Der Sündenbock von -AkatsukiHime (und warum ich ihn nicht gehen lassen konnte) ================================================================================ Kapitel 6: "Guten Morgen" ------------------------- Ich habe lange überlegt wie ich das hier anfange, ob ich es überhaupt anfangen soll und ob es denn letztendlich überhaupt jemanden interessieren wird. Und ob es sich lohnt, ich meine, denn im Vergleich zu anderen Storys, scheint diese Idee hier die breite Masse nicht sonderlich anzusprechen, aber ich habe mich trotzdem dafür entschieden kurz ein paar Worte an die Leute zu richten, die das hier lesen. Erst einmal danke, dass du die Geschichte hier mitverfolgst, denn wenn du das hier liest, gehe ich einfach mal davon aus, hast du dir auch bereits die vorherigen Kapitel zu Gemüte geführt und natürlich freut es jeden Autor, wenn seine Geschichten gelesen werden, doch bei dieser hier, freut es mich besonders. Denn es ist mit Abstand meine schwerste Arbeit. In welche sehr viel Herzblut rein fließt, beziehungsweise noch rein fließen wird. Wahrscheinlich wirst du lachen, aber die Idee so etwas zu schreiben, hatte ich bereits, bevor ich wieder aktiv mit dem Schreiben angefangen habe und das es nun tatsächlich auch noch zu einer Fanfiction geworden ist, damit hätte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Es macht vieles einfacher, denn wenn ich die Charaktere aus Naruto (speziell Deidara und Sasori) mit einbaue, dann hat das Ganze irgendwie bereits etwas vertrauteres, es ist beschützter und irgendwie einfach nieder zu schreiben. Und wahrscheinlich wirst du dich spätestens hier an dieser Stelle fragen, wo eigentlich mein verdammtes Problem liegt? - Das frage ich mich auch. Glaub mir. Und das auch schon seit längerer Zeit und eigentlich sollte DAS hier aus damals mein Einleittext, zu dieser Story werden, doch aus irgendeinem Grund habe ich damals nicht die richtigen Worte gefunden und auch gerade bekomme ich das Gefühl, dass ich es nie im Leben so ausformulieren könnte, wie ich es mir gegebenfalls wünsche. Am Wochenende war ich tatsächlich das erste Mal in Dachau, den Meisten von euch muss ich, natürlich gerade in diesem Zusammenhang, wohl kaum erklären, was ich dort gemacht habe. Ich glaube, ich habe selten einen so intensiven Ort erlebt, wozu ich allerdings sagen muss, dass ich aufgrund eines überdurchschnittlich hohen EQ's (das hat nix mit der generellen Intelligenz zu tun, ich bin innerlich immer noch blond und manchmal ein Brot) sehr empfindlich für solche, nennen wir es „Schwingungen" und „Atmosphären" bin und glaubt mir, wenn ich euch sage, diese Medaille hat zwei Seiten. Und das man lernen muss, mit so etwas umzugehen. Was ich damit sagen will, ist eigentlich nur, dass es mich sehr viel Überwindung gekostet hat, einen Ort wie Dachau, ein ehemaliges Konzentrations-Lager zu besuchen, über den Boden zu gehen, über den bereits tausende von Menschen vor mehr als 50 Jahren in ihren Tod marschiert sind, durch die Baracken zu gehen und sich vor zu stellen, wie viele Menschen zwischen diesen Wänden dem Kältetod, dem Erschöpfungstod, oder sonstigen Krankheiten und Entzündungen zum Opfer gefallen sind. Und ich war nicht einmal im Museum. Und ich finde, wenn man sich wirklich einmal vor Augen führt, was für eine Angst diese Menschen damals gehabt haben müssen, die Menschen wussten, dass sie dort verenden würden, sie ihre Familien und Freunde womöglich nie wieder sehen würden, auf was für eine erniedrigende Art und Weise diese Menschen wie Vieh zusammengepfercht worden sind und durch die widerlichsten Foltermethoden letztendlich ihren Tod fanden... ich finde dann kommen einem seine eigene Probleme und Sorgen mit einem Mal furchtbar nichtig vor. Meine Mutter hat früher immer gesagt „Kleine Leute, kleine Probleme – Große Leute, große Probleme." Was ich damals nicht verstanden habe, heute allerdings einsehe, dass das Verhältnis gleich bleibt und man selbstverständlich nicht alles auf die leichte Schulter nehmen sollte, was einem im alltäglichen, mitteleuropäischen Leben im 21. Jahrhundert alles so begegnet, trotzdem finde ich die Tatsache, dass ich mich bis kurz davor noch geärgert hatte, keine Karten für Ed Sheeran bekommen zu haben, doch etwas erschreckend. Ich war wirklich traurig darüber und nachdem ich einmal den Rundgang über das ehemalige KZ-Gelände gemacht hatte, kam ich mir mit einem Mal selten dämlich vor, mich über dumme Konzert-Karten geärgert zu haben. Ihr seht schon, ich komme mal wieder nicht zum Punkt, aber vermutlich, werdet ihr verstanden haben, worauf ich hinaus will. Seid dankbar für das was ihr habt. Freunde, Familie, Eltern, Kinder, glaubt mir, wenn ich euch sage, es kann einem alles so schnell genommen werden und keiner sagt uns, dass nicht morgen die dämlichen Politiker, in ihren dämlichen Anzügen und dämliche-protzigen