My Love Is Your Love von May_Be (- Blind Date -) ================================================================================ Kapitel 12: Nachts schlagen die Herzen schneller - Teil 1 --------------------------------------------------------- Die kühle Abendluft brachte Hitomi etwas zum Frösteln. Zum Glück hatte ihre Mutter darauf bestanden, dass sie sich ein Jäckchen überwarf. Es war kurz vor halb acht. Bald musste Ryoske sie abholen. Sie hatte es nicht abwarten können und war bereits nach unten gegangen, um draußen auf ihn zu warten. Ein weiterer Grund dafür war ihre Angst darüber, dass ihre Mutter es sich doch noch anders überlegen und Hitomi verbieten könnte auszugehen. Es wurde vor wenigen Stunden noch heftig diskutiert, ob das wirklich so eine gute Idee war, Hitomi mit Ryoske in einen Club gehen zu lassen. Hitomi verstand die Sorge ihrer Mutter, aber sie wollte wie jeder andere in ihrem Alter ausgehen und Spaß haben. Es wäre nicht fair, wenn man ihr das verweigern würde. Vor allem weil das Schicksal es die letzten Jahre nicht gut mit ihr gemeint hatte. Sie musste einiges nachholen. Glücklicherweise hatte sie Unterstützung von ihrem Vater bekommen. „Lass sie doch ausgehen, Sato!“, hatte er zu seiner Frau gesagt, „ich bin mir sicher, dass Ryoske auf sie aufpassen wird.“ „Dann sei um zwölf zu Hause, Hitomi.“ Ihre Mutter hatte versucht einen Kompromiss einzugehen. „Das geht nicht, Mama. Die Party fängt doch erst um elf an!“ „Was?! So spät? Das geht doch nicht… Und wohin gehst du dann überhaupt so früh hin?“ „Zu einer Vorparty?“ Hitomi wusste nicht, wie sie es hätte anders nennen können. „Wir treffen uns mit ein paar Freunden von Ryoske. - Mach dir doch bitte keine Sorgen. Ich werde ja nicht alleine sein!“ „Gerade das macht mir Sorgen...“ Hitomis Papa hatte seine Frau liebevoll in den Arm genommen. „Erinnere dich doch an deine Zeit, Sato. Weißt du noch, wie oft du durch diverse Club geschlendert bist?“ Ein rosa Schimmer hatte sich auf Satos Wangen gelegt. „Das ist doch was anderes“, hatte sie gekontert. „Nein, ist es nicht. Außerdem wenn du nicht so oft unterwegs gewesen wärst, hätten wir uns sicher nicht kennengelernt.“ Letztendlich hatte sie sich geschlagen gegeben. Wenn sie sich stur gab, war ihr Mann der einzige, der sie umstimmen konnte. „Na gut. Aber pass bitte auf dich auf. Ruf uns sofort an, wenn etwas nicht stimmt.“ Hitomi hatte ihrer Mama einen dankbaren Kuss auf die Wange gegeben und tänzelte fröhlich auf ihr Zimmer, um sich für den Abend zurechtzumachen. Hitomi setzte sich auf eine Bank vor ihrem Haus und beobachtete eine kleine braungestreifte Katze, die durch das Gebüsch zum Vorschein kam. Sie sah für eine Straßenkatze sehr gepflegt aus, wodurch Hitomi davon ausging, dass sie jemandem aus der Nachbarschaft gehören musste. „Na, bist du auch auf der Suche nach ein paar Abenteuern?“, fragte Hitomi das kleine Wollknäul, das zu ihr herübergelaufen war und an ihren Schuhen schnupperte. Hitomi hatte von ihrer Mutter Peep Toes bekommen, die eine passende Farbe zu ihrem marineblauen Kleid darstellen. Nachdem sie heute Nachmittag vom Shoppen nach Hause gekommen war, war Hitomi aufgefallen, dass sie ja gar keine passenden Schuhe besaß. Ihre Mama war ihre Rettung gewesen. Sie hatte eine beachtliche Ansammlung an diversen Schuhen. Und was das Beste war, Hitomi hatte dieselbe Schuhgröße. Als Hitomi sich zu dem Kätzchen herunterbeugte, um es zu streicheln, wich es zunächst zurück, kam dann aber wieder näher und schnupperte an ihren Fingern. Es stieß mit ihrem Köpfchen ihre Hand an und gab zu verstehen, dass es gestreichelt werden wollte. „Hitomi.