Snake Charmer in Training von Aka_Tonbo (Momoshiro/Kaidoh) ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Kaidoh fühlte sich etwas verspannt, was er eindeutig auf den Mangel an Schlaf zurückführte, denn er, wie nicht anders zu erwarten, Momoshiro zu verdanken hatte. Dieser hatte die ihm ausgehändigten Nahrungsmittel bis auf dem letzten Krümel aufgebraucht und schien damit auch soweit zufrieden, dass Kaidoh hoffte nicht durch dessen hungrigen Magen seinen Schlaf einbüßen zu müssen. Und so gesehen hatte sein Plan auch funktioniert, nur leider hatte er nicht damit gerechnet, dass Momoshiro auch noch im Schlaf die Angewohnheit besitzen würde ihn derart aufzuregen. Schnarchen sollte etwas für alte Leute sein! Aber wie immer überraschte ihn Momoshiro negativ. Nicht einmal auf ein paar Tritte gegen dessen Seite, hatte dieser in seinem geräuschvollen Schlummer reagiert, außer dass er sich mit einem Schmatzen auf die Seite gerollte und zufrieden in sein Kissen gesabbert hatte. Außerdem war er unvorsichtig genug gewesen und hatte Momoshiro gestern Abend noch mitgeteilt, dass er heut eine Wanderung geplant hatte und dies gut den ganzen Tag dauern könnte. Er hatte angenommen das Momoshiro bei dieser Information lediglich sagen würde, dass er das ruhig tun könne, er aber bevorzuge hier zu bleiben und sich bei irgendwas zu entspannen. Womit er ganz und gar nicht gerechnet hatte, war dessen prompte Äußerung, dass er mitkommen wolle, da ein Ausflug in die Natur doch ideal wäre um abschalten zu können. Und nun waren sie hier, auf einem schmalen, leicht steinigem Pfad, umgeben von alten, meterhohen Bäumen die ihre Kronen gemütlich im seichten Wind wiegten und Fragmente des warme Sonnenlichtes um sie herum streute, die um sie her tanzten. Das einzige was diese harmonische Szenerie zu durchbrechen wusste, war Momoshiros anhaltendes Geschwätz über alles nur Mögliche. Keine brauchbare Voraussetzung um Erholung auch nur ansatzweise zuzulassen. Er hatte bei Momoshiros Vorschlag, ihn zu begleiten, eigentlich schon aus Reflex ablehnen wollen, aber dann erinnerte er sich daran, dass es womöglich nicht die klügste Idee wäre Momoshiro den ganzen Tag allein mit sich und seinen verqueren Gedankengängen zu lassen. Nicht nachdem dieser schon am ersten Tag solch einen Stress durch sein Fernbleiben, bei ihm ausgelöst hatte. Ob er wollte oder nicht, irgendwie hatte er das Gefühl von Verantwortung. Etwas das er in Bezug zu seinem Posten als Captain auch ausbauen sollte. Würde er es meistern Momoshiro in diese Voraussetzung einbauen zu können, dann würde er auch bei allen anderen kein Problem damit haben. Er sollte es daher als einen kleinen Test betrachten. Denn wenn er ein wirkliches Ziel vor Augen hatte, dann konnte er sich anfallenden Situationen doch noch etwas besser stellen. Im Falle von Momoshiros endlosen Redeschwall, wäre ignorieren somit die einfachste und friedfertigste Lösung. So erduldete Kaidoh schließlich sein Los und mit etwas Übung war es ihm sogar möglich, sich wieder auf die beruhigenden Aspekte ihrer Umgebung zu konzentrieren. Das vereinzelte Singen der Vögel, das Rauschen der Blätter, oder das leichte Knarren der Äste im Wind. Die Klänge der Natur vermochten es wahrlich, dass er sich ausgeglichener zu fühlen begann. Einer plötzlichen Erkenntnis folgend blickte Kaidoh nun zu seiner Linken, nur um die Abstinenz von Momoshiro zu registrieren, dessen plötzliches, fehlendes Gebrabbel ihn hatte stutzig werden lassen. Ein weiterer Blick nach hinten zeigte, dass Momoshiro den Weg verlassen hatte und etwas waldeinwärts stand, wo er etwas zu begutachten schien. Mit einem genervten Murren und dem Gedanken einfach weiter