Autos den nächsten Krieg vorn Zaun brechen. Genießen wir die Tage, die man uns gibt, mit unseren Liebsten, scheiß auf doofe Kommentare, unnötige Konzertkarten und whatelse, ich weiß natürlich, dass das nicht immer einfach ist und natürlich regt man sich auf, über, ach, über was weiß ich und das ist auch alles völlig normal und letztendlich, wer bin ich und in welcher Position stehe ich, euch belehren zu wollen? Ich möchte keinem zu nahe treten, doch es ist einfach nur dass, was mich dieser Besuch gelehrt hat und auch, was mich das Schreiben dieser Story jedes Mal aufs Neue lehrt: Wir haben vergessen, wie gut es uns geht. Wir haben angefangen, Sachen als selbstverständlich anzunehmen, die für viele Menschen nicht selbstverständlich sind, noch heute nicht. Wir haben verlernt dankbar zu sein, für dass, was wir alles haben. Leise grummelnd zog sich Deidara die Decke bis zum Kinn und rollte sich dann stöhnend auf die andere Seite, drückte dabei das Gesicht ins Kissen, welches immer noch leicht nach Erbrochenem roch, denn scheinbar hatte Sasori Recht behalten sollen und der Geruch hatte sich schneller gesetzt, als der Blonde es für möglich gehalten hatte. Von draußen drang leises Gemurmel, durch das gekippte Wohnzimmerfenster zu ihnen hinauf, ab und an knatterte ein Auto beim anfahren und von weiter weg, wahrscheinlich vom Pariser Platz, so vermutete Deidara, schallte sanfte Musik. Es war schon seltsam, wenn man sich Berlin in Zeiten wie diesen betrachtete und läge die Stadt nicht zur Hälfte in Schutt und Asche, so hätte man beinah glauben können, das Land führe gar nicht einen der schlimmsten Kriege überhaupt. Zwar hatte Deidara selbst, noch keinen einzigen Krieg miterlebt, ganz anders als sein Vater, welcher bereits im ersten Weltkrieg auf dem Schlachtfeld gestanden hatte und für welchen die Welt zusammengebrochen war, sowie er erneut eingezogen und raus an die Front versetzt worden war. An diesem Tag hatte Deidara ihn das erste Mal weinen sehen. Seinen Vater, einen groß gewachsenen, starken Mann, welcher stets die Fassung behielt, erst Recht vor seiner Familie, insbesondere aber vor ihm, hatte geweint, dicke Krokodilstränen, in den Armen seiner Mutter. Mit einem Mal wach, rollte sich der Blonde auf den Rücken, den Blick gegen die Decke gerichtet und dachte nach. Bestimmt seit drei Monaten bereits, hatten sie keine Briefe mehr von seinem Vater erhalten, was nichts heißen musste, denn mit Sicherheit ging es wild her, draußen auf den Schlachtfeldern und sein Vater würde gewiss wohl auf sein, denn er war ein geschickter und intelligenter Mann, welcher sich nicht einfach so unterbuttern ließ. Ein trauriges Lächeln bildete sich auf Deidaras Lippen und beherrscht atmete er tief ein, dann wieder aus, bis sich seine Brust und auch seine Kehle wieder entspannt hatten, sich der Druck, welcher auf diesen gelegen hatte, sich langsam verflüchtigte und er blinzelte ein paar Mal um die einzelnen Tränen, welche sich in seinen Augenwinkeln gesammelt hatten, zu vertreiben. Mit Sicherheit, saß sein Vater just in dieser Sekunde mit seinen Kameraden in der Kaserne, sang und trank mit ihnen, oder spielte Karten, Mau Mau war ihm immer das liebste Spiel gewesen, direkt nach Schach und egal, wie viel Mühe sich Deidara auch gegeben hatte, gegen seinen Vater, hatte er nicht die geringste Chance gehabt. Nicht ein einziges Mal, hatte dieser ihn gewinnen lassen, auch dann nicht, als er noch ein kleiner Junge gewesen war und im Alter von fünf Jahren, das erste Mal, gegen ihn gespielt hatte. So Einer, war sein Vater nie gewesen, vertrat dieser doch die Ansicht, dass es ratsam ist, Kindern früh genug beizubringen, dass ihnen im Leben nichts geschenkt wird, möglicherweise eine der Meinungen, welche er sich bereits damals im Krieg gebildet hatte. Und auch wenn Deidara, als Kind, noch so schlimmen Tobsuchtsanfällen unterlegen hatte, denn ein schlechter Verlierer war er schon immer gewesen und noch heute wurmte es ihn, nicht zu gewinnen, selbst wenn es um so etwas belangloses, wie Gesellschaftsspiele ging, hatte sein Vater kein einziges Mal Nachsicht gezeigt. „Wenn du mich besiegen willst, Junge.", hatte er stets gesagt, ruhig und freundlich, denn ihn hatte es nie gekümmert, wenn Deidara auch, vor lauter Zorn, das Spielbrett um geschmissen hatte," Dann musst du dir Mühe geben, nur die Harten, kommen in den Garten." Nur die harten kommen in den Garten. Bei dem Lieblingszitat seines Vaters, musste der Blonde augenblicklich schmunzeln. Es war schon was Wahres dran, auch wenn es vielleicht zur damaligen Situation doch etwas unpassend gewesen war, allerdings hatte Deidara ja auch als Kind unmöglich verstehen können, was sein lieber Vater ihm eigentlich hatte, damit sagen wollen. Heute verstand er es. Jetzt verstand er es. Auf einmal war es ihm glasklar. Das leise Klackern