“ Seine Stimme schreckte sie auf. Sie hatte sein Kommen gar nicht gehört. „Oh, Ryoske! Man, hast du mich erschreckt!“ Hitomi sah zu dem Kätzchen, das in großen Sprüngen davonrannte. Für so ein kleines Ding war es ganz schön schnell. „Und weg ist sie.“ „Wer?“, fragte Iji und sah sich um. „Das Kätzchen.“ Hitomi erhob sich. Mit ihren hohen Schuhen war sie ein gutes Stückchen größer als sonst, aber immer noch paar Zentimeter kleiner als ihr Gegenüber. Iji musterte sie kurz von oben bis unten, was sie ein wenig nervös werden ließ. Sein Blick war unergründlich und ließ nicht auf seine Gedanken schließen. Wie fand er wohl ihre Aufmachung? Sie erkannte, dass seine Meinung ihr wichtig war. „Sieht gut aus.“, sagte er schließlich anerkennend. Sogar mehr als das, aber das behielt er besser für sich. Hitomis Wangen färbten sich rosa und sie lächelte verlegen. „Danke.“ Iji räusperte sich, als eine längere Pause entstand. „Kannst du denn auf diesen Schuhen laufen?“, fragte er sie interessiert. Frauen beklagten sich doch immer, wenn sie diese Killerschuhe trugen. Er musste zwar gestehen, dass sie eine Frau attraktiv machten, aber am Ende des Abends ziemlich unerträglich und quengelig. Hitomi lachte unsicher. „Das muss ich noch herausfinden. Ich bin noch nie auf solchen Schuhen gelaufen. Ich habe vorhin im Zimmer ein bisschen geübt.“ Iji grinste. „Wenn du fallen solltest, werde ich zur Stelle sein.“ „Wehe, wenn nicht!“ Der Weg zu Sou dauerte ca. 20 Minuten zusammengerechnet mit der U-Bahn. Als sie ankamen, war noch keiner von den anderen Gästen da. Kein Wunder, denn es war ja nicht einmal acht. Sou freute sich dennoch, die beiden zu sehen, und führte sie, nachdem sie die Schuhe ausgezogen hatten und stattdessen in Hausschuhe geschlüpft waren, ins Wohnzimmer. Sou wohnte auch noch mit seinen Eltern zusammen, allerdings waren sie öfters auf Geschäftsreise und stellten ihm die gesamte Wohnung zur freien Verfügung. So wie auch dieses Wochenende. „Hab gar nicht so früh mit euch gerechnet“, sagte er, als er auf dem Sessel Platz nahm. Auf dem Sofa gegenüber ließen sich Hitomi und Iji nieder. „Aber schön, dass ihr gekommen seid. Ich hatte befürchtet, ihr überlegt es euch vielleicht anders.“ „Nein, nein, wir haben ja gesagt, dass wir kommen. Vielen Dank noch mal für die Einladung!“ Hitomi verneigte sich leicht. „Nicht doch. Ich meinte doch schon, dass Ijis Freunde meine Freunde sind.“ Hitomi musste sich noch dran gewöhnen, dass Ryoske auch noch einen Zweitnamen hatte. Es war ein wenig befremdlich, wenn er Iji genannt wurde. „Möchtet ihr schon mal was trinken?“ Auf dem kleinen Tisch vor ihnen standen verschiedene alkoholische und nicht alkoholische Getränke. „Ich kann euch was zusammenmischen oder wollt ihr pur?“ Hitomi kannte diese ganzen alkoholischen Getränke nicht, wollte aber wenigstens etwas davon ausprobieren. „Was würdest du denn empfehlen?“, fragte sie Sou und dieser lächelte charmant. „Wie wär’s mit einem Gin Tonic?“ Hitomi sah ihn unsicher an. Sie wusste gar nicht, was das sein sollte und das sah man ihr auch an. „Probiere einfach“, meinte Sou, „wenn es dir nicht schmeckt, mach ich dir was anderes.“ Geschickt mischte Sou Gin und Tonic zusammen, warf Eiswürfel und Limette ins Glas und servierte das Getränk. „Et voilá. – Und was sagst du?“, fragte Sou, nachdem Hitomi probiert hatte. „Lecker und erfrischend!“ Iji beugte sich etwas vor und griff nach einer Bierflasche. „Trink aber nicht zu schnell“, warnte Iji, „das kann schnell zu Kopf steigen.