Klassenfahrt von Mestchen ================================================================================ Kapitel 3: Ankunft ------------------ Mit etwas Verspätung kam der Bus um kurz nach dreizehn Uhr in Tian Ci Lv You Du Jia Cun an. Für die Schüler waren kleine Holzblockhäuser für jeweils vier Personen reserviert. Die Zusammenstellung hatte vor der Reise stattgefunden und so waren Takeru und Daisuke mit Satoshi und Yuuto in einem Haus zugeteilt worden. Die vier jungen Männer hatten bisher wenig miteinander zu tun gehabt, auch wenn sie gemeinsam in eine Klasse gingen. Hikari und Hitomi teilten sich mit Yuna und Momoko aus ihrer Klasse eine Hütte. Die gemieteten Holzblockhütten sahen alle gleich aus. Sie verfügten alle über eine kleine überdachte Terrasse. In den Hütten selbst gab es einen schmalen Flur in L-Form. Ging man durch die Eingangstüre hinein, stand man direkt in diesem Flur. Nach rechts ging es durch eine schmale Tür hinein in eines von zwei Schlafzimmern. Gegenüber der Haustür befand sich das zweite Schlafzimmer. Die beiden Zimmer waren sich von der Aufteilung sehr ähnlich: Im Zimmer stand ein ein Meter vierzig breites Bett für zwei Personen. Über dem Bett hinweg war Platz für Kleidung, rechts und links davon befanden sich schmale Kleiderschränke für Kleidung, die auf Bügel gehängt werden sollten. Verließ man das erste Schlafzimmer, ging eine Tür in einen ebenfalls kleinen, schmalen Raum mit Waschbecken und Toilette ab. Im Raum daneben befanden sich die Dusche und ein weiteres Waschbecken. Der Flur mündet im Wohn- und Essbereich. Rechts befand sich eine kleine Küchenzeile, links eine Bank mit einem Tisch mit Platz für vier Personen. Am Ende der Hütte befand sich eine verhältnismäßig großzügige Wohnlandschaft. Wirklich begeistert war wohl kein Schüler der Oberschule Odaiba, das Bett mit einem anderen zu teilen. Takeru und Daisuke teilten sich das Zimmer rechts neben dem Eingang. Während der Blonde seinen Koffer ordentlich ausräumte, verbrachte Daisuke die Zeit damit, mit verschränkten Armen auf dem Bett zu liegen. Nachdem Takeru fertig war, schob er seinen Koffer unter das Bett. „Was hast du vor?“, fragte der Igelkopf seinen Zimmergenossen, als dieser das Zimmer verließ. „Wir treffen uns erst in eineinhalb Stunden. Ich sehe mir mal die Gegend an. Möchtest du mitkommen?“ „Meinst du nicht, dass wir gleich noch lang genug auf den Beinen sein werden?“ Takeru zuckte mit den Achseln und ging. Gemeinsam mit Hitomi bewohnte Hikari das Schlafzimmer gegenüber der Eingangstür. Die beiden Frauen hatten zuerst das Fenster geöffnet und machten sich dann daran, ihre Koffer auszuräumen. „Ihr versteht euch doch so gut!“, argumentierte Hitomi. „Ihr versteht euch blind. Da wird fast jedes lang verheiratete Ehepaar neidisch.“ Die Braunhaarige schüttelte genervt den Kopf. „Wir sind nur beste Freunde. Nur weil wir beide Single sind und unterschiedliche Geschlechter haben, müssen wir doch kein Liebespaar sein. Ich mag T.K. als Freund. Mehr ist da nicht.“ Hikari war bewusst, dass sie log. Aber durch ihre Lüge konnte ihre langjährige Freundschaft zu ihrem besten Freund bestehen bleiben. Sie war sich sicher, dass Takeru in ihr nichts anderes sah, als eine gute Freundin. Hitomi mache die Kleiderschranktür zu und sah zu ihrer Freundin, die ihr gerade den Rücken zugedreht hat. „Wenn du nicht in T.K. verliebt bist, warum haben deine Beziehungen nie wirklich lange gehalten? Was war das höchste? Drei Wochen? Ist dir aufgefallen, dass selbst dein bester Freund nie länger mit einem Mädchen zusammen war als einen Monat? Meinst du nicht, dass es daran liegen könnte, dass ihr beide jeweils einen Partner gesucht habt, der so ist wie euer bester Freund? Und diese Ernüchterung nach den ersten Schmetterlingen im Bauch eintraf?“ Die Braunhaarige biss sich auf die Unterlippe. Zum Glück konnte das ihre Zimmergenossin gerade nicht sehen. Sie entschied sich, dass Angriff die beste Verteidigung war. „Meinst du nicht, dass du genug eigene Probleme hast? Du stehst schon über ein halbes Jahr auf Davis und hast da auch noch nichts weiter unternommen. Davis ist ein guter Freund von mir und ich bezweifle, dass er den ersten Schritt machen wird.