Klassenfahrt von Mestchen ================================================================================ Kapitel 2: Fährfahrt über das japanischen Meer ---------------------------------------------- Der Himmel verfärbte sich langsam rot. Der Bus war bereits zweieinhalb Stunden in den Straßen von Japan unterwegs und näherte sich langsam Jōetsu. Von dort aus ging es über die Nacht mit einer Fähre nach Songbong in Nordkorea und um dann nach Tian Ci Lv You Du Jia Cun in China zu fahren. Hikari, Hitomi, Daisuke und Takeru nutzen die Zeit und lösten Ja-Nein-Rätsel. „Shinji putzte sich die Zähne, macht das Licht aus und ging ins Bett. Durch seinen Fehler starben in der Nacht mehrere Menschen“, gab Takeru als Rätsel auf. „Es hat etwas mit den drei Aktionen von Shinji zu tun, dass die Menschen sterben?“, fragte Hikari nachdenklich nach. „Ja.“ „Das macht doch keinen Sinn“, schimpfte Daisuke. „Das ist doch alltäglich. Jeder Mensch putzt sich die Zähne und macht das Licht aus, um danach ins Bett zu gehen.“ „Ist das wirklich so?“, hinterfragte nun Hitomi. „Nein“, kam es von Takeru. „Natürlich nicht. Es gibt einige, die putzen sich nicht die Zähne oder schlafen mit angeschaltetem Licht.“ Daisuke verschränkte die Arme. Ihm lag das Spiel so gar nicht. „Ist Shinji ein Kind?“, fragte Hikari nun nach. „Nein.“ „Hat die Lösung etwas mit dem Zähneputzen zu tun?“ Hikari sah nachdenklich auf die Kopfstütze vor sich. „Nein.“ „Hätte das Licht nicht ausgeschaltet werden dürfen?“, machte nun auch Daisuke mit. „Ja.“ Daisuke lehnte sich zufrieden in den Sitz. Auch wenn er immer noch keinen Sinn hinter dem Licht sah. „Wie kann das Licht denn den Tod mehrerer Menschen verhindern?“, fragte Hitomi die anderen beiden Mitratenden. „Schläft er etwa beim Autofahren ein?“, fragte der Igelkopf entsetzt. Takeru schüttelte nur den Kopf zur Antwort. Die Gedankengänge der drei belustigten ihn ein wenig. „Das Meer“, flüsterte die Braunhaarige. „Sie sind ertrunken“, schlussfolgerte sie. „Ja.“ Daisuke legte seinen Kopf schief. Meer? Ertrinken? „Er hat das Licht vom Leuchtturm ausgemacht?“, fragte Hikari. Takeru lächelte. „Ja.“ „Das ist doch makaber.“ Daisuke schüttelte den Kopf. „Dann stell doch ein Rätsel, welches nicht makaber ist“, schlug die Braunhaarige zwei Sitzplätze weiter vor. „Aber du bist doch nun an der Reihe, ein Rätsel zu stellen.“ „Das ist mir egal. Wenn du eines stellen möchtest, kannst du das gerne tun.“ Daisuke überlegte eine Weile. „Okay. Ich habe es: Sie kann es kaum erwarten, etwas endlich in der Hand zu halten. Als sie dieses etwas bekommt, will sie es sofort wieder loswerden. Worum handelt es sich bei diesem etwas?“ Dem Igelkopf bereitete es deutlich mehr Spaß, die Rätsel zu stellen. Nachdem Hitomi das Rätsel gelöst hatte – es handelte sich hierbei um einen Staffelstab – hörten sie auf zu spielen. Sie waren nun am Fährhafen angekommen und konnten direkt auf die seegehende Autofähre fahren, wo Herr Yamamoto auf seinen Stellplatz eingewiesen wurde. „Ist das groß!“, stellte Daisuke erstaunt fest, während er den Blick durch das Fenster über das Deck gleiten ließ. Frau Suzuki, die Klassenlehrerin der Klasse 3-2, ging ans Mikrofon. „Liebe Schülerinnen und Schüler, wir befinden uns nun auf der Fähre. Es stehen für Sie Kabinen zur Übernachtung bereit. Die Einteilung der Betten können Sie bei uns Klassenlehrern einsehen. Wir halten auch Ihre Zimmerkarten bereit. Bitten benehmen Sie sich höflich. Vielen Dank und eine gute Fahrt wünsche ich Ihnen.“ „Ich bin dafür, dass wir erstmal etwas essen!“, schlug der Igelkopf euphorisch vor. Takeru konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, genauso wenig konnte Hitomi ein Kichern unterdrücken. „Ich wäre dafür, dass wir erstmal unsere Kabinen aufsuchen und uns frisch machen. Danach können wir gerne etwas essen“, schlug die Lichtträgerin vor. Daisuke verschränkte beleidigt die Arme. „Okay, beeilt euch aber.