zu gehen, schaute Kaidoh etwas unentschlossen auf Momoshiro, bevor er sich in dessen Richtung begab, um diesen wieder auf den Weg zurück zerren zu wollen. Kaidoh konnte nun verfolgen, wie Momoshiro eine Pflanze mit farbintensiver Blüte von Boden pflügte und dann daran roch. Die zielgenaue Treffsicherheit einer aufgegriffenen Zapfe, die Momoshiro an der Wange traf, ließ diesen empört in Kaidohs Richtung blicken. Ungehalten deutete er mit der gerade gepflückten Pflanze auf ihn, um sich ebenso aufgebracht zu erkunden was das sollte, als ihn erneut solch ein Geschoß traf und er die Pflanze schließlich fallen ließ. Mit finsterem Gesicht schloss Kaidoh nun zu Momoshiro auf und packte diesen am Kragen seines Shirts. „Wie dämlich bist du eigentlich?!“, grollte er diesem entgegen und rüttelte Momoshiro leicht. „Ist dir vielleicht auch mal der Gedanke gekommen, dass diese Pflanze giftig sein könnte?“ Momoshiro war deutlich der Protest über Kaidohs Umgang mit ihm anzusehen, doch schien er sich dessen Worte erst einmal durch seinen Kopf gehen zu lassen. „Sie sah aber nicht giftig aus.“ Kam seine etwas zu naive Antwort, was Kaidoh entgeistert knurren ließ, bevor er von Momoshiro abließ und seinen Rucksack öffnen zu können, um kurz darauf ein Buch hervor zu holen. Suchend blätterte dieser darin herum, bis er einen zustimmenden Laut von sich gab und Momoshiro die aufgeschlagene Seite direkt vor sein Gesicht hielt. „Hier steht leicht giftig.“ Mit einem ruppigen Handgriff entzog er Momoshiro den Pflanzenführer wieder. Unter dem Murren, es aufzugeben und einen Trottel eben Trottel sein zu lassen, verstaute er diesen wieder und begab sich zurück auf den Pfad, von welchem aus er Momoshiro aber noch eine Zapfe an den Kopf donnerte. Jetzt fühlte er sich schon wieder etwas besser. Es waren gut drei Stunden vergangen, die sie nun schon unterwegs waren und Momoshiro hatte noch ein um das andere Mal gezeigt, dass er von Natur keine Ahnung hatte. Zumindest nicht von Flora und Fauna. Dabei hätte man meinen sollen, dass er es durchaus besser wusste, hatte er im Spiel gegen Oshitari von Hyotei doch Wissen über das Einbringen von natürlichen Elementen bewiesen gehabt. Aber anscheinend reichte es auch nur dafür, der Rest war für Momoshiro wohl einfach nur ein großer Abenteuerspielplatz. Auf einer lichten Anhöhe, welchen ihnen den Blick über das unter ihn befindliche Tal darbot entschloss Kaidoh, dass sie diese Aussicht ruhig mit einer Pause verbinden konnten, was er Momoshiro auch knapp mitteilte. Noch immer war diesem anzusehen, dass er beleidigt war, da man ihn über die letzten Stunden so oft auf seine Ahnungslosigkeit, was ihre Umgebung betraf, hatte hinweisen müssen. Woher sollte er das auch alles wissen? Deshalb platzierte sich Momoshiro auch demonstrativ in etwas Abstand zu Kaidoh auf einem Baumstumpf, um etwas zu essen von dem er wusste, dass man es ihm nicht mit dem Hinweis auf Dummheit aus der Hand schlagen würde. Trotzdem ärgerte es ihn, dass Kaidoh ihn so oft hatte zurechtweisen müssen. Es kratzte einfach an seinem Stolz. Frustriert stopfte er sich das in seiner Hand befindliche Onigiri in den Mund. Auch wenn Essen ihn sonst immer mit guter Laune versah, so war er momentan viel zu abgelenkt von seinem Unmut, als das er dieses Gefühl hätte durchlassen können. Ein versteckter Seitenblick auf Kaidoh zeigte, dass dieser ebenso etwas zu essen zu sich nahm, während er am Rande der Anhöhe stand und ab und an auf seine Wanderkarte schaute, welche er in einer Hand hielt. Kaidohs Gesicht wirkte deutlich entspannt, als er seine Aufmerksamkeit über die Landschaft vor sich schweifen ließ. Ein Ausdruck den man nicht allzu oft an ihm ausmachen konnte. Und ohne das Momoshiro sich dem bewusst war, starrte er Kaidoh gedankenverloren aber recht offensichtlich an, was dieser auch zu registrieren begann und sich nun auch Momoshiro zuwendete. „Oi, was soll das dumme Gestarre?