tenten hatte sie schon vergessen, als sie nach Konoha gezogen war, beziehungsweise, sie hatte vergessen wie übel sie sie zugerichtet hatte. Um so erstaunter war sie gewesen, als sie die junge Frau wieder getroffen hatte, sie hatte so anders gewirkt: Zuerst war sie wirklich attraktiv geworden, in eine Art, die sie alle in den Schatten stellte. Und diese Schönheit lag - in Temaris Augen - daran, dass ihre ganze Ausstrahlung sich geändert hatte. Sie wirkte irgendwie entrückt, ganz so, als ob sie etwas verloren hätte, dass sie ausmachte. Und erst als Temari Shikamaru darauf angesprochen hatte, irgendwann, in einem unpassenden Moment, nämlich als in zerwühlten Lacken nackt halb in seinem Armen lag, hatte sie begriffen, dass es der Tod war, der Tenten schön machte. Nejis Verlust gab ihr eine mysteriöse Tiefe, die niemand durchdringen konnte. Temari konnte sich deswegen so gut an diese Nacht erinnern, weil sie etwas fundamentales für ihre Beziehung hatte festellen müssen: Ihr Umgang mit dem Tod war sehr gegensätzlich. Shikamaru ging damit offen um. Er erzählte ihr, wie er geweint hatte, als Asuma gestorben war. Wie sehr er gelitten hatte, wie er gedachte, den König zu beschützen, wie er keine Ambitionen hegte, das Dorf als Hokage zu leiten, aber wie er gerne als Berater arbeitete. Auf der anderen Seite sie, die knallhart getötet hatte, wenn es nötig war, die darauf vorbereitet gewesen war zu sterben, die Baki nicht besonders nachgeweint hatte und nur einmal in der Lage gewesen war, wirklich zu weinen, am Grab ihrer Mutter, kurz bevor sie Suna verlassen hatte um nach Konoha zu ziehen. Weil er sie darum gebeten hatte und es für sie die rationalste Lösung schien. „Die Nacht nach Asumas Tod war übrigens die Nacht, die ich und Ino zusammen verbracht haben.“ hatte Shikamaru gesagt und Temari hatte sich auf ihre Unterarme gestützt und ihn fragend angesehen. Wenn sie schon bei unpassenden Themen nach dem Sex waren, dann konnte sie sich die Geschichte auch anhören. Auf ihre stumme Aufforderung hatte Shikamaru angefangen zu erzählen, und eine sanfte Röte hatte sich auf seine Wangen gelegt. „Ino kam nach der Beerdigung zum Haus meiner Eltern. Ich habs nicht geschafft, an die Abdankung von Asuma zu gehen, also hat sie sich wohl Sorgen gemacht. Auf jeden Fall hat meine Mutter sie reingelassen und sie hat nichts gesagt. Das musst du dir mal vorstellen, ich hab es echt erlebt, dass Ino schweigt, damals schien mir das echt unmöglich. Auf jeden Fall hat sie sich zu mir gelegt, mich in den Arm genommen und mich beruhigt bis ich eingeschlafen war. Und am nächsten Tag hat sie mit mir das Grab besucht.“ Temari, die nur froh war, dass sie das Ungetüm aus Stoff und Tüll losgeworden war, grinste sich selbst im Spiegel zu. Hatte sie jeh Bestätigung gebraucht, dass Shikamaru sie wirklich liebte, dann hatte sie diese in diesem Moment erhalten. nicht nur hatte er ihr gegenüber zugegeben, dass er geweint hatte, sondern auch dass er von einer Frau gehalten worden war. Und in diesem Moment hatte sie angefangen, sich intensiv mit Ino zu beschäftigen. Denn Shikamarus Stimme von dieser Nacht klang in ihrem inneren nach: „Es mag komisch klingen, aber gewissermassen hat mich Ino in dieser Nacht davon gerettet, ins Verderben zu rennen. Ich verdanke ihr mein Leben.“ Besagte Lebensretterin stand streckte in diesem Moment ihren Kopf durch den Vorhang. „Temari, ich hab ein Kleid gefunden, magst du es anprobieren? Und Temari hatte, als sie sich umdrehte , das Gefühl als wüsste Ino bereits, dass es das letzte Hochzeitskleid sein würde, dass sie probieren würde. Nein, sie verstand die Freundschaft der beiden manchmal wirklich nicht. Und sie verstand nicht, was Ino an Sai fand. Und sie verstand nicht, was sie und Shikamaru wirklich verband. Doch als sie an Kankuros Arm auf Shikamaru zuging und der standhaft versuchte nicht zu weinen und Ino ihm ein Taschentuch gab, musste sie lächeln, den Kankuro hatte ihr nur Sekunden früher auch eines hingehalten. Und vielleicht, dacht Temari in diesem Moment, war es so einfach: das Band zwischen Geschwister ist nicht fassbar für andere. Kapitel 7: Leere ---------------- Leere. Nichts als alles umfassende Leere. In ihrem Kopf dröhnte das Blut, dass durch ihren Körper floss, ihr Atem ging hektisch, sie funktionierte, ihr Körper hatte das Notfall Programm gestartet, sie würde überleben, weiterleben, dafür sorgten ihre Organe. Ihr Blut floss weiter, durchquerte Venen, Arterien, füllte sie mit Leben.Ihre Haut, geschunden, hielt es davon ab, ausserhalb ihres Körpers zu fliessen. Wenn sie mehr von Medizin verstehen würde, dann hätte sie gewusst, wie der Sauerstoff in ihre Blutbahn gelangte, wie Hormone ausgeschüttet wurden, wie ihre Organe im Überlebensmodus an ihre Grenzen kamen. Doch auch dieses Wissen wäre wohl eher sekundär gewesen im Moment, den Denken fiel ihr gerade schwer. Alles fiel ihr gerade schwer, sie sah das Blut aus seiner Wunde treten, sie spürte, wie sein Arm kühler wurde, sie roch den Geschmack von Tod, sie schmeckte das Blut an ihren Händen, nicht ihres, sie hörte den Schrei und verstand doch nicht, dass es ihr eigener war. Denn dort, wo sich bisher ihre Zukunftspläne befunden hatten, war es leer. Und ihr Herz, das schmerzhaft schnell realisierte, ächzte unter dem Gedanken, dass es diese Zukunft nicht mehr gab. Nie mehr. Und sie dachte, sie würde diesen Moment nie vergessen, diese Intensität, als er und damit ein Teil von ihr unwiederruflich starb. Tenten lächelte. Noch etwas, dass sie sich lange nicht mehr hatte vorstellen können: ehrlich lächeln, so dass es ihre Augen berührte. Es gelang ihr mitlerweile Zeitweise. Sie stand an seinem Grab, das siebte Kunai steckte in der Erde. Sieben Jahre. Solange war es her und sie fühlte, dass es leichter wurde, mit dem Verlust umzugehen. Sie hatte gefunden, was sie brauchte, um ihrem Leben einen Sinn zu geben und dennoch, die Jahre waren an ihr vorbei gezogen. Sie hatte so lange über kein Zeitgefühl verfügt, dass sie nie wusste, wie alt sie wirklich war. Rechnen half ihr und die Kinder, die, als wären sie kleine Pflanzen, wuchsen und gedeihen. Auch die kleine Himawari konnte bereits reden, mehr plappern, mehr noch hatte sich geändert: Sie fühlte sich manchmal alleine. Eine Einsamkeit, die keine Freundschaft füllen konnte, kein Gespräch. Kibas Flirtversuche waren ein Tropfen auf den heissen Stein, denn Tenten wusste, sie könnte sich auf ihn einlassen. Es wäre vielleicht spassig, doch nicht das, was sie sich selbst und besonders ihrem Herz zumuten wollte, dass sich eben erst arrangiert hatte damit, dass es eine leere Stelle mit sich herumtragen würde solange es schlug. Ausserdem, und auch das war eine Veränderung, hatte Tenten beschlossen, dass sie keine Kerbe in seinem Bettgestell werden wollte. Nicht, dass sie die anderen Kerben gestört hätten. Aber ihr Partner in Crime war eben doch ein sehr stolzer, schöner Mann gewesen und mit weniger Klasse wollte sie sich nicht zufrieden geben, egal wie charmant Kiba seine Absichten verbarg und dennoch durchscheinen liess, sie war kein Mädchen mehr Anfangs 20, dass sich von ein bisschen Ruhm und Ehre blenden liess. Und die Angst, dass sie sich, würde sie sich bei einem Mann fallen lassen, sich gefühlsmässig dann doch binden würde, hatte sie. Wer weiss, wie sie reagieren würde, wenn sie wieder jemanden in ihr Leben liess. Immerhin kannte sie nichts anderes als einen Menschen an ihrer Seite, der ihr, neben Liebe und Leidenschaft, tiefen Respekt, Hochachtung und Treue entgegengebracht hatte. Und mit weniger, dass hatte sich Tenten geschworen, würde sie sich nicht zufrieden geben. Auch wenn es ihr Leben dauern würde. Diese Leere würde aushalten. Als sie den Weg zurück zu ihrem Laden ging, wurde ihr klar, dass sie nicht mehr nachvollziehen konnte, wie sich dieser