Wolf im Schnee von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 18: Showdown -------------------- Vorwort: Auf dieses Kapitel bin ich besonders stolz! :-) Ich hoffe, Ihr habt Spaß! Liebe Grüße, Eure Ginger _____________________ Kate war eine hervorragende Schützin. Sie hatte freies Schussfeld. Eine gezielte Kugel in den Kopf, mehr bräuchte es in diesem Moment nicht und alles wäre vorbei. Aber Nein! Nicht nach all diesen Jahren! Vielleicht war sie ja eine Romantikerin, aber Derek war stets eine würdige Beute gewesen und er hatte daher auch ein episches Ende verdient. Und Kate selbst wollte noch einmal diesen Kitzel spüren. Derek war schwindelig und seine Sinneswahrnehmungen waren durch den Qualm praktisch ausgeschaltet. Ob Stiles in seinem Arm überhaupt noch am Leben war, konnte er nicht mit Sicherheit sagen, doch nun musste er ihn erst einmal vom Feuer wegbringen, denn Feuer war böse! Sein angsterfülltes Herz pochte heftig gegen seine Rippen, als er durch den Schnee stolperte und dabei auf Stiles schlaffen, leblosen Leib hinabblickte. Er war Sein und er hatte ihn doch gerade erst gefunden! Es durfte doch jetzt einfach noch nicht sein! Es durfte doch nicht einfach so zu Ende gehen, bevor es überhaupt begonnen hatte! Da fiel plötzlich ein Schuss. Ein Streifschuss an der Schulter. Nein, Kate hatte natürlich nicht ihr Ziel verfehlt, sondern genau das hatte sie gewollt! Die Bestie jaulte kurz auf, doch sie ließ ihren Menschen nicht los. Alle Achtung! So etwas nannte man wohl Ergebenheit? Kate legte erneut an. Ihr nächstes Ziel war der Oberarm. Derek fand eine kleine Senke, ging dort in die Knie und legte den eigenen Körper schützend über den von Stiles. Dann würden sie eben gemeinsam hier sterben. Was scherte es ihn? Er war schon zu lange allein gewesen. Nein, er würde seinen Freund nicht verlassen! Doch plötzlich vernahm der Werwolf ein Geräusch, welches ihn ein klein wenig Hoffnung schöpfen ließ. `Verdammt!´ dachte Kate. `Waren das etwa Motoren?´ Irgendjemand kam und sie ahnte, dass es wohl irgendwelche Spielverderber sein mussten, die ihr dazwischenfunken wollten. Dabei war sie hier doch noch gar nicht fertig. Sie war eine Künstlerin und hatte ein Werk zu vollenden. Nun hieß es, die Nerven behalten! Derek ignorierte den eigenen Schmerz für einen Moment. Sein Gesicht war unmittelbar vor dem des leblosen Stiles. Mit einem Finger fuhr er zärtlich die Form der schönen Lippen nach. Kugeln flogen Derek um die Ohren, doch sie trafen sie beide in ihrem provisorischen Versteck nicht. Der Werwolf wusste, dass die Schüsse lediglich dazu gedacht waren, ihn aufzuscheuchen. Ihm war auch klar, dass Kate jeden Augenblick ihren Standort wechseln würde, um wieder freies Schussfeld zu haben, wenn diese Strategie nicht aufgehen sollte. Die Motorengeräusche kamen immer näher und Derek überlegte, ob er für Stiles wohl genug Zeit gewinnen könnte, damit seine Freunde ihn finden und retten könnten, wenn er jetzt Kate gab, was sie wollte und zum Angriff überginge? Er blickte noch einmal auf seinen Gefährten hinab, zögerte kurz, ehe er sich einen Ruck gab und den Bewusstlosen sacht küsste, auch wenn er ihn in diesem Moment nicht um Erlaubnis fragen konnte. Er sagte sich, dass es dennoch in Ordnung sei, denn dazu würde er schließlich nie wieder die Chance erhalten und es war ja auch bloß ein Lebewohl. Dann erhob er sich, sprintete los und sofort brach das erwartete Inferno los. Die Schüsse trafen ihn überall, nur nicht in Herz oder Hirn. Das war typisch Kate! Bevor er starb, sollte er noch einmal maximales Leid erfahren. Als eine Kugel sein Kniegelenk zertrümmerte, ging er stöhnend zu Boden. Doch er bewegte sich dennoch weiterhin kriechend auf die Schützin zu. Dies hier war für Stiles! Das war sein Antrieb! Emma und Danny kamen gerade rechtzeitig an dem brennenden Gebäude an, um zu sehen, wie Derek das gesamte Feuer auf sich selbst zog und dadurch den reglos im Schnee liegenden Stiles beschützte: „Dieser dumme Junge!