Hundstage von Hotepneith (Kein Hund wie jeder andere) ================================================================================ Kapitel 38: Familiäre Neuigkeiten --------------------------------- Als der Inu no Taishou am folgenden Morgen mit Sesshoumaru ins Büro fuhr, dachte er noch einmal an gestern. Izayoi hatte ihm wahrlich aus der Schlinge geholfen, das konnte er ihr kaum zurückzahlen. Allerdings war er überrascht gewesen, wie seltsam gefühlvoll Nanami ihm versichert hatte, dass er gut auf seine Ehefrau aufpasse. Auch Kiyoshi war verwundert gewesen – und er selbst hatte ein an diesen gerichtetes Augenzwinkern der Pantherin wahrgenommen. Eigenartig. Nun ja, Hauptsache es gab keinen Ärger mit seinen Gefolgsleuten und keine Aufstände. Er wollte gar nicht an die Menschen denken, wenn Kriege und Kämpfe unter den Youkai losbrachen – und an deren Reaktion, womöglich mit Atomwaffen. Und Izayoi hatte ihm auch versichert es gehe ihr nicht schlechter durch diesen mehr oder weniger erzwungenen Besuch, ja, sie schien mehr als bewegt, dass er sich bei ihr bedankt hatte. Gerührt, nannte man das wohl bei Menschen, wenn aus Freude jemand fast weinte. Einige Stunden später rief ihn Kiyoshi im Büro an und versicherte ihm, dass Ryuukossusei keinerlei Papiere der Holding besäße, jedenfalls keine, die nachvollziehbar waren. Das veranlasste den Hundefürsten zu der Meinung er sei momentan unangefochten. Der Herr der Füchse und die Pantherdame hatten ihm offenbar geglaubt und das weitergegeben. Es war gegen Mittag, als er einen Anruf seines Vorzimmers erhielt. „Suzuki-san?“ „Naraku Gumo möchte Sie am Telefon sprechen. Da er Ihr Schwager ist, dachte ich ...“ sagte die Chefsekretärin vorsichtig. „Ja, stellen Sie durch.“ Wollte ihm Naraku jetzt doch die alte Kette zu dem wahrlich günstigen Preis verkaufen? Oder, vielmehr, musste es? „Mein Schwager?“ Naraku lächelte etwas. „Teuerster Schwager, im wahrsten Sinne des Wortes, ich rufe aus drei Gründen an. Zum Einen – Ihre zehn Millionen sind unterwegs auf das angegebene Konto der Holding. Zweitens, ich würde daher sagen, wenn Sie das Angebot für die alte Kette zu einem fairen Preis aufstocken würden, könnten wir darüber reden. Und drittens, als letztes und doch mir wichtig: wie geht es meiner Schwester nach diesem schrecklichen Überfall? Offenbar haben Sie ein Telefonverbot verhängt.“ Der Herr der Hunde zögerte für eine Sekunde. Woher hatte der Bankier plötzlich die zehn Millionen? Onigumo hatte vor Wochen noch keine Chance gehabt. Das sollte sein Informationsdienst und auch Kiyoshi überprüfen. Vor allem, ob der sich Geld von Ryuukossusei geliehen hatte. Hm. Vielleicht gab es noch eine andere Möglichkeit günstig an die alte Kette heranzukommen. Naraku war gewieft, das stand außer Zweifel. Vielleicht sogar noch cleverer als sein Vater. „Izayoi geht es den Umständen entsprechend gut. Sie hat allerdings bei dem Überfall Prellungen erlitten, auch im Gesicht, und sollte sich daher schonen. Sie wird aber, da bin ich sicher, heute an ihr Privathandy gehen.“ Prellungen, ja? Das erklärte natürlich auch einiges. Zusätzlich. Immerhin hatte Ryuutsubasa wohl getan, was er konnte, um seinen Auftrag zu erfüllen. „Gut, vielen Dank, so werde ich sie später anrufen. - Oh, darf man schon gratulieren, oder soll es einstweilen noch ein Gerücht bleiben?