All Hellows Eve von Laito-Sakamaki (Ein zu perfektes Opfer) ================================================================================ Kapitel 2: Grüne Augen, rotes Haar ---------------------------------- War das real gewesen? Sie befand sich wirklich im Hauptgebäude der Schule und nicht mehr in der Turnhalle. Und auch wenn ihre Erinnerungen wirkten, wie als wäre sie gerade aus einem Traum hochgeschreckt, so wußte sie doch, sie waren real. Sie musste ihren schmerzenden Hals nicht erst berühren um zu wissen, dass er blutig war und dennoch tat sie es. Kurz legte ihre Hand sich auf ihre Haut und strich vorsichtig über die pochenden Stellen. Sie spürte das Blut bereits unter ihren Fingern und nahm die Hand langsam wieder zurück, um sie, leicht abwesend, anzustarren. Das war eine Menge Blut. Ayato war nicht zaghaft gewesen, in seinem Bestreben an ihr Blut zu gelangen. Auch sonst war er nicht gerade als zärtlich zu bezeichnen, wie ihre Handgelenke bewiesen, die sich leicht lila-blau verfärbt hatten, von seinen festen Umklammerungen. "Ein echter Vampir", murmelte Hikari vor sich hin, "Ich bin das Opfer eines echten Vampirs und das an All Hellos Eve! Hat das etwas zu bedeuten? Soll das ein Zeichen sein?" Sie erhob sich vom Boden und bereute das bereits in der nächsten Sekunde. Ein solcher Schwindel befiel sie, dass sie torkelnd Richtung Wand steuerte, um dort den Halt zu finden, um auf den Beinen bleiben zu können. "Wow", pustete sie, "Er hat mich ganz schön strapaziert..." Wie viel von ihrem Blut er wohl getrunken hatte? Bei diesem Gedanken bekam sie eine Gänsehaut. Ein wirklicher, echter Vampir, der wirklich Blut trank. Das war der absolute Wahnsinn. Das war genau das, was Ayato ihr versprochen hatte - eine einmalige Chance! Eine Chance, dieser Welt für immer zu entfliehen und sich eine gerechte Strafe für ihre Schuld aufzuerlegen. Eine ewig währende Strafe als Nahrungsquelle dieses Vampirs. Bei diesem Gedanken war dieses elektrisierende Kribbeln in ihrer Körpermitte wieder da und sofort mußte sie grinsen und ihre Wangen färbten sich rot. »Ob es am Ende wirklich eine Strafe ist, sei mal dahin gestellt«, dachte sie etwas beschämt. Allein der Gedanke an Ayato brachte dieses kribbelnde Gefühl und Tatsache war, dass sie einen Jungen niemals so sehr gewollt hatte, wie diesen Ayato. Als wäre er allein nur für sie gemacht, entsprach er ihren kühnsten Träumen und Wünschen und das er ein Vampir war, machte das Gesamtpaket nur noch verlockender. Ihre Knie hatten aufgehört zu zittern und sie hatte wieder Stabilität in ihren Beinen, also ging sie langsam zur Treppe, von der aus sie die Eingangstür im Blick hatte, wenn sie sich auf die obere Stufe setzte. Das tat sie und ließ die Tür nicht mehr aus den Augen. Sie konnte beinahe kaum erwarten, dass Ayato zurück kam, wodurch sich ihr die Frage aufwarf, warum er überhaupt verschwunden war. Angestrengt dachte sie nach und dann erinnerte sie sich auch. Es war ein zweiter Junge aufgetaucht - Raito, Ayato´s Bruder und der hatte noch von einem Reiji gesprochen. Wenn dieser Reiji auch ein Vampir war, dann waren es bereits drei Vampire. »Klar du dumme Nuss. Wenn es einen gibt, dann gibt es auch mehr von ihnen!«, schallt sie sich selbst »Und was, wenn es nicht Ayato ist, der hierher zurück kommt?« Was, wenn es sein Bruder Raito sein würde? Er schien sich öfter an den Mädchen gütlich zu tun, mit denen Ayato fertig war. Aber mit ihr war er nicht fertig. Ganz und gar nicht fertig. Eigentlich hatte er gerade erst richtig angefangen. "Er kommt ganz sicher zurück", sprach sie sich selbst die Sicherheit zu, denn wenn sie ehrlich war berfürchtete sie, dass er das nicht tat. »Und dann?