Moment angefühlt hatte, als ihr klar geworden war, dass sie Neji für immer verloren hatte. Sie wusste noch, wie es gewesen war. Aber sie fühlte es nicht mehr, was sie auf eigenartige Weise traurig stimmte. Auf der anderen Seite wusste sie, dass dies ein wichtiger Schritt war. Es gab Platz für andere Emotionen und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, wusste sie dass sie nicht wirklich scharf darauf war, sich jemals wieder zu fühlen. Vielleicht war auch dies ein Grund gewesen, jegliche amourösen Unternehmungen völlig ad acta zu legen. Die Angst, jemals wieder jemanden zu verlieren, der ihr so wichtig gewesen war, liess nicht zu, sich für jemanden zu öffnen. Doch je länger das Ganze her war, desto kleiner wurde das Gefühl und die Sehnsucht nach jemanden, der sie und ihr Herz berührte, wurde grösser. Gleichzeitig fühlte sie sich isoliert, weil sie mit so gar niemandem darüber reden konnte. Niemand in ihrem Bekannten und Freundeskreis war jemals in ihrer Position gewesen und auch wenn sie sich denken konnte, dass der Verlust von Asuma eine tiefe Wunde in Inos Herz gerissen hatte, so wusste sie, dass es nicht vergleichbar war mit dem, was sie verloren hatte. Selbst Hanabi und Hinata befanden sich damit gefühlsmässig in einem anderem Abschnitt, weil ein Famillienmitglied noch einmal etwas anderes war als der geliebte, ausgewählte Mensch selbst. Was Tenten zu diesem Zeitpunkt entging, war, dass es durchaus jemanden gab, der ihre Situation kannte. Doch dies sollte ihr erst viel später einfallen. Als sie das Klopfen an der Ladentüre vernahm, war Tenten gerade im hinteren Teil und schliff zwei Klingen scharf. Sie glichen entfernt denjenigen, die Asuma getragen hatte, waren aber einklappbar und gingen im ersten Moment als verlängerte Pulsschützer aus Leder durch. Erst auf den zweiten Blick lüfteten sie ihre wahre Natur und nur jemand mit viel Talent könnte sie auch nutzen. Sie waren ein Geschenk an Naruto, dass sie von Sakura in Auftrag bekommen hatte. Denn auch wenn die Zeiten friedlich und der Nandaime praktisch unbesiegbar war, hatte Sakura sich entschieden, ihm eine dezente Waffe zu schenken, damit er im Ernstfall gerüstet war. Tenten fand die Prämise ein wenig sinnlos, aber gegen Beschäftigung und Nutzung ihrer Talente hatte sie nichts einzuwenden gehabt. Zudem brachte ihr das ganze eine kleine Summe, die sie zwar nicht dringend brauchte, aber auch nicht verneinte. Sie hatte zudem ein zweites Set geplant, doch dieses für die Auftraggeberin selbst. In Sakuras Fall würde sie mit Senbon arbeite, den feinen Nadeln, welche die Uchiha durchaus - neben ihrem Hang zu brachialer Gewalt- schätzte. Sie begab sie sich in den Verkaufsraum und staunte nicht schlecht, Temari durch die Glastüre zu sehen - mit ihrem Bruder. „Temari, Kankuro. wie kann ich euch behilflich sein?“ fragte sie, nachdem sie die Türe aufgeschlossen, ihre Freundin umarmt und sich vor Kankuro höflich verneigt hatte. „Ich zeige Kankuro bloss ein wenig das Dorf. Gaara hat eine Unterredung mit den Kagen und Shikamaru reicht als Protokollführer. Deswegen hat mein Bruderherz Zeit.“ Kankuro grinste gezwungen bei der Anrede seiner Schwester. „ Und weil dein Ruf als Waffenexpertin bis nach Suna reicht, wollte ich mir dein Laden ansehen. Ich hoffe, wir stören nicht“, sagte Kakuro, höflich. Er hatte, wie Tenten bemerkte, eine warme Stimme, wenn auch ziemlich hell für einen Mann in ihrem Alter. Aber seine Augen, waren freundlich und zeigten keinen Spott, sondern ehrliches Interesse. „Danke. Sucht ihr dann etwas bestimmtes?“ Sie schloss die Türe hinter den Geschwistern wieder ab. Kankuro schien dies in Verlegenheit zu bringen. „Ich wusste nicht, dass du heute geschlossen hast. Es tut mir leid, wir können gerne auch ein anderes Mal wiederkommen.“ Doch Tenten winkte ab. „Für Freunde und Familie habe ich offen. Nur steht mir nach Kundschaft heute nicht so der Sinn und ich war am Morgen auch nicht hier, deswegen hab ich heute geschlossen. Aber bitte sieh dich um.“ Temari hatte einen erschrockenen Gesichtsaudruck und versuchte mit Händen und Füssen, Tenten zu verstehen zu geben, dass sie völlig vergessen hatte, was für ein Tag dass heute war. Kankuro, der auf das stumme Schauspiel seiner Schwester und Tenten aufmerksam geworden war, drehte sich vom Regal ab und legte das Kunai, dass er eben begutachtet hatte wieder hin. „Was ist los Temari? Veräppelst du mich?“ Temari schüttelte schuldbewusst den Kopf. „Ich hab bloss vergessen, was für ein Tag heute ist. Tenten es tut mir so leid, wenn du willst, gehen wir.“ Jetzt war auch Tenten die Situation mehr als unangenehm. „Nein, vergiss es. Wie gesagt, Freunde und Familie sind immer willkommen.“ „Was ist den heute für ein Tag? Hast du Geburtstag?“, fragte Kankuro, sicher in der guten Absicht, das Gespräch weniger merkwürdig zu machen. Da beide Frauen gleichzeitig erstarrten und Temari ihm einen Blick zuwarf, der nur Geschwister voneinander kannten, wusste er, dass er mehr als nur falsch lag. „Nein, ich habe nicht Geburtstag. Und wie bereits gesagt, seht euch um“, sagte Tenten mit belegter Stimme. Als sie sich umdrehte und Kankuro sie ansah, sah er das schlechteste falsche Lächeln, dass er jemals gesehen hatte. Und entgegen seiner Erziehung und seines besseren Wissen musste er leise lachen. „Ich bitte dich Tenten, ich mag dich nicht kennen, aber dein Lächeln ist echt schlecht. Lass mich meine Wenigkeit und Temari entschuldigen und dich zum Essen einladen.“ Temari, milde erschrocken über Kankuros subtile Charme Offensive, schwieg. Tenten sah ihn unschlüssig an, ganz so als wüsste sie nicht, ob sie verstimmt oder erfreut sein sollte. „Oder wir machen es so: Du begleitest uns zum Essen, dafür komm ich übermorgen vorbei und wir sprechen über deine Waffen. Es gibt da etwas, dass ich gerne hätte und ich glaube, nun ja, ich bin fast sicher, dass du in der Lage bist, es herzustellen.“ Kankuro kratze sich mit der rechten Hand am Hinterkopf und wirkte tatsächlich verlegen. Tenten musterte ihn kurz, aber ihre Gesichtszüge waren deutlich entspannter. „Einverstanden. Aber keine Ramnen wenn es geht. Ich habe bin gegen Abend wieder verabredet, aber für ein Essen hab ich Zeit. ich hohl nur kurz meine Sachen.“ Als sie sich nach abgedreht hatte, sah Temari ihren Bruder an. Dieser sah Tenten nach und wirkte ebenfalls entspannter. Als er den Blick seiner Schwester auffing, grinste er ihr zu. Temari schüttelte bloss den Kopf. irgendwie wollte sie gar nicht wissen, was genau in seinem Kopf vorging. Das ihm Tenten zusagte, war offensichtlich, doch sie befürchtete, dass er sich dieses Mal ordentlich verrannte. Natürlich war ihr aufgefallen, dass Tenten wieder an Lebenslust gewonnen hatte, besonders in den letzten zwei Jahren. Aber dennoch glaubte sie nicht, dass ihre Freundin wirklich auf Interesse von Männern einging. Ihre Haltung zu Kiba, der ihr in regelmässigen Abständen den Hof machte, war noch deutlich in ihren Ohren. Aber vielleicht interpretierte sie einfach zu viel in die Situation hinein. Schliesslich wusste sie, dass ihr Bruder ziemlich viel Feingefühl hatte und Menschen gerne half, aus ihrem Trübsinn auszubrechen. Musste wohl ein Überbleibsel aus der Zeit sein, in der Gaara sich in anderen Sphären bewegt hatte. Ihre Gedanken bei Seite wischend sah sie ihren Bruder an und grinste zurück. „Sag mal, Kankuro, wenn du Tenten einlädst, gilt das dann auch für deine geliebte grosse Schwester?“ Kankuro seufzte ergeben und nickte. „Man könnte meinen, dein Mann hat nicht genug Geld, wenn du dich bei deinem Bruder durchschnorren musst“, zog er seinerseits seine Schwester auf. „Sparsamkeit ist eine Tugend und im Gegensatz zu mir hast du kein Kind, das ständig irgendwelchen neuen Kram will. Wenn ich nur daran denke, wieviel seine dummen Spiele kosten, werde ich wieder wütend. Ausserdem weiss ich, dass du von unserem Bruder gut bezahlt wirst.