SKAM Season 3 "ISAK" (Special Extended) von -Sian- ((S 1 und 2 sind NICHT notwendig für die Story)) ================================================================================ Kapitel 7: 03x07 - BIST DU SCHWUL? - (Er du homo?) -------------------------------------------------- Der Abend mit meinem besten Kumpel Jonas hat echt gut getan. Verdammt gut! So etwas habe ich glaube nach all dem echt gebraucht. Könnte mich noch immer selbst treten, wieso ich nicht mal ihm vertrauen konnte. Hätte vieles womöglich einfacher gemacht... Wir hatten uns auch noch mal wegen der Zeichnung von Even unterhalten, die er mir irgendwie in die Jacke gesteckt hatte. Ich wusste nicht, wann er das getan haben könnte und grübelte angestrengt darüber. Was auch sonst? Grübeln kann ich mittlerweile echt richtig gut. Als ich mich deswegen beim Zocken teilweise nicht wirklich konzentrieren konnte, schlug Jonas vor, dass ich Even doch einfach fragen sollte, wenn mich das so brennend interessiert. Tat ich dann auch, aber erst einen Tag später. Hab hin und her überlegt, ob ich die Sache überhaupt wieder aufrollen sollte, immerhin hatte Even klar gemacht, dass er Abstand von mir braucht. Und von Sonja offenbar keinen mehr, also... Warum sich deshalb 'nen Kopf machen? Weil ich es kann! Oder viel mehr... weil ich nicht anders kann... Samstagnachmittag hielt ich es doch nicht mehr aus, nicht zu wissen warum er das überhaupt getan hat, mir eine Zeichnung zukommen zu lassen, wenn er nichts mehr von mir will und so schrieb ich ihm, auf möglichst neutraler Ebene: Hi Even. Vielen Dank für die Zeichnung. Das war nett. Wann hast du die eigentlich in meine Jacke gelegt? Und da den ganzen restlichen Abend und auch bis Sonntagmittag nichts, aber auch gar nichts zurück kam, wusste ich mal wieder nicht, was ich von der ganzen Sache überhaupt halten sollte. Weshalb ich beschloss, den einzigen Menschen aufzusuchen, den ich in dieser Sache fragen konnte: Eskild. Er wusste von der Sache zwischen mir und Even und er hatte sicherlich auch mehr Erfahrung damit, was Beziehungen zwischen Jungs angeht, gleich welcher Art. Sonntag, 20.11.2016 – 14:34 Uhr Mein Weg führte mich daher nun zu meinem Mitbewohner. Ich vernahm seine Stimme in der Küche und dort diskutierte er gerade mit jemandem: „Der Punkt ist, dass du selbst entscheiden kannst, wenn du dir Tinder holst... Dann logst du dich ein, triffst einen Haufen Leute uuund hast Spaß mit denen.“ Dies waren die ersten Gesprächsfetzen, die ich vom Flur aus mitgeschnitten hatte. Nicht, dass ich drauf aus war zu lauschen, aber ich wollte auch nicht in wichtige Gespräche rein platzen. Da es hierbei wohl eher keinen Unmut erzeugen würde, wenn ich mich dazu geselle, setzte ich meinen Weg fort. „Ich werde mir kein Tinder holen... nein“, entgegnete Noora ihm, als ich mich der Küche näherte und Eskild fragte sie: „Wieso nicht?“ „'Wieso nicht'?“, wiederholte Noora ungläubig, als ich mich in den Türrahmen stellte und erklärte ihren Standpunkt: „Ist das nicht offensichtlich? Angesichts dessen, dass ich schon einen Kerl hab?“ Er seufzte offensichtlich genervt von der ganzen William-Sache: „Ja, aber er lebt in London, Noora.“ Ich wollte gerade Anlauf nehmen, irgendwie das Wort zu ergreifen, doch die beiden schienen noch nicht fertig zu sein, weshalb ich mich doch lieber noch zurück hielt und abwartete. „Jetzt bist du aber..“, begann sie, doch Eskild fiel ihr ins Wort: „Nein, ich denke nur, du bist der Typ Mensch, der immer das richtige Tut. Du musst immer gut sein. Kannst du nicht einfach mal aus dir raus kommen? Do it!“ Er unterstrich seine Meinung gestikulierend, doch Noora schien unwillig seinem 'Rat zur schlechten Tat' zu folgen: „Nein.“ „Mach einfach mal so:“, schlug er vor und machte eine.. na ja merkwürdige Handbewegung, mit noch merkwürdigeren Geräuschen. Was wohl verdeutlichen sollte, dass Noora die Sache einfach lockerer sehen und sich ins Vergnügen stürzen sollte, statt an William festzuhalten. Noora ahmte ihn nicht wirklich treffend nach, doch er schien mehr oder weniger zufrieden mit ihrer halbherzigen Darbietung: „Ja, oder nicht? Jetzt habe ich das Gefühl, dass...“, er unterbrach sich selbst, da sie mit seinem Vorschlag aber nach wie vor nichts anfangen wollte und sich aus dem Staub machte. „Noora!“, wollte er sie aufhalten, doch sie hatte offenbar keine Lust sich auf Tinder einzulassen: „Tschüss, Eskild!“ Was ich persönlich auch irgendwo verstehen kann. Ich machte ihr im Türrahmen Platz, denn nun könnte womöglich ich mein Problem vortragen. „Love you!“, rief er ihr nach und ich hörte nur noch ein: „Yes...“, von ihr im Flur. Ich trat näher zu ihm und hörte ihn meckern: „So schwer! Oh mein Gott. Jeder weiß doch, dass William nicht zurück kommt. Jeez, ey!“ Vorsichtig pirschte ich mich noch ein Stück weiter rann und überlegte wie ich anfangen sollte: „Ehh.. Eskild? Kann ich dich was fragen?“ Der Gemeinte, welcher gerade dabei war sich mit der Pflanze vor ihm zu beschäftigen, stützte sich nun genervt auf die Küchenzeile und seufzte: „Isak, im Ernst jetzt... Ja, ich akzeptiere deine Entschuldigung. Alles fein. Also zum letzten mal, ich bin nicht sauer auf dich. Okay?“ Ähm.. darum ging's doch jetzt gar nicht..? Doch Eskild setzte unbeirrt fort: „Ich... ich verstehe, warum du gesagt hast, was du gesagt hast, und jetzt bin ich fertig damit. Also musst du hier nicht Trübsal blasen, wie... Ich kann's nicht mehr sehen.“ Während er sprach, hatte sich demonstrativ wieder der Pflanze zugewandt. „Darum geht’s nicht. Ich brauche dringend einen Rat“, unterbrach ich seine Rede und so blickte er hinter sich, in meine Richtung: „Von mir?“ Eskild grinste. Er liebt es ja auch wenn jemand nach seinen Tipps fragt. Ich nickte, weshalb er sich nun gänzlich zu mir drehte: „Okay, du willst einen Rat von moi?“ „Ja“, entgegnete ich ihm und er setzte das Spiel weiter fort: „Tust du? Weil... du mir vertraust? Und zu mir aufsiehst?“ Ich lachte kurz und verdrehte ein wenig die Augen: „Ja!“ Aber mein Mitbewohner war noch nicht fertig: „Weil ich dein Guru bin?“ Na, wenn's denn hilft...: „Sicher.“ „Sag es. Sag: Eskild ist mein Guru“, trieb er das ganze auf die Spitze, doch wollte ich nicht auch noch mit machen, abermals grinste ich und seufzte: „Dann, fuck it..“ „Sag es!“, hört ich Eskild, doch ich drehte mich herum und war dabei zu gehen: „Nee, nee wir lassen das.“ „Gut, gut, gut, gut, Isak! Okay. Was...“, lenkte er ein und so wandte ich mich herum, als er fragte: „Was willst du wissen?“ Na also. Geht doch. Ich lehnte mich an die Küchenzeile, überlegte kurz wo ich anfangen könnte und begann anschließend: „Du... weiß doch dieser Even.“ „Ja. Was ist mit ihm?“, kam es von Eskild und ich erklärte: „Ähm... Wir hatten was laufen... und er sagte, er würde mit seiner Freundin Schluss machen. Und dann, plötzlich, sagt er, dass es ihm zu schnell geht, und... dann ist er mit der Freundin wieder zusammen. Und dann... eine Weile später, gibt er mir eine Zeichnung. Ich denke: Okay, cool, und sende ihm eine Nachricht: 'Danke für die Zeichnung', aber er antwortet nicht mehr.“ Eskild hörte sich alles an, dachte einen Moment drüber nach und wollte nun wissen: „Aber er hat eine Freundin?“ „Ja...“, nickte ich und hoffte auf seine Weisheit. „Okay, wie lange sind die schon zusammen?“, hakte er weiter nach und ich entgegnete dem: „So.. vier Jahre.“ „Hmkay..“ Der Gesichtsausdruck, den er nun hatte, ließ nichts positives vermuten: „Das ist nicht gut, oder?“ „Phh... Na ja, ja... Oder... ich weiß nicht, wie... Wie ehrlich soll ich sein?“, brachte er dem entgegen und mir schwante böses: „Vielleicht nicht ganz so...?“ Aber das würde mir auch nicht viel bringen... Von irgendwelchen Halbwahrheiten hab ich echt genug: „Nee, fuck it. Sag mir einfach wie's ist.“ „Jo, also es ist so... ähm... Ich kenne eine Menge Jungs in heterosexuellen Beziehungen, die mit Jungs schlafen. Das ist ziemlich üblich, aber... nicht so viele verlassen ihre Freundin, um mit ihm zusammen zu sein“, sprach er und das war auch irgendwie schon das, was ich befürchtet hatte. Gut, ich kann die Jungs, mit denen Eskild so abhängt, nicht wirklich einschätzen und nicht wissen, ob sie irgendwie Even in irgendeiner Weise ähneln. Nicht optisch, eher vom Verhalten. Aber abgesehen von dem Fakt, dass er wahrscheinlich mehr Jungs kennt, die die Sache vielleicht eher so sehen wie ich und... lieber unerkannt und weniger offen durch die Welt schleichen wollen, als ein Feuerwerk um sich herum zu verbreiten, und der Tatsache, dass der 0 8 15 Normal-Hetero kaum in seine Erfahrungswerte einberechnet sein wird... könnte er, wie so oft, recht haben. And that sucks... Nach einem Moment des Verinnerlichens setzte er fort: „Glaube ich, oder... also...ähm... Es könnte so sein. Es ist nur mein Rat. Es ist nur meine... Meinung. Mein Guru-Advising, oder so.... Aber ich bin kein Buddha. Oder... Ich bin nicht Gott, oder so...“, eierte er herum und fragte dann: „ Also... hat's dir geholfen?“ Nein. Ja... aber nein... Sagen wir mal so: Eskilds Ansicht der Dinge hat bestätigt, was ich sowieso schon vermutet hab. „Hmm...“, brummte ich und er sagte: „Ist nicht das, was du hören wolltest oder?“ Ich nickte und er ergänzte: „Ja... Ist auch nicht das, was ich gern gesagt hätte, aber...“ „Ist Okay... Ich geh dann mal...