Kaze no Uta von Lady_Ocean (Das Lied des Windes) ================================================================================ Die Meisterschaft, Teil2 ------------------------ Ja - ich habe es tatsächlich geschafft, das neue Kappi hochzuladen! OK, soooo neu ist es jetzt nicht mehr. Ann-chan *knuddel* hat mir das korrigierte Kapitel schon vor ein paar Monaten zurückgegeben, aber ich wollte mit dem Hochladen noch warten, weil ich 1. auf weitere Kommis gehofft hab (oder wenigstens einen weiteren) 2. Zeit rausholen wollte, um an der Story weiterzuschreiben. Das hab ich dann aber irgendwie doch nicht auf die Reihe bekommen, weil ich voll die Schreibblockade hatte. Sie klingt jetzt so langsam wieder ab (zum Glück). Also falls ich in der Zwischenzeit nicht alle Leser verloren hab, dann wünsche ich den verbliebenen viel Spaß! ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Die Meisterschaft (Teil 2) Je weiter sich der Tag seinem Ende zuneigte, desto besser fühlte Aki sich. Seine Gedanken drehten sich kaum noch um das folgende Finale, sondern fast ausschließlich um die Frage, wie er seine Freizeit wohl am sinnvollsten nutzen könnte. Er hatte nicht vor, irgendetwas besonders Aufregendes zu unternehmen (wahrscheinlich wimmelte es in der Gegend noch immer von Fans und Reportern), aber er hatte auch keine Lust, das ganze Wochenende nur herumzugammeln und fern zu sehen. So stand der Halbjapaner geistesabwesend vor der Spüle und wusch das Geschirr ab, bis Yuki gelangweilt zur Tür hereingeschlendert kam. "Wollen wir nicht irgendwas Interessanteres machen? Ist doch doof, wenn wir das ganze Wochenende nur herumsitzen." Aki musste Grinsen. Von dieser Reaktion leicht irritiert hob Yuki eine Augenbraue. "Was denn? Schon eine Idee?" "Nein, aber genau das habe ich mir auch gerade gedacht." Es entstand ein langes Schweigen. Schließlich war Aki fertig mit dem Abwasch, ließ das Wasser aus dem Becken und ging zurück ins Wohnzimmer, gefolgt von seinem Freund. Er kam jedoch nicht an seinem Ziel an, denn ein Klopfen an der Tür ließ ihn seinen Kurs ändern. Es hätte dem jungen Halbjapaner nicht mehr die Sprache verschlagen können, hätte ein Haufen von Reportern vor der Tür sein Lager aufgeschlagen oder Makoto ihm einen Besuch abgestattet. Nie im Leben hätte Aki sich träumen lassen, diese Person vor sich zu sehen: Ein stattlicher Japaner, knapp 1,90m groß und sehr muskulös. Hätte Aki nicht sicher gewusst, wie alt dieser Mann ist, er hätte ihn für weit jünger als 46 Jahre geschätzt. Der Mann hatte kurzes, gepflegtes Haar, trug einen eleganten Kimono und hielt einen Rucksack in der linken Hand, welcher auf einen längeren Aufenthalt hindeutete. Seine rechte Hand... umfasste ein Holzschwert, dass gerade mit hoher Geschwindigkeit auf Akis Kopf zugesaust kam! Hätte Aki eine Sekunde später reagiert und den Angriff nicht mit dem rechten Handrücken pariert, wäre die Waffe mit voller Geschwindigkeit auf ihn niedergesaust. Doch auch der Angreifer bewies Reaktionsschnelle. Kaum dass das Schwert die Hand des Verteidigers gestreift hatte, änderte es seinen Kurs und verpasste ihm einen harten Schlag gegen die Seite. Nach Luft ringend taumelte Aki zur Seite und bekam gerade noch mit, wie ein Schatten an ihm vorbeigesaust kam und auf dem Fremden losging. "Y...Yuki, nicht!" Doch es war längst zu spät. Der Fremde wich dem kommenden Schlag mit einer sanften Drehung aus, fing Yukis Faust ab und drehte ihm den Arm auf den Rücken, wobei er ihn hart gegen die Wand stieß. Aki, der sich von dem Schlag und dem anfänglichen Schreck erholt hatte, rappelte sich vollends auf und trat der Person gegenüber. "Bitte lassen sie ihn los, Sempai." Der Angesprochene kam der Bitte nach und nahm wieder dieselbe Haltung ein, in der Aki ihn gleich nach dem Öffnen der Tür gesehen hatte. Yuki drehte sich ungläubig zu seinem Freund, dann zu dem Fremden, während er vorsichtig sein Handgelenk massierte. "Sempai, wieso sind Sie hier?" Der Japaner schüttelte ärgerlich den Kopf. "Erst verschwindest du ohne mir zu erzählen, wo genau du hin willst, dann sagst du kein Sterbenswörtchen davon, dass du an der Meisterschaft teilnimmst und jetzt bekomme ich auch noch mit, dass du dein Training vernachlässigt hast. Ich will nicht wissen, was noch alles gekommen wäre, wenn ich jetzt nicht hier wäre. Junge, habe ich dir all das beigebracht!?" Leicht beschämt ließ Aki den Kopf sinken und antwortete dann leise. "Nein, Sempai." "Dann hoffe ich, dass sich deine Disziplin ab sofort wieder ändert." "Ja, Sempai." "Gut. Zieh dich um und folge mir. Du hast viel nachzuholen." Aki traute seinen Ohren kaum. Er hatte doch nicht wirklich vor...? Nein, das kann er nicht so gemeint haben. "...Wie bitte?" "Du hast mich schon verstanden. Es sind noch zwei Tage, bis du nach Tokio fährst. Das ist genug Zeit, um dich wieder an das Training zu gewöhnen." Jetzt unterbrach Yuki das Gespräch. Erst tauchte ein fremder Mann vor seiner Tür auf, der erst seinen Freund angriff, anschließend ihn außer Gefecht setzte, sich dann als der Meister Akis herausstellte und nun wollte dieser den Halbjapaner Hals über Kopf