« fragte sie sich. Kam Ayato nicht zurück, gab es keine Flucht aus dieser Welt und alles würde wieder auf sie herein stürzen. Wenn Ayato nicht zurück kam und auch sein Bruder nicht, dann würde diese Nacht doch nach ihrem ursprünglichen Plan enden müssen. Hikari hatte keine Angest davor. Viel mehr fürchtete sie, am Ende doch alles nur geträumt zu haben und diesen unglaublichen Rotschopf nie wieder zu sehen. Allein das Gefühl seiner berauschenden Bisse nie wieder zu erleben hätte schon ausgereicht, ihr Leben noch um ein vielfaches unerträglicher zu machen, als es das schon war. Er musste einfach zurück kommen. Als jedoch nach fast einer Stunde noch immer niemand auftauchte, sah Hikari ein, dass ihr Vampir nicht zurück kommen würde. Er war wirklich aus der Hölle gekommen. An All Hellos Eve war er den Abründen der Finsternis enstiegen, um ihr einen Blick in den Himmel zu gewähren und sie dann direkt in die Hölle zu stoßen. Eine weitere, kleine Bösartigkeit des ewig dauernden Kampfes, der sich Leben schimpfte. Gab es etwas, das den Seelenschmerz wirklich linderte dann nur, um ihn am Ende noch zu verschlimmern. So durfte es nicht weiter gehen! Entschlossen erhob Hikari sich und zog ihr Kleid zurecht. Sie nahm die künstlichen Zähne heraus und löste ihre aufwendige Zopffrisur. Kurz schüttelte sie ihr Haar und ging dann die Treppe hinunter zur Eingangstür. Kurz darauf umfing sie die kühle Nachtluft und die schaurig düstere Halloween Atmosphäre der großflächigen Dekoration des Schulfestes. Ohne es zu wollen hob sie ihre Hand und befühlte wieder die Wunden an ihrem Hals. "Wo bist du nur geblieben?" murmelte sie versonnen. Ihre Augen suchten zwischen den Schauergestalten, welche sich auf dem Gelände aufhielten, doch nirgends entdeckte sie ihren rothaarigen Vampir. Sogar in die Turnhalle ging sie nochmals, doch auch dort keine Spur von ihm. "Sieh es ein, Hikari, er ist weg", mahnte sie sich selbst, "Selbst die Wesen der Hölle wollen dich nicht!" Ihr Blick richtete sich in Richtung Meer, dann zur großen Turmuhr. Noch eine halbe Stunde bis Mitternach - genau die richtige Zeit für ihren Plan. Zielstrebig verließ sie das Schulgelände. Hinter dem Schultor empfing sie eine völlig andere Welt. Ab hier begann wieder die Welt der Menschen. Nichts wirkte düster oder schaurig. Moderne Einfamilienhäuser reihten sich aneinander, mit winzigen, gepflegten Rasenstreifen davor und meist großen Blumentöpfen links und rechts der Türen in denen die buntesten und größten Blüten miteinander konkurierten. Hier zu wohnen bedeutete bereits einen gewissen Wohlstand. Hikari sah Vororte wie diesen nur, weil die günstigsten Schulen nun einmal weit Außerhalb lagen und ihr langer Weg sie daher manchmal durch Gegenden führte, wo ein wirkliches Leben doch möglich zu sein schien. Wenn man genug Geld hatte natürlich. Schnell bog sie in eine kleine Gasse und verließ den Vorort Richtung Meer. Sie wollte nicht länger als nötig all die Fenster und Türen sehen, hinter denen glückliche Familien lebten, zusammen lachten und Spaß hatten. Sie wollte diese schmerzhaften Erinnerungen nicht mehr und diese quälende Gewissheit. Mit einem Mal war das alles wieder da und schmerzte so unglaublich, dass es selbst das kurze Abenteuer mit dem rothaarigen Vampir verblassen - und sie vergessen ließ, wie gut es sich angefühlt hatte. Viel zu lange war dieser Schmerz schon da gewesen, war ein Teil von ihr geworden, sodass ein kurzer Moment des Glücks darin einfach unterging. Wie ein Streichholz in der Dunkelheit. Es entflammt, wird kurz gleißend hell und erleuchtet dann alles - doch egal wie lang es brennt - danach wird es wieder finster... Hikari blieb kurz stehen, um durch zu atmen. Sie war beinahe schon eilig gelaufen und roch