Frozen Feelings von _Delacroix_ ================================================================================ Reue, Rat und Reaktion ---------------------- [LEFT]Elsa hastete den Flur entlang. Ihr Atem ging schwer, doch sie wusste, sie durfte jetzt nicht stehenbleiben. Sie musste verschwinden und das am besten sofort! Sie musste – Elsa prallte gegen etwas Hartes. Sie taumelte zurück. Einen Moment lang verschwamm die Welt vor ihren Augen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Euer Majestät?“, hörte sie eine besorgte Stimme, dann wurden die Umrisse klarer und sie[/LEFT] [LEFT]sah –[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Eine Sonnenblume?[/LEFT] [LEFT]Elsa blinzelte ein paar Mal. Die Blume blieb. „Euer Majestät?“, wiederholte sie. Doch, nein, halt. Das war ja gar nicht die Blume, das war -[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Königin Elsa!“, erklang es in der Ferne und ihr wurde siedend heiß bewusst, dass sie ja hatte verschwinden wollen. Instinktiv griff sie nach ihrem Gegenüber. „Hier lang“, befahl sie, dann eilte sie weiter den Flur hinunter. Eine Sonnenblume auf den Fersen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] ❄❄❄❄   [LEFT]„Was war das?“, fragte Prinz Hans, während er sich mit dem Rücken gegen die Tür des Zimmers stemmte. In den Armen immer noch diesen dummen Blumentopf. Elsa beschloss ihn zu ignorieren. Sie konzentrierte sich lieber auf die Tür, ließ ihre Kräfte walten und überzog die Scharniere mit einer glänzenden Schicht aus Eis. Hier würde er nicht reinkommen, egal wie sehr er es versuchte.[/LEFT] [LEFT]Sie atmete erleichtert auf. Endlich war sie sicher. Sie stockte überraschend. Ihr Blick glitt von der Tür zu Hans und von ihm weiter zu der Sonnenblume.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Das hatte sie jetzt nicht bedacht.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Prinz Hans schien einen Augenblick zu zögern, dann stellte er den Topf mit der Pflanze ab. „Ich habe Eure Sonnenblume“, erklärte er überflüssiger Weise, bevor er zögerlich zur Tür guckte. „Ähm... Habt Ihr uns gerade eingesperrt?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa nickte, krampfhaft um ein wenig Souveränität bemüht. „Es ist nur vorübergehend“, erklärte sie, doch der skeptische Blick ihres Gegenübers blieb. Sie konnte es ihm nicht einmal verübeln. Sie hätte ihn wohl auch so angeguckt, hätte er sie in ein leeres Gästezimmer gezerrt.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Vor was verstecken wir uns?“ fragte er misstrauisch, während Elsa sich prompt auf einen der Stühle sinken ließ. Er war härter als die in ihren Gemächern, doch für den Moment würde es gehen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Tahvo“, entgegnete sie, weil sie den Eindruck hatte, Hans die Information irgendwie schuldig zu sein, doch der verwirrte Ausdruck in seinem Gesicht blieb. Elsa seufzte.[/LEFT] [LEFT]„Annas Freund, Tahvo“, präzisierte sie.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Der Blonde aus dem Thronsaal?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Nein, das ist Kristoff. Tahvo ist auch blond, ohne Thronsaal.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans nickte, obwohl Elsa sich fast sicher war, dass er mit der Beschreibung nicht viel anfangen konnte. „Und warum verstecken wir uns vor ihm?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Sie seufzte noch einmal. „Weil irgendjemand Tahvo verraten hat, dass ich Schokolade mag.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Und da war er wieder, dieser skeptische Blick, der nach den tieferen Beweggründen zu fragen schien. Elsa legte ein Stück Schokolade auf den Tisch.[/LEFT] [LEFT]„Versuch sie“, forderte sie und beobachtete, wie Hans vorsichtigen Schrittes näher kam. Langsam streckte er die Hand nach der Schokolade aus und schnüffelte zunächst an ihr. Möglicherweise sprach es für ihn, dass er sie sich nach ihrer Erklärung nicht direkt in den Rachen warf. Erst als er mit der äußeren Untersuchung fertig war, verschwand das Stück in seinem Mund.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Zunächst kaute er einfach nur, dann verzog er angewidert das Gesicht. „Oh Gott, was ist das denn?“, entfuhr es ihm, „Das schmeckt ja, als hätte es vor mir schon Jemand gegessen.“[/LEFT] [LEFT]Elsa nickte. „Und davon hat er einen ganzen Teller voll.