von Geschirr ließ ihn wieder in die Realität zurückkehren. Langsam erhob er sich und noch immer, war es ihm leicht schwindelig und er fühlte sich ein bisschen wie im Traum. Das musste eine der Nachwirkung des Morphiums sein, doch er war schon dankbar, dass ihn immerhin die Übelkeit in Frieden gelassen hatte und er die Nacht mehr als gut durch schlafen konnte. Ohne Opiate wäre ihm das mit Sicherheit schwergefallen, hatte er doch das Gefühl, nicht nur sein physischer, sondern ebenso der psychische Schmerz wäre zeitweilig von der Droge gelindert. Auf wackligen Beinen schlurfte Deidara gemächlich aus der Wohnlandschaft, durch die Stube, Richtung Küche, blieb allerdings unter dem gebogenen, hohen Durchgang stehen und lehnte sich seufzend an dessen Rahmen. Seine Beine, nicht nur die, sein gesamter Unterkörper zitterte, als würden regelmäßige, sanfte Stromstöße hindurch zucken und mit einem Mal setzte das flaue Gefühl in seinem Magen wieder ein, so länger er aufrecht stand. Deidaras Blick fiel auf Sasori, welcher schweigend am Küchentisch saß, einen Teller, mit einer halben Stulle vor sich, auf dem Tisch platziert, daneben eine Tasse mit braun-schwarzem Inhalt, Muckefuck, wie der Blonde vermutete und mit gelangweilter Miene in einer Zeitung blätternd. Noch schien der Rothaarige Deidara nicht bemerkt zu haben, oder aber, es interessierte ihn schlicht und ergreifend nicht, was dieser trieb, obgleich er sich auch in seiner Wohnung befand. Eine Zeit lang beobachtete der Blonde den Anderen einfach nur aufmerksam, versuchte nach wie vor aus diesem schlau zu werden, doch so sehr er sich auch bemühte, auf solch einem Sonderling konnte selbst er sich keinen Reim machen. Irgendwann jedoch, wurde Deidara das Herumstehen zu blöd, einmal das, zusätzlich nahm das Schwindelgefühl langsam zu und somit wuchs das Bedürfnis, sich hinzusetzten, reichte es Deidara doch, diesem Sasori bereits auf den Teppich gereiert zu haben, dann musste er nicht auch noch mitten in der Küche die Fliege machen und umkippen. Schweigend griff er die Lehne des Stuhls, welcher ihm am nächsten stand und zog diesen zu sich, was ein lautes, kratzendes Geräusch, auf den Fließen auslöste. Kurz zuckte Deidara zusammen, denn der Lärm schien ihm seltsam stechend im Schädel wieder zu hallen, dann ließ er sich seufzend am Küchentisch nieder, direkt gegenüber von Sasori, welcher völlig desinteressiert die nächste Seite, der Wehrmacht, aufschlug. Ja, nicht einmal den Blick hob der Ältere. Verärgert zog Deidara eine Schnute, war er es doch nicht gewohnt, aber schon gar nicht war er gewillt, so ignoriert zu werden, obwohl ihm etwas sagte, dass es doch ratsam wäre, die Füße still zu halten, zumindest solange er sie bei wem Fremden unter dem Tisch hatte. Wortwörtlich. Deidara räusperte sich, doch noch immer schenkte Sasori ihm keine Beachtung, griff nur nach seiner Tasse, ohne den Blick dabei eine Sekunde von dem Geschriebene der Propaganda-Schrift abzuwenden, nippte einmal von seinem Getränk und stellte den Becher dann zurück. Deidara seufzte gedehnt, bettete den Kopf dann leise grummelnd auf seine Armen, welche er auf der Tischplatte ablegte und warf dem Rothaarigen dann einen finsteren Blick zu, welcher ebenfalls gekonnt ignoriert wurde. „Hallo?", brummte er schließlich, denn langsam wurde es ihm zu bunt. Was auch immer der Andere dort für ein Spiel spielte, Deidara war nicht gut darin und hatte außerdem auch gar keine Lust drauf. Denn nach spielen war ihm im Moment nicht. Sasori hingegen scheinbar schon, denn noch immer las er einen wohl mehr als interessanten Artikel und kurz kam Deidara der Gedanke, dass Sasori ihn vielleicht tatsächlich nicht bemerkt hatte, da er so in das Geschriebene vertieft war. Der Blonde kannte es doch nur zu gut, wenn man den Rest der Welt kurz ausschaltete, da man vertieft und konzentriert in eine bestimmte Sache war, er kannte dieses Gefühl, denn er vergaß beinah immer alles um sich herum, wenn er sich mit seiner Kunst beschäftigte. Ein heißeres Seufzen stahl sich über seine Lippen und für den Bruchteil einer Sekunde wurde der Blonde tatsächlich melancholisch, bei den Erinnerungen an sein Atelier, beziehungsweise, eigentlich war es das, seiner Mutter gewesen, aber auch seine Cousins und vor allem aber er, hatten es von Zeit zu Zeit mitgenutzt. Die Staffeleien, der Geruch von frisch angemischter Farbe, der leichte Dunst, der eigentlich immer in der Luft hing und sich im hinteren Teil des Raumes mit stickiger Wärme vermischt hatte, die von den beiden Tonöfen herrührte. Viel zu lange, hatte er keinen Pinsel mehr in der Hand gehalten. Viel zu lange keine Kohlestriche auf ein Papier gesetzt. Vor allem aber, hatte er viel zu lange keine Tonfiguren mehr erschaffen. Denn das letzte um was sich die Menschen in Zeiten des Krieges scherten war Kunst, dabei war Deidara der festen