Snake Charmer in Training von Aka_Tonbo (Momoshiro/Kaidoh) ================================================================================ Kapitel 10: ------------ Ein Monat war vergangen, seit er sich bei Kaidoh entschuldigt hatte und seitdem ihr Club wieder unter geordneter Führung seinem Training nachging, Es würde nicht mehr lange dauern, bis das erste Tournier bevorstand, und genau dafür trainierten sie gerade eifrig. Es war nicht einfach die Nische der alten Stammspieler gebührend zu füllen. Aber es gab durchaus Potenzial in einigen Spielern, das es einfach nur weiter auszubauen galt. Ein leichtes Schmunzeln zeigte sich bei Momoshiro, als er Kaidohs kräftige und Autorität vermittelnde Stimme vernahm, um Kato darauf zu verweisen, das seine Ausdauer weitaus besser sein könnte und er daran gefälligst arbeiten solle. Und in einem etwas weniger grantigen Ton fügte er an, dass seine Präzision nicht schlecht wäre. Nur um daraufhin das gesamte Team noch einmal darüber zu informieren, was ihr angestrebtes Ziel sein. Man merkte deutlich, das Kaidoh sich alle Mühe gab ihr Team zu formen. Ob nun körperlich oder auch psychisch. Natürlich gab es auch Momente, wo er lieber Momoshiro das Reden überließ. Und er war dankbar dafür, das Kaidoh ihn als Unterstützung zu würdigen wusste. Generell hatte sich etwas an Kaidoh verändert, zeigte dieser doch nun öfter ein weitaus entspannteres Gesicht als früher und ließ sich auch nicht mehr so schnell aus der Fassung bringen. Momoshiro mochte es Kaidoh zu beobachten. Sei es unbemerkt, wenn dieser nachdenklich über Trainingspläne grübelte oder offen, wenn Kaidoh selbst auf dem Tennisplatz stand und spielte. Sinnierend dachte er an die Zeit zurück, als sie zusammen im Doppel gespielt hatten. Etwas das nun leider nicht mehr zu Debatte stand waren sie beide und Echizen in den Einzelspielen nötig, um ihr Team weitestgehend zu stabilisieren. Aber noch blieb die Option in einem Trainingsmatch gegeneinander anzutreten, und dabei schenkten sie sich wie immer nichts. Momoshiro genoss diese seltenen Momente bis zum Schluss. Egal wer von ihnen gewann. Denn auch wenn sie gegeneinander antraten, so fühlte sich Momoshiro in diesen Augenblicken besonders mit Kaidoh verbunden, gehörte dessen Aufmerksamkeit doch einzig und allein ihm. Ein weiterer interessanter und nicht weniger erfreulicher Fakt war, das Kaidoh Nähe nicht mehr so scheute. Wohl um zu zeigen, das er durchaus in der Lage war soziales Verhalten zu beweisen. Manchmal erdreistete er sich Kaidoh kumpelhaft einen Arm über die Schulter zu legen. Zum Beispiel, wenn es darum ging dem Team etwas in ihrer beider Anwesenheit mitzuteilen. Früher hätte Kaidoh darauf mit einem äußerst mürrischen Zischen reagiert und sich so schnell wie möglich von ihm entfernt. Aber nun ließ er es ohne weiteres zu. Ihm war bewusst, dass er womöglich etwas zu forsch agierte mit solchen Gesten, aber solange man ihn gewähren ließ, wollte er es auch nutzen. Kaum noch ein Jahr und sie würden die Mittelschule hinter sich lassen, und danach womöglich getrennte Wege gehen, war er sich nicht sicher was Kaidoh für seine Zukunft festgelegt hatte. „Momo-senpai.“ Aus seinen Gedanken gezogen, schaute Momoshiro auf Echizen der vor ihm stand und ihn abwartend anschaute. „Was gibt´s?