“ Hitomi nahm sich seinen Rat zu Herzen und trank es langsam in kleinen Schlucken. Nach und nach trudelten die anderen ein und Hitomi lernte noch mehr Freunde von den beiden kennen. Darunter waren auch zwei Mädchen, zu denen sie schnell Kontakt aufbauen konnte. Endlich fühlte sich Hitomi wie ein normaler Mensch ohne Einschränkungen. „Sag mal, Higashino, ich will nicht neugierig klingen, aber bist du mit Kagawa zusammen?“, fragte eine der beiden und kicherte verlegen. Hitomi blinzelte überrascht und spürte, wie ihr Herz auf einmal schneller schlug. „N-nein. Wir sind nur Freunde.“ „Soso, nur Freunde“, wiederholte die andere grinsend, „ihr seid aber zusammen hergekommen oder?“ „Ja, sind wir.“ Die beiden Mädchen tauschten einen vielsagenden Blick. „Aber du hast doch schon Interesse an ihm?“ Hitomi wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Sie war mit der Frage etwas überfordert. Doch bis sie eine passende Antwort gefunden hatte, wurde das Gespräch bereits fortgesetzt. „Sie muss Interesse an ihm haben. Er ist doch echt süß!“ „Ja, schon. Aber ich steh ja mehr auf Sou.“ „Lass lieber die Finger von ihm. Du weißt doch, er lässt nichts anbrennen. Am Ende wirst du nur verletzt.“ „Du hast ja recht. Aber vielleicht ist der Schmerz diese Erfahrung wert?“ Hitomi lauschte der Unterhaltung zwischen den beiden und war erleichtert, dass ihre neuen Freundinnen sich nicht mehr auf sie konzentrierten und sie nicht mehr mit solchen Fragen löcherten. Ob sie Interesse an Kagawa hatte? Hitomi hatte sich nie darüber Gedanken gemacht. So was kam ihr nicht einmal in den Sinn. Warum sollte es auch? Ryoske und sie waren nur Freunde... mehr nicht. Hitomis Blick glitt verstohlen in Ijis Richtung. Er saß immer noch auf dem Sofa. Mittlerweile hatte sich Sou zu ihm gesetzt und sie schienen sich zu unterhalten. Ijis Haare waren mehr gestylt als heute Mittag, trotzdem schafften ein paar lose Strähnen ihm ins Gesicht zu fallen und seinen Look dadurch lässiger wirken zu lassen. Er trug ein dunkelblaues Hemd, das am Kragen aufgeknöpft war, und eine schwarze Hose. Er sah sehr schick aus, fand sie. Sie hätte ihm das ruhig sagen können, als er ihr vorhin ein Kompliment zu ihrem Outfit gemacht hatte. Generell sah er wirklich gut, soweit sie es selbst beurteilen konnte. Wenn sie ihn mit allen anderen Jungs in diesem Raum verglich, gefiel er ihr am besten. Als sie auf das Augenpaar traf, das sie ebenfalls zu beobachten schien, zuckte sie innerlich zusammen, als hätte man sie bei etwas Verbotenem erwischt. Ijis braune Augen waren unergründlich auf sie gerichtet und verursachten mit einem Mal heftiges Herzklopfen. Hitomi spürte die Hitze in ihrem Inneren aufsteigen und wandte ihren Blick abrupt wieder ab. Ob ihr der Gin Tonic langsam zu Kopf stieg? Während sich Hitomi mit den beiden Mädchen unterhielt, hatte Sou die Gelegenheit ergriffen, um Iji über sie auszufragen. „Dass du mir gar nichts von ihr erzählt hast, ist echt eigenartig.“ „Was soll das denn heißen?“ „Du weißt, was ich meine. Du erzählst mir sogar andere Sachen“, sagte Sou im Flüsterton und deutete damit intime Details aus Ijis Beziehungen an, „aber die Kleine hast du mit keinem Wort erwähnt.“ „Weil es da nichts zu erzählen gibt.“ Sou schnalzte mit der Zunge. „Ach komm. Sie wusste nicht mal deinen richtigen Namen.“ Iji schwieg und trank noch einen Schluck von seinem Bier, um seine Gedanken zu ordnen. Für Sou als Außenstehenden konnte es wirklich so aussehen, als würde er mit Hitomi spielen. Aber die Sache war viel komplizierter und Iji war sich nicht sicher, ob er seinen Freund einweihen sollte. Er wollte niemanden in dieses Chaos mit hineinziehen. „Wie nennt sie dich denn?