“ Kankuro lachte laut auf. „Soll ich mit dem Nandaime reden, damit dein mann ein Bonus kriegt? Ich hatte bisher nicht das Gefühl, dass ihr am Hungertuch nagt. klar, das Anwesen riecht dezent nach Hirschen, aber“, Kankuro wurde jäh unterbrochen. „Ach sei doch still“, lachte Temari nun ebenfalls und Tenten, die in der Zwischenzeit ihre Sachen beisammen hatte, blickte von einem Geschwisterteil zum anderen. „Ich wäre dann soweit, falls ihr es euch leisten könnt“, meinte sie schmunzelnd und zu dritt verliessen sie den Waffenladen. „Konoha hat sich wirklich verändert“, meinte Kankuro, als sie sich in dem Burgerladen befanden, der normalerweise als Treffpunkt für die junge Generation diente. „Ja, es ist definitiv anders als damals, als wir Chunin wurden“, meinte Tenten und griff nach ihren Pommes Frites. Temari lächelte. „Schon in den Jahren, den ich hier bin hab ich das Gefühl, dass das Dorf aus allen Nähten platzt. Aber das ist schon gut so. Shikamaru sagt immer, das Wohlstand ein Zeichen von Frieden ist, von dem her können wir uns glücklich schätzen.“ Tenten nickte. Sie schwiegen eine Weile, eine angenehmes Schweigen notabene und ihre Stille wurde auch nur unterbrochen, weil eine helle Stimme sie ansprach. „Mama, Onkel Kankuro, was macht ihr den hier?“ Shikadai, in Begleitung von Chouchou, Inojin, Boruto und Sarda und Mizuki standen am Tisch. Temari umarmte ihren Sohn schnell, so dass dieser nicht in Verlegenheit geriet. Kankuro klopfte ihm nur auf die Schultern. „Treffen der Kagen, sie brüten irgendeine neue Wirtschaftsallianz aus, nichts spannendes“, sagte sein Onkel. Er begrüsste die anderen Kinder mit einem Nicken, dass diese mehr oder weniger schüchtern erwiderten. Chouchou, die bekanntlich nicht auf den Kopf gefallen war sah Shikadai strafend an. „Wie konntest du mir verschweigen, dass dein Onkel so gut aussieht, Shikadai? Der ist ja fast schon so zum Anbeissen, wie Saradas Vater.“ Shikadai lief rot an, doch wie Tenten mit einem Lachen bemerkte, war er nicht der einzige: Auch Kankuro wusste nicht so recht, wie er auf das Kompliment des knapp noch präpubertären Mädchens reagieren sollte. Temari grinste nur. Sie mochte Chojis und Karuis Tochter, gerade wegen ihrer unverblümten Art. „Chouchou, dass liegt daran, dass meine Brüder beide in Suna wohnen. Sie sind nicht so oft da und weil ihnen die Frauen schon zuhause nachlaufen, versuchen wir hier sie ein wenig zu schützen.“ Temari zwinkerte dem Mädchen zu, die die Erklärung als solche annahm. Nur Kankuro wurde noch einen Ton röter und sah seine Schwester verbissen an. Tenten hingegen konnte nun nicht mehr anders, als zu lachen. Der Rest der Kinder, die nicht ganz so präpubeträr waren wie Chuchou, zuckten bloss mit den Schultern und verabschiedeten sich und setzten sich am anderen Ende des Restaurants hin. Shiakdai versprach seiner Mutter, heute pünktlich zum essen daheim zu sein und zog ab zu seinen Freunden, nicht ohne seinem Onkel einen entschuldigenden Blick zuzuwerfen. „Ganz schön vorlaut die Kleine.“ Kankuros Hautton war wieder blasser. Tenten nickte und Temari lächelte amüsiert. „Sie hat manchmal echt keinen Filter, aber sie tut den beiden Jungs gut“, erklärte sie, bevor sie die letzten Reste ihres Burgers verspeiste. „Shikadai ist ganz schön gross geworden“, meinte Tenten, die die Kinder nur sporadisch sah. Kankuro nickte. „Und er schlägt schwer nach seinem Vater“, meinte Kankuro lächelnd. Tenten stimmte ihm zu. „Du kennst ihn ziemlich gut, nicht?“ Kankuro wandte sich ihr zu. „Naja, wir waren ein Team und sind Geschwister, also ist es nur normal, dass ich so einen engen Kontakt zu meiner Familie haben. Ich dachte eigentlich, dass ist normal. Was ist mit dir, siehst du deinen Teamkameraden noch regelmässig?“ Tenten verstummte kurz. „Ja, ich sehe Lee ab und zu, aber nicht mehr so häufig, seit ich mich aus dem aktiven Dienst zurück gezogen habe. Er und Maito Gai sind allerdings immer noch ziemlich fixiert aufeinander.“ Sie lächelte, als sie an ihre Teamkameraden dachte. „Die Wege waren halt unterschiedlich, ich schätze das gehört dazu.“ Kankuro nickte und gerade, als er weiter fragen wollte, bemerkte er, dass Temari ihm einen warnenden Blick zuwarf. So zog er es vor zu schweigen. Sie verbachten den Nachmittag zusammen und zeigten Kankuro die neuen Viertel des Dorfes, statteten dem Hokagefelsn einen Besuch ab („Wie konnte Naruto bitte nicht begreifen, wer sein Vater war? Die beiden sehen in Stein gehauen aus wie Zwillinge!“) und trafen auf Kiba, der sie alle höflich begrüsste und Tenten versprach, demnächst wieder vorbei zu kommen, weil er einen Satz neue Kunais brauchte. Tenten nickte, streichelte aber hauptsächlich Akamaru. Als der Abend langsam anbrach, verabschiedete Tenten sich von den beiden. „Danke für den schönen Nachmittag. ich muss jetzt leider zum Hyuugaanwesen. Wir sehen uns ja bald“, meinte sie und umarmte Temari. Vor Kankuro verneigte sie sich leicht und er tat es ihr gleich. „Wir sehen uns übermorgen. Ich wünsche dir einen schönen Abend, Tenten.“ Nachdem die Geschwister alleine waren und den Weg zum Nara Anwesen einschlugen, fühlte Kankuro Temari auf den Zahn. „Ok, raus mit der Sprache Schwesterherz. Was hast du heute vergessen?“ Temari sah ihn an und war im ersten Moment ahnungslos, was er meinte. „Ach du meinst wegen Tenten. Naja, ich weiss gar nicht, ob ich es dir sagen soll.“ Sie war sich wirklich nicht sicher. Irgendwie schien es ihr unpassend, doch gegen den fragenden, halb drängenden, halb bittenden Blick ihres Bruders war sie schon immer machtlos gewesen. „Es ist Nejis Todestag. Und Tenten ist dann immer ein wenig, naja, unpässlich“, meinte sie ruhig. „Da fällt mir ein, wir werden heute wohl auf Shikamaru verzichten müssen und Besuch haben. Ich hoffe, es stört dich nicht.“ Kankuro sah sie fragend an. „Sie gedenken an diesem Tag immer den Toten des Krieges, naja, denen, die ihnen nahestanden, also Neji und Asuma. Ich babysitte die Kinder, wir haben alle genug Platz. Und ich nehme an, Shikamaru wird heute erst spät nach Hause kommen.“ Kankuro nickte. „Wenn du mitgehen willst, dann kann ich auch auf Shikadai und die anderen Kinder aufpassen“, bot er an, doch seine Schwester schüttelte den Kopf. „Nein, ich glaube, dass ich da stören würde. Das machen die Konohateams unter sich, weisst du. Passt auch ganz gut für mich, ich glaube, ich kann auch gar nicht nachvollziehen, wie es ist. Ich meine, ich kann mir nicht vorstellen ohne Shikamaru zu leben und da muss ich nicht dabei sein, wenn Lee und Tenten Neji gedenken.“ Kankuro stutze. Temari sah ihn an, offen und ehrlich. „Hör mal, es geht dich zwar nichts an und ich weiss, sie gefällt dir, aber sie und Neji waren verlobt. Und sie hatte echt zu beissen daran, dass er tot ist, also viellleicht“, sie liess den Satz offen, doch Kankuro verstand auch so, allerdings hatte er keine Musse, dem Rat nachzugehen. „Danke Temari. Ich werde aufpassen, was ich sage“, meinte er leichthin und verfiel darauf wieder in Schweigen. Tenten war erschöpft und verschwitzt. Hanabi hatte jede einzelne Waffe abgewehrt und auch Hiashi schien sehr zufrieden zu sein mit ihrem Training. „Deine ABwehr ist praktisch lückenlos“, rief er seiner Tochter zu und Hanabi lächelte ihn an. „Ohne Tentens Hilfe wäre das nicht möglich gewesen“, rief sie zurück und Tenten errötete leicht. Sie machte das Training ja auch für sich. „Ist es dir recht ,wenn ich nächstes Mal eine neue Waffe teste?“, fragte sie Hanabi. Diese nickte. „Was für eine denn?