Überzeugung, das gerade in solch dunklen Zeiten es wichtig war, den Sinn für die wahre Ästhetik nicht gänzlich aus den Augen zu verlieren. Und diese fand sich nun einmal einzig und allein in der Ausführung von Kunst wieder, die einzige Art und Weise auf welche der Mensch es schaffte sich aus zu leben und zu verwirklichen, ohne dabei seine Artgenossen, oder aber die Welt zu zerstören. In der Kunst gab es kein richtig, oder falsch, es gab nur Individualität und Schönheit. Kopfschüttelnd vertrieb er die Gedanken, wand sich dann wieder Sasori zu, welcher inzwischen die letzte Seite erreicht hatte und leicht schmunzelnd den Blick von einem Satz zum nächsten wandern ließ. „Guten Morgen.", knurrte Deidara schließlich, hob den Kopf und stützte das Kinn dann auf seinen Handballen ab und tatsächlich, blickte nun auch der Rothaarige auf. Beinah überrascht musterte er Deidara, die braunen Irden hatten einen seltsamen, verschwörerischen Glanz angenommen und schief lächelnd antwortete er ihm:" Guten Morgen." Einen Moment sagte keiner von ihnen etwas und Deidara verzog schon wieder das Gesicht, denn dieser Sasori schien sich tatsächlich über ihn lustig zu machen, da ergriff Letzterer erneut das Wort:"Ich dachte schon, man hätte dir gar keine Benimmregeln eingebläut, Junge.", murrte er, wand sich dann kopfschüttelnd wieder seiner Zeitung zu. Augenblicklich saß Deidara aufrecht da, verengte die Augen verärgert zu schmalen Schlitzen und blickte seinem Gegenüber dann finster entgegen. „Ernsthaft?", wollte er wissen. Ernsthaft? Dieser Kerl hatte ihn so lange ignoriert, bis er ihm einen guten Morgen gewünscht hatte? Wie bescheuert war das denn? „Ernsthaft.", bestätigte Sasori, nickte, ohne dabei aufzuschauen. Deidara schnaubte verächtlich. „Und was ist, wenn ich bis Mittags nicht „Guten Morgen" gesagt hätte?", hakte Deidara nach und verdrehte dann genervt die Augen. Was ging bei diesem Kerl eigentlich im Kopf ab? Zu gerne hätte er das gewusst, doch noch lange hätte er es vermutlich auch dann nicht verstehen können, denn so, wie Deidara die Situation einschätze, waren dieser Sasori und er, so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Und er selbst war dabei definitiv der Tag. Zumindest hoffte er das. „Dann hätte ich gewartet, bis du von selbst herausgefunden hättest, was man von dir verlangt.", erklärte Sasori ruhig, faltete die Zeitung ordentlich zusammen, akribisch legte er Kante auf Kante, zog das Papier dann mit der Handfläche glatt und legte sie neben seinem Teller ab. „Außerdem haben wir fast Zwölf, ich hoffe für dich, dass du kein Langschläfer bist und dass wir das auf das Opium schieben können.", säuselte er dann weiter, warf Deidara dabei einen flüchtigen Blick zu, ehe er die letzten Bissen seines Brotes vertilgte und dann die Tasse leerte. Kritisch hob Deidara eine Braue, schüttelte dann verständnislos den Kopf. „Wie lang ich für gewöhnlich zu schlafen pflege, sollte nun wirklich nicht Ihr Problem sein.", gab der Blonde beleidigt zu verstehen, wunderte er sich doch schon die ganze Zeit über das rege Interesse des Rothaarigen an seiner Person. Was der Kerl eigentlich mit ihm vorhatte, oder generell plante war ihm ebenso schleierhaft, doch hätte er ihn verraten, oder aber ausliefern wollen, so hätte er dies mit Sicherheit längst getan, immerhin war Deidara die letzten Stunden mehr als benebelt gewesen und konnte sich auch nur noch halb an den vergangenen Abend und die spontane Putzaktion erinnern. Aber wer wusste schon, wie dieser Kerl eigentlich drauf war und ob er Deidara den freundlichen Gastgeber nicht doch nur verspielte? Möglicherweise waren bereits Gestapo-Leute auf dem Weg zu ihnen, um ihn mit zu nehmen. Bei dem Gedanken daran und auch an die großen Transportern, mit den ängstlichen, wimmernden Menschen hinten auf den Ladeflächen wurde es dem Blonden augenblicklich heiß und kalt gleichzeitig und ein bisschen übel auch. Schüchtern senkte er den Blick gen Tischplatte und begann sich unruhig mit den Fingern der rechten Hand, über die Handknöcheln der Linken zu fahren. „Dafür das du dich von mir hast verarzten lassen und dich obendrein auch noch auf meinen Teppich erbrochen hast...", begann Sasori trocken, lugte dabei kurz an Dedara vorbei, ins hinter ihm liegende Wohnzimmer, als wollte er sich vergewissern, dass dort sonst noch alles an seinem rechtmäßigem Platze stand, „Welcher im Übrigen ein Erbstück war und aus Peru stammt.", fuhr er unbeirrt fort und fixierte ihn dann aus ausdruckslosen Augen, „Hast du immer noch ein ganz schön loses Mundwerk." Deidara sog scharf die Luft ein und schluckte dann, was niedlicher klang als es sollte, streckte dann jedoch den Rücken durch und spannte die Schultern an, denn von diesem Kerl wollte er sich nicht in die Schranken weisen lassen. Dafür hatte er zu viel erlebt. Vor allen in den letzten 24 