Akai Tsuki no mukou ~ Beyond the Red Moon von eurydike (Eine Dir en grey-/Merry-/MUCC-/Kagerou-Story / Final chapter 24 uploaded!) ================================================================================ 16.2. [Pele - Teil 2] --------------------- Kyos dunkle, runde Augen suchten im Halbdunkel die ihren. Sie wirkten immer noch feucht. Beim Gedanken daran, ihm mit ihrer Enthüllung wehtun zu müssen, wurde ihr schlecht. Doch es gab kein Zurück mehr. Jetzt nicht mehr. Er hat ein Anrecht darauf, die Wahrheit zu hören , liess sich eine Stimme tief in ihr vernehmen. Ja, das hatte er. Was aber ist, wenn ich ihn dadurch verliere? , wollte Chieko von der Stimme wissen. Eine Antwort blieb aus. Die Augen des Sängers ruhten noch immer auf ihr. Erwartungsvoll. Und auch voller Angst. Er konnte sich nicht vorstellen, was nun kommen würde. Bestimmt fragte er sich, ob sie auch dunkle Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit mit sich rumtrug. Wer tat das nicht? Doch diese Nacht war noch nicht der richtige Zeitpunkt für diese Art von Enthüllungen. "Ich wünschte, du hättest mich als erstes erzählen lassen. Ich weiss, wie viel Überwindung es dich gekostet haben muss, dich mir zu öffnen." Kyo schüttelte verständnislos den Kopf. Was konnte denn bloss so schlimm sein? "Bist du verheiratet? Verlobt?". Er grinste dazu. Auch Chieko konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. "Nein". Sie schwieg. Dann: "Ich bin Garas Cousine". Der Sänger schaute sie nur an. Ganz ruhig. Ab und zu blinzelte er. Doch sie konnte sich lebhaft vorstellen, woran er dachte, an welche Ereignisse er sich zurückerinnerte. Gara, der ihn, nach Absprache mit Kaoru, zum Bowling mitgeschleppt hatte. Sie, Chieko, die dort als angebliche Freundin eines der Crew-Mädels aufgetaucht war. Wie konnte er nur so blöd gewesen sein, zu denken, dass sie sich tatsächlich für ihn interessierte? War ja klar, dass eine solche Frau ihn nur deshalb beachtete, weil sie auf ihn angesetzt wurde. Aber warum tat Gara, einer seiner besten Freunde, ihm das an? Konnte er denn gar niemandem mehr trauen? Er war also doch ganz alleine auf der Welt. "Kyo?". Die Augen, die sich nun auf sie richteten, schienen scharf wie Messer. "Du brauchst mir nichts zu erklären, ich weiss schon, das da läuft". Kalt. Der Mann, der noch wenigen Minuten weinend in ihren Armen gelegen hatte, erschien ihr auf einmal zu Eis erstarrt. Wer konnte es ihm verdenken? Aber sie wollte, dass er sie anhörte, wenigstens das war er ihr schuldig. "Es war nie unsere Absicht, dich zu verletzen. Ich hatte von Anfang an Bedenken. Gara auch. Er würde nie etwas tun, das dir schadet oder wehtut - das weißt du ganz genau. Die letzten paar Wochen waren eine Qual für uns beide. Wir wussten, wir müssen dir die Wahrheit sagen, aber wir wussten nicht wie. Und jeder Tag, den wir verstreichen liessen, machte die Sache nur noch schlimmer. Meinst du nicht, dass wir genauso gelitten haben, wie du jetzt? Wenn ich dir damals beim Bowling schon gesagt hätte, wer ich bin, hättest du dann überhaupt mit mir geredet? Hättest du nicht Gara an den Kopf geworfen, du wolltest nicht verkuppelt werden, und wärst dann einfach abgehauen und hättest mich stehen lassen? Ohne mir überhaupt eine Chance zu geben? Wir haben uns näher kennengelernt, Kyo, und ich habe jede Minute mit dir genossen. Was meine Gefühle angeht, hab ich dich nie angelogen und dir auch nie was vorgemacht. Was ich für dich empfinde ist echt. Am ersten Abend wusste ich nicht, dass ich so weit gehen würde, dass du mich überhaupt so nah an dich ranlassen würdest - aber es ist passiert. Und ob du's glaubst oder nicht, ich war glücklich. Ich wollte, ich hätte dir dies alles