irgendwo hinschleppen, um ihn zwei Tage vor Beginn seiner wichtigen Wettkämpfe bis zur Erschöpfung trainieren zu lassen. So konnte es nicht gehen! "Vielleicht sollten wir alle erstmal hineingehen, uns hinsetzen und alles in Ruhe besprechen." Obwohl er seine Worte so freundlich wie möglich gewählt hatte, erntete Yuki für seine Unterbrechung einen abwertenden Blick Seitens des Schwertmeisters. Aki war dafür umso dankbarer für die kurze Pause. "Ja, das denke ich auch. Sempai, Sie waren so lange unterwegs. Setzen Sie sich kurz. Hier und jetzt können wir eh nichts erreichen." Er unterzog Aki einem prüfenden Blick, während er die Situation und sein Vorhaben einzuschätzen versuchte. Schließlich nickte er leicht. "Nun gut. Aber denke ja nicht, dass du dich vor dem Training drücken kannst, Aki." Aki und sein Meister saßen schweigend an dem flachen Tisch im Wohnzimmer und warteten darauf, dass Yuki den frisch aufgebrühten grünen Tee einschenkte. Als alle Platz genommen hatten, ergriff Yuki das Wort. "Was genau führt Sie eigentlich nach Japan, Hikawa-San?" "Ich wollte lediglich nach meinem Schüler sehen. Immerhin hat er sich seit fast zwei Monaten nicht mehr bei mir gemeldet..." Er untermauerte seine Worte mit einem vorwurfsvollen Blick. "...Außerdem kenne ich ihn nun lange genug, um zu wissen, wie ernst er sein Training nimmt, wenn ich nicht auf ihn aufpasse. Aki hat Talent; das habe ich gleich gemerkt, als ich anfing, ihn zu trainieren, aber Talent allein reicht nicht, um ein guter Schwertkämpfer zu werden. Ich möchte nicht, dass er seine Möglichkeiten verstreichen lässt, deshalb werde ich eine Weile in Japan bleiben und ihn ein wenig fordern." Leichte Schuldgefühle überkamen den jungen Halbjapaner. Nur seinetwegen hatte sein Meister den weiten Weg bis nach Japan zurückgelegt. Weil er an ihn glaubte. Deshalb hatte er ihn all die Jahre als seinen Schüler behalten. Aki erinnerte sich an die vielen Jungen und Mädchen, die als seine Schüler aufgenommen werden wollten, doch er hatte alle nach der ersten Unterrichtsstunde abgewiesen. Wirklich alle - bis auf ihn. Und wie dankte er ihm das? Indem er das Training vernachlässigte, kaum dass er mehr als eine Ortschaft von seinem Sempai getrennt war. Als Yuki seinen Freund ansah, bemerkte er dessen Unwohlsein und wechselte schnell das Thema. "Wohnen Sie in der Nähe?" "Ich werde mich bemühen, eine Wohnung in der Gegend zu bekommen. Im Moment wohne ich allerdings nirgends." Aki spürte den Blick seines Freundes auf sich ruhen. Als er diesen erwiderte, erkannte er, dass der Japaner genau dasselbe dachte wie er und nickte ihm kaum merklich zu. Dann wandten sich beide wieder dem Schwertmeister zu und Yuki unterbrachte ihm einen Vorschlag: "Sie können gern hier wohnen, wenn Sie möchten. Platz ist genug." "Nein, das ist nicht nötig. Geld habe ich genug, da wird es kein Problem sein, eine eigene Wohnung zu finden." "Seien Sie sich da nicht so sicher. Diese Gegend ist sehr dicht besiedelt. Ein paar Kilometer weiter könnten Sie Erfolg haben, aber hier sicher nicht." Er schwieg einen Moment, als überlege er, mit welchem Argument er Yukis Vorschlag entkräften könnte. Doch bevor er etwas erwidern konnte, meldete sich Aki zu Wort. "Es sind doch eh nur noch zwei Tage bis zur Meisterschaft. Da können Sie auch hier bleiben. Außerdem: Hatten Sie es nicht eben noch sehr eilig, mich zu trainieren? So dringend scheint es ja doch nicht zu sein, wenn Sie sich vorher noch die Zeit nehmen wollen, in Tokio nach einer Bleibe zu suchen." Dieses Argument schien ihn zu überzeugen. Allerdings mit enormeren Folgen, als Aki es sich gedacht hatte. "Ja. Du hast Recht Aki. Wir dürfen keinesfalls Zeit wegen einer unbedeutenden Wohnungssuche verlieren. Zieh dich gleich um und komm. Es wird Zeit, dass wir endlich mit dem Training anfangen." Eigentor. Aki erschrak innerlich bei den Worten seines Meisters, aber er versuchte gar nicht erst zu widersprechen. Er wusste, dass dieser jetzt keine Ausreden oder Hinauszögerungen dulden würde. Hilfesuchend wandte er sich an Yuki, doch dieser war zu sehr damit beschäftigt, sein Grinsen zu unterdrücken, als dass er ihm hätte helfen können. Somit stand Aki vom Tisch auf, warf im Vorbeigehen noch einen bösen Blick in Yukis Richtung und war im Schlafzimmer verschwunden. Kurz darauf stand er in Jeans und Jacke, über der Schulter seinen Rucksack haltend, wieder im Eingangsbereich und verließ zusammen mit seinem Meister die Wohnung. Sie gingen in eine öffentliche Trainingshalle in der Nähe der Universität, welche gerade leer war, sodass sie ungestört trainieren konnten. Nachdem Aki 30 Minuten durch die Halle rennen und diverse Hindernisse überwinden musste, folgten 100 Liegestütze und 30 Klimmzüge. Dann folgten Präzisionsübungen zum Schulen der Reflexe und schließlich - eine Stunde später, nahmen beide ihre Shinai zur Hand und trugen den seit Langem ersten Kampf gegeneinander aus. Verschlechtert hatte sich Aki nicht, wie er mit Erleichterung feststellte, doch er hatte auch kaum Fortschritte gemacht. Und er musste sich erst wieder an das ständige Genörgel seines Meisters während des