“ „Das Training ist zu Ende und wir sind die letzten hier.“ Etwas verwundert blickte sich Momoshiro um, und tatsächlich, die Plätze waren leer und aufgeräumt. Er war wohl ziemlich abgedriftet in seinen Überlegungen. „Oh.“ Ohne noch weitere Worte zu wechseln legten sie den Weg zum Clubhaus zurück, aus welchem die ersten Mitglieder schon wieder herauskamen und sich verabschiedeten. Das erste was Momoshiro entgegen kam, als er den Raum betrat war die Frage, ob er nicht Lust hätte sich der kleinen Gruppe aus Ikeda, Arai, Horio, und Kazuo anzuschließen, um noch etwas essen zu gehen. Ein „Warum nicht.“, war von Echizen zu vernehmen, als man sie dies ebenso fragte. Und Momoshiro sah keinen Grund nicht mitzugehen, spürte er doch deutlich das sein Hunger immer unangenehmer wurde. Momoshiros Aufmerksamkeit legte sich auf Kaidoh der gerade seine Jacke in seinem Fach verstaute und dazu überging etwas in seiner Sporttasche zu suchen. „Wie sieht aus Captain, hast du nicht Lust dich uns anzuschließen?“ Es war nicht das erste Mal, das Momoshiro Kaidoh danach fragte, ob er nicht mit ihnen nach dem Training noch etwas unternehmen wolle. Aber bis jetzt hatte dieser stets dankend abgelehnt. Umso erstaunter reagierten alle noch Verbliebenen, als dieser mit einem knappen „In Ordnung.“, zustimmte und Momoshiro sich ein breites Grinsen einfach nicht verbieten konnte. Es war ein überaus erfreulicher Nachmittag für Momoshiro, hatte Kaidoh ihm doch die Gelegenheit gegeben noch etwas mehr Zeit mit ihm verbringen zu können und das auch noch außerhalb von Schule und Training. Nicht das Kaidoh sich seiner guten Tat bewusst war. Trotzdem war es nett zu sehen, dass er sich Mühe gab sein unsoziales Image abzustreifen. Wie eine Schlage ihre Haut abstreifte. Es war nicht ganz einfach, aber Kaidoh legte Stück für Stück Teile seiner unzugänglichen Art ab und was zum Vorschein kam, ließ Momoshiros Herz ab und zu angetan und hektisch schlagen. So wie in diesem Moment. Kaidoh saß auf der anderen Seite ihrer ausgesuchten Sitznische neben Arai und gegenüber von Echizen, der sich neben ihm befand. Kaidoh trug ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen, erzeugt durch etwas, das Arai erzählt haben musste. Ihm war der Inhalt des Gespräches ihrer Runde gerade entgangen, da er zu beschäftigt damit war sich auf Kaidoh zu konzentrieren. Dann wurde Kaidohs Lächeln noch etwas inniger, was Momoshiro automatisch mit Lächeln ließ. Völlig ungeahnt des beobachtenden Seitenblicks, den Echizen gut unter seinem Cap verstecken konnte. „Hoh, das ist interessant.“, murmelte dieser an seinem Strohhalm vorbei und leerte seinen Erdbeermilchshake komplett. „Momo-senpai, mir ist eingefallen, das ich noch etwas für meinen alten Herren zu erledigen habe. Du kannst also ohne mich nach Hause fahren.“ Momoshiro erschien auf seine Worte etwas aus dem Konzept gebracht, worauf er seinen Satz noch einmal wiederholte. „Aber ich dachte wir wollten das neue Videospiel ausprobieren. Ich hab extra auf dich gewartet und freute mich schon den ganzen Tag drauf.“ Etwas schmollend verschränkte Momoshiro auf diese Offenbarung seine Arme vor der Brust. Manche Dinge änderten sich wohl nie, so ging es Echizen durch den Sinn, als er Momoshiro noch eine Entschuldigung zukommen ließ, was diesen aber kaum wirklich gnädig stimmen konnte. „Dann probiere es ohne mich aus, wenn du es unbedingt schon spielen willst.