“ schimpfte Emma und schnappte sich ihr Gewehr. „Sieh´ nach, was mit Stiles ist, Danny! Ich will versuchen, mich ungesehen zu nähern, um den Schützen auszuschalten.“ In ihrem Eifer und durch den Lärm der Schüsse hatte Kate die Person nicht kommen hören, die sich ihr von hinten genähert hatten. Sie wurde es erst gewahr, als sie den eiskalten Lauf einer Pistole in ihrem Nacken spürte: „Nun ist Schluss! Leg´ das Gewehr hin!“ befahl ihr eine vertraute Stimme. Kate lachte: „Du wirst nicht auf mich schießen, Bruderherz! Ich kenne dich und ich bin hier nicht der Feind! Sie sind es; Monster, wie der da drüben! Und nun verschwinde! Ich habe zu tun!“ „Du bist das einzige Monster hier, Kate! Was unser Vater und du seiner Familie angetan habt, ist unaussprechlich! Wir haben einen Kodex! Die Hale-Familie hat niemandem ein Leid zugefügt und ihr hattet kein Recht!“ In dem brummenden Bass von Chris Argent lagen Verachtung und Zorn. Derek lag am Boden und spürte, wie sein Lebenssaft aus den zahlreichen Lecks sickerte, welche in seinen Körper geschlagen worden waren. Der Schnee unter ihm färbte sich rot. Jedoch hatten die Schüsse aus irgendeinem Grund aufgehört und er hörte Stimmen. Wenn er nicht bereits zu geschwächt gewesen wäre, hätte er sich vielleicht genug konzentrieren können, um zu verstehen, was gesagt wurde. Emma war überrascht zu sehen, dass der Jäger sich tatsächlich gegen seine Schwester zu stellen schien, bloß um einen Werwolf zu retten? Damit hatte sie angesichts ihrer Erfahrungen mit diesem Pack mit Sicherheit nicht gerechnet. Sie dachte kurz darüber nach, zu Derek hinüber zu huschen, um ihn zu versorgen, doch es erschien ihr im Moment leider noch nicht sicher genug und so hoffte sie einfach, dass der zähe Bursche noch einen Augenblick länger durchhalten möge. Anstatt dessen rannte sie zunächst hinüber zu ihrem anderen Patienten und fragte Danny flüsternd: „Wie sieht´s aus?“ Ihr junger Freund schüttelte bedauernd den Kopf: „Ich fürchte, er atmet nicht! Rauchvergiftung! Hilf´ mir dabei, ihn wiederzubeleben, ja?“ Gemeinsam schleppten sie Stiles hinüber zu dem Schlitten, auf welchem sie gekommen waren,y weil sie einen harten Untergrund brauchen würden und der Schnee dafür ungeeignet war: „Du machst die Herzdruckmassage! Du hast mehr Kraft und Ausdauer, Danny!“ forderte Emma und kniete sich selbst an Stiles Kopfende, um ihn zu beatmen. Derek hatte den Geruch von Emma bemerkt und war aufmerksam geworden. Er hatte die Ohren gespitzt und mitbekommen, dass sie nun Stiles versorgten. Der Werwolf spürte, dass er selbst schwächer wurde. Er hatte keine Ahnung, ob dies nun tatsächlich das Ende für ihn wäre, doch so oder so, gab es nur Einen, bei dem er in seinen letzten Augenblicken sein wollte. Zentimeter für Zentimeter schleppte er sich nun also ganz langsam mit seinen verbliebenen Kräften hinüber zu seinem Gefährten. „Siehst du das, verdammt? Er versucht abzuhauen!“ fluchte Kate und legte erneut das Gewehr an. Chris Argent entsicherte seine Zweiundzwanziger und sagte schneidend: „Das ist meine letzte Warnung, Kate. Tu.Es.Nicht!“ Seine Schwester lachte lediglich und und nahm den davonkriechenden Werwolf ins Visier. Sie wollte abdrücken, doch dazu kam sie nicht. Da war ein zischendes Geräusch gewesen und etwas traf sie am Handgelenk. Der Schmerz kam zeitverzögert, aber dafür mit gewaltiger Wucht. Ein Pfeil hatte ihr Handgelenk durchbohrt und dort steckte er nun: „Du hast zum letzten Mal aus reiner Lust getötet, Kate!