Stunden. Sasori musterte ihn amüsiert, schüttelte dann verständnislos den Kopf, langte nach seiner Krücke und stand auf. „Ich habe Brot und noch etwas Rübenmarmelade, das muss reichen bis heute Abend, da mach ich Kartoffelsuppe.", wechselte er dann mit einem Mal prompt das Thema, stellte den benutzten Teller, sowie die Tasse in der Spüle ab und warf dann einen fragenden Blick, über die Schulter, zurück zu Deidara, welcher völlig perplex auf seinem Stuhl saß. Sogar sein Mund stand ein kleines Stückchen offen und verwirrt blinzelte er gegen das Sonnenlicht an, welches von draußen grell in die helle Küche hinein schien, wodurch er Sasori, welcher nun direkt vorm Fenster stand, nur schemenhaft wahrnehmen konnte. Und ganz sicher war Deidara sich nicht, aber meinte dieser es ernst? Hatte er es möglicherweise falsch verstanden, aber so verkehrt hatte er die Worte des Ältere unmöglich aufnehmen können. „Was?", hauchte er irritiert, der Zorn von zuvor war bereits schon wieder komplett vergessen. Sasori schnaubte verächtlich, drehte sich dann auf den Absätzen herum und ließ sich mit dem Rücken locker gegen die Kante der Küchenzeile sinken, stützte sich dabei auf seiner Krücke ab, was seltsam lässig wirkte, zumal er bislang einen außerordentlich autoritären Eindruck gemacht hatte. Augenblicklich wunderte Deidara sich, wie alt dieser Sasori wohl sein mochte, immerhin war er selbst wirklich schlecht im schätzen, hätte aber anhand dessen Haltung und generellem Auftreten vermutet, dass der Rothaarige älter war, als er selbst, wobei er wirklich jung aussah. Und dabei sahen die Meisten, die von der Front zurückkehrten, danach mindestens um zehn Jahre gealtert aus. Und vermutlich waren sie das auch, irgendwo, so viele Menschenleben, wie sie hatten zu Ende gehen sehen, da alterte man bestimmt, irgendwo, immerhin war auch Zeit nur ein menschliches Konstrukt und kurz überlegte Deidara, wie man eigentlich deren Einteilung bestimmt hatte. „Du hast mich schon richtig verstanden.", murrte Sasori genervt und mit einem Mal hatte sein Gesprochenes erneut diesen scharfen Unterton, was Deidara kaum merklich zusammen zucken ließ. „Teller.", begann Sasori der weilen ohne Umschweifen weiter zu erklären und deutete mit dem Ende seiner Krücke auf einen der Hängeschränke, „Tassen, Besteck, ... wie ein Kühlschrank aussieht, wirst du ja vermutlich wissen." Er ließ die Krücke sinken und warf Deidara dann einen auffordernden Blick zu, welcher nur leicht mit dem Kopf schüttelte. „Dein Brot schmieren werde ich dir nicht, dass wirst du mit deinen 19 Jahren ja hoffentlich selber gebacken bekommen.", knurrte er dann, „Außerdem kann ich nicht so lange stehen, dann krampft mein Bein." Überrascht ließ Deidara den Blick zu der Holzprothese wandern, betrachtete sich diese dann zum ersten Mal genauer und musste sich eingestehen, dass er noch nie, ein solch geschickt-geschreinertes Ersatzkörperteil gesehen hatte. Und ihm waren bereits Mehrere mit Arm- oder Beinprothese untergekommen, sein Großvater selbst hatte eine Holzhand besessen, vor welcher sich Deidara früher als Kind insgeheim immer etwas gefürchtet hatte, denn aus irgendeinem, ihm unerklärlichen Grund, hatte er das dunkle Holz und die steifen, jedoch gleichzeitig menschlich wirkenden Finger immer als bedrohlich empfunden. Doch Sasoris Prothese schien anders zu sein, viel raffinierter in der Anfertigung, mit metallischen Mechanismen versehen, die es scheinbar möglich machten, das Knie, sowie das Fußgelenk entsprechend zu bewegen, oder aber einzustellen, zudem schien das Holz von höchster Qualität, war glänzend geschliffen und aufpoliert worden und generell empfand Deidara dieses Bein als sehr viel ansehnlicher, als die steife Puppenhand, die sein Großvater immer mit sich herum geschleppt hatte. „Das andere Bein.", bemerkte Sasori mit einem mal trocken und augenblicklich fuhr Deidara in sich zusammen, hatte er sich doch derartig in seinen Gedanken verloren, dass er beinah ganz vergessen hatte, dass Sasori auch noch im Raum stand. „Das Andere?", wiederholte er, nach wie vor, leicht perplex, hob den Blick und rief sich dann in Erinnerung, worum es bei ihrer Unterhaltung ursprünglich gegangen war. „Du scheinst mir ja tatsächlich etwas auf den Kopf gefallen zu sein.", murrte der Rothaarige tonlos, stieß sich dann mit leichtem Schwung von der Arbeitsplatte ab und hinkte durch den Raum, Richtung Flur. „Wie meinen?", knurrte Deidara, sofort wieder zornig, wer war der Kerl eigentlich, dass er sich die ganze Zeit über raus nahm, so mit ihm zu sprechen? „Du sollst essen.", ruckartig hielt Sasori inne, drehte dann langsam das Gesicht in Deidaras Richtung und kniff die Augen zusammen:" Kraftlos kann ich dich nicht gebrauchen, dann kommst du runter in die Werkstatt, wo die ist, weißt du ja inzwischen. Und beeil dich.", setzte er bedrohlich nach, ehe