“ „Aber allein ist solch ein Spiel langweilig. Der Computer lässt sich nicht aufziehen, wenn man ihn mal besiegt hat. Außerdem wolltest du mir bei meinen Englisch Hausaufgaben behilflich sein. Ich brauch sie bis morgen. Du hast es versprochen!" Momoshiros Gequengel erinnerte immer mehr an einen Fünfjährigen der auf sein Lieblingseis bestand, was die anderen der Gruppe ergeben die Köpfe schütteln ließ. „Kaidoh-bucho.“ Alle Blicke richteten sich nun auf Kaidoh, als Echizen dessen Namen nannte. „Er ist gut in Englisch. Vielleicht solltest du ihn fragen.“ Synchron lenkte sich alle Blicke auf Momoshiro, der nun spürte wie er im Gesicht an Farbe dazugewann, löste diese Option spontan die schmalzigsten Szenarien in seiner Fantasie aus, von denen er fast annahm das die anderen sie ohne Weiteres erahnen konnten. Natürlich war das Unsinn, aber trotzdem war es ihm peinlich genug, das er zu einem weiteren seiner Burger griff in der Hoffnung, dass man ihn sein Schauspiel, Echizens Vorschlag nicht mitbekommen zu haben, auch abkaufen würde. „Dann sollten wir das gleich erledigen.“ Kaidohs Hinweis verursachte, dass sich Momoshiro perplex an seinen Burger verschluckte und ihm von Husten her ganz warm wurde. Zumindest war es das was er sich einredete. „Danke, Kaidoh-bucho. Ich werde mich dann mal auf den Weg machen.“ Damit verabschiedete sich Echizen von ihnen, zufrieden das sein kleines Manöver sogar erfolgreich gewesen war. Auch Kaidoh erhob sich jetzt und blickte abwartend zu Momoshiro der gerade an seiner Cola zog und sich nicht wirklich sicher war, ob Kaidoh seine Aufforderung auch wirklich ernst gemeint hatte. Dieser warf nun einen Blick auf seine Uhr. „Was ist nun?“, fragte er etwas ungeduldig, machte Momoshiro doch keine Anstalten sich erheben zu wollen. „Uhm…ja natürlich.“ Damit richtete sich Momoshiro eilig auf, worauf sein linkes Knie mit der Tischplatte kollidierte und ihn schmerzerfüllt murren ließ, bevor er sich reichlich nervös zu Kaidoh begab. Zusammen verabschiedeten sie sich vom Rest der Gruppe und Kaidoh wartete darauf, das Momoshiro ihm den Weg zu seinem Haus vorgab. Schweigend liefen sie nebeneinander her, während Momoshiro seinen Blick weitestgehend auf sein Rad fixiert hatte, das er neben sich her schob. Ihm lag der Vorschlag auf der Zunge Kaidoh zu fragen, ob er ihn nicht darauf mitnehmen sollte, immerhin wären sie dann schneller bei ihm. Aber fehlte ihm dazu einfach der nötige Mut. Auf der anderen Seite hatte er so auch mehr Zeit die er in Kaidohs Nähe verbringen konnte, selbst wenn sie nur nebeneinander her liefen. „Momoshiro.“ Oh, Kaidoh suchte wohl doch das Gespräch? Erst als er ihn ansehen wollte bemerkte er, dass dieser stehen geblieben war, worauf er seinen Blick zurück zu Kaidoh warf. „Bist du sicher, das das der richtige Weg ist?