“ Der Taishou stutzte, ehe ihm einfiel, dass er ja Misako aufgrund des Ratschlags seiner ersten Gemahlin beauftragt hatte Kinderwagenprospekte zu besorgen. Er hatte da allerdings mehr an den Unbekannten gedacht, der die Saimyosho beschworen hatte – was einem Hanyou definitiv nicht möglich sein sollte. „Es ist zu früh. Aber, woher wissen Sie ...“ Naraku beschloss, dass er Takemaru trotz seines unverschämten Benehmens nicht hinhängen sollte. Womöglich brauchte er den noch einmal. Überdies war das auch die Wahrheit und er hatte es von zwei Seiten gehört. „Es machte gestern im Billionaire die Runde. Kaum ein Youkai, der das nicht weitergab.“ Und wie war das aufgekommen? Youkai hin oder her, die beschatteten doch nicht alle Misako? Der Herr der Hunde überlegte eilig. Nun ja, es war ein Gerücht, nicht mehr, und würde ihm kaum Schaden zufügen. Natürlich erklärte das noch einmal Narakus Nachfrage. Offenbar wusste der noch immer nicht, dass Izayoi nicht seine Halbschwester war, und machte sich mehr oder weniger berechtigte Sorgen. „Gerüchte, Schwager. Sie entstehen oft auch aus dem Nichts.“ Oder, Sekunde. Das könnte Nanamis Benehmen erklären. Nur, wie kam die Pantherin auf diese Idee? Izayoi hatte kaum behauptet schwanger zu sein. Sie log nie und sie hätte eine Daiyoukai auch gar nicht anlügen können. Intrigen. Wie sehr er diesen Teil seines Lebens hasste. Ein ehrliches Duell, schön und gut, eine offene Schlacht … Nun ja. Das würde es erklären. Nanami unterlag einem Missverständnis, erzählte es im Vertrauen Kiyoshi, der gab es weiter, sie auch, irgendjemand wusste um Misakos Besuch in einem Kinderladen – perfekt, eigentlich. „Es sollte mich nicht wundern, dass man immer unter Beobachtung steht. Nun, rufen Sie nur Ihre Schwester an. Und ich persönlich erkenne an, dass es Ihnen im Gegensatz zu Ihrem verstorbenen Vater offenbar zu gelingen scheint die Finanzen der Bank und der Ketten zu konsolidieren.“ „Danke.“ Naraku verfiel jedoch nicht in den Fehler das Kompliment für eine Einstellung der Übernahmeversuche zu halten. Der Taishou hätte das gewiss erwähnt, oder auch gesagt, er sei erfreut, dass … Zeit, dem Hund eins auf die arrogante Schnauze zu geben. „Ich hoffe, es gelingt mir weiter. Ich kann Ihnen verraten, dass ich das Ganze umbauen will. Drei Firmen, die eigentlich nicht verbunden sind, unter einem Dach zu haben ist doch deutlich besser.“ „Ach, Sie wollen die Gesellschaftsform ändern?“ Die alte Fellnase ging auf den Köder, gut. „Ja, ich wandele alles in eine Stiftung um. Jetzt, beim Tod meines Vaters habe ich gesehen, wie mühselig das mit der Erbschaftssteuer und anderen Dingen ist. Eine Stiftung ist von der Person unabhängig und muss keine Erbschaftssteuer begleichen.“ „Das ist wahr.“ Also sollte er, wenn er die alte Kette wirklich wollte, diese noch vor der Umwandlung kaufen. Und Naraku würde nur ein gutes Angebot akzeptieren, da war er sicher. Leider hatte der die zehn Millionen bezahlt und war damit nicht mehr erpressbar. Raffiniert war der, das musste der Taishou zugeben. Der gute Schwager hatte ihm das auch nicht ohne Ursache erzählt. Eine Stiftung, ja? Er sollte sich mal informieren lassen, wie das genau juristisch ablief, momentan. „Allerdings haben Stiftungen meines Wissens auch einen gewissen Nachteil – man kann nichts mehr davon verkaufen, um selbst an das Geld zu gelangen.