Schlagabtauschs gewöhnen: "Schlaf nicht ein beim Parieren!", "Du schwingst dein Schwert wie einen Besen!", "Bist du blind!? Wo zielst du denn hin?" ... So ging es bis spät in die Nacht hinein. Yuki lief zum wiederholten Mal vom Wohnzimmer in die Küche, in das Schlafzimmer, zurück ins Wohnzimmer, sah dann aus dem Fenster, anschließend auf die Uhr, seufzte und begann seine Runde von Neuem. Er hätte erwartet, seinen Freund drei, höchstens vier Stunden später wieder zu sehen, doch nun war es bereits sechs Stunden her, seit dieser mit seinem Meister die Wohnung verlassen und nichts mehr von sich hören gelassen hatte. Sie konnten doch nicht die ganze Zeit trainieren? Kein Mensch würde das aushalten! Genau in diesem Moment öffnete sich leise die Tür. Mit einem Satz stand Yuki davor, um die Kommenden zu empfangen, doch als er seinen Freund erblickte, verschlug es ihm die Sprache. Dieser stolperte schweißgebadet und schwer keuchend aus seinen Schuhen und wäre um ein Haar vornüber gefallen, hätte Yuki ihn nicht gehalten. Mit einem leise gehauchten ,Danke' rappelte sich der Halbjapaner wieder auf und torkelte geradewegs ins Bad. Geschockt starrte ihm der Japaner nach, bis eine Bewegung im Augenwinkel vernahm und sich zu Akis Meister umdrehte. Dieser trug ebenfalls ein paar vereinzelte Schweißperlen auf der Stirn, doch ansonsten deutete nichts darauf hin, dass er gerade sechs Stunden gekämpft hatte. Sein Atem war ruhig und regelmäßig und seine Augen blickten sich hellwach um, während er aus seinen Schuhen stieg und leise die Wohnung betritt. "Was haben Sie mit ihm gemacht!?" "Das sagte ich doch schon bevor wir losgingen: Trainieren." "DAS nennen Sie TRAINING!? Sie haben ihn halb umgebracht!" "Aki ist zäh. So was hält er aus. Zugegeben, als ich ihn regelmäßig unterrichtet hatte, war er anschließend nicht so erschöpft. Seine Ausdauer hat nachgelassen, aber das bekommen wir schon wieder hin." "Sie haben nicht wirklich vor, ihn morgen derselben Tourtour zu unterziehen!?" Den leicht drohenden Unterton in Yukis Stimme ignorierte Hikawa. Was hätte der ,Junge' auch dagegen ausrichten können? "Ich schätze, in einer Woche wird seine Ausdauer wieder so sein wie vor einem halben Jahr. Er muss sich nur ein wenig anstrengen." "Oh nein! Falls Sie es vergessen haben: Aki ist auch nur ein Mensch, und Menschen haben bekanntlich Grenzen. Außerdem fängt die Meisterschaft übermorgen an. Wie soll er denn richtig kämpfen, wenn Sie ihn zuvor so fertig machen?" "Ich habe ihn zehn Jahre lang trainiert und ich denke, ich weiß besser als du, was mein Schüler kann und was nicht." Yuki wollte bereits wieder etwas entgegnen, doch der Blick, den Hikawa dem jungen Japaner entgegenschleuderte, machte unmissverständlich klar, dass das Gespräch beendet war und jede Weiterführung Folgen mit sich brachte. Wie diese aussahen, wollte Yuki lieber nicht wissen. Wer kam auf die bescheuerte Idee, diesem Tyrannen hier, in Akis und seiner Wohnung, Unterkunft zu gewähren; schlimmer noch: ANZUBIETEN!? Hätte Yuki eher gewusst, was da auf ihn zukommen würde, hätte er sich eher erschlagen, als diese Frage zu stellen. Doch nun musste er da durch. Oder besser: Aki musste da durch. Und das tat ihm noch viel mehr weh, als selber solch ein Monstertraining absolvieren zu müssen. Hikawa hatte mittlerweile seine Sachen zusammengesammelt und warf sie auf das Sofa, welches Yuki seit Akis Ankunft als Bett gedient hatte. Das erinnerte Yuki an die bevorstehende Nacht und das Gespräch vom Nachmittag klang in seinem Kopf wider. *~* "...nur Gast und werde keinesfalls in deinem Bett schlafen." Dies waren die Worte, die Aki aufgeschnappt hatte, nachdem er sich umgezogen und aus dem Schlafzimmer gekommen war. "Worum geht es?" Yuki wollte gerade antworten, doch Akis Meister, Hikawa, schnitt ihm das Wort ab. "Dein Freund meint, ich solle im Bett schlafen, solange ich hier wohne. Das kommt auf keinen Fall in Frage." "Von mir aus.... Sie scheinen es ja nicht zu verstehen, wenn man es gut mit Ihnen meint." "Ich verstehe nicht, warum du es dir so schwer machst. Ich habe dir bereits gesagt, dass ich nicht im Bett fremder Menschen schlafe, aber du musst ja so stur sein." "Gib es lieber auf, Yuki. Wenn Hikawa-Sempai sich einmal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann kann ihn selbst der Tod nicht mehr umstimmen. Außerdem ist dein Bett bei Weitem groß genug für uns beide. Ich versteh nicht, warum du dich jede Nacht auf diese enge Couch zwängst." ,Ja, warum wohl?', dachte Yuki sarkastisch, ,Vielleicht, weil ich auch meinen Schlaf brauche? Oder denkst du, es würde mich kalt lassen, die gesamte Nacht direkt neben dir zu verbringen, wenn ich schon tagsüber genug mit mir zu kämpfen habe, dass ich mich nicht einfach auf dich stürze und dich küsse?' Doch Yuki wusste, dass er verloren hatte. Akis Meister war schon stur genug und er bezweifelte, dass er irgendetwas gegen seinen Willen ausrichten könnte, doch wenn Aki derselben Meinung war.... Die Nacht konnte lustig werden! "...Na gut. Wenn ihr meint." Ohne zu ahnen, was in Yukis Kopf vorging, schenkte Aki ihm ein dankbares Lächeln. Er