“, hörte er diesen skeptisch fragen, was Momoshiro seinen Kopf nach vorn drehen ließ, nur um feststellen zu dürfen, das er sich in einer Sackgasse befand. Verlegen kratze er sich nun am Hinterkopf, während er wieder umdrehte, wo er Kaidohs leichtes Kopfschütteln einfangen konnte, gefolgt von einen leisen „Knallkopf“. Ein erneuter Blick auf seine Uhr zeigte, dass sie sich sputen sollten wollten sie noch etwas erreichen, und er kurzerhand Momoshiro aufforderte sie mit seinem Rad zu befördern, um wertvolle Zeit zu sparen. Und erneut empfand Momoshiro diesen Nachmittag als ein Geschenk das man ihn machte, als er Kaidohs Hände auf seinen Schultern wahrnehmen konnte der sich für die Fahrt daran festhielt. Ohne einen weiteren Zwischenfall erreichten sie schließlich seine Behausung, wo er sein Rad ordentlich in der Garage abstellte, bevor er Kaidoh zur Haustür führte und diese aufschloss. Der Hinweis, dass er zurück sei und jemanden mitgebracht habe, ließ eine Frauenstimme aus der Küche ertönen, die zweifelsohne Momoshiros Mutter gehörte. Mit einem Geschirrtuch in der Hand betrat sie den Flur und nach einem, so erschien es Kaidoh, etwas überraschten Gesichtsausdruck, lächelte sie ihn freundlich an und teilte mit, das sie sich freue ihn einmal wiederzusehen. „Kaidoh hilft mir bei meinen Englisch Hausaufgaben.“, setzte Momoshiro seine Mutter in Kenntnis und zeigte Kaidoh an, das er ihm die Treppe hinauf folge solle, was er auch tat. Momoshiros Zimmer war nicht größer als das seine, nur um einiges unordentlicher. Man konnte fast sagen, dass dessen Zimmer auch dessen Charakter wiederspiegelte. Es herrschte Durcheinander auf den ersten flüchtigen Blick, aber fanden sich auch einige Ecke die sortiert erschienen. Wie, erstaunlicherweise, sein Schreibtisch. Außerdem gab es diverse Elemente die bunt und verspielt wirkten. Und Dinge die von persönlichem Wert zeugten. Die kleine Fotogallerie über einer eichenholzfarbenen Kommode zum Beispiel. Und die darauf befindlichen Tennis- Auszeichnungen die auch Kaidoh stolz in seinem Zimmer platziert hatte. Schnell sammelte Momoshiro noch ein paar umherliegende Kleidungstücke und Zeitschriften zusammen, und befreite den kleinen Tisch in der Mitte des Raumes von allen störenden Utensilien, bevor er Kaidoh schließlich einen Platz daran anbot. „Uhm…möchtest du was trinken?“ Es war seltsam Kaidoh in seinem Zimmer zu haben. Irgendwie wusste er nicht so recht, wie er sich nun am besten verhalten sollte, wollte er nicht schon wieder irgendeine Dummheit riskieren. „Nicht nötig.“, teilte dieser mit und holte seine Englischunterlage aus seiner Schultasche die er auf dem Tisch ablegte. Momoshiro verstand dem Wink und tat es Kaidoh gleich. Hoffentlich würde er sich auch auf dessen Hilfe konzentrieren können, gingen ihm doch gerade wieder ganz andere Gedanken durch den Sinn, je tiefer die Besinnung sank, das es wirklich Kaidoh war mit dem er sich hier allein in seinem Zimmer befand. „Die richtige Vergangenheitsform ist –driven- nicht –drived-, ansonsten sieht es so aus, als hättest du alles soweit verstanden.“ Ein erleichtertes Seufzen war von Momoshiro zu hören der seinen Kopf erschöpft auf die Tischplatte sinken ließ und sich nichts sehnlicher wünschte als sich nun zu entspannen. „Das Rascheln von Papier ließ ihn jedoch wieder aufblicken. Kaidoh hatte seine Unterlagen zusammengeräumt und verstaut. „Ich werde mich wieder auf den Weg machen.