Frozen Feelings von _Delacroix_ ================================================================================ Arbeit und Vergnügen -------------------- [LEFT]Es war Abneigung auf den ersten Blick, doch Hans gab sich alle Mühe sie einfach weg zu lächeln. Nach Elsas Erzählungen hatte er sich vieles unter dem Namen Tahvo vorgestellt. Allem voran einen durchgedrehten Giftmischer, der sich kein Stück für seine Umgebung interessierte. Das der sich letztlich als junger Mann entpuppte, der genauso falsch lächelte wie er … Nun, das mochte Schicksal sein.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Würdest du mich ein Stück begleiten?“, fragte Hans und beäugte sein Gegenüber kritisch. Er wusste, was jetzt im Kopf des Anderen vorging. Sicher überlegte Tahvo, ob er es sich leisten konnte, seinen Wunsch auszuschlagen, doch anscheinend traute er sich nicht so recht, denn nachdem er seine Uniformjacke einen Augenblick länger als nötig gemustert hatte, nickte er schließlich.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Der Gleichschritt kam automatisch, genauso wie er immer zu kommen pflegte, wenn man in Gesellschaft von einem Ort zum anderen marschierte, doch Hans war das relativ egal. Er versuchte lediglich, sich auf sein Gegenüber einzustellen.[/LEFT] [LEFT]„Hör zu“, begann er schließlich, gerade als sie an einem Bild mit einer hübschen, jungen Frau vorbeikamen, unter dem der elegante Name „Belle“ prangte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Tahvo beäugte ihn misstrauisch.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Königin Elsa fühlt sich von deinem Interesse sehr geschmeichelt, aber sie ist vielbeschäftigt und möchte die wenige Zeit, die ihr bleibt, mit ihrer Familie verbringen.“ Er machte eine bedeutungsvolle Pause, doch wenn Tahvo seine Aussage verstanden hatte, zeigte er es nicht. Im Gegenteil, sein Pokerface wurde starrer und starrer, bis es Hans irgendwann an den Ausdruck erinnerte, den Caleb immer aufsetzte, wenn etwas Bedeutsames einfach nicht in seinen Schädel wollte. „Du gehörst nicht dazu“, erklärte er also ein wenig schroffer und legte damit die Karten auf den Tisch.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Tahvo schnaubte beleidigt „Wenn dem so wäre, würde sie's mir selber sagen“, behauptete er prompt, „Wir stehen uns nämlich ziemlich nahe.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans verdrehte die Augen, „Sie ist die Königin“, erklärte er weiter, „Du kannst froh sein, dass sie überhaupt die Zeit findet, Jemanden damit zu beauftragen, dir die Tür zu zeigen.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Tahvo blinzelte. „Du willst mir die Tür zeigen?“, echote er ungläubig.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans nickte. „Sie ist die Treppe runter und dann geradeaus. Kaum zu übersehen.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Tahvo blinzelte noch einmal. „Fein“, schnappte er dann, „Wenn es das ist, was ihr wollt, werde ich gehen, aber die hier könnt ihr behalten!“ Es gab ein ekelhaft klatschendes Geräusch, als ein Teller voller Schokoladenhappen gegen Hans' Brust gedrückt wurde. Dann ließ der Druck plötzlich nach und das Porzellan fiel scheppernd zu Boden. Tahvo drehte auf dem Absatz um und stolzierte von dannen. Und er?[/LEFT] [LEFT]Er starrte den dunkelbraunen Fleck auf seiner Weste an und fragte sich, ob es das war, was Menschen bekamen, die versuchten einfach nur nett zu sein.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] ❄❄❄❄ [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Eigentlich hätte ihn sein Weg direkt in sein Zimmer führen sollen, damit er seine Sachen ausziehen und versuchen konnte, die Schokolade zu entfernen, doch irgendwie hatten seine Füße einen anderen Plan gehabt. Nun stand er vor der Tür zum königlichen Arbeitszimmer und rang mit sich selbst. Konnte er es sich erlauben einfach anzuklopfen?[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Sein Vater war schon immer sehr streng gewesen, auch was sein Arbeitszimmer betraf und Caleb machte es ihm in bester Tradition einfach nach. Hans wusste nur zu gut, wie sie die Diener anbrüllten, wenn sie es wagten, unerlaubt an ihre Türen zu klopfen.