“ Nachdenken. Was sonst...? Ich meine, eine ehrliche Meinung ist sicher mehr wert, als all dieses optimistische 'das wird schon'-Gefasel, wenn's doch eh nichts wird. Und wenn's wider Erwarten, doch irgendwie läuft, dann freut man sich umso mehr. Es ist einfacher das Schlimmste zu ertragen, wenn man damit rechnet, dann trifft's einen nicht so auf voller Breitseite, wie... wenn man das beste hofft und dann ordentlich eins in die Fresse kassiert. Even jedenfalls schrieb auch am nächsten Tag nicht zurück, oder lief mir in der Schule über den Weg. Möglicherweise vermied er es genauso wie ich auf Leute zu treffen, speziell mich. Aber welche Gründe sollte er dafür haben? Oder er hat eventuell schon von einem Gerücht gehört, dass ich schwul sein könnte... bin... irgendwie...whatever. Jedenfalls, dass er sich deswegen fern hält, um seine Beziehung zu Sonja nicht zu gefährden? Andererseits hat's ihn auch nicht groß interessiert, was meine Mitbewohner wegen ihm denken könnten. Das ergäbe also auch irgendwo wenig Sinn... Ach was weiß ich, verflucht! God damn, Isak! Das hast du schon hunderte Male durchgekaut und das einzige was du mit Sicherheit weißt ist, dass du absolut gar nichts sicher weißt! Meinen Plan, möglichst unter dem Radar zu schwirren und nicht aufzufallen, setzte ich auch weiterhin fort, denn der funktionierte zur Abwechslung mal ganz gut. Vielleicht mag er nicht zur Situation hilfreich beitragen, aber so vermied ich immerhin noch mehr Stress. Am Abend sendete mir Eskild eine ziemlich lange Nachricht: Lieber Isak. Just a little greeting from your Guru oder Genie in a bottle. Ich war wirklich glücklich, dass du gestern zu mir gekommen bist. Hoffe, ich habe deine Hoffnungen nicht zerstört. Aber trotzdem, dieser Typ. Even. Er ist nur einer von Vielen, die in deinem Leben auftauchen werden. Ich schwöre. Was sein wird, wird sein, que sera sera. Aber pass gut auf dich auf, denn ich meine, es ist Scheiße verletzt zu werden oder sich benutzt zu fühlen. Wie auch immer, ich denke du bist mutig. Aaaber, wie wär's, wenn wir einen Jungsabend machen, wir ausgehen und einen Neuen finden, in den du dich verlieben kannst? Ich weiß, dass eine Menge in meinem Squad dich adorabelle* finden würden. Du kannst Tights und Masara von mir haben. Scherz. Basically... das selbe, was er auch Noora riet, als es um Tinder ging. Sein Versuch mich nach dem Gespräch gestern wieder aufzubauen, ließ mich aber zumindest lächeln. Und auch wenn er recht haben mag, aber im Moment gibt es da nur einen und in den bin ich bereits wortwörtlich hoffnungslos verliebt. Ist so. Was soll ich's mir schön reden oder runter spielen. Runter spielen hat noch nie sonderlich gut funktioniert. Ich bin's. Wäre es nicht so, ginge es mir nicht so dermaßen beschissen. Es fuckt mich ab und es tut scheiße weh, dass ich ihn nicht haben kann, aber im Moment würde da kein Anderer irgendwas dran ändern können. Dennoch war ich dankbar für seine Mühe: Danke EasyE. Das machte einen ohnehin schon bescheidenen Montag nur noch halb so schlimm. Dienstag, 22.11.2016 – 13:25 Uhr Biologie-Unterricht. Sana und ich saßen gemeinsam über einen Fragebogen, der 'ne Art Vorbereitung für eine Prüfung war. Wir konnten uns dabei so ziemlich immer auf eine Antwort einigen, nur bei dieser vorletzten hier sollte das nicht der Fall sein, als ich die Frage vor las: „Okay, Sana. Was ist Exkretion? Bei 15. A) Ausscheidung von stickstoffhaltigen Abfällen, B) Ausscheidung von Karbon-Dioxide, C) Ausscheidung von Substanzen, die nicht im Körper benötigt werden, D) Ausscheidung von Abfallprodukten.“ Das wusste ich, weshalb ich mit dem Stift, auf Antwort D tippte: „Yes, das ist es! I read it last week.“ Doch Sana war anderer Meinung: „Was? D? Nein, es ist A.“ Ich las mir A noch einmal durch: „A? Tze... Nein!“ „Es ist A. Wie kommst du auf D?“, fragte sie mich und verwirrte mich damit: „Stickstoffhaltige Abfälle? Wir haben nichts über stickstoffhaltige Abfälle gelesen.“ „Wir haben nichts über Ausscheidung von eigenen Organen gelesen. Das macht nicht mal Sinn“, erklärte sie mir und verwirrte mich noch mehr: „Was meinst du mit 'keinen Sinn'? Wir haben das doch gehabt.“ „Eigene Organe scheiden keine Abfallprodukte aus.“ Huh? „Wieso nicht? Das ist nicht A, dass hat doch nichts mit stickstoffha...“, begann ich und sie unterbrach mich genervt: „Mach mich jetzt nicht verrückt, es ist A!“ „Warum müssen wir diese Diskussion jetzt haben...?“, brummte ich nun ebenfalls genervt, aber hielt mich dennoch so gut es ging zurück. Grantig werden könnte bei Sana echt gefährlich sein. Aber mal ganz im ernst, Ausscheidung von Abfallprodukten... simpel ausgedrückt: Scheißen gehen, Pissen, whatever. Muss jeder. Das kommt von eigenen Organen. Ist nun mal einfach so. Wenn das bei Sana nicht so ist, dann läuft irgendwas gewaltig falsch. „Vertrau mir, Sana. Ich weiß das“, führte ich aus und ignorierte ihre Einwände, die sie zwischendrin anbringen wollte, doch sie war nach wie vor der Meinung: „Ich vertraue mir selbst, und es ist A.“ „Das ist mein Fach, ich weiß was ich tue“, versuchte ich sie nochmals zu überzeugen, doch das Mädel ist stur. Sturer als stur: „Das ist auch mein Fach. Kannst du einfach A einkreisen? Es ist A.“ Leicht angepisst verdrehte ich die Augen und überlegte, was man tun könnte, damit sie sieht, dass ich recht habe. Ich zückte mein Handy und sagte: „Lass es uns googeln. Ich hab keine Lust mehr auf deine Sturheit.“ Doch Sana hatte noch einen in petto, um mich noch ein klein wenig mehr wegen dem Scheiß hier fertig zu machen: „Wenn du so unsicher bist, dass du es googeln musst, dann tu's. Aber ich weiß, dass ich recht habe, und weiß es ist A.“ „Ich bin nicht unsicher. Ich weiß, dass ich recht habe!“, versicherte ich ihr und legte genervt meine Handy recht unsanft vor uns auf den Tisch: „Aber ich werde garantiert nicht A antworten. Also... ja, was machen wir?“ Da keiner von uns nachgeben würde, meldete sich Sana, um die Aufmerksamkeit unserer Lehrerin zubekommen: „Hallo? Entschuldigung.“ „Ja, Sana?“, ging diese darauf ein und die neben mir Sitzende sprach: „Was machen wir, wenn wir uns nicht auf eine Antwort einigen können?“ „Kreist beide Alternativen ein und schreibt eure Namen dahinter und wir werden sehen was richtig ist“, kam es von vorn und damit konnte ich leben: „Geht doch! D, Isak. A... Wie heißt du gleich noch mal?“, wollte ich Sana eigentlich ein wenig necken, doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich in dem Moment ganz und gar auf mein Telefon vor uns. Mir wurde ganz flau, als ich mit Schrecken ebenfalls sah, was sie gelesen haben musste. Mein Messanger zeigte eine Nachricht von Vilde an: Hoffe du findest die Frage nicht unverschämt, aber stimmt es, dass du homosexuell bist? Ich war geschockt. Mir wurde plötzlich heiß und kalt zugleich und ich wusste im ersten Moment nicht wie ich die Sache handhaben sollte. Sana räusperte sich: „Was ist die nächste Frage?“ Aus Gewohnheit war das erste was mir in den Sinn kam: Verdrängung. Aus den Augen, aus dem Sinn. Ich schnappte mir mein Handy und steckte es weg, während ich mit zittriger Stimme vorlas: „Wie... funktioniert der Stoffwechseltransport bei Tieren... ohne Blutkreislaufsystem?“ Es klingelte. Und ich wusste nicht, ob ich das gut finden soll. Zum Einen, Sana würde jetzt gehen und hoffentlich jetzt und hier nichts dazu sagen oder sie geht nun direkt zu ihren Freundinnen und... was eigentlich auch keinen Unterschied macht, da Vilde es sowieso schon weiß... „Bitte schreibt eure Namen oben aufs Blatt“, hörte ich unsere Lehrerin sagen und die neben mir Sitzende schnappte sich den Fragebogen: „Ich mach das.“ Mit tausend Gedanken im Kopf, ließ ich sie damit machen, was immer sie wollte und nahm Abstand, von ihr und von dem Blatt. Alles was ich wollte war, nur erst mal einen Moment zum Durchatmen haben. Aber andererseits... wenn's Vilde weiß, wissen's eh bald alle. Die kann ihre Klappe sicher nicht halten, egal was ich darauf antworten würde. Ich bin gefickt. Woher zum Teufel weiß die das eigentlich? Schnell holte ich mein Smartphone wieder hervor und las diese verdammte Mitteilung noch einmal, eh ich schrieb: Wo hast du das her? Während die Leute um mich herum nach und nach den Raum verließen, lauerte ich auf Vildes Antwort, welche immerhin relativ schnell kam: Jemand sagte, dass du und dieser Even aus der 3. was hattet? Ich will keine Gegenfragen, ich will Antworten! Wer sagt das?Schrieb ich nun also ein klein wenig aufgebracht zurück und es dauerte auch jetzt nicht lange, bis sie schrieb: Eine aus dem ersten Jahr hat das von Emma gehört, die seine Freundin kennt. Während mir die Sache immer noch runter ging wie 'ne Kiste Reißzwecken, statt ÖL, trudelten noch mehr Statements von Vilde ein: Sorry, wenn das falsch ist. - Aber es wäre unglaublich cool wenn du es wärst. Ja... total cool... Sie kann von Glück reden nicht in meiner Haut zu stecken. Die Krönung des Ganzen folgte jedoch erst am Schluss: Ich liebe Homosexuelle! What the fuck?! Das liest sich, als ginge es hier um kleine niedliche Welpen und nicht um meine Gefühle, oder mein ganzes Selbst! Das ist doch der selbe verallgemeinernde Bullshit, den Emma damals über Eskild abgelassen hat. Aber natürlich... Emma. Nun wurde mir auch so einiges klar. Even hatte höchstwahrscheinlich doch mit Sonja gesprochen, die wiederum hat's ihrer neuen besten Freundin Emma gesteckt und Emma hat's mir auf ihrer Party letztens eiskalt serviert. Die Frage ist nur, wenn Sonja tatsächlich von Even und mir weiß, wieso bleibt sie dann noch bei ihm? Macht jetzt nicht den Eindruck, als würde das 'wir entfernen uns mehr und mehr voneinander' von Even Sinn ergeben. Wie man's dreht oder wendet, oder wie auch immer die Sachlage zwischen Even und Sonja sein mochte. Eines stand fest: Ich war damit im Zugzwang. Es wissen schon zu viele Leute davon und ich will nicht, dass die Jungs es random-mäßig von irgendeinem Gossip-Girl erfahren und dann womöglich noch mehr von mir angepisst sind, als so schon. Sofern es dafür nicht schon zu spät ist und sie es längst wissen. Am Nachmittag nach der Schule, ließ ich mir meine spärlichen Optionen noch einmal durch den Kopf gehen. Im Grunde waren da ja auch nur zwei Möglichkeiten. Ich lass entweder alles laufen, wie es laufen will und es wird definitiv laufen. Nur vermutlich, wie immer, völlig aus dem Ruder. Oder aber, ich geh ein für alle mal 'all-in' und mach reinen Tisch. Das braucht 'ne Menge, aber ich hab wenigstens die Kontrolle darüber. Meine Gedankengänge brachten mich am Abend auch dazu Jonas zu schreiben: Die Sache, dass ich was mit Even hatte, hat begonnen sich zu auszubreiten. Hast du irgendwas zu den Jungs gesagt?, fragte ich ihn, um die möglichen Quellen einzugrenzen und er antwortete: Nein. Kann ich tun, wenn du willst. Ich überlegte kurz, doch entschied ich mich dafür: Sollte es vielleicht selbst sagen. Es ist schön zu wissen, dass der beste Kumpel bei so was hinter dir steht, denn er schrieb: Sag es einfach, kein Stress. Ich musste lächeln: Danke. - Wir können am Freitag vorglühen. Du kannst es ihnen dann sagen, schlug Jonas vor und ja, eigentlich würde es sich auch anbieten. Er hatte mir ja erzählt, dass am Freitag irgendwo eine Party sein würde, als wir letztens bei ihm am Zocken waren. Wenn die Jungs fröhlich gestimmt sind und ich mir Mut angetrunken habe, dann wird’s vielleicht gar nicht so schlimm. Ich antwortete ihm, dass ich das vielleicht bei mir machen könnte und das nur mit meinen Mitbewohnern absprechen werde, woraufhin er mir einen zustimmend nickenden Snoop Dog als gif sendete und ich im Gegenzug ein Peace-Sign. Wenn die anderen Zwei das am Freitag dann genauso cool hinnehmen wie Jonas und meine Bro's zu mir halten, dann hätte ich echt Grund zur Hoffnung, dass ich doch noch irgendwie heil davon komme. In der Nacht kam mein Hirn auch kaum zur Ruhe. Nicht, dass das für irgendwen was neues wäre. Wie einfach wäre es denn bitte auch, wenn man einen Scheiß auf die Meinung Anderer geben könnte? Und nachdem es nun auch Vilde wusste, war immerhin die Chance verdammt groß, dass bis Ende der Woche jeder seine Meinung darüber haben würde, mit wem ich ins Bett geh. Mittwoch, 23.11.2016 – 11:49 Uhr Ich war gerade mit Jonas in der Mittagspause unterwegs zu den Jungs, als er mir davon erzählte, dass seine Mutter ein neues Sofa kaufen wollte und sie drei Modelle von Ikea in die engere Auswahl zog. „Sie will sich bis Samstag entscheiden... und dann sollen wir das Teil mit dem Auto holen. Ich frage mich, warum lässt sie es nicht einfach liefern? Dann müssten wir das Ding nicht durch die Gegend schleppen. Und überhaupt: Norsborg... Landskrona... Holmsund... Woher kriegt Ikea all seine Möbel-Namen? Nehmen die sich einfach irgendeine Art von schwedischem Namensregister?