war froh, dass Yuki so schnell eingewilligt und damit mögliche Schwierigkeiten im Keim erstickt hatte. Gerade wollte er noch etwas sagen, als ihm sein Meister das Wort abschnitt. "Da nun alles geklärt ist, können wir ja gehen. Beeil dich, Aki." Im nächsten Moment hatte er die Tür geöffnet und seinen Schüler hinausgeschoben. Dem Halbjapaner blieb gerade noch Zeit, seinem Freund ein hastiges ,Bis später' zuzurufen, dann fiel die Tür ins Schloss. Yuki seufzte schwer und ließ sich auf den kühlen Boden sinken, das Gesicht in den Händen verbergend. Es war Freitag... Sonntag würde der Bus kommen. Zwei Nächte also... zwei Nächte musste er nun direkt neben Aki schlafen. Oder besser: Neben Besagtem liegen und sämtliche Willenskraft zusammennehmen, um nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Den fehlenden Schlaf würde er dann tagsüber nachholen, wenn er allein zu Hause war. ,Viel Spaß, Yuki!', dachte er sarkastisch. *~* Yuki biss sich auf die Zunge, um das aufkommende Stöhnen zu unterdrücken. In diesem Moment drehte sich Hikawa zu ihm um und sah ihn durchdringend an. Wie ertappt fuhr Student leicht zusammen. Ob er ihn bereits durchschaut hatte? Zuzutrauen wäre es dem Schwertmeister. Sein klarer Blick schien alles zu bemerken, und sei es nur ein leichter Windhauch. "Warum bist du noch wach? Du siehst müde aus." "Ich habe ja nicht ahnen können, dass ihr so spät wieder kommt. Also wollte ich auf euch warten." "Warte morgen besser nicht auf uns. Es wird mit Sicherheit wieder so spät." Yuki wollte bereits wieder demonstrieren, doch bevor er auch nur Luft holen konnte, durchbohrte ihn ein drohender Blick seines Gesprächspartners, und da er mittlerweile verstanden hatte, das jede Diskussion mit diesem Menschen sinnlos war, gab er es von vornherein auf. Außerdem war er wirklich müde und hatte nicht mehr die Kraft, sich gegen Akis Meister aufzulehnen. Also verließ er das Wohnzimmer und wartete darauf, dass Aki aus dem Bad kam. Yuki wollte seinen Freund keinesfalls verpassen, weshalb er noch nicht duschen gehen konnte. Als Aki das Schlafzimmer betrat, sah er wesentlich besser aus als eine viertel Stunde zuvor. Zwar stand ihm die Erschöpfung und Müdigkeit noch immer ins Gesicht geschrieben, doch zumindest drohte er nicht mehr jeden Moment zusammenzubrechen. Normalerweise wäre Yuki jetzt ein enormes Gewicht von den Schultern gefallen, doch die Tatsache, dass der Halbjapaner mit nicht mehr als seinen engen Shorts bekleidet das Zimmer betrat und sich so ins Bett legte, verstärkte die Anspannung des Japaners eher noch. "Willst du nicht schlafen, Yuki?", nuschelte Aki, während er sich die Decke bis über das Gesicht zog. "...Muss noch duschen." Der Japaner hatte alle Mühe, seine Selbstbeherrschung zu halten, und er war froh, dass Aki bereits am Einschlafen war, sodass er seine gepresste Antwort wohl nur noch am Rande wahrgenommen hat. "...Hn... Nacht..." Nach einer kalten Dusche kehrte Yuki leise in sein Schlafzimmer zurück. An Akis Atmung erkannte er, dass dieser bereits eingeschlafen war. Wenigstens etwas Positives. Vorsichtig legte sich der Japaner dazu, immer darauf bedacht, seinen Freund nicht zu wecken und auf jeden Fall so weit wie möglich von diesem entfernt zu liegen. Dies hatte natürlich zur Folge, dass er unheimlich aufpassen musste, um nicht aus dem Bett zu fallen. ,So wird mir wenigstens nicht langweilig.' Ein bitteres Lächeln umspielte Yukis Lippen. ,Und schlimmer kann es auch nicht mehr werden.' Bereits im nächsten Moment sollte er allerdings eines Besseren belehrt werden, als zwei Arme seinen Körper umfassten und ihn sanft ein Stück in die Mitte zogen. Yuki zog scharf die Luft zwischen den Zähnen ein. "Aki, was soll das?" Doch er bekam keine Antwort. Stattdessen spürte nun auch schwach die Züge eines Gesichtes in seinem Nacken und den Oberkörper seines Freundes an seinem Rücken. Außerdem streifte etwas Hauchdünnes, Kühles seinen Nacken: Die Kette, die er dem Halbjapaner vor zehn Jahren geschenkt hatte. Ein leichter Schwindel befiel den Japaner. Zumindest hatte er sich ein T-Shirt übergezogen, bevor er sich hingelegt hatte. Auch wenn dies nicht so sehr half, wie er sich erhofft hatte. "Aki... l....lass mich bitte los...", versuchte er es noch einmal. Jetzt schaffte er es nicht mehr, das Zittern zu unterdrücken. Und nicht nur seine Stimme geriet langsam außer Kontrolle. Die Hitze, die sein Körper plötzlich ausstrahlte, ließ sein Herz noch etwas schneller schlagen und er fühlte sich, als wäre er gerade tausende von Kilometern gelaufen; seine Brust war wie zugeschnürt. Von all dem bekam der Auslöser dieser Welle von Gefühlen jedoch nichts mit. Aki schlief seelenruhig weiter und flüsterte ein paar kaum verständliche Worte in Yukis Nacken. "... love you..." Yuki versuchte, sich unter Kontrolle zu bringen und lauschte, ob Aki noch irgendetwas sagen würde. Was hatte er gerade gesagt? Yuki hatte es nicht verstanden. War es überhaupt japanisch? Es klang irgendwie nach einem seltsamen Akzent. Vielleicht englisch? Yuki wollte diese Sprache einst lernen, um irgendwann nach England fahren zu können und Aki zu