er unter leisem Klackern den Flur hinunter humpelte und somit aus Deidaras Sichtfeld verschwand. „Ich kann es nicht ausstehen, wenn man mich warten lässt." Schweigend kehrte Deidara mit einem selbstgebundenen Besen die Späne, die auf dem kalten, grauen Betonboden lagen, zusammen, fuhr sich dabei immer wieder unauffällig mit den Nägeln zwischen die Zähne, denn die Fäden der Rübenmarmelade hatten sich überall in seinem Mund verfangen. Allerdings war das allemal besser als zu verhungern und obgleich er kein großer Freund der Steckrübe war, was in Zeiten wie diesen natürlich wenig scherte, trotzdem, Erdbeeren waren ihm lieber, war diese Marmelade doch um einiges appetitlicher und auch süßer gewesen, als die, die sie die letzten Jahre zu Hause gehabt hatten. Es waren diese kleinen Details, die ihm mal wieder mehr als bildlich vor Augen führten, wie nah sie an den Rand der Gesellschaft gedrängt worden waren. Sie als Juden, dem Reichsfeind. Ab und an warf er flüchtige Blicke in Sasoris Richtung, welcher mit hochkonzentrierter Miene über einer seiner Prothesen hing, welche er offensichtlich hier in der Werkstatt anfertigte. Seit sie hier unten waren, hatte der Rothaarige kein einziges Wort mit Deidara gesprochen, was den Blondem zwar etwas störte, allerdings nicht so sehr, dass er es gewagt hätte, das Schweigen zu brechen, denn, ganz gleich, wie Sasori drauf war und was er generell denken mochte, jemanden bei etwas zu unterbrechen, wo dieser jemand mit Herz und Seele dabei war, das verbat sich der Blonde strikt. Und obgleich er selbst dafür nicht wirklich Verständnis aufbringen konnte, Sasori schien in seiner Arbeit, zumindest was das Schnitzen, aber auch das Zusammenschrauben und Ausarbeiten der Ersatzkörperteile anging, wirklich auf zu gehen. Eine sonderliche Leidenschaft, wie der Blonde fand, aber so war eben jeder verschieden und so fand er sich erst einmal damit ab, stumm den Boden zu kehren, auch wenn er sich nicht ganz sicher war, warum und weshalb, er mit einem Mal in die Rolle der Putze gerutscht war. Vielleicht ließ Sasori ihn auch zuerst klar Schiff machen und aufräumen, in seinem, doch recht heruntergekommenen und etwas unordentlichen Haus, da er es selbst nicht mehr konnte, bevor er Deidara an die Gestapo verpfiff. Ruckartig hielt der Blonde in der Bewegung inne und schlang mit einem Mal krampfartig die Finger um den splittrigen Stiel des Besens, was wohl auch von Sasori nicht unbemerkt zu blieben schien, da dieser plötzlich den Blick hob. Aus den Augenwinkeln schielte Deidara misstrauisch in Richtung des Rothaarigen, welcher ihn nur interessiert musterte, sonst nichts sagte allerdings hatte Deidara bereits eingesehen, dass Sasori wohl kein Mann der großen Wort zu sein schien, womit er sich offenbar abfinden musste, denn etwas dagegen zu tun, fiel ihm nicht ein, vor allem aber nicht aus seiner jetzigen Position heraus. Außerdem vermutete er, dass Sasori einer der letzten Menschen sein würde, welchen er irgendwie ändern konnte, denn der Rothaarige schien sich seiner selbst ziemlich sicher zu sein und hatte einen beinah so erdrückenden Habitus, das selbst Deidara in seiner Gegenwart leicht ins Schwitzen geriet. Deidara atmete einmal kurz ein, riss sich dann zusammen und drehte sich schließlich zu Sasori herum, welcher ihn nach wie vor musterte, ohne dass sich in seinem Gesicht die kleinste, emotionale Regung dabei kenntlich machte. „Was ist Ihr Plan?", wollte Deidara schließlich wissen, wusste nicht recht, wie er ansonsten das Gespräch hätte einleiten sollen. „Mein Plan?", wiederholte Sasori tonlos, setzte sich etwas aufrechter hin und zog fragend die Brauen zusammen. Deidara schüttelte den Kopf. „Sie lassen mich hier übernachten, geben mir von Ihrem Essen ab, ...", mit eine Mal verstummte der Blonde, hob dann unsicher den Blick, ehe er etwas leiser fort fuhr: „Wissen Sie denn nicht, was passiert, wenn man mich mit Ihnen hier erwischt?", wollte er schließlich wissen und augenblicklich lief es ihm kalt den Rücken hinunter. Er wusste das immerhin genau. Sasori jedoch seufzte nur leise, legte schließlich sein Skalpell bei Seite, stützte sich mit beiden Händen auf seinen Oberschenkeln ab und beugte sich dann etwas nach vorne, um Deidara eingehend zu mustern. Stumm ließ der Jüngere sich mustern, überlegte fieberhaft, was der nächst beste Schritt wäre, doch irgendetwas in ihm, riet ihm, einfach abzuwarten und auszuharren, obgleich es noch so schwer war. „Deidara, oder vielleicht auch Israel.", begann Sasori, schnaubte einmal belustigt, ehe seine Miene wieder ausdruckslos wurde, „Ich habe nicht die Absicht, dich dem Staat aus zu liefern." Verwirrt schaute Deidara auf, kniffe misstrauisch die Augen zusammen und hielt dann den Kopf schief, doch Sasori redete einfach weiter, ungeachtet dessen:" Und natürlich weiß ich, was passiert, wenn man