“ „Da ich noch von meinem Vater weiß, dass Sie überaus gut über unsere Finanzlage Bescheid wussten, teurer Schwager – ich benötige deutlich weniger Geld als mein Vater. Und, als alleiniger Verantwortlicher einer Bank, habe ich auch das Spiel um hohe Summen aufgegeben.“ Nun ja, im Billionaire. Er brauchte mehr Geld um gesellschaftlich noch besser dazustehen, um vergessen zu lassen, dass er ein Hanyou war. Immerhin hatte sich der Taishou nicht vor ihm verleugnen lassen – und, dass der sein Schwager war, zählte durchaus, das hatte er in den letzten zwei Monaten bereits festgestellt. „Das ist vernünftig.“ Womöglich sollte er doch die alte Kette alte Kette sein lassen? Rache an Onigumo fiel flach, der war tot, und Naraku offenbar nicht an der Erpressung und erzwungenen Heirat beteiligt gewesen, ja, sorgte sich um Izayoi. Aber es wäre wirtschaftlich eine gute Übernahme und Finanzagenturen fehlten im breiten Angebot seiner Holding. „Man sollte Privatleben und Beruf nie verwechseln.“ „Da sind wir ganz einer Meinung, werter Taishou.“ Naraku lächelte erneut, um es in seiner Stimme anklingen zu lassen. „Aber, wie gesagt, wenn Sie mir ein neues, natürlich deutlich höheres, Angebot für die alte Kette schicken, werde ich es meinen Wirtschaftsprüfern vorlegen und darüber nachdenken.“ Und es ablehnen. Allerdings würde allein die Tatsache, dass die Taishou-Holding ein Angebot in dieser Höhe gemacht hatte, schon genügen, dass sich andere Firmen dafür interessierten. Mit ein bisschen Glück ließ sich das Ganze in eine Art Auktion umwandeln. Mehr Geld, weniger Arbeit, und die Schulden der Bank gedeckt. Das war sein Ziel. Bankier klang einfach viel besser als: Inhaber einer Finanzagentur. Naraku hatte sein Ziel in die obersten Ränge der Gesellschaft aufzusteigen nicht aufgegeben. Und das ging am einfachsten über eine Heirat mit einer der adeligen Töchter. Vater war auf diese Art schon weit gekommen, er würde ihn übertrumpfen. So, wie der Taishou Izayoi behandelte würde er das auch machen. Im Haus halten, beschäftigen und sicher stellen, dass sie nichts anstellen konnte. „Ich werde mit meinen Beratern reden. - Schwager ...“ Der Herr der Hunde legte auf, um zwei weitere Telefonate zu führen.   Naraku tat, wenngleich etwas zähneknirschend, das Gleiche. Nun gut. Er hatte den Taishou geärgert, er hatte dessen Erpressung ausgehebelt und er hatte zwei Pläne. Sollte Ryuukossusei doch machen, was der wollte. Gelang diesem seine Rache, konnte er selbst sich um Izayoi und ihr Kind kümmern. Sesshoumaru wäre vermutlich nur zu begeistert die Stiefmutter loszuwerden. Gut. Eins nach dem anderen. Was dieser dämliche Takemaru machte, musste er abwarten, ebenso was der Drache tat. Wichtiger war, dass er erst einmal diese Würgeschlinge mit den zehn Millionen vom Hals hatte.   Um diese winterliche Tageszeit war es bereits dunkel, als Kiyoshi und Kouga sich bei dem Konzernherrn melden ließen. Auch Myouga war dabei – Zeichen, dass es sicher wichtig wurde. Als die Youkai sich niedergelassen hatten, sah der Herr der Hunde daher zu seinem Finanzchef. „Nun?