“ Kaidohs tiefe und leicht aggressiv klingende Stimme holte Momoshiro wieder zu sich, worauf er Kaidoh jedoch nur weiter wortlos anschaute, hatte er den Inhalt seiner Frage doch nicht wirklich verstanden. „Huh?“ „Trottel.“ Damit lenkte Kaidoh seinen Blick wieder nach vorn, da er nicht annahm, dass noch etwas Intelligenteres von Momoshiro folgen würde. Weswegen ihm auch dessen verärgertes Gesicht entging, auf diese erneute Betitelung. Und eigentlich war Momoshiro nun wirklich danach sich lautstark über dessen Allüren aufregen zu wollen, aber er wusste leider auch, dass er aus eigenem Verschulden solch eine Reaktion von Kaidoh erhalten hatte. Was ihn nur noch mehr aufregte! Seine ganze Mission sich mit Kaidoh besser verstehen zu wollen, ging völlig den Bach runter. Auch wenn es seinem Ego nicht gut tat, so musste sich Momoshiro eingestehen, dass er eigentlich gar nicht so recht wusste, was er tun sollte, um dieses Ziel erfolgreich zu erreichen. Er hatte versucht Kaidoh in ein Gespräch zu verwickeln, aber dieser zeigte nie Interesse an einem angeschnittenen Thema. Selbst wenn es um Tennis ging, war dessen einzige Reaktion ein Murren wenn er etwas zuzustimmen schien oder ein Zischen wenn er einer anderen Ansicht war. Dann hatte er sich gedacht, er könnte Kaidohs Interesse für die Natur etwas kitzeln, indem er ihm ab und an ein paar Fragen zu Pflanzen oder Tieren stellte. Doch das Resultat war abermals recht dürftig und nicht weniger peinlich, wenn er sich wieder zurechtgewiesen sah. Woher sollte er auch wissen, dass Salamander zum Selbstschutz Gift absondern konnten, als er so einen angebracht hatte. Zum Glück befand sich ein Bach in ihrer Nähe in welchem er seine Hände hatte gründlich waschen können. Mit einem ergebenen Seufzen angelte sich Momoshiro einen, in Reichweite liegenden, dürren Ast mit dem er im moosigen Boden herumstocherte und damit einen kleinen Nager aufscheuchte, der flink zu seinen Füssen vorbei huschte. Im Augenwinkel konnte Momoshiro eine weitere Bewegung am Boden ausmachen, worauf er dieser folgte und wie vom Blitz getroffen aufsprang. „SCHLANGE! SCHLANGE! SCHLANGE!“, drang es panisch an Kaidohs Ohren, der zuerst annahm, dass Momoshiro ihn wieder einmal zu provozieren versuchte. Bei genauerem Hinschauen konnte er aber erkennen, wie Momoshiro rückwärts von seinem Sitzplatz wegstolperte, seinen Blick auf das züngelnde Reptil gerichtet, das ihm nachzusetzten schien. Und noch bevor Kaidoh die Situation komplett aufgegriffen haben konnte, weiteten sich seinen Augen schreck erfüllt, als Momoshiro in seiner Panik viel zu nahe an den Rand der Anhöhe gehastet war und sein letzte Schritt nach hinten ins Leere ging. Mit einem raschen Satz auf Momoshiro zu, war es Kaidoh möglich dessen Handgelenk noch zu fassen zu bekommen, doch war die Kraft die Momoshiros Körper nach unten zog zu heftig. Dennoch ließ er Momoshiro nicht los. Der Sturz den schroffen Abhang hinab war schmerzhaft und rapide, da nichts ihren Fall zu bremsen vermochte. Ein gleisender Schmerz durchzog Kaidoh, als etwas gegen seinen Burstkorb traf und ihn unter einem Japsen die Augen zusammen kneifen ließ. Unter gequältem Stöhnen öffnete Kaidoh sie wieder, wo ihn der Blick in einen leicht orangefarbenen Himmel empfing. Sollte es etwa schon wieder Abend werden wollen? Der Versuch sich zu bewegen, ließ deutliche Schmerzimpulse durch Kaidohs Körper ziehen. Trotzdem versuchte er sich aufzurichten. Der Widerstand in seiner Hand ließ seinen Puls kurz stoppen. Rasch wendete er sich Momoshiro zu der neben ihm lag, sich aber nicht rührte. Kaidohs Herz ging augenblicklich in ein hektisches Rasen über. Er begab sich auf seine Knie und drehte Momoshiro so, dass dieser auf dem Rücken zum Liegen kam. Aus einer Wunde an dessen Stirn ran Blut über dessen Gesicht, was Kaidoh ein beklemmendes Gefühl in seinem Magen verschaffte. „Momoshiro?