heraus findet, dass du dich hier versteckst hältst und auch, was das für mich bedeutet. Im Moment sind unsere Schicksale eng verwoben.", erklärte er und für einen kurzen Moment, wurde sein Blick abwesend, so, als würde er über etwas nachdenken, doch sofort fasste er sich wieder und schaute dem Blonden dann feste entgegen. Verständnislos schüttelte Deidara den Kopf. Das alles war zu viel für ihn. Wieso um alles in der Welt, brachte dieser völlig Fremde, sich für ihn derartig in Gefahr? Wenn man sie entdecken würden ja, wenn er auffliegen würde und die Gestapo würde herausfinden, dass Sasori mit ihm unter einer Decke steckte, sie würden ihn ohne weitere Fragen einfach mit auf den Transporter packen. Wenn sie nicht direkt erschossen wurden. „Warum?", hauchte Deidara nach ein paar weiteren Minuten des Schweigens, in welchen er nur wie versteinert den Rothaarigen gemustert hatte, welcher wiederum, leicht geistesabwesend ins Leere gestarrt hatte, wohl seinen eigenen Gedanken nachhängend. Fragend schaute Sasori ihn an, was wohl als ein stummer Appell gemeint war, sich bitte deutlich auszudrücken. Deidara holte tief Luft, ehe er mit zittriger Stimme weiter sprach: „Ich habe nichts mit Ihnen zu tun.", stellte er schließlich klar, „Das Sie mir helfen wollen ist lieb und nett, aber so wie ich das einschätze, leben sie hier relativ sicher und behütet, warum in aller Welt, wollen Sie das einfach so aufgeben, nur um jemandem völlig Fremden zu schützen? Sie haben nichts mit den Juden, oder aber mir zu tun." Ein weiteres Mal atmete er tief ein, etwas hektischer als zuvor, hatte er doch über seine Ansprache mitten drin das Atmen zeitweilig vergessen und begann nun, unter Sasoris strengem Blick, sich nervös an den Haarspitzen herum zu zippeln. Der Ältere nickte bestätigend und plötzlich zog sich Deidaras Magen-Darmtrakt zusammen, bei dem Gedanken, dass er den Rothaarigen möglicherweise auf falsche Ideen gebracht hatte. Wieso hatte er nicht einfach die Klappe halten können? Wieso um Alles, musste sein verdammtes Mundwerk immer schneller sein, als sein Kopf? Urplötzlich traten ihm die Tränen in die Augen und seine Beine begannen erneut zu schlottern, sah er er sich doch bereits, im Geiste, mit auf einem ihrer braunen Transporter sitzen und Richtung Sowjetunion fahren. Er wollte da nicht hin. Er wollte nicht in ihre Lager. Er hatte Angst, Todesangst. „Nun komm mal wieder runter, hast du mir denn nicht zugehört, Balg?" wollte Sasori ruhig wissen, klang leicht genervt, auf Deidaras kleine Panikattacke hin und rollte stöhnend mit den Augen. Deidara blinzelte verwirrt, zwang sich dann zur Ruhe, obgleich ihm immer noch furchtbar übel war und etwas schwindelig auch, ob das nun an der Angst, an seiner eigene Anspannung lag, oder doch eine Nachwirkung des Morphium war, konnte er unmöglich sagen. „Du hast Recht, so gesehen, hat das Schicksal der Juden und somit auch das deine mit mir persönlich nichts zu tun.", setzte der Rothaarige dann etwas sanfter an, lächelte sogar einmal flüchtig und automatisch entspannte Deidara sich wieder. Vielleicht wollte dieser Mensch ihm tatsächlich nichts böses. Doch konnte er ihm vertrauen? Konnte er überhaupt noch irgendwem vertrauen? Waren sie nicht alle insgeheim gegen ihn? „Was noch lange nicht heißt, dass es mich nichts angeht.", erklärte Sasori weiter und verwirrt legte der Blonde den Kopf schief. Was hatte er da gesagt? - Dass es ihn nichts anging? Was sollte das denn nun schon wieder bedeuten? Ein leises Lachen kam von Sasori und schmunzelnd blickte dieser Deidara an, schien allerdings mit dessen irritierter Reaktion gerechnet zu haben. Entrüstet schüttelte Deidara den Kopf. „Aber mal ganz im Ernst.", bemerkte er mit einem Mal, denn irgendwie bekam er langsam das Gefühl, dieser Sasori war doch nicht so gescheit, wie zu Beginn angenommen, „Wenn ich Sie wäre, dann würde ich mich nicht in die Angelegenheiten Anderer einmischen, vor allem wenn es mich selbst belasten könnte. Da wäre ich mir selbst wichtiger." Er verstummte und riss entsetzt die Augen auf, hätte sich am liebsten dafür selbst geohrfeigt, wie war das noch gleich, mit erst denken, dann reden? Verlegen grinsend und mit der Fußspitze leicht über den Boden schabend, schielte er zu Sasori hinüber, welcher nur fassungslos den Kopf schüttelte:"Das würdest du also tun, du kleiner Knallfrosch?", wollte er wissen und es klang etwas bitter. Verärgert schnaubte Deidara bei der Bezeichnung „Knallfrosch", sagte jedoch nichts, auch wenn er vieles war, doch bestimmt kein Frosch. Denn die waren glitschig und ekelig. „Das würdest du also tun? Du würdest dich aus den Angelegenheiten der Anderen raus halten und schweigend zusehen, wie diese, Einer nach dem Anderen, in den Tod geschickt werden?", er stand auf, langte dabei nach seiner Krücke und ging dann, begleitet von einem leisen