“ „Das Geld scheint aus einer Versicherung zu stammen. Einer Versicherung, die für den Tod Onigumos abgeschlossen worden war, vor Jahren schon, über fünf Millionen, bei Unfall das Doppelte,“ erklärte der Kitsune. „Begünstigter daraus ist Naraku.“ Der Taishou richtete sich etwas auf. „Dann wäre es möglich, dass es Selbstmord war, als Unfall getarnt?“ Um seinem Sohn eine sanierte Firma zu überlassen, da er ihn selbst so unter Druck gesetzt hatte? Die Polizei hatte zwar gesucht, aber ... „Ich habe, oyakata-sama, eine Bekannte im Finanzamt, die … Nun ja.“ Kouga beschloss, dass er den Namen Ayame nicht erwähnen sollte, geschweige denn das Date, das sie ihm für diese Auskunft abgetrotzt hatte. „Sie sagte mir jedenfalls, als ich sie anrief, dass Naraku diese Versicherung vor vielen Jahren abschloss und auch bezahlte. Die zehn Millionen müssen nämlich auch versteuert werden, wie Sie sicher wissen,“ ergänzte er eilig. „Naraku.“ Der Herr der Hunde legte seine Klauen flach auf die Oberschenkel. Der liebe Schwager schloss eine Versicherung auf den Tod seines Vaters ab – und als es eng wurde, starb dieser ihm sehr passend? Hatte er selbst sich nicht schon gedacht, dass der Hanyou clever war? Da war auch die Sache mit den Drachen und der ominöse Anruf bei Izayoi. „Kein Geld von Ryuukossusei, also.“ „Nein, oyakata-sama,“ erwiderten Kiyoshi und Kouga förmlich im Chor. Myouga sprang etwas vor um gesehen zu werden. „Allerdings habe ich einen Bericht vom Informationsdienst erhalten, dass sich Naraku und Ryuukossusei im Billionaire zu einem Zweiergespräch trafen. Erst vorgestern. Es wäre natürlich möglich, dass sie erneut spielten ...“ „Nein.“ Der Taishou zog die Augen zusammen. „Naraku erzählte mir erst heute, dass er nicht mehr um hohe Summen spiele, seit er Bankier sei. Und so eine dumme, so leicht nachprüfbare, Lüge würde er nicht erzählen.“ Hatte der Drache seinen so genannten Schwager doch irgendwie zu dem Anruf bei Izayoi erpresst? Und Onigumo Selbstmord begangen? Dieser Hanyou hatte sich in vielen Fäden verfangen, wenn er unschuldig war. Aber … tja. Wenn der schuldig war am Tod seines Vaters, an dem Überfall auf Izayoi, war der noch durchtriebener als er gedacht hatte. So oder so benötigte er jetzt eine Strategie. „Myouga, ich möchte so rasch wie möglich eine Besprechung mit unseren Anwälten, die sich in Stiftungsrecht und Firmenrecht, sowie Erbrecht gut auskennen. Kouga, sorge dafür, dass stets jemand überaus Unauffälliger vom Informationsdienst an Naraku dranbleibt. Aber sie sollen vorsichtig sein, er ist ein Hanyou und schlau. - Kiyoshi, Naraku sagte mir heute, dass er seine Firmen zu einer Stiftung umbauen will. Lassen Sie überprüfen, was auf dem Markt ist. Ich möchte die alte Kette, aber zu einem Preis, den er nicht akzeptieren wird. Wie sieht es mit Teilen der neuen Kette aus? Wenn etwas erfolgversprechend erscheint, teilen Sie es mir mit. Danke, das war es.“   Als der Taishou später noch im Anzug in den Pavillon trat, war er durchaus erfreut seine Ehefrau noch am Schreibtisch zu finden, wenngleich nur im Yukata. „Guten Abend,“ sagte er vorsichtig, sicher, dass sie ihn nicht gehört hatte. Sie fuhr herum. „Taishou! Ich hatte Sie noch gar nicht erwartet.“ „Es ist neun Uhr. - Sie sollten aufhören zu arbeiten.