suchen. Doch sein Vater hatte nicht geduldet, dass er neben dem Training noch andere Freizeitbeschäftigungen hatte, also musste er bereits nach einer Woche wieder aufhören. Yuki hätte gern gewusst, was sein Freund gerade gesagt hatte. Er spürte, dass es etwas Wichtiges war, doch er hatte nicht die leiseste Ahnung, was Akis Worte bedeuten konnten. Kaum dass es zu dämmern begann, hörte Yuki, wie sich leise seine Zimmertür öffnete und sich jemand mit sanften Schritten dem Bett nährte. Akis Meister war anscheinend alles andere als ein Langschläfer. Ohne ein weiteres Geräusch ging er hinüber auf Akis Seite des Bettes, nahm die Decke ein Stück beiseite und zog Aki an dessen Fußgelenk aus seiner Schlafgelegenheit und erlöste Yuki damit auch aus dessen Umklammerung. Dies war das erste Mal, dass der junge Japaner dem Schwertmeister aus tiefstem Herzen dankbar war, auch wenn er es im gleichen Moment mit der Angst zu tun bekam. Immerhin konnte er sich vorstellen, was seinen Freund nun erwartete. Doch ihm blieb nicht mehr lange die Gelegenheit darüber nachzudenken. Die gesamte Nacht hindurch hatte er einen erbitterten Kampf mit sich selbst führen müssen, dementsprechend erschöpft glitt er jetzt ins Land der Träume, welches er erst am Nachmittag wieder verließ. Aki und sein Meister waren noch nicht zurück. Nicht, dass Yuki wirklich damit gerechnet hätte, aber es ginge ihm besser, wenn er wüsste, ob Aki am Leben war. Gedankenverloren ging er ins Bad, um die Spuren des Schlafs zu beseitigen. Vielleicht sollte er einfach in der Turnhalle vorbeischauen? Nein, lieber nicht... die Gefahr, dass Hikawa ihn durchschauen würde, war zu groß. Und die Folgen, die damit verbunden wären... nicht auszudenken! Hikawa sah nicht aus wie ein Mensch, der solche Gefühle dulden würde. Nüchtern, sachlich, unberechenbar, wie er war. Wahrscheinlich würde er versuchen, ihm Aki so schnell wie möglich wegzunehmen. Und Aki? Was würde er denken, wenn er es auf diese Art erfahren würde? Was würde er TUN? Yuki wollte niemanden in diese Sache hineinziehen. Es lag allein an ihm, Aki seine Gefühle zu gestehen. Doch noch war der richtige Zeitpunkt dafür nicht gekommen, das spürte Yuki. Er spürte es jedes Mal, wenn er Aki in die Augen sah, denn kaum dass sich ihre Blicke in Momenten der Ruhe trafen, sah der Halbjapaner wieder weg. Und dann diese Anhänglichkeit letzte Nacht... Aki wusste ganz gewiss, dass etwas in ihm vorging; dass es mit Yuki zu tun hatte. Doch er hatte Angst vor diesen fremden Gefühlen und versuchte, sie zu ignorieren. Yuki seufzte. Das würde noch sehr schwierig werden.... Hikawa hatte nicht untertrieben. Es war wieder nach 23 Uhr, wieder lief Yuki in der Wohnung auf und ab und wartete darauf, dass sich die Tür öffnete. Doch als sich diesmal die Tür öffnete, fiel Aki ihm nicht halb bewusstlos entgegen. Stattdessen lehnte er erschöpft am Türrahmen und versuchte, zwischen dem Gekeuche ein einigermaßen deutliches ,Hallo' zustande zu bringen. Der Halbjapaner war wie bereits Tags zuvor schweißüberströmt und wirkte mehr tot als lebendig, doch auf seinen Lippen zeichnete sich schwach ein zufriedenes Lächeln ab. Yukis Blick fiel auf die Person hinter dem Erwarteten und ihm wurde sofort klar, weshalb Aki so entspannt wirkte. Zwar war Akis Sempai nicht annähernd so erschöpft wie er, doch auch er konnte die Erschöpfung nicht ganz verstecken. Mit einer Mischung aus Überraschung und Erleichterung trat Yuki einen Schritt zur Seite, damit Aki, welcher mittlerweile seine Schuhe ausgezogen hatte, eintreten und geradewegs im Bad verschwinden konnte. Sein Meister, der knapp hinter ihm folgte, blieb kurz neben Yuki stehen und grinste herausfordernd. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich meinen Schüler kenne." Yuki beschloss, nicht weiter auf die Anspielung einzugehen. Ihm war klar, dass das ein eindeutiger Punkt für Hikawa war, da musste er ihm nicht noch den Gefallen tun, es offensichtlich zu bestätigen. Kurz nachdem sich Yuki umgezogen und hingelegt hatte, betrat auch Aki das Schlafzimmer - wie bereits in der Nacht zuvor nur in Shorts. Der Japaner schloss die Augen, um dem Anblick zu entkommen. "War dein Training früher immer so hart?" "Ja, aber irgendwann habe ich mich daran gewöhnt. Seit ich hier bin, habe ich allerdings nicht mehr richtig trainiert, das hat mich viel meiner Ausdauer gekostet. Ich denke, in ein paar Wochen geht es wieder." "Meinst du nicht, dass dich dieses Gehetze so kurz vor der Meisterschaft beeinträchtigt?" "Ich glaube, es hilft mir eher. Es ist ein bisschen wie beim lernen: Wenn du etwas schon einmal wusstest und es nur vergessen hast, reicht es meist, es dir nur noch mal anzusehen, um es wieder zu können. Und durch den Druck, den ich jetzt habe, werden meine Fähigkeiten, die ich vorher schon hatte, wieder aufgefrischt." Vorsichtig legte sich Aki mit in das Bett und gähnte ausgiebig. "Gute Nacht, Yuki." "Gute Nacht. Und beweg dich nicht so viel." "Wie?" "Schon gut..." Das dachte ich mir... er hat von seiner ,Wanderung' gestern nichts mitbekommen. Damit versuchten beide einzuschlafen. Der eine erfolgreich, der andere