“ Kaidohs Stimme klang untypisch gebrochen und unsicher, als er den Namen des anderen sagte. Aber eine Reaktion bekam er trotzdem nicht. Was sollte er nun tun? Einer Eingebung folgend suchte er in seinen Hosentaschen nach seinem Handy. Nur musste er feststellen, dass es nach diesem Sturz nicht mehr einsatzfähig schien, zeigte sich das Display, auch nach diversen Tastendrücken weiterhin schwarz. Vielleicht hatte Momoshiro seines dabei. Vorsichtig tastete Kaidoh dessen Sachen ab, worauf er die typische Form in einer Seitentasche von dessen Hose ausfindig machen konnte. Eilig zog er es hervor und zu seiner Erleichterung schien es auch noch zu funktionieren. Nur war das nächste Problem mit dem er sich konfrontiert sah, dass es keinem Empfang anzeigte. Mit einem Zischen, ausgelöst durch seinen Zustand, richtete Kaidoh sich auf, im Versuch irgendwo doch ein Signal einfangen zu können. Doch so wie es aussah schienen die Berge um sie herum, diese Möglichkeit vollkommen abzuschirmen. „Verdammt!“, brach es wütend aus ihm hervor, was ihm ein leises Stöhnen von Momoshiro einbrachte, der anscheinend wieder zu sich fand. Mit ein paar Schritten war Kaidoh wieder an dessen Seite und beobachtete jede Regung die Momoshiro von sich gab, bis dieser seine Augen schließlich aufschlug und ihm etwas verklärt in das besorgte Gesicht schaute. „Oi Mamushi, was ist…passiert?“ War Momoshiros erste Frage, die ihm Kaidoh mit ein paar Worten zu erklären wusste, bevor er sich nach dessen Befinden erkundigte. „Ging mir schon besser.“ Es war ein Funken von Erleichterung, als Kaidoh Momoshiros etwas wehleidiges Grinsen ausmachen konnte. Irgendwie schien ihm das wohl nie wirklich auszugehen. „Kannst du dich hinsetzen?“, erkundigte sich Kaidoh, auch um feststellen zu können, wie weit Momoshiro wirklich noch in der Lage war sich zu bewegen. Unter ein paar schmerzbedingten Lauten versuchte sich Momoshiro aufzurappeln, musste aber feststellen, dass sein linker Arm schon bei der kleinsten Bewegung ungemein schmerzte. „Ich glaube der ist gebrochen.“, brachte er seinen ersten Gedanken hervor, was Kaidoh nicht weiter zögern ließ und er sich vor Momoshiro platzierte, um dessen Arm genauer in Augenschein nehmen zu können. „Wo genau?“ „Schulter.“ Behutsam streifte Kaidoh den Ärmel von Momoshiros Shirt nach oben, wo er auch gleich eine erkennbare Schwellung und die Ansätze eines Hämatoms erkennen konnte. So etwas Ähnliches hatte er schon einmal gesehen und durch Abtasten der getroffenen Stelle bestätigte sich sein Verdacht. „Sie ist ausgerenkt. Und sollte schnellst möglich wieder eingerenkt werden, sonst kann es noch zu Folgeschäden kommen.“ Kaidohs Analyse ließ Momoshiro erst einmal wortlos zurück, auch weil er sich grade mehr als mitgenommen fühlte. „Wir können von hier keine Hilfe anfordern, da es keinen Empfang gibt.“ Nach dieser Erklärung fiel Kaidoh auch wieder ein, dass er noch immer Momoshiros Telefon hatte, welches er ihm nun wieder zurückgab. „Meines ist hinüber.“, erklärte er den kurzzeitigen Besitz des fremden Mobilfunkgerätes, was Momoshiro nur verstehend nicken ließ. „Was nun?