“, fragte er mich, während ich seitlich hinter ihm her lief und seinen Unmut darüber, dieses Teil buckeln zu müssen, durchaus nachvollziehen konnte. Doch hatte ich eigentlich andere Probleme. Meine Gefühle waren gemischt, angesichts dessen, dass ich gleich den Jungs gegenüber stehen würde. Einerseits würde es vermutlich komisch sein, jetzt so zu tun als wäre nichts und dann am Freitag aus dem Nichts zu sagen: Ach übrigens, ich hatte was mit 'nem Kerl. Will noch jemand ein Bier? Zwei Mädels, ich vermute aus dem ersten Jahrgang, liefen an uns vorbei. „Hi, Isak“, begrüßte mich die Eine und ich schaute irritiert hinterher. Kenn ich die? „Wer war das?“, wollte nun auch Jonas von mir wissen und ich antwortete ihm gleichgültig: „Weiß nicht.“ Hab auch andere Sorgen, als mich auch noch damit zu beschäftigen... Wir traten in den Raum und liefen zur Fensterseite durch, hin zu Mahdi und Magnus, welche auf ihren Tischen saßen und sich gerade Musik reinzogen. Magnus, wie immer, machte sich keinen Kopf darum wie affig er bei seiner Performance aussah, aber irgendwie muss man zugeben, dass ich ihn darum beneide. Weniger um die affige Performance, als mehr, dass er sich das Leben nicht unnötig schwerer macht als es sein muss und wenig auf die Meinung anderer gibt, die er sowieso nicht kennt. Als wir dort ankamen, begrüßte als erstes Jonas die Beiden: „Hi!“ Er reichte ihnen die Hand, also tat ich es nach. An sich nichts neues, aber da war immer noch die Unsicherheit von meiner Seite, was sie derzeit, auch ohne das Homo-Ding anzubringen, von mir halten. Nach der Sache bei Emmas Party und meinem Rückzug vor alles und jedem in letzter Zeit. „Was geht!?“, grüßte Magnus zurück und so setzte sich mein bester Freund auf einen der anderen Tische: „Was treibt ihr?“ Mahdi reichte mir zwar ebenfalls die Hand, schien aber mehr daran interessiert Jonas das Stück vorzuspielen, zu welchem er und vor allem Mags gerade so abgingen. „Ich denke, er hat seinen Song gefunden?“, mutmaßte Jonas die Situation und schien recht zu haben: „Verdammt, ist der gut!“, schwärmte Magnus und auch Mahdi schien ihn zu zelebrieren. Ich kannte das Lied nicht, hatte aber auch echt kaum die Nerven mich mit sowas befassen zu können. Auch wenn ich womöglich wieder Pluspunkte sammeln könnte, wenn ich die Zwei für ihr Fundstück der Woche bejubeln würde. Während Magnus wieder unbeirrt herum zuckte, rapte Mahdi den Text mit, bis er die Musik beendete und nun ebenfalls obligatorisch fragte: „Was geht?“ Jonas ergriff daraufhin gleich das Wort: „Na ja, nichts wirklich... Isak sagt, er will am Freitag vorglühen.“ Ich nickte zustimmend und schaute hoffnungsvoll in die Gesichter vor uns. Mahdi sah zu Magnus und dieser entgegnete: „I am with ya man. Bin dabei.“ „Ihr kommt beide, richtig?“, hakte Jonas nach und abermals antwortete Mags: „Ja ja, wir sind dabei.“ Mein Blick wanderte prüfend zu Mahdi und auch er schaute nun zu mir. „Ich werde... nicht wieder gewalttätig“, versprach ich ihm gleich und er lächelte sogar: „Okay, dass ist gechillt.“ „Oh, habt ihr von dem Gerücht gehört, dass ihr Zwei euch bei Emmas Party geprügelt habt, weil Isak ein Homo ist?“, trat Magnus ausgerechnet das Thema an. Ich hörte auf zu atmen und achtete genaustens darauf, was nun hier vonstatten ging. „Huh? Nein?!“, entgegnete Mahdi ihm daraufhin mit leichtem Entsetzen und Mags setzte fort: „Jo! Das ist verdammt lustig! Habt ihr es nicht gehört?“ „Was, warum sollten wir uns prügeln?“, fragte Mahdi ihn und mein Blick senkte sich, denn mir wurde langsam klar: Darauf, auf Freitag zu warten, kann ich scheißen. Die Sache wird wohl jetzt seinen Anstoß nehmen. „Weil er ein Homo ist?“, beantwortete Magnus die Frage und von Mahdi kam es irritiert: „Warum sollten wir uns deswegen prügeln?“ „Du bist Muslim? Was zur Hölle“, brachte Mags dem entgegen und der neben ihm Sitzende schmunzelte: „Tze... Ich bin kein Muslim!“ „Weiß ich! Das ist echt lustig!“, kam es amüsiert von Magnus, doch Mahdi schien ein Problem damit zu haben: „Es ist 'echt lustig', dass die ganze Schule glaubt, dass ich homo...phob bin?“ „Homo...phob? Homophob!“, wollte Mags ihn korrigieren, doch Mahdi fand die Angelegenheit scheinbar weniger zum Lachen: „Ja, aber... sollte das irgendwie witzig sein?“ „Okay, gut, das ist nicht witzig... Aber es schon ist lustig, dass die Leute glauben, Isak ist gay!“, verkündete er und so konnte ich ihm kaum in die Augen schauen, während er noch immer darüber am feiern war. Es war unangenehm... Und ich kann's ihm ja nicht vorwerfen. Woher soll er's denn auch wissen...? „Aber du hast denen gesagt, dass das Schwachsinn ist?“, hakte Mahdi nach und Magnus amüsierte sich weiter: „Ich hab denen gesagt, sie sollen wegen dir aufpassen, oder du würdest die ganze Schule 'jihaden', Bro!“ Während die Zwei, vor allem Mags darüber lachen konnten, war mir gar nicht danach zumute. „Nee, Spaß. Ich hab gesagt, Isak wollte zu einem Familienessen gehen. Und deswegen war die Prügelei“, erklärte Magnus und Mahdi stellte klar: „Wir hatten nicht mal eine Prügelei.“ Irgendwie musste ich was tun. Ich war definitiv im Zugzwang. Denn jetzt gar nichts dazu sagen und bis Freitag zu warten, um dann die Bombe droppen zu lassen... Nee, das würde die Situation nicht besser machen und besser fühlen, würde ich mich bis dahin auch nicht. Garantiert nicht... „Entspann dich, alles ist gut. Das ist nur ein Gerücht, okay? Chill!“, wandte sich Mags an seinen Nebenmann und atmete tief durch. Ich schaute abermals in die Gesichter vor mir und dann zu Jonas neben mir. Mit seinem Blick deutete er mir an, dass auch er offenbar der Ansicht war, dass ich jetzt mit der Sprache rausrücken könnte. Und sollte. Mein Herz wummerte mal wieder und die Nervosität stieg weiter an, weshalb ich einen Moment brauchte, eh ich mich überwinden konnte und wusste, wie ich nun eventuell anfangen könnte: „Ähm... Jungs? Eh.. erinnert... eh.. erinnert ihr euch daran, als wir diese Tanz-Chicks gesehen haben?“ „Bro, jedes mal, wenn ich meine Augen schließe, seh ich diese Mädchen“, entgegnete Mahdi schwärmend und auch Magnus war der Meinung: „Fuck, die waren so heiß!“ Darum geht’s gerade nicht... Aber wenigstens hatte ich damit voll und ganz ihre Aufmerksamkeit. „Ja, aber erinnert ihr euch an den Typen, der zu uns kam?“ „Der Homo?“, wollte Magnus wissen und ich sah verwirrt zu ihm: „Warum denkst du, dass er schwul ist?“, was wiederum Magnus irritierte: „Du hast doch gesagt, dass der schwul ist?“ Er schaute kurz unsicher zwischen Jonas und mir hin und her, eh mir ein Licht auf ging, dass er den Trainer meinte, über den ich mich, dämlicher Weise, ausgelassen hatte und nicht Even. „Was? Nein, nicht der! Nee, nee, ich meine den Anderen, der zu uns kam“, sprach ich schnell und hibbelig. Magnus schien noch immer auf dem Schlauch zustehen: „Ja, kann sein.“ „Der, der sagte...eh... Der sagte, dass ich mein... Cap in der Kantine vergessen hatte“, stammelte ich tierisch nervös und Mahdi schien zu wissen, wen ich meinte: „Ja, ich denke, ich erinnere mich an ihn.“ „Ja“, kam es auch von Mags, aber ob er das nur sagte, damit niemandem auffällt, dass er keine Ahnung hatte oder es vielleicht doch wusste, spielte an der Stelle auch keine große Rolle. „Was ist mit ihm?“, hakte Mahdi interessiert nach und ich schaute noch einmal zu meinem besten Freund, atmete ein und sprach: „Wir hatten ein Ding laufen.“ Ich hoffte, inständig, dass ich mich einigermaßen verständlich ausgedrückt hatte. Dass sie wissen würden, welche Art 'Ding' es sein würde, aber angesichts der Homo-Gerüchte zuvor, sollte das eigentlich klar sein. Sie schweigen beide, und es fühlte sich für mich beinahe wie eine verdammte Ewigkeit an, eh Magnus sich äußerte: „Ein Ding?“ Er grinste belustigt und ich nickte: „Ein Ding.“ Er schaute zu Jonas, sein Grinsen verschwand, dann sah er zu Mahdi, eh er mich fragte: „Was zur Hölle, bist du schwul?“ „Ich bin nicht schwul!“, brachte ich dem hektisch entgegen, was eigentlich mehr aus Gewohnheit war, mich gegen solche Äußerungen wehren zu wollen. „Okay, kann sein, dass ich dann ein bisschen schwul bin, aber... Es ist nicht so... Ehh ich.. hm... Ich bin nicht scharf auf euch, zum Beispiel. Es ist nicht so, dass ich herum laufe u-u-und alle Jungs geil finde, die ich sehe“, stammelte ich schnell drauf los, aus Angst sie würden jetzt schreiend über die Tische springen, weil sie Schiss haben, ich würde sie besteigen wollen. Doch sie schwiegen wieder. Beide. Eine weitere gefühlte Ewigkeit lang. Auch jetzt war es wieder Magnus, der sich sichtlich konfus äußerte: „Ehh, du machst doch jedes Wochenende mit Chicks rum?“ Das ist vielleicht ein bisschen übertrieben, aber... „Ja..“, krächzte ich leise. Dass er das denkt, dafür hab ich auch irgendwie gesorgt und er wollte auch nichts anderes glauben. „Ja, aber er kann doch pansexuell sein?“, brachte sich nun auch Mahdi ein und Mags hakte unwissend nach: „Was is'n pansexuell?