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans wurde grün im Gesicht. „Ich verstehe die Dringlichkeit eurer Flucht“, gab er zu, „Aber, wieso habt Ihr nicht einfach „Nein“ gesagt? Ihr seid die Königin, Ihr könntet ein Gesetz dagegen erlassen. Wobei, ich glaube, es gibt schon eines, welches das Vergiften anderer Leute verbietet. Ihr könntet ihn dafür verurteilen.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa schüttelte den Kopf. „Das kann ich eben nicht“, erklärte sie, „Tahvo ist Annas Freund. Ich kann keinen Freund meiner Schwester verurteilen.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Einen Augenblick lang sah Hans aus, als wollte er „Warum nicht?“ fragen, doch er hielt sich tapfer zurück und versuchte lieber den Geschmack von seiner Zunge zu bekommen. Elsa entspannte sich ein bisschen. „Vermutlich ist es nicht einmal Tahvos Schuld“, gab sie zu.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans runzelte die Stirn.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ich bin mir sicher, Anna hat ihm eingeredet, dass ich einen Freund bräuchte. Sie will mich schon seit Wochen verkuppeln.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Aber Ihr wollt das nicht?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa nickte. „Es genügt mir voll und ganz, mich auf Arendelle und meine Schwester zu konzentrieren.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Habt Ihr ihr das gesagt?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Etwa 20 mal.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Oh.“ Für einen Moment stand Hans etwas verloren im Raum herum, dann erbarmte sich Elsa und deutete auf einen Stuhl.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Meine Brüder hören auch nie auf mich“, erzählte er, während er sich setzte, „Sie denken, weil ich der Jüngste bin, ist meine Meinung nicht von belang. Ich habe mir angewöhnt, das zu ignorieren. Man kann ohnehin keine zwölf Meinungen auf einmal vertreten.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa sah ihn skeptisch an. Natürlich hatte er recht damit. Man konnte keine zwölf Meinungen auf einmal vertreten, aber eigentlich … „Sollte es nicht reichen, wenn du eine Meinung vertrittst?“, hörte sie sich fragen, „Zum Beispiel deine eigene?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans lächelte versonnen. „Als ich das das letzte mal versucht habe, haben drei von ihnen angefangen mich wie Luft zu behandeln. Hat zwei Jahre angehalten. Nachträglich betrachtet, war das eine sehr schöne Zeit.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Das ist schrecklich!“, entfuhr es Elsa, doch Hans schüttelte den Kopf.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Brüder sind so“, versicherte er ihr, „Außerdem, was ich eigentlich damit sagen wollte, war: Geschwister hören nicht zu. Sie nehmen auch keine Rücksicht und manchmal sind ihre Ideen zum schreien schlecht, aber letztlich gibt es nur zwei Möglichkeiten mit Ihnen umzugehen. Entweder man gehorcht, oder man setzt sich gegen sie durch. In Eurem Fall würde ich letzteres empfehlen. Immerhin könnt Ihr Euch nicht dauerhaft vor Tahvo verstecken.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ich kann's versuchen“, entgegnete Elsa, obwohl sie wusste, dass das Unsinn war. Hans hatte recht. Sie konnte sich nicht ewig verstecken. Sie war Arendelles Königin. Sie wurde gebraucht. Sie konnte nicht vor ein paar Schokoladenhappen wegrennen. Zumindest nicht auf lange Sicht.[/LEFT] [LEFT]„Was schlägst du vor?“, gab sie schließlich nach.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Einen Moment lang musterte Hans sie überrascht, dann hüstelte er eilig. „Ihr könntet es mir überlassen. Anna hasst mich ohnehin schon, da ist es egal, ob ich ihrem Freund sage, er soll verschwinden. Und wenn es Euer Wunsch ist, dann formuliere ich es auch angemessen freundlich. Ich kann angemessen freundlich sein.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Anna hasst dich nicht“, beeilte sich Elsa zu widersprechen, doch Hans sah sie einfach nur sehr lange an, bevor er schließlich den Kopf schüttelte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Mit Verlaub, das tut sie“, entgegnete er, „Und es scheint mir durchaus angebracht. Ich hätte sie nicht in diesem Zimmer einschließen dürfen. Nicht nachdem, was sie mir über Türen erzählt hat.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ich glaube nicht, dass es ihr darum geht“, widersprach Elsa noch einmal, „Ich denke eher, sie ist sauer, weil du ihr die große Liebe vorgegaukelt hast.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Hab ich nicht!