weniger... Schlaftrunken stand Yuki auf, schleppte sich ins Badezimmer und ließ erst einmal warmes Wasser in die Badewanne laufen. Dann schlenderte er zurück in das Schlafzimmer, holte neue Sachen aus dem Schrank und wartete darauf, dass sein Bad fertig war. Dabei fiel sein Blick auf den Ghettoblaster, welchen Aki vor einigen Wochen in diesem Zimmer einquartiert hatte, um im Bad Musik hören zu können. ,Er wird mir schon nicht den Kopf abreißen, wenn ich auch etwas Musik hören möchte.' Mit diesen Gedanken schaltete er das Gerät ein, doch zu seiner Enttäuschung musste er feststellen, dass gerade Werbung lief. Also setzte er sich, auf das nächste Lied wartend, in die volle Wanne und begann sich den Schweiß von der vergangenen Nacht abzuwaschen. Nach der scheinbar endlosen Werbung folgten die Nachrichten. ,Na super!', dachte Yuki. ,Ist nicht mein Tag heute....' Notgedrungen ließ er auch diese Störung über sich ergehen, welche mit den Worten "Es ist 17.00 Uhr. Ich wünsche viel Spaß mit dem folgenden Programm" endete. Bisher nur mit einem Ohr hinhörend, schreckte Yuki plötzlich auf. ,Wie spät!?' In der Hoffnung, sich verhört zu haben, stand er auf und nahm seine Armbanduhr, um nach der Zeit zu sehen. 17. 01 Uhr. "Verdammt!" Mit einem Satz war Yuki aus der Wanne gesprungen, hatte sich in sein Handtuch eingewickelt und den Stöpsel aus der Wanne gezogen. Erst jetzt hatte er bemerkt, dass er völlig verschlafen hatte. Aki hatte ihm nach dem Ende der Vorrunden erzählt, dass sie gegen um sechs mit einem Kleinbus nach Tokio gebracht würden. Zwar war bis dahin noch genug Zeit, alles für die Reise vorzubereiten, doch selbst Hikawa wäre nicht so grausam und würde seinen Schüler bis fünf Minuten vor Abfahrt herumhetzen. Auch Aki hatte seine Tasche noch nicht gepackt und wenn er kommen würde, bräuchte er zudem noch etwas Zeit, um zu duschen und sich auszuruhen; sicherlich hätte er Hunger, und etwas Anständiges zu kochen, selbst wenn es nur etwas Einfaches wäre, schafft man nicht in ein paar Minuten. Noch während er darüber nachdachte, holte Yuki seine Reisetasche vom Schrank herunter und warf von sämtlichen Kleidungsstücken, die er zu Gesicht bekam, wahllos einige in die Tasche. Dann lief er hinüber in die Küche und setzte Wasser an. Der Japaner hatte beschlossen, Ramen zu kochen. Das ging recht schnell. Das Wasser überließ er vorerst sich selbst und widmete dem Packen erneut seine Aufmerksamkeit. So ging es noch gut eine viertel Stunde hin und her, bis er die Vorbereitungen für die Reise schließlich abgeschlossen hatte, Bad und Schlafzimmer aufgeräumt waren und er sich gänzlich dem Essen widmen konnte. Kaum eine Minute später öffnete sich die Tür und Aki kam, gefolgt von seinem Meister, herein. Diesmal ging Aki nicht direkt in das Bad, sondern schaute zuerst bei Yuki vorbei und lehnte seinen Kopf neugierig auf dessen Schulter; die Gefühle, die er dadurch bei Yuki auslöste, nicht mitbekommend. "Ramen? Yuki, du kannst Gedanken lesen!" "Dann habe ich wohl genau das Richtige ausgesucht?" "Ja! Ich habe mir gerade gedacht, dass du lange kein Ramen mehr gekocht hast." Yuki spürte, wie seine Selbstbeherrschung langsam nachließ und wechselte kurzerhand das Thema. "Du solltest dich jetzt lieber frisch machen. Das Essen ist bald fertig und kalt schmeckt es schließlich nicht." Mit einem zustimmenden Nicken verschwand Aki und Yuki gestattete sich einen teils erleichterten, teils enttäuschten Seufzer. Der neue Anwohner war in diesem Moment glücklicher Weise nicht in der Nähe. Der Japaner war allerdings nicht so schnell, wie er es seinem Freund wenige Minuten zuvor hatte weismachen wollen. Als Aki wieder aus dem Bad kam, köchelte das Essen noch immer unverändert auf dem Herd. Um keine Zeit zu verlieren, beschäftigte sich der Halbjapaner deshalb mit dem Packen seiner Reisetasche. Er war etwas gründlicher als sein japanischer Freund und brauchte demnach länger für diese Aufgabe als der andere, dafür hatte er die Zeit bis zur Fertigstellung Yukis Mahlzeit sinnvoll überbrückt. Hikawa bekam natürlich ebenfalls etwas. Yuki mochte ihn zwar nicht sonderlich, doch er besaß genug Anstand, um darüber hinwegzusehen. Außerdem wollte er Aki keine Schwierigkeiten bereiten. Deshalb hatte der Japaner bis jetzt nichts gegen die Sturheit des älteren Mannes unternommen und würde dies auch nicht tun, solange Aki damit klarkam. Außerdem war er ihn bald wieder los. Ein paar Wochen noch... bis zum Ende der Meisterschaft. So lange musste er sich mit ihm vertragen. Danach würden sie zurück nach Osaka fahren, Hikawa zöge aus und der Normalzustand würde weitestgehend zurückkehren. "...kannst gut kochen. Wo hast du das gelernt?" Im ersten Moment wusste Yuki weder, wer gemeint war, noch von wem die abgerissenen Wortfetzen, welche er gerade noch mitbekommen, doch der durchdringende Gesichtsausdruck Akis brachte ihn vollends in die Realität zurück und er antwortete Hikawa mit leichter Verspätung. "Ah... ich habe mich schon immer dafür interessiert. Meine Mutter hat mir die Grundlagen beigebracht und ich durfte immer helfen. Aber sie ist vor Jahren gestorben. Seither