“ „Da mag man beides“, erläuterte er ihm und Magnus schien fortwährend verwirrt, als er zu Jonas blickte: „Ist das dann nicht bisexuell?“ „Ja, ich denke, das ist bisexuell“, bestätigte mein bester Kumpel und Mahdi war weiterhin der Meinung: „Ja, aber pansexuell bedeutet auch, dass man beides mag.“ Magnus Blick wanderte zurück zu mir und er fragte mich: „Wo zur Hölle ist dann der Unterschied zwischen pansexuell und bisexuell?“ Nun war auch ich verwirrt. Weniger deswegen, wo der Unterschied ist, als mehr deshalb, weil das Finden einer Antwort auf diese Frage scheinbar eine größere Problematik darstellte, als mein... na ja... Schwulsein. „Egal. Pansexuell, bisexuell, homosexuell oder nicht. Er sagt, er kann am Freitag ein Vorglühen machen“, lenkte Jonas ein und Mahdi nickte: „Geht klar!“ „Dann bleiben ja jetzt mehr Chicks für uns, wenn du plötzlich 'ne Fag geworden bist. Yay!“, war Mags', sicherlich nicht böse gemeinter, aber wenig geistreicher Beitrag dazu, weshalb ich ihm gleich mal zeigte, dass ich noch immer meinen Biss hatte: „Das bedeutet nicht, dass du eher zum Zug kommst.“ Die Chicks, die ihn vorher abblitzen lassen haben, werden es jetzt auch noch tun. Völlig egal, ob ich schwul bin oder nicht. Doch Magnus schien sich dessen nicht wirklich bewusst: „Huh?“ Er kassierte daraufhin auch noch einiges an Gelächter und sah fragend zu Mahdi. „Wo er recht hat“, lachte dieser und zuckte mit den Schultern. Auch als Mags nun hilfesuchend zu Jonas schaute, wich dieser seinem Blick aus und kratzte sich, ohne was dazu zu sagen und mit breitem Grinsen am Hinterkopf. Die Klingel läutete zum Pausenende und so nahmen wir auf den Stühlen platz, nachdem mir Jonas auf die Schulter klopfte und mir ein fast schon stolzes Lächeln schenkte. Mit dem Gefühl eine weitere Last losgeworden zu sein, konnte ich den restlichen Tag auch recht gut überstehen, auch wenn da diese Angst blieb, dass hier ja noch über 634.000 Leute in dieser Stadt leben, die nicht so damit klarkommen könnten, wie die Jungs. Zwar fiel damit die Dringlichkeit weg, bei mir am Freitag eine Vorfeier zu machen, da die Katze nun aus dem Sack und mein... Outing... gewissermaßen schon vom Tisch war. Aber ich denke, es kann nicht schaden unsere Freundschaft etwas zu feiern. War wohl irgendwie auch das Mindeste, was ich nach allem tun konnte. Weshalb ich mich am Abend gleich an meine Mitbewohner wandte und im WG-Chat schrieb: Nicht viele sind an dem Abend zu Hause, aber kann ich ein Vorglühen* machen am Freitag? Wir wären 4 stk. Es dauerte einen Moment bis sich Linn als erste meldete: Ist das wichtig? Kann man so sagen...: Eh, ein wenig. Hab es gewisser Weise schon gesagt. Da ich Eskild nach der Schule kurz angetroffen hatte, hab ich ihm schon erklärt, wieso mir das am Herzen liegt, auch wenn die eigentliche Sache schon raus war und seinen Segen hatte ich bereits. Ich bin verdammt fertig und muss chillen, schrieb Linn ihren Einwand gegen meine Vorhaben und ich fragte mich, wie sie jetzt schon wissen kann, wie sie sich am Freitag fühlen wird. Andererseits, ist Linn immer super müde und muss dringend entspannen... Aber wir werden sicher gegen neun 9 weg sein, probierte ich es noch einmal auch ihre Einwilligung zu bekommen, doch sie wollte einfach nicht: Ich stimme mit nein. Das wird laut sein und total stressig. Manchmal glaube ich, dass es bei Linn noch Stress pur ist, wenn sie alleine in einem Raum hockt und die Wand anstarrt... Nun meldete sich auch Noora zu Wort und sie war der Meinung: Das ist ein Vorglühen mit 4 Leuten. Wie viel Stress kann das sein? - Total Okay für mich. Damit wäre Linn überstimmt und auch Eskild trat dem Gespräch bei: Isak wird sein Vorglühen haben! - Und Mädels, wir werden zusammen ausgehen. Linn u aint gonna chill on my watch. - Du kannst sogar in deinen Jogginghosen gehen, wenn du willst. Isak, wird allein zu Hause sein. Eigentlich wollte ich seine Ansprache kommentieren, doch der folgende Satz hielt mich davon ab: Kommt denn someone special? Da ich nicht wusste, ob er da an Even dachte oder jemand neues in meinem Leben vermutete, ließ ich die Sache unkommentiert, eh ich mich mit seinen Fragen beschäftigen müsste, mit denen ich mich nachts selbst schon mehr als genug belaste. Der 'Spaß' reichte mir vollkommen... Apropos Spaß: Am späten Abend vernahm ich eine Nachricht im 'Katzenknutscher und seine Freunde'-Chat. Magnus versuchte mal wieder witzig zu sein: Wenn jemand Isak fragt, ob er zu einem Familienessen geht, und postete darunter ein gif, in welchem man Donald Trump vorm Boxring auf jemanden einprügeln sieht. Ja... welch Ironie. Nicht nur, dass meine Mutter glaubt, ich wäre mit Trump verwandt, jetzt wird mir dieses scheiß Familienessen, dass es nie gegeben hat, auf ewig nach hängen. Na warte, Mags, das kriegst du zurück, Kumpel! Jonas und Mahdi fanden es offenbar weit aus lustiger als ich, doch ich äußerte mich nun auch mal dazu: Wenn Magnus fragt, ob ein Chick mit ihm rummachen will, und sendete gleich noch das passende gif hinterher. Ein Mädel, dass ein wenig irritiert und angewidert guckt. Seine Antwort folgte prompt und es war ebenfalls ein gif, mit einem überspielt lachenden Typen und der Bemerkung, dass er niemals die Hoffnung aufgeben wird. Alles andere würde mich mich auch echt wundern. Freitag wird verdammt nais. Bro's vereint. Ist irgendwo Party?, kam es wenige Minuten später von Mahdi und Jonas antwortete ihm: Hörte was von 'ner Elvebakken-Party. Seufzend las ich das Wort: Elvebakken, und wieder waren meine Gedanken bei Even. Er kam von dort zu uns an die Schule und ich wusste noch immer nicht wieso. Was war da, dass er nicht nur die Schule wechselt, sondern offenbar das letzte Jahr komplett wiederholt? Wenn man nur in ein paar Kursen durchfällt, dann wiederholt man eigentlich nur diese, aber nicht das ganze Jahr und wechselt vor allem nicht einfach mal so die Schule. Eigentlich weiß ich so gut wie gar nichts von ihm. Was wohl wiederum 'ne Menge sagt... Doch eh meine Gedanken wieder zu weit in das Thema abdriften konnten, musste ich bei Magnus' letzter Nachricht schmunzeln, denn er schrieb: Ich bin aber für eine Gaybar. Oh, Dude... Nicht, dass ich viel Erfahrung damit hätte, oder sagen wir halbwegs nüchterne Erfahrung, aber ich glaube, da würdest du eher auf jemanden... stoßen... der sogar bei dir paarungswillig wäre. Laut Eskilds Erzählungen gibt’s da genug Fuckboys, die sich jemandem, der so verzweifelt ist wie er, sicher gerne annehmen würden. Da sich zu dem letzten Vorschlag niemand weiter äußerte und ich auch nicht wirklich scharf drauf war in 'ne Gaybar zu gehen, ließ auch ich dies unkommentiert. Hätte eh nie geglaubt, dass so was überhaupt mal zur Debatte stünde, wenn es um die Wochenendplanung ging. Aber wie sich jüngst heraus stellte, hab ich meine Kumpels allesamt unterschätzt und umso erleichterter war ich, dass das doch kein allzu großer Aufriss war. Zumindest konnte ich diese Nacht wieder besser schlafen, wenn auch nicht so schnell wie ich hoffte. Dadurch, dass die Sorge, die Jungs könnten die Sache mit Even und mir rausfinden, nun passé war, blieb in meinem Gedankenkarussell mehr Spielraum dafür Even zu vermissen. Donnerstag, 24.11.2016 – 8:19 Uhr Kurz vor Unterrichtsbeginn, fiel mir noch ein, dass ich etwas aus meinem Spind brauchte, weshalb ich mich schnellen Schrittes auf den Weg machte. Aufgrund der vergangenen Erfahrungen mit diesem störrischen Drecksding könnte ich schwören, dass ich schon auf dem Weg dort hin entsprechend geladen war. Ich riss die Tür zu dem Flur auf, in welchem mein Schrank steht und stellte mich dem Feind, fest entschlossen, dass ich mich nicht geschlagen geben würde. Noch einmal atmete ich tief durch und machte mich ans Werk, tippte den Code ein und... entriegelte spielend leicht die Tür...? What the... Ungläubig ließ ich von dem metallenen Ding gänzlich ab und die Spindtür öffnete sich wie durch Zauberhand von ganz allein. Nee, oder? Da ist man, gewissermaßen, so etwas wie das, was Eskild als 'Klemmschwester' bezeichnet und dieses verdammte Teil hier war genauso festgeklemmt wie ich und kaum ist man 'out of the closet' flutscht es oder wie? Wenn das kein Zeichen ist... Apropos Zeichen. Ein Zettel flog im selben Moment aus meinem Schrank und ich hob ihn irritiert auf. Ich vermutete schon, dass es sich um eine Zeichnung von Even handeln könnte. Wenn bei mir lose Zettel im Schrank liegen, dann sind die meistens bis zur Unkenntlichkeit zerknittert, also konnte das Blatt hier nicht meines sein. Er hatte darauf wieder zwei Bilder gezeichnet, was die obere Seiten eines Smartphones zeigte. Dort war der Text auf dem 'Display' zu lesen, den ich ihm letztes Wochenende gesendet hatte: 'Hi Even. Vielen Dank für die Zeichnung. Es war nett. Wann hast du die eigentlich in meine Jacke gelegt?' Auf der anderen Seite trug das Bild wieder die Überschrift: Zur selben Zeit an einem ganz anderen Ort im Universum. Und in diesem anderen Universum hatte er mir zurück geschrieben: Freut mich, dass du's magst. Hab's reingelegt als du Sport hattest. Vermisse dich. Warum konntest du nicht in unserem Universum antworten, Even? Und warum hast du mich so lange warten lassen? Aber... vielleicht spielt das auch keine Rolle, denn... er hat immerhin überhaupt irgendwie geantwortet und was noch viel wichtiger ist: Er schrieb, dass der mich vermisst! Warum sollte er so etwas schreiben, wenn es nicht so wäre? Es ließ mich lächeln, mehr als ich eigentlich zulassen wollte. Denn ich vermisste ihn auch und ich hatte das Gefühl, dass es eher mehr als weniger wurde. Erst recht hiernach. Endlich mal wieder so was wie gut gelaunt, hätte ich beinahe vergessen, weshalb ich eigentlich hier an meinem Spind war und so kramte ich hektisch meine Notizen hervor. Mit einer gewissen Leichtigkeit in Sachen Stimmung eilte ich in meinen Klassenraum zurück, wo mich Magnus begrüßte: „Yo, man!“ „Hallo“, kam es auch im Vergleich zur letzten Zeit, relativ freudig von mir und Mags lehnte sich zu mir nach hinten, als er flüsterte: „Also... mal so von Bro zu Bro. Wenn du mal in 'ne Gaybar willst, ich bin dabei!“ „Was willst du da eigentlich?“, entgegnete ich dem schmunzelnd und er zuckte mit den Schultern: „Deine Kultur kennen lernen?“ „Meine... Kultur? Was zur Hölle, man?!“, entfuhr es mir überrascht, weshalb ich nun mit dem Kopf schüttelte: „Tze... Du kennst meine 'Kultur'! Ich bin immer noch ich...