“ „Es sind Chakraklingen, ein Geschenk für Naruto“, erklärte Tenten und Hanbi zeigte sich sichtlich erfreut darüber, dass sie an sie gedacht hatte. „Auf jeden Fall. ich wünsch dir noch einen schönen Abend“, sagte sie höflich und Tenten verabschiedete sich ebenfalls. Sie musste unbedingt noch duschen, bevor sie sich mit den anderen traf. Ihre Haaren waren noch feucht, als sie über ihren Rücken fielen. „Entschuldigt die Verspätung, das Training hat länger gedauert“, erklärte sie und da sie die letzte war, setzte sie sich zwischen Lee und Sai. Ansonsten hatte sich nicht viel geändert. Selbst Naruto war da, auch wenn er sichtlich müde war, hatte Hinata im Arm und blickte sie wohlwollend an. Sakura, die wie sie alleine war hatte sich strategisch gegenüber von ihr hingesetzt. Akamaru döste in der Ecke, Choji lächelte ihr zu. Hinata nickte verständnisvoll, sie wusste wie lange die Trainings ihrer Familie gehen konnte. Kiba zwinkerte ihr zu, Shino zeigte keine Reaktion auf ihr spätes auftauchen. Lee drückte ihre Schultern, Sai und Ino nickten ihr kurz zu. Shikamaru räusperte sich. „ Wie jedes Jahr sind wir hier, um den Toten zu gedenken. Die Zeit mag vergehen, doch wir vermissen sie. Mögen sie uns begleiten und mögen wir sie mit Stolz erfüllen. Auf Neji. Auf Asuma.“ Nachdem sie alle ihre Gläser geleert hatten, schwenkte Sakura ihr wieder ein. Wie die Male zuvor lockerte sich die Stimmung schnell und ehe Tenten sich versah, hatte sich Ino zurückgelehnt und fuhr ihr durch die Haare. „Die sind langsam echt lang Tenten. Willst du sie noch weiter wachsen lassen?“ Tenten schob ihre Mähne nach vorne, hauptsächlich weil sie es nicht mochte, wenn jemand durch ihre Haare fuhr. „Du musst gerade reden. Ein Wunder dass du noch nicht auf deinen sitzt“, sagte sie lachend. Ino lächelte ebenfalls. Auf der anderen Seite des Tisches versuchte Sakura, irgendwas über die Verhandlungen zu erfahren, doch Naruto, notabene ein wenig wacher, ging ihren Fragen geschickt aus dem Weg. „Sakura, du weisst, ich vertraue dir, aber bis jetzt ist noch nichts spruchreif, deswegen haben wir noch Stillschweigen vereinbart. Das gilt auch für Shikamaru“, ergänzte er, als er merkte, dass Sakura ihren Ausschnitt zurecht zupfte und sich auf die andere Seite lehnte. Die Angesprochene zog unter erheitertem Gelächter einen Schmollmund und Tenten kam nicht umhin festzustellen, dass Shikadai heute genau den selben Gesichtsausdruck wie sein Vater gehabt hatte, dem die Situation offensichtlich unangenehm war. Kankuro hatte recht gehabt, er glich seinem Vater schon sehr. „Wenn ihr alle hier seid, wer passt eigentlich auf eure Kinder auf?“, fragte Shino gelassen, gerade so, als würde er seine Kameraden gezwungenermassen ertragen. „Ach Shino, mach dir keine Sorgen, die haben ihre alljährliche Nara Übernachtungsparty. Temari wird sie schon in in ihre Schranken weisen, macht sie ja sonst auch.“ Der Nadaime Hokage hatte gelassen geklungen. Shikamaru räusperte sich und überging den implizierten Vorwurf, unter dem Pantoffel seiner Frau zu stehen, auch wenn alle Anwesenden wussten, dass es so war. Ino kicherte und auch Hinata lächelte leicht, auch wenn es ihr fern lag, sich über einen der engsten Freunden ihres Mannes zu lachen. “Ich hätte nicht gedacht, dass du heute kommst Tenten. Ich hätte schwören können, du hast ein Date.“ Kiba hatte laut genug gesprochen um die Aufmerksamkeit aller auf sich zu ziehen, die jetzt Tenten anstarrten. Ihr war es mehr als unangenehm. „Eifersüchtig Kiba?“, fragte Sakura direkt und grinste unverschämt. Dieser sah sie mit einem gewinnenden Lächeln an. „Ich habe von einem Date geredet, nicht von einer Heirat, Sakura“, erklärte er. „Und wen sollte Tenten bitte daten?“ Lee hatte sich aufgerichtet, die Ehre seiner ehemaligen Teamkameradin war für ihn ziemlich unantastbar. Und Kiba zeigte seine Eckzähne, als er die Bombe platze liess. „Heute Nachmittag spazierte sie fröhlich mit Kankuro durch das Dorf.“ Wieder waren alle Augen auf sie gerichtet und sie war sichtlich angespannt. „Erstens, ich war mit Temari und Kankuro unterwegs, die mich im Laden besucht hatten. Wir waren essen und Temari hat ihren Bruder durch das Dorf geführt. Ich war dabei und war danach“, sie sah Hinata an, „beim Training mit Hanabi.“ Sie sah Kiba an. „Und wenn du mich gefragt hättest anstatt wie ein Waschweib hier davon anzufangen, dann hätte ich es dir erklärt. Ich bin heute ziemlich sicher nicht fröhlich irgendwo rumspaziert.“ Sie hatte freundlich gesprochen, doch der Unterton war klar gewesen. „Ich glaube, wir sollten Tentens Privatsphäre respektieren“, erklang nun Shikamarus bedächtige Stimme. Und bevor Sai etwas sagen konnte, von dem Ino ziemlich sicher war, dass es hochgradig unpassend war, würgte sie ihren Mann charmant ab. Mit einem Kuss. „Wer hätte gedacht, dass Sai sich so einfach zum schweigen bringen lässt. Vielleicht hätten wir das früher auch machen sollen, anstatt uns zu prügeln.“ Naruto wackelte mit den Augenbrauen und Sakura grinste süffisant. „Nur weil du gerne alle deine männlichen Teammitglieder küsst, glaube ich nicht, dass dies funktioniert hätte Nandaime Hokage“, sagte sie spöttisch und der Tisch verfiel in ein Gelächter. Die angespannte Stimmung war gelöst und Tenten hauchte Sakura ein stummes „Danke“, zu, das diese elegant abwinkte. Als der Abend sich langsam dem Ende neigte beschlossen Tenten und Sakura, zusammen zu gehen. Gerade als sie um die Ecke gegangen war, hörten sie seine Stimme. „Tenten. Warte bitte.“ Als sie sich umdrehte, stand Kiba ziemlich schuldbewusst vor ihr. „Verzeih mir, ich hätte das vorher nicht sagen sollen. Ich wollte nicht, dass es so aussieht als ob du, naja, du weisst schon, Neji vergessen hast oder so. Ich bin manchmal blöd, es tut mir wirklich leid.“ Sakura, die ein wenig abseits stand, musste grinsen. Sie hätte schwören können, dass ihm jemand den Kopf gewaschen hatte und sie hatte so eine Ahnung, wer das gewesen war. Tenten atmete durch. „Ist in Ordnung, ich sollte langsam nicht mehr so sensibel reagieren. Es ist nur der Tag, weisst du.“ Kiba nickte und drehte sich um, Akamaru an seiner Seite. „Das kam überraschend“, kommentierte Sakura. Tenten nickte, bevor sie in ein Schweigen verfiel. „Worüber denkst du nach?“, fragte die Uchiha sie und blickte ihr in die Augen. „Alles in Ordnung, es war nur ein langer Tag.“ Tenten versuchte sich rauszureden, aber sie hatte ihre Rechnung ohne Sakura gemacht, die sich seit Jahrzehnten gewöhnt war, jemandem seine Sorgen aus der Nase zu ziehen. „Dass kannst du jemandem erzählen, der nicht mit Sasuke verheiratet ist“, sagte sie lächelnd. Tenten grinste schwach. „Ich habe vorhin so reagiert, weil ich den Nachmittag wirklich genossen habe. Und jetzt hab ich ein schlechtes Gewissen.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiss, es ist blöd, aber ich kann nichts dagegen tun.“ Sakura sah sie forschend an. „Dir hat der Nachmittag gefallen? Oder hat dir Kankuro gefallen?“ Tenten lächelte schwach. „Beides, glaube ich.“ Sakura nickte verständnisvoll und fuhr dann fort: „Und du hast jetzt ein schlechtes Gewissen gegenüber Neji.“ Tenten nickte. „Ich weiss, es klingt so blöd, aber ich habe dass Gefühl ich hintergeh ihn irgendwie weil ich es zulasse, dass ein anderer Mann Interesse an mir zeigt.“ Die Uchiha schüttelte den Kopf. „Ich finde nicht, dass das blöd klingt. Aber ich kann auch nicht nachvollziehen, warum du dich so fühlst.“ Tenten zuckte mit den Schultern. „Niemand von euch kann das, worüber ich froh bin. Und ihr auch froh sein solltet.“ Sakura verfiel in Schwiegen, doch kurz bevor sich ihre Wege trennten, sah sie Tenten an. „Ich kenne nur jemanden, der dich wirklich verstehen kann. Doch ich weiss nicht, ob du mit ihr reden willst.“ Tenten war stehen geblieben und sah sie überrascht an. „Wen?“ „Tsunade.