[/LEFT] [LEFT]Lars dagegen war anders. Er verschanzte sich zum arbeiten bevorzugt in der Bibliothek und bedachte dort jeden mit bösen Blicken, der sich nicht angemessen zu verhalten wusste. Auch das war anstrengend, aber wenigstens fühlte man sich nicht so ausgesperrt.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Unsicher musterte er die Tür.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Zu welcher Art Mensch wohl Königin Elsa gehörte?[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Würde es sie ärgern, dass er sie störte, oder war es in Ordnung, weil er ihren Befehl ausgeführt und Tahvo zur Räson gebracht hatte? Er schluckte. Eigentlich hätte er schon gerne einmal etwas richtig gemacht.[/LEFT] [LEFT]Zögerlich hob er die Hand. Noch konnte er gehen und versuchen sie vor dem Abendessen abzupassen, wenn sie auf dem Weg zum Speisesaal war. Nur ob der Bericht so lange warten konnte? Und was wenn er sie verpasste? Oder sie Gesellschaft hatte?[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans atmete tief durch, dann schlugen seine Fingerknöchel gegen das weiß bemalte Holz. Ein leises Klopfen erklang, doch es ging ihm durch Mark und Bein. Jetzt war es zu spät um umzukehren. Jetzt musste er sich seinen Ängsten stellen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] ❄❄❄❄   [LEFT]„Was ist denn mit dir passiert?“, entfuhr es Elsa, als er zögerlich das Zimmer betrat. Es war groß, hell und sah eigentlich nicht viel anders aus, als die anderen Räume, die er vom Schloss bereits kannte. Einzig der massive Schreibtisch wies darauf hin, dass hier eben auch gearbeitet wurde.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Unwillkürlich verzog er das Gesicht. „Tahvos Schokoladenteller ist passiert“, gestand er ihr.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa schlug sich die Hand vor den Mund. „Nein!“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Er nickte. „Doch. Aber zu Eurer Beruhigung, ich habe ihm im Gegenzug ganz höflich die Tür gezeigt.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa grinste. „Das hat ihm nicht gefallen oder?“, riet sie mit einem weiteren Blick auf den überdimensional großen Schokoladenfleck. „Du solltest das ausziehen, bevor sich die Schokolade weiter durch das Gewebe drückt und dir am Ende auch noch das Hemd ruiniert.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans sah an sich hinab. Sie hatte recht, aber bei seinem Glück war es wahrscheinlich schon zu spät dafür. „Ich wollte Euch nur davon berichten, für den Fall, dass er das „Raus“ nicht ganz verstanden hat.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Du hast nicht wirklich „raus“ zu ihm gesagt, oder?“, fragte Elsa prompt und veranlasste ihn dazu, eilig seinen Kopf zu schütteln.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Nein, natürlich nicht. Ich habe schließlich versucht, nett zu sein. Allerdings fürchte ich, der Teller hat die ganze Nettigkeit nicht ganz so gut vertragen.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Das ist nicht schlimm“, versicherte Elsa, „Teller haben wir ohne Ende. Hauptsache, dir ist nichts passiert.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Für einen Augenblick starrte Hans sie an, dann stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht. „Es war nur Schokolade“, wiederholte er, überrascht, dass sie das überhaupt zu interessieren schien, „Furchtbare Schokolade, aber Schokolade.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa lachte und es war ein ungewohnt angenehmes Geräusch. „Da bin ich beruhigt“, gluckste sie, dann wurde es still zwischen ihnen.[/LEFT] [LEFT]Hans nahm an, dass Elsa wohl erwartete, dass er etwas sagte. Dass er sich verneigte und wieder ging, um seine Sachen auswaschen, und doch – Unschlüssig schaute er sich im Zimmer um, bis er mit dem Blick an etwas hängen blieb. Die einfache Gestaltung, die Farben. Das war doch …[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ihr spielt Schach?“, hörte er sich fragen und erregte so ein weiteres mal Elsas Aufmerksamkeit.