“ „Ach, es ist so viel liegen geblieben.“ Aber Izayoi fuhr gehorsam den Computer herunter. „Und so geht es wirklich. Ich kann sitzen, das schmerzt weniger als das Knien.“ „Wie geht es Ihnen sonst?“ Er musterte sorgfältig ihr langsames Aufstehen. „Danke, es heilt wirklich schon recht schön. Hotaru ist überzeugt, dass nur wenige Narben da bleiben werden.“ „Hat Ihr Bruder Sie heute erreicht?“ Er bemerkte den Schatten in ihren Augen. Dachte sie wieder er wolle sie kontrollieren? „Wir telefonierten heute geschäftlich und er erwähnte, dass er gern mit Ihnen sprechen würde. Ich empfahl ihm Ihr Privathandy.“ „Oh, ja.“ Natürlich, wie dumm von ihr. Er hatte gewiss andere Dinge zu tun als ihr Telefon zu überwachen. „Ja, er fragte, wie es mir ginge und so. Sie haben ihm dann wohl von den Prellungen erzählt?“ Da er nickte. „Ja, danach fragte er. Aber er klang irgendwie so seltsam. Ich hatte das Gefühl, als ob er neugierig sei aber nicht fragen wollte. Ich hielt mich natürlich an Ihre Sprachregelung,“ beteuerte sie eilig. „Da war ich mir sicher, Izayoi.“ Der Taishou erlaubte sich ein jungenhaftes Schmunzeln. „Ich vermute, dass er vermutet, dass Sie schwanger sind.“ Izayoi legte die Hände an die Wangen. „Ach du je. Dann hat Ihre Ablenkung mit Misako und den Kinderwagen wohl die Runde gemacht?“ „Nicht nur diese, meine Liebe. Wo wollen Sie sich hinsetzen?“ „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, gehen wir in mein Schlafzimmer. Da kann ich mich auf dem Bett ausstrecken und Sie sich darauf setzen.“ „Ja, wie Sie möchten.“ Sie war verletzt, weil er nicht auf sie aufgepasst hatte. Und noch immer nagte diese Schuld an ihm, selbst, wenn sie ihm mit keinem Wort, nicht einmal einem Blick, einen Vorwurf gemacht hatte. Erst als er neben ihr auf dem Bett Platz genommen hatte, fuhr er fort: „Irgendwie haben Sie wohl der lieben Nanami ebenfalls den Verdacht vermittelt, dass Sie ein Kind erwarten. Es macht die Runde.“ Izayoi wurde glühend rot und legte erneut die Hände an die Wangen. Das wurde ja immer schlimmer. „Nein, das habe ich sicher nie behauptet!“ „Ich weiß. Ich sagte ja auch … irgendwie. Darf ich Sie um etwas bitten?“ „Ja, natürlich.“ Sie ließ die Hände sinken. „Zeigen Sie sich mir. Ich möchte sehen, wie es Ihnen geht.“ Sie zögerte für einen Moment, dann öffnete sie den Gürtel und schlug den Stoff beiseite. „Es heilt.“ Ein langer, forschender Blick aus goldfarbenen Augen glitt über den menschlichen Körper. „Ja, und ich bin sehr froh darum. Lassen auch die Schmerzen nach? - Oh, bedecken Sie sich nur wieder.“ Sie gehorchte erleichtert, hatte sie doch für einen Moment anderes befürchtet. Närrin, die sie war. Er nahm immer Rücksicht auf sie. „Ja, die Schmerzen lassen nach. Ich hoffe, ich kann nächste Woche wieder einen Kimono tragen.“ „Das müssen Sie nicht. Ich glaube es geht auch so, wenn Sie arbeiten.“ „Ich wollte wenigstens im Park spazieren gehen,“ wandte sie ein. „Schon, damit Ihre Sprachregelung passt.“ Er nahm ihre Hand und küsste sie. „Ich fürchte, Sie sind eine viel bessere Ehefrau als ich es verdiene.“ „Das glaube ich nicht,“ flüsterte sie. „Izayoi.“ Er blickte sie ernst an. „Sie haben mit Sicherheit meine beste Seite gesehen – aber ebenso bestimmt nicht meine schlimmste.