bereits die salzige Luft, doch der Blutverlust machte sich wieder deutlich bemerkbar. Es hatte sie mehr angestrengt als üblich, wenn sie diesen Weg ging. Nachdem sie zu Atem gekommen war ging sie langsam weiter und konnte ihn nach ein paar weiteren Schritten endlich sehen. Der große, einsame Baum, welcher direkt an den Klippen stand, war schon immer ihr Lieblingsplatz gewesen. Er war auch das einzige, was aus ihrem früheren Leben geblieben war, was sie aber dennoch nicht traurig machte. Sie liebte diesen uralten Baum. So oft hatte sie im Sommer in seinem Schatten gesessen, in die Ferne aufs Meer geschaut und sich weit weg geträumt, dass er ein Freund geworden war. Der einzige Freund, der immer zu ihr gestanden - und sich als einziger ihre Sorgen angehört hatte. Auch wenn sie es in ihren Erinnerungen immer so darstellte, um sich selbst zu täuschen, sie waren keine glückliche Familie gewesen. Ihre Eltern hatten sich nie geliebt und nur der Vorteile wegen geheiratet. Sowohl sie, alsauch ihre kleinen Zwillingsbrüder waren nicht die Kinder ihres Vaters und so hatte er sie auch immer behandelt. Ihre Mutter tauschte einen Kerl mit Geld gegen den nächsten mit mehr Geld und zog dabei nur die Zwillinge mit. Ihre wilde und freizüge Teenie Tochter erwähnte sie bei den meisten nichtmal. Hikari hatte früh gelernt, allein für sich zu sorgen und war auch früh erwachsen geworden. Eigentlich hatte sie nie wirklich eine Familie gehabt. Auch wenn sie ihre Brüder geliebt hatte und sie wirklich vermisste, ihre Mutter und ihren Pseudo Vater vermisste sie nicht. Wenn es um sie ging, war Hikari zu absolut keinem Gefühl fähig. Da war einfach nur Nichts und trotzdem waren sie in Hikari´s Erinnerungen immer eine glückliche Familie. Endlich hatte sie den alten Baum erreicht und lehnte sich seitlich gegen ihn. Nur einen Meter weiter vor fielen die Klippen über 40 Meter steil ab und das Donnern der Wellen, die unten gegen den Fels schlugen, grollte bis hier herauf. Hikari holte hörbar Luft und sog den salzigen Duft tief in ihre Lungen. Hier hatte sie sich schon immer etwas wohler gefühlt, als sonst irgendwo. Auch jetzt bekam sie ein wenig besser Luft, hatte weniger quälende Erinnerungen und fühlte sich wenigstens ein bißchen frei. Ohne jede Vorwarnung schlang sich von hinten ein Arm um ihren Körper und jemand lehnte sein Kinn auf ihre nackte Schulter. Noch bevor ihr ein erschreckter Aufschrei entweichen konnte, drang eine gefährlich verführerische Stimme seuselnd in ihre Ohren. "Warum bist du weg gelaufen, schönes Kind?" war es ganz sicher nicht Ayato´s Stimme, "Hast du denn keine Lust, auch mit mir ein wenig zu Spaß zu haben...?" Der Druck von ihrer Schulter verschwand und stattdessen bohrten sich zwei scharfe Zähne in ihr Fleisch. Hikari biss sich auf die Lippe, um ein Stöhnen zu unterdrücken und lehnte sich gegen den Körper hinter sich. "Mein Bruder hat Recht", seufzte es begeistert an ihrem Ohr, "Ich werde wirklich Freude an dir haben. Dein Blut ist erstklassig..." Sie wurde herum gedreht und blickte erneut in grüne Augen, die sie gierig fixierten. Es war Raito. "Und nicht nur dein Blut ist es...", seine blutigen Lippen verzogen sich zu einem schmutzigen Grinsen, "Du bist es auch..." "Wo ist Ayato-kun?" fragte Hikari leise, woraufhin ihr Gegenüber ein schnurrendes Geräusch machte. "Vermisst du ihn so sehr?" stichelte er deutlich, "Er ist nicht zurück gekommen, oder? Heisst, er hat dich längst vergessen..." Sofort erkannte er die Enttäuschung in ihren Augen und schnurrte wieder amüsiert. "Armes Kind", streute er weiter Salz in die Wunde, "Hat er dein Herz gebrochen, eh? Aber dafür bin ich doch jetzt hier und werde dich trösten. Ich bin sowieso viel besser