“ brummte ich Augen verdrehend, musste dann aber doch grinsen. Der Unterricht begann und während der Doppelstunde, die wir zusammen hatten, vernahm ich wie Magnus ständig irgendwas auf seinem Handy herumtippte, dazu ganz offensichtlich die Leute im Raum musterte und eine merkwürdige Strichliste führte. Ich lehnte mich interessiert zu ihm nach vorne und boxte nicht wirklich doll an seine Schulter: „Was wird das, wenn's fertig ist?“ Er hielt seine Liste hoch und fragte: „Das?“ „Ja, das“, entgegnete ich dem und er zeigte mir, was er da auf seinem Handy hatte. In gedämpfter Lautstärke sprach er dann: „Hier steht, dass 10 Prozent der Gesamtbevölkerung auf der Welt homosexuell ist.“ Mein Haupt senkte sich peinlich berührt, aber auch amüsiert von Mags neuerlichem Engagement: „Der ganze Scheiß da... ist totaler Bullshit. Du siehst doch selbst, wie einfach man das verstecken kann, wenn man will und...andersrum funktioniert das sicher genauso gut. Du kannst es ja nicht 'messen' oder... oder was weiß ich.“ Er schien es sich durch den Kopf gehen zu lassen, während mein Blick wieder auf die Liste viel: „Und was soll der Unsinn?“ Auch Magnus sah wieder auf seinen Zettel und murmelte: „Na ja... Wenn wir hier etwa 20 bis 25 Leute pro Klasse haben... und diese 10 Prozent stimmen sollten... dann gibt’s statistisch gesehen... in jeder Klasse mindestens 2 Leute, die so sind wie du.“ „Jeez, Mags...“, belächelte ich abermals mit hoch gezogener Augenbraue den Müll, den er da laberte: „Bin mir sicher, dass in diese angeblichen 10 Prozent alles einfließt, was irgendein Idiot für irgendwie andersartig hält...“ „Kinsey“, fiel er mir ins Wort und ich hakte irritiert nach: „Kinsey?“ Er nickte: „Kinsey! Das ist der 'Idiot', von dem wir hier sprechen.“ „Okay... whatever“, entgegnete ich dem und beschloss mich wieder auf den Unterricht zu konzentrieren, nachdem ich noch mal auf seine Liste deutete: „Und der Mist da... Just drop that“, riet ich ihm noch abermals und er zerknüllte seinen Zettel: „Okay, okay! Chill!“ Der Punkt ist, dass niemand außer du selbst wissen kannst, was mit dir los ist, völlig egal was du andere über dich glauben lässt. Die Dinge und Tatsachen zu erkennen und akzeptieren... das steht auf einem ganz anderen Blatt. Da kann ich wohl aus Erfahrung sprechen. Bei dem Gedanken, irgendwer hier im Raum hätte mich oder mein Verhalten analysiert, um 'festzustellen', ob ich schwul sein könnte oder nicht, wurde mir mulmig. So wird es wahrscheinlich jedem gehen, der wie ich, damit zu kämpfen hat und unerkannt bleiben will. Sicher hatte Magnus keine bösen Absichten damit, und irgendwann wird die Angelegenehit wohl auch für ihn kein großer Aufriss mehr sein oder ein Anlass für 'Forschungszwecke an umliegenden Objekten'. Hoffentlich. So oder so. Was meine Person betrifft, wird es wohl kein Halten in der Gerüchteküche mehr geben und bald wird es sich bis in die letzte Ecke rumgesprochen haben. Das mit Even und mir. Wenn es denn nur noch ein 'Even und ich' geben würde... Vielleicht sollte ich noch mal mit Eskild sprechen, wegen der Zeichnung und dem 'Vermiss dich'. Er war zwar der Meinung, dass die Sache mit Even nichts bringen wird und er seine Freundin nicht für mich verlässt, aber... Ach, ich frag ihn einfach was er davon hält. Und genau das tat ich am Abend auch, daher schrieb ich ihn an: Yo. Es dauerte ein paar Minuten bis mein Mitbewohner antwortete: Hey baby jesus. Er und seine Spitznamen... Bekam eine neue Zeichnung von Even. Mit 'ner Antwort auf meine Nachricht, die ich ihm geschickt hatte. Sozusagen, trug ich ihm mein Anliegen vor und er wollte wissen: Was schrieb er? - Dass er mich vermisst, ließ ich ihn wissen und von ihm kam: Hmm. Vielleicht lag dein Guru falsch? Wenn der Guru falsch liegt, dann könnte man ihn dafür ja ein wenig ärgern: Wer ist mein Guru? - Tu mir nicht weh, entgegnete er mir und ich musste schmunzeln, weil Eskilds dramatische Ader durchschimmerte. Spaß beiseite: Aber soll ich ihm antworten? Und wenn ja, was? Es dauerte wieder einen Moment, bevor ich von ihm las: Ich denke, du solltest ihn jetzt mal auf dich warten lassen, spiel sein Spiel mit. Ich dachte kurz darüber nach und schrieb dann: Aber er hat mir doch die Zeichnung gegeben? Nur war Eskild wohl noch immer anderer Meinung: Und dafür hat er 'ne Woche gebraucht. Lass ihn zappeln, ich weiß dass du das hinkriegst. Ich soll also die 'hard to get'-Karte spielen. Ok, antwortete ich ihm und ließ mir diese Idee durch den Kopf gehen. Für meinen Mitbewohner war ich nun wohl so was wie sein Patenkind, wie er mich nun wissen ließ. Weshalb ich gleich mal klarstellte: Nein, das bin ich nicht. Aber er interessierte sich offenbar nicht für meinen Einwand: Jooo das bist du. Ein süßes kleines unschuldiges Patenkätzchen. Okay, das reicht jetzt!! Ich verabschiedete mich schleunigst aus dem Chat, eh der Kitsch aus meinem Handy triefen konnte. Jeeesus Christ...! Mit Kitsch konnte ich immer noch nicht umgehen. Freitag, 25.11.2016 – 18:26 Uhr Die Jungs waren vor einer knappen halben Stunde hier eingetroffen. Hab extra die Küche aufgeräumt und uns dort einquartiert, für den Fall dass Linn doch zu Hause sein sollte, dann ist es im Wohnzimmer nicht so laut und ruhiger für sie. Da sagt noch mal einer, ich wäre ein beschissener Mitbewohner. Hab mich auch schon für die Party hergerichtet, zu der es im Anschluss gehen sollte. Auch wenn ich nicht so ganz wild drauf war dort aufzuschlagen, aber für meine Bro's würde ich es dann doch tun. Sogar die Anlage hab ich in die Küche getragen, damit wir gediegen Musik hören konnten und darum ging es auch gerade. Das Thema Russfeier* wurde angeschnitten und welche Musik man verwenden könnte. Die Jungs haben sich eigentlich nie wirklich groß Gedanken darum gemacht, was wir beim Schulabschluss machen. Ich weiß nur, dass die Mädels ganz heiß drauf sind und sich schon in der ersten Stufe einen Kopf darum gemacht haben, wie sie an einen Bus kommen, den sie erst knapp drei Jahre später brauchen würden. Jonas fand das damals schon lächerlich, deswegen glaube ich kaum, dass wir jetzt plötzlich mit 'nem Bus anfangen und uns vielleicht nur irgendwo dazu gesellen werden. Aber noch sind anderthalb Jahre bis dahin, also kein Grund in Stress zu verfallen. Genauso wenig wie sich Gedanken um die Musik dort zu machen. „Da waren so zehn Leute in einem krassen Apartment und spielen Russ-Musik, um die Stimmung in Gang zu bringen“, erzählte Jonas und während Magnus nachahmte, wie sich das für umliegende Bewohner anhören würde, fragte Mahdi, ob das wirklich so 'ne gute Stimmung macht. Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, da meine Gedanken ständig zu einem gewissen Jemand abdrifteten und ich für die Russfeier im Moment eh wenig übrig hatte. Mein Hirn feierte schließlich seit Wochen, wenn nicht Monaten nachts Party und das nicht im angenehmen Sinne. „Es klappt auch auf Partys, bei denen ich bin. Die Mädels werden ganz wild“, versicherte Magnus und Jonas sprach: „Ja, aber die spielen diese Russ-Musik ganz oft, wenn es nicht passt.“ Die anderen zwei stimmten ihm zu. „Ihr wisst schon was ich meine“, setzte Jonas fort und dann redeten sie durcheinander. Ich versuchte so aufmerksam wie möglich jedem einzelnen zu folgen, doch Magnus setzte sich durch: „Was willst du dann hören?“ „Weiß nicht, ich hätte echt Bock auf so 'nen Old-School Hip Hop, solche 90er Hits“, antwortete er und ja, was sollte mir dazu wieder anderes einfallen als Even. Er wäre wohl voll dafür zu haben. „Nate Dogg!“, warf Mahdi ein und Jonas zeigte sich begeistert: „Ja, Nate Dogg!“ „Er ist echt gut“, war auch Mahdis Meinung, nur Magnus schien weniger im Bild: „Wer is'n Nate Dogg?“ „'Wer ist Nate Dogg?'“, wiederholte Jonas ungläubig Mags' Frage und auch Mahdi war etwas entsetzt: „Echt? Nie von Nate Dogg gehört? Oder Snoop Dog?“. Das erinnerte mich alles zu sehr an das Gespräch mit Even über Nas. Schweigsam saß ich da, grübelte und starte auf den Tisch, bis mich Jonas ansprach: „Was geht ab, man?“ Aus meinen Gedanken gerissen, sah ich für einen kurzen Augenblick auf und dann wieder auf den Tisch, als ich antwortete: „Nichts, I guess.“ „Nichts? Ist da irgendwas neues von diesem Even?“, hakte er nach und ich musste ein bischen grinsen. Es war ungewohnt, dass ich nach meinem tatsächlichen Liebesleben, wenn man es denn so nennen konnte, gefragt wurde. „Nein“, entgegnete ich dem also und setzte dann fort: „Oder..., ja, ich hab 'ne neue Zeichnung.“ „Eine neue Zei-... Wo ist sein Problem?“, wollte er wissen und ich schüttelte resigniert den Kopf: „Ich weiß es wirklich nicht. Ja, was soll's...“ „Worüber redet ihr?“, mischte sich nun auch Magnus in unser Gespräch ein und ich sah zu ihm auf. Er trank einen Schluck und traf den Nagel auf den Kopf: „Redet ihr über Even?“ Ich nickte und senkte den Blick. „Was geht eigentlich mit euch zwei?“, wollte nun auch Mahdi sich interessiert einbringen und ich sagte ihm wie's ist: „Nichts geht. Er hat eine Freundin.“ „Ist er auch Pansexuell?“, war Magnus irritierte Frage dazu und dies ließ mich schmunzeln: „Was weiß ich.“ „Jo, mal eine Sache. Ich hab mal ein wenig darüber nach gedacht, aber... Sorry, wenn das ein wenig blöd klingt oder so, aber...“, begann er und wenn Magnus schon so anfängt, dann konnte eigentlich nur irgendein Schwachsinn rauskommen, als er seine Frage nun ausspuckte: „Homos, wenn die Sex haben, wer ist da Mann und wer ist die Frau?“ Nicht, das ich so was schon geahnt hätte, aber auch Mahdi und vor allem Jonas schienen gleichsam belustigt und peinlich berührt davon: „Oh, Duuude!“, fasste sich mein bester Kumpel an den Kopf und Mags schien sich keiner Schuld bewusst: „What? Was ist denn?“ Na gut, wenn er eine Antwort darauf haben will, kriegt er eine: „Lustig, dass du fragst, weil ich dachte daran, dich das selbe zu fragen, wenn du Sex hast, wer Mann und wer die Frau ist.“ Mahdi und Jonas lachten ungeniert und Magnus Gesicht sprach nun Bände. Doch war ich mit ihm noch nicht fertig: „Aber dann fiel mir ein, du hast ja gar keinen Sex!“ Das Gelächter am Tisch war umso größer und von Magnus hörte man nur noch ein geschlagenes: „Heilige Scheiße...“ Jonas war begeistert: „Oh, wow! Wo kam das her?“ Auch Mahdi war sichtlich amüsiert. Mags selbst jedoch, sich noch immer keiner Schuld bewusst: „So schlimm war die Frage doch nicht?