“ Gemeinsam mit Takeru suchte der Igelkopf dann die Kabine. Sie hatten sich von den Mädchen getrennt, die in einem anderen Teil der Fähre ihre Kabine hatten. „Ich dachte immer, dass Fähren sehr klein sind“, gestand der Braunhaarige. „Die Fähren, die über einem Fluss oder einen See fahren, sind auch deutlich kleiner. Aber diese Fähre fährt ja nur einmal am Tag. Daher hat sie hohe Kapazitäten. Es können insgesamt zweihundertfünfzig Fahrzeuge mitgenommen werden und bis zu eintausendsiebenhundert Passagiere. Alleine die Besatzung auf dieser Fähre beträgt einhundertfünfzig Mann.“ Überrascht sah Daisuke den Blonden an. „Woher weißt du das denn schon wieder?“ „Es stand in der Broschüre.“ „Welche Broschüre?“ „Die in der Mappe war mit dem gesamten Informationsmaterialien unserer Klassenfahrt. Hast du da gar nicht hinein gesehen?“ Verlegen sah Daisuke weg. „Nur einmal kurz durchgeblättert“, gestand er und kratzte sich am Hinterkopf. Durch den guten Orientierungssinn von Takeru fanden sie sehr schnell die Kabine im Unterdeck. Bisher war keiner ihrer Klassenkameraden eingetroffen. Die Kabine war sehr eng. Rechts und links waren jeweils vier Betten übereinander. Ansonsten gab es nur den kleinen Gang zwischen den Betten, der zur Tür führte. Die beiden siebzehnjährigen legten ihre Tasche auf je einer Matratze ab und verließen dann auch schon den kleinen Raum. Vor einem Fahrstuhl sahen sie sich das Angebot der Fähre an. „Wir hätten uns auf ein Restaurant einigen sollen“, stellte Daisuke verblüfft fest. „Wie sollen wir die Mädchen jemals finden?“ Aus seiner Hosentasche zog Takeru sein Klapphandy heraus. „Ich habe noch Empfang.“ Zwanzig Minuten später fanden sie sich in einem Nudelsuppenrestaurant wieder. „Mit wem seid ihr in einer Kabine?“, fragte Takeru die Mädchen. Hitomis Gesichtsausdruck verfinsterte sich. „Mit Hino und ihren Freundinnen“, grummelte sie genervt. „Es ist ja zum Glück nur diese Nacht“, versuchte Hikari ihre Freundin zu beschwichtigen. „Ich habe dennoch keine Lust zu hören, mit wem sie schon alles im Bett war. Sie ist doch schon die ganze Fußball- und Basketballmannschaft durch. Bestimmt sogar schon mehrfach.“ Die beiden jungen Männer verschluckten sich und begannen zu husten. Daisuke war dieses Jahr wieder zum Kapitän der Fußballmannschaft ernannt worden und Takeru führte dieses Jahr zum ersten Mal die Basketballmannschaft an. Hikari errötete. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sich auch ihre beiden Freunde auf das Mädchen eingelassen hatten. Sie spürte sogar einen Stich im Herzen. Takeru war ihr bester Freund und hatte so etwas in der Art nie erwähnt. „Sie hat nicht die ganze Basketballtruppe durch“, stellte Takeru klar, nachdem er sich wieder gefangen hatte. Ayumi Hino hatte sich auch schon mehrfach an ihn rangemacht, aber er hatte sie immer abblitzen lassen. Er war einfach nicht der Typ für eine gemeinsame Nacht, genauso wenig wie es Daisuke einer war. „Und die Fußballmannschaft genauso wenig“, fügte Daisuke mit rotem Kopf hinzu. „Das soll heißen, sie hat euch beiden ausgelassen?“, fragte Hikari verlegen nach. „Ja“, antworteten beide. Die Nacht endete für Takeru früher als er erwartet hatte. Satoshi hatte sich durch die Seekrankheit in den schmalen Gang zwischen den Betten übergeben. Dem Blonden war nichts anderes übriggeblieben, als die Sauerei zu entfernen. Er war erstaunt, dass von dem beißenden Geruch kein anderer in der Kabine aufgewacht war und war froh, dass sein Magen sich nicht ebenfalls entleert hatte. ‚Die haben ja einen festen Schlaf‘, ging es ihm durch den Kopf. Er musste raus aus dem kleinen Raum, der durch die acht atmenden Personen auch sehr stickig war. Der Vorteil zu dieser frühen Stunde war jedoch, dass er die Gemeinschaftsdusche für sich alleine hatte. Der Blonde setzte sich auf die Bank am Deck und sah verträumt den Sonnenaufgang an. „Darf ich mich zu dir setzen?