als er. In allem!" Er leckte demonstrativ über ihren Hals und sie konnte nicht verhindern, dass auch er ihr erneut eine Gänsehaut verursachte. "Aber du bist du und nicht Ayato", schubste sie ihn von sich weg. Er stolperte jedoch nur wenig nach hinten und blieb nicht einmal einen Meter vor ihr lachend stehen. "Gegen ihn hast du dich nicht gewehrt", grinste er schief und stand sofort wieder direkt vor ihr, "Aber ich mag das. Anders wäre es langweilig..." Sekundenschnell drückte er sie an den Baum in ihrem Rücken und kam ihr so nahe, das ihre Nasenspitzen sich schon leicht berührten. "Ich habe gesehen, wie viel Lust in dir lauert", schnurrte er gefährlich, "Und ich will sie haben!" Er leckte wieder über ihren Hals und biss dann zu. "Bitte nicht, Raito", seufzte Hikari leise, "Ayato..." "Vergiss ihn! Du gehörst jetzt mir!" zischte der Rothaarige und biss, nahe ihrer Kehle, nochmals zu. Dann fingen seine Lippen an nach unten zu wandern, während er langsam in die Knie ging. Er zog das trägerlose Kleid einfach ein kleines Stück mit nach unten und grub seine Zähne dann langsam in den Ansatz ihrer linken Brust. Hikari stöhnte leise und biss sich erneut auf die Lippe. "Bitte Raito-kun", presste sie hervor und drückte sich fest an den Baum hinter sich, "Hör auf...bitte..." "Aber ich fang doch grad erst an, kleine Bitch", raunte er atemlos und berauscht von ihrem Blut, "Ich will, was mein Bruder hatte, also gib es mir..." "Aber ich will das nicht", presste sie hervor, "...bitte Raito-kun..." "Du sagst nein, doch dein Körper sagt etwas anderes...", schnurrte er, hob ihr Bein an und schob ihr Kleid hoch, "Er verzehrt sich beinahe nach meinen Fängen..." Und während seine Lippen langsam von ihrem Knie, an der Innenseite ihres Schenkels aufwärts glitten, verlor Hikari fast ihren Verstand. "Er verzehrt sich nach meinen Berührungen...", hauchte Raito und biss zu. Hikari stöhnte auf, ihre zitternden Finger stießen ihm den Hut vom Kopf und klammerten sich in sein Haar. Sie versuchte so zu verhindern, dass seine Lippen noch höher wanderten, doch das hatte er scheinbar gar nicht vor. Er richtete sich wieder auf und sah ihr lüstern in die Augen. "Und er verzehrt sich nach mir..." Ohne Vorwarnung küsste er sie heißblütig und sie hatte kaum eine andere Wahl, als es geschehen zu lassen. »Was ist nur los mit mir?«, schoss es ihr siedendheiss durch den Kopf, »Warum reagiere ich auch auf ihn so stark?" Raito´s Hände wandetern an ihren Seiten abwärts, griffen in das weiche Samt ihres Kleides und zogen es immer weiter hoch, bis er mit den Händen darunter gleiten konnte. Seine Finger glitten seitlich in ihren Slip und schoben ihn langsam hinunter. Hikari seufzte erstickt, da seine Lippen ihre noch immer versiegelten. Sie spürte, dass er kurz grinste und dann hatte er ihr Höschen so weit hinunter geschoben, dass es von selbst bis auf ihre Knöchel rutschte. Sie konnte wieder spüren, wie er grinste und dann löste er sich etwas von ihren Lippen. "Sag das du mich willst", raunte er erregt, "Sag mir, wie sehr dein Körper darauf wartet, dass ich ihn mir nehme..." Er setzte seine Zunge genau zwischen ihren Brüsten an und ließ sie langsam aufwärts gleiten. "Bitte...", brachte Hikari nur schwer atmend hervor, "Ich halte es...nicht mehr aus..." Wieder fühlte sie sich blitzschnell herum gedreht und dann leicht nach vorn gegen den Baum gedrückt. Er war dicht hinter ihr, hielt sie mit seinem Körper gegen den Baum gedrückt und sie spürte seinen heißen Atem Richtung Nacken in ihrer Halsbeuge. "Du hälst es nicht mehr aus?" gurrte er wieder so gefährlich lockend, "Du bist wirklich eine Bitch-chan. So schön schmutzig." Er lachte amüsiert. "Bitte Raito-kun", seufzte Hikari leise, "Hör