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Eigentlich ist es mehr Deko“, gestand sie ihm nach einem langen Blick auf das Brett, „Ich war früher oft alleine, da hatte ich kaum Gelegenheit mich in Brettspielen zu üben, aber ich kann die Theorie.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Dann spielt Ihr also Theorieschach?“, verbesserte er sich, „Hättet Ihr Lust zu testen, ob Ihr in einem normalen Spiel bestehen könnt?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Lust schon, aber leider -“ Ihr Blick glitt zu ihrem Schreibtisch, auf dem sich diverse Papiere stapelten. Sie sagte nichts weiter, doch das musste sie auch gar nicht. Hans verstand die Geste auch so.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Schade“, entgegnete er, überrascht, wie ernst es ihm mit dieser Floskel war. Er hätte schon gerne gegen sie gespielt. Aber Arbeit war Arbeit und wenn sie so viel davon hatte -[/LEFT] [LEFT]„Kann ich Euch vielleicht behilflich sein?“, rutschte es ihm heraus.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa sah ihn skeptisch an. „Du willst was?“, fragte sie.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ich will Euch helfen. Von Steuern und Abgaben habe ich nicht wirklich eine Ahnung, aber wenn Ihr etwas habt, was mit der Schifffahrt oder dem Hafen zusammenhängt …“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Die Königin musterte ihn immer noch. „Es kommt selten vor, dass mir Jemand mit dem Papierkram helfen will“, erklärte sie, „Du weißt, dass er zu großen Teilen ziemlich fade ist, oder?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans nickte. „Ich bin fade Aufgaben gewohnt. Meine Brüder vergeben die besonders gerne. Gleich nach Stall ausmisten und das ist auch nicht sonderlich erbaulich. Außer in der einen Woche, wo die Pferde alle zum Training am anderen Ende der Insel waren. Da hatte ich viel Spaß allein im Stall. Aber da gab es auch nichts auszumisten.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa schüttelte den Kopf, bevor sie nach ihren Papieren griff. „Ich glaube, ich habe da vorhin einen Bericht zu den Schiffszöllen gesehen“, erzählte sie, während sie blätterte, „Du könntest ihn lesen. Vielleicht verstehst du, warum einige Schiffe ihn zahlen, die Anderen aber nicht.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans sah ihr einen Augenblick beim suchen zu, dann räusperte er sich. „Vermutlich hängt es davon ab, unter welcher Flagge sie segeln“, wagte er eine Prognose, „Ich weiß, dass unsere Schiffe verpflichtet sind, einen Zoll zu entrichten, wenn sie über Arendelle fahren und vermutlich haltet Ihr es auch mit den anderen Ländern so. Eure eigenen Boote zahlen natürlich keinen Zoll und wenn es noch weitere gibt, die nicht zahlen, müsste das in den jeweiligen Handelsabkommen niedergeschrieben sein.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Dann muss ich also zunächst herausfinden, aus welchem Land die jeweils aufgeführten Boote stammen?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans nickte. „Das kann ich übernehmen, wenn Ihr wollt.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa hörte auf zu blättern. Einen Moment lang hielt sie den Bericht einfach nur in der Hand, dann schob sie ihn über den Tisch. „Ich bin gespannt, zu welchen Ergebnissen du kommen wirst“, erklärte sie, als er seinerseits nach den Papieren griff.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans atmete tief durch. Es war ungewohnt, dass ihm Jemand etwas anvertraute. Und das es ausgerechnet Elsa war, machte ihn schon ein wenig stolz. Immerhin, hatte sie ihn von seiner schlechtesten Seite kennengelernt. Sie wusste, zu was er fähig war und doch vertraute sie ihm genug, dass er ihr helfen durfte. Und das sogar bei etwas wirklich wichtigem.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Langsam blätterte er durch die Seiten. Egal wie fade dieser Bericht sein würde, er würde ihn lesen und er würde alle Ungereimtheiten finden, die es darin zu finden gab. Er würde Elsa beweisen, dass ihr Vertrauen gerechtfertigt war und vielleicht, nur vielleicht, würde sie ihn dann wieder so anlächeln wie sie es vorhin getan hatte.[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)