Spaceapes von Gamesh ================================================================================ Kapitel 6: Das Interview III: Gypsylife --------------------------------------- Als Goten zurückkehrte, saß Trunks im Schneidersitz vor dem Bildschirm – noch immer vor dem Standbild von Piccolo. Er hatte für Chipsnachschub gesorgt, die Schüssel thronte nun in der Kuhle seiner Beine. Er reichte sie Goten, der sie mit einem Lächeln entgegennahm. „Wenn du willst, lassen wir es ab hier sein“, bot Trunks an. Goten betrachtete die Kartoffelsnacks, sah dann auf und schüttelte den Kopf. „Mein Alter war immer mein Held. Aber er redet Zuhause nicht über das Bandleben - mit Absicht wie es scheint. Ich bin sechzehn und das da,“ er deutete mit einem Chip zwischen Zeigefinger und Daumen auf den Fernseher, „ist meine Gelegenheit. Wenn er das nächste Mal Zuhause ist, wird er mit mir reden müssen.“ „Sicher?“ Trunks sah dem anderen Jungen forschend ins Gesicht. „Yeah.“ Gotens Ähnlichkeit mit seinem alten Herrn schlug voll durch. „Lass uns weitermachen.“ Der dunkelhaarige Teenager stopfte sich den Mund voll und grinste. Er hatte keine Lust mehr bedrückt zu sein. „Okay!“Trunks reckte beide Daumen in die Höhe und grinste peinlich. Goten lachte. In den nächsten zehn Minuten liefen Clips über die Rock-Music-Awards, dem Listeners-Choice-Award, Promotermine inklusive dem Überreichen von Gold- und Platin-Schallplatten an die Spaceapes, sowie Aufnahmen vom Ende der letzten Tour. Die beiden Jungen waren auf dem Abschlusskonzert gewesen und schwelgten in Erinnerungen. Trotz Minderjährigkeit hatten sie Karten gekauft und waren heimlich hingegangen. Nichts gegen Mütter, aber welcher Vollblutfan, der etwas auf sich hielt, ging schon mit einem Elternteil auf ein Konzert?! „Außerdem hätte uns meine Mutter niemals in den Moshpit gelassen“, schloss Goten, als die letzten Konzeraufnahmen über den Bildschirm flimmerten. Trunks grinste. „Meine Mum wäre spätestens bei der Wall of death ausgestiegen.“ „War schon besser ohne die beiden.“, bestätigte Goten. Der Ältere streckte seinem Freund die Fäuste entgegen. Goten klatschte mit seinen dagegen. „Episch!“, riefen beide. Piccolos Gesicht wurde für die Anmoderation gezeigt. Er grüßte auf seine typische Art. „Weiter geht’s mit dem dritten und letzten Teil von CTV-the band: Spaceapes!“ Die Kamera schwenkte auf die Band, während der Moderator weitersprach. „Widmen wir uns der schönsten Sache der Welt.“ „Bier?“, fragte Radditz mit einem unverschämten Grinsen dazwischen. Goku verschränkte seine Arme. Er sah seinen Bruder tadelnd an: „Chickenwings, meinst du!“ Vegeta rollte mit den Augen. „Wäre besser, er meint die Musik.“ „Klappe! Piccolo meint die Miezen!“, Nappa röhrte vor Lachen. Die Saiyanbrüder machten verschiedene, abfällige Laute und Gesten, doch an ihren Gesichtern konnte man ablesen, dass sie es nicht ernst meinten. Vegeta hingegen lehnte sich voller Frustration zurück. Solche Interviewfragen empfand er als maximal lästig. „Nappa hat schon recht“, bestätigte Picollo. „Ihr seid eine der bekanntesten Metalbands überhaupt. Zwanzig Jahre Bandgeschichte stützen euren Erfolg. Mit wem teilt ihr das?“ Der Franzose wandte sein Gesicht direkt Goku zu, der als Opener für das Thema dienen sollte. „Hehe. Ich hatte das Glück, früh zu heiraten.