Frozen Feelings von _Delacroix_ ================================================================================ Ein perfekter Plan ------------------ [LEFT]Das ist so lecker!“, verkündete Anna, das Gesicht voller Pfannkuchen. Eine schmale Sirupspur hing in ihrem Mundwinkel und brachte Elsa gegen ihren Willen zum lächeln. Eigentlich sollte sie die Tischmanieren ihrer Schwester tadeln, aber uneigentlich -[/LEFT] [LEFT]„Weißt du, wer auch tolle Pfannkuchen macht?“, plapperte Anna fröhlich weiter, „Tahvo.“[/LEFT] [LEFT]Elsa rollte mit den Augen. Sie hatte in den letzten zwei Wochen mehr über diesen Tahvo gehört, als sie je hatte hören wollen und wusste, worauf das hinauslief.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich behaupten, du willst mir erklären, dass dieser Tahvo toller ist, als dein Kristoff“, behauptete sie.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Für einen Augenblick guckte Anna sie mit großen Augen an, dann fing sie sich und begann eilig wieder zu kauen. „Besser würde ich nicht sagen“, platzte sie heraus, kaum das sie schließlich das letzte Stück Pfannkuchen herunter geschlungen hatte, „Ich denke nur, du könntest ihn mögen. Du könntest ihn kennenlernen, wenn du heute mit uns zum Eislaufen kommst. Das würde Spaß machen. Ach bitte, El-“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Anna hatte ihren Namen noch nicht einmal ganz ausgesprochen, da öffnete sich die Tür zum Speisesaal. Ein Dienstbote – Kai – eilte herein, auf einem silbernen Tablett einen dicken Brief.[/LEFT] [LEFT]„Ich würde ja gerne“, ergriff Elsa die Gelegenheit beim Schopfe, „aber du siehst ja, es gibt viel zu tun. So ein Königreich regiert sich nicht von selbst. Ich muss die Post beantworten, die Ausgaben berechnen und irgendjemand muss herausfinden, was mit der Vase im zweiten Stock geschehen ist.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Wasch für eine Vasche?“, fragte Anna, schon wieder kauend, die Augen verdächtig starr auf die Reste ihres Frühstücks gerichtet. Elsa hätte es nicht gewundert, hätten ihre Ermittlungen irgendwann ergeben, dass ihre Schwester die Vase auf dem Gewissen hatte, doch für den Augenblick beschloss sie das Thema ruhen zu lassen.[/LEFT] [LEFT]Kai erforderte ihre Aufmerksamkeit.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Mit einem Nicken nahm sie ihm den Umschlag ab, drehte ihn in geübter Routine herum und brach das leuchtend rote Siegel.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Von wem ist der?“, wollte Anna wissen, während sie den Brief entfaltete.[/LEFT] [LEFT]Es war dickes, teures Papier, in der warmen Farbe eines Sonnenuntergangs. Schön, groß und ausladend beschrieben mit rabenschwarzer Tinte. Elsas Augen flogen über die Seite. Einmal, zweimal und schließlich noch ein drittes mal. Erst dann blickte sie wieder auf.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Ihr gegenüber legte Anna den Kopf schief. „Elsa?“, fragte sie, während die gerade gelesenen Sätze in ihrem Kopf langsam anfingen, einen Sinn zu ergeben. Sie blinzelte.[/LEFT] [LEFT]„Geht es dir nicht gut?“, wollte ihre Schwester wissen. Und nein, es ging ihr wirklich nicht gut. Ganz und gar nicht gut. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie glauben – Elsa hob ein viertes Mal den Brief, um ihn zu lesen. Nein, hier stand es, schwarz auf weiß. Sie hatte sich das nicht eingebildet. Hier stand – Oh Gott! Hier stand …[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Langsam ließ sie das Schreiben wieder sinken.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Anna, ich glaube, wir haben ein Problem.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] ❄❄❄❄ [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Erklär mir noch mal, warum wir das mitmachen“, bat Anna, als sie eine knappe Stunde später den Thronsaal betraten. Auch Kristoff guckte sie an, als würde ihn die Antwort darauf brennend interessieren.[/LEFT] [LEFT]Elsa seufzte. „Wir machen das“, erklärte sie den Beiden, „weil ich den ausdrücklichen Wunsch einer Königin schlecht ignorieren kann. Nachdem ich ihren Sohn in Schimpf und Schande heim geschickt habe, sind unsere Wirtschaftsbeziehungen in einer neuen Eiszeit angekommen. Der König hat meine letzten beiden Handelsvorschläge abgelehnt. Wir haben bereits das Herzogtum Weselton verloren, wir können nicht auch noch auf die südlichen Inseln verzichten. Wenn wir der Königin hier entgegenkommen, kann sie vielleicht in den nächsten Verhandlungen ein gutes Wort für uns einlegen. Das ist Politik.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Kristoff nickte, wenngleich er immer noch nicht wirklich überzeugt aussah. Anna dagegen verzog unglücklich den Mund. „Gibt es wirklich keinen anderen Weg?“, wollte sie wissen, während sie nervös an einem ihrer beiden Flechtzöpfe herumspielte.[/LEFT] [LEFT]Elsa konnte ihre Bedenken verstehen. Ihr selbst wurde auch ganz anders bei dem Gedanken daran, dass er ihr Land ein zweites Mal betreten würde. Sie schauderte ob der Vorstellung, dass er unbeobachtet in ihrem Palast herumlaufen und über Wochen an ihrem Tisch essen sollte -[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Doch halt! Das würde so nicht passieren.