“ Ich musste echt breit grinsen dabei, denn die Nummer war schon ein wenig zu groß für Magnus. Ist besser, wenn ich ihn da im Dunkeln lasse, glaube ich. Dann hat sein Hirn was zu tun. „Ich hab mich das wirklich gefragt...“, brummte er, während Mahdi noch immer giggelte und Jonas das Thema etwas in eine weniger verfängliche Richtung lenkte: „Okay, okay. Aber, ja... ganz ehrlich... Ich hab das Gefühl... ähm... du lässt ihn ein wenig mit dir spielen.“ „Mit mir spielen?“, hakte ich verwundert nach und er erklärte: „Wie, er hält dich hin, aber nichts passiert. Und er ist noch immer mit dieser Freundin zusammen.“ Erwartungsvoll schaute er zu mir. Erzähl mir was neues... „Ja... Aber es ist nicht so, als kann ich beeinflussen was er tut“, sprach ich und Jonas war der Meinung: „Doch, du kannst! Wenn du einfach irgendwie... total straight up eine Nachricht sendest und sagst: Hi Dude, Schluss mit dem Mist.“ Mein Blick richtete sich skeptisch auf meinen besten Kumpel: „Yo Dude, Schluss mit dem Mist?“ Na, ich weiß nicht, ob das zielführend ist... Kurz tat ich meine Zweifel daran kund, doch Jonas unterbrach mich: „Ja, oder... vielleicht... Nein, aber... also....“, und schien eigentlich selbst nicht genau zu wissen, was er sagen wollte, nahm aber noch mal einen Anlauf: „Okay. 'Schreib mir...' 'Hör auf mir zu schreiben. Ruf mich an, wenn du mit deiner Freundin Schluss gemacht hast'. Straight up. Das wird funktionieren!“ „Wenn er wirklich interessiert ist, wird er in Stress geraten und von selbst kommen“, war Mahdis Weisheit dazu und eh ich was dazu sagen konnte, gab Jonas ihm recht: „Ja, exakt! Wie, wenn du was mit 'nem Mädchen am Laufen hast, du nur Bock drauf hast mit ihr rumzumachen...“ „Ja, ja!“, bestätigte nun wieder Mahdi das angefangene Beispiel und so setzte Jonas fort: „Aber du willst keine Beziehung mit ihr oder so, dann schreibt sie dir: „'Was ist los? Lass uns treffen. Ich hab es satt und keine Lust drauf, wenn du es nicht ernst nimmst.' Das wird sofort ernst!“ Hmm. Stimmt, eigentlich. „Ja, ja! Du hast es total erfasst!“, war auch Mahdi der Meinung und Jonas sprach angeregt weiter, während ich mein Handy zückte und mich voll auf die Nachricht konzentrierte, die ich nun Even schicken wollte: Hi, danke für die Zeichnung, aber wenn du nicht an mehr interessiert bist, dann kannst du eigentlich 'nen Scheiß drauf geben. Ruf mich an, wenn du mit deiner Freundin Schluss gemacht hast. Hab den Text gleich abgeschickt, denn ich befürchtete, wenn ich noch mal drüber lese, dann kommen mir womöglich Zweifel. „Ich hab's gemacht!“, verkündete ich und schaute in die Runde: „Ich hab die Nachricht gesendet.“ „Nein! Wow!“, kam es begeistert von Jonas und auch die anderen bejubelten mein Tun: „Heeyy!“ „Geht doch!“, hörte ich es von meinem besten Kumpel und wir stießen gemeinsam an: „Prost! Brüder.“ „Ich bin echt erstaunt“, ließ Jonas mich wissen, ich trank einen Schluck und hörte dabei mein Handy piepen. Sogleich nahm ich es in die Hand und Magnus fragte: „Ist er's?“ „Hat geantwortet“, sprach ich, mit leichter Nervosität und las vor: „Was machst du gerade? Können wir reden?“ „Echt?“, kam es von Jonas und ich fragte in die Runde: „Was soll ich zurückschreiben?“ „Ruf ihn an“, schlug Mags vor, doch Jonas hatte einen anderen Vorschlag: „Nein! Tu das nicht! Schreib... ehh... 'Chille zu Hause'.“ „'Chille zu Hause'?“, stellte ich die Antwortmöglichkeit in den Raum und Mahdi stimmte dem zu: „Ja, das ist gut. Das ist gut!“ Okay. Keine Einwände. Also schrieb ich, während ich auch gleichzeitig vorlas, was ich schrieb: „Chille zu Hause,... Ehh... ruf mich einfach an...“ „Nein!“, stoppte mich Jonas, während ich tippte und er erklärte: „Du willst, dass er anruft oder so, aber solltest... Du musst... es so schreiben, als ob du... es nicht wolltest. Verstehst du? So was wie: 'Chille zu Hause' und dann biste fertig.“ „'Chille zu Hause', Okay...“, murmelte ich und nahm meinen Text wieder vor, löschte alles andere außer: „'Chille zu Hause'“, und fragte dann unsicher: „Smiley?“ Und wieder hatte Jonas Einwände: „Nein! 'Chille zu Hause'. Fertig! Null Gefühle.“ „Hmkay...“, hauchte ich kaum hörbar und vernahm von ihm ein überzeugtes: „Total straight up!“ Seine ausgesprochene Seriosität bei der Sache ließ mich umso mehr hoffen, dass er richtig liegen würde. „Chille zu Hause.“, murmelte ich ein letztes mal ganz leise, hörte nochmal die Bestätigung von Jonas und schickte den Text ab. „Gesendet“, ließ ich die anderen wissen und legte mein Handy wieder auf den Tisch. „Er wird anrufen“, versprach mir Jonas vollkommen sicher und ich konnte nur hoffen, dass er recht behalten würde. Wir tranken nun jeder wieder unser Bier, während ich mein Telefon kaum aus den Augen lassen wollte, bereit sofort ran zu gehen wenn es klingelt. Wobei, so wie ich Jonas kenne würde er mich noch mindestens 10 bis 15 Sekunden davon abhalten ranzugehen. Wäre Eskild hier, würde er mich sicher dazu zwingen 'nen zweiten Anruf abzuwarten. Doch... irgendwie tat sich nichts. Das Schweigen am Tisch war auch kein wirklich gutes Zeichen. Alle schienen darauf zu warten, dass es läuten würde. Aber ich könnte das Gerät noch so sehr anstarren und mich vom Schweigen hier in der Küche und vom Telefon in den Wahnsinn treiben lassen. Vermutlich würde das nichts an den Tatsachen ändern. Dass es womöglich nach hinten losgegangen ist oder Even schlicht und ergreifend keinen Bock auf mich hat. Vielleicht sollte ich mich einfach mal mehr mit diesem Gedanken auseinander setzen... „Check mal, ob da eine Schreib-Bubble ist, wenn er gerade was schreibt“, schlug Magnus vor und so nahm ich das Handy wieder auf und sah nach. Doch da waren: „Keine Schreib-Bubbles. Er wird nicht antworten. So ist er nun mal einfach“, erklärte ich und versuchte das ganze irgendwie mit einem Lächeln zu überspielen. Das Even nicht direkt antwortet, wenn ich was schreibe, ist eher die Regel als die Ausnahme, wieso sollte sich das jetzt ändern? „Es kann doch sein, dass er gerade irgendwo ist, wo er nicht reden kann, oder so“, kam es aufbauend von Mahdi und auch wenn er es wirklich nett meinte, hatte ich diesbezüglich einfach keine große Hoffnung: „Kann sein...“ Abermals betretenes Schweigen ein und selbst Jonas schienen die Ideen auszugehen. Magnus seufzte und begann die Stille mit einem anderen Thema zu kompensieren: „Das Bier schmeckt schlecht.“ „Was trinkst du?“, wollte Jonas wissen und schaute interessiert an all den Dosen auf dem Tisch vorbei. Mags hob seine Flasche an und entgegnete dem: „Tuborg im Glas. Es schmeckt wie... Plastik oder so?“ „War es vielleicht irgendwie total vergoren?“, hakte mein bester Kumpel nach und Magnus murmelte: „Sicher...“ Mein Augenmerk lag noch immer auf meinem Telefon, allerdings schwand meine Hoffnung immer mehr. „Ja! Yo, stimmt, da war einer, den ich kenne... der jemanden kennt...“ begann Jonas zu erzählen und wurde Magnus unterbrochen: „... der noch jemanden kennt?“ „Nein, nein. Er kennt ihn einfach. Und er hat mir erzählt, dass da einer war, der hat Hefe oder so in so 'nen Apfelsaft-Karton getan. In seinem Spind in der Schule, um Bier zu machen.“ „In der Schule?“, kam es entsetzt von Mahdi und Jonas bestätigte: „Ja! Ist das bescheuert?“ „Huh?“, hörte man es nun auch von Magnus und wäre ich nicht gerade so down, würde ich das vermutlich auch kommentieren. „Das muss echt beschissen gestunken haben, in der Schule“, sprach Magnus und Jonas antwortete ihm: „Ja, das ist das was er gesagt hat. Es hat echt scheiße gerochen.“ „Er wollte wahrscheinlich in der Schule feiern“, witzelte Mahdi und die anderen stimmten ihm lachend zu. Selbst wenn ich das Smartphone jetzt noch 3 Stunden anstarre, würde es wohl nicht das tun, was ich wollte. Meine Stimmung war im Sinkflug, auch wenn ich es eigentlich vorher schon hätte wissen müssen, dass da nichts mehr kommen wird. Vielleicht hab ich ja zu Weihnachten wieder 'ne Zeichnung im Kasten, oder was weiß ich was...Ist ja nicht mehr lange hin... „Was zur Hölle? Er muss doch... Kennst du den?“, fragte Magnus nun und Jonas antwortete ihm: „Nein.“ „It's a friend of a friend, hat er doch gesagt“, sprach Mahdi und gerade als mein bester Kumpel etwas erklären wollte: „Ja. Aber... aber ehh-“, und von der verdammten Türklingel unterbrochen wurde. Was zum..? Genervt hob ich mich vom Stuhl an und vernahm Mahdis Frage: „Was geht'n jetzt? Hast du noch mehr Leute eingeladen?“ „Ach... Nein, ihr seid die einzigen Freunde, die ich habe...“, brummte ich und lief an den Jungs vorbei, um ans Fenster zu gehen. Frag mich was der Scheiß soll. Aber: „Ist sicher Eskild. Er vergisst seine Schlüssel... jedes verdammte mal...“ „Eskiiiild“, kam es von Magnus mit tiefer Stimme, während ich aus dem Fenster sah und meinen Augen kaum trauen konnte: „Das ist Even!“ Oh, Fuck! Prompt hatte ich die Aufmerksamkeit aller. Magnus drehte sich hoch interessiert zu mir herum: „Even?“, und von Jonas hörte man ein gleichermaßen überraschtes: „Huh?!“, so wie es auch 'ich hab's doch gesagt!' zum Ausdruck brachte. „Haha! Ernsthaft, er ist es?“, kam es regelrecht enthusiastisch von meinem besten Kumpel, während ich einen Moment lang von der Situation noch ziemlich erschlagen war. Even, hier. What the hell! Ich war mal wieder völlig unvorbereitet mit seiner Anwesenheit konfrontiert worden. „Ich verarsche euch nicht, er ist es“, bestätigte ich und hörte von Mahdi: „Oh, Scheiße!“ „Even! Wir treffen Even, Jungs!“, verkündete Magnus begeistert und auch die anderen beiden waren Feuer und Flamme: „Ja, wir treffen ihn!“ Auf! Gar! Keinen! Fall! Mein Blick wanderte panisch zu Jonas: „Nein!“ „Wieso können wir ihn nicht...?“, begann Magnus, doch ich unterbrach ihn, als ich angespannt verdeutlichte: „Ich meine das verdammt ernst und mache keinen Scheiß! Raus, raus, raus, raus, raus,...!“ Hatte keinen Nerv, das jetzt zu diskutieren. Even war hier und stand da draußen. Er wollte endlich mit mir reden. „Wieso können wir Even nicht treffen?“, wollte Mags wissen und machte so gar keine Anstalten sich zu bewegen. Meine verscheuchenden Handbewegungen sollten daher die Dringlichkeit verdeutlichen: „Ihr könnt ihn nicht treffen! Was zur Hölle wollt ihr denn sagen?“, moserte ich gestresst, während zumindest mal Jonas und Mahdi meinen zugegebenermaßen sehr spontanen Wünschen entsprachen, und ihren Kram zusammenräumten. „Hast du mein Telefon?