“ Kapitel 8: Fülle ---------------- Tenten hatte in dieser Nacht darüber nachgedacht, was sie gesagt und gehört hatte. Sie hielt wenig davon, sich selbst anzulügen und es war wahr, Kankuro Interesse an ihr schmeichelte ihr. Und sie hatte es als angenehm empfunden. Und sie hatte ein schlechtes Gewissen gegenüber Neji. Auch wenn sie, wären die Rollen vertauscht, sicher damit einverstanden gewesen wäre wenn er nicht alleine geblieben wäre. Doch das sagte sich so leicht, viellicht wäre sie auch sein Poltergeist geworden und hätte jede potentielle Kandidatin verscheucht. Aber immerhin war sie sieben Jahre lang allein durchs Leben gegangen. Sie war nicht verheiratet und es ging auch gar nicht darum, ihn zu ersetzten, sondern nur darum, Gefühle zuzulassen, die vielleicht wachsen könnten. Und sie nervte sich über sich selbst, natürlich hätte sie die ehemalige Hokage um ein Gespräch bitten können, doch es war ihr selbst nicht eingefallen. Dabei war diese doch ihr Idol und sie kannte ihre Geschichte, wusste wie sie Dan verloren hatte, doch irgendwie hatte ihr dummes Gehirn den Link zwischen den Situationen nicht gemacht. Und sie stellte fest, dass sie jetzt gerade sehr gerne mit Neji über die Situation gesprochen hätte. Wie so oft in ihrem Leben. Wie so oft in den letzten sieben Jahren. Und gerade als sie dachte, dass sie lange genug getrauert hatte, kamen sie hervor, flossen über die Wange und nässten ihr Kissen: Sie hatte immer noch Tränen für seinen Tod. Als sie am nächsten Morgen aufwachte, war sie gerädert. Sie wusste, sie hatte zwei Optionen: Entweder verliess sie ihr Bett gar nicht, oder sie vergrub sich in Arbeit. Weil Tenten nie zu den Menschen gehört hatte, die einen Tag lang rumliegen konnten, stand sie auf, band sich ihre Haare notdürftig zusammen und ging in den Laden, wo sie sich mit Hingabe den beiden Waffen widmeten. Heute war auch für Freunde und Familie geschlossen. Die Sonne war bereits unter gegangen, als sie den letzten Schliff an Sakuras Armschienen vornahm. Es war ihr Magen, der sie aus der Konzentration riss, weil er grummelte. So wie sie sich in Arbeit vergraben hatte waren ihre natürlichen Bedürfnisse in den Hintergrund gerückt. Auch dass sie müde war fiel ihr erst jetzt auf. Sie beschloss, dass sie für heute genug getan hatte und betrachtete mit leisem Stolz ihre Arbeit. Wenn sie ihrem Test standhielten, würden sie den zukünftigen Trägern gute Dienste leisten. Müde, aber zufrieden mit dem Verlauf des Tages räumte sie auf und ging nach draussen, schloss ab und machte sich auf den Weg, irgendwo noch etwas zu essen zu finden, was möglichst weder Burger noch Nudelsuppe war. Morgen hatte sie einen normalen Arbeitstag vor sich und auch wenn es ihr Geschäft war und sie theoretisch tun und lassen konnte, was sie wollte, würde sie dennoch pünktlich aufschliessen. Ehe sie sich versah hatte ihr hungriger Magen sie in eines der neueren Viertel des Dorfes geleitet, in eines, in denen es manigfaltig Spezialitäten aus verschiedenen Regionen und den umliegenden Ländern gab. Auf drängen ihres Magens entscheid sie sich schliesslich für Yakitori Spiesse und setzte sich an den eher rustikalen Tisch, der neben dem Grill aufgestellt war. Gerade, als sie die Stäbchen in die Reisschale tauchen und sich genüsslich eine unanständig grosse Portion in den Mund schieben wollte, um zumindest das erste grosse Grummeln zu besänftigen, hörte sie ihren Namen. Zweimal. Und als sie ihren Blick aufrichtete, sah sie ihren ehemaligen Teamkameraden. Einen Fluch unterdrückend, da sie gerade wirklich nicht in Stimmung war, sich mit irgendjemandem zu unterhalten, setzte sie ein erzwungenes Lächeln auf und winkte ihm zu. Sie wusste, er würde es als Aufforderung sehen sich zu ihr zu setzten. Und weil sie ihn kannte, registrierte sie nur beiläufig, wie er sich gegenüber von ihr auf die Bank setzte und sie regelrecht anstrahlte, wie eben nur Lee das konnte. Sie kam nicht umhin zu bemerken, dass er das unmögliche geschafft hatte: Sein Outfit, dass schon seine ganze Karriere über immer recht übel gewesen war, sah jetzt, da er erwachsen war und die Ärmel kunstvoll abgerissen hat, noch schlimmer aus. Zusammen mit dem Nierengurtgürteldings, das sich um seine Hüften schmiegte war das ganze Outfit eine Ausgeburt des Grauens. Dennoch war dies etwas, dass sie an Lee mochte: Er verschwendete absolut keinen Gedanken an seine äussere Erscheinung, weil er sich einfach nicht darum scherte, was andere Menschen von ihm dachten. Eine Eigenschaft, die sich Tenten dann und wann auch für sich selber wünschte. „Du siehst echt mitgenommen aus Tenten. Ist etwas passiert?“ Fürsorglich war auch. Und sensibel. Und ihr war so gar nicht danach, zu lügen. Vage schüttelte sie den Kopf. „In Ordnung, sag schon, was ist los?“ Lee hatte den Kopf auf seinen Händen aufgestützt und sah sie eindringlich an. Tenten atmete tief ein. „Ich kann es nicht genau sagen. Scheisstag, nehm ich an. Ich habe schlecht geschlafen und den ganzen Tag nichts gegessen. Also wenn es in Ordnung ist, ich muss jetzt erst mal meinen Hunger stillen.“ Sie hatte nicht unfreundlich geklungen, doch Lee hatte verstanden. Er stand auf und kehrte zu Tentens Erstaunen mit zwei weiteren Portionen wenig später an den Tisch zurück. „Hier“, sagte er, während er ihr eine zuschob, „wenn du den ganzen Tag nicht gegessen hast, dann reicht dir eine Portion nicht, auch nicht mit deiner Kraft der Jugend“, erklärte er ihr ruhig, während er sich nun selbst daran machte, seine Portion zu verspeisen. Tenten sah ihn gerührt an. „Danke.“ Lee nickte ernsthaft. „Gerne, immerhin hab ich ihm versprochen, immer auf dich aufzupassen.“ Sie assen schweigend. Tenten brauchte keine Erklärung, wem Lee dieses absurde, lebenslang bindende Versprechen gegeben hatte. Wahrscheinlich hatte Neji ihn gar nicht darum gebeten. Sondern Lee hatte es an seinem Grab geschworen. Sie war sich ziemlich sicher, dass es so gewesen war. Während sie dankbar ihre zweite Portion ass, musste sie Lee recht geben: eine hätte nicht gereicht. Dieser musterte sie eindringlich, seit er sein Mahl beendet hatte. „Alleine sein tut dir nicht gut Tenten“, sagte er schliesslich nüchtern und es war eine Feststellung, keine Frage. Sie liess die Stäbchen sinken und legte den Kopf schief. „Wie meinst du das?“ Ihre Stimme kam argwöhnisch, doch Lee machte eine wegwerfende Handbewegung und erwiderte: „So wie ich es sage. Es ist nicht gesund, dass du den ganzen Tag arbeitest und nicht auf deinen Körper hörst. Wenn du nicht alleine wärst, würde dir das nicht passieren, weil dein Freund, wenn es ein guter Freund st, dich zum Mittagessen ausführen würde.“ Tenten beschloss daraufhin, nichts zu sagen, sondern ass weiter. „Ausserdem ist soviel Einsamkeit nicht gut für deine Seele. Sehnst du dich nicht manchmal nach zarten Berührungen und“, doch bevor er seine Ausführungen, was Tenten wohl alles vermissen müsste weiter ausführen konnte, wurde er von dieser unterbrochen. „Stopp. Ich weiss nicht, wann genau du zum Experten für Beziehungen mutiert bist, aber es geht mir gut und ich bin gerne alleine.“ Das dies eine eher gröbere Lüge war, ignorierte sie gefliessentlich. „Ich weiss nicht, ob es dir aufgefallen ist, aber ich habe einen Sohn. Und den hätte ich wohl nicht, wenn ich nicht dass eine oder andere über Beziehungen und das holde Geschlecht wüsste“, antwortete Lee leicht patzig. Tenten verbot es sich, etwas zur Abwesenheit besagter holden Frau zu sagen. Sie hatte nicht die Intention, ihre miese Laune an Lee auszulassen. Deswegen schwieg sie. „Ich mache mir doch nur Sorgen. Ich habe das Gefühl, du lässt niemanden wirklich an dich ran und ich glaube, es ist ungesund, wie du dich verhältst. Und ich glaube auch nicht, dass Neji das gewollt hätte.“ Das sass. Tenten verbot sich eine weitere patzige Antwort und legte ihre Stäbchen beiseite. Sie war satt. „Ich habe einfach Zeit gebraucht. Und ich dachte eigentlich, dass du das verstehen würdest.“ Lee nickte, antworte aber dann bestimmt: „Es ist jetzt sieben Jahre her. Ich glaube es wird einfach Zeit, dass du jemanden an dich heran lässt. Ich weiss, dass du unabhängig bist, aber du bist nicht gerne allein.