“ Die Mundwinkel der Schwarzhaarigen zucken nach oben. „Vielleicht trifft dies aber auch bei T.K. und dir zu: Du musst den ersten Schritt machen.“ „Und wie soll ich das bitte anstellen?“, verriet Hikari sich. Sie merkte es im selben Moment und schlug die Hand vor dem Mund, während ihr die Röte ins Gesicht schoss. „Wann seid ihr das nächste Mal wieder alleine?“ Hikari zog ihre Stirn kraus. „So wie ich T.K. kenne, wird er wohl noch vor dem Treffen hier vorbeikommen. Ansonsten gehen wir morgen früh gemeinsam joggen.“ „Joggen ... Sehr romantisch“, stellte Hitomi trocken fest. „Das war aber ein kurzer Ausflug“, stellte Daisuke fest, als Takeru nach gerade einmal zehn Minuten Abwesenheit wieder in der Blockhütte angekommen war. „Ich habe es mir anders überlegt“, grummelte dieser und wünschte sich, einen Raum für sich alleine zu haben. Um drei Uhr hatten sich die Schüler der Odaiba Oberschule im Hauptgebäude eingefunden. Dieser Raum war auch für das Frühstück reserviert. Die drei Klassenlehrer Herr Hidoku, Frau Suzuki und Herr Watanabe baten die Schülermenge um Ruhe. „Es wird gleich eine Rallye stattfinden. Dabei werden Dreierteams ausgelost, welche aus je einem Schüler oder einer Schülerin aus den einzelnen Klassen besteht“, begann Herr Watanabe und sah in die unglücklichen Gesichter seiner Schüler. „Der Grund, dass wir die Teams auf diese Art auswählen ist folgender: In einem dreiviertel Jahr werden Sie die Schule verlassen. Einige von Ihnen werden eine Ausbildung beginnen, andere haben sich erfolgreich an einer Universität eingeschrieben und beginnen mit Ihrem Studium. Egal für welchen Weg Sie sich hierbei entscheiden: Sie werden in jeder Lebenssituation lernen müssen, mit anderen – Ihnen fremden Menschen – arbeiten zu müssen. Sie kennen sich teilweise schon vom Sehen, durch Clubs und weiteren Angeboten der Schule schon über zwei Jahre. Viele von Ihnen sind direkt von der Odaiba Mittelschule auf die Oberschule gewechselt und so kennen Sie sich schon fast fünf Jahre. Nutzen Sie die Gelegenheit und lernen Sie Ihre Mitschüler aus den anderen Klassen besser kennen.“ Einige Schüler applaudierten höflich, andere tuschelten. „Es gibt insgesamt fünf unterschiedliche Routen“, fuhr Herr Hidoku fort und löste seinen Kollegen ab. „Es gibt insgesamt dreißig Teams, die wir gleich auslosen werden. Dabei wird auch die Route und die Startzeit verlost. Die Teams starten in einer Viertelstunden-Takt. Die Rallye ist auf zwei Stunden ausgelegt. Bringen Sie bei der Rückkehr auf dem Platz Ihre Ergebnisse mit. Danach haben Sie für den restlichen Tag frei und wir sehen Sie morgen früh pünktlich zum Frühstück.“ Die schlechte Laune von Takeru war Hikari nicht entgangen. Sie nahm an, dass irgendetwas vorgefallen war, worüber er noch nicht mit ihr sprechen wollte. Takeru war in der Pause nicht vorbei gekommen. Erst als sie sich mit ihren Hausgenossinnen auf dem Weg zum Hauptgebäude gemacht hatte, trafen sie auf die vier jungen Männer. Während die Laune des Blonden immer mehr in den Keller rutschte, strahlte Daisuke immer mehr. Er war von der Idee ganz angetan. Es wurden die Starter der ersten zehn Gruppen aufgerufen. Die Gruppen selbst wurden erst kurz vor dem Start bekannt gegeben. Die Schüler, die noch warten mussten, unterhielten sich lässig. „... und Takaishi.“ Der Angesprochene zuckte zusammen. Er hatte nicht damit gerechnet, gleich mit als erstes starten zu dürfen. Er ging hinüber und erblickte dann auch direkt seine Mitstreiter. Sosuke kannte er durch Daisuke. Sie spielten gemeinsam in der Schulfußballmannschaft. Auch Ayumi war seinem Rallye-Team zugewiesen worden. „Als Sportler sollten Sie es gewohnt sein, ein Teamplayer zu sein“, stellte Herr Watanabe bei der Zusammensetzung der Gruppe fest. „Aber sportlich zu sein reicht alleine nicht. Sie haben keinen Vorteil gegenüber den anderen Gruppen.