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Natürlich nicht! Schließlich hatte sie inzwischen einen Plan. Einen, den sie eigentlich sogar ganz gut fand. Sie würde der Königin entgegenkommen, gerade soweit, damit diese sich nicht vor den Kopf gestoßen fühlen konnte. Er wollte seine Schuld begleichen? Bitte, dann sollte er das tun. Es musste ja nicht in ihrem Thronsaal geschehen![/LEFT] [LEFT]Vorsichtig streckte sie die Hand nach Annas Arm aus, legte ihre Finger auf den weichen Stoff ihres Ärmels. „Mach dir keine Sorgen“, bat sie sie, „Du wirst sehen, noch bevor die ersten Polarlichter am Himmel leuchten, ist er weg und wir werden ihn nie wieder sehen.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] ❄❄❄❄ [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa ballte die Hände zu Fäusten, während sie beobachtete, wie sich das Objekt ihrer gemeinsamen Abneigung dem Thron näherte. Prinz Hans sah genauso aus, wie sie ihn in Erinnerung hatte. Er trug immer noch die gleiche alberne Uniform, die ihn als Mitglied der Familie Westergaard kennzeichnete, sein Haar war akkurat geschnitten, seine Bewegungen präzise und doch war etwas anders an ihm.[/LEFT] [LEFT]Elsa konnte den Finger nicht darauf legen und sie wollte es auch gar nicht. Was sie wollte, war ihn möglichst schnell wieder loszuwerden.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Prinz Hans, welch unerwartetes Vergnügen“, eröffnete sie das Gespräch, doch ihre Miene strafte ihre Worte lügen. Sie wusste, dass er wusste, dass er in Arendelle nicht willkommen war. Ein Blick zu Anna reichte, um die Wut in ihren Zügen zu erkennen, ein Blick zu Kristoff gab ähnliches preis und das Zimmer hatte unter ihrem eigenen Gemüt bereits einige Grad an Wärme verloren. Trotzdem riss sie sich zusammen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Sie hatte ihren Plan.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Prinz Hans verneigte sich, bevor er stumm den Blick auf sie richtete und einfach abwartete. Sicher hatte er die Spannungen im Raum bemerkt. Es wäre schwer gewesen, das nicht zu tun. Elsa räusperte sich.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]„Deine Mutter hat sich in ihrem Brief recht deutlich ausgedrückt“, erklärte sie, „Sie hält es für unabdingbar, dass du deine Schuld an unserem Land begleichst.“ Sie machte eine Pause, neugierig darauf, ob ihr ungebetener Gast es für nötig halten würde, den Mund zu öffnen, um etwas beizutragen, doch dieser zog es vor, weiterhin zu schweigen.[/LEFT] [LEFT]Die Luft um sie herum wurde noch einmal kälter. Sie tauschte einen Blick mit Anna, dann setzte sie fort, „Ich akzeptiere ihre Bitte, wenngleich es mich überrascht, dass sie uns erst jetzt erreicht. Und ich erwarte, dass du meinen Befehlen ab sofort Folge leistest. Ein Fehler und du nimmst das nächste Schiff aus diesem Land. Egal welches Ziel es haben mag.“[/LEFT] [LEFT]Ihre Stimme war schneidend und anscheinend hatte das eine gewisse Wirkung auf ihn. Für einen Augenblick schien Prinz Hans zu schaudern, dann neigte er den Kopf. Offensichtlich war ihre Warnung angekommen.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa lehnte sich zurück. „Da wir das jetzt geklärt haben, kommen wir am besten gleich zur Sache“, setzte sie fort, und spürte wie die Blicke aller Anwesenden sich fester auf sie richteten. Prinz Hans verlagerte das Gewicht von einem Bein auf das Andere. Er mochte diese Entwicklung nicht.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Hervorragend![/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Elsa erlaubte sich ein Lächeln. „Wie dir sicherlich bekannt ist, liebt meine Schwester nichts so sehr wie Sonnenblumen“, erklärte sie ihm, „Also wirst du ihr eine beschaffen.“[/LEFT] [LEFT]Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Anna die Hand vor den Mund schlug, um nicht zu lachen. Eine Sonnenblume in Arendelle zu finden, war fast genauso unmöglich, wie das Nordlicht in Flaschen zu füllen. Nur ein einziges Mal hatte so eine Blume den Weg in ihr Königreich gefunden. Als hübsch dekorierter Teil eines Geburtstagsblumenstraußes, den ihre Cousine Rapunzel ihnen aus Corona mitgebracht hatte. Doch der war längst abgeblüht und kompostiert.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Prinz Hans schluckte schwer. „Eure Majestät, das ist -“[/LEFT] [LEFT]„Eine hervorragende Idee“, fiel Anna ihm ins Wort, „Ich liebe Sonnenblumen.“[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Ungläubig starrte Prinz Hans erst Anna und dann sie an. Dann öffnete er den Mund, doch es kam kein weiteres Wort heraus. Elsas Lächeln vertiefte sich.[/LEFT] [LEFT]„Hübsch arrangiert wäre nett“, setzte sie noch einen drauf und Anna beeilte sich ein amüsiertes „Gerberas passen gut dazu“, zu ergänzen.[/LEFT] [LEFT]„Sven mag Gerberas“, warf nun auch Kristoff ein und besiegelte damit das Schicksal ihres ungebetenen Gastes.[/LEFT] [LEFT] [/LEFT] [LEFT]Zufrieden klatschte Elsa in die Hände.[/LEFT] [LEFT]„Damit ist es dann wohl beschlossen“, legte sie einfach fest, „Das Beschaffen einer Sonnenblume soll deine erste Aufgabe an meinem Hofe sein.“ [/LEFT] Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)