erzählen können, bevor du mir deine Geschichte erzählt hast. Jetzt fühle ich mich wie eine Verräterin, ein Mensch mehr, der dein Vertrauen missbraucht hat. Aber weißt du, im Gegensatz zu ihr oder allen anderen habe ich dich nicht absichtlich verletzt. Wäre es besser gewesen, ich hätte dich für immer im Unwissen gelassen? Wenn du erst in einigen Monaten erfahren hättest, was Sache ist? Kannst du mir meine Ehrlichkeit nicht anrechnen?". Chieko hatte immer schneller geredet und verhaspelte sich jetzt. Kyo war vor ihr erstarrt. Nicht einmal atmen hörte sie ihn mehr, und seine Augen waren tot auf einen Punkt jenseits von ihr gerichtet. Die junge Frau atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. "Ich weiss, dass du mich hörst. Ich verstehe deine Wut und deine Enttäuschung, wir wussten, dass du so reagieren würdest. Aber ich verdiene eine Chance! Hörst du? Ich habe dich sehr gern, und ich wollte mich auf ein Uns einlassen. Kannst gerne Gara fragen, was es für mich heisst, eine Beziehung zu führen, zu versuchen, eine zu führen. Es ist ein Kompliment, Kyo. Ich bin nicht eingebildet, ich halte mich nicht für etwas Besseres, aber dass ich dich so nah an mich rangelassen habe, ist ein ebenso grosses Kompliment, wie die Tatsache, dass du mir eben aus deiner Vergangenheit erzählt und mich in dein Leben gelassen hast. Das solltest du nie vergessen." Die dunklen Augen ruhten nun wieder auf ihr. Nicht mehr ganz so kalt, aber unendlich traurig. Trotzdem hoffte Chieko, er würde ihr hier und jetzt schon verzeihen, doch... "Bitte geh. Lass dir unten ein Taxi rufen". Leer. Tonlos. Kraftlos? Der junge Mann, der auf einmal um Jahre gealtert schien, wandte sich von ihr ab, legte sich hin und rollte sich wie ein Embryo zusammen. Das war's dann also. Chieko seufzte. Ihre Augen wurden feucht, doch sie war zu stolz, ihn ihr Weinen hören zu lassen. Stattdessen unterdrückte sie die heissen, hinter ihren Augen brennenden Tränen, während sie sich im Dunkeln ihrer Yukata entledigte, ihre Kleider zusammensuchte und sich leise anzog. Kyo stellte sich schlafend. Ganz ruhig lag er da. Dies durfte kein Abschied für immer werden. Sie wäre so gerne da geblieben und mit ihm eingeschlafen, am nächsten Morgen mit ihm aufgewacht - genau so, wie er es (vermutlich) geplant hatte. Alles, was sie verlangte, war eine zweite Chance. Doch starrsinnig, wie Kyo war, würde er ihr wohl nicht mal diese gewähren. Laut sagte sie: "Sayounara". Nur dieses eine Wort. Es wäre ihr noch viel mehr eingefallen. Sie hätte sich für den schönen Abend bedanken können. Für Kyos Vertrauen. Sie hätte ihn wieder und wieder um Verzeihung bitten, ja sich sich sogar weigern können, das Zimmer zu verlassen. Doch sie war es sich nicht gewohnt, Männer anzuflehen. Und ihnen ihre Schwächen und ihre Verletztheit zu offenbaren erst recht nicht. Also überliess sie Kyo sich selbst und liess die Tür ins Schloss fallen. Nun mauere ich den schmalen Durchgang, den ich nicht ohne Mühe zwischen uns geöffnet habe, wieder zu. Was nicht geht, geht nicht, sage ich mir und setze Stein auf Stein. Enttäuschte Hoffnung ist ein tüchtiger Maurer. Nur den letzten Stein, der die Mauer schliesst, kann ich nicht setzen. Denn du stehst auf der anderen Seite und schaust mich an. + + + [Gedicht © Hans Kruppa] Es ist mal wieder Zeit, allen, die so treu mitlesen und auch mal Kommentare schreiben, zu danken. Danke, dass ihr mitleidet, mitlebt, mitfühlt. Wenn jemand von euch Fragen zu dieser Geschichte hat oder sich ganz einfach gerne mit anderen Lesern austauschen möchte, es gibt einen Zirkel dafür: http://animexx.4players.de/community.php/akaitsuki/beschreibung/ ^.^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)