habe ich selbst gekocht - anfangs für meinen Vater und mich, mittlerweile nur noch für mich allein." Für einen winzigen Augenblick bekamen Yukis Augen ein zerwühltes Flackern. Hikawa konnte es nicht gesehen haben, er hatte ihn nicht direkt angesehen, doch Aki hatte genau in diesem Sekundenbruchteil Blickkontakt mit seinem Freund gesucht und die unmerkliche Unstetigkeit gesehen. Oder er glaubte, etwas in Yukis Augen entdeckt zu haben. Denn bereits im nächsten Moment war er sich nicht mehr sicher, ob er es sich nicht doch nur eingebildet hatte. Egal, was es war, Aki spürte ein beklemmendes Gefühl in seinem Herzen, das ihm das Gefühl gab, er wisse im Grunde gar nichts über den Japaner. Doch nun war keine Zeit mehr, um über unbegründete Gefühle nachzudenken, denn zeitgleich zu Akis aufkeimenden Gedanken bog ein Wagen in die Straße ein. Von dem Motorengeräusch in die Realität zurückgeholt, sah der Halbjapaner auf seine Uhr. Fünf Minuten nach sechs. Während Aki und Yuki den Tisch abräumten, sah Hikawa aus dem Fenster und holte sich die Bestätigung für das, was in diesem Moment alle drei dachten: Die Eskorte zur Hauptstadt war eingetroffen. Wenige Minuten später saßen alle drei in dem Kleinbus und ließen sich vom Fahrer weitere Details erklären. Ankunft in Tokio war gegen 22.00 Uhr. Sie würden direkt in ihr Hotel gebracht, welches nur wenige Meter vom Schauplatz der Meisterschaften entfernt lag. Beginn der Wettkämpfe war Montagmorgen, 9.00 Uhr. Zuvor, zwischen 7.00 Uhr und 8.30 Uhr würde es Frühstück geben. Obwohl diese Informationen vor allem für Aki bestimmt waren, bekam er kaum etwas davon mit. Dadurch, dass er noch keine richtige Gelegenheit bekommen hatte, sich von dem heutigen Training zu erholen, war er binnen weniger Minuten eingeschlafen. Yuki ertappte sich zum wiederholten Male dabei, wie er Aki gedankenverloren einfach nur anstarrte und sah schnell aus dem Fenster. Der Halbjapaner sah aber auch zu süß aus, wenn er schlief.... Die Straßen in diesem Teil Osakas waren sehr verwinkelt, sodass es nicht selten vorkam, dass der Fahrer scharf wenden musste und die Insassen durch den halben Kleinbus geschleudert wurden. Es dauerte nicht lange, bis Aki etwas seitlich wegkippte, sodass er mehr in seinem Gurt hing als saß, und der Kopf des Halbjapaners auf die Schulter seines Freundes fiel. Am liebsten hätte Yuki jetzt schützend seinen Arm um den Schlafenden gelegt, doch er wollte solch eine Geste in Gegenwart dessen Sempais lieber vermeiden und sah verstohlen hinüber auf die andere Seite der hinteren Sitzreihe. Hikawa saß mit verschränkten Armen und gesenktem Kopf in seinem Sitz. Die Augen hatte er geschlossen. ,Meditationsübungen', folgerte Yuki aus dieser Haltung. Besser, er verhielt sich unauffällig, denn er hatte das Gefühl, der Schwertmeister würde ihn mit einem inneren Auge beobachten. Die Situation blieb während der gesamten Fahrt dieselbe: Hikawa meditierte, Aki schlief, seinen Kopf an Yukis Schulter lehnend, und in Yukis Kopf drehte sich alles, teils wegen dem seltsamen Schlafrhythmus der letzten Tage, aber vor allem wegen der ,günstigen' Schlafposition seines Freundes. Um sich so gut es ging von den Personen in dem Bus abzulenken, beschäftigte sich der Japaner ausgiebig mit den Geschehnissen außerhalb des Fahrzeuges: Vorbeifahrenden Autos, weidenden Schafen, Städten, Sternen, ... Als schließlich Tokio in Sicht kam, hätte Yuki die ganze Welt umarmen können. Oder noch lieber: Aki küssen, doch diesen Gedanken verscheuchte er lieber schnell wieder, bevor er so kurz vor dem Ziel die Beherrschung verlor. Stattdessen rüttelte er sanft an Akis Schulter und versuchte, ihn wach zu bekommen. Den tiefen Schlaf seines Freundes hatte er in den letzten Monaten allerdings zu Genüge erleben können, sodass er sich keine allzu schnellen Erfolge auf sein Vorhaben erhoffte. Doch es war bekanntlich noch eine dritte Person im Wagen. Eine, die Aki ebenfalls gut kannte - und bei Weitem nicht so sehr darauf bedacht war, den Halbjapaner zu schonen. Yuki hatte die Hand, die wie aus dem Nichts auf ihn zuschnellte, kaum kommen sehen, und war umso erstaunter, als aus Akis Richtung plötzlich ein Arm den geplanten Schlag blockierte. Als der Japaner seinen Freund ansah, hatte dieser ein Auge geöffnet und funkelte seinen Sempai aus diesem vorwurfsvoll an, welcher nun ein zufriedenes Lächeln auflegte, etwas von "gut" murmelte und sich wieder in seine Meditationsposition begab. Yuki begann sich gerade erneut über die Gewohnheiten Hikawas zu ärgern, als Aki ihn ansprach. "Sind wir schon da?" "Ja. Wieder munter?" "Jetzt schon..." In Akis Worten lag ein nicht zu überhörender Unterton, und um diesen noch zu unterstreichen, schielte er verschwörerisch zu seinem Sempai hinüber. Yuki konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen, welches jedoch sofort wieder verschwand, als Aki sich zu ihm zurückdrehte. Als hätte der Halbjapaner Augen auf dem Rücken, unterzog er seinen Freund einem prüfenden Blick, dann entspannten sich seine Züge wieder und er lehnte sich in etwas in seinem Sitz zurück, um dieselbe Haltung einnehmen zu können wie