“ Momoshiros erster Impuls war Kaidoh unter irgendeinem Vorwand dazu bringen zu wollen, noch etwas zu bleiben. Doch kaum das Kaidoh sich vollständig aufgerichtet hatte und sich seine Tasche umhängen konnte, klopfte es an der Zimmertür, welche sich nach einem kurzen „Dozo“ auf tat, und er dort seine jüngere Schwester Sachiko stehen sah, gefolgt von ihrer Mutter. „Kaidoh-kun möchtest du schon gehen? Ich habe euch beiden extra etwas zu essen gemacht. Lernen kostet schließlich auch Energie.“ Damit stelle Momoshiro-san das Tablett, welches sie in den Händen hielt auf dem Schreibtisch ihres Sohnes ab, und lächelte Kaidoh erneut an. Zufrieden stellte Momoshiro fest das sich Kaidoh im Umgang mit Erwachsenen seine höfliche Art nicht nehmen ließ. Mit einer leichten Verbeugung bedankte er sich für ihre Mühe und Freundlichkeit. „Kein Grund so förmlich zu sein Kaidoh-kun. Immerhin weiß ich, dass es nicht so einfach ist Takashi zum Lernen zu bewegen. Seh es also als einen kleinen Dank an.“ Mit dem Wunsch es sich schmecken zu lassen und dem Hinweis an Momoshiro seinem Gast gefälligst nichts weg zu essen, verließ Momoshiro-san das Zimmer wieder. Fragend blickte Momoshiro auf seine Schwester die noch immer im Türstock stand und wenn Momoshiro es richtig deutete, ihre Aufmerksamkeit unerwünscht auf Kaidoh fixiert hatte. War das ein Rotschimmer auf ihren Wangen? „Ist noch was?“, erkundigte er sich mit leicht genervtem Unterton, was seine Schwester noch etwas mehr an Farbe dazugewinnen ließ, als nun auch Kaidoh bemerkte, dass sie noch immer einen Besucher um sich hatten und sich dem Mädchen ebenso zuwandte. „Uhm…“ Mit ein paar Schritten kam sie auf Kaidoh und ihn zu und stellte die Flasche mit Soda hektisch auf den kleinen Tisch an welchem Momoshiro noch immer hockte. Sie schien es nun eilig zu haben sich wieder entfernen zu wollen, trat jedoch unbeabsichtigt auf einen umherliegenden Tennisball und geriet erschrocken ins Taumeln. Aus einem Reflex heraus kam ihr Kaidoh entgegen, um sie vom Fallen abzuhalten. Was darin endete, das sie gegen ihn kippte, worauf sich ihr Kopf gegen dessen Brust lehnte und ihre Finger sich haltsuchend an seiner Jacke festhielten. Und zu allem Übel lagen Kaidohs Hände nun auch noch auf ihren Oberarmen. Es war wie eine Szene aus einer dieser schnulzigen Nachmittagsshows die sich seine Mutter gern anschaute und dann oft aus dem Jauchzen nicht mehr herauskam. Kaidoh, wie auch seiner Schwester lag ein deutlicher Ton von Verlegenheit auf dem Gesicht und Momoshiro spürte das ihm diese Situation ganz und gar nicht passte. Unter einem leichten Murren stand er ebenso auf, packte seine Schwester an Handgelenk und zog diese noch immer reichlich konfus aus seinem Zimmer. Das Zuschlagen der Zimmertür verriet Kaidoh, das er sich erst einmal allein mit sich befand, was ihn kurz erleichtert durchatmen ließ. Er konnte sich nicht daran erinnern einem Mädchen schon einmal derart nahe gekommen zu sein. Gut das er einen Schweißausbruch vermeiden konnte. Es war ihm so schon peinlich genug. Aber sie duftete gut, das war ihm gleich aufgefallen. Etwas irritiert über diesen Gedanken schüttelte Kaidoh leicht seinen Kopf. Das erneute geräuschvolle Zuknallen der Zimmertür holte Kaidoh zurück aus seiner leichten Verlegenheitsstarre. Momoshiro sah deutlich missgestimmt aus und das brüske Abstellen von zwei Gläsern neben der Sodaflache unterstich diesen Eindruck nur noch mehr. Schließlich fuhr er sich etwas gestresst wirkend durch seine Haare und nach einem kurzen Seufzen, legte sich der verärgerte Ausdruck auf seinem Gesicht wieder. „Sorry.