“ Goku grinste verlegen. „Chichi und ich kennen uns seit der Mittelschule. Also habe ich meine Frau und meine beiden Söhne – eine Familie, von der ich immer Unterstützung erfahren habe und die mich sehr glücklich macht. Mein Ältester hat auch gerade geheiratet. Unsere Familie wächst also weiter.“ „Sie haben dich auch während deiner wiederholten Entzugsklinikzeiten nicht im Stich gelassen.“ Piccolo legte gekonnt den Finger auf die Stelle, die für das Publikum am interessantesten war. „Das stimmt.“ Gokus Gesichtsausdruck war ruhig. Er hatte vor langer Zeit akzeptiert, dass er nicht der beste Vater aller Zeiten war. Piccolo bedauerte, aus Zeitmangel nicht mehr auf solche Themen eingehen zu können. Auch die Verflechtungen von Gohan Saiyan mit Videl Satan, der Tochter des Late-Night-Entertainers, wären ein wunderbares Thema gewesen, wenn die Zeit es zugelassen hätte. Also beließ er es dabei. „Wie geht ihr damit um, bei Touren oder während Studiozeiten so lange voneinander getrennt zu sein?“ Goku kratzte sich am Kinn. „So gut wie es eben geht. Ich trenne mein Bandleben rigoros von meinem Privatleben, um mich ganz auf meine Familie konzentrieren zu können, wenn ich denn mal Zuhause bin. Chichi managed unser Haus und die Kinder großartig. Dafür hat sie sogar die Leitung der Rowdyagentur an ihren Vater abgegeben.“ „Klingt nicht einfach.“ „Ist es auch nicht, aber ich könnte mir ein Leben ohne sie nicht vorstellen.“ Der Gitarrist schüttelte den Kopf. „Andersrum habe und will ich auch keine Frauengeschichten neben ihr, obwohl wir uns manchmal wochenlang nicht sehen.“ „Was machst du, wenn Groupis auf dich zukommen?“, fragte Piccolo. Goku grinste. „Ich schiebe sie in Radditz' Arme.“ Also wandte sich Piccolo dem Drummer zu. „Und reichen dir Groupies, Radditz? In der Regel ist es doch der ältere Bruder, der sich zuerst bindet.“ Der blieb so sitzen wie er war. Er verschränkte nicht die Arme, versenkte nicht die Hände in den Hosentaschen und beugte sich auch vor. Die Finger auf der Couchlehne hielten still. „Ich bin zufrieden damit, wie es ist. Mein Bruder ist ein großartiger Wingman. Es gibt keinen Grund, das zu ändern.“ „Wie kommt das?“ Piccolo legte die Fingerspitzen aneinander. Radditz schnaubte. Er kam sich vor wie beim Psychologen! Aber er war sich sicher, der Moderator würde so lange bohren, bis er auspackte. Dann lieber gleich Klartext. „Mein Bruder hier, hat einen Weg für sich gefunden. Soll er machen. Für mich ist das nichts. Schon unser alter Herr war damals selten Zuhause. Bevor er Gitarren herstellte war er bei der Army - ständig auf Auslandseinsatz. Also blieb die Rolle des Familienoberhauptes an mir hängen, bis er endlich den Dienst wegen seines Gesundheitszustandes quittierte und Heim kam. Ich unterstützte meine Mutter und meinen Bruder solange wie ich musste und das war okay.“ Radditz machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich hatte diese Familiennummer also schon. Warum soll ich das wiederholen? Ich würde durch mein Leben mit der Band nur die Rolle meines Vaters einnehmen. Das braucht keine Sau. Ich hab Spaß mit meinen Drums, einem Sechserpack Bier und ab und zu ein paar Mädels.“ Im Interviewzimmer herrschte Schweigen. Trunks drückte erneut auf die Pausentaste. „Das ist hart.“ „Weil mein Alter genau das wiederholt, was mein Großvater schon gemacht hat.“, stellte Goten trocken fest. „Nur mit dem Unterschied, dass meine Mutter nicht so sanftmütig ist wie Granny. Sie macht Dad ganz schön Feuer unterm Hintern.“ Für den Teen war es die richtige Entscheidung gewesen, das Interview zu Ende zu schauen. Trunks grinste schief. „Ich sag nur, dein sechzehnter Geburtstag.