auf...!" Sein Lachen wurde kurz lauter. "Aufhören?" gluckste er belustigt. Er drückte sich noch fester an sie und berührte mit seinen Lippen schon beinahe ihr Ohr. Sein Lachen war verstummt und seine Stimme ein Gänsehaut verursachendes, sündiges Wispern. "Dein Verstand sagt nein, doch dein Körper schreit ja..." Er küsste sie in die Halsbeuge und setzte leicht seine Zähne an ihre Haut. Sie holte hörbar Luft und hielt angespannt den Atem an in Erwartung des folgenden Bisses. "Streitest du noch immer ab?" raunte er siegessicher in ihr Ohr, "Du sehnst dich nach meinem Biss und nach der Erregung, in welche er deinen Körper versetzt. Hör endlich auf, es zu leugnen!" Wieder setzte er seine Zähne an, biss aber nicht zu. Hikari seufzte gequält seinen Namen. "Bitte tu es endlich", flehte sie und biss sich wieder auf die Lippe. Mit einem Mal war Raito weg und Hikari frei. Nur langsam wurde sie sich dessen bewusst und drehte sich umständlich, um sich mit dem Rücken gegen den Baum zu lehnen. Was sie dann sah, ließ sie kurz zusammen zucken. "Ayato-kun...", murmelte sie. Er war zurück gekommen. Und er hatte seinen Bruder von ihr weg gezerrt. Wütend baute er sich vor ihm auf und knurrte ihn an. Seine Pupillen glühten und er wirkte wie ein wildes Tier direkt vor dem Angriff. Raito jedoch wirkte nicht weniger agressiv. "Ihr Blut ist besonders", knurrte Letzterer, "Du kannst sie nicht für dich allein haben! Wenn Reiji von ihr erfährt..." "Ist mir vollkommen egal", unterbrach Ayato ihn wütend, "Sie gehört mir und keiner von euch hat das Recht sie anzufassen!" "Ich bin deinen Egoismus so leid", murrte Raito zurück, "Du hast dich genauso an die Regeln zu halten, wie wir alle! Und darum nehme ich mir jetzt ihr Blut!" Er drehte sich in Hikari´s Richtung, doch Ayato zerrte ihn zurück und hielt ihn fest. Hikari zuckte zusammen und schluckte. Die beiden kämpften um sie. Zwei Vampire, die Brüder waren und sie gingen aufeinander los, weil beide sie für sich haben wollten. Sie fasste sich an den Hals und ließ gleich wieder los, denn jede Berührung schmerzte und langsam wurde ihr klar, es würde ganz sicher zu einer ewigen Strafe werden, wenn einer von beiden sie wirklich für sich beanspruchte. Jede Nacht würde er sie immer wieder beißen, sie schwächen und benutzen wie er es wollte, denn ihre Reaktion auf einen Biss war geradezu eine Einladung für ihn. Das war ihr nun klar, nach dem Zwischenfall mit Raito. Auch seine Bisse hatten gewirkt, wie die von Ayato und egal wie sehr sie sich auch dagegen gesträubt hatte, sie hatte ihn auch genauso gewollt. »Und da ist noch ein dritter Vampir«, schoss es ihr durch den Kopf, »Und wer weiss, wie viele es von denen noch gibt...« Jedem einzelnen wäre sie ausgeliefert, denn sie würde sich niemals wehren können. Ihr Blick wanderte nach rechts zur Klippe, dann wieder zu den kämpfenden Brüdern. »Dein Meister kommt zurück und nimmt dich mit hinab in die Hölle«, hallten Ayato´s Worte in ihrem Kopf. Ob es wirklich besser war ihm verfallen zu sein, als seinem Bruder Raito? Letzterer war definitiv gefährlich, dass strahlte er in jeder Sekunde aus, doch Ayato hatte das Gesicht eines Engels und die Gefahr, welche von ihm ausging, war gleichzeitig so unglaublich verlockend. Wahrscheinlich gerade weil er wie ein Engel aussah, denn seine Worte und Taten hatten immer betont, dass er ein Teufel war. Das machte ihn im Grunde noch gefährlicher als Raito, denn bei dem rechnete man direkt mit etwas Bösem - selbst wenn er lächelte. Wenn Ayato lächelte, sah er aus wie ein Engel - doch er war böse. Ihr Blick wanderte wieder zu der Klippe. Wollte sie wirklich heraus finden, wie böse er war? Nochmals sah sie zu den beiden Brüdern, die sich wie