“ „Das habe ich auch nicht erwartet“, erwiderte der Basketballkapitän ernst und nahm die Aufgabenstellung entgegen. Sie hatten die Route Nummer vier zugeteilt bekommen. Ihre Namen war bereits im vorgegebenen Feld eingetragen. „Hat der aber ein Glück!“, meinte Yuuto, als er seinen Hausgenossen mit den Augen verfolgte. „Mit der Hino wäre ich auch gerne in einer Gruppe gewesen!“ „Weiß einer von euch vielleicht, woher T.K.’s schlechte Laune herkommt?“, fragte Hikari nach, als der Betroffene nicht mehr in Hörweite war. „Ich würde sagen, er hat einen Korb bekommen.“ Daisuke zog die Stirn kraus und schüttelte bei der Aussage von Yuuto den Kopf. „Nein, davon hätte er mir erzählt“, sagte er bestimmend. In Hikari jedoch machten sich Zweifel breit. Ayumi und Sosuke hatten die Teamführung übernommen. Der größte Teil der Rallye schien aus Wegbeschreibungen zu bestehen. Im Anhang auf dem Klemmbrett gab es zur Orientierung eine Karte der Umgebung, in deren Raum die Rallye für das Team stattfand. Der Ferienpark war umgeben von einem großen Waldgebiet, sodass es nicht gerade einfach war, anhand der Karte den eigenen Standort zu lokalisieren. Das Team lief in Richtung Süden den Changbai Mountain entgegen. „Die Aussicht hier ist echt großartig!“, schwärmte die junge Frau und hakte sich auf einmal bei Takeru unter. Dieser war von der plötzlichen Nähe irritiert und ihm entging nicht, dass Sosuke dies gerade ziemlich missfiel. Um einen Streit zu entgehen, trennte er die Nähe gekonnt, wobei Ayumi beleidigt die Oberlippe nach vorne zog. „Das stimmt. Die Natur vor Ort ist wirklich sehr schön. Sehr ruhig im Vergleich zu Tokio“, pflichtete der Blonde bei. „Eher total langweilig“, maulte der Fußballspieler. „Das hat wohl etwas mit persönlichen Vorlieben zu tun.“ Takeru zuckte mit den Achseln. „Wenn du es hier so schön findest, warum wohnst du dann mitten in einer Großstadt?“ Sosuke war eindeutig auf Streit ausgelegt, worauf sich Takeru gerade einlassen wollte, doch Ayumi mischte sich ein. „Jungs, jetzt beruhigt euch wieder! Wir sind ein Team und müssen zusammenhalten. Außerdem möchte ich, dass wir gewinnen.“ Sie nahm Sosuke das Klemmbrett aus den Händen. „Lasst uns schon mal, während wir zum ersten Ziel laufen, mit den theoretischen Fragen anfangen. Hier ist direkt eine: Mit einem Drei-Liter- und einem Fünf-Liter-Eimer, beide ohne Maßeinteilung, sollen genau vier Liter geschöpft werden. Beschreiben Sie den Vorgang, um vier Liter abzumessen. Hmm ...“ Sosuke verschränkte seine Arme hinter den Kopf und sah dabei in die Richtung des Berges. „Das soll gehen?“ „Ja“, antworteten Takeru und Ayumi. „Die Frage dabei ist nur, wie?“ Nachdenklich sah die Schwarzhaarige auf das Papier. „Wenn wir den Fünf-Liter-Eimer auffüllen und davon drei Liter in den anderen Eimer gießen, haben wir in dem großen Eimer schon mal zwei Liter“, dachte der Blonde laut. „Das ist kein schlechter Anfang. Wir kippen dann die drei Liter weg und die restlichen zwei Liter können wir dann in den kleinen Eimer füllen.“ Ayumi sah nachdenklich zu dem Blonden. Dessen Laune heiterte sich auf. „Dann haben wir ja auch schon direkt die Lösung“, strahlte er, während Sosuke nicht verstand, was die beiden für Gedankengänge teilten. „Den Fünf-Liter-Eimer füllen wir auf. Ein Liter passt noch in den Drei-Liter-Eimer. So sind in dem großen Eimer genau vier Liter enthalten.“ „Genau. Und den Drei-Liter-Eimer sollten wir zu Ende noch auskippen.“ Sie nickte zufrieden. „Gut, das schreibe ich auf.“ Kurz darauf erreichten sie ein Schild. Sie hatten ihre erste Station der Rallye erreicht. „Entscheiden Sie sich für einen Gruppennamen. Tragen Sie diesen auf der Liste und auf Ihrem Laufzettel ein.“ Eine Liste mit Gruppennamen für sechs Teams war unter der Aufgabenstellung vorbereitet. Sie waren das erste Team, welches diesen Ort erreicht hatte und sie hatten damit freie Auswahl, wobei es sich auch so schwierig gestaltete, einen Namen zu finden. Am Ende schlug Sosuke den Gruppennamen ‚Error 404: Gruppe nicht gefunden’ vor, auf welchen sich die Gruppe sich einigte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)