“, fragte Mahdi und tastete seine Taschen hektisch ab, während Jonas sein Bier schnappte. „Dein Telefon? Warum sollte ich das haben?“, antwortete ich verdammt unruhig und sogar Magnus schien endlich den Ernst der Lage erkannt zu haben. Die Jungs wollten eigentlich noch weiter vorglühen, doch da sich die Situation nun von einem Moment auf den anderen geändert hatte, fiel das flach: „Betrinkt euch draußen weiter. Ihr wolltet doch außerdem zu 'ner Party!“ „Es ist beschissen kalt draußen!“, meckerte Magnus und dann wollten sie zu allem Übel auch noch zur Vordertür raus. Nichts da! Ich würde auf keinen Fall riskieren, dass sie direkt Even in die Arme laufen: „Nein, ihr trefft ihn nicht. Geht durch die Hintertür!“ „Was ist mit unseren Schuhe?“, wollte Mahdi wissen und ich sagte: „Die Schuhe sind an der anderen... Ich hol eure Schuhe!“ Immer mehr geriet ich in Stress, weshalb ich eilig mein Handy vom Tisch schnappte und es schnell einsteckte, für den Fall, dass ich kurz Even wegen der Verzögerung hier anrufen muss. Ich schob die Jungs förmlich aus der Küche hinaus, direkt Richtung Hinterausgang. Selbst Mags schien nun mitzudrängeln: „Go, go, go, go,go...!“, trieb er die anderen zwei vor sich her, während ich zur Vordertür eilte und Even unten die Haustür endlich mal öffnete. „Schuhe! Schuhe!“, verbreitet Magnus noch mehr Panik, während Jonas schon mit einem Bein zur Hintertür raus war und Mahdi dazwischen rief: „Isak! Ich brauche meine Schuhe, Kumpel!“ Ein riesiges Chaos und Hektik herrschte gerade, doch ich stellte ihnen die verfluchten Schuhe so schnell ich nur konnte hin: „Nehmt sie, verdammt noch mal!“, und hörte auch Jonas von draußen rufen: „Zieht sie an! Zieht sie einfach an!“ „Lasst uns endlich abhauen“, vernahm ich es im Gewusel und Magnus moserte: „Das sind nicht mal meine Schuhe...! Du hast meine Schuhe angezogen!“ Mahdi rief vom Flur aus.: „Ja, egal! Kommt schon Jungs, das ist wichtig. Wir müssen verschwinden!“ Dann endlich war auch der letzte weg, schob ich die Tür ins Schloss und Ruhe war. For fuck sake! Ich atmete tief durch und trommelte, tierisch nervös von all dem Gewusel, an meine Oberschenkel. Eh mein Blick zur Vordertür, am anderen Ende des Flurs wanderte und es dort im selben Augenblick klopfte. Ich konnte die Aufregung in mir kaum herunter schlucken. Okay, Isak! Cool bleiben. Einfach total lässig die Tür aufmachen und dir anhören, was er zu sagen hat. Ja, das ist ein guter Plan! Schnellen Schrittes lief ich hinüber zur Vordertür und öffnete sie auch gleich, eh ich womöglich noch drei mal überlege, ob ich wirklich aufmachen sollte. Da stand er. Even. Und er sah mich an. Meine Finger der einen Hand krallten sich an der Tür fest, als könnte diese mich davon abhalten einen Fehler zu machen, den ich vermutlich so oder so machen würde. Ich war zwar noch nie gut darin einen Gesichtsausdruck zu deuten, aber er sah kurz etwas ängstlich oder wenigstens verunsichert aus. Doch nun glaubte ich allmählich so etwas Erleichterung zu erkennen. Vielleicht, weil ich endlich die Tür geöffnet hatte. So weit, so gut, Isak. Einfach abwarten was er zu sagen hat. Aber es kam nichts, weshalb ich mich zu einem unschlüssigen: „Hallo“, hinreißen ließ. Ganz langsam zeichnete sich nun ein Lächeln auf seinem Gesicht ab. Ich liebe es, ihn lächeln zu sehen. Und eben weil ich es liebe, war es gefährlich. Gefährlich, weil ich dem nur schwer widerstehen und die 'play hard to get'-Sache wohl knicken könnte. Evens Augenbrauen wippten gewitzt nach oben, eh ich seine Stimme hörte: „Hallo“, welche mir eine Gänsehaut verschaffte. Fuck... Allein seine Nähe, wühlte schon wieder soviel Sehnsucht auf, von der ich glaubte, ich könnte sie inzwischen gut kontrollieren. Das ist echt nicht mehr normal... Dennoch wartete ich ab, ob und wenn ja, was er sagen würde. Er sagte aber noch immer nichts. Sondern wich, genauso unsicher wie ich mich selbst fühlte, meinem Blick aus, schaute dann für den Bruchteil einer Sekunde zurück zu mir und dann doch wieder weg. Fast, als würde er vielleicht mit dem Gedanken spielen, dass es eine blöde Idee gewesen sein könnte, her zu kommen. Ich weiß nicht mal wieso, aber... alles was ich in dem Moment wollte war, dass er hier bleibt. Bei mir. Immerhin war er wegen mir hier aufgeschlagen. Extra. Persönlich. Nein, verdammt! Ich würde einen Scheiß tun und ihn einfach gehen lassen, auch wenn er nicht redet. Der einzige Weg das sicherzustellen, war ihn dazu zu bewegen, dass er hier bleiben will. Ich dachte auch nicht lange darüber nach und ging einen Schritt auf ihn zu, griff zielsicher an seinen Nacken, zog ihn zu mir und küsste ihn. Er ließ sich sofort darauf ein und sich von mir in die Wohnung leiten. Diese ersten Küsse waren aber noch relativ sanft und etwas gehemmt, es lag eine gewisse Vorsicht zwischen uns. Meine Hand fuhr durch sein Haar im Nacken und ich hörte dieses leise genießende Seufzen. Meine Nase vernahm nun auch noch seinen Duft und so spielten sehr bald alle meine Sinne komplett verrückt. Ich wollte mehr. Mehr von ihm. Es fühlte sich an wie eine Droge, die sich da gerade in meinem Körper ausbreitete. Zumindest stell ich mir das so vor. Man weiß genau, man sollte es nicht tun, aber... Gottverdammte Scheiße... man kann es auch nicht sein lassen. Die Hand, die sich bis eben Halt suchend an der Tür festkrallte, schob diese mit Schwung zu, sodass sie hinter Even ins Schloss rutschte. Während ich ihm die Jacke von den Schultern streifte, ohne dass sich meine Lippen von den seinen trennen wollten, trat er eilig aus seinen Schuhen. Ich ließ seine Jeansjacke einfach irgendwo fallen, wo ich die Garderobe vermutete. Mir war an der Stelle völlig egal, ob ich die getroffen hatte oder nicht. Denn ich hatte weder die Muse mich damit zu beschäftigen, noch konnte mich hierbei überhaupt bremsen. Mittlerweile war es auch Even, der uns voran trieb, oder eher: Mich rückwärts in mein Zimmer. Da ich ihn nicht loslassen wollte, öffnete ich die Türklinke mit dem Ellbogen und ließ mich weiterhin küssend in den Raum drängen, während seine Hand grob nach dem Lichtschalter tastete. Als ich gleichzeitig seine Zunge an der meinen, und seine Hand an meiner Hüfte spürte, die unter meine Klamotten wollte, unterbrach ich unser immer intensiver werdendes Tun. Mir wurde für eine Sekunde bewusst, was ich hier eigentlich tat. Statt cool zu bleiben und erst mal zu reden. Doch im selben Moment schaute ich in diese blauen Augen vor mir, die mich abwartend ansahen und dachte nur: Fuck it. Ich will ihn! Jetzt! Und schon knutschten wir umso heftiger weiter. Even drängte mich dabei bis ganz hinten an die Wand meines Zimmer, zwischen Sessel und Regal. Er war spürbar genauso scharf auf mich, wie ich auf ihn. Seine Küsse wurden immer fordernder, weshalb ich ihn ein Stück auf Abstand schubste, damit ich an seinen Gürtel konnte. Ich wollte ihn verflucht noch mal sofort aus diesen gefühlt tausend Schichten von Klamotten haben! Doch Even war schneller. Er streifte mir eifrig das Hemd nach hinten über die Schulter, weshalb ich mir auch gleich das Cap fahrig vom Kopf stieß und mein T-Shirt auszog, während er sich seiner Sweatjacke entledigte. Nur hatte mir Even noch immer deutlich zu viel an! Gerade, als er an meine Hose wollte und dabei meinen Hals zu küssen begann, schaute ich über seine Schulter hinweg und erblickte die offenstehende Zimmertür. Bei aller Ekstase, aber offene Türen gehen gar nicht, wenn ich vögeln will. „Die Tür...“, seufzte ich und fasste etwas fester in seinem Nacken zu, um ihn zu bremsen. „Hm?“, vernahm ich es von meinem Gegenüber und so deutete ich noch einmal zu dem offenstehenden Übel. Even drehte sich herum und lief auch gleich los. Ich folgte ihm auf halber Strecke, damit wir so schnell wie möglich da weiter machen konnten, wo wir aufgehört hatten. Er schloss eilig meine Zimmertür und entledigte sich dann eigenhändig seines Shirts, eh er wieder zu mir kam und wir mitten im Raum stehend, weiter ziemlich heftig miteinander herum machten. Wir berührten uns an jeder mittlerweile unbedeckten Stelle, küssten die warme Haut des jeweils anderen und meine Fingerspitzen fuhren mit mäßigem Druck über seinen Rücken, als könnte ich mich für immer an ihm festkrallen. Wie kann das eigentlich möglich sein? Sich so an jemandem berauschen zu können? Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich Evens wieder an meiner Jeans herum fummeln merkte, nur ließ ich ihn diesmal weiter machen. Er küsste mich noch einmal und ging dann runter auf die Knie, während meine Hand noch angetan von unserem bisherigen Tun durch seinen Haar fuhr. Shit. Die Sache ist irgendwie so verflucht schnell außer Kontrolle geraten und ich wollte es auch einfach nicht stoppen. Selbst wenn es wohl vernünftiger gewesen wäre... Er zerrte meine Hose samt Shorts nach unten und hatte damit kaum eine Sekunde verstreichen lassen, bevor seine Lippen mich weiter zu verwöhnen begannen. Mein Kopf legte sich automatisch in den Nacken und ich schloss die Augen. Einen Moment ließ ich ihn machen und es fühlte sich auch so verdammt gut an, doch ich wollte irgendwie noch mehr. Und mich vor allem nicht zurückhalten müssen. Aber ihm irgendwie wehtun, nur weil ich im Moment nicht garantieren konnte mich beherrschen zu können, wollte ich am aller wenigsten. Ich sah nach unten und so glitt meine Hand zurück an seinen Nacken, fasste in sein Haar und deutete ihm mit leichtem Druck an, dass er sich anheben soll. Even tat was ich wollte und stand auf. „Hab ich was fa...