“ Kaidoh war sich nicht sicher wofür sich Momoshiro gerade Entschuldigte aber ihm schien es am Einfachsten für sie beide, wenn er es einfach annahm, in der Hoffnung die vorherrschende Atmosphäre wieder aufzuhellen. Und Momoshiro dankte ihm sein Verständnis mit einem breiten Grinsen, worauf er sich daran machte ihr Abendessen auf dem nun wieder zettelfreien Tisch aufzusetzen. Mit einen Strahlen in den Augen, das Kaidoh stets bei Momoshiro ausmachen konnte, wenn es um etwas zu essen ging, setzte sich dieser nun wieder und wartete auf Kaidoh das er es ihm gleicht tat. Momoshiro war so frei ihm auch gleich etwas von dem Reis in eine Schale zu geben und sie ihm zu reichen. Dankend nickte Kaidoh, bevor er zu den Stäbchen griff und etwas davon probierte. Ein unzufriedener Laut war von Momoshiro zu hören, was Kaidoh Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. „Karotten, sie weiß genau das ich dieses Zeug nicht esse.“ Mit deutlichem Missfallen im Gesicht hielt Momoshiro ein Stück des Wurzelgemüses zwischen seinen Stäbchen. „Sie sind gesund, und gut für die Augen. Und du könntest ruhig etwas mehr Durchblick gebrauchen.“ Es war offensichtlich, dass Kaidoh ihn mit seinem Kommentar etwas aufziehen wollte, er aber dennoch prompt darauf einstieg. „Wenn du sie so gut findest, dann esse du sie doch.“ Damit hielt er Kaidoh seine Stäbchen vor, und schaute diesen auffordernd an. Der etwas abwägende Blick den Kaidoh daraufhin aufsetzte ließ Momoshiros Herz erneut einen seltsamen Takt annehmen. Und dann konnte er verfolgen wie sich Kaidohs Mund den entgegengehaltenen Stück Karotte näherte und langsam öffnete, um sich dann um die Stäbchen herum wieder zu schließen. Momoshiro spürte bei diesem Anblick wie ihm die Hitze abermals heimsuchte und er dabei wie hypnotisiert auf Kaidohs Mund starrte, der sich nun wieder zurückzog. Momoshiros leckte sich unbewusst über seine Lippen. Und Kaidoh tat das gleiche, was Momoshiro ein angetanes Seufzen entlockte, weswegen er sich nun mit Kaidohs fragenden Blick konfrontiert sah. „Ich…ich bin nur froh, dass du diese Dinger isst. So muss ich mir nicht wieder eine Lektion über gesunde Ernährung anhören, weil welche übrig geblieben sind.“ Für einen winzigen Augenblick glaubte Momoshiro das Kaidoh etwas darauf zu sagen gedachte, doch zuckte dieser nur leicht mit den Schultern und widmete sich wieder ihrem Abendessen. Innerlich atmete Momoshiro erleichtert auf. Er sollte wirklich besser aufpassen, wenn er mit Kaidoh allein war, denn so boten sich weitaus weniger Möglichkeiten, sein etwas merkwürdiges Benehmen hinter irgendetwas oder irgendjemanden zu verstecken. Dennoch das Bild das ihm Kaidoh gerade geboten hatte, war ungemein anziehend gewesen. Momoshiro lenkte seinen Blick auf die Stäbchen in seiner Hand und wurde noch etwas röter. Kaidohs Lippen hatten sie berührt und würde er nun damit weiteressen… Irgendwo in seinen Kopf kam ihm die Erinnerung wieder ein, dass er einmal ein Gespräch von Kikumaru und Oishi mit angehört hatte, wo es um indirekte Küsse ging. So, als wenn jemand aus einem Glas trinkt und jemand anderes an genau der gleichen Stelle dasselbe Glas an seine Lippen setzt. Wäre dies nun auch solch eine Situation? Allein der Gedanke löste in Momoshiro ein aufgeregtes Kribbeln aus. „Hast du keinen Hunger?