“ Er hatte recht. Sie waren so lange ein Team gewesen, es war nicht zu übersehen, dass er sie durchaus kannte. „Ich weiss einfach nicht, ob ich soweit bin.“ Es war die Wahrheit. So schlicht es klang, soviel steckte dahinter. Lee nickte und setzte ein fröhliches Grinsen auf. „Dann versuch es. Wenn du merkst, dass es nicht funktioniert, dann kannst du dich immer noch anders entscheiden. Das würde dir wohl niemand übel nehmen.“ Dann stand er auf und bedeutete ihr, dass er sie auf jeden Fall nach Hause bringen würde, egal wie sehr sie sich wehrte. „Wo ist eigentlich Metal?“, fragte sie auf dem Weg zu ihrer Wohnung. „Er ist mit seinen Freunden unterwegs. Sie werden ja so schnell gross“, fügte er gewohnt melodramatisch hinzu und Tenten kicherte. Gewisse Dinge würden sich nie ändern. Nach einer erholsamen Nacht wachte sie erstaunlich früh auf und beschloss, erst einmal eine Runde um das Dorf zu joggen. Auf beiden Beinen, weil sie dem ewigen auf Hände laufen lange genug gefolgt war wenn sie musste. Irgendwie fühlte sie sich aufgekratzt und fahrig, aber sie schob es auf die allgemeinen Umstände, die ind en letzten Tagen doch einiges von ihr abverlangt hatten. Erst als sie vor ihrem Laden stand, fiel ihr ein, dass sie mit Kankuro verabredet war. Wobei, sie schalt sich selbst, verabredet nicht das richtige Wort war. Er würde vorbei kommen und sie würden über die Arbeit sprechen und er würde ihr einen Auftrag geben. Eine Arbeitsverabredung also, keine Verabredung und damit überhaupt kein Grund, nervös zu sein. Genau. Doch was auch immer sie sich einreden wollte, so schreckte sie bei jedem Geräusch zusammen. Und nach einer halben Stunde in diesem Zustand beschloss sie, auf weitere optische Details auf Sakuras eigentlich fertiggestelltem Armscheinen zu verzichten und setzte sich einen Tee auf. Es war 11:23, als die Ladenklingel ertönte und Tenten hatte die Zeit genutzt, ihre Auslage zu polieren und die Werkstatt aufzuräumen. Was eigentlich beides überflüssig gewesen war, aber sie musste sich irgendwie beschäftigen. Als sie nach vorne kam, stand Kankuro im Laden und was Tenten erstaunte war, dass er sichtlich angespannt war: Er schien nicht zu wissen, wohin mit seinen Händen. Und er war leicht rot. tenten lächelte. Seine Nervosität entspannte sie augenblicklich, wissend, dass dies auch für ihn nicht so einfach war. Und sie fand es sympathisch, dass er diese Gefühle nicht zu überspielen versuchte. Resolut klatschte sie die Hände zusammen und legte den Staublumpen auf den Verkaufstresen, bevor sie einige Schritte auf ihn zuging und ihn in eine kurze Umarmung schloss. „Hei, ich dachte schon, du kommst erst am Nachmittag“, meinte sie lächelnd, worauf Kankuro sich zu entspannen schien. „Ja, ich wollte früher da sein, aber eines der Hirschfohlen hatte sich nicht so wirklich an meine Pläne gehalten.“ Tenten stutzte. „Ist es nicht ein wenig spät dafür?“ Kankuro nickte. „Ja, quasi ein Nachzügler. Normalerweise kümmert sich hauptsächlich Shikamaru darum, aber er war bei der Arbeit und Temari hat mich um Hilfe gebeten. Und danach musste ich duschen. Ich wusste gar nicht, dass Geburten so blutig sind.“ Er schüttelte sich leicht, was Tenten zum lachen brachte. „Hast du nie eine erlebt?“ Kankuro musterte sie, nun da sie rund eine Armlänge entfernt voreinander standen. „Doch, also nicht so unmittelbar. Und bei Gaara war ich zu klein, ich weiss nur, dass da plötzlich ein rothaariger Knirps war, der super süss vor sich hin gluckste. und bei Shikadai - ich glaube, meine liebe Schwester hätte schon ihren Mann am liebsten aus dem Kreissaal geworden, da wären zwei Brüder wohl eher hinderlich gewesen. Auf jeden Fall, als ich Shikadai das erste mal hielt, war er sauber und hat gepennt.“ Tenten lachte. Sie erinnerte sich daran, wie Temari sich beklagt hatte, dass ihr Baby quasi nur pennte und wie sie diesen Umstand immer mal wieder Shikamaru in die Schuhe geschoben hatte. Der hatte glückselig die Laune seiner Frau ausgehalten, den einen Stammhalter zu bekommen, der keinerlei Anstrengungen bedeute, war quasi sein Jackpot. „Du hast wirklich ein schönes Lachen.“ Tenten errötete leicht. „Danke“; meinte sie. „Wollen wir in die Werkstatt? Dann kannst du mir erklären, was du brauchst“, meinte sie und drehte das Schild an der Türe ein bisschen hastig um. Es polterte gegen die Türe und Tenten entging Kankuros amüsiertes lächeln, als sie vor ihm in die Werkstatt ging. „Du hast eine ziemliche Auswahl an Materialien.“ Kankuro war sichtlich beeindruckt. Tenten nickte. „In diesen friedlichen Zeiten habe ich mich auf Spezialanfertigungen konzentriert. Hier, solche Sachen“, meinte sie und legte die Armschienen an, die sie für Sakura angefertigt hatte. „Schick“, meinte Kankuro ehrlich, als sie beide kirschroten Armschienen trug. „Nicht unbedingt deine Farbe.“ Tenten verdrehte die Augen. „Sie müssen ja auch nicht zu meinem Kampfoutfit passen.“ Kankuro zeigte ein verschmitztes Grinsen, worauf Tenten begriff, dass er sie nur aufgezogen hatte. „Und sie sind nicht nur schick“, erklärte Tenten weiter, als sie beide Handgelenke gegeneinander presste. Sieben Nadeln erschienen an den Innenseiten der Armschienen, jede einzelne aus einer einzelnen Öffnung. Kankuro pfiff durch die Zähne. „Elegant. Aber was passiert, wenn sie nur eine hat? Oder die Hände nicht zusammen kriegte?“ Tenten lächelte und presst die linke Schiene mit der Oberfläche gegen ihre Stirne. „Zudem reagieren sie mit Narutos. Und unter uns: Sakura wird wohl nie wieder in eine Situation kommen, in denen ihre Hände gefesselt sind.“ Kankuro lächelte. „Ja, sie wird ihrem Ruf wohl gerecht. Zudem hat sie zwei äussert fähige Teamkameraden. Du hast solche Armscheinen also auch für Naruto gemacht?“ Tenten nickte, während sie eine abzog und eine gröbere aus schwarzem Leder anzog.“Auf Wunsch von Sakura. Sie sagte zwar, dass es nicht wirklich nötig ist, aber ich galube, es ist eine Art Fürsorge, die sie ihm gegenüber hat. Ausserdem ist es dezenter als ein Katana.“ Kankuro nickte und besah sich die Armschiene, bevor er sanft darauf drückte. Chrakraklingen sprangen auf der Seite heraus und Kankuro nickte anerkenndend. „ Hast du die Schienen schon getestet?“ Tenten nickte. „Narutos schon, Sakuras noch nicht. Aber ich bin morgen wieder verabredet zum Trainieren, dass ist die perfekte Gelegenheit.“ Kankuro stutzte. „Wie meinst du das?“ Tenten lächelte ihn verschlagen an. „Wenn eine Hyuuga die Nadeln nicht kommen sieht, dann tut es niemand. Sie hatte den blauen Elefanten angesprochen, unbewusst. Kankuro kratzte sich am Hinterkopf. „Du hast also Kontakt zu seiner Familie?“ Tenten begriff nicht, worauf er hinauswollte. „Klar, ich bin mit Hinata befreundet und trainiere mit Hanabi.“ Kankuro sah sie an, offen. „Verzeih mir, ich weiss es steht mir nicht zu aber“, er holte tief Luft, „glaubst du, dass dir das dabei hilft, ihn zu vergessen?“ Kankuro wusste, dass er zu weit gegangen war. Er rechnet mit jeder Reaktion, doch nicht mit der, die er erhielt. Tenten lächelte. „Ich will ihn nicht vergessen. Und mit Hanabi zu trainieren hilft auch mir, besser zu werden. Es ging nie darum zu vergessen, es geht darum, weiter zu machen und Sinn zu finden, weisst du?“ Auch seine Reaktion erstaunte sie. In einer unwillkürlichen Schnelligkeit war er bei ihr und hatte sie in die Arme gezogen. Prüfend sah er sie an, bevor er sich näherte und sie küsste. Es war nicht das, was Tenten von einem weiteren ersten Kuss erwartet hatte. Er war nicht sanft und scheu, sondern intensiv, so dass ihre Härchen aufstellten und ihr Kopf schwieg. Kankuro hatte wohl keine Intention, dieses Unterfangens schnell enden zu lassen, er zog sie noch näher vergrub seine Hand in ihrem Haar, dass sich daraufhin leicht löste und Tentens Körper reagierte, bevor es ihr Kopf gab: Sie gab sich der Situation hin. Kankuro hatte sie losgelassen und brachte etwas Abstand zwischen sie, bevor er sie ansah. „Es tut mir leid, dass ich dich so überfallen habe“, sagte er, doch sein Lächeln verriet, dass er sich keiner Schuld bewusst war. „Aber ich konnte gerade nicht anders. Ich finde dich toll, aber ich hätte nicht“, er unterbrach und sah plötzlich sehr schuldbewusst aus. „Ich, ich wollte dir nicht zu nahe treten, es tut mir leid.