“, fragte Sou und riss Iji abrupt aus seinen Überlegungen. „Was?“ „Na, was denkt sie, wie du heißt?“ Iji seufzte resigniert. „Könnten wir das Gespräch nicht verschieben? Ich möchte heute einfach nur Spaß haben.“ „Spaß mit ihr?“, neckte Sou und kassierte von Iji einen vernichtenden Blick. Sou lachte nur, aber akzeptierte Ijis Wunsch. „Aber eins möchte ich noch sagen“, fing sein Freund an und Iji wartete gespannt, was wohl jetzt noch kommen würde. „Verarsch sie nicht. Sie sieht anständig aus.“ Sou war zwar ein Weiberheld, aber er nutzte keine Frauen aus. Er sagte ihnen von vornherein, auf was sie sich einließen. Das war seine Methode, Dramen zu vermeiden. Ja, er versuchte es wirklich. Aber das Herz hielt sich an keine Regeln und manche Mädchen verliebten sich so sehr in ihn, dass sie sogar mit Selbstmord drohten, wenn er sie verließ. Zum Glück hatte Iji mit solch einem Wahnsinn nicht zu kämpfen. Sein Blick wanderte durchs Wohnzimmer und entdeckte am anderen Ende des Raumes Hitomi stehen, die ihn mit einem forschenden Blick musterte. Sie schien gar nicht zu realisieren, dass er jetzt auch in ihre Richtung sah. Als ihre Blicke sich trafen, wandte sie ihren abrupt ab. Was ihr wohl durch den Kopf ging? Sie hatte ihn so intensiv gemustert...  Hatte sie vielleicht den Verdacht, dass... Nein, das konnte nicht sein. Ok, sie hatte zwar skeptisch reagiert, als sie von seinem Zweitnamen erfuhr, aber trotzdem konnte sie nicht wissen, dass er nicht der war, für den er sich ausgab. Sie wusste schließlich nicht, dass Ryoske einen Zwilling hatte. Allerdings wusste sie mittlerweile, dass er einen Bruder hatte. Oh man... Iji versuchte sich darüber nicht den Kopf zu zerbrechen, sondern konzentrierte sich auf das Gespräch zwischen seinen Freunden. Doch er schien bereits die Hälfte davon verpasst zu haben, denn nun starrten ihn mehrere Augenpaare erwartungsvoll an. „Was ist?“, fragte Iji stirnrunzelnd und warf einen Blick in die Runde. Sou lachte von der Seite und klopfte Iji auf die Schulter. „Wo bist du denn heute mit deinen Gedanken?“, fragte er und grinste wohlwissend. „Ich habe gefragt, ob dass deine Freundin ist“, wiederholte einer aus seiner Parallelkasse und nickte in Hitomis Richtung. Iji hatte mit ihm nicht viel zu tun, weswegen ihm sein Name nicht auf Anhieb einfiel. „Ja. Also lasst die Finger von ihr.“ Diese Fragerein und Anspielungen nervte ihn mittlerweile gewaltig. Hätte er lieber sagen sollen, sie wäre nur eine Freundin? Dann hätten sich doch sofort einige dieser Geier auf sie gestürzt. Nein, das war schon richtig, was er grade gesagt hatte. Er musste Ryoske zu Liebe alle Konkurrenz eliminieren. „Bin gleich zurück“, meinte Iji daraufhin und verließ das kleine Grüppchen, das sich um den Couchtisch versammelt hatte. Er brauchte jetzt ein wenig frische Luft und so trugen ihn seine Beine bis ans Ende des Zimmers, direkt zu dem Balkon. Hier draußen war es ruhig und Iji genoss die Stille, solange er konnte. Hoffentlich amüsierte sich Hitomi mehr als er. Ijis Blick wanderte zu dem weißen Tisch in der Ecke, auf dem ein Aschenbecher und eine Schachtel Zigaretten mit einem Feuerzeug lagen. Früher hatte er eine Zeit lang geraucht, aber nach ein paar Monaten wieder aufgehört, zum Teil auch deswegen, weil seine Mutter ihn erwischt hatte. Danach gab es erst mal eine kleine Tracht Prügel. Aber das hatte er verdient. Das war Teufelszeug. Dennoch. Wenn er gestresst war, verlangte sein Körper immer noch nach Nikotin. Während er hin und her überlegte, ob er mit seiner Abstinenz brechen sollte, wurde die Balkontür geöffnet und sein Blick löste sich von den Zigaretten. „Hi“, sagte Hitomi lächelnd, „darf ich dir Gesellschaft leisten?