“ Ein prüfender Blick den Abhang hinauf der sie hier her befördert hatte und ein Blick zurück auf Momoshiro machte Kaidoh klar, dass ein Hochklettern für diesen nicht möglich war. Selbst für ihn wäre es noch ein recht riskantes Unterfangen, waren es doch einige Meter die nach oben führten, die mit vereinzelten, steilen Abschnitten versehen waren. Es war so gesehen wirklich unglaubliches Glück, dass sie beide nicht um einiges schlimmer verletzt waren. Trotzdem könnte er es versuchen. Denn irgendetwas mussten sie tun. Er glaubte nämlich nicht, dass man sie hier finden würde. Und selbst wenn man nach ihnen suchte, dann würde es sicherlich seine Zeit dauern, denn erst musste man ihre Abwesenheit bemerkt haben. Und da sie hier so gesehen auf sich gestellt waren, würde es womöglich Tage dauern, bis sie auf Hilfe hoffen konnten. Zeit die sie nicht wirklich hatten, in Anbetracht, dass sie nichts weiter mit sich führten, als das was sie am Leibe trugen und ein Telefon dessen Akku auch nicht ewig aushalten würde. Außerdem bestand die Gefahr auf wilde Tiere zu treffen, sobald die Nacht hereinbrechen würde, was schon im unversehrten Zustand fatal sein konnte. Noch immer war er Momoshiro eine Antwort schuldig, da er selbst einfach nicht wusste was die beste Lösung wäre. Es würde bald dunkel werden und er konnte nicht sagen, wie lange er brauchen würde um wieder hinauf zu klettern. Überhaupt wusste er nicht, ob es ihm gelingen würde. Am Ende würde er erneut abrutschen und wer wusste schon, ob er dann noch einmal so glimpflich davon kam. Dann war dann noch die Sache mit Momoshiro, den er verletzte nicht allein zurück lassen wollte. „Wir werden die Nacht hier bleiben, alles andere ist momentan einfach zu riskant.“ Ein Blick auf Momoshiro ließ annehmen, dass dieser ihm wohl gar nicht zugehört zu haben schien, zeigte er auf diesen Vorschlag keine Reaktion. Erst als Kaidoh nachhaken wollte, ob er damit einverstanden sei nickte dieser, behielt seinen Kopf aber weiter gesenkt. „Weiß…weißt du wie man das macht? Das mit dem Einrenken?“ Etwas perplex über diese Frage sagte Kaidoh zuerst nichts, bis ihn Momoshiro direkt mit ernsten Ausdruck anschaute. „Theoretisch weiß ich es, aber ich habe es noch nie gemacht.“ Kaidoh wusste, das es eine schmerzhafte Angelegenheit war und wie sich Momoshiro momentan deswegen fühlen musste. Aber er gab auch zu, dass er Angst davor hatte etwas falsch zu machen, sollte er es versuchen. Am Ende wäre er daran schuld, wenn Momoshiro einen bleibenden Schaden an seinem Arm zurückbehalten würde. Auf der anderen Seite könnte dieser Fall ebenso eintreten, wenn er gar nichts unternahm, da es umso schwieriger wurde das Gelenk zurückzuschieben, je länger man damit wartete. „Du bekommst das schon hin.“ Mit einem schwachen Lächeln unterstrich Momoshiro seine Bitte, was Kaidoh kurz tief durchatmen ließ, bevor er sich erneut Momoshiros Schulter zuwandte. „Es wird wehtun.“, gab er Momoshiro vorsichthalber noch zu verstehen, damit dieser wusste was ihn erwarten würde. „Das dachte ich mir schon.“ Auch wenn Momoshiro versucht es sich nicht anmerken zu lassen, so war die Unsicherheit in dessen Stimme doch zu erkennen. Es macht Kaidoh noch etwas nervöser, als er es eh schon war. „Sag mir wenn es zu unerträglich wird.