“ Dann drehte er sich um und das Schild klapperte gegen die Türe, als er sie hastig schloss. Und zurück blieb Tenten, nicht wissend, wie sie mit der Situation umgehen sollte und völlig verdattert auf den Punkt starrte, an dem er eben gestanden war. Irgendwann, genauer nach sechs Minuten, löste sie sich ihre Trance und sie wusste, sie musste sich bewegen. Sie holte ihre Tasche und verliess den Laden eben so hastig wie er kurz zuvor. Das Schild klapperte gegen die Türe, die sie in ihrer Hast nicht verschloss. Zielgerichtet ziehlos lief sie durch Konoha, beinahe rennend. Sie wusste, sie wollte reden, doch sie wusste nicht mit wem: Temari schied aus offensichtlichen Gründen aus, Hinata aus anderen ebenso deutlichen Gründen ebenso, Lee konnte sie vergessen und bevor sie sich die übrigen Optionen durch den Kopf gehen lassen konnte, hörte sie ihren Namen. „Hei Tenten, alles klar? Du rennst als hättest du einen Geist gesehen.“ Eine der Optionen stand vor ihr und Tenten war erleichtert. Sie hätte Inos Reaktion wohl doch nicht ertragen. Und als Sakura sie ansah, sah sie Besorgnis in ihrem Blick. „Hei, was is passiert? Du siehst aus als ob du völlig durch den Wind warst. Und was trägst du da überhaupt?“ Als Tenten nicht antwortete, änderte sich Sakuras Haltung. Sie sah in ihre Augen und fühlte ihren Puls. „Sarada, bitte bring die Einkäufe nach Hause und geh dann zu Hinata zum essen. Ich bringe Tenten ins Krankenhaus.“ Das Mädchen mit den dunklen Augen ihres Vaters nickte. „Ja Mama. Soll ihr etwas sagen?“ „Ich glaube, es ist besser, wir lassen das Tenten selber entscheiden Schätzchen“; sagte Sakura liebevoll und Sarada nickte, bevor sie sich abwendete. Tenten war auf den Markt gelaufen, zur Mittagszeit. Doch sie nahm ihr Umfeld gar nicht war. Auch Sakuras Arm, der sanft auf ihren Schultern lag, spürte sie nicht, als diese sie sanft zum Krankenhaus brachte. Dort angekommen brachte Sakura sie sofort in ein Zimmer und ging los, um Tsunade zu suchen. Als die beiden Frauen das Zimmer betraten, sass Tenten auf dem Bett, regungslos und flach atmend, den Blick aus dem Fenster gerichtet. „Sakura, lass uns bitte alleine.“ Bevor die Angesprochene fragen konnte, klang Tsunades warme Stimme erneut durch den Raum. „Ich habe ein Verdacht, was den Schock ausgelöst hat.“ Sakura hob fragend die Augenbrauen, Doch die Meisterin kannte ihre Schülerin zu gut. „Glaub mir, dass hat nichts mit Medizin zu tun. Eher mit Intuition und Lebenserfahrung.“ Sakura nickte und verliess das Zimmer. Tsunade stand in Tentens Blickwinkel und sah eben leicht aus dem Fenster. „Seit Sakura angedeutet hat, dass du mich vielleicht um eine Gespräch bitten würdest, habe ich darauf gewartete, dich zu sehen.“ Die ehemalige Hokage drehte sich ab und begab sich zu Tenten, um ihre Vitalwerte kurz zu überprüfen. „Doch ich hätte auf einen anderen Ort und eine andere Zeit gewettet. Vielleicht an einem sonnigen Nachmittag beim Hokagefelsen, oder auf dem Friedhof, bei Dans Grab.“ Tsundade schüttelte den Kopf. „Ich bin wirklich schlecht im wetten.“ Sanft löste sie Tentens Dutts und als ihre Haare ihr über den Rücken fielen, erwachte sie aus der Starre. „Tsundade.“ Die Hokage lächelte grimmig und begab sich zurück zum Fenster, wandte sich ihrer Patientin zu und verschränkte ihre Arme. „Was ist passiert Tenten?“ Ihre Stimme war klar, stark und autoritär. „Nichts.“ Erwiderte diese. Tsunade lachte leise auf. „Dafür warst du bis eben gerade gut neben der Spur. War es so schlimm, geküsst zu werden?“ Tenten riss die Augen auf. „Ich weiss, was in meinem Dorf vorgeht Liebes.“ Tsundade klang beinahe lieblich, doch in ihrer Stimme klang auch Spott mir. „Und vor allem sass ich vor zwanzig Jahren auch in diesem Zimmer und starrte aus dem Fenster.“ Tenten sah sie an und versuchte, ihr zu folgen. „Der erste Kuss, den ich nach Dan bekommen hatte, legte mich beinahe drei Stunden komplett flach.“ Jetzt lächelte die ältere Frau wehmütig. „Ich weiss also wie es dir geht.“ „Ich habe es nicht erwartet. und ich weiss nicht, ob es richtig war.“ Tentens Stimme krächzte. „Über das für und wieder solltest du mit deinen Freundinnen reden. Aber ich kann dir soviel sagen:“, Tsunade verliess ihren Platz am Fenster und sah Tenten in die Augen, as sie vor ihr stand, „es gibt keinen Grund, dich schuldig zu fühlen. Niemand erwartet, dass du dein Leben alleine verbringst.“ Damit wandte sie sich ab und gerade, als sie die Klinke in der Hand hatte ertönte Tentens Stimme. „Sie sind alleine geblieben.“ Tsunade drehte sich um und ein bitteres Lächeln zierte ihr Gesicht. „Weil ich es nicht konnte. Jemanden an mich heranlassen. Es war meine Entscheidung. Triff du deine.“ Damit verliess sie das Zimmer und nach wenigen Minuten kam stattdessen Sakura hinein. „Tsunade hat gesagt, dir fehlt nichts. Aber wir sollen etwas essen gehen. Und sie hat mir empfohlen, dich abzufüllen.“ Sakuras lächeln schwang durch ihre Stimme mit. Tenten nickte. Essen klang gut. Sie band ihre Haare hoch, nahm ihre Tasche und folgte Sakura aus dem Zimmer Sie waren schweigend zu einem Sushi Restaurant gelaufen und setzten sich an das Förderband. Der Laden war gut besucht, doch es waren Zivillisten, die das Lokal in Beschlag nahmen und somit war es völlig sicher, zu reden. Nach zwei Thunfisch Nigiri hielt Sakura schliesslich die Spannung nicht mehr aus. „Willst du mir sagen was passiert ist?“ Tenten liess die Stäbchen sinken und trank einen Schluck Sake, den Sakura bestellt hatte. „Kankuro hat mich geküsst.“ Sakura lächelte sie an und ihre Augen strahlten. „Aber das ist doch gut. Ich dachte du magst ihn.“ „Ja, dachte ich auch“; erwiderte Tenten und nahm einen weiteren Teller vom Förderband, „Aber?“ „Kein Aber. Es ist nur alles so verwirrend.“ Die Waffenexpertin liess abermals die Stäbchen sinken, als Sakura ihre nächste Frage stellte. „War es denn so gut?“ Sakura sah sie mit ehrlichem Interesse a „Ja. Es war gut.“ Tenten lächelte. „Was ist dann nicht gut?“ fragte Sakura, offen verwirrt. „Weil ich nicht an Neji gedacht habe.“ Tenten nahm schliesslich einen Schluck Sake und erzählte Sakura, was in ihrem Laden geschehen war. Sie war eine dankbare Zuhörerin, quietschte nicht, doch se schien mitzufühlen. Doch als Tenten zum Kern kam, zeigte sie auch Verständnis. „Ich habe keine Sekunde währenddessen an Neji gedacht. Ich meine, normalerweise ist er irgendwie immer, ich weiss nicht, da. Er ist da. Und er war weg.“ Sakura wählte ihre Worte mit bedacht und nahm sich Zeit zum antworten. „Ich glaube, er wird immer da sein. Aber ich finde es gut, dass du weiter gehst. Du darfst leben. Es ist nicht deine Schuld, dass du lebst und er nicht. Lebe und behalte ihn in deinem Herzen. Dass du ihn für einen Moment vergessen hast, heisst nicht, dass du ihn nicht von ganzem Herzen geliebt hast. Und es noch immer tust. Aber es ist Zeit, Zeit dich zu öffnen und zuzulassen, was Gutes auf dich zukommt.“ „Zeit, dich zu öffnen“, murmelte Tenten, während sie sie den Laden am nächsten Tag öffnete. Vielleicht hatte Sakura recht. Vielleicht war es wirklich Zeit. Sie seufzte laut auf und als die Ladenklingel ertönte und sie nach vorne ging, schlug ihr Herz unwillkürlich schneller. Sie wusste, wer da stand. Auch ohne die Fähigkeit, Chakrasignaturen zu erkennen. „Hei.