“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa starrte Hans an. Einerseits ärgerte es sie über alle maßen, dass Hans die Unverfrorenheit besaß, diesen Fakt zu bestreiten. Andererseits, wieso sollte er lügen? Er konnte doch nicht annehmen, dass sie ihm mehr glauben schenken würde, als ihrer eigenen Schwester. Oder doch?[/LEFT] [LEFT]„Erklär's mir“, forderte sie, während die Temperatur im Raum zu sinken begann.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans schluckte. „I-Ich habe ihr gesagt, dass das mit uns eine Zweckgemeinschaft ist“, beteuerte er, „Eine offene Tür. Wir haben es sogar gesungen. Als Duett.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa klappte den Mund auf, doch die Worte wollten einfach nicht so recht aus ihr heraus kommen. „Duett?“, krächzte sie schließlich und ihre Stimme klang verblüffend rau in ihren Ohren.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans nickte. „Liebe öffnet Tür'n“, erklärte er, „Ich kann es Euch vorsingen. Inzwischen kann ich den Text. Auch wenn ich glaube, als Solo verliert es etwas an Reiz.“[/LEFT] [LEFT]Elsa blinzelte mehrfach. So richtig konnte sie es nicht glauben. Doch wenn man bedachte...[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ich habe dabei auch ein paar Mal vielsagend auf Euer Schloss gedeutet. Ich schwöre, ich war mir sicher, es wäre klar gewesen. Und dann, dann war sie weg, ich habe mich um alles gekümmert und plötzlich war sie wieder da und erzählte was von „Kuss“ und „wahrer Liebe“.“ Aber ich- Ich hab sie nie geliebt. Ich hätte ihr nicht helfen können und dann … Dann habe ich mich wohl von der günstigen Gelegenheit verleiten lassen. Ich dachte, sie stirbt so oder so und Ihr wart eine gefährliche Hexe, die das Land bedrohte. Da hab ich die Chance einfach genutzt. Es tut mir leid. Wirklich …“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Stille legte sich über sie. Irgendwo tickte eine Uhr, doch Elsa nahm das nur am Rande wahr. Sie musste das alles erst verdauen. Hans hatte es Anna wirklich gesagt. Und Anna, ihre freundliche, naive Anna, hatte die Metapher offensichtlich ziemlich missverstanden.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Vielleicht solltest du mit Anna reden“, würgte sie schließlich hervor.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans blickte auf den Tisch. „Wahrscheinlich“, stimmte er ihr zu, „Sobald ich es selber richtig verstanden habe.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Denkst du, das wird bald geschehen?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Er blickte immer noch nicht wieder auf und langsam bekam Elsa den Eindruck, dass das Absicht war. Vorsichtig lehnte sie sich über den Tisch.[/LEFT] [LEFT]„Ich kann mich für nichts entschuldigen, was ich nicht verstehe“, verteidigte Hans sich eilig.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa hielt in der Bewegung inne. „Aber du hast dich bei mir entschuldigt“, erinnerte sie ihn und endlich hob er wieder den Kopf.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Ich habe mich entschuldigt, weil es mir leid tut“, stellte er klar, „Es tut mir leid, dass ich Euch hinrichten wollte, es tut mir leid, dass ich die falschen Schlüsse gezogen habe und es tut mir leid, dass ich versucht habe, Euer Königreich zu übernehmen. Ich verstehe, dass das falsch war und ich möchte es wieder gutmachen. Aber die Sache mit Anna... Die verstehe ich halt noch nicht.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Dann brauchst du Zeit?“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Vermutlich.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa ließ sich wieder zurücksinken. Ja, sie konnte das verstehen. Hans hatte ja schlecht wissen können, wie abgeschottet sie und ihre Schwester aufgewachsen waren. Wie wenig Ahnung Anna gehabt hatte, als sich die Tore des Palastes zum ersten Mal geöffnet hatten und wie wichtig ihr eben jene Türen gewesen waren, die er für seine Metapher verwendet hatte.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Anna wird eine ehrliche, späte Entschuldigung lieber annehmen, als eine vorschnelle, falsche“, erklärte sie schließlich, „und was mich betrifft, ich bin dir schon nicht mehr ganz so böse.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hans schenkte ihr ein dünnes Lächeln. „Danke“, murmelte er, doch Elsa schüttelte eilig den Kopf.[/LEFT] [LEFT]„Ich muss mich bedanken“, stellte sie klar, „schließlich hast du dir meinen ganzen Ärger mit Tahvo angehört.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Und ich werde mein möglichstes tun, um ihn zu beenden.“[/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)