Raubtiere umkreisten, sich wüste Drohungen zuknurrten und immer wieder versuchten, den anderen zu erwischen. Nein! Sie wollte nicht abwarten, bis einer von beiden gewann und es da weiter ging, vor er von seinem Bruder unterbrochen worden war. Stattdessen war sie es, die nun dort weitermachen würde, wo Ayato ihren Plan plötzlich zweitrangig gemacht hatte. Diese Nacht war schon lange geplant gewesen und Millionen mal durchdacht. Sie hatte ihre Entscheidung nicht leichtfertig getroffen und sie war hierher gekommen, um es zu vollenden. An All Hellos Eve um Mitternacht wollte sie Abschied nehmen von ihrem einzigen Freund und sich unter seinen Ästen von der Klippe stürzen. Nie wieder Denken und Fühlen. Endlich frei sein... Langsam setzte sie einen Fuß vor den anderen und näherte sich der Klippe. Das Gefauche der beiden Vampire nahm sie nicht mehr wahr und auch sonst nichts um sich herum. Nur noch den Wind und das Meer. Während der Wind sie umschmeichelte und sanft zur Klippe geleitete, rief das Meer ungeduldig nach ihr und wartete auf sie. Der knappe Meter bis an den Rand war schnell überbrückt und Hikari sah in die Tiefe. Trotz Dunkelheit sah sie ganz weit unten die weisse Gischt aufpeitschen, wenn die Wellen gegen die Felsen schlugen, so hell strahlte der Mond. Ihre Augen wurden glasig, ihr Blick immer abwesender und schließlich begann sie zu schwanken. »Du hast es gleich geschafft...«, hörte sie das Rauschen des Meeres flüstern, »Nur noch ein Schritt...« Und sie machte ihn. »Ich falle...ich hab es geschafft...«, kam ihr ein letzter, klarer Gedanke, als sie langsam vorn über kippte. Sie schloss die Augen und spürte im nächsten Augenblick etwas kaltes an ihrem Handgelenk und einen schmerzhaften Ruck. "Was...?" wurde sie zurück gerissen und landete fest an einen kühlen Körper gepresst. "Ayato-kun...", kam es leise über ihre Lippen, noch bevor sie zu ihm aufsah. Sie hatte seinen Duft sofort erkannt und als sie seinem Blick begegnete lief ihr ein Schauer den Rücken hinab. Seine giftgrünen Augen funkelten und er sah irgendwie genervt aus. "Hast du schon vergessen, dass du mir gehörst?" raunte er ihr entgegen, "Sich einfach von der Klippe stürzen und sterben wollen...glaubst du, das lasse ich zu? Darum hat dein Duft schon auf solche Entfernung so sehr gelockt - du wünscht dir den Tod." Hikari antwortete nicht, sah ihm nur weiter in die Augen und nickte leicht. Er fing an zu grinsen, wobei er deutlich seine Zähne zeigte und lehnte sich ganz dicht an ihr Ohr. "Damit gehörst du endgültig mir...", schnurrte er, "Jetzt gibt es kein Zurück mehr, denn ich werde dich mit mir in die Hölle nehmen und du wirst leben..." Er packte sie blitzschnell und warf sie über seine Schulter. "Was fällt dir ein?" protestierte sie, "Lass mich sofort runter!" Ayato lachte amüsiert. "Wehr dich ruhig. Es wird dir nichts nutzen", hörte sie ihn sagen, "Du hast dein Leben weg geworfen und jetzt gehört es mir! Wollen doch mal sehen, ob du in einem Haus mit mir und meinen fünf Brüdern die Kreaturen der Hölle nicht zu fürchten lernst." "Fünf??" rief Hikari entsetzt und er lachte wieder. »Verdammt, sechs Vampire und er bringt mich mitten unter sie«, fing ihr Herz an zu rasen, »Ich bin geliefert... Wenn alle so auf mich wirken wie Ayato und Raito, dann gute Nacht...