“ Allison Argent, gehüllt in ein bodenlanges schwarzes Cape, trat mit ruhigen Schritten und gespanntem Bogen aus der Dunkelheit auf ihre Tante zu. Ihre Miene war von Hass und Ekel wie versteinert: „Nie wieder, hörst du? Eher töte ich DICH.“ „Ich habe dir lediglich einen Gefallen getan, als ich Aiden damals erledigt habe, Süße! Er war doch auch bloß so ein Tier, wie all´ die anderen. Du hast das nur nicht sehen können, weil du gedacht hast, du würdest ihn lieben. Du warst vollkommen verblendet!“ antwortete Kate mit zusammengebissenen Zähnen, brach fluchend die Pfeilspitze ab und zog ihn dann mit ihrer unverletzten Hand mit einem Ruck aus ihrem Fleisch: „Und nun lasst ihr Zwei Dad und mich die ganze Arbeit allein machen! Wir sind Jäger, verdammt! Das ist unser geheiligtes Erbe! Wir beschützen die Menschheit, indem wir die jagen, die Jagd auf uns machen!“ Kate redete einfach immer weiter, um die beiden abzulenken, während sie mit ihrer Linken heimlich nach ihrem kleinen Colt in der Manteltasche fischte. Es schien zu klappen, denn ihr Bruder begann nun einen dieser endlosen Monologe, die er so sehr liebte, über das Gute in der Welt, die gerechte Sache, darüber, das Richtige zu tun, seinem Gewissen zu folgen und dieses ganze einschläfernde Bla-bla. Kate gab vor, ihm aufmerksam zuzuhören, während sie darüber nachdachte, ob sie wohl noch die Zeit haben würde, diesem selbstgerechten Langweiler ebenfalls eine Kugel zwischen die Augen zu verpassen, nachdem sie den Werwolf erledigt hätte? Sie hatte die Waffe gefunden. Jetzt musste alles ganz schnell gehen. Kate richtete sich abrupt auf und zielte auf den verblutenden Werwolf. Der Tod kam unerwartet. Aus irgendeinem Grund hatte Kate angenommen, sie würde dies hier überleben, so wie sonst auch immer. Immerhin war sie die Einzige hier, die die Dinge klar sah! Eine der letzten Kriegerinnen der Menschheit! Sie hatte sich wohl stets eingebildet, eine höhere Macht würde sie beschützen. Sie wollte noch etwas sagen; etwas sehr Wichtiges, doch als sie den Mund öffnete, kam da nur ein Gurgeln, begleitet von einem Schwall Blut, ehe sie mit dem Gesicht voran im Schnee landete. Der Pfeil hatte sie im Genick, direkt unter dem Schädel getroffen, ihr Rückenmark durchtrennt, war an ihrer Kehle teilweise wieder ausgetreten und hatte die Existenz von Kate Argent ein für alle Mal beendet! Chris nahm seiner bleichen, zitternden Tochter ihren Bogen ab, welchen sie immer noch in versteinerten Fingern hielt und zog sie in seine Arme: „Sie hat dir keine Wahl gelassen, Liebling!“ versicherte er sanft. „Es tut mir nicht leid, Dad!“ behauptete Allison trotzig, während Tränen auf ihren Wangen gefroren: „Nein, es tut mir nicht leid!“ „Doch es bringt dir Aiden nicht zurück!“ stellte Chris traurig fest. „Nein, nichts könnte das, Dad!“ erwiderte sie: „Ich habe ihn begraben und betrauert und nun habe ich mein neues Leben mit Scott und unserem Kleinen! Es ist in Ordnung! Aber ich konnte nicht zulassen, dass Kate noch mehr Unheil anrichtet. Das verstehst du doch, oder Daddy?“ „Ja, Allison! Das verstehe ich!“ versicherte Chris: „Aber du weißt, dass wir hier noch nicht fertig sind, oder? Bist du bereit dafür, Kleines?