“ Kankuro hatte beide Hände in den Hosentaschen vergaben und fühlte sich sichtlich unwohl. „Hei.“ Tenten hatte ihre Arme hinter ihrem Rücken verschränkt. „wie geht es dir? Ich bin hier weil, Temari, sie hat gesagt du wärst im Krankenhaus gewesen und sie hat mir, nun ja den Kopf gewaschen und ich hoffe es liegt nicht an, also ich hoffe einfach es geht dir gut und ich wollte sehen, dass es dir gut geht.“ Er hatte schnell gesprochen, aber seine Sorge zauberte ein lächeln auf Tentens Lippen. „Ich bin ok.“ Kankuro entspannte sich. „Das ist gut. Dann werde ich gehen.“ Tenten sah ihn an. „Oder du gehst nicht.“ Kankuro unterbrach seine Drehung und sah sie an. „Nicht?“ Tenten lächelte. „Wir wollten doch noch deinen Auftrag besprechen. Und ein freund meinte letzthin, wenn ich jemanden habe, der auf mich aufpasst, würde ich regelmässiger essen. Und es ist bald Mittag“; meinte sie lächelnd, als sie auf die Uhr zeigte. Kankuro sah sie verdutzt an. „Ok, ich bleibe. Sehr gerne sogar. Also, was ich eigentlich sagen wollte, wenn es dir Recht ist.“ „Es ist mir recht. lass uns in die Werksatt gehen. Was wolltest du eigentlich für eine Waffe?“ Und während sie nach hinten gingen, fing Kankuro an, von seinem plan zu erzählen. „Also eigentlich brauche ich etwas ähnliches wie die Armschienen, etwas, dass wohl nur du herstellen kannst, weisst du, mit Klingen und..“ Und Tenten lächelte, als sie seine Anweisungen auf einem Notizblock niederschrieb Er war geblieben, für weitere zwei Tage. Sie hatten zusammen gearbeitet, waren Essen gegangen. Am zweiten tag hatte er ihr Frühstück gebracht und sie hatte sich so gefreut, dass sie ihn spontan in eine Umarmung gezogen hatte. Es war sie gewesen, die ihn geküsst hatte. einmal. Und einige Male mehr. Es war ein Monat seit seiner Abreise vergangen und er hatte ihr Briefe geschrieben. Erzählt, was er machte, wie er lebte. Und Tenten hatte nach seinen Plänen gearbeitet. Der Liefertermin stand vor der Türe und sie hatte es sich nicht nehmen lassen, ihre Sachen zu packen und die Lieferung persönlich vorbeizubringen. Sie freute sich ihn wieder zu sehen. Auch wenn sie nicht wusste, wohin das alles führen sollte, im Moment war sie zufrieden. Ihr Verlobungsring baumelte an einer Kette über ihrem Herzen als sie zum Stadttor schritt. Sie war bereit. Für die Reise, aber auch für einen neues Kapitel. „Zulassen, was Gutes auf mich zukommt“, murmelte sie lächelnd und der Wind, der auffrischte, strich ihr sanft über das Gesicht, über die Wälder, den Stein und streifte den Sand, den sie bald unter ihren Füssen spüren würde. Sie lächelte. Von Herzen. Es war gut, sich zu öffnen. Es war gut, zu leben. Kapitel 9: Danach ----------------- Sie seufzte. Laut. Oder es erschein ihr laut, weil das Geräusch im leeren Haus an bedrückender Lautstärke zunahm. Sohn und Mann waren weg und sie wusste nicht, ob das gut war oder nicht - in letzter Zeit erwischet sie sich gelegentlich dabei, nicht zu wissen, ob ein Gefühl gut war oder nicht. Oder überhaupt irgendetwas bewusst zu wissen. Irgendwie verstimmt war sie sich auf ihr Bett, dass ja nicht einmal mehr ihr alleine gehörte - wie gar nichts in ihrem Leben noch wirklich ihr gehörte. Weder das Haus, noch ihre zeit, noch ihre Wünsche und Träume - es ging schon lange nicht mehr um sie. Beängstigend, dass sie mit noch nicht einmal dreissig so dachte. Dabei war sie glücklich. Wirklich und ehrlich, von ganzem Herzen. Sie liebten ihren mann und ihren Sohn, auch wenn beide furchtbar verschroben sein konnten. Der Blumenladen lief, dann und wann half sie im Krankenhaus aus und war so gut, das Tsunade sie für die Administration ausbilden lassen wollte, natürlich in einem kleinen Pensum. Aber sie war dennoch unheimlich gelangweilt. Ino hatte nicht einen tag bereue, das Shinobidasein aufgegeben zu haben. Spätestens nach Asumas Tod wusste sie, dass sie diesem Leben so schnell wie möglich den Rücken kehren würde. Sie war nicht geboren dazu, sie war verdammt gut in ihrem Spezialgebiet, in dem man sie auch jederzeit wieder einsetzten könnte. Sie war gerne Teil von Ino-Shika-Cho gewesen, auch wenn ein Teil dieses Teams ihr gerade mehr Probleme als jemals zuvor bereitet. Spoiler: es war nicht Choji. Denn Choji war nicht nur so gar nicht ihr Typ, er war im besten Sinne für sie komplett ohne irgendwelche sexuelle Anziehung ausgestattet und damit für sie ein komplett geschlechtsloser Freund. Auch wenn sie wusste, dass er sich sehr gemacht hatte und durchaus für Blicke sorgte, mit seiner Grösse und der Autorität als Clanführer - Ino sah es nicht. Dafür sah sie Shikamaru. Und er sah sie. Weil sie sich am gleichen Punkt befanden: Von ihrem Glück gelangweilt. Wobei das nur die halbe Wahrheit war. Denn wäre es nur das, sie könnten sich darüber lustig machen und sich dann und wann zusammen betrinken. Aber es war mehr, und dieses mehr war so unglaublich erfüllend und scheisse gleichzeitig, dass Ino sich wirklich fragte, weshalb sie nicht ihren Drängen nachgab und all der Anspannung zwischen ihnen einfach nachgab. Dieses mehr war Vertrauen, Verbundenheit. Es war zusammen aufwachsen, sich kennen, sich verstehen, blind. Es war die Väter in der gleichen Sekunde zu verlieren, nachdem sie ihren Sensei verloren hatten. Es war das mehr, weil sie die Abgründe voneinander kannten, besser als die Menschen, mit denen sie ihr Leben verbachten. und es war das Wissen, dass ihr Glück so fragil war, dass sie beide sich darüber im Klaren waren, dass sie es lieber selbst zerstören würden, als zuzulassen, dass es von aussen, ausserhalb ihrer Kontrolle angegriffen wurde. Lieber vorbereitet sein. „Bist du eigentlich bewusst destruktiv?“ Choji hatte den Weg in die andere Richtung eingeschlagen und Ino und Shikamaru, die sich einen Teil des Weges teilten, liefen wohlgenährt und nüchtern nebeneinander her, als Ino die Frage in den Raum schmiss. Er sah sie an, bevor er seine Arme im Nacken verschränkte und nach oben zu den Sternen sah. „Nein, eher unbewusst. Warum fragst du?“ Ino sah in die Nacht, bevor sie sehr klar formulierte, was ihr seit Wochen im Kopf rumging: „Weil ich darüber nachdenke, Sai zu betrügen, nur damit mein Leben wieder nicht ganz so glücklich ist.“ Shikamaru sagte nichts dazu, sondern liess ihr Zeit. „Ich meine, er ist das Beste, was mir passiert ist, natürlich neben Inojin und dennoch habe ich gerade so viel zerstörerische Energie in mir, dass ich mich gerade jeden Tag selbst schelten muss, um mich im Zaun zu halten.“ „Trinkst du deswegen im Moment so wenig?“ Shikamaru sah sie wachsam an. „Es hilft mir, ja. Ausserdem hat das Zeug zu viel Kalorien.“ Er lächelte ab ihrer Ausflüchte. Das letze mal, als sie zusammen essen gewesen waren, hatte er zu tief ins Glas geschaut. Er hatte ihr zum Abschied in den Hals gebissen, sie hatte gelacht und ihn weggestossen. Es verwunderte ihn also nicht, dass sie das Thema ansprach, es zwischen ihnen schwellte. Ihm war klar, dass die Luft manchmal zu brennen schien, dass es diese Momente gab. Und er wusste, Ino war nicht dumm. Sie musste es bemerkt haben. Dennoch würde nie etwas passieren. Sie hatte zu viel Respekt vor sich selbst, vor Sai, Temari und nicht zuletzt vor Shikamaru um ihn als Auslöser für ihr Chaos zu gebrauchen. Das wussten sie beide. Ino starrte an die Decke. Sie hatte Angst davor, dass ihr Leben sich wieder radikal ändern könnte. Sie war gelangweilt und suchte Exzess, Glück und Freiheit. Dabei hatte sie doch alles, was sie sich nie zu träumen gewagt hätte: Ein Mann, der sie aufrichtig liebte, ihr jeden Tag irgendwie sagte, wie schön er sie fand und wie klug sie war. Ein Sohn, der ausserordentlich hübsch und schlau war. Freude, die mehr Familie waren. Es fehlte ihr an nichts. Doch ihre kleine Dämonen riefen nach Abwechslung. Also, was kommt eigentlich danach? Nach dem Glück? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)