« "Hmhh...Angst...?", hörte sie ihn belustigt schnurren, "Wird auch langsam Zeit." "Warum machst du das?" fragte sie, "Nimmst du immer einfach Mädchen mit zu dir heim und machst sie zu deinem Besitz? Sind Vampire so?" "Eigentlich hole ich mir nur ihr Blut und verschwinde dann wieder", antwortete er und sie hörte beinahe, wie er dabei grinste, "Sie überstehen den Biss gut und leben ihre Leben weiter. Aber du hast kein Leben mehr. Du bist über die Klippe gegangen." "Aber du hast mich festgehalten", mukierte Hikari sich, "Ich bin nicht gefallen und nicht gestorben!" "Und genau darum gehörst du jetzt mir", lachte er, "Für immer!" "Weil du mein Leben gerettet hast?" schnappte sie nach Luft, "Was ist das für eine Logik?" "Meine Logik", lachte er, "Und jetzt halt endlich still. Dieses Gezappel nervt und hilft dir kein bißchen weiter!" "Es ist absolut entwürdigend, auf solche Weise getragen zu werden", piekte sie ihm mit dem Finger in die Seite, "Und ich soll auch noch still halten?!" "Entwürdigend?" lachte er und blieb stehen. Er umfasste ihre Taille und setzte sie vor sich auf dem Boden ab um ihr direkt in die Augen zu sehen. "So etwas wie Würde bestitzt du ab heute nicht mehr", hauchte er fast bedrohlich, "Du bist nichts weiter als ein kleines, menschliches Spielzeug im Haus der Sakamaki. Ein Opfer für mich und meine fünf Brüder und alles, was dich noch zu interessieren hat, ist mein Wohl! Du hast keine Würde, kleines Mädchen, du hast nur mich!" Hikari schluckte und konnte ihren Blick nicht von ihm abwenden. »Ich sollte Angst vor ihm haben«, hatte sie keinerlei Zweifel, »Warum verflucht klingt aus seinem Mund selbst die Hölle nach Paradies?« "Bereit meine Brüder kennen zu lernen?" grinste ihr Gegenüber beinahe schadenfroh und sofort zuckte Hikari zusammen. Sie folgte seinem Blick, drehte sich herum und sah sich vor einem riesigen Gebäude. "Das ist ja fast schon ein Schloss", brachte sie fassungslos hervor, "Hier lebst du?" "Was man so Leben nennt", zuckte er lakonisch mit den Achseln, "Das ist ab jetzt auch dein zu Hause. Du wirst dieses Haus nie wieder verlassen, solange du lebst!" Er griff nach ihrem Arm und zog sie hinter sich her zur Eingangstür. Nachdem er diese geöffnet hatte, blickte er Hikari nochmal kurz an und grinste teuflisch. "Die, welche ihr durch dieses Tor schreitet, lasset alle Hoffnungen fahren...", schnurrte er gefährlich. Er trat ins Haus, doch nach nur einem Schritt blieb er wieder stehen, da Hikari sich nicht mitziehen ließ. Er drehte sich zu ihr um und sah sie kühl an. "Diese Worte stehen über dem Tor zur Hölle", hauchte sie eingeschüchtert und er nickte, "Wenn du über diese Schwelle trittst, ist dein Weg zu Ende, denn du bist in der Hölle angekommen..." Hikari schluckte, sah kurz zurück, dann wieder Ayato an. "Denk nicht, du hättest noch eine Wahl", lächelte er beinahe und wirkte dennoch gerade unglaublich gefährlich, "Mit dem ersten Tropfen deines Blutes war dein Schicksal besiegelt!" Mit einem Ruck zerrte er sie über die Türschwelle ins Haus, sodass Hikari erschreckt aufschrie, als sie in seinen Armen landete. Einen kurzen Augenblick lang versuchte sie beinahe, Schutz in dieser Umarmung zu finden, als rechnete sie damit, das augenblicklich die Hölle los ging. Erst als sie sein amüsiertes Lachen hörte, entspannte sie sich und sah ihn an. "Du bist lustig", bekam er sich gar nicht ein, "Erst sagst du, du fürchtest die Kreaturen der Hölle nicht und dann klammerst du dich an mich wie ein kleines Mädchen! Womit hast du gerechnet? Das alle meine Brüder dich direkt anspringen, wenn du das Haus betrittst? Glaubst du etwa, sie alle haben nur auf dich gewartet? Wie eingebildet von dir!" Sie löste sich aus seinen Armen und trat einen Schritt zurück. Der Blick, mit welchem sie ihn ansah, brachte Ayato erneut dazu amüsiert zu lachen. "Endlich scheinst du zu begreifen", schnurrte er dann zufrieden, trat direkt vor sie und hielt ihr Kinn so fest, dass sie ihm in die Augen sehen musste, "Die Angst, welche sich jetzt in deine Augen schleicht ist genau das, was ich sehen wollte. Ich werde sie ins Unendliche wachsen lassen..." Er lehnte