“ Der plötzliche Klang von Kaidohs Stimme ließ Momoshiro seine Gedanken wieder zur Seite schieben und ihn mit einem Grinsen, das seine Verlegenheit überspielen sollte, anschauen. „Ich wollte dem Gast einfach nur den Vortritt lassen.“ Momoshiros typisches Lachen folgte darauf, was Kaidoh, ergeben über dessen übliche Eigenarten, einfach weiter essen ließ. „Sag hättest du Lust mit mir das neue Spiel auszuprobieren? Wenn ich weiter auf Echizen warten soll, ist das Spiel schon wieder out.“ Es war ein spontaner Gedanke der Momoshiro zwischen Teriyaki und gedünsteten Bambussprossen gekommen war. Aber warum nicht einen Versuch wagen Kaidoh noch etwas zum Bleiben zu bewegen. Abwartend und mit angespannter Hoffnung verfolgte Momoshiro Kaidohs Reaktion auf seine Frage. Und als dieser einen Blick auf seine Uhr warf, sank die Erwartung auch schon wieder. Kaidoh hatte sich schon die Zeit genommen ihm bei seinem Englisch Hausaufgaben zu helfen. Etwas das er früher nicht ansatzweise in Erwägung gezogen hätte. Da war sich Momoshiro sicher. Und eigentlich wollte Kaidoh auch schon vorhin wieder nach Hause, wäre seine Mutter nicht mit dem Abendessen dazwischen gekommen. So gesehen hatte er Kaidohs Wohlwollen heute schon reichlich ausgeschöpft. Momoshiro senkte enttäuscht seinen Blick über seine Chancenlosigkeit und Kaidoh anhaltendes Schweigen. „Ich muss noch trainieren.“, war Kaidohs zu erwartende Absage, doch noch bevor Momoshiro das „Ich versteh schon.“, das ihm auf der Zunge lag, wiedergeben konnte, fügte Kaidoh seinen Worten noch etwas an. „Was ist es für ein Spiel?“ Momoshiro erhob sich darauf und griff nach der Hülle die sich auf einem der Regale befand, und reichte sie Kaidoh. „Ich denke auf eine halbe Stunde kommt es nicht an.“ Das war nun wirklich mehr als Momoshiro erwartet hatte, und ohne weiter Zeit zu verschwenden legte er das Spiel in die Konsole ein und kramte einen zweiten Kontroller hervor den er ebenfalls anschloss. „Ich fasse es nicht! Wie kann das sein, ich habe nicht ein einziges Spiel gewonnen!“, entrüstet schaute Momoshiro auf den Fernsehbildschirm der ihm zum wiederholten Male in großen Buchstaben anzeigte, das sein Spielcharakter verloren hatte. Und mit eben diesem entrüsteten Ausdruck blickte er nun zu Kaidoh, der ein äußerst zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen trug. Es war eines dieser unglaublich seltenen Lächeln. Eines das wirklich Kaidohs gesamtes Gesicht aufhellte und Momoshiro trocken schlucken ließ. Und er wünsche er könnte etwas tun um diesen Anblick so lange wie möglich zu erhalten. Oder ihn für sich einfangen, auf das er ihn immer wieder anschauen konnte, wenn er es wollte. Dieser erneute emotionale Schub war gefährlich, und Momoshiro wusste das es angebracht wäre sich abzuwenden, bevor er etwas tat das seine Zuneigung zu Kaidoh unweigerlich bloßstellen würde. Es war der Moment als sich seine Lippen auf denen von Kaidoh wiederfanden und das Hochgefühl zu unbeschreiblich wurde, als Momoshiro sein Handeln bewusst wurde. Doch anstatt sich panisch wieder zurückzuziehen, lehnte er seine Stirn gegen die von Kaidoh, seine rechte Hand in dessen Nacken ruhend. Momoshiro hatte nicht den Mut Kaidoh in die Augen zu sehen als er sprach, aber er wollte ihn wissen lassen, was er gerade fühlte. „Ich weiß ich sollte mich entschuldigen, aber…es tut mir nicht leid. Kaidoh ich…ich habe mich in dich…“„Momoshiro.