“ Iji zuckte leicht mit den Schultern. „Klar.“ Sie schloss hinter sich die Tür und trat an seine Seite. Es war bereits dunkel und die Stadt wurde von den vielen Lichtern erleuchtet. Sou wohnte sehr zentral, wodurch es unmöglich war, Sterne zu sehen. Aber das war auch gar nicht nötigt, denn das Meer von Häusern funkelte wie der Himmel voller Sterne. Hitomi umfasste das Geländer und ließ sich etwas zurückfallen. „Wie schön!“ Iji folgte ihrem Blick und nahm erst jetzt diesen wunderschönen nächtlichen Ausblick bewusst wahr. Wäre nicht sie, hätte er nicht sonderlich darauf geachtet. „Ja, wirklich schön“, murmelte Iji zustimmend. In den wenigen Tagen, in denen er sich mit ihr getroffen hatte, ließ sie ihn öfters alltägliche Dinge in einem ganz anderen Licht sehen, sie bewusst wahrnehmen. Kleine Augenblicke, die sonst immer an ihm vorüberzogen. Momente, die für ihn sonst selbstverständlich waren. „Danke, dass du mit mir gekommen bist“, hörte er sie unvermittelt sagen und löste seinen Blick von der Umgebung, um sie von der Seite anzusehen. „Ich glaube, du hattest gar keine Lust mitzukommen, stimmt's? Danke, dass du es trotzdem gemacht hast.“ Ihr Scharfsinn beeindruckte ihn. Die Ausrede, dass er bereits eine Verabredung hatte, hatte sie also durchschaut. „Du musst dich dafür nicht bedanken“, erwiderte Iji, „Sou hatte doch gesagt, dass du auch alleine hättest kommen können.“ „Ich weiß. Aber ohne dich wäre es nicht dasselbe.“ Sie schenkte ihm eins ihrer hinreißenden Lächeln, sodass Iji der Atem stockte. Überrascht von seiner eigenen Reaktion wandte er sein Gesicht wieder ab. Was war das nur, was ihn so fühlen ließ? Beruhige dich, du Idiot!, ermahnte er sich. Sie hatte doch gar nicht dich gemeint... sondern Ryoske. „Wirst du etwa rot?“ Iji riss sich zusammen und sah erneut zu ihr. Diesmal grinste sie neckisch.  „Sag bloß, du kannst es bei diesem Licht erkennen?“, konterte er und beugte sich zu ihr. Ohne ihre hohen Schuhe war sie wieder um eine Kopfgröße geschrumpft. „Zwerg“, fügte er hinzu und ein breites Grinsen legte sich auf seine Lippen. Seine Nähe bereitete ihr Herzklopfen, doch Hitomi überspielte es mit einem Lächeln und ihrem Humor. „Der Zwerg sieht eindeutig deine geröteten Wangen“, sagte sie und, um ihre Aussage zu unterstreichen, hob sie ihre Hand und piekste ihm mit dem Zeigefinger in die Wange. Iji ließ sie gewähren und hielt ihren Blick gefangen. Sanft umfasste er ihr Handgelenk. „Eine Sinnestäuschung“, murmelte er. Unbewusst strich er mit seinem Daumen über ihr Handgelenk und konnte ihren rasenden Puls fühlen. Oder war das sein eigener? Schweigend sahen sie sich an, ohne sich zu rühren. Er wusste nicht genau, wie lange sie in dieser Position verharrt haben, als plötzlich die Balkontür aufgerissen wurde. Iji und Hitomi nahmen sofort Abstand zueinander ein, als hätte man sie bei etwas Unanständigem erwischt.  „Na, ihr Turteltäubchen!“, sagte Sou grinsend, „kommt rein. Wir wollen noch einen zusammen heben und dann langsam los!“ Iji folgte Hitomi hinaus, sein Blick war auf ihren Hinterkopf gerichtet. Er konnte nicht mehr klar denken. Hatte sie das eben auch gespürt? Diese Anziehung? Es war wie... Er konnte es gar nicht beschreiben. - Unsinn. Da war rein gar nichts, redete er sich ein. Iji fuhr sich grübelnd durchs Haar. Irgendwie brachte sie ihn vollkommen durcheinander. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)