“ „Dad hat das gebraucht - und wenn ich ehrlich bin, war die Aktion meiner Mutter das beste Geschenk. Am Ende finde ich gut, wie mein Onkel das handhabt. Es gibt übrigens noch eine Sache, die keiner über ihn weiß.“ „Und das wäre?“ der Briefsjunge nahm sich einen zweiten Energydrink. „Er ist reich wie Krösus. Zum Sechzehnten hat er mit ein Sparkonto überschrieben. Mir ist ganz anders geworden, bei der Summe, die da drauf ist. Aber das Schärfste war seine Erklärung dazu! Er meinte, das wäre schon okay. Er hätte seine Drums und von seinem Teil der Bandeinnahmen kaufe er sich was zu trinken und ab und zu 'ne neue Cargohose. Er wüsste nicht, wohin mit dem Schotter. Er gibt also NICHTS aus! Ich glaub', das einzig Große, was er jemals gekauft hat, war diese Holzfällerhütte am Lake Paozu. Da hockt er, wenn die Band 'ne Pause macht, und fischt.“ „Meinst du, dein Onkel säuft?“, für Trunks' Geschmack spielte Alkohol bei Radditz eine ziemlich große Rolle. „Ich glaub, er stand mal auf der Kippe. Da war irgendwas, als mein Bruder klein war. Gohan hat's mir nie richtig erzählt, aber seitdem trinkt mein Onkel wohl deutlich weniger und nur noch Bier. Mein Alter passt auch auf wie ein Luchs, wenn Familientreffen sind.“ „Ganz ehrlich, mir ist absolut unklar, warum Erwachsene alle so gestört sind. Ich nehm' meine Mum da nicht aus.“ „Dann solltest du dich beeilen, es rauszukriegen. Ich meine, wann wirst du gleich achtzehn?“ „Alter, du machst mich fertig!“ Trunks sah Goten entgeistert an. Wenn sein Freund verbale Vernichtungsschläge austeilte, dann richtig. Der ginste breit.“Mach mal weiter“, bedeutete er dem Älteren mit einer Geste gen Fernseher. Auf dem Bildschirm nickte Piccolo wissend. Man sah seinem Gesicht an, dass er sich innerlich dafür lobte, wieder etwas von Interesse ausgegraben zu haben. „Wie ist das bei dir Nappa?“, fuhr er mit der Befragung fort. Der Bassist zuckte mit den Schultern. “Was Festes wäre schon nett. Aber es hat sich noch nichts ergeben.“ „Nappa mag's petit,“ ,versetzte Radditz, „aber jede kleine Frau mit einem Funken Verstand mag Nappa nicht“. Vegeta lachte dreckig. Der Riese verschränkte die Arme: „So gern ich es auch abstreiten würde, das ist leider so. Mein Penis ist einfach zu groß!“ Goku verzog gequält die Miene, der Glatzkopf hingegen sah in die Kamera: „Also Ladies! Wenn ihr klein seid und einen Beschützer braucht, wenn ihr's groß und mächtig mögt, dann ist Nappa Jin euer Mann! Meldet euch!“ Der Riese schnalzte mit der Zunge, zwinkerte mit einem Auge und reckte dazu den Daumen in die Höhe. „Scheiße, bist du peinlich!“, hörte man Radditz neben Gokus Lache aus dem Off. Die Kamera schwenkte zu Vegeta, der Nappa nur mit einem „Tsss!“ und gehobenen Brauen von der Seite ansah. In dem Augenblick, als Piccolo zum Sprechen ansetzte, sah Vegeta zu ihm herüber und motzte: „Ich hab keine Frau, ich brauche keine Frau und ich will auch nicht drüber reden.“, „In Ordnung.“, meinte der Moderator nonchalant. „Wie wäre es dann mit ein paar Kommentaren zu Fotos?“ Der folgende Teil des Interviews war der Wichtigste und musste irgendwie stattfinden, koste es, was es wolle. Piccolo hatte sich ewig darauf vorbereitet, vor allem, damit er niemanden mehr bloßstellte als nötig. Seine Instruktionen von ganz oben ziemlich konkret gewesen waren. „Tsk! Na schön.