“ Allison nickte. Chris hob den Leichnam seiner Schwester auf, trug ihn hinüber zu dem brennenden Gebäude und warf ihn in die Flammen. Er musste Spuren verwischen und es erschien ihm beinahe wie eine höhere Form der Gerechtigkeit, dass ihr Körper von demselben Feuer verschlugen werden würde, welches sie selbst gelegt hatte. Als nächstes rettete er den Schlitten des Wissenschaftlers in der nähe des Hauses, bevor die Flammen auch noch diesen erfassen konnten, was den Tank zum explodieren bringen würde. Man würde ihn sicher brauchen, um die Verletzten von hier fortzubringen. Das Metall war bereits glühend heiß, doch Chris Fäustlinge verhinderten schwerere Verbrennungen und in der kalten Winterluft würde das Fahrzeug im Nu wieder abkühlen. Derek schlug mit seiner Klaue schwach und vage in Richtung des düsteren Engels in dem schwarzen, bodenlangen Gewand. Er konnte ihn nicht richtig erkennen, denn durch den Blutverlust war seine Sicht getrübt, doch er vermutete, dass dies wohl der Tod sein musste: „Noch nicht!“ flehte er krächzend: „Nimm´ mich noch nicht mit auf die andere Seite. Ich muss erst sehen, ob es ihm gut geht! Stiles! Bitte lass ihn mich noch einmal sehen!“ „Ich werde dich zu ihm bringen, Derek! Sei ganz ruhig!“ versicherte der Todesengel mit sanfter Stimme, griff unter seine Achseln und schleifte ihn mühsam fort. „Schnell! Ich brauche hier Hilfe!“ rief Allison den beiden Fremden zu, die soeben Stiles verarzteten, während sie selbst den schweren Körper des Werwolfs weiter in ihre Richtung schleifte: „Wir müssen die Kugeln entfernen und seine Wunden verbinden, bevor er verblutet!“ Die Wiederbelebung war geglückt. Stiles Atem ging zwar rasselnd und er war ohne Bewusstsein, doch er lebte: „Ich werde ihr helfen. Kommst du klar, Emma?“ wollte Danny wissen. Seine Freundin nickte: „Wir schaffen das! Lauf!“ Emma richtete Stiles Oberkörper auf und lehnte ihn gegen ihren eigenen, um dem jungen Mann das Atmen zu erleichtern. Derek vernahm einen unverwechselbaren, unregelmäßigen Herzschlag und da wusste er, dass sein Gefährte durchkommen würde. Nun endlich konnte er loslassen und sank in barmherzige Schwärze, wo es keine Schmerzen gab. Mit einer großen Pinzette aus dem Verbandskasten von Emmas Schlitten und im Schein einer Taschenlampe entfernte Allison mühsam sechundzwanzig Patronen aus dem Körper des bewusstlosen Werwolfs, ehe sie ihm Verbände anlegte. Chris Argent hatte dem Leib seiner Schwester dabei zugesehen, wie er verbrannte. Es war fast, als müsse er ganz sicher sein, dass es wirklich vorbei war. Nun schaffte er den Schlitten hinüber zu der Gruppe, die sich um die beiden Verletzten kümmerte. Er half seiner Tochter dabei, den Werwolf zu verbinden, gab Stiles Freunden noch eine Decke von seinem eigenen Schlitten, die sie für den Krankentransport sicherlich gut gebrauchen konnten und erklärte dann: „Meine Tochter Allison und ich lassen euch nun allein! Wir müssen meinen Vater finden, bevor er noch weiteren Schaden anrichten kann. Ich will mich nicht darauf verlassen, dass der Krebs ihn vorher zur Strecke bringt!“ Emma erhob sich und blickte dem Fremden in die bemerkenswert hellen Augen: „Gerard Argent ist ihr Vater?“ fragte sie erstaunlich gefasst. „Sie kennen ihn?“ erkundigte Chris sich verblüfft. Emma nickte lediglich, denn zu einer Erklärung darüber, wie dieser Mann ihr Leben zerstört hatte, war sie gegenwärtig nicht in der Lage. Einem Impuls folgend streckte sie dem Fremden die Hand hin und dieser schlug ein: „Ich habe Gerard angeschossen.“ informierte sie ihn: „Er wird sich sicherlich irgendwo verbergen, bis er wieder genesen ist. Finden sie ihn! Halten sie ihn auf!“ Chris Argent nickte und aus irgendeinem Grund stellte sich in diesem Moment ein großer Frieden in Emmas Inneren ein. Es war wie ein dickes Buch, das man zuschlug. Eine traurige Geschichte war endlich beendet. Zeit eine neue zu beginnen! Einen Augenblick später brachen Emma und Danny mit zwei Schlitten, mit jeweils einem Patienten hinten drauf auf in Richtung `Miners Creek´ auf, während Chris und Allison Argent in die entgegengesetzte Richtung starteten, um Gerard zu finden. Ein neuer Tag dämmerte soeben herauf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)