“, begann er, doch ich unterbrach ihn sofort mit einem Kuss. Mit einer verneinenden Äußerung stieg ich aus meinen Klamotten am Boden und machte mich über seine Hose samt Gürtel her, schob ihn währenddessen rückwärts auf mein Bett zu und schubste ihn drauf. Auch jetzt wippten seine Augenbrauen und er lächelte frech. Scheinbar war er amüsiert von meinem Handeln. Doch... ganz ehrlich... ich fühlte mich jetzt gerade zu impulsiv, zu ausgehungert, für irgendwelche zarten Spielereien. Kaum lag er da, zerrte ich ihm die restlichen Klamotten weg und stieg auf ihn drauf, küsste ihn, als wäre er die Luft zum Atmen. Dass durchaus heftige Emotionen wie Wut und Angst in mir ruhen, das wusste ich ja mittlerweile. Aber die Gier nach dem was wir hier taten, war genauso schwer zu kontrollieren und in Evens Gegenwart war diese offenbar genauso leicht getriggert. Wir machten ziemlich schnell recht ekstatisch miteinander rum. Aber lange reichte mir auch das nicht mehr. Ich fasste nach seinen Händen und führte diese zwischen uns. Er verstand was ich wollte und begann unser beider Schwänze synchron zu massieren. Ich lehnte mich etwas vor und ließ meine Hände dabei genüsslich über seinen Oberkörper zur Schulter hinauf fahren. Bis meine Handflächen nun seitlich links und rechts neben seinem Hals ruhten und ihn dort fest hielten. Hier und da verteilte ich kleine Bisse und Küsse auf seiner Brust und das sorgte zumindest bei ihm für Geräusche, die in meinen Ohren nur noch mehr Lust weckte. Es war definitiv ungewohnt für mich meine Selbstkontrolle so derart schleifen zu lassen, aber ich hätte bis vor kurzem auch nicht gedacht, dass ich mal vor lauter Wut auf einen meiner Kumpels losgehen würde. Vielleicht war das hier auch nur eine Auswirkung auf die blanken Nerven in letzter Zeit. Da war einfach kaum mehr Pufferzone, um sich selbst in den Griff zu kriegen. Und jetzt, einmal von den süßen Früchten des Lebens gekostet, spielte es vielleicht außerdem eine Rolle, ein klein wenig untervögelt zu sein. Der Raum war erfüllt von hektischen Atemgeräuschen und erregten Seufzern. Ganz tief in mir drinnen war aber noch immer der Teil, der schrie: Du hättest erst mit ihm reden und ihn nicht gleich ins Bett zerren sollen. Doch ich konnte, und vor allem wollte ich nicht mehr aufhören. Even reckte den Kopf nach hinten und so fuhren meine Daumen mit aller Zärtlichkeit, die ich im Moment noch aufbringen konnte, an seinem Hals entlang, hoch an seinem Kiefer. Seine Lippen hatte er geöffnet und er stöhnte nun hin und wieder gedämpft. Da niemand sonst zu Hause war, war es mir an Stelle sogar egal, ob er laut geworden wäre. Sein Körper begann leicht zu zittern und so wusste ich, er würde sehr bald kommen. Er sah nun auch wieder direkt zu mir und schaute mich an, als könnte jetzt selbst die Welt untergehen, er würde auf keinen Fall aufhören. Kaum einen Augenblick später war es soweit, er kam und der weiße Glibber verteilte sich auf ihm. Fuck. Dieses Gesicht... Seine Augen und sein Mund waren dabei weit geöffnet. Die aufgebaute Spannung in ihm schwand nach und nach. Um den Anblick zu genießen, den er darbot, schaltete ich einen Gang zurück und beugte mich weiter zu ihm vor. So kam ich auch besser heran, um ihn zu küssen. Nur war Even ziemlich außer Atem, was knutschen erst mal schwierig machte. Als er mich jedoch wieder gänzlich wahrzunehmen schien, erwiderte er meine Versuche. Aber trotz der faszinierenden Show, war ich noch immer verdammt heiß. Heiß auf mehr. Also richtete ich mich wieder etwas auf und rückte ein Stück vor, damit ich mich auf die Arme stützen und ihn weiter küssen konnte. Kaum hatte Even wieder etwas Spielraum zwischen uns, bearbeiteten mich seine Finger weiter. Mit den Bildern von gerade eben im Kopf und dem was seine Hand mich fühlen ließ, war es nur eine Frage der Zeit, bis es auch bei mir soweit sein würde. Dabei hätten wir reden sollen... Shit... was mach ich hier? Fuck, denk nicht drüber nach! Nicht jetzt... bloß nicht jetzt! Um diesen quälenden Gedanken wieder zu verdrängen, begann ich mich seiner Hand entgegen zu bewegen, um das Gefühl zu verstärken und mein Hirn gänzlich abzuschalten. Evens freie Hand wanderte auf meinem Körper umher, berührte mich hier und da, und trug damit nun sicher auch ihren Teil dazu bei, alles andere zu vergessen. Angestrengt sah ich nach unten in sein Gesicht und er schien mich ganz genau zu beobachten. Ich wollte wegschauen, weil es mir irgendwie peinlich war. Aber ich musste dann doch wieder zu ihm sehen und machte weiter, bis auch ich spürte, dass es kein Halten mehr geben würde. Ich beugte mich abermals zu vor, presste meine Lippen auf die seinen und anschließend an seinen Hals, als ich unterdrückt stöhnte und ließ mich dann auf ihm nieder sinken, als ich gekommen war. „Fuck...“, seufzte ich völlig fertig und blieb deswegen eine ganze Weile so liegen. Evens andere Hand, die er eben noch an meinem Bein hatte, strich nun in gleichmäßigen Zügen über meinen Rücken. Das war gerade unglaublich beruhigend. Doch lange blieb er nicht entspannt, dann angelte er nach der Klopapierrolle auf meinem Nachtschrank. Unwillig hob ich mich an und beobachtete ihn dabei, wie er die Spuren unserer Lust beseitigte, so gründlich es eben ging. Als Even damit fertig war strich er mit seinen Fingerspitzen an meinen Armen auf und ab, weshalb ich mich wieder nach vorne beugte, ihn wesentlich sanfter als noch wenige Minuten zuvor küsste. Das viel zu helle Deckenlicht im Zimmer störte mich nun aber, weshalb ich schwerfällig aus dem Bett stieg, um das Licht aus zu machen. Anschließend begab ich mich wieder zurück zu ihm, tastete mich im Dunkeln vorsichtig entlang und ließ mich dann mit der Bettdecke nur noch halb auf ihm nieder. Es fiel kein Wort. Ich wusste nicht was ich jetzt sagen sollte, wie so oft und ich war nach der spontanen, aber echt heftigen Sache hier eben, zudem ziemlich schläfrig. Even hatte sein Kinn an meine Stirn gelehnt und schien komplett entspannt. Mit der Dunkelheit kamen auch die Gedanken und Sorgen zurück, wie das nun weiter gehen würde. Doch hatten die letzten Tage und Wochen voll Stress und Schlaflosigkeit schneller ihren Tribut gefordert, als ich angenommen hätte. Hier mit ihm zu liegen, hatte etwas so dermaßen beruhigendes, dass ich wirklich schnell einschlief. Doch ein paar Stunden später riss mich der Benachrichtigungston meines Handys aus dem Schlaf. Aufgeschreckt fühlte im Dunkeln nach Even, um sicher zu stellen, dass die Erinnerungen in meinem Kopf nicht von einem feuchten Traum herrührten. Auch seine Hand fasste nach meiner, als ich diese auf seinem Oberkörper ruhen ließ und so atmete ich erleichtert durch. Bis es noch einmal piepte und ich versuchte auszumachen, wo mein Handy liegen könnte. Nach einem weiteren Ton kroch ich über Even hinweg und stieg aus dem Bett, suchte im Dunkeln nach meiner Hose und zog das Telefon hervor, als ich sie fand. Moah... Eskild. Er schrieb mich inzwischen vier mal an: Hallo!!! - Übernachtet jemand bei dir? - Sehe ein paar Schuhe. - Ist das Even???? „Fuck...“, knurrte ich genervt und setzte mich an den Bettrand. Eine Hand strich sachte über meinen Rücken, als noch eine Text einflog: Ich sehe, dass du die Nachrichten liest. Antworte. Ich war gerade im Begriff ihm zu schreiben, dass wir morgen drüber reden könnten, doch soweit kam ich nicht, dann piepte das Ding erneut: Okay, ich lasse dich in Frieden. Weshalb ich das Handy gerade weglegen wollte und dann doch wieder eine Meldung kam: Kann ich nicht reinkommen und grüßen? „Nein!!“, rief ich entschlossen und mit aufkommender Panik gen Zimmertür und stand auf, lief hinüber und öffnete vorsichtig einen Spalt. Meinen Fuß so positioniert, dass man die Tür nicht einfach aufreißen konnte. Wenn Eskild so drängelt, hätte es vielleicht wichtig sein können. Ich versteckte mich so gut es ging hinter der Tür und hatte mit dem grellen Licht im Flur zu kämpfen, „Bist du nackt?“, war dass erste was mein Mitbewohner mich fragte und so brummte ich: „Was ist denn?“ „Ooouuuh! Ihr habt gevögelt!“, stellte er gekonnt fest und so ließ ich meinen Kopf Augen verdrehend an den Türrahmen kippen. „War das alles?“, hakte ich nach und Eskild nutzte die Gelegenheit auch gleich: „Hi!“, rief er über mich hin weg, hinein in den finsteren Raum hinter mir und es kam auch ein „Hi“, zurück. Es klang, als musste Even dabei schmunzeln. Ich zwang mir ein Lächeln auf: „Nacht, Eskild!“, machte die Tür zu und schloss ab. Seufzend lehnte ich mich einen Moment daran und atmete tief durch. Einen Augenblick stand ich noch dort an der Zimmertür und schaute auf die nur schemenhaft erkennbaren Umrisse meines Bettes und kaute nachdenklich auf den Lippen. Sollte ich jetzt doch was ansprechen..? „Komm her, Baby“, lockte mich Evens Stimme leise. Baby. Aus seinem Mund klingt dieses Wort irgendwie schön. Aber meint er das auch so? Wer weiß... Und dennoch stemmte ich mich folgsam von der Tür weg. Vielleicht hat Reden doch noch bis morgen Zeit. Vorsichtig kroch zu ihm aufs Bett, zurück unter die Decke und legte das Handy auf den Nachtschrank. „Sorry...“, flüsterte ich und tastete mich im Dunkeln mit der Nasenspitze an seinem Gesicht entlang. Er schmiegte seine Wange kurz an meine, bevor er mich mit einem Stupsen zu einem eher sanften Kuss animierte. Reden musste wohl wirklich warten... *Ich weiß nicht warum Eskild 'adorabelle' schrieb, es ist jdf. kein norwegisches Wort, vllt. wieder so eine kuriose Zusammensetzung aus versch. Sprachen, Eskild ist ja für so was zu haben. Aber gemeint ist sicher im Grunde: adorable = bezaubernd. EasyE ist eine Referenz zu Eskilds Intagram-Name: easy_eskild. (suchen bringt nicht viel, Konto ist privat) *Russfeier (Russfeiring) *Zum Thema Vorglühen: Warum wird so oft Vorglühen oder Vorfeier verwendet? Ganz einfach, In Norwegen ist der Alkohol an sich nicht nur schwerer zu kriegen als bei uns, sondern auch sehr viel teurer. Wenn du also nicht gerade zu den reichsten der Reichen gehörst (was als Schüler der Fall sein dürfte), kann man es sich schlichtweg nicht leisten, sich in Clubs o. Ä. zu betrinken, man muss gewissermaßen schon vorher 'voll tanken'. Die Norweger verwenden dafür sehr oft den Begriff: 'vors', was eine Kurzform ist und vom deutschen 'Vorspiel' kommt, dort aber (offensichtlich) eine etwas andere Bedeutung hat und mit unserem hier bekannten 'vorglühen' zu vergleichen ist. Und um die Bromance unserer Jungs zu zelebrieren hier mal wieder ein lustiges Video zum Thema. Eigentlich wurde der nach Episode 5 gezeigt, aber ich denke irgendwo ab Ende Episode 7 'spielt' es. Viele Nicht-Norweger wissen gar nicht, dass ein SKAM Season 3 Mid-Season Promo existiert, wohingegen der normale Season 3 Trailer allgemein leicht auf Youtube zu finden ist, wenn man eben danach googelt. Es ist sehr kurz und man sieht nicht viel, nur nackte Haut sehr nah. Ich vermute Julie Andem wollte uns damit viel Raum für Kopfkino lassen. Neues vom deutschen Skam (DRUCK) ***EDIT: Einige wenige Clips funktionieren (derzeit und auf unbestimmte Zeit) auf der Skam Hauptseite daher verlinke ich sie hier: http://skam.p3.no/2016/11/20/guru/ http://skam.p3.no/2016/11/22/frekt-sporsmal/ http://skam.p3.no/2016/11/24/tegningen/ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)