“ Er dachte an einen Tag vor langen Jahrhunderten, als er sich nach einer siegreichen Schlacht mit So´unga in der Hand wiederfand und sich bewusst wurde, dass er es nicht nur genossen hatte sich durch die gegnerischen Truppen zu metzeln, sondern auch die Seelen seiner Opfer seinem Schwert darzubringen. Da war ihm klar geworden, wie nahe er am Abgrund war – und wie sehr der höllische Geist der Klinge schon den seinen beherrschte. Es hatte Mühe gekostet, den wieder zu zähmen. Ein guter Grund, warum Sesshoumaru Selbstkontrolle benötigen würde – und einen klaren Kopf, sollte er das Schwert einst erhalten. Wobei der Herr der Hunde inständig hoffte, es bis dahin wieder in die Hölle zurück schicken zu können, wohin es gehörte. Sie lächelte ein wenig verlegen. „Das weiß ich. Sie sagten ja, Sie wären ein Kriegsherr. Und ich habe genug in der Schule gelernt, wie schon menschliche Kriegsherren miteinander und deren Familien umsprangen. Ich denke, Youkai waren da sicher ähnlich.“ „Ja, so ungefähr.“ Nein, von So´unga sollte er ihr nichts erzählen. Sie versuchte ihn zu verstehen, sie liebte ihn, und allein dafür musste er mehr als dankbar sein. Er sollte sie vor zu viel Belastung in Zukunft wirklich schützen. „Dann erholen Sie sich. Soll ich nach Misako klingeln?“ „Nein, danke. Sie sollte sich auch erholen. Sie und Akiko haben ja solange bei mir gewacht – und Misako hat noch immer geprellte Rippen, auch, wenn es heilt.“ „Wie Sie wünschen.“   In seinem privaten Büro, als er umgezogen saß, registrierte er mit einem kleinen Seufzen den Anrufer. „Kiyoshi?“ „Ich habe mich, wie Sie wollten, oberflächlich nach den Stiftungen erkundigt. Erstens: es sind nach wie vor Schulden der neuen Kette auf dem Markt, auch der alten. Es ist Naraku noch nicht gelungen die zu sammeln und zurückzukaufen, wobei natürlich die Schulden, die er bei der Holding hatte, zurückgezahlt wurden. Mehr ging im Moment noch nicht. Nun ja, die Versicherungssumme war begrenzt.“ „Immerhin hat er jetzt zehn Millionen weniger Schulden. Weiter.“ „Sobald die Ketten und die Bank in die Stiftung eingegliedert sind, wird es unmöglich eine feindliche Übernahme zu starten. Falls Sie die alte Kette wollen, müsste es praktisch sofort geschehen. Aber Sie selbst erwähnten ja, dass Ihr Schwager nicht verkaufen wolle, zu Ihrem Preis.“ „Wie lange dauert so ein Stiftungsaufbau?“ „Sicher einige Wochen und die Finanzen müssen geklärt sein. Ich vermute, dass er einiges verkaufen will, aber zu einem deutlich höheren Preis. Das wäre nur vernünftig.“ „Und das ist er, dazu raffiniert. Also wird er versuchen die neue Kette so zu verkaufen, dass er die alte stabilisieren kann und die und die Bank unter das Dach der Stiftung zu bekommen. - Kiyoshi, setzen Sie doch noch einmal Ihre Leute an die beiden Ketten. Welche und auch welcher Teil davon würde in die Holding passen. Da gibt es noch keine Finanzagentur, wenn ich mich recht entsinne.“ „Ja.“ Dem Kitsune war klar, dass seine Leute das Meiste davon nur aktualisieren mussten. „Der Informationsdienst ist auch an Naraku dran. Ein kleiner Bekannter von Myouga, eine Fliege. Sie hoffen, dass er unauffällig ist.“ „Das will ich auch hoffen.“ „Weitere Anweisungen, oyakata-sama?“ „Nein. Gute Nacht Kiyoshi.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)