Klackern durch den Werkstattraum, an Deidara vorbei, zur Treppe, die hinauf ins Haus führte. Deidara stand da wie angewurzelt, drehte sich dann ebenfalls herum und hätte beinah aufgeschrien, als er mit einem Mal genau in die kalten, braunen Irden des Rothaarigen blickte, welcher direkt hinter ihm gestanden hatte. Ein heiseres Keuchen stahl sich über seine Lippen und er musste sich zwingen, sich nicht unter der strengen Musterung weg zu ducken, denn obgleich Sasori wirklich wunderschöne Augen hatte und das hatte er wirklich, eine außergewöhnliche Mischung aus goldenen und braunen Farbtönen, behagte ihm die Art und Weise, wie diese ihn fixierten überhaupt nicht. Als würde der Rothaarige ihn mit seinen Blicken festnageln, oder aber lesen, wie ein offenes Buch. Deidara schluckte. „Nun ja, ...", begann er dann schulterzuckend, „Nicht so ganz, aber bevor ich dann mit ihnen in den Tod marschiere..." „Hältst du lieber die Klappe und tust so, als wüsstest du von nichts?", beendete Sasori seinen Satz und Deidara bemerkte, wie Seine Handflächen feucht wurden. So hatte er das noch nicht gesehen und so langsam, glaubte er zu verstehen, was Sasori ihm da mitteilen wollte. „Dann bist du einer von ihnen.", stellte Sasori klar und Deidara rümpfte die Nase. „Schau nicht so knauserig, ich sage dir nur die Wahrheit und das weißt du auch.", belehrte Sasori weiter und obwohl Deidara den Kaffee langsam aufhatte und ihm die herablassende Art und Weise seines Gegenüber ihm wirklich gegen den Strich ging, nickte er gehorsam. Denn Sasori hatte Recht. So gesehen. „Nur, weil es mir in diesem System gestattet ist zu existieren, bedeutet das noch lange nicht, dass ich das auch nach dessen Vorschriften möchte.", murrte Sasori, wand sich schließlich von Deidara ab und humpelte gen Treppenhaustür. Verdattert blieb der Blonde stehen und blickte dem Älteren hinterher. „Weißt du, dir geht vieles durch den Kopf, wenn du dich im Graben, zwischen den Leichen deiner Männer befindest, unter anderem der, dass ich den Krieg genau so geführt und am Leben gehalten habe, wie Herr Hitler es tut.", murrte der Rothaarige und in seiner Stimme lag etwas, was Deidara nicht ganz deuten konnte. Betreten senkte der Blonde den Kopf. „Haltungen wie deine, sind es, die diesem Mann Macht geben, Deidara.", sagte er, warf einen flüchtigen Blick über die Schulter zurück und mit einem Mal fühlte der Blonde sich noch schlechter, als ohnehin schon. Er nickte, ohne dabei den Kopf zu heben, fixierte sich mit seinem Blick auf eine Kellerassel, die sich verzweifel ihren Weg durch die Sägespäne bahnte, wohin auch immer sie anstrebte zu gelangen. „Je mehr wir glauben und hoffen uns selber retten zu können, desto weiter reiten wir uns selbst ins Verderben.", kam es tonlos von Sasori und Deidara schniefte einmal als Antwort. Seine Beine wollten gar nicht mehr aufhören zu zittern und er dachte an die ganzen Leute, die ängstlich weinend, hinten auf der Ladefläche hockten, darum wissend, wohin ihre letzte Fahrt gehen würde. Und vielleicht hatte er den NSlern nicht noch den Tank gefüllt, doch Sasori hatte Recht damit, dass er ihnen zumindest auch keine Löcher in die Reifen geschnitten hatte. Und solang fuhren sie. Bis jemand das Gummi aufschneiden würde und bis sie keine Lust mehr hatten, die Reifen zu wechseln doch wie lange sollte das dauern? Wie viel Ausdauervermögen hatten diese Leute und wie viel hatte er selbst? Er konnte es nicht sagen. „Es bringt nichts, in Zeiten wie diesen, nur sein eigenes Wohl vor Augen zu haben und weg zu sehen, denn dieser Krieg war verloren, noch bevor das erste Magazin verschossen wurde." Sasori seufzte, tippte Deidara dann mit dem Ende seiner Krücke sanft gegen die Brust, was diesen aufschauen ließ. „Leb' mit mir und überleb' aber dann spielst du nach meinen Regeln und tust, was ich dir sage, denn umsonst hier wohnen lasse ich dich nicht, damit wir uns verstehen, oder aber...", er brach ab, schaute an Deidara vorbei, in den hinteren Teil es Raumes und zur Tür, durch welche der Blonde am vorherigen Tag seinen Weg hineingefunden hatte. „Wo die Tür ist, weißt du ja." Mit diese Worten ließ er die Krücke sinken, öffnete dann die Tür zum Treppenhaus und verschwand in der Dunkelheit, nur das hallende und klackernde Geräusch der Krücke und Prothese, auf den schmalen Treppenstufen, ließen erahnen, dass er sich auf dem Weg nach oben, zurück in den Laden, oder aber in seine Wohnung befand. Gedehnt seufzte Deidara aus, sein Blick wanderte zum Hintereingang, dann wieder nach vorne, zum Treppenhaus, welches sich dunkel und bedrohlich vor ihm auftat. Tapfer schluckte er den Kloß, welcher sich in seinem Hals gebildet hatte hinunter, fuhr sich dann mit den Fingerrücken unter den Augenwinkeln entlang und folgte Sasori dann, mit entschlossener Miene. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)