“ Vegeta setzte sich auf. „Die Fans rätseln seit Jahren über die Bedeutung deiner Tattoos. Wir haben ein paar Bilder und Fakten dazu gesammelt.“ Piccolo reichte Vegeta ein Foto. Der Fernsehbildschirm wurde gesplittet: rechts Vegeta, links das Bild, welches er in der Hand hielt. So konnten auch Trunks und Goten einen Blick auf das werfen, was der Sänger sah. Die nackte Brust des Sängers wurde gezeigt. Überhalb der rechten Brustwarze befand sich der Umriss eines Plektrums, darin zwei stilisierte, gespiegelte Buchstaben. „Du spielst prinzipiell mit Plektren des Herstellers BadBoy“, begann Piccolo. „Es ist mein Markenzeichen und darum auch der Grund für das Tattoo“, brachte Vegeta unwirsch ein. Radditz hatte Piccolo nur kurz zuvor mit Infos gefüttert und der verdammte Moderator hatte ihn vom Haken gelassen. Wäre doch gelacht, wenn Vegeta das nicht auch hinbekommen würde. Der Franzose nickte. „Deine treuesten Fans haben sich das Tattoo daher auch stechen lassen.“ Es wurden Fotos von Leuten gezeigt, die stolz die gleiche Tatowierung präsentierten. Trunks grinste breit. „Soll ich dir mal was zeigen?!“ „Klar“, Goten war überrascht, dass Trunks erneut das Interview unterbrach, indem er die Pausentaste drückte. „Aber du darfst es niemandem verraten!“ „Ich doch nicht!“ Der dunkelhaarige Junge hatte eine Ahnung. Trunks drehte den Oberkörper zu Goten und zog sein Bandshirt hoch. Da war es, noch mit Frischhaltefolie überklebt. „Ganz neu!“, rief der Ältere. „Alter! Das ist extrem! Extrem geil! Deine Mutter weiß nichts davon?!“ „Nope. Sie ist strikt gegen Tattoos, solange wie ich noch nicht 21 bin. Ich hab beim Tatowierer also auf volljährig gemacht und ' ne rührselige Story erzählt.“ „Fett! Ich schwöre, von mir erfährt sie nichts!“ Die beiden gaben sich ein High Five, dann ging es mit dem Interview weiter. Man sah Vegeta fies grinsen. „Wieder so eine Sache, die sich verselbstständigt hat. Ich werd' mich nicht beschweren. Meine Fans machen keine halben Sachen.“ „Es gibt noch eine andere Story zu deinem Tattoo.“ „Ach, ja?“, Vegeta wirkte überhaupt nicht interessiert. „Sie hat mit dieser Aufnahme von eurer zweiten Tour zu tun.“ Piccolo reichte ihm ein weiteres Foto. Gleichzeitig erschien dies auf der Mattscheibe. Es war eine schwarz-weiß-Aufnahme. Zu sehen war ein junger Vegeta, der in Rückenlage auf einem Bett schlief. In seinem rechten Arm lag eine ebenfalls schlafende Frau. Ihre Züge waren teilweise durch Schatten verborgen. Doch man sah ihre schöngeschwungenen Lippen und kaum fünf Zentimeter daneben auf seiner Brust einen großen Knutschlfeck. Er befand sich an der Stelle, an der inzwischen das Plektrumtattoo prangte. Ein Schweißtropfen rann Piccolo an der Schläfe herab. Er ließ die Bombe platzen: „Es wird behauptet, die stilisierten B's auf dem Plektrum stehen nicht für BadBoy, sondern für Bulma Briefs.“ Vegetas Gesicht war undeutbar. Ein Kameraschwenk zeigte das Unwohlsein der anderen Bandmitglieder. Sie hatten sich aufrecht hingesetzt und schienen erneut jederzeit bereit, aufzuspringen und zu handeln. „Wunschdenken.“ Die Stimme des Sängers klang eisig. Er starrte Piccolo ins Gesicht. „Klar, wir haben damals zusammen getourt, aber das da ist nur irgendein Groupi. So kann man auch Gerüchte streuen...“ Nun war es an Goten die Fernbedienung vom Tisch zu nehmen und das Interview anzuhalten. Trunks starrte wie gebannt auf die Mattscheibe. Er war blass geworden. „Alles klar?