“, fragte ihn eine Frauenstimme. Takerus Kopf wanderte schnell zur Seite und er stellte erleichtert fest, dass Hikari neben ihm stand. „Klar darfst du das“, antwortete er mit einem Lächeln auf den Lippen. „Echt schön hier draußen auf dem Meer“, meinte die Braunhaarige. „Wieso bist du denn schon wach? Konntest du nicht schlafen?“ „Es ging. Das Bett war recht hart und das leichte Schaukeln doch etwas ungewohnt. Und was ist mit dir?“ „Satoshi ging es nicht gut. Und wieder ins Bett kriechen hat sich auch nicht mehr gelohnt“, meinte er schulterzuckend. Die Braunhaarige lehnte sich an ihren besten Freund. Sanft legte er seinen Arm um ihre Schulter. Um kurz vor sechs Uhr verließen die beiden Freunde das Deck. Sie suchten das Frühstücksbuffet auf und waren nicht wirklich überrascht, dass kaum einer ihrer Mitschüler vor Ort war. „Gegen halb neun legen wir an, oder?“, fragte die Braunhaarige nach. „Ja. Ich sollte Davis um sieben Uhr aus dem Bett schmeißen“, seufzte ihr Gegenüber. „Davis ist ja auch ein richtiger Morgenmuffel.“ „Noch zerknitterter wird er aber sein, wenn er das Frühstück verpasst“, lachte Takeru. „Außerdem kann ich dann auch die anderen aus dem Bett schmeißen, falls sie noch schlafen sollten.“ „Ja, dass klingt nach einer guten Idee. Vielleicht sollte ich die Mädels aber etwas früher rausschmeißen.“ „Weshalb?“ Hikari kicherte. „Blödmann. Frauen brauchen nun mal morgens länger mit der Körperpflege als Männer.“ Takeru grinste frech. „Du sollst doch nicht immer alles verallgemeinern.“ „Blödmann.“ Sie trat ihn gegen das Schienbein. „Wir können ja morgen früh die Stoppuhr laufen lassen.“ „Und dann machst du dich extra langsam fertig?“ „Das wird wohl nicht gehen. Da werden noch drei weitere gerne das Bad benutzen wollen. Das wird morgens so oder so ziemlich stressig werden.“ „Du stehst doch eh immer früher auf. Warum nicht auch diese Woche?“ „Ich werde auch früher aufstehen. Aber erst werde ich im Sonnenaufgang joggen gehen. Und bis ich dann verschwitzt wieder an meinem Blockhaus angekommen bin, werden die anderen wahrscheinlich auch schon wach sein, um zum Frühstücken aufbrechen zu können.“ „Treffen wir uns dann morgen früh zum gemeinsamen joggen?“ „Gerne. Den Treffpunkt vereinbaren wir dann heute Abend.“ Mit Hikari war Takeru schon öfters gemeinsam am Wochenende joggen gegangen. Hin und wieder begleitete sie auch ihr Bruder Taichi bei den Ausflügen. Hikari hatte erst dabei gemerkt, dass sich Takeru in der Geschwindigkeit gedrosselt hat. Die beiden Männer veranstalteten die seltsamsten Wettbewerbe und gingen teilweise sehr grob miteinander um. So war es nicht unüblich, dass mindestens einer der beiden mit mehreren Kratzern am Ziel ankamen. Einmal hatte Taichi versucht, Takeru beim joggen in den Tokio Bay zu schubsen. Dieser Plan ging für Taichi gewaltig schief: Kurz bevor Takeru das Gleichgewicht verlor, packte er Taichi am Arm und riss ihn mit sich in das Wasser. Nachdem der Blonde Daisuke geweckt hatte, machte er sich auf, um sich aus dem Automaten einen Kaffee zu holen. Beim Buffet hatte es nur Tee gegeben. „Guten Morgen, Takaishi.“ Takeru brauchte sich nicht umzudrehen. Die Stimme kannte er zu gut. „Guten Morgen, Hino“, erwiderte er und drehte sich dann um, um auch ihre Begleiterin höflich zu begrüßen. Doch Ayumi war alleine unterwegs. „Möchtest du auch einen Kaffee?“, fragte er höflich und war überrascht, dass sie sein Angebot ablehnte. „Nein. Es verfärbt die Zähne.“ „Kann ich dir sonst ein Getränk anbieten?“ „Danke nein. Wir sehen uns im Bus.“ Mit diesen Worten ging sie an dem Blonden vorbei. Verwirrt sah er der Schwarzhaarigen hinterher. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)