“ Natürlich wollt es Kaidoh nicht hören. Momoshiro musste etwas bitter lächeln, als dieser ihn in seinem Geständnis unterbrach. „Ja, was dachte ich mir nur dabei.“ Mit dem Gefühl das sein gesamtes Inneres nur noch aus einem einzigen straffen Knoten bestand, ließ Momoshiro wieder von Kaidoh ab und hoffte inständig, das es nur ein Traum sei und er sich nicht gerade derart lächerlich gemacht hatte. Die unerwartete Präsens von Kaidohs Hand auf seiner Stirn, verwirrte Momoshiro jedoch sichtlich konnte er diese Geste nicht nachvollziehen. „Du scheinst kein Fieber zu haben.“, erklärte Kaidoh sein Tun darauf auch schon, und ließ Momoshiro mit einer unangenehmen Erkenntnis zurück. Und eigentlich wäre das die perfekte Gelegenheit für eine Ausrede gewesen, die ihn noch einmal hätte retten können vor seiner ungestümen Aktion Kaidoh zu küssen. Aber ein anderer Impuls war stärker. „Wenn du denkst ich wäre nicht ganz bei Sinnen, dann muss ich dich leider enttäuschen.“, rutschte es ihm etwas zu bissig heraus, ohne das er es gewollte hatte. Oh, er hatte wahrlich ein Talent alles zu ruinieren! Verärgert über sich selbst fuhr sich Momoshiro wirsch durch seine Haare. „Es wäre nicht das erste Mal.“ „…huh?“ Mehr fiel Momoshiro auf Kaidohs Worte nicht ein. Was meinte er damit? „Es wäre nicht das erste Mal, dass du so etwas tust. Damals im Krankenhaus bist du auch in deinem Fieber in meinem Zimmer erschienen und hast nach ein paar Sätzen der Entschuldigung, genau dasselbe getan. Warum sollte ich also nicht annehmen, dass wieder etwas nicht stimmen würde mit dir?“ Momoshiro war buchstäblich sprachlos auf diese Offenbarung. Bis jetzt hatte er angenommen er hätte das nur geträumt, gab es für ihn nie ein Anzeichen, dass er dies wirklich getan hatte. Kaidoh hatte ihn auch nie darauf angesprochen und nun traf es ihn wie ein Schlag. Er hatte sich Kaidoh schon einmal so gedankenlos aufgedrängt. Momoshiro glaubte nicht das ihm schon jemals etwas derart peinlich gewesen war. Was hatte er sich nur dabei gedacht?! „Ich…Oh Gott, ich…“ „Ich denke ich sollte jetzt lieber gehen. Wir sehen uns morgen.“ Momoshiro nahm Kaidohs Hinweis nur am Rande wahr, zu chaotisch rauschten seine Gedanken durch seinen Kopf. Erst als er das Schließen der Haustür vernahm, sah er sich um und bemerkte, dass er allein in seinem Zimmer war. Er glaubte nicht das er Kaidoh je wieder ins Gesicht schauen konnte. Und viel schlimmer noch, wie würde Kaidoh nun mit all dem umgehen, nun wo er wusste das Momoshiro bei seinem zweiten Ausrutscher keine Ausrede dafür gültig machen konnte? Er wollte auf keinen Fall zu ihrem alten, kühlen Umgang zurück. Eher würde er alles Mögliche versuchen von diesen Gefühlen für Kaidoh wieder loszukommen, würde das bedeuten, dass sie wenigstens gute Freunde sein könnten. Ein frustrierter Aufschrei ging durch sein Zimmer. Er hatte es vermasselt. Schon wieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)