Hikawa. Yuki betrachtete ihn noch eine ganze Weile mit einer Mischung aus Unglaube und Bewunderung. ,Soll er wirklich in nur drei Tagen so scharfsinnig geworden sein...?' "AKI!!!" Es war immer dasselbe mit diesem Langschläfer! Morgens war er einfach nicht wach zu bekommen. Seit geschlagenen fünf Minuten versuchte Yuki nun, seinen Freund aus den Federn zu bekommen - erfolglos. Langsam erreichte seine Geduld ein Ende, sodass er ihm schließlich Decke und Kissen wegzog, um zumindest ein unzufriedenes Murren zu ernten. "Wenn du nicht sofort aufstehst, kitzle ich dich durch!" Träge wie er war, hatte Aki diese Warnung kaum wahrgenommen, öffnete benommen ein Auge und sah Yuki fragend an, während er versuchte, die Worte zu verarbeiten. Dies dauerte für den Geschmack des Japaners zu lange, sodass er seine Drohung sofort in die Tat umsetzte und Aki ein schallendes Gelächter entlockte. Diese Maßnahme erfüllte ihren Zweck bestens. Mit einer schnellen Bewegung fasste der Halbjapaner das rechte Handgelenk seines Freundes und versuchte sich zu befreien, doch Yuki reagierte sofort, drehte Akis linken Arm auf dessen Rücken. "Nicht vergessen: Ich mache auch Kampfsport." "Na und?" Akis Augen blitzten verstohlen auf. Im nächsten Moment hatte er Yuki mit seinem Bein umgerissen, sodass sie das Gleichgewicht verloren und vom Bett fielen. Diese Gelegenheit nutzte Aki, um sich zu befreien und fing nun selbst an, seinen Freund durchzukitzeln, welcher nicht weniger empfindlich war als er selbst. Doch auch Yuki lies dies nicht einfach über sich ergehen und versuchte, die Hände des Halbjapaners zu packen. Mit einer geschickten Bewegung befreite sich Aki und versuchte nun selbst wieder, Yuki festzunageln. So ging es einige Minuten hin und her, ohne dass eine Entscheidung gefällt wurde. Schließlich brach Yuki den kleinen Kampf ab und sie blieben nach Luft ringend auf dem Boden liegen; Yuki mit dem Rücken auf dem filzigen Teppich, Aki halb auf ihm. Der Japaner schloss die Augen und genoss den Augenblick in vollen Zügen, bis Aki schließlich aufstand und nach der Zeit sah. Es war kurz nach acht. Yuki hatte ihm am vergangenen Abend, als sie ihr Zimmer bezogen haben, die Dinge erzählt, welche der Fahrer bereits kurz nach Aufbruch erklärt hatte. Er wusste somit, dass ihm weniger als eine halbe Stunde zum Frühstücken blieb, und ließ nicht noch mehr Zeit unnötig verstreichen. Sein Frühstück wollte er in aller Ruhe genießen. Auch Yuki erhob sich, nahm eine Strähne aus seinem Gesicht und richtete seine Sachen. Dank der kleinen Rauferei sah er aus, als wäre er gerade erst aufgestanden. Aber es störte ihn nicht weiter. "Jetzt weiß ich, wie ich dich in Zukunft wach bekomme." Er musterte seinen Freund mit einem schelmischen Grinsen. "Beim nächsten Mal krieg ich dich!" "Das glaube ich aber nicht." Mit einem amüsierten Grinsen verschwand Aki im Bad. Der Speisesaal war voller Leute. Aki und Yuki hatten Mühe, freie Plätze zu finden, bis sie schließlich in einer entlegenen Ecke Hikawa entdeckten, der so mürrisch über seinem Essen saß, dass sich anscheinend niemand getraut hatte, ihm Gesellschaft zu leisten. "Guten Morgen, Sempai." "Guten Morgen, Hikawa-San." "...Morgen." Dies waren die einzigen Worte, die die drei miteinander wechselten. Dadurch, dass das Hotel voll belegt war, hatte man sich darauf geeinigt, dass Akis Sempai, der wie aus dem Nichts zu den Freunden gestoßen war, Yukis Zimmer bekam und der Japaner bei Aki wohnte. Wäre der Schwertmeister nicht Akis Sempai gewesen, hätte er niemals eine Chance gehabt, mit in dieses Hotel zu kommen, doch so hatte er das Recht, seinen Schüler zu begleiten, sodass man eine andere Lösung finden musste - welche Yuki natürlich sehr entgegen kam. Zurück im Hotelzimmer bereitete sich Aki durch Meditation auf das Bevorstehende vor. Er wusste nicht, was ihn erwarten würde, doch Sorgen halfen ihm nicht weiter. Ein ausgeglichenes Ki war äußerst wichtig, um unnötige Fehler zu vermeiden. Yuki saß am Fenster und betrachtete die überfüllte Straße hinter dem Hotel. Auch er war unruhig. Nicht nur, dass er ebenfalls nicht wusste, was nun auf seinen Freund zukam, er wurde das Gefühl nicht los, dass noch etwas anderes, sehr bedeutendes geschehen würde. ~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Ja, das war's schon wieder. Ich wollte das Kapitel eigentlich damit abschließen, aber dann wäre es noch ein ganzes Stück länger geworden und es wäre einfach zu viel gewesen. Diese Stelle hat sich ganz gut zum Unterbrechen geeignet und ich schätze, mit dem nächsten Teil wird das Kappi dann auch endlich abgeschlossen sein. Ich kann nicht sagen, wann ich das nächste Mal update. Ich hoffe natürlich, dass es nicht so lange dauert wie diesmal, aber da ich jetzt in die Kursstufe gekommen bin und sich der Schulstress demnach noch mal erhöht, wird zu meiner Faulheit in Zukunft noch der Zeitmangel dazukommen. In der Zwischenzeit könnt ihr ja "Bring me back to live" oder andere FFs von KeiraX lesen (falls ihr das nicht schon getan habt) und SilveryRaven schreibt auch einmalige FFs! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)