sich zu ihrem Hals, bis sie seinen Atem auf ihrer Haut spüren konnte und sofort bekam sie wieder eine Gänsehaut. "Was stimmt mit dir nicht?" flüstetrte er leise, "Ich weiss, du hast Angst und dennoch scheinst du meinen Biss beinahe zu ersehnen..." Er strich langsam mit der Zunge über ihren Hals und Hikari biss sich sofort wieder auf die Lippe, um ein Seufzen zu unterdrücken. Ganz gelang ihr das jedoch nicht, woraufhin er den Kopf wieder etwas hob und sie fragend ansah. "Du willst es wirklich", stellte er fest, "Du hast Angst davor, aber es macht dich an..." Wieder schlich sich dieses dibolische Grinsen auf seine Lippen und seine Augen funkelten. "Wir werden eine Menge Spaß zusammen haben", raunte er lauernd, "Du bist mir absolut ausgeliefert!" Er neigte den Kopf und Hikari schloss die Augen, noch bevor sie den Biss spürte und nur mit Mühe ein Stöhnen unterdrückte. Ihr Kopf schrie beinahe, dass sie ihn von sich stoßen sollte, doch ihre Arme gehorchten ihr nicht. "Dein Blut wird mit jedem Biss besser", erklang seine atemlose Stimme völlig berauscht, "Als wollte es mich verlocken immer wieder zu zu beißen..." Die scharfen Fänge bohrten sich in ihre Schulter und Hikari seufzte leise Ayato´s Namen. Seine Arme schlangen sich um ihren Körper und er zog sie so fest an sich, dass er sie damit bewegungsunfähig machte und es sogar schon schmerzte. Trotz des Schmerzes jedoch wollte sie um keinen Preis, dass er aufhörte. "Du kannst unmöglich nur ein wertloser Mensch sein", keuchte er begeistert, "In all den Jahren ist mir nie ein solches Blut begegnet." Wieder biss er zu und drängte Hikari an gegen eine roße Säule. Sein Blick machte ihr zum ersten Mal wirklich Angst und sein Gesicht wirkte plötzlich gar nicht mehr, wie das eines Engels. Jetzt erkannte sie den Teufel in ihm, sah deutlich das Böse, dass er so verheißungsvoll versprochen hatte und dem sie nun hilflos ausgeliefert war. Wie ein eiskalter Killer ohne jeden klaren Verstand sah er sie gierig an und grinste wölfisch. All das jedoch verschwand sofort, als eine, Hikari bereits bekannte, Stimme erklang. "Du hast sie tatsächlich hergebracht?" hörten sie Raito´s Lachen, "Alle Achtung. So viel Bruderliebe von dir hat niemand erwartet!" Ayato fuhr zu ihm herum und blitzte ihn an. "Ich habe das nicht euretwegen getan", murrte er, "Aber ich kann nicht riskieren, dass ein anderer sie bekommt!" Raito lachte kieksend und ging dann wieder in sein übliches Schnurren über. "Dann sind wir also das kleinere Übel für dich", war er hörbar amüsiert, "Lieber teilst du sie mit deinen Brüdern, als sie aus den Augen zu lassen. Deine Gier ist wirklich unübertrefflich. Aber mir soll es egal sein - solange du sie teilst..." Er war direkt vor seinen Bruder getreten und sah ihm herausfordernd in die Augen. »Bitte tu das nicht, Ayato-kun«, flehte alles in Hikari und zuerst machte es auch nicht den Eindruck, dass dieser seinen Bruder an sich vorbei lassen würde. Sein Gesichtsausdruck war absolut eisig und sein Blick durchbohrte Raito regelrecht, als würde er ihn jeden Moment wieder anspringen. Dann jedoch entspannte er sich und trat beiseite. Sofort grinste sein Bruder frech und schnurrte zufrieden. "Siehst du Bitch-chan?" trat er grinsend an sie heran, "Es gibt kein Entkommen für dich. Vor keinem von uns!" Er wollte nach ihr greifen, doch sie wich aus und stolperte zur Seite, woraufhin er erst sehr erstaunt aussah und dann, schon fast irre, lachte. Amüsiert sah er Hikari an. "Komm mir nicht zu nahe!" drohte sie ihm. Sie atmete schnell und zitterte leicht. Ihre Haltung verriet, dass sie bereit war los zu laufen und sich eindeutig fühlte, wie eine Maus in der Falle. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)