“ Damit legte er eine Hand an Momoshiros Schulter, wo er das deplatzierte Gelenk spüren konnte und mit der anderen griff er nach dessen Handgelenk. Vorsichtig winkelte er Momoshiros Arm an, was diesen schon leicht mit den Zähnen knirschen ließ, aber noch nichts weiter dazu sagte. Kaidoh wusste das Momoshiro sicherlich auch versuchte, es ohne viel Regung ertragen zu wollen. Schon weil er sich vor ihm nicht die Blöße von Schwäche geben wollte. Deshalb beobachte er auch weiterhin jede noch so kleine Veränderung von dessen Gesichtszügen bei seiner Prozedur, um selbst abschätzen zu können, ob es zu viel werden würde. Langsam und mit Bedacht drückte er Momoshiros Unterarm nun von dessen Körper weg, während er dessen Ellenbogen anhob und den gesamten Arm vorsichtig nach oben dirigierte. Die Spannung die sich in Kaidohs Körper befand war immens, wollte er doch keine unbedachte Bewegung ausführen. Momoshiros stoßweise gehende Atmung zeigte, dass es auch für ihn eine große Anstrengung darstellte und er ein schmerzerfülltes Ächzen nicht mehr zurückhalten konnte, worauf Kaidoh unsicher innehielt. „Schon gut…“, versicherte ihm Momoshiro daraufhin, und ließ ihn wissen, dass er nicht aufhören solle, bis es vollbracht wäre. Erneute atmete Kaidoh tief durch und überging das leise Jammern vorerst, sollte Momoshiro nicht doch noch intensiver auf den Schmerz reagieren. Ein scharfes Zischen von Momoshiro als Kaidoh den Winkel des Armes erneut etwas veränderte und ein schabender Laut von dessen Schulter und es schien geschafft. Überprüfend fühlte Kaidoh den Zustand des Schultergelenks, welches nun hoffentlich wieder seinen ursprünglichen Platz eingenommen hatte. „Und?“ Er konnte nur mutmaßen ob es geklappt hatte, solange ihm Momoshiro nicht etwas Genaueres dazu sagen würde. Mit einer bedächtigen und leichten Bewegung konnte Momoshiro feststellen, dass der anfängliche Druck fast verschwunden war und der Schmerz sich etwas abgemildert hatte. „Besser.“ Und auch wenn ihm zu einem winzigen Lächeln zu Mute war, so fühlte er sich mit einem Mal wieder so benommen, als hätte er ewig nicht geschlafen. Er konnte somit nichts gegen diesen Drang tun, sich diesem Gefühl von Kraftlosigkeit zu ergeben. Erschrocken fing Kaidoh den nun wieder reglosen Körper auf, der ihm entgegen gesunken kam, gerade als er sich aufrichten wollte. „Momoshiro? Hey…“ Womöglich hatte ihn der schmerzhafte Prozess in seinem derzeitigen Zustand doch mehr zu schaffen gemacht, dass er nun in Ohnmacht gefallen war? Prüfend fühlte Kaidoh Momoshiros Puls, der relativ normal zu gehen schien, worauf er diesen an einen Baumstamm lehnte und nochmals kritisch musterte. Momoshiro sah wirklich mitgenommen aus. Das leise Rauschen, das sich nun an seine Ohren stahl, ließ Kaidoh sich umschauen, um Orten zu können aus welcher Richtung genau es an ihn herangetragen wurde. So wie es aussah gab es einen Fluss in ihrer Nähe, dessen eigentümliches Tosen ihm erst jetzt auffiel. Noch war es hell genug, dass er sich danach umsehen konnte. Es wäre auch von Vorteil, wenn sie ihre Wunden reinigen und irgendwie ein Feuer bewerkstelligen könnten. Auch um wilde Tiere über die Nacht fernzuhalten. Er sollte sich also beeilen und versuchen etwas von dem umzusetzen, von dem er schon einmal in einem Survivalbuch gelesen hatte. Er trug nun die volle Verantwortung. Ein erneuter Blick auf Momoshiro und Kaidoh löste die Jacke die er sich um seine Hüften gebunden hatte, um ihn damit etwas zuzudecken, bevor er sich auf den Weg machte. Ein weiter glücklicher Umstand war, dass Kaidoh ein vernünftiges Mehrzweckmesser einstecken hatte, da so etwas immer von Nutzen sein konnte, wenn man in der Natur unterwegs war. Es war wirklich nicht weit bis er den Fluss erreichte und sich etwas ausgiebiger umsah, um vielleicht schon etwas ausfindig machen zu können, das von Nutzen sein würde. Etwas Bambus kam ihm sehr gelegen, da er diesen zerteilen und die Segmente als Wasserbehälter nutzen konnte. Ein paar trockene Äste, welches für ein Feuer dienlich sein sollten, nahm er ebenfalls gleich mit. Nun hieß es sich zu beeilen, wenn er noch vor Einbruch der Dunkelheit etwas zu Stande bringen wollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)