“, fragte Goten leise. Er legte die Hand auf die Schulter seines besten Freundes. „Das ist nur irgendein Groupi“, wiederholte Trunks die Lüge, weil die Wahrheit nicht akzeptabel war. „Und selbst wenn meine Mutter es wäre, die beiden hatten nichts miteinander. Da lief nichts. Das hätte sie mir gesagt.“ Doch die beiden Jungen wussten, dass die im Halbdunkel verborgene Frau Bulma war. Es war offensichtlich. Das Foto war eine Katastrophe für Trunks. Es warf Fragen auf. Viel zu viele Fragen! Und dann war da noch Trunks' Tattoo. „Mach weiter.“, befahl der Ältere. „Okay“, Goten gehorchte. In seiner Überforderung wusste er nicht, was er anderes tun sollte, als auf Play zu drücken. Was ging hier eigentlich ab?! Im Interviewgeschehen ging Piccolo nicht auf Vegetas Kommentar ein. Stattdessen reichte er diesem ein zweites Foto, welches mit einer herrischen Geste entgegen genommen wurde. Erneut erschien das Bild für die Zuschauer auf der Mattscheibe. Es zeigte Vegeta bei einem Konzert von der Seite. Der Spaceapesfrontmann sang in ein Mikro, den linken Arm hatte er gehoben. Auf seiner Seite war eine phantastische, großflächige Tätowierung zu sehen. Eine lebensecht gestaltete Wunde, die auch Rippen zeigte, hinter denen sich ein anatomisch korrektes Herz in Seitenansicht befand. Dies brannte lichterloh in grünem Feuer. „Das ist eine Tätowierung, die ich mir nach dem Unfall im Studio 'Gottes Palast' habe stechen lassen. Sie steht für meine Liebe zur Musik .Der Tattooartist ist Dende Namek, er ist ziemlich gefragt.“ Vegeta war bereit zu sprechen, wirkte aber distanziert. Seine Mimik und Körpersprache gaben ein deutliches 'No more Bullshit!' zu verstehen. Es war merkwürdig, dass er noch nicht ausgerastet war. Normalerweise hätte es längst zum Konflikt kommen müssen. „Ich habe ein Magazininterview gefunden, in dem du dich damals dazu geäußert hast.“ Piccolo zückte eine laminierte Magazinseite. „Du sagtest, ich zitiere: 'Ich erobere das, wofür mein Herz brennt, gerade zurück.' Natürlich gingen alle davon aus, es handle sich um die Musik. Bei der Frage , warum du dich für diese außergewöhnliche, grüne Flammenfarbe entschieden hättest, lautete deine Antwort: 'Ich habe eine Schwäche für Meerschaumgrün.' Vegeta bleckte die Zähne. Er nahm Piccolo das laminierte Stück Papier ab, warf einen Blick darauf und zerknautschte es. Piccolo glitt eine weitere Scheißperle am Hals herab. Er wusste schon, warum er die Seite hatte laminieren lassen. Er hatte das ungute Gefühl, der einzige Grund warum ihm Vegeta noch keine verpasst hatte sei, dass dieser die Hände voll hatte. „Das ist aus einer Teenagerzeitschrift“, knirschte der Sänger. „Solche Interviews klingen immer hirnlos, mehrdeutig und verklärt.“ Eine Ader pulsierte auf seiner Stirn. Man sah, dass Piccolo nicht wohl bei der Sache war. Dennoch gab er zu bedenken: „Bulma Briefs Markenzeichen waren jahrelang meerschaumgrüne Haare. Es gibt Paparazziaufnahmen, wie sie die Klinik besucht, in der du gelegen hattest.“ Es gab eine kurze Slideshow von diesen Aufnahmen. Vegeta kochte. „Alle verschwommen! Das beweist nichts! Was soll das?! Was wird mir hier angedichtet?!“ Die übrigen Bandmitglieder saßen da, als wären sie Zuschauer bei einem Horrorfilm. Neben dem Sänger wand sich Goku auf der Couch. Nappa schwitzte und Radditz' Finger krallten sich in die Couchlehne. Sie machten große Augen, denn Piccolo trieb es noch weiter. „Nichts. Rein gar nichts. Kommen wir zurück zu den Tattoos. Kurz nach deinem dreißigsten Geburtstag kam ein großflächiges Motiv auf deinem linken Oberarm dazu.“ „Ein großflächiges Cover-up, um die schlimmsten Naben zu verdecken“, ätzte Vegeta. Auch dazu gab es eine Bildaufnahme. Vegetas Oberarm zierte ein großartig ausgeführter Totenschädel, dessen Schädeldecke von einem Gitarrenkopf durchstoßen wurde, der von unten in den Schädel gerammt wurde. Der Schädel hatte einen leidenden Ausdruck, die wegfliegenden Knochensplitter bildeten einen Heiligenschein. Der Gitarrenkopf hätte real sein können, so hervorragend war er ausgeführt. Bei der Gitarre handelte es sich um eine Briefsgitarre, Model Crafter. Trunks Augen wurden feucht. Seine Mutter hatte eine Briefs Crafter. Er hatte eine Briefs Crafter. Sie hatte früher fast ausschließlich auf dieser Gitarre gespielt. Mit vierzehn hatte er so lange gejammert, bis seine Mutter ihm eine besorgt hatte. Das Instrument hing seit er denken konnte über dem Kopfende ihres Bettes. Trunks presste die Zähne zusammen. Ohne dass der Junge es merkte, liefen Tränen seine Wangen hinab. Das Interview lief weiter. „Selbstverständlich.“ Piccolo räusperte sich. Er schien das Thema zu wechseln. „Bei den 5. CTV Music Awards räumten die Spaceapes vier Trophäen ab. Auch die alleinstehende Tochter des CTV-Besitzers, Bulma Briefs, war anwesend. Ich vermute, dass das Tattoo eine Reaktion auf den damaligen Abend war. Es ist das bisher einzige Event, auf das Bulma ihren Sohn mitgenommen hat. Der Junge war damals drei. Aber die Presse achtete nicht darauf, weil du an diesem Abend nicht nur Yamchu, den Frontmann der „Bandits“, vor laufender Kamera weltweit bloßstelltest, sondern auf der Aftershowparty dann auch noch das Männermodel Blue General verprügelt hast.“ Piccolo straffte sich, weil er wusste, Vegeta würde jeden Augenblick die Fassung verlieren. „Es kam zu keiner rechtlichen oder medialen Aufarbeitung. Aber Bulma hat mir mitgeteilt, dass seitdem absolute Funkstille zwischen euch herrscht. Du lehnst seit diesem Abend jedweden Kontakt mit ihr ab. Und das ist auch der Grund, warum ich dir diesen Brief überreichen soll.“ Piccolo hielt Vegeta ein Kuvert hin. Er hatte zum Schluss sehr schnell und fest gesprochen. Nun fügte er hinzu: “Ich weiß nicht, was drin steht. Aber sie sagte, es gehe um euer Kind.“ Die Band schien kolletiv den Atem anzuhalten. Die Aufnahme pausierte nicht, doch niemand bewegte sich, es gab nicht einmal ein Blinzeln. Goten öffnete und schloss mehrfach den Mund, ohne einen Ton von sich zu geben. Trunks schien erstarrt. Mit glasigem Blick folgte er dem Geschehen. Seine Hände waren zu Fäusten geballt. Piccolo hielt Vegeta noch immer den Brief hin. Das Papier zitterte leicht. Der Sänger starrte den Moderator an. Sein Blick war mörderisch, seine Reaktion völlig untypisch. Er nahm das Kuvert und zerriss es demonstrativ in zwei Teile. „Fick dich, Piccolo. Das Interview wird nicht ausgestrahlt. Der Sender und du hören von meinem Anwalt.“ Dann stand er auf und verließ wortlos die Szenerie. Was der Moderator ihm gereicht hatte, behielt er in der Hand. Piccolo legte den Kopf in den Nacken und die Hand über seine Augen. Es wirkte, als hätte ihn ein Laster überfahren. „Fuck...“ Goku sprang auf und rannte hinaus. Bevor Radditz und Nappa ausrasten konnten, endete